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Musik ist ein Mysterium, das vielseitig auf uns wirkt und uns auch vieles aufzuzeigen vermag – nicht zuletzt über uns selbst. Während gesprochene Sprache meist nur auf der intellektuellen Ebene Informationen überbringt, so kann Musik auch unsere Gefühle ansprechen und über unser Unterbewusstsein Gedanken in uns wecken, die uns inspirieren, beflügeln und in unserer Persönlichkeitsentwicklung weiterbringen. Ja, Musik ist viel mehr, als wir denken würden. Dieses Büchlein versucht, die Wirkung von Musik auf uns, aber auch auf die Gemeinschaft, zu umkreisen, so dass wir sie nutzen können, um auf unserem Lebensweg voranzukommen. Musik hilft uns zu entdecken und zu erkennen – auf dass wir es hören können, das Lied, das in allen Dingen schläft, die da träumen fort und fort… Wer Geschmack an der Art gefunden hat, wie unbedeutende Alltagsthemen wirkungsvoll thematisiert werden können, der findet in dieser Serie noch weitere bedeutende Themenbereiche: 1. Die Wirkung von Angst auf unser Leben – Was Angst alles behindert und verunmöglicht 2. Die Wirkung von Lärm auf unser Wohlbefinden – Wie Lärm uns beunruhigt und uns Kraft raubt 3. Die Wirkung von Musik auf unsere Selbstwahrnehmung – Wie Musik uns zentriert und beruhigt 4. Die Wirkung von Bildschirmkonsum auf unser Leistungsvermögen – Wie Bildschirme uns ablenken und unsere Leistung senken 5. Die Wirkung von Sport und Bewegung auf unsere Ausgeglichenheit – Was Sport bewirkt und wann er nützt 6. Die Wirkung von Mode auf unsere Selbstachtung – Wie Mode uns beeinflusst und fremdbestimmt 7. Die Wirkung von Gewohnheit auf unsere Lebensführung – Was Gewohnheiten uns geben - und was sie uns nehmen 8. Die Wirkung von Wasser auf unsere Gesundheit – Wie Wasser nicht nur unseren Durst stillt 9. Die Wirkung von guter Luft auf unseren Körper – Wie frische Luft uns beflügelt 10. Die Wirkung von Reisen auf unsere Konzentration – Wie Reisen und Pendeln uns müde machen
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Musik als Mysterium
3. Die Melodie
4. Der Liedtext
5. Der Rhythmus
6. Die Instrumente
7. Die Menschen hinter der Musik
8. Gute Absichten hinter der Musik
9. Böse Absichten hinter der Musik
10. Die Wirkung von Musik
11. Musik wirkt auf Gruppierungen
12. Ein Hoch auf falsche Töne
13. Was Musik zum Vorschein bringt
14. Wie Musik heilt
15. Warum Musik nie verschwinden wird
16. Ausblick
17. Fazit
Michael von Känel
Band 3
Die Wirkung von Musik auf unsere Selbstwahrnehmung
Wie Musik uns zentriert und beruhigt
Teil 3 von 10
aus der Serie «Die Wirkung von…»
Copyright und Layout:
Michael von Känel, BE/Schweiz
«Tausend Künste kennt der Teufel, aber singen kann er nicht; denn Gesang ist ein Bewegen unserer Seele nach dem Licht.»
Max Bewer
Wie kommt jemand auf eine solche Aussage?
Es gab seit jeher Menschen, die haben sich über Dinge Gedanken gemacht, über die ein normaler Mensch nicht mal auf die Idee gekommen wäre, darüber nachzudenken.
Aber wer weiterkommen will als bis zum Dönerstand am Bahnhofseck, der tut gut daran, gerade über die Dinge nachzudenken, die uns so selbstverständlich und so normal erscheinen, dass wir sie ganz vergessen zu beachten.
Musik ist ein solches unscheinbares Ding. Es gibt wohl kaum jemanden, der seine Tage zubringt, ohne dass er irgendwo Musik hören oder selbst eine Melodie summen oder pfeifen würde.
