Dorian Hunter 149 - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 149 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

Der magielose Zustand hatte mit voller Wucht eingesetzt. Überall auf der Straße waren herumirrende Menschen zu sehen, die tierisch brüllten. Doch die meisten lagen seltsam verkrümmt herum und waren bewusstlos.
Zwanzig riesige Fledermausgeschöpfe flogen geräuschlos über den East River auf Manhattan zu. Kein Mensch bemerkte sie. Vier der unheimlichen Geschöpfe hatten eine Frau gepackt, die an diese ungewöhnliche Beförderungsart gewöhnt war.
Die Frau war Rebecca, die Vampirin.
Nie zuvor hatte sich die Dämonin so seltsam gefühlt. Anfangs hatte sie vermutet, dass daran der magielose Zustand Schuld hatte, doch jetzt dachte sie anders darüber. Irgendetwas Unerklärliches war mit ihr geschehen, als sie von Baphomets Blut getrunken hatte.
Die Wunden, die ihr Trevor Sullivan zugefügt hatte, waren innerhalb weniger Augenblicke verheilt. Das Blut des Kinddämons schien ihr neue Kräfte zu verleihen.

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

INSEL DES SCHRECKENS

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin hat Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort versteckt, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach dem Erbe des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst.

Die Invasion der Janusköpfe von der Parallelwelt Malkuth wird mit Dorians Hilfe abgewehrt. Hermes Trismegistos wird klar, dass er für das Entstehen der Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um zu büßen, geht er durch eins der letzten Tore nach Malkuth. Olivaro, das ehemalige Oberhaupt der Schwarzen Familie und selbst ein Januskopf, beschließt, seine auf der Erde gestrandeten Artgenossen zu jagen. Der Tempel des Hermes Trismegistos wird zerstört, aber kurz zuvor zeigt der magische Tisch sieben düstere Prophezeiungen. Sechs davon haben sich bereits bewahrheitet, auch jene über Martin Zamis: Der Sohn des Dämonenkillers wurde vom Kinddämon Baphomet, der Reinkarnation des Skarabäus Toth, entführt. Miss Pickford opfert ihr Leben, um Martin aus der Gewalt Baphomets zu befreien. King Tattoo, ein Diener des Januskopfes Pyko, hat Dorian zwar vom Srasham-Stigma befreit, ihm aber dafür eine magische Pest angehext. Der Dämonenkiller droht bei lebendigem Leib zu verfaulen. Inzwischen erfährt sein Mitstreiter Abi Flindt die Wahrheit über seine Frau: Gudrun war keineswegs ein Opfer von Vampiren, sondern selbst eine Blutsaugerin, die den Dänen als Opfer erkoren hatte. Diese Erkenntnis lässt Abi den Kampf gegen die Dämonen noch erbitterter verfolgen.

INSEL DES SCHRECKENS

von Neal Davenport

New York, 24. Mai

Der magielose Zustand hatte mit voller Wucht eingesetzt. Überall auf der Straße waren herumirrende Menschen zu sehen, die tierisch brüllten. Doch die meisten lagen seltsam verkrümmt herum und waren bewusstlos.

Zwanzig riesige Fledermausgeschöpfe flogen geräuschlos über den East River auf Manhattan zu. Kein Mensch bemerkte sie. Vier der unheimlichen Geschöpfe hatten eine Frau gepackt, die an diese ungewöhnliche Beförderungsart gewöhnt war.

Die Frau war Rebecca, die Vampirin.

Nie zuvor hatte sich die Dämonin so seltsam gefühlt. Anfangs hatte sie vermutet, dass daran der magielose Zustand Schuld hatte, doch jetzt dachte sie anders darüber. Irgendetwas Unerklärliches war mit ihr geschehen, als sie von Baphomets Blut getrunken hatte.

Die Wunden, die ihr Trevor Sullivan zugefügt hatte, waren innerhalb weniger Augenblicke verheilt. Das Blut des Kinddämons schien ihr neue Kräfte zu verleihen.

1. Kapitel

Deutlich hatte sie die fremdartigen Gedanken gespürt, aber doch gierig weiterhin Baphomets Blut getrunken, das aus einer Nackenwunde rann, die Sullivan dem Dämon mit einem zugespitzten Silberkreuz zugefügt hatte. Irgendwann, als der magielose Zustand über New York hereingebrochen war, war sie bewusstlos geworden, und erst vor wenigen Minuten erwacht.

Rebecca hatte sofort nach ihrem Erwachen das Blut getrunken, das in der Zwischenzeit aus Baphomets Wunde geflossen war.

Hol Martin, hatte ihr eine unsichtbare Stimme zugeflüstert. Hol Martin.

Sie ahnte, wo Martin, der Sohn von Coco Zamis und Dorian Hunter, hingebracht worden war. Sie war sicher, dass sie ihn in Jeff Parkers Penthouse in der Fifth Avenue finden würde.

Die Fledermausmenschen flogen nun genau über der 60. Straße. In wenigen Minuten würden sie die Fifth Avenue erreicht haben.

Martha hat uns getäuscht, dachte die Vampirin. Sie hatte den magielosen Zustand vorausgesagt, aber den 25. Mai angegeben, an dem das Chaos über New York kommen sollte, doch die Katastrophe war genau einen Tag früher eingetreten.

»Martha habe ich getötet«, sagte sie zufrieden.

Ihr Gesicht verzerrte sich hasserfüllt, als sie daran dachte, dass sie und Baphomet sich von Martha und Trevor Sullivan hatten täuschen lassen.

Die Fledermausmenschen erreichten die Fifth Avenue und schwebten auf das zwanzigstöckige Haus Nummer 666 zu. Deutlich erblickte Rebecca den beleuchteten Dachgarten. Und sie sah einige Gestalten. Ein bösartiges Knurren kam über ihre Lippen, als sie Coco, ihre frühere Freundin, erblickte, die Martin an sich presste.

Drei Fledermausgeschöpfe landeten auf dem Dachgarten. Rebecca hörte, dass Unga einen Warnschrei ausstieß. Immer mehr der riesigen Fledermäuse flogen in den Dachgarten. Eine von ihnen schwebte auf Trevor Sullivan zu, doch Dorian Hunter erschoss die Fledermaus mit einem Eichenbolzen.

Nun setzten die Fledermausliebhaber, die Rebecca gepackt hielten, zur Landung an.

»Ich hole Martin!«, schrie die Vampirin, als die Fledermausmenschen sie abgesetzt hatten.

»Tante Rebecca!«, jubelte Martin. Der dreieinhalb Jahre alte Junge wollte sich aus der Umarmung seiner Mutter befreien, die ihn aber stärker an sich presste.

Rebecca grinste bösartig. Sie blickte Dorian Hunter an, der seinen Kommandostab gezogen hatte. Plötzlich bildete sich auf seinem Gesicht ein abscheuliches Stigma – eine unheimliche Tätowierung, die Martin vor Entsetzen aufschreien ließ.

»Bring Martin fort, Coco!«, brüllte der Dämonenkiller.

Eine der Fledermäuse verkrallte sich in Hunters Schulter, doch er schüttelte sie ab, rannte zum Schwimmbecken und stürzte auf Rebecca zu.

Die Vampirin zog einen Dolch. Rebecca hatte nur Augen für den Dämonenkiller, der wild entschlossen angriff. Die unheimliche Tätowierung verfehlte auch ihre Wirkung nicht auf Rebecca. Ihre Bewegungen wurden unsicher. Sie versuchte, Dorian Hunter den Dolch in den Bauch zu stoßen, doch er blockte den Stich ab und schlug ihre Hand zur Seite. Rebecca verkrallte ihre linke Hand in Hunters Nacken. Verzweifelt versuchte sie, nochmals zuzustechen, doch der Dämonenkiller ließ sich einfach auf sie fallen. Sie wurde gegen das Geländer gedrückt und sein heißer Atem strich über ihr Gesicht. Mit der linken Hand hatte Hunter ihr Handgelenk gepackt.

Ruckartig sprang der Dämonenkiller einen Schritt zurück, und Rebecca war wie gelähmt. Er holte mit dem Kommandostab aus und stieß mit aller Kraft zu. Ein rasender Schmerz durchraste Rebeccas Körper. Der Dolch entfiel ihr, und ein Zittern schüttelte ihren Körper durch. Die Wucht von Dorians Stoß war so gewaltig gewesen, dass die Dämonin hochgerissen wurde und über das Geländer fiel.

Das ist das Ende, dachte Rebecca, dann wurde sie bewusstlos. Immer rascher werdend stürzte sie in die Tiefe.

Einige der Fledermausgeschöpfe stießen nun klagende Geräusche aus. Deutlich spürten sie, dass ihre Herrin schwer verletzt war. Ein halbes Dutzend der riesigen Geschöpfe stürzten Rebecca nach. Krallen griffen nach ihrem Körper und rissen sie hoch. Kurz bevor ihr Körper auf dem Gehsteig der Fifth Avenue zerschmettert worden wäre, hatten sie die Fledermausmenschen erreicht.

Dorians Kommandostab hatte das Herz der Dämonin verfehlt, ihr aber eine faustgroße Wunde zugefügt, aus der das Blut rann und ihre Bluse tränkte. Normalerweise wäre diese Wunde nicht tödlich für die Vampirin gewesen, doch ihr Körper war geschwächt.

Ihre Fledermausdiener spürten, dass es mit ihr zu Ende ging. Das Wehklagen der Fledermäuse wurden immer lauter, und sie flogen immer rascher. Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatten sie Queens erreicht und flogen über die Skillman Avenue. Und schließlich erreichten sie das Haus Nummer 465. Sie zerrten ihre sterbende Herrin durch eines der geöffneten Fenster. Im Haus war es ruhig. Baphomets Beschützerinnen waren noch immer bewusstlos.

Zwei der Fledermausmenschen schleppten Rebecca mühsam den Gang entlang, in welchem auch Baphomets Zimmer lag. Die Tür stand offen, und sie trugen Rebecca hinein.

Der Kinddämon, der wie ein Engel aussah, lag auf dem Bauch und atmete kaum merklich. Aus seiner Nackenwunde floss noch immer ein dünner Blutfaden hervor.

Obzwar Rebecca bewusstlos war, roch sie den frischen Blutgeruch. Ihre Nasenflügel bebten. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Ihr Mund öffnete sich halb.

Ihre in Fledermäuse verwandelten Liebhaber trugen die Dämonin zu Baphomet und legten sie neben ihn. Wieder durchlief ein Zittern Rebeccas Körper.

Ein lederartiger Flügel schob sich unter Rebeccas Kopf, hob ihn hoch und drückte ihn näher zu Baphomets Nacken herab. Ein heiseres Knurren kam über Rebeccas Lippen. Ihr Mund berührte Baphomets Nacken. Ihre Zunge bewegte sich leicht. Sie schluckte einen Blutstropfen, dann noch einen. Der Flügel schob ihren Kopf höher. Nun lag ihr Mund genau über der Nackenwunde, und das Blut floss langsam über ihre Lippen. Gierig leckte sie Baphomets Blut. Für einen Augenblick erwachte sie aus ihrer Bewusstlosigkeit und sofort gab sie sich ihrem dämonischen Trieb hin. Ihre Eckzähne wuchsen, wurden nadelspitz. Sofort biss sie zu. Verlangend trank sie Baphomets Blut. Und dann waren wieder die unheimlichen Gedanken da. Doch sie achtete nicht darauf. Deutlich spürte sie, wie sich ihre Brustwunde langsam schloss und wie ihre Kräfte zurückkamen.

Nie zuvor hatte sie ein Blut getrunken, das ähnlich köstlich schmeckte und ihre Sinne so anregte. Sie bekam nicht genug davon. Ihr Körper wurde heiß. Das Blut in ihrem menschlichen Körper schien zu kochen. Alles drehte sich plötzlich vor ihren Augen. Sie ließ von Baphomet ab und drehte sich zur Seite. Sie wusste ganz genau, dass etwas höchst Ungewöhnliches mit ihr geschehen war. Nie zuvor hatte sie das Blut eines Dämons getrunken. Geschmeidig stand sie auf. Die Fledermausmenschen zogen sich respektvoll zurück.

Im Zimmer war es dunkel, doch die Vampirin konnte auch bei völliger Dunkelheit sehen. Sekundenlang starrte sie Baphomet an. Der Kinddämon hatte den magielosen Zustand überhaupt nicht vertragen. Seit zwei Tagen hatte er nur geschlafen, und jetzt, nachdem sie ihm fast alles Blut entzogen hatte, war es höchst zweifelhaft, dass er am Leben bleiben würde.

Dann blickte sie die bewusstlosen Beschützerinnen an. Sie waren unwichtig geworden, ja, sie stellten sogar ein Risiko dar. Niemand durfte erfahren, was hier geschehen war. Rebecca überlegte ein paar Minuten, dann stand ihr Plan fest. Sie würde sich und Baphomet von ihren Dienern fortbringen lassen. In Albany hatte sie ein gutes Versteck, das niemand kannte. Dort konnte sie sich in aller Ruhe überlegen, was sie als Nächstes unternehmen sollte.

»Schafft die Beschützerinnen fort«, sagte Rebecca. »Werft sie in den East River.«

Teilnahmslos sah Rebecca zu, wie die Fledermausgeschöpfe die Beschützerinnen packten und mit ihnen aus dem Haus flogen. Die Vampirin trat ins Nebenzimmer und blieb einen Augenblick vor der toten Martha Sullivan stehen.

»Ich werde mich rächen«, sagte Rebecca leise. »Meine Rache wird fürchterlich sein. Ich werde dich quälen, Dorian Hunter, das schwöre ich. Und auch du wirst meiner Rache nicht entkommen, Coco Zamis. Entweder werde ich dich töten, Coco, oder ich werde dich zu meiner Sklavin machen.«

Die Dämonin trat über die Tote hinweg und schlüpfte aus ihrer blutbesudelten Kleidung. Mit beiden Händen strich sie über ihren nackten Körper. Von den Wunden war nichts mehr zu bemerken. Sie war groß und schlank. Das schmale Gesicht war unnatürlich blass.

Rebecca kleidete sich rasch an, dann schob sie das lange, in der Mitte gescheitelte Haar zurück und griff nach einer Tasche, in die sie einige Gegenstände warf.

Die Fledermauswesen kehrten zurück. Sie hatten ihren Auftrag erfüllt. Einem der unheimlichen Geschöpfe drückte sie die Tasche in die Hand. Kurze Zeit später flogen sie über das nächtliche New York.

Rebecca spürte ganz genau, dass der magielose Zustand schwächer wurde, je näher sie Terrytown kamen. Immer deutlicher empfand sie die fremden Gedanken, die in ihr waren. Ihr Körper war in Feuer getaucht. Sie schrie vor Schmerzen gequält auf.

Und auf einmal war es wieder hell! Sie schwebten über dem Hudson, und ein paar Schiffe waren zu sehen. Stöhnend wandte Rebecca den Kopf und blickte zurück nach New York. Der Himmel über der Riesenstadt war dunkelrot. Eben brach die Abenddämmerung herein.

»Das ist völlig unmöglich«, flüsterte Rebecca.

Doch im Augenblick fiel ihr jeder Gedanke schwer. Sie schloss die Augen und fiel in einen tranceartigen Zustand.

Ich lag in der Dunkelheit der Kajüte, und um mich war der Gestank des Todes. Die Schmerzen hatten aufgehört, doch noch immer veränderte sich mein Gesicht. Ich fühlte mich als Monster. Mein Gesicht war ständig in Bewegung. Die Haut schuppte, und immer wieder wuchsen Fleischwucherungen und Beulen auf meinem Gesicht, die aber sofort verfaulten und abfielen.

In der Kajüte stank es bestialisch. Und dieser Gestank ging von den verfaulten Fleischstücken aus, die von meinem Gesicht abfielen. Das Bullauge stand offen, doch auch die frische Abendluft konnte den Gestank nicht vertreiben.

Meine Verzweiflung wuchs von Minute zu Minute. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich mich je zuvor so scheußlich gefühlt hatte. Mit meinem Gesicht konnte ich mich nirgends sehen lassen, und meine Gegenwart war allen unangenehm, da der Geruch, der von mir ausging, ekelhaft war.

Ich stand auf, als an der Tür geklopft wurde.

»Ich bin es, Coco.«

Rasch griff ich nach der Kapuze, stülpte sie mir über den Kopf und richtete sie so, dass ich durch die schmalen Augenschlitze sehen konnte. Ich öffnete die Tür und knipste das Licht an. Dann ging ich zum Bullauge und blickte Coco an.

»Hat sich dein Zustand gebessert, Dorian?«, fragte sie besorgt.

»Nein«, antwortete ich. Meine Stimme klang dumpf unter der Kapuze hervor. »Was ist mit Martin?«

»Er schläft. Aber er ist ziemlich verwirrt. Er hat mich mit Fragen bestürmt, was mit dir los sei. Martin will ganz genau wissen, welche Krankheit du hast.«

Ich seufzte.

Coco kam langsam auf mich zu. Das inzwischen wieder pechschwarze Haar hatte sie aufgesteckt.

»Bleib stehen«, sagte ich rasch. »Komm nicht näher.«

Sie gehorchte. Ihre großen Augen blickten mich traurig an.

»Vielleicht kann ich dir helfen, Dorian«, sagte sie leise.

Ich schüttelte den Kopf. »Kein Mensch kann mir helfen«, sagte ich bitter.

»Lass es mich wenigstens versuchen«, bat Coco.

»Es ist sinnlos, Coco«, sagte ich schärfer, als ich es gewollt hatte. »Die Tätowierung, die mir King Tattoo verpasste, besteht aus Janussymbolen. Die magische Wirkung ist also malkuthbezogen, und dagegen ist deine Magie wirkungslos.«

Coco biss sich auf die Unterlippe.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, drehte mich um und blickte einen Augenblick über das nächtliche Meer. Dann sah ich wieder Coco an.

»Wir müssen Olivaro suchen«, sagte ich. »Er ist der Einzige, der mir helfen kann.«

»Das wird einigermaßen schwierig werden«, meinte Coco. »Niemand weiß, wo er sich versteckt hält.«

»Das ist mir klar«, sagte ich. »Ich bin im Augenblick ziemlich hilflos. Das Beste wird sein, wenn ich so rasch als möglich mithilfe des Kommandostabes nach Castillo Basajaun springe. Du und Martin kommt mit.«

»Übersteigt das nicht deine Kräfte, Dorian?«

»Ich werde es versuchen«, antwortete ich. »Jeff soll uns morgen auf einer unbewohnten Insel absetzen, und ich werde nach einem Magnetfeld suchen. Es wird sicherlich einige Stunden dauern, bis wir in Andorra sind, aber ich sehe keine andere Möglichkeit.«

»Ich könnte mit Martin mit einem Flugzeug hinfliegen.«

»Ich lasse euch nicht allein. Ihr kommt mit mir mit.«

Coco hob resignierend die Schultern. »Gut, ich werde mit Jeff sprechen.«

»Wir hätten diese Kreuzfahrt niemals unternehmen dürfen«, sagte ich wütend.

»Niemand hatte ahnen können, dass wir auf die Spur eines Januskopfes stoßen würden. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, Dorian.«

»Aber ich mache mir Vorwürfe. Wir haben Martin unnötig in Gefahr gebracht. Er braucht Ruhe, absolute Ruhe. Und die findet er im Castillo Basajaun.«

»Hoffentlich hast du recht, Dorian.«

»Martin darf mich auf keinen Fall ohne Kapuze sehen. Er würde einen Schock bekommen, wenn er mein Gesicht jetzt sehen könnte. Das darf niemals geschehen. Sobald wir in Andorra sind, werde ich sofort nach London springen.«

»Und ich bin noch immer dagegen, dass Martin und ich mit dir springen sollen. Willst du es dir nicht doch noch anders überlegen?«

»Nein. Mein Entschluss steht fest. Bitte sprich mit Jeff.«

Coco nickte. »Hast du irgendwelche Wünsche?«