Down Under ist nicht immer entspannter - Christina Danisio - E-Book

Down Under ist nicht immer entspannter E-Book

Christina Danisio

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Beschreibung

Christina Danisio ist wieder zurück in ihrem Australien, diesmal mit Ehemann und Sohn. Wie bereits auf ihrer ersten Reise als Single (1. Buch: Down under ist alles entspannter) muss sie sich allen möglichen und unmöglichen Situationen stellen, die so nicht geplant waren. Doch einen quirligen Neunjährigen dabei zu haben birgt ganz andere Herausforderungen. Gleichzeitig bietet es Chancen, neue Seiten des Reisens in Australien zu entdecken. Egal ob in Melbourne, an der Great Ocean Road oder mit dem Mietwagen von Brisbane nach Sydney: Immer wieder begegnen der Familie Menschen und Tiere, die sie zum Staunen bringen. Sie erfährt Neues über die Landrechte der Aborigines, deren Kunst und Legenden, besucht Nationalparks, ein Koalakrankenhaus, lernt Goldschürfen und vieles mehr. Hintergrundinformationen und praktische Reisetipps begleiten die unterhaltsamen Geschichten. Australien-Sehnsucht inclusive!

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Seitenzahl: 375

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Inhalt

Der lange Weg nach Australien

Ankunft in Melbourne

Inverloch - Erste Curryerfahrungen

Wilson’s Promontory - Quietschstrand und

Vegemite

Inverloch - Muscheln und Dinosaurier

Philipp Island - Pinguine bei Sonnenuntergang

Melbourne -

Dot painting

und Didgeridoos

Die Great Ocean Road - Koalas und Kängurus

Cape Otway - Leuchttürme und Schiffswracks

Die Great Ocean Road - Acht oder zwölf Apostel?

Ballarat- Goldschürfen wie damals!

Brisbane - Überschwemmungen und kaputte Zähne

Walkabout Creek -

Tawny frogmouth

Fahrt nach Coolum - Surfen im braunen Meer

Coolum - Die Landrechte der Ureinwohner

Noosa Heads - Die Technik streikt!

Schule in Brisbane -

Somewhere over the rainbow

Lamington National Park - Baumbesteigung im Regenwald

Australischer „Dschungel“ - Der „warnende“ Berg

Byron Bay - Strandleben im Regen

Wooli - „Brolgamonster“ und ein Riesengoanna

Red Rocks - Interview mit einem Ureinwohner

Bellingen - Jugendherberge am Rand des Regenwalds

Dorrigo National Park – “The Waterfall Way”

Hat Heads Nationalpark - Rotes Meer und

Yabbies

Port Macquarie – Endlich surfen!

Port Macquarie - Das „Koala Hospital“

Port Stephens - Segeln und

Boom netting

Sydney - Frohe Ostern!

Sydney - Nielsen Park und

Lamingtons

Abschied von Australien

Bücherliste

Nützliche Internetlinks

Links zu Unterkünften

Links zu Wanderwegen/Scenic drives

Die Autorin

Bildnachweis

Lesetipps

Teilansicht der australischen Ostküste

Der lange Weg nach Australien

„Nie wieder Australien!“ Nach nur zwei Stunden war es im Flugzeug bereits so unbequem, dass ich den Entschluss bereute, mit der ganzen Familie nach Australien zu fliegen. Unsere vor langem an der Seite reservierten Sitzplätze waren einfach aus dem System geflogen und nun saßen wir eingequetscht in einer Mittelreihe. Nicht einmal unsere Beine konnten wir ausstrecken, da sich unter den Vordersitzen Metallkästen befanden, die alles blockierten.

Der Einzige, der glücklich schien, ungehindert das Flight Entertainment nutzen zu können, war unser Sohn Alexander. Ihn anzusprechen war zwecklos, er schwebte im Reich der Filme und elektronischen Spiele.

Möglichst unbemerkt schielte ich zu meinem Mann hinüber, der meinen Blick auffing. In seinen Augen lag klar die Aussage „DU wolltest diese Reise!“ Dabei wand er sich auf seinem Sitz hin und her wie eine eingequetschte Ölsardine. Resigniert setzte er seine Kopfhörer auf. Nun war auch mit ihm nicht mehr zu rechnen.