Natürlich gibt es zwei Sorten von Leuten: Es gibt die grosse Gruppe, die Musik mag, teilweise gar vergöttert. Und dann gibt es die eher kleinere Gruppe, die Musik verabscheut – weil sie keinen Zugang dazu findet; oder noch nicht die Musik gefunden hat, von der auch ihre Seele berührt wird.
Und so kommt es, dass jeden Tag neue Lieder geschrieben, neue Stücke komponiert, neue Rhythmen erfunden und neue Texte erdacht werden. Und der Reichtum an Musik, den die Menschheit erschafft, wird immer grösser und reicher. Aber gleichzeitig wird er auch immer wie ärmer. Weil immer mehr Musik mit künstlichen Instrumenten über Computer produziert wird. Weil immer mehr im Studio klinisch reine Töne abgemischt werden. Wo bleibt das Husten im Hintergrund, das der Plattenaufnahme ihre Charakteristik verlieh? Wo kippt noch ein Notenständer um, so dass das perfekt performte Musikstück eine menschliche Note erhält?
Wenn wir als Menschen der Perfektion zustreben, dann schaffen wir das nur, wenn wir zuerst lernen, unsere Fehler und Mängel zu akzeptieren; und zu lieben.
Wenn irgendwo in einem Pub in Nordirland ein unscheinbares junges Mädchen ein traditionelles Lied singt, dabei nicht alle Töne trifft, und trotzdem vom Publikum reichen Applaus erntet, dann dürfte das daran liegen, dass das Mädchen mit ihrem Gesang die Herzen berührt hat. Aber gleichzeitig hat es über die falschen Töne jeder und jedem Einzelnen aufgezeigt, dass es nichts macht, wenn man nicht perfekt ist – auch nicht, wenn man etwas nicht perfekt tut. Denn solange positive Absichten hinter dem stehen, was preisgegeben wird, entsteht eine Art positive Verbindung zwischen den Menschen. Und diese Verbindung ist viel mehr wert als alle künstliche Perfektion, die uns Menschen von uns selbst und unserem Ursprung entfernt.
Wer singen oder ein Instrument spielen gelernt hat, der ist deshalb gesegnet, weil er sich auch in den finstersten Stunden seines Leben ein Licht dadurch anzünden kann, dass er Musik erklingen lässt und so der Hoffnung eine Chance gibt. Und das ist wohl das Besondere an der Musik: Sie erhebt uns; auch dann, wenn es keinen Grund mehr dazu gäbe…
Musik ist ein Mysterium. Und dieses nicht erklärbare Wunder wirkt auf uns. Immer und immer wieder. Durch Musik werden wir motiviert, inspiriert, aufgemuntert, vorwärtsgetragen, beruhigt, beschwingt, getröstet, aufgebaut, getragen und vieles mehr. In diesem Buch versuchen wir der Frage auf den Grund zu gehen, weshalb dem so sein könnte. Keine wissenschaftliche Abhandlung; bestimmt nicht. Aber Ideen und Ansätze, die zum Nachdenken und Beobachten anregen können. Und was dann daraus entsteht, soll dem gehören, der für sich eine Erkenntnis finden konnte.
Solange wir nicht genau wissen, woher das Leben kommt. Solange wir unsere eigene Seele nicht zu erfassen vermögen. Solange wir im Dunkeln tappen – dürfen wir gerne das Thema Musik auf eine Art und Weise angehen, die uns entzückt, neugierig macht und uns weiterbringt.
Viele mögen sich fragen, woher der Autor die Inhalte für dieses Buch haben mag. Das ist und bleibt ein Geheimnis. Aber wahrscheinlich ist dieses Buch hier so entstanden, wie das Zitat, mit dem wir dieses Kapitel begonnen haben…
Wer das Gute zulässt, zum Beispiel, indem er sich in Dankbarkeit durch eine wunderschöne Melodie bis in sein tiefstes Inneres berühren lässt, der wird verstehen, weshalb die Elben Lieder singen, um Bäume wachsen zu lassen oder Kranke zu heilen. Und niemals wird jemand imstande sein, zu erklären, wie das funktioniert – weil es nicht vorgesehen ist, dass solche Mysterien enthüllt werden. Wir können uns ihnen nur annähern - in grosser Achtung und Demut, versteht sich. Und dies wollen wir in diesem Büchlein versuchen. Ganz im Wissen, dass es Millionen von anderen Möglichkeiten gäbe, sich dazu auf den Weg zu machen. Aber das darf ja dann jeder für sich tun, wenn er den Eingang auf seinen eigenen Pfad gefunden hat.
Also: Machen wir uns auf den Weg, indem wir im nächsten Kapitel diese Annäherung an das Mysterium Musik wagen. Denn nur wenn wir nahe genug herankommen, können wir erkennen, wie stark Musik auf uns wirkt. Und anhand dieser Erfahrung könnte es uns möglich werden, uns selbst auf eine neue Weise zu erfahren. Denn wir sind sehr viel mehr, als dass wir glauben würden. Musik birgt die Chance in sich, auf einen Teil dessen zu stossen, was in uns schlummert und darauf wartet, erweckt zu werden…
Wenn der Prinz Dornröschen küsst, erwacht alles aus einem hundertjährigen Schlaf und beginnt zu leben. Wie genial der Prinz küsst, und wie er es angestellt hat, darüber schweigt sich das Märchen aus. Sicherlich: Küssen hat mit Liebe zu tun, und Liebe soll ja alles möglich machen. Bedienen wir uns darum dieses Einstiegs und nehmen wir an, dass Musik ähnlich wirken kann wie Liebe: Sie kann etwas in uns erwecken:
„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
Joseph von Eichendorff
Wenn sich bereits seit Generationen Philosophen, Dichter, Künstler, Wissenschaftler, Denker und Mystiker mit dem Mysterium der Musik befasst haben, wie ums Himmels Willen kommt der Autor auf die grössenwahnwitzige Idee, es selbst auch noch zu versuchen?
Nun, wir sind alles Menschen. Und als Menschen sind wir Teil der Menschheit und sind so einem stetigen Wandel unterworfen. Was vor hundert Jahren Gültigkeit hatte und verstanden wurde, wird heute nicht mehr verstanden, weil die Lebensumstände und die Menschen sich verändert haben. Oder es wird belächelt, weil man es als logische Grundlage unserer Denkweise in unseren Habitus integriert hat.
Wenn der Autor eine Buchserie mit dem Titel «Die Wirkung von…» schreibt, dann tut er dies nicht, weil er sich für etwas Besseres hält als all diejenigen, die vor ihm, neben ihm und nach ihm das Gleiche tun und versuchen. Er tut es, weil seine Art der Herangehensweise für eine bestimmte Gruppe von Lesern diejenige ist, die verstehen und erkennen lässt. Und wenn dies geschehen darf, dann hat es sich bereits gelohnt. Passiert nichts, dann hat der Autor zumindest kein Unheil angerichtet.
Gehen wir es also unkritisch an – so wie ein Lied. Wenn ein Lied erklingt, dann fragt es nicht danach, ob es gefällt oder nicht. Es klingt einfach und erweckt dort Resonanz, wo es Anklang findet.
Ein grosser Teil des Mysteriums der Musik ist in dieser Resonanz zu finden. Je nachdem, was einen Menschen beschäftigt, was er fühlt und wie er denkt, bietet er ein anderes Resonanzspektrum als ein anderes Individuum, das auf seine Art auf äussere Einflüsse reagiert und entsprechend denk und empfindet.
Der Musikgeschmack kann sich verändern. Er tut dies, indem sich ein Mensch in seinem Charakter, in seiner Lebenseinstellung und in seinen Tugenden verändert. Denn all diese Veränderungen verändern das Schwingungslevel eines Menschen, was direkten Einfluss auf seine Resonanz hat.
Wenn ein Jugendlicher andere Musik hört als seine Eltern, dann darum, weil er in eine Welt geboren wurde, die ihrerseits anders schwingt, als sie dies tat, als die Eltern das Licht der Welt erblicken durften. Alles untersteht einem Wandel. Alles verändert sich. Somit ach die Art von Musik, die Art wie sie erschaffen wird und wie sie klingt.
Und dennoch gibt es Melodien, die auch nach über hundert Jahren noch immer die Herzen von Menschen berühren. Und es gibt Lieder, die noch immer ihre Botschaft zu überbringen vermögen. Wenn Marlene Dietrich das Lied «Sag’ mir wo die Blumen sind» singt, und zu diesem Lied ein Bild eines Soldatenfriedhofes gezeigt wird, dann spielt es keine Rolle, ob sich dieser Friedhof in Verdun, Srebrenica, Arlington oder in der Ukraine befindet. Wer das Lied hört und einen Soldatenfriedhof sieht, der erkennt. Und dem wird immer so sein.
Aber wir sind dem Mysterium der Musik auf der Spur, nicht den roten Flecken in der Weltgeschichte. Und wir wollen herausfinden, welche positiven Wirkungen Musik auf uns hat und warum. Darum verlassen wir den Aspekt der Vergangenheit, den Musik auch immer mit sich trägt, und versuchen zu verstehen, wie es möglich sein kann, dass Musik zu einem Mysterium werden kann.
Es dürfte daran liegen, dass Musik etwas zum Ausdruck bringt, was für unseren Verstand nicht auf logische und klare Weise erfassbar ist.
Eine Abfolge von Klängen verschiedener Tonhöhe und verschiedener Länge versetzt Energien aller Art in Schwingung. Und weil hinter einer Melodie ein Mysterium steht, und weil hinter einem Liedtext Dichtkunst wirkt, und weil Musik von Menschen gemacht wird, dürfte ein Musikstück eine Verbindung der verschiedenen Königreiche darstellen, was alles miteinander in Einklang bringt.
Energetisch gesehen schwingt Musik nicht nur in Form von akustischen Schallwellen, sondern auch in Form von Wellen, die wir über unsere höheren Energiekörper wahrzunehmen imstande sind. Und so wird es möglich, dass Musik Emotionen und Gedanken zu transferieren vermag, ohne dass der Intellekt eines Menschen dazu nötig ist. Ein trauriges Lied erweckt Trauer und Mitleid im Zuhörer, weil seine Schwingungen im Astralkörper des Zuhörers auf Resonanz treffen. Und da wir auch noch einen Mentalkörper, einen Kausalkörper und einen buddhischen Körper haben, vermag Musik uns Dinge zu überbringen, die wir mit unserem Verstand niemals zu erfassen vermögen, die wir aber trotzdem wahrnehmen und unbedingt wahrnehmen müssen; denn es ist das, was wir nicht verstehen, was unser Leben lebenswert macht. Und es ist auch das, was uns menschlich bleiben und menschlich handeln, fühlen und denken lässt.
Musik dürfte ein Mittel sein, die Menschen als Individuum, aber auch in ihrer Gesamtheit, dorthin zu lenken, wo das Gute zuhause ist. Und auch wenn es rechtsradikale, nationalistische, schwarzmagische oder menschheitsverachtende Musikstile und Richtungen gibt, so hat doch mal ein zu seiner Zeit weit bekannter Mann gesagt, dass die geistigen Helfer es sogar über solche Musik schaffen, die guten Anteile der Menschenseele in einem Menschen aufleben zu lassen; weil Musik wohl das für die Menschen wahrnehmbare Gegenstück zum Schwarz der Boshaftigkeit und Vernichtung darstellt.
Ob wir negativ konnotierte Musik hören, oder ob wir uns lieber erbaulichen Musikarten hingeben, das entscheiden wir selbst. Tatsache ist, dass wir es nicht mehr nötig haben, Musik anzuhören, die kriegstreibende Absichten hegt oder die Menschen in ihrer Daseinsberechtigung verletzt. Vielmehr bietet Musik uns die Möglichkeit, uns über sie in ungeahnte Höhen zu erheben. Dann, wenn aus einem Klang in unserem Kopf eine ganze Ouvertüre wird, dann, wenn eine Melodie unser Herz tanzen und unsere Gefühle wie Schmetterlinge aufwirbeln lässt, dann sind wir dem Glück auf Erden durch Verbindung zum Himmel sehr nahe. Musik verbindet! Das dürfte wohl der Ursprung des Mysteriums sein. Musik verbindet mit dem, was war, was ist, und mit dem, was sein wird. Gleichzeitig verbindet sie das Schaffen der Menschen auf allen Ebenen. Vom Instrument, das aus Holz gebaut wird, über das Musikstück, das komponiert wird, bis hin zum Künstler und zum Zuhörer fliessen in der Musik so viele Errungenschaften der Menschheit zusammen, dass das Resultat davon nur gut sein kann. Denn selbst wenn sie der Gitarrenbauer keine Mühe gegeben hat, so hat er dennoch etwas erschaffen, das klingt. Und das ist allemal noch besser, als gar nichts zu erschaffen oder destruktive Dinge zu bauen wie etwa Waffen. Und wenn das Musikstück öde, langweilig und wenig emotional ist – es ist dennoch ein Musikstück! Niemand kann ihm seine Existenz absprechen. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass es irgendwo auf Erden jemandem gibt, dem dieses Musikstück in irgendeiner Form hilft, mit seinem Leben oder einem einzelnen Lebensumstand besser fertig zu werden. Und wenn der Künstler so singt, wie das Mädchen im nordirischen Pub, dann werden sich manche Zuhörer erfreuen, und andere werden sich lächerlich machen. Die einen haben bereits erkannt, dass wir alles nur Menschen sind. Die anderen dürfen früher oder später erkennen, dass wir uns nur lächerlich machen, wenn wir unsere eigenen Makel noch nicht anzunehmen gelernt haben.
Musik ist ein Mysterium. Wir werden dieses niemals zu ergründen vermögen. Aber wir können uns ihm annähern. Vielleicht ist dies in diesem Kapitel bereits in Bezug auf den einen oder anderen Aspekt gelungen. Aber Annäherung verlangt nach vielen Herangehensformen. Und so wollen wir uns in den folgenden Kapiteln den einzelnen Bestandteilen der Musik und ihrer Wirkung auf uns widmen; auf, dass wir noch mehr erfahren, um damit die Wirkung auf uns zu optimieren und vor allem auch, um sie nutzen zu lernen.
Eine Melodie ist ein Phänomen. Sie entsteht dadurch, dass Töne in verschiedener Tonhöhe und unterschiedlicher Länge aneinandergereiht werden. Und somit sind unendlich viele Kombinationen möglich.
Man kann zwar eine Melodie mit Hilfe der Notenschrift aufschreiben und festhalten. Aber dennoch entsteht bei jeder Wiedergabe dieser aufgeschriebenen Melodie eine neue Interpretation, da niemals jeder Musiker oder Sänger die Melodie im gleichen Tempo spielt, die Noten gleich lang aushält und auch die Tonhöhe niemals ganz die Gleiche ist. Nur Computer oder Audioaufnahmen können eine Melodie immer genau gleich wiedergeben. Aber Menschen machen bei jeder Aufführung eine neue Variante aus der altbekannten Melodie. Und darum spricht wohl Live-Musik auch unsere Emotionen oft viel stärker an als Konserven-Musik.
Wir stellen also fest, dass eine Melodie immer nur ein Entwurf einer Tonerzählung darstellt, dass jede Interpretation aber zu einer eigenständigen musikalischen Daseinsform führt, die einzigartig ist. Und wenn wir jetzt davon ausgehen, dass unser Noten- und Tonsystem auf Halb- und Ganztönen basiert, und dass unsere Instrumente nach festen Vorgaben harmonisiert oder temperiert gestimmt werden, dann erkennen wir, dass man noch viel mehr Musikarten und Melodien entstehen lassen könnte, wenn man sich von diesen festen Vorgaben lösen und neue Frequenzen und Tonkombinationen ausprobieren würde.
Aber da hätten wir es dann mit dem Problem der Gewohnheit zu tun: Wir Menschen gewöhnen uns sehr schnell an Gegebenes und wollen dann immer wieder das Gleiche. Und so täten wir uns wohl mit anders gestimmten Instrumenten und mit Melodien, in denen zum Beispiel Vierteltöne vorkommen würden, sehr schwer. Unser Gehör wäre sich nicht gewohnt, so fremd klingende Melodien als schön und harmonisch zu empfinden.
Aber so weit wird es wohl gar nie kommen. Denn es ist kein Zufall, dass unsere Instrumente nach bestimmten Vorgaben gestimmt sind und unser Gehör Ganz- und Halbtonleitern bevorzugt, die nach bestimmten Regeln aufgebaut sind: Es geht nämlich um die Frequenzen und ihr Zusammenspiel.