Dorian Hunter 131 - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 131 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

Etwa fünfzig Meter vor uns tauchte plötzlich ein rattenähnliches Geschöpf auf. Es blieb stehen, hob den Kopf und starrte uns an.
Ich hob den Spiegel hoch, und der Rattenmensch wich ängstlich zurück. Als jedoch nichts geschah, stieß er ein paar zischende Laute aus.
»Ihr entkommt mir nicht!«, brüllte er. »Ich, Trigemus, der Sohn der Ratten, werde euch langsam töten. Euer Tod wird mir und meinen Gefährten Freude bereiten.«
Ich blickte mich verzweifelt um. Flucht war unmöglich.
Die Rattengeschöpfe hatten uns umringt ...

Auf dem Weg zum Berg der Berge bekommen Dorian, Coco und Olivaro es mit neuen, unerwarteten Gefahren zu tun. Welches Geheimnis verbirgt der unheimliche Sohn der Ratten?


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Seitenzahl: 141

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

SOHN DER RATTEN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach der Mumie des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos.

Eine neue Gefahr zieht am Horizont auf: Der ehemalige Fürst der Finsternis Olivaro, ein Januskopf, erklärt, dass seine Artgenossen von der Parallelwelt Malkuth eine Invasion der Erde planen. Im Tempel des Hermes Trismegistos erhält Dorian einen Hinweis auf das Wirken von Janusköpfen in Indien. Dort bekämpfen sich die beiden Sekten der Padmas und der Chakras bis aufs Blut. Während die parapsychisch begabten Padmas dem Padmasambhawa Bodhisattwa folgen, dienen die Chakras den Janusköpfen, in denen selbst der Erzdämon Luguri, Olivaros Nach-Nachfolger als Oberhaupt der Schwarzen Familie, eine Gefahr sieht. Unga, Reena und Don Chapman erreichen die Feste des Padma. Dorian, Coco und Olivaro versuchen auf dem Umweg über Malkuth zum Padma vorzustoßen. Eine der größten Gefahren dort sind die Psychos, verdrängte Aggressionen der Menschen, die sich auf der Januswelt manifestieren. Die kleine Rosemarie Wagner, die es nach Malkuth verschlagen hat, wird von Dorian wohlbehalten zu Hause abgeliefert. Dabei ist der Dämonenkiller auch seinen eigenen Psycho Lillom losgeworden. Nun macht er sich mit Coco und Olivaro auf den Weg zum Berg der Berge, dem größten Heiligtum Malkuths.

SOHN DER RATTEN

von Neal Davenport

Nicht schon wieder, dachte Dunja Dimitrow entsetzt und riss die Augen weit auf.

Ihre Hände ließen das Besteck sinken und umkrallten die Tischkante. Langsam senkte sie den Blick und stierte den Teller an, auf dem ein halb verzehrter Ossetrina Saliwnaja lag.

»Schmeckt Ihnen der Fisch nicht, Genossin?«, erkundigte sich Dr. Leonid Jewutschenko, der ihr gegenübersaß und sie nicht aus den Augen ließ.

Das hübsche schwarzhaarige Mädchen blickte den Parapsychologen an und lächelte verkrampft. Ihre dunkelbraunen Augen waren starr und schienen durch ihn hindurchzusehen.

»Sie kommen mir schon seit einigen Tagen verändert vor, Genossin«, sprach Jewutschenko weiter.

Seine gedehnte Stimme drang wie durch einen dicken Vorhang zu ihr. Genossin war das einzige Wort, das sie verstanden hatte. Er war einer der wenigen, der diese Anrede verwendete; die meisten Wissenschaftler sagten Genossin nur, wenn es unbedingt notwendig war.

1. Kapitel

Dunja schob den Teller zur Seite, griff nach den Zigaretten und steckte sich eine an. Sie saß an einem Tisch im großen Speisesaal des Alexander-Nimskij-Instituts und blickte jetzt Jewutschenko an. Er trug eine randlose Brille, die seine dunkelblauen Augen betonte. Das kastanienbraune Haar hatte er extrem kurz geschnitten. Sein Gesicht war rund und die Nase platt und breit. Er war so wie Dunja vierundzwanzig Jahre alt und hatte seit einiger Zeit ein Auge auf die hübsche Suggestologin geworfen.

»Es geht schon«, flüsterte Dunja und sog an der Zigarette.

»Was ist mit Ihnen los, Genossin? Ich mache mir Sorgen um Sie. Sie sollten sich gründlich untersuchen lassen.«

Dunja versuchte wieder ein Lächeln, das aber kläglich misslang. Seit ein paar Tagen verfolgten sie die unheimlichen Albträume, die in einer ihr unbegreiflichen Fantasiewelt spielten, die voll von grauenhaften Monstern war. In diesen furchtbaren Träumen kamen aber auch Menschen vor, immer wieder die gleichen, von denen sie die Namen kannte und an deren Schicksal sie lebhaften Anteil nahm. Manchmal schien ihr, als würde es sich gar nicht um Albträume handeln; ein paarmal hatte sie den Eindruck gewonnen, es wäre alles real, was sie vor ihrem geistigen Auge zu sehen bekam, und bis zum heutigen Tag hatte sie es nicht gewagt, mit irgendjemandem über diese Träume zu sprechen.

Ihre Lider wurden schwer. Sie drückte die Zigarette aus.

»Ihr Finger zittert ja, Genossin!«

Wieder strömten die unheimlichen Empfindungen auf Dunja ein. Ein gequältes Seufzen kam über ihre farblos gewordenen Lippen. Ihre volle Brust hob sich rascher.

Sie wusste ganz genau, dass sie nur noch kurze Zeit dem Ansturm der Albträume standhalten konnte. Ruckartig schob sie den Stuhl zurück und stand auf. »Bis später, Genosse Jewutschenko!«

»So warten Sie doch!«, sagte der Wissenschaftler überrascht und stand auf.

Doch Dunja hörte nicht auf ihn. Rasch lief sie zwischen den Tischreihen auf die hohe Ausgangstür zu. Einige neugierige Blicke folgten ihr.

In der Garderobe riss sie ihren Mantel an sich, hängte ihn sich über die Schultern und lief zum Aufzug. Sie hatte Glück. Im letzten Augenblick betrat sie die Kabine, lehnte sich an die Wand und strich sich langsam mit der rechten Hand über die heiße Stirn. Aus der Innentasche des Mantels zog sie eine Wollmütze, die sie sich über den Kopf stülpte.

Zwei Minuten später verließ sie das Institut. Sie knöpfte den schweren Pelzmantel zu und rannte auf eines der in der Nähe liegenden Wohnhäuser zu.

Es war dunkel. Nur der matte Schein der Peitschenlampen erhellte die breiten Wege. Der festgestampfte Schnee knirschte unter ihren kniehohen Stiefeln.

Hoffentlich schaffe ich es bis zu meiner Wohnung, dachte sie verzweifelt.

Vor zwei Tagen war sie auf einer Toilette zusammengebrochen und erst nach einer Stunde erwacht. Die Vorstellung, hier im Schnee umzukippen, war alles andere als angenehm.

Sie lief keuchend weiter. Ihr Atem hing wie eine kleine, weiße Wolke vor ihrem Gesicht. Die beißende Kälte ließ ihre Augen tränen.

Erleichtert atmete sie auf, als sie das Haus betrat. Sie ging langsam auf einen der Aufzüge zu. Alles vor ihren Augen flimmerte. Sie hörte Stimmen um sich, verstand aber kein Wort davon.

Nur undeutlich bekam sie mit, dass sie den Aufzug betrat und im fünften Stockwerk ausstieg.

Ihre Bewegungen waren ruckartig. Das Stampfen der Stiefel auf dem Boden hallte überlaut in ihren Ohren.

Vor ihrer Wohnungstür blieb sie stehen. Sie suchte nach dem Schlüssel und fand ihn endlich. Mit letzter Kraft sperrte sie die Tür auf, taumelte in die winzige Diele und schloss die Tür hinter sich.

Schwer atmend blieb sie stehen und ließ den Mantel zu Boden fallen.

Nach ein paar Sekunden betrat sie das kombinierte Wohn- und Schlafzimmer. Ohne das Licht anzudrehen, ließ sie sich auf einen Stuhl sinken, schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten.

Die Umgebung um sie herum veränderte sich. Sie fiel in einen eigenartigen Zustand, den sie sich selbst nicht erklären konnte. Es war kein Schlaf – doch sie war auch nicht wach. Es war ein unbeschreiblicher Zustand, der ihr nur wenig Freude bereitete.

Sie sah einen giftgrünen Himmel. Unmenschliche Schreie dröhnten in ihren Ohren; und sie sah seltsame Gestalten.

Es dauerte nur wenige Augenblicke, und das Bild wurde deutlicher.

Dunja stöhnte in ihrem tranceartigen Zustand leise. Vor sich erblickte sie plötzlich das Gesicht eines schwarzhaarigen Mannes, das sie seit mehr als vierzehn Tagen täglich in ihren Albträumen gesehen hatte.

»Dorian Hunter«, flüsterte sie leise.

Der schwarzhaarige Mann blieb stehen und blickte sich um. Er runzelte die Stirn und strich sich über das mit Bartstoppeln übersäte Gesicht. Seine grünen Augen blickten misstrauisch umher.

Neben Dorian Hunter erkannte Dunja die Gefährtin des Dämonenkillers. Cocos langes, pechschwarzes Haar war verfilzt, klebrig und schmutzig. Ihr Gesicht mit den hohen Backenknochen wirkte müde und abgespannt. Deutlich waren ihr die Anstrengungen der vergangenen Tage anzumerken.

Hinter Dorian Hunter und Coco Zamis schritt Olivaro her, der einen menschlichen Körper hatte, doch sein Gesicht war unmenschlich. Es hatte lange gedauert, bis sich Dunja an den Anblick des grünblau leuchtenden Totenkopfgesichtes gewöhnt hatte.

Dunjas Gedanken verwirrten sich. Alles hatte vor etwa vierzehn Tagen begonnen.

Sie hatte gerade ein Bad nehmen wollen, als sie den ersten Albtraum erlebt hatte. Irgendetwas hatte ihren Körper gelähmt. Ein seltsamer Geruch war im Bad gewesen, und unsichtbare Hände hatten nach ihr gegriffen. Vor ihren Augen war plötzlich alles schwarz gewesen, und sie hatte wispernde Stimmen gehört, leise und unverständlich. Nach wenigen Augenblicken hatte sie eine schemenhafte Gestalt gesehen, die im Nichts zu schweben schien. Die Stimme in ihrem Kopf war lauter geworden, und Dunja hatte sich vorgestellt.

»Ich heiße Dunja Dimitrow«, hatte sie gesagt.

Die Stimme in ihrem Kopf war dann deutlicher zu verstehen gewesen.

»Ich werde mich bald bei euch melden«, hatte die Stimme gesagt. »Vielleicht erteile ich euch Befehle, die euch vollkommen unsinnig erscheinen werden. Ihr müsst sie befolgen. Habt ihr mich verstanden?«

Dunja hatte nicht mehr antworten können. Die Stimme war plötzlich nicht mehr zu hören gewesen, und die Lähmung war von ihrem Körper abgefallen.

Und seither hatte sie diese Träume gehabt. Meistens während der Nacht. Doch seit drei Tagen kamen die Träume auch tagsüber; und sie erlebte sie immer heftiger und intensiver.

An die ersten Albträume konnte sich Dunja nur undeutlich erinnern. Sobald sie erwacht war, hatte sie das meiste wieder vergessen gehabt.

Langsam entspannte sich das Mädchen. Ihre festen Brüste hoben sich kaum merkbar. Ihr Herz schien langsamer zu schlagen. Ein sanftes Rauschen war in ihren Schläfen. Das Bild vor ihr wurde deutlicher.

»Wir haben es geschafft«, sagte Olivaro. »Das ist der Berg der Berge.«

Vom Berg der Berge war immer wieder die Rede gewesen, doch Dunja wusste noch immer nicht, was sich hinter diesem Namen verbarg.

Ich fühlte mich dreckig, müde und völlig groggy. Seit wann wir uns auf dieser verfluchten Welt befanden, wussten wir nicht mehr. Wir hatten jedes Zeitgefühl verloren, und unsere Uhren gingen höchst ungenau; was auch kein Wunder war bei der starken magischen Ausstrahlung, die auf Malkuths Oberfläche herrschte.

Hergekommen waren wir, um eine Spur des Padma zu finden, mit dem der Kontakt auf der Erde abgerissen war. Doch bis jetzt hatten wir diesbezüglich keinen Hinweis bekommen.

Olivaro schien die Strapazen der vergangenen Tage relativ gut überstanden zu haben, während Coco – so wie ich – kurz vor dem Zusammenbruch stand. Lange konnten wir uns auf dieser Albtraumwelt nicht mehr behaupten. Das war mir völlig klar.

Coco sah aus, als wäre sie seit Wochen nicht mehr aus ihren Kleidern gekommen. Ich sah um nichts besser aus als sie. Mein Haar war verklebt, und mein Bart wucherte üppig.

Doch unser Aussehen war meine geringste Sorge. Die Nahrungsmittel gingen langsam dem Ende zu. Ich würde mich bald wieder mit Alain Leclet in Verbindung setzen müssen.

Jeder Gedanke fiel mir in dieser unheimlichen Welt schwer, und ich sehnte mich nach einem weichen Bett. Der Wunsch, sich einfach fallen zu lassen und zu schlafen, war in den letzten Stunden fast übermächtig geworden. Den giftgrünen Himmel, der sich wolkenlos über die trostlose Landschaft spannte, konnte ich einfach nicht mehr sehen. Auf dieser verdammten Welt wurde es praktisch nie richtig dunkel. Nur gelegentlich herrschte eine Art Dämmerlicht, doch es wurde nie dunkler als in einer Sommernacht auf Island. Alle paar Minuten zuckten magische Blitze auf uns zu, die aber durch die Kraft meines Ys-Spiegels abgewehrt wurden und wirkungslos in den Boden rasten.

Am liebsten hätte ich dieser Welt noch in dieser Sekunde den Rücken gekehrt, doch das war leider nicht möglich. Diese Albtraumwelt mit ihren grauenhaften Schrecken zerrte ganz ordentlich an meinen Nerven.

Während des Übertritts von der Erde zur Januswelt hatte ich auf unerklärliche Weise Kontakt mit vier Menschen gehabt, die nun auf magische Weise mit mir verbunden waren.

Gene Stafford, der junge Student aus London, und Alain Leclet, der bösartige fette Barbesitzer aus Paris, hatten mir bereits des Öfteren geholfen; auf ihre Hilfe wollte ich nur noch in äußersten Notfällen zurückgreifen.

Rosemarie Wagner, das achtjährige Mädchen aus Wien, war nun wieder wohlbehalten bei ihrer Mutter. Mit Rosemarie wollte ich mich auf keinen Fall nochmals in Verbindung setzen. Das hätte wahrscheinlich böse Folgen für das Mädchen gehabt. Sie hatte genug schreckliche Dinge in den vergangenen Tagen erlebt.

Als Hilfe blieb mir also nur noch Dunja Dimitrow, mit der ich bis jetzt noch keine Verbindung aufgenommen hatte.

Unser Ziel war der Berg der Berge, das größte Heiligtum der Janusköpfe. Nach Olivaros Worten sollten wir dort einen Hinweis auf den Padma finden. Doch Olivaro war mir in den vergangenen Tagen immer suspekter geworden. Ich traute dem ehemaligen Herrn der Schwarzen Familie nicht. Meiner Meinung nach verfolgte er seine eigenen Ziele. Er hatte mir zwar eine Menge Informationen über die Januswelt geliefert, aber über einige Themen wollte er nicht sprechen; sie waren tabu für ihn.

Die Landschaft, durch die wir schritten, war trostlos. Sie erinnerte mich etwas an die unzähligen Lavafelder, die ich auf Island kennengelernt hatte.

Seit ein paar Stunden waren wir von keinem Monster und keinem Januskopf mehr behelligt worden.

Ich wankte stur vorwärts. Coco ging an meiner Seite, Olivaro bildete den Abschluss. Während ich so verdrossen dahinstapfte und nur gelegentlich den Kopf hob, dachte ich wie schon so oft darüber nach, was ich alles über Malkuth wusste.

Malkuth wurde aus neun sogenannten Häusern gebildet, die nichts anderes als gewaltige Lebewesen darstellten, die so groß wie Kontinente waren. Ob es sich bei diesen Häusern um Planeten handelte, das konnte mir nicht einmal Olivaro sagen. Zusammen bildeten diese neun gewaltigen Organismen die Welt Malkuth. Innerhalb dieser Häuser herrschten die Janusköpfe; dort konnten sie auch die Ausstrahlungen kontrollieren. Ganz anders war es mit der Oberfläche von Malkuth. Hier herrschte das Chaos. Der Boden – Gestein, Sumpf oder Wüste – war nichts anderes als eine Schmutzkruste auf dem Körper der neun Riesengeschöpfe. Gelang es einem, diese Kruste zu durchdringen, so gelangte man in das Innere der Häuser. Die Gewässer, die Berge und alles andere auf der Oberfläche waren Ausscheidungen der Riesenwesen.

Die Oberfläche Malkuths war die Welt der Psychos – Geschöpfe, die von Menschen der Erde ohne ihr Wissen geschaffen wurden – und der entarteten Janusköpfe, den Kretins. Normale Janusköpfe wagten sich nur äußerst selten auf die Oberfläche, da hier die Kraft ihrer Magie nicht voll wirksam werden konnte.

Von Olivaro wusste ich, dass der Ys-Spiegel, den ich an einer Kette vor der Brust trug, von Malkuth stammte. Vor vielen Tausend Jahren hatte sich dieses Amulett im Berg der Berge befunden und die chaotischen Kräfte außerhalb der Häuser stabilisiert. Seit dieses Amulett aber verschwunden war, herrschte hier das totale Chaos.

»Dorian Hunter!«

Ich blickte mich überrascht um. Hatte nicht eben eine weibliche Stimme meinen Namen gerufen? Das war mir in den vergangenen Tagen schon zweimal passiert. Wahrscheinlich meine überreizten Nerven, dachte ich, ohne diesem Vorfall eine größere Bedeutung beizumessen.

Wir stapften unverdrossen weiter, obzwar mir jeder Schritt schwerfiel. Meine Beine und Füße schmerzten, und ich wäre für eine kurze Rast recht dankbar gewesen.

Nach ein paar Schritten blieb Olivaro stehen.

»Wir haben es geschafft«, sagte er zufrieden. »Vor uns liegt der Berg der Berge.«

Er hob den rechten Arm. Weit am Horizont sah ich eine bergartige Erhebung, die aber nicht sehr eindrucksvoll aussah.

Ich packte Olivaro an den Schultern. »Jetzt will ich endlich ganz genau wissen, was der Berg der Berge ist, Olivaro.«

Der Januskopf befreite sich aus meinem Griff und ging unbeirrt weiter. Coco und ich folgten ihm.

»Der Berg der Berge ist nichts anderes als Malkuths Gehirn«, sagte Olivaro.

»Wie war das?«, fragte Coco überrascht.

»Ihr habt richtig gehört«, sagte Olivaro. »Ihr müsst es euch so vorstellen: Malkuth besteht aus neun riesigen Geschöpfen, die sich im Kreis aneinanderdrängen, sodass ihre sichtbaren Gehirne den Mittelpunkt bilden.«

Ich versuchte mir das vorzustellen, was mit meinem umnebelten Gehirn gar nicht so einfach war.

»Durch diesen Zusammenschluss der neun Riesenwesen, durch diese Symbiose, werden unglaubliche magische Kräfte geschaffen. Die neun Häuser können und wollen die nach außen wirkenden Kraftfelder gar nicht kontrollieren. Sie beschränken sich aus reinem Selbsterhaltungstrieb auf die Kontrolle ihres Körperhaushalts. Deshalb herrscht auch im Inneren der Häuser eine magische Ordnung, die durch die Hilfe meiner Artgenossen bewirkt wird. Was auf der Oberfläche geschieht, darum kümmert sich niemand.«

»Hm«, brummte ich. »Aber das war doch früher mal anders. Du hast es doch selbst angedeutet, Olivaro.«