Lustlos zappte ich mich durch das Filmprogramm. Doch ich war nicht bei der Sache, meine Gedanken kreisten viel zu sehr um die bevorstehende Reise.

Eigentlich grenzte es an ein Wunder, dass wir wirklich auf dem Weg nach Australien waren. Doch ich musste einfach noch einmal in dieses Land, das mich vor Jahren so fasziniert und verändert hatte. Ich liebte die einzigartige Natur, die Tierwelt und vor allem die offenen, entspannten Australier.

Auf diesem Kontinent fühlte ich eine Leichtigkeit, die ich wieder erleben wollte. Nach meiner ersten Reise als Single hatte ich sogar von einem Leben in Sydney geträumt, gekommen war es ganz anders…

Wenn ich schon nicht dort leben konnte, dann wollte ich wenigstens für kurze Zeit dorthin – diesmal mit meinen beiden Männern!

Als ich im vergangenen Jahr erfahren hatte, dass unsere australischen Freunde ihre Tochter für sechs Monate auf eine deutsche Schule schickten, glich dies einer Offenbarung: Ja, DAS war der Weg nach Australien.

Sofort war mir klar: Alexander sollte für drei Monate eine australische Schule besuchen, natürlich in Sydney, der Stadt meiner Träume. Er war gerade in der dritten Grundschulklasse, das würde passen. Von Sydney aus konnte ich genauso gut schreiben oder übersetzen. Und mein Mann? Der würde uns für ein paar Wochen besuchen kommen. Schien perfekt!

Umgehend hatte ich mit meinen Recherchen begonnen ... vor gut acht Monaten! Seitdem bestimmte die Organisation dieser Reisemeinen Alltag. Leider waren von den ursprünglich geplanten drei Monaten nur noch sechs Wochen übrig geblieben.

Egal, es waren sechs Wochen und ich befand mich auf dem Weg nach Australien. Was gar nicht so selbstverständlich war. Teilweise sah es nämlich so aus, als ob es gar nichts mehr werden würde...

Die thailändische Stewardess riss mich aus meinen Gedanken, als sie mir mit eisigem Lächeln eine Minipackung Erdnüsse und eine Serviette in die Hand drückte. Kein Wunder, dass ihr Lächeln so eingefroren war, bei diesen Temperaturen! Fröstelnd zog ich einen Vliespullover über mein Sweatshirt und holte die Decke aus ihrer Plastikhülle.

„I try what I can“ hatte die unterkühlte Stewardess bereits vor einer halben Stunde gesagt und mich dabei angeblickt als ob es eine bodenlose Frechheit war, diese arktischen Temperaturen als unangenehm zu empfinden. Mal sehen, ob es irgendwann besser würde, wenn sie „versuchte, was sie konnte“...

Ich schloss die Augen und dachte wieder an die letzten Monate: 3.000 Australische Dollar Miete pro Monat für nur zwei Zimmer, das war unser Problem.

Doch egal, wie weit ich den Radius vergrößerte, in dem ich suchte, egal, wie viele australische Bekannte für uns vor Ort mitsuchten, es gab anscheinend nichts Billigeres in Sydney! Kurzzeitig hatte ich auch andere Städte in Betracht gezogen, aber die Preise waren kaum niedriger. Sogar einen Haustausch hatten wir versucht, doch niemand wollte im Februar nach Deutschland.

Spannend war es gewesen, in diese Welt des Haustauschs einzusteigen. Vor meinem inneren Auge sah ich uns bereits in einem schnuckeligen Haus in Strandnähe und träumte davon, lässig in Flipflops und Shorts zum Einkaufen oder am Strand spazieren zu gehen. Passende Häuser dazu gab es tatsächlich. Nur nicht für Februar und meist weit außerhalb Sydneys.

Obwohl ich ausdrücklich Februar bis April als Wunschzeitraum angegeben hatte, erhielt ich Angebote für August ... nach Italien. Lasen die Leute denn gar nicht, was man auf der Suchliste angab? Australien hatte ich angekreuzt, ganz klar. Es antworteten dennoch nur Italiener, die nach München wollten.

Daraufhin versuchte ich es über private Hausvermietungen. Einige Leute vermieteten sogar einzelne Zimmer in ihren Häusern und boten „Küchenmitbenutzung“ an. Aber als Familie in einem Zimmer bei anderen Leuten?

Also warf ich noch einmal einen Blick auf offizielle Vermittler. Erhielt ich von Privatvermietern wenigstens ab und zu eine Antwort, so kam von Maklern generell ... nichts. Es schien als ob man nur an dem auf der Homepage angegebenen Tag bei der Wohnung aufkreuzen konnte und vor Ort verhandeln musste. Allmählich sah ich keinen Weg mehr nach Sydney.

Nach wochenlangem Suchen entdeckte ich schließlich eine Wohnung im Vorort Manly, die nicht ganz billig, aber eine konkrete Anfrage wert war.

Gleichzeitig kontaktierte ich die Schulen im Umkreis, um die Möglichkeiten eines Schulbesuchs auszuloten. Bisher hatte man mir keinerlei Auskunft geben können, da ich keine Wohnung vorweisen konnte. Jetzt mit einer – wenn auch noch nicht ganz geklärten - Adresse kamen vage Aussagen, dass die Plätze im neuen Schuljahr vergeben würden. Außerdem nannte man uns nun konkrete Schulgebühren in unerwarteter Höhe: Circa 300 Australische Dollar pro Woche!

Um mehr zu erfahren klickte mich in ein Forum für Pomsinoz, also nach Australien eingewanderte Engländer. Dort las ich, dass es sehr schwer war, als Nichtaustralier überhaupt in eine australische Schule aufgenommen zu werden. Man sollte einfach einreisen und es versuchen. In jedem Fall brauchte man Geduld und Zeit, die wir nicht hatten. Schließlich musste unser Sohn in Australien sofort in die Schule gehen. Oder sollte ich gegebenenfalls eine Mail nach Hause senden und darauf hinweisen, dass wir „leider keine Schule gefunden hatten“. Nein, das war mir zu unsicher.

Aufgeben wollte ich jedoch auf keinen Fall, denn wie ich bereits gelernt hatte, zählte die Absicht und meine war sehr groß. So groß, dass ich all die Hinweise meines Mannes in den Wind schlug, es sei viel zu teuer, wäre den Aufwand nicht wert und so weiter und so fort…

Also fragte ich erneut in unserer Schule nach. Diesmal ob eine Freistellung meines Kindes für fünf Wochen möglich wäre. Wenn wir die Schulferien geschickt mit einplanten, konnten daraus immerhin sechs bis sieben Wochen werden. Auch mein Mann schien von dieser Kurzversion mehr angetan. Er schlug vor, seinen ganzen Jahresurlaub zu nehmen und dies für eine große Australien-Familienreise zu nutzen. Blieb die Frage, ob das möglich war.

Bald stellte sich heraus, dass wir tatsächlich alle zusammen reisen konnten, obwohl Philippe nicht ganz überzeugt war. Er musste auch in Australien erreichbar sein und seinen Laptop mitnehmen. Wollte er das?

Zu meiner Überraschung meinte er nach einigem Überlegen: „Dann machen wir’s halt, aber ich tu’s für Dich!“ Einerseits freute ich mich, andererseits fühlte ich mich nun für den Erfolg der Reise komplett verantwortlich.

Und wenn ich jetzt zu ihm hinüber blickte, sah es bereits nach einem Misserfolg aus: Stöhnend schälte er sich aus dem Sitz und streckte seine Arme und Beine so, als ob er sie seit Wochen nicht mehr bewegt hatte. Sein genervter Blick traf mich.

Wenn es nach drei Stunden bereits so schlimm war, wie sollte es dann weitergehen? Immerhin hatten wir gut 20 Stunden, mit Unterbrechung in Bangkok, vor uns.

Nun begann auch noch mein Sohn: „Mama, ich bin so müde, ich bekomme Kopfschmerzen!“ Kein Wunder, nach drei Stunden mit elektronischen Spielen. Immerhin war es bereits ein Uhr morgens.

„Versuch‘ zu schlafen!“ antwortete ich und deckte ihn fürsorglich zu. Liebevoll steckte ich ihm Stöpsel in die Ohren und setzte ihm die Schlafbrille auf. Ich hatte an alles gedacht, da konnte nichts mehr schief gehen.

Zufrieden mit all meinen Vorbereitungen nahm ich meine Schlaftablette, die ich für lange Flugreisen parat hielt. Nach zwei Australienreisen ohne Schlaf hatte ich gelernt, dass ich damit wenigstens etwas wegdösen konnte. Nun noch die Schlafbrille auf, die Ohrenstöpsel rein und es würde sicher klappen mit dem Schlafen.

Entspannt lehnte ich mich zurück ... so gut es ging, mit angewinkelten Beinen und dem nach hinten geklappten Sitz des Vordermanns knapp vor meinem Gesicht. Alles war gut, wir flogen nach Australien. Ich atmete tief durch ...

„Mama!“ Schlafbrille wieder runter, Ohrenstöpsel wieder raus: „Ja, mein Schatz!“ „Ich kann nicht schlafen, es ist so eng! Wann kommen wir an und wann kann ich in ein richtiges Bett?“

Wie sollte ich ihm erklären, dass es kein richtiges Bett geben würde, nicht vor morgen Nachmittag deutscher Zeit?

Mein Mann hatte sich nun ebenfalls wieder neben meinen Sohn gequetscht und versuchte es mit der Schlafbrille, was ihm jedoch nicht wirklich zuzusagen schien.

„Mama!“ Mein Sohn klang nun energischer, mein Mann warf mir wieder den „DU wolltest diese Reise“- Blick zu ... und meine Schlaftablette begann zu wirken. „Versucht einfach, irgendwie zu schlafen“, brummelte ich vor mich hin und döste hinüber in das Land der Träume.

Als ich nach einer Stunde wieder erwachte, fühlte ich meine Beine nicht mehr, mein Kopf war schwer, mir war alles egal. Dennoch kam es mir sonderbar vor, dass Alexander auf den beiden Sitzen neben mir lag und von meinem Mann weit und breit nichts zu sehen war. War er die ganze Zeit auf der Toilette? Da musste ich nun ebenfalls hin und fand ihn stehend am Notausgang.

Nun plagte mich mein schlechtes Gewissen: Mein armer Mann, der die ganze Reise bezahlte, verbrachte die Nacht stehend, damit unser Sohn schlafen konnte. „Passt schon“ sein Blick war sanfter als vorher, er trug es mit Gelassenheit. „Setz‘ Dich wieder hin, ich komm später.“

Stehend, sitzend, liegend, dösend, jammernd, trinkend, essend... In dieser Art vergingen die nächsten elf Stunden bis wir, mehr oder weniger munter, in Bangkok landeten. Nach Schnee und Minusgraden in München erschlugen uns die 35 Grad regelrecht. Da kam der Hotelpool mehr als gelegen....

Ankunft in Melbourne

Zwei feuchtheiße Tage, mehrere Tempelbesuche und weitere neun Stunden im Flugzeug-Kühlschrank später landeten wir tatsächlich in Australien.

Nachdem wir die endlos langen Schlangen am Einwanderungsschalter überstanden hatten, durften wir unser Gepäck am Förderband in Empfang nehmen. Das heißt, das überließ ich meinen beiden Männern und nutzte die Zeit für einen Toilettengang. Würden die beiden ja wohl schaffen, alles einzusammeln und auf die Trolleys zu packen. Dachte ich zumindest...

Ich kam zurück, wir reihten uns in die nächste Schlange ein: Diesmal wurde ein Spürhund an den Passagieren entlang geschickt, um Lebensmittel zu erschnüffeln. Nach Australien durfte man nichts Essbares oder Organisches einführen.

Seufzend kramte ich unsere „Notfallpackung“ deutscher Vollkornkekse aus dem Rucksack. Die hatten wir immer dabei, denn sie retteten uns vor einem hungrigen, lamentierenden Alexander.

Unser Sohn hatte seltsamerweise immer dann Hunger, wenn es am wenigsten passte und selbst wenn er zehn Minuten vorher ein komplettes Mittagessen verschlungen hatte. Dann galt seine ganze Konzentration diesem Hungergefühl und seine Mitmenschen, also wir, mussten darunter leiden. Die Kekse waren also von vehementer Bedeutung für ein entspanntes Familienleben. Und jetzt sollten sie in den Mülleimer wandern.

Doch kurz bevor ich sie hinein werfen konnte, hielt mich eine nette australische Beamtin ab: „It’s ok, they are packed!“ Aha, noch in der Originalverpackung schienen diese Kekse keine Gefahr für Australien darzustellen. Umso besser, unser Seelenfrieden war gerettet. Und da sich Alexander nun an das Thema „Hunger“ erinnerte, konnten wir sie gleich auspacken.

Die Freude war groß, als wir endlich alle Kontrollen hinter uns hatten und unsere Freundin Rose mit ihrem Partner John auf uns warten sahen. Erst seit zwei Jahren hatte Rose eine Beziehung und somit war es für mich gänzlich ungewohnt, sie mit einem Mann zu sehen. In all den Jahren, die wir uns kannten, hatte ich sie als eingefleischten Single erlebt. Umso neugieriger war ich auf John.

Einige herzliche Umarmungen später befanden sich unsere Koffer im Auto und wir fuhren los. Natürlich hatte ich mich wieder auf die Männer verlassen, die sich schon um das Gepäck kümmern würden. Nach einer anderthalbstündigen Fahrt - inzwischen war es 23 Uhr Ortszeit und für uns gefühlt 8 Uhr morgens - freuten wir uns alle auf ein richtiges Bett. Vor allem mein Sohn war hundemüde und wollte nur noch eins: Sein Kuscheltier zum Einschlafen.

Nichts einfacher als das, ich hatte ja alles supergut organisiert. Wir brauchten nur den Kindertrolley öffnen und Benny-Bär herausholen. Den Kindertrolley…

Wir gingen alle Gepäckstücke durch, wir liefen wieder hinaus zum Auto, wir suchten im ganzen Haus, doch der Kindertrolley blieb weg. Einfach weg!

Leise Panik stieg in mir hoch als mein Sohn mit tränenerstickter Stimme all seine Lieblingslegos und –spielsachen aufzählte, die er fein säuberlich eingepackt hatte. Voller Schreck erinnerte ich mich, dass ich auch seine und meine Sandalen hineingestopft hatte, um das Gewicht des einzucheckenden Gepäcks zu reduzieren. Nun würden wir ohne Schuhe auskommen und sechs Wochen lang ein spielsachen-sehnsuchtskrankes Kind ertragen müssen.

Mir wurde leicht schwindlig als wir zu rekonstruieren versuchten, was geschehen war. Tatsache war, dass meine beiden Männer während meines Toilettengangs am Flughafen das Handgepäck, sprich den Kindertrolley, einfach stehen gelassen hatten. Einfach so... war ja „nur“ leuchtend rot-gelb-blau, konnte man ja „leicht“ übersehen. „Du musst immer alles abzählen“, meinte Rose. Ok, aber konnte ich das Abzählen nicht meinem Mann überlassen, wenigstens einmal? Scheinbar nicht. Ein Anruf am Flughafen war im Augenblick nicht erfolgreich. Immerhin war es Mitternacht!

„Am liebsten würde ich gleich wieder heim fliegen!“ Verzweifelte Kinderaugen blickten mich unendlich traurig an. „Darf ich bei dir im Zimmer schlafen?“

Tröstend nahm ich Alexander in den Arm und brachte ihn in mein Zimmer, wo er ins Bett kroch und frustriert an die Decke starrte. So hatte ich ihn noch nie erlebt! Es musste wirklich schlimm für ihn sein.

Irgendwann war mein Kind trotzdem eