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Alles ist nur Spaß und Spiel – bis sich jemand verliebt.
Riley ist gutaussehend, charmant, als Arzt sehr erfolgreich – und die Frauenherzen fliegen ihm zu. Als beim wöchentlichen Kneipen-Quiz zwei Kollegen ausfallen, bringt sein bester Freund seine Zwillingsschwester Daisy mit in die Runde. Riley ist von Daisy begeistert, sie lässt sich allerdings von seinem Gehabe überhaupt nicht beeindrucken und stiftet ihn zu einer privaten Wette an. Und das ist erst der Anfang von zwei sehr gegensätzlichen Playern, die es lieben zu gewinnen ...
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Seitenzahl: 339
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Alles ist nur Spaß und Spiel – bis sich jemand verliebt
Riley ist gutaussehend, charmant, als Arzt sehr erfolgreich – und die Frauenherzen fliegen ihm zu. Als beim wöchentlichen Kneipen-Quiz zwei Kollegen ausfallen, bringt sein bester Freund seine Zwillingsschwester Daisy mit in die Runde. Riley ist von Daisy begeistert, sie lässt sich allerdings von seinem Gehabe überhaupt nicht beeindrucken und stiftet ihn zu einer privaten Wette an. Und das ist erst der Anfang von zwei sehr gegensätzlichen Playern, die es lieben zu gewinnen ...
Whitley Cox ist an der kanadischen Westküste geboren und aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und unterrichtete zeitweise in Indonesien, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrte. Heute ist sie mit ihrer Highschool-Liebe verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.
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KAPITEL ZWANZIG
DAISY
KAPITEL EINUNDZWANZIG
RILEY
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
DAISY
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
RILEY
EPILOG — Zwei Jahre später …
RILEY
Impressum
Lust auf more?
Heute Abend war nicht die richtige Zeit für Ersatzspieler. Die LA Kings ließen während der Playoffs auch nie die Reservemannschaft spielen, da konnten wir es uns erst recht nicht leisten, an einem Abend wie heute Amateure einzusetzen.
Ich zog an dem abgewetzten Messingtürgriff des Old Emerald Pub in der Innenstadt von Seattle und trat beiseite, um Greg vor mir eintreten zu lassen. »Wenn du schon nicht weißt, wie sie aussieht oder was sie beruflich macht, kannst du mir dann wenigstens sagen, ob sie gut quizzen kann? Dir ist schon klar, dass das hier für mich quasi wie die WM ist, oder? Das große Finale, Kings gegen Rangers. Das achtzehnte Loch, zwei unter Par.«
Greg stieß ein Lachen aus, nickte der Frau am Empfang zur Begrüßung zu und schritt dann durch den schummrig beleuchteten Kellerraum auf einen freien Tisch mit vier Plätzen zu. »Ich glaube nicht, dass Emily sie eingeladen hätte, wenn sie nicht gut quizzen könnte. Schließlich weiß sie, wie wichtig das Spiel heute für uns ist.«
Ich setzte mich auf einen der Stühle mit Blick auf die Bühne. Es wurde Zeit, dass ich mich konzentrierte.
Der Pubquizabend war für mich kein Spiel. Im Gegenteil: Ich nahm das Ganze verdammt ernst.
In diesem Jahr war unser Team – das neben Greg und mir aus zwei weiteren Arztkollegen bestand – noch ungeschlagen, doch da Filip Renny und Will Colson gerade ein Jobangebot von Ärzte ohne Grenzen in Afrika angenommen hatten, waren wir nur noch zu zweit.
Es war ziemlich schwer, sich darüber aufzuregen, dass sie uns im Stich ließen, wenn sie stattdessen Gaumenspalten operierten und Kinder in abgelegenen Dörfern impften, um sie vor Kinderlähmung und anderen schlimmen Erkrankungen zu schützen.
Was allerdings nicht hieß, dass ich ihre Namen nicht im Stillen vor mich hin knurrte. Wir kamen jetzt seit Januar hierher, wann immer wir freitagabends keinen Dienst hatten (wofür wir möglichst oft sorgten), und während der letzten fünfeinhalb Monate hatten wir uns innerhalb der Pubquizgemeinde einen Namen gemacht.
Normalerweise wäre die Tatsache, dass unser Team auf zwei geschrumpft war, keine Katastrophe gewesen – Greg und ich schlugen uns auch allein ganz gut –, aber diesmal traten wir gegen ein Team vom anderen Ende der Stadt an. Die Jungs hatten von unserem Erfolg gehört und beschlossen, das Spiel mit einer freundschaftlichen Wette ein bisschen anzuheizen. Fünfhundert Dollar und die Übernahme der Getränkerechnung lagen im Pott. Mit Filip und Will an unserer Seite wäre der Sieg ein Kinderspiel gewesen, doch nachdem wir nur noch zu zweit antraten, war ich weit weniger zuversichtlich. Und die Tatsache, dass mich irgendetwas nervös machte, nervte mich fast so sehr wie die Vorstellung, gegen ein paar Anwälte von der anderen Seite der Stadt zu verlieren.
Ich war mir nicht mal sicher, ob ich es getränketechnisch jetzt schon so richtig krachen lassen sollte – weil das andere Team sowieso verlieren und die Rechnung zahlen würde –, oder ob ich mich lieber zurückhalten und darauf vertrauen sollte, dass im – wenn auch unwahrscheinlichen – Falle unserer Niederlage mein gutes Karma eingreifen und mich vor dem Ruin bewahren würde.
»Blond, brünett oder rothaarig?«, fragte ich, während ich mich an der Schüssel Erdnüsse auf unserem Tisch bediente und anfing, Schalen zu knacken. »Ich kenne doch Emily. Hier geht’s nicht nur darum, dass wir beim Pubquiz gewinnen … Das ist eindeutig eine Verkupplungsaktion. Sie arbeitet mit einem Haufen Typen zusammen, da hätte sie auch einen von denen einladen können, aber nein – sie bringt eine Frau mit.«
Greg sah mich an wie ein Unschuldslamm und lächelte schlicht.
»Deine Schwester liebt es, Amor zu spielen.« Ich steckte mir eine Erdnuss in den Mund und kaute darauf herum. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war irgendeine Frau, die sich einen Arzt angeln wollte und mich mit ihren hoffnungsvollen Rehaugen von meinem Ziel ablenkte, heute Abend zu gewinnen. »Sehe ich etwa so aus, als bräuchte ich Hilfe bei der Partnersuche? Ich meine, echt jetzt?«
Greg verdrehte die Augen so stark, dass fast nur noch das Weiße zu sehen war.
»Genau, der großartige, heiße Doktor wickelt sie natürlich alle um den Finger«, meldete sich eine verstellte tiefe Stimme hinter uns zu Wort, bevor ich einen Klaps auf den Hinterkopf erhielt. »Gott, du bist echt so von dir eingenommen.« Im nächsten Moment ließ sich Emily auf den Stuhl zwischen mir und ihrem Zwillingsbruder fallen.
Ich hob den Blick in ihre Richtung und wollte gerade zu einem witzigen Konter ansetzen, als meine Zunge plötzlich zu doppelter Größe anschwoll und verzweifelt den Ausgang zwischen meinen Lippen suchte, anstatt sich auf das Bilden von Wörtern zu konzentrieren.
Hinter Emily starrte mich ein Paar leuchtend blauer Augen an, und darunter verzogen sich volle Lippen zu einem strahlenden Lächeln, eingerahmt von unzähligen Sommersprossen. Ihr ganzes Gesicht war damit bedeckt, wie ein Himmel voller Sterne. Erdbeerblonde Wellen flossen weich um ihr herzförmiges Gesicht, während sie den Rest ihres Haars mit irgendeiner seltsamen Klemmenkonstruktion auf ihrem Kopf festgesteckt hatte.
»Riley, das hier ist meine Freundin Daisy. Daisy, das ist Riley, ein Freund meines Bruders, seines Zeichens auch Assistenzarzt der Chirurgie, der genau weiß, dass er wie ein milchgesichtiges Unterwäschemodel aussieht, und dementsprechend gerne zum selbstgefälligen Arsch mutiert. Davon abgesehen hat er ein Faible für billiges Bier und teuren Scotch und ist widerlich ehrgeizig beim Quizzen.« Emily wedelte mit der Hand zwischen Daisy und mir herum. Dann fing sie den Blick einer Kellnerin auf und winkte sie zu uns an den Tisch, bevor sie wieder mich ins Visier nahm. »Habe ich dich gut beschrieben, Ry?«
»›Don Juan‹ hast du vergessen«, fügte Greg mit einem fiesen Grinsen hinzu.
In meinem Innern wand sich alles, während Emily auf ihren Bruder deutete und nickte. »Genau. Und ›Schönling‹, daher auch euer Spitzname für ihn im Krankenhaus: ›der schöne Don Juan‹.«
Bah, ich hasste es, als Schönling bezeichnet zu werden.
Die Zwillinge sollten endlich ihre verdammte Klappe halten.
Mit einem amüsierten, aber gleichzeitig wachsamen Gesichtsausdruck setzte Daisy sich neben mich. »Und? Stimmt das alles, was Emily gesagt hat?«
Ich rang nach Worten. Mir musste dringend etwas einfallen. Etwas Gutes, Kluges. Ich hatte das Zeug dazu. Ich war Chirurg an einer der besten Kliniken im Pazifischen Nordwesten. Ich konnte gut mit Worten umgehen, verfügte über einen ansehnlichen Wortschatz.
Aber in diesem Moment fehlten sie mir, und das Einzige, was ich zustande brachte, war ein tiefes, mürrisches: »Jepp.«
O Mann.
Ihre Wangen röteten sich, wodurch ihre Sommersprossen noch mehr zur Geltung kamen. »Da ist aber kein Argument dabei, das für dich spricht. Weder als Freund noch als Teamkollegen oder sonst irgendwas.«
Sonst irgendwas?
Dann war das also tatsächlich ein Verkupplungsversuch. Hab ich’s doch gewusst. Die verdammte Emily mischte sich einfach zu gern in alles ein. Andererseits war Greg genauso – ich konnte also nicht ausschließen, dass er bei dieser Aktion seine begabten Chirurgenfinger mit im Spiel hatte.
Ich öffnete den Mund zu einer Antwort, doch genau wie wenige Sekunden zuvor kam nichts heraus. Daisys erwartungsvoller Blick lastete zu schwer auf mir.
»Was kann ich euch zu trinken bringen?«, fragte die Kellnerin, die in diesem Moment in ihrer schwarzen Uniform an unseren Tisch trat, den Stift schon über dem Block gezückt. Der Pub füllte sich langsam, und es war schwer, über das Stimmengewirr und die Musik hinweg jemanden zu verstehen. Sobald das Quiz anfing, würde es ruhiger werden.
»Ein Papst Blue Ribbon«, sagte ich und drehte mich dann zu Daisy um, weil ich endlich die Sprache wiedergefunden hatte. »Das einzige Bier, das ich trinke. Es erinnert mich daran, stets bescheiden zu bleiben.«
Emily und Greg verdrehten ihre babyblauen Augen.
Aus Daisys Mund drang ein Schnauben, doch sie lächelte dabei, und in ihren blauen Augen – die wesentlich dunkler waren als die der Zwillinge – lag immer noch dieses fast magische Funkeln. »Ich hätte gerne einen Wodka Soda mit einem Stück Limette. In einem großen Glas und mit extra Eis, bitte.«
Emily bestellte sich eine Cola mit Rum, während Greg sich für einen Whisky Tonic entschied. Essen würden wir später – jetzt mussten wir erst mal unsere Strategie festlegen.
Ich setzte mein Quizgesicht auf und wandte mich an Daisy. »Wie gut ist deine Allgemeinbildung?«
Emily und sie tauschten amüsierte Blicke aus, und dabei tanzten ihre Augen hin und her wie bei zwei Menschen, die gerade ein ausführliches Gespräch miteinander führten, ohne auch nur ein verdammtes Wort zu sagen.
Frauen waren erschreckend gut darin.
Schließlich riss Daisy ihren Blick von Emily los und richtete ihn stattdessen – wenn auch recht beiläufig – auf mich, bevor sie ihn durch den Rest des Pubs schweifen ließ. Dann zuckte sie die Achseln. »Ziemlich gut.«
Das reichte mir nicht. Ich brauchte mehr. Immerhin stand bei der heutigen Quizrunde viel auf dem Spiel. »Ach ja? Und was heißt ›ziemlich‹?«
Wieder hob sie eine Schulter und schüttelte leicht den Kopf. »Das heißt, dass ich schon als Kind gerne Jeopardy geschaut habe. Tue ich heute noch. Ich bin ziemlich gut in Geografie und Pop. Zum Beispiel kenne ich jedes Lied von den Spice Girls auswendig.«
Aus Emilys Richtung kam ein grunzendes Geräusch, woraufhin Daisy ihr erneut einen Blick zuwarf und lächelte.
Ihre Aussage stärkte nicht gerade mein Vertrauen darin, dass wir diese Runde gewinnen würden. In den drei Jahren, in denen ich nun schon am Pubquiz teilnahm, war noch keine einzige Frage zu den Spice Girls gestellt worden.
Tat sie absichtlich so bescheiden? »Was machst du beruflich?«, setzte ich mein Verhör fort.
Bitte sag, dass du Astrophysikerin oder Professorin für Wirtschaftswissenschaften bist. Ich würde mich sogar mit »Sammlerin und Fan alter Bücher über amerikanische Geschichte« zufriedengeben.
Wobei sie mir nicht wie eine Sammlerin vorkam. Eher wie jemand, der die Essensverpackungen vom Bestellservice in die Recyclingtonne warf und nicht zu schiefen Papptürmen aufstapelte – für den Fall, dass sie irgendwann mal die Lust zum Basteln überkam.
Andererseits hatten viele Leute irgendwelche geheimen Marotten, mit denen man nie rechnen würde. Vielleicht war sie in Wirklichkeit ein Messie, mit Bergen von Verpackungsmüll in der Wohnung, durch die sich bereits ganze Horden von Ungeziefer fraßen.
Davon abgesehen wollte ich mich nicht wie ein Arschloch aufführen, auch wenn Emily und Greg mir gerade mit ihren Blicken signalisierten, dass ich genau das tat. Es stand nur, wie gesagt, sehr viel auf dem Spiel beim heutigen Quiz, und ich musste einfach sichergehen, dass wir Gewinnerpotenzial in der Mannschaft hatten.
»Ich arbeite in einer Partnervermittlung«, beantwortete Daisy meine Frage und straffte die Schultern, woraufhin ihre Brüste gegen den Stoff der ärmellosen weißen Baumwollbluse drängten, die sie anhatte. Als sie hereingekommen war, hatte ich ihrem Outfit keine große Beachtung geschenkt. Ihr Gesicht und ihr Lächeln hatten mich so aus dem Konzept gebracht, dass ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte, doch in diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass sie Stil und Geschmack besaß. Sie trug eine dunkle Jeans, die sich so eng an ihren Körper schmiegte, dass sie genauso gut hätte aufgemalt sein können; dazu schwarze Riemchensandalen mit Absätzen und eben diese Bluse, unter der sich mit ziemlicher Sicherheit ein roter Spitzen-BH versteckte.
Ich musste dringend aufhören, ihre Brüste anzustarren.
Moment, hatte sie gerade gesagt, dass sie als Partnervermittlerin arbeitete?
Ich stöhnte auf.
Gott.
»Partnervermittlung?«, hakte ich nach und schaffte es nicht, den vorurteilsbeladenen Unterton aus meiner Stimme zu entfernen. Besonders taktvoll war ich noch nie gewesen.
Ich hatte zwar das passende Ego für meine Arbeit als Chirurg, aber ich bekam öfter zu hören, dass ich noch an meinem Pokerface arbeiten müsse. Tja, niemand ist perfekt.
»Und wie hat man sich das vorzustellen? Du triffst dich mit irgendwelchen Leuten, und die geben dir Geld dafür, dass du ihnen Dates verschaffst? Gibt es dafür nicht kostenlose Apps?« Mir entfuhr ein amüsiertes Grunzen, doch ich bereute es noch im selben Moment: Daisys Augen verdüsterten sich, und sie zog die Brauen zusammen.
»So was in der Art«, sagte sie in einem Tonfall, der mich an den meiner Mutter erinnerte, wenn ich als Kind nicht ins Bett gewollt und ihr damit den letzten Nerv geraubt hatte.
»Aha, und machst du das so nebenbei, oder kann man mit Partnervermittlung tatsächlich Geld verdienen?«
In diesem Moment brachte die Kellnerin unsere Getränke, und ich genehmigte mir direkt einen Schluck von meinem Bier. Vielleicht war ich in dieser Beziehung etwas seltsam veranlagt, aber nichts war so erfrischend und nostalgisch für mich wie ein ordentlich kühles Glas Pabst Blue Ribbon. Die Marke hatte mich durch meine gesamte College- und Famulaturzeit begleitet. Mit PBR hatte ich einige harte Zeiten überstanden und diverse fantastische Momente gefeiert. Und jetzt, da ich endlich Geld verdiente, konnte ich mich doch nicht einfach davon abwenden.
Während ich mein Bier wieder auf dem Tisch abstellte, warf ich Daisy einen Blick zu. Ich wartete immer noch auf ihre Antwort. Seit ich sie gefragt hatte, ob ihr Business rentabel sei, hatte sie nichts mehr gesagt. Überlegte sie sich gerade irgendetwas Kluges nach dem Motto, dass es ihr gar nicht ums Geld gehe, sondern darum, anderen Menschen dabei zu helfen, die wahre Liebe zu finden?
Daisy stellte nun ebenfalls ihr Glas zurück auf den Tisch, und im nächsten Moment hörte ich das Geräusch von Eiswürfeln, die zwischen Zähnen zermalmt wurden. Mir fiel ein kleines Muttermal auf ihrem rechten Handrücken auf, direkt unterhalb ihres Daumens. Es hatte die Form eines Herzchens, ungefähr so groß wie ein Fünf-Cent-Stück, und war ziemlich süß. »Mein letzter Algorithmus befindet sich noch in der Betatestphase, aber die bisherigen Ergebnisse sind ziemlich vielversprechend. In diesem Jahr konnten wir unseren Umsatz verdoppeln, und ich habe drei weitere Vollzeitbeschäftigte eingestellt. Die Prognosen für nächstes Jahr sehen eine Verdreifachung unserer diesjährigen Einnahmen vor. Mir gehört eine Eigentumswohnung, und ich habe bereits alle meine Studentendarlehen beglichen. Mir geht’s also ganz gut. Und wie läuft es bei Ihnen, Herr Doktor? Schon die Gebühren fürs Medizinstudium zurückgezahlt, oder stecken wir noch bis zum Hals in Schulden?«
Ihr selbstsicheres Lächeln und die herausfordernd hochgezogene Augenbraue entlockten mir ein breites Grinsen, bevor ich den Kopf in den Nacken warf und ein lautes Lachen ausstieß. »Tut mir leid. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man mit Partnervermittlung Geld verdienen kann, aber da hab ich mich wohl gründlich geirrt. Und wie kann ein Singlemann wie ich deine Firma beauftragen? Habt ihr eine Webseite? Wie heißt die Firma?«
»Daisys Partnermagnet«, antwortete sie knapp. Ich konnte die Mauer, die sie gerade um sich aufbaute, förmlich sehen, und ihre Verteidigungshaltung war eindeutig.
Mist.
Ich legte die Hände auf den Tisch und beugte mich vor. »Also zahle ich euch was, und ihr schickt mir dann die Handynummern von irgendwelchen Frauen zu?«
Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie eine professionelle Partnervermittlerin kennengelernt, und die Tatsache, dass sie offensichtlich viel Geld damit verdiente, machte mich neugierig: Ich wollte unbedingt wissen, wie sie die passenden Partner für ihre Kunden auswählte.
Vielleicht war das hier doch kein Verkupplungsversuch. Vielleicht war die Begegnung mit Daisy ein Zeichen, dass ich endlich mein Dating-Profil bei einer anderen App löschen und anfangen sollte, mich um eine richtige und dauerhafte Beziehung zu kümmern. Vielleicht hatte ich gerade genau die passende Person gefunden, die mir dabei helfen konnte. Für eine angemessene Bezahlung, versteht sich.
Es sei denn …
Schnell schob ich den verrückten Gedanken beiseite, der mir gerade durch den Kopf ging, bevor er sich dort noch festsetzte. Ich war nicht hier, um eine Freundin zu finden, sondern um einem Haufen von Anwälten das Geld aus der Tasche zu ziehen, und jetzt, da zwei unserer Stammmitglieder nicht da waren, musste ich mich umso mehr auf das Spiel konzentrieren. Als mein Blick jedoch erneut Daisys Lächeln auffing, überkam mich plötzlich eine ganz ungewohnte Form von Unsicherheit. Nur ein Schluck Bier, und ich war schon so benebelt im Kopf, als hätte ich gerade ein ganzes Sixpack runtergestürzt.
Ihre Stimme hatte allerdings die gleiche Wirkung auf mich wie ein Klaps auf den Hinterkopf, und sie holte mich abrupt in die Realität zurück. »Du zahlst deinen Beitrag, füllst einen sehr umfangreichen, sehr persönlichen und fast schon intimen Fragebogen aus, und dann suchen wir in unserer Datenbank potenziell passende Frauen für dich heraus. Die jeweiligen Kandidatinnen müssen uns aber erst grünes Licht geben, sonst bekommst du als Mann bei uns weder die Telefonnummer noch einen Einblick in das entsprechende Profil. Nicht mal ein Foto. Und wenn die Frau Interesse hat, arrangieren wir ein erstes Treffen an einem sicheren öffentlichen Ort und statten sie mit einem Fluchtplan aus, falls sie sich unsicher fühlt und das Date unauffällig beenden will. Das machen wir bei jedem ersten Date so.«
Anerkennend stieß ich einen Pfiff aus. »Das nenne ich mal ordentlichen Kundenservice.«
»Deshalb verlange ich auch den entsprechenden Preis, weil mir das Glück und die Sicherheit meiner Klientinnen sehr wichtig sind. Meine App ist kein herkömmliches Datingportal. Sie ist für Leute gedacht, die wirklich Zeit und Geld investieren wollen, um jemanden zu finden, mit dem sie zusammenpassen.«
»Und wie kamst du darauf?« Sie sprach wieder mit mir – das war schon mal ein Fortschritt. Wobei sie immer noch frostig war: Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und durchbohrte mich fast mit ihren Blicken, während sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte.
»Ich habe einen Master in Psychologie mit Statistik im Nebenfach und einen Master in BWL. Ich habe ein geniales Team von Computerspezialisten engagiert, das meinen Algorithmus weiterentwickelt, und ich arbeite außerdem mit professionellen Paartherapeuten zusammen, die mir dabei helfen, die passenden Partner für meine Klientinnen zu finden. Das Meiste erledigt zwar der Algorithmus, aber bevor wir die entsprechenden Profile der Männer an die Frauen weitergeben, gehen die Berater sie erst noch durch, um sicherzustellen, dass die Paare auch wirklich zusammenpassen. Ich bin ›darauf gekommen‹, weil es mir Spaß macht, Leute zusammenzubringen, und weil ich gut Menschen einschätzen kann. Wir haben eine Erfolgsrate von vierundachtzig Prozent. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem upgedateten Algorithmus in einem Jahr sogar auf sechsundachtzig Prozent kommen werden.«
Gott. Jetzt kam ich mir vor wie ein echter Idiot. Sie wusste wirklich, was sie da tat.
»Kann ich den Fragebogen ausfüllen?«
»Das wären dann fünfhundert Dollar«, entgegnete sie prompt.
Ungläubig riss ich die Augen auf.
»Fünfzehnhundert, wenn du eine Frau wärst.«
Ach du Scheiße. Ich stieß den Atem so heftig aus, dass meine Lippen vibrierten und ich ein bisschen so klang wie ein schnaubendes Pferd. »Du erkennst doch sicher sofort, wenn du jemanden triffst – auch wenn es nur eine oberflächliche Begegnung ist –, ob derjenige passt, oder?«
Ihre kristallblauen Augen verengten sich, und ein finsterer Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. »Worauf willst du hinaus?«
Ich hob die Hände und schenkte ihr mein Markenzeichenlächeln, mit dem ich die Schwestern bei mir im Krankenhaus mit zuverlässiger Regelmäßigkeit zum Erröten brachte. Daisy schien allerdings immun dagegen zu sein. »Na, du und ich zum Beispiel. Wie würden wir laut deines sehr umfangreichen, sehr persönlichen, fast schon intimen Fragebogens zusammenpassen?«
Daisy errötete immer noch nicht. Sie lächelte auch nicht zurück. Stattdessen bedachte sie mich mit einem direkten Blick und gelangweilten Gesichtsausdruck, der mir eine Gänsehaut verursachte. Gleichzeitig fing mein Puls an zu rasen. »Ich kann Ihnen jetzt und hier zu hundert Prozent versichern, dass Sie, Herr Doktor Selbstgefällig, und ich absolut und überhaupt gar nicht zusammenpassen.«
»Nicht zusammenpassen?« Ich ruckte zu ihr herum. »Absolut und überhaupt gar nicht? Zu hundert Prozent? Also, wenn du mich fragst, klingt das ziemlich extrem. So extrem, dass du das meines Erachtens nur mit einem Algorithmus belegen kannst. Und was soll eigentlich dieser Spitzname? Herr Doktor Selbstgefällig? Das passt mir, ehrlich gesagt, gar nicht.«
»Dafür passt der Name aber sehr gut zu dir«, mischte Greg sich grinsend ein und erntete dafür einen finsteren Blick von mir.
Daisy verdrehte nur die Augen. »Du hast mich doch gerade gefragt, ob ich anhand einer ersten Begegnung beurteilen könnte, ob zwei Menschen zusammenpassen oder nicht. Und in diesem Fall kann ich das.«
»Aber ›absolut‹? Und ›überhaupt gar nicht‹? Wie gesagt, das klingt ziemlich extrem. Ich meine, du bist wahnsinnig attraktiv, und ich bin …«
Greg stieß ein Grunzen aus.
»Du bist was?«, hakte Emily nach und blickte mich mit einem unverschämten Grinsen an, während sie sich das dunkelbraune Haar hinters Ohr strich.
»Ich bin kein hässliches Monster, wollte ich sagen. Du hast mich doch gerade erst vor Daisy als Schönling bezeichnet. Oder ist euer dämlicher Spitzname für mich ironisch gemeint?«
Die Zwillinge lachten in sich hinein und tranken gleichzeitig einen Schluck von ihren Drinks.
Ich beachtete sie nicht weiter und wandte mich stattdessen wieder Daisy zu. »Außerdem sind wir beide ähnlich gebildet. Was du nämlich nicht weißt, ist, dass ich auch Statistik im Nebenfach hatte. Gib mir eine Aufgabe in Stochastik, und du machst mich glücklich … Ich vermute auch mal, dass wir etwa im gleichen Alter sind. Mag sein, dass ich ein paar Jahre älter bin als du, aber das Alter ist auch nur eine Zahl. Und davon abgesehen möchte ich auch irgendwann heiraten und eine Familie gründen. Na, was sagst du nun?«
Sie nickte kaum merklich, doch mir fiel es trotzdem auf.
Schließlich zuckte ich die Achseln, lehnte mich in meinem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander, bevor ich mein kaltes Glas Bier an die Lippen setzte. »Wir passen also nicht absolut nicht zusammen.«
»Ich brauche keinen Algorithmus, um zu wissen, dass der Computer uns beide anhand unserer Fragebögen nicht verlinken würde. Ich kann nämlich Arroganz nicht ausstehen, und du bist definitiv arrogant.« Resolut blies sie sich ihre erdbeerblonden Stirnfransen aus dem Gesicht, während sie mich mit einem Blick fixierte, der wohl einschüchternd sein sollte. Ihr Problem war nur, dass sie verdammt süß aussah, wenn sie sich ärgerte.
Sie wirkte eher wie ein Kind, das einen wütenden Erwachsenen spielte. Wobei an ihr nichts Kindliches war – abgesehen von ihrer Größe vielleicht. War sie überhaupt einen Meter sechzig? Da ich gesessen hatte, als sie angekommen war, konnte ich es nicht genau einschätzen, aber ich hatte den Eindruck, dass Emily sie um einiges überragt hatte, als sie nebeneinander hergegangen waren, und Emily war nicht gerade eine Hünin. Ungeachtet ihrer Körpergröße war Daisy allerdings ganz Frau. Sexy Frau. Sie war schlank, aber an genau den richtigen Stellen kurvig, was ihre Weiblichkeit und Sinnlichkeit noch hervorhob. Sie mochte klein und zierlich sein, dafür war ihre Persönlichkeit umso größer.
Kein Wunder, dass sie mir auf Anhieb gefiel.
Erneut hob ich die Schultern, unfähig, das Thema ruhen zu lassen. »Die meisten Ärzte sind arrogant. Wobei wir den Ausdruck ›selbstsicher‹ vorziehen. Würdest du dich nicht auch besser fühlen, wenn du wüsstest, dass der Mensch, der dir den Blinddarm rausnimmt, von seinen chirurgischen Fähigkeiten überzeugt ist?«
»Daisy an Hirn: Augenverdrehen einleiten, bitte«, sagte sie, während sie Emily einen Seitenblick zuwarf. »Diese ganze ›Wir spielen Gott‹-Mentalität ist so was von abtörnend. Ihr rettet Leben und bewahrt Menschen im letzten Moment vor dem Tod – und deshalb habt ihr das Recht, euch so aufzuführen, als wärt ihr was Besseres?«
Grinsend sah ich sie an. »Ja, so was in der Art. Ich meine, wie viele Leute kennst du, die anderen Menschen das Leben retten? Hmm?«
»Ich mag’s einfach nicht, wenn jemand arrogant ist oder zu selbstsicher. Und ich mag erst recht keine Männer, die sich entweder für Gott persönlich halten oder denken, sie seien Gottes Geschenk an die weibliche Hälfte der Menschheit.«
»Ich hab mich noch nie als Gottes Geschenk an die Frauen bezeichnet. Erzählt man sich das etwa über mich?« Es machte mir Spaß, sie zu provozieren und zuzusehen, wie sich zuerst ihre Wangen färbten, bevor die Röte bis zu ihrem Haaransatz hochstieg und sich dann anschließend blitzschnell über ihren Hals und ihre Brust ausbreitete. Sie wäre eine echt schlechte Pokerspielerin. Mir wäre sofort klar, ob sie ein gutes oder schlechtes Blatt hatte oder nur bluffte. Die Frau war so was von gläsern. Man sah ihr jede Gefühlsregung direkt an. Und gerade war sie nicht nur extrem sauer, sondern auch erregt. Ihre geblähten Nasenflügel und geweiteten Pupillen verrieten sie.
»Ich hab ziemlich viel Übung darin, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale zu erkennen. Ich muss also nicht hören, dass du dich als Gottes Geschenk an die Weiblichkeit bezeichnest, um zu wissen, dass du dich dafür hältst.«
»›Anzunehmen‹, meinst du wohl. Du nimmst an, dass ich mich dafür halte. Und wir wissen alle, was passiert, wenn Leute etwas nur annehmen.«
***
»Der Einzige, der hier was annimmt, bist du«, blaffte ich, lehnte mich in meinem Stuhl zurück und warf Riley einen nur halb amüsierten Blick über den Rand meines Glases zu, bevor ich einen Schluck trank. Mein Wodka Soda mit Limette fühlte sich kühl und erfrischend an auf meiner Zunge.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich Riley, alias Doktor Selbstgefällig, nicht attraktiv fand. Doch es war wie mit dem Sonnenaufgang: schön anzusehen, aber trotzdem nervig, wenn er um fünf Uhr früh durch meine Jalousien drang und mich aufweckte. Mit Riley verhielt es sich ähnlich: schön, aber nervig, und zweifellos jemand, den ich knurrend mit einem Kissen bewerfen würde, wenn er mich morgens vor meiner Zeit wecken würde.
»Wir sollten noch was zu essen bestellen«, sagte ich, »bevor das Quiz anfängt. Also, ich kann ja gleichzeitig Nachos in mich reinstopfen und andere Teams in Grund und Boden spielen – wir Frauen sind schließlich Meisterinnen des Multitaskings.«
»Wo du recht hast …« Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schnappte Emily sich die Speisekarte.
Ich ergriff die Gelegenheit und spähte unauffällig zu Riley hinüber, während ich sehr intensiv die Speisekarte studierte. Er hatte seinen Blick nicht einmal von mir abgewandt.
Im Gegenteil: Er durchbohrte mich regelrecht damit.
Brennend heiß.
Trotzdem lag kein Ärger darin.
Nein.
Nicht mal ein Funke.
Der heiße Doktor sah mich an, als hätte ich gerade genau das Richtige gesagt und er plante bereits unsere Flitterwochen und die Feier unserer Diamantenen Hochzeit.
In diesem Moment tippte der Mann auf der Bühne mehrmals gegen das Mikro, und die Musik verstummte. »Okay, liebe Damen und Herren, non-binäre und genderfluide Anwesende, seid ihr bereit für ein kleines Quiz?« Beim letzten Wort wurde er so laut, dass er fast schon schrie.
Doch er erreichte, was er wollte: Das Publikum brach in Begeisterungsstürme aus. Riley reckte eine Faust in die Luft und stieß einen Schlachtruf aus.
»Sehr schön. Wie ich höre, wurden bereits einige Wetten abgeschlossen, und mittlerweile hat sich ein ernstes Duell zwischen unseren amtierenden Gewinnern, Rezept gegen das Verlieren – an dieser Stelle reckten Riley und Greg beide ihre Fäuste in die Luft und jubelten erneut –, und den Herausforderern entwickelt, dem Team Recht und Gewinn vom Hawk’s Pub am anderen Ende der Stadt.«
»Sind das etwa Anwälte?«, fragte Emily und verzog leicht das Gesicht.
Auf Gregs und Rileys Mienen war der gleiche Ausdruck von Verärgerung zu erkennen, während sie nickten. »Jepp, eingebildete Arschlöcher – und obendrein auch noch Strafverteidiger.« Greg schauderte. »Diese Wichser sorgen dafür, dass die bösen Buben nicht ins Gefängnis kommen.«
»Nachdem ihr ihnen die Kugeln aus den Schusswunden rausoperiert und damit das Leben gerettet habt«, gab Emily stichelnd zurück.
Greg bedachte seine Zwillingsschwester mit einem finsteren Blick. »Wir haben einen Eid geschworen. Da dürfen wir nicht entscheiden, wer leben darf und wer sterben muss. Das ist nicht unsere Baustelle.«
Ergeben drehte Emily ihre Handflächen nach oben. »Ups, habe ich da etwa einen Nerv getroffen, kleiner Bruder?«
Greg hob die Augen zur Decke. »Du bist gerade mal fünf Minuten älter als ich.«
Kichernd streckte Emily ihm die Zunge heraus, bevor sie sich wieder mir zuwandte. »Hast du Lust, den gemischten Vorspeisenteller für zwei mit mir zu teilen? Calamari, überbackene Kartoffeln, Nachos und Chicken Wings?«
Das klang himmlisch, lecker und so, als müsste ich morgen früh im Fitnessstudio beim Spinning acht Kilometer mehr auf dem Rad zurücklegen.
Als Emily die Kellnerin zu uns herüberwinkte, drehte ich mich zu Riley um. Während der letzten Minuten war er ziemlich still geworden, und ich fragte mich, ob er sich nur aufs Quiz konzentrierte oder es einen anderen Grund für sein Schweigen gab. Seinem Blick nach zu urteilen, der meinen Puls zum Rasen brachte und ein Kribbeln auf meinem ganzen Körper auslöste, war er eher aus einem anderen Grund verstummt.
»Habt ihr euer Team wirklich Rezept gegen das Verlieren genannt?«, fragte ich, um die wachsende Spannung zwischen uns zu durchbrechen, bevor daraus noch etwas anderes wurde als wettkampfmäßiger Ehrgeiz – etwas, das eher in eine sexuelle Richtung ging zum Beispiel.
»Also, ich find’s gut«, sagte er achselzuckend. »War meine Idee. Filip wollte Ärzte ohne Verluste, aber ich fand, das klingt, als wären wir Ärzte, die noch nie einen Patienten verloren haben, und das stimmt einfach nicht.« Die Ernsthaftigkeit und der Schmerz in seinen Augen trafen mich direkt ins Mark, und bevor ich noch wusste, was ich tat, hatte ich schon die Hand ausgestreckt und sie auf seinen Arm gelegt. Irgendwie reagierte mein Körper heute Abend dauernd, ohne das vorher mit meinem Hirn abzusprechen. Das musste dringend aufhören.
Sein Blick glitt hinunter zu meiner Hand auf seinem Arm, und im nächsten Moment verzogen sich seine Lippen zu einem selbstgefälligen Lächeln, für das ich ihm am liebsten eine verpasst hätte.
»Na ja, Rezept gegen das Verlieren ist ja auch nicht schlecht. Wobei man eher denkt, dass ihr Jungs Apotheker oder Köche seid.« Schnell zog ich meine Hand weg, als hätten sich die Haare auf seinem Arm plötzlich in Elektroden verwandelt und mir einen Stromschlag versetzt. »Wenn ich Chirurgin wäre, hätte ich eher so was gewählt wie Team Messerscharf, Auf Leben und Tod oder Operation Gelungen.«
»Oder wie wär’s mit Geflickt und zugenäht«, klinkte Emily sich in unsere Unterhaltung ein, nachdem sie unsere Essensbestellung bei der Kellnerin abgegeben hatte. Die wurde nun von Greg in Beschlag genommen. »Oder Die Superärzte? Unser Halbmarathon-Team auf der Arbeit hieß Bewegungskünstler.« Die letzte Bemerkung brachte ihr ein grunzendes Lachen von ihrem Bruder ein.
Im Gegensatz zu Greg, der genau wie Riley als Chirurg arbeitete, war Emily Physiotherapeutin – meine Physiotherapeutin. Dadurch hatten wir uns kennengelernt. Nach einem Autounfall vor etwas mehr als sechs Monaten war ich zu Emily in die Praxis gekommen, um etwas gegen meine Nackenschmerzen zu unternehmen, die dank ihrer Hilfe vollkommen verschwunden waren. Irgendwann hatten wir uns regelmäßig zum Laufen verabredet, und mittlerweile würde ich sie als eine meiner besten Freundinnen bezeichnen. Daneben arbeitete ich daran, einen Partner für sie zu finden – in meiner Freizeit natürlich und ohne ihr Wissen. Also Pst.
»Ich denke, wir bleiben bei Rezept gegen das Verlieren«, sagte Riley, bevor er bei der Kellnerin einen Burger und noch ein Bier bestellte. »Wir dürfen immer noch Rezepte ausstellen, und außerdem haben wir unserem Namen bisher immer alle Ehre gemacht.«
»Okay, ich darf dann jeweils ein Mitglied aus jedem Team hier nach vorne bitten, damit mein bezaubernder Assistent Cash eure Teamnamen aufschreiben und die Teilnahmegebühr kassieren kann«, verkündete der Typ mit dem Zwirbelbart, der Fliege und den Hosenträgern ins Mikro. Wieso fiel mir seine Aufmachung erst jetzt auf? Er sah aus wie die klassische Definition eines Hipsters.
Emily nahm sich ihre Handtasche und sprang auf. »Ich erledige das. Ich stehe auf Cash.« In ihren Augen lag ein freches Funkeln, als sie mir einen Blick zuwarf. »Geht euch nicht an die Gurgel, solange ich weg bin, okay?«
»Das kann ich nicht versprechen«, rief ich ihr hinterher und beobachtete, wie Cash – ein Bild von einem Mann mit grauen Augen, dunkelblondem Haar und Muskeln, die den Stoff seines T-Shirts zum Spannen brachten – ihr entgegensah.
Durchaus möglich, dass ich später allein nach Hause gehen musste. Zum Glück war es eine laue Mainacht, und ich wohnte nur etwa sechs Blocks entfernt.
Ich wandte mich wieder den verbliebenen beiden Männern am Tisch zu, doch Riley war der Einzige, der mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Greg unterhielt sich gerade mit einer hübschen Rothaarigen vom Nachbartisch, und dass zwischen den zweien ein heißer Flirt lief, war in etwa so unübersehbar wie die Chinesische Mauer aus dem All. Riley dagegen starrte mich direkt an und musterte mich ganz unverhohlen.
Ich musste meine ganze Willenskraft aufbringen, um nicht auf meinem Stuhl hin und her zu rutschen.
Zum Glück kam Emily wieder zurück und strahlte übers ganze Gesicht, während sie eine Klingel auf die Tischplatte legte, wie man sie sonst eher an Hotelrezeptionen fand. »Er ist Drummer, malt, macht Kampfsport und arbeitet als Buchhalter«, erzählte sie schwärmerisch. »Ich glaube, ich habe mich verliebt.«
»Das passt überhaupt nicht zu ihm«, befand Riley und löste endlich seinen Blick von mir. »Buchhalter sind langweilig, aber der Kerl sieht nicht aus wie ein Langweiler.«
»Er macht die Buchhaltung für die Seahawks«, stellte Emily klar.
»Wow«, entfuhr es Riley. »Dann mach nicht mit ihm Schluss, bevor ich nicht bei mindestens einem Spiel in der VIP-Lounge gesessen habe.«
»Ich habe gar nicht vor, mit Cash Schluss zu machen. Ich überlege mir schon Namen für unsere Kinder: Delilah Joy und Ashton Rogue.«
»Und was ist, wenn du zwei Mädchen oder zwei Jungs bekommst?«, fragte ihr Bruder, ohne sich die Mühe zu machen, seinen ironischen Tonfall zu verbergen – oder die Augenbrauen unten zu halten.
»Delilah Joy und Miriam Hope oder Ashton Rogue und Soren Danger.« Meine Freundin nippte an ihrer Rum-Cola, ohne den Blick von Cash abzuwenden. Als er ihr zuzwinkerte, zwinkerte sie zurück, und ihre Wangen verfärbten sich. »Es macht dir doch nichts aus, nachher allein nach Hause zu gehen, oder, Daise?«
»Passt schon«, gab ich trocken zurück.
»Das sind echt furchtbare Namen«, murmelte Greg vor sich hin, bevor er einen Schluck von seinem Whisky trank. »Mom würde durchdrehen, wenn du dein Kind ›Danger‹ nennen würdest.«
»Mom hat auch einen total langweiligen Geschmack, was Namen angeht«, sagte Emily. »Gregory Michael und Emily Jane. Laaangweilig! Das einzig Coole ist unser Nachname: Castle. Aber Cashs Nachname ist sogar noch cooler.«
»Wieso? Heißt er etwa Cool?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber du bist dicht dran. Er heißt Cash Wolfe.«
»Klingt wie ein Pornostar«, meinte Greg ausdruckslos.
»Du musst es ja wissen, schließlich schaust du die dauernd«, konterte Emily. »Ich glaube, ich würde einen Doppelnamen annehmen. Emily Jane Wolfe-Castle. Klingt das nicht toll?«
»Hallo«, unterbrach Riley die Unterhaltung mit einem Räuspern. »Es ist zwar immer wieder eine Freude, mir das kindische Gezanke der Castle-Zwillinge anzuhören, vor allem an meinem einzigen freien Abend in dieser Woche …«
»Irgendwie witzig, dass er sich ums Geld kümmert und Cash heißt, oder?«, sagte Greg zu der Rothaarigen vom Nebentisch, während er heiße Blicke mit ihr austauschte. Dann stieß er ihr den Ellbogen in die Rippen und schmunzelte amüsiert: »Das wäre ungefähr so, als hättest du irgendeinen Vornamen mit was Rotem – wie Scarlet oder Ruby oder so.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ich heiße Ruby.«
»Und das ist ein wunderschöner Name«, beeilte Greg sich zu sagen. »Ich bin Greg, von Beruf Chirurg, und ich glaube, der Rubin ist mein Geburtsstein. Das ist ja, als wären wir füreinander bestimmt«, fügte er hinzu und streckte die Hand aus. Die schöne Rothaarige mit den langen Wimpern ergriff sie lächelnd.
»Juli?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Ganz genau. Am achtzehnten Juli erblickte Gregory Michael Castle das Licht der Welt. Gesund und munter und damals schon ein super Typ.«
Emily verdrehte die Augen, doch Ruby schien Gregs Charme vollkommen erlegen zu sein. Kopfschüttelnd beugte Emily sich zu mir vor. »Sollen wir eine Runde Shots holen, bevor das Quiz anfängt?«
Begeistert nickte ich. Mir war jetzt schon klar, wie dieser Abend ausgehen würde: Egal, wer von uns das Duell gewinnen würde – Riley oder ich –, Emily würde sich die ganze Zeit über auf Cash konzentrieren, und Greg war fest entschlossen, heute noch in Rubys Bett zu landen. Das hieß, ich war quasi allein am Tisch mit Doktor Selbstgefällig, seinen schokoladenbraunen Augen, seinem überheblichen Grinsen und seinen heißen Blicken.
Na toll!
Ding.
Ich: »Montevideo.«
Zwirbelbartmann (auch als Trevor bekannt): »Richtig! Ein Punkt an Rezept gegen das Verlieren. Nächste Frage: Was ist der medizinische Begriff für die Entfernung der Gallenblase?«
Was war denn das für eine blöde Frage?
Ding.
Riley: »Cholezystektomie. Hab erst gestern eine vorgenommen.« Sein breites, arrogantes Grinsen machte mich wütend.
Trevor: »Noch ein Punkt für Rezept gegen das Verlieren.«
Ich warf Doktor Selbstgefällig einen finsteren Blick über den Tisch zu.
Doch er hob nur eine Schulter. »Wir spielen im selben Team. Vergiss das nicht.«
Trevor: »Nächste Frage: Pommes mit Käse und Bratensoße bezeichnet man in Kanad…«
Ding.
Ich: »POUTINE!«
Trevor: »Punkt an Rezept gegen das Verlieren.«
Überlegen streckte ich Riley die Zunge raus. »Ich bin Kanadierin. Wenn ich das nicht beantworten könnte, würden meine Ahnen von den Toten auferstehen und mich bis in alle Ewigkeit heimsuchen.«
Jetzt war es an Riley, die Augen zu verdrehen.
Trevor trank einen Schluck von seinem Bier. »Erste Pause für heute, Leute. Esst, trinkt und habt Spaß. Ich hole mir jetzt auch eine Kleinigkeit, und in zwanzig Minuten geht’s weiter.« Damit sprang er von der Bühne und nickte den Umstehenden lächelnd zu, während er auf die Theke zusteuerte.
»Gar nicht schlecht«, befand Riley und setzte sein Glas an die Lippen. »Mit unnützem Wissen kennst du dich anscheinend aus.«
»Überrascht? Oder eingeschüchtert?« Ich hob eine Schulter und nahm einen Nacho von Emilys und meinem Teller.
Riley zog die Augenbrauen hoch. »Beeindruckt würde ich eher sagen.«
Ich ließ die Schulter wieder sinken und schob die Brust leicht vor, während ich in seinem Kompliment badete – allerdings nicht zu lange. Riley dagegen heftete seinen Blick direkt auf meine Brüste und riss ihn erst wieder los, als ich mich räusperte.
Lächelnd sah er auf und zwinkerte mir zu. »Lust, das Ganze ein wenig … interessanter zu gestalten?« Er nahm sich ein paar Pommes von seinem Teller und tunkte sie in eine Pfütze aus Ketchup, bevor er sie sich in den Mund steckte.
»Inwiefern? Willst du etwa um Geld wetten?« Emily und ich tauschten einen Blick aus, und das Zucken um ihre Mundwinkel sagte mir, dass Riley etwas anderes im Kopf hatte.
»Um ein Date«, verkündete er, noch während er auf seinen Pommes herumkaute und direkt nach den nächsten griff.
Mir klappte die Kinnlade herunter, und von meinem Nacken breitete sich ein unangenehmes Kribbeln bis in meine Zehen aus. »Was?«
Ich sollte mir schnellstens einen Termin beim HNO-Arzt besorgen und meine Ohren durchchecken lassen. Ich hätte schwören können, dass er mich gerade um ein Date gebeten hatte.
Wieder hob er die Schultern. »Geh wenigstens einmal mit mir aus, damit ich dir beweisen kann, dass ich nicht so ein arrogantes Arschloch bin, wie du denkst.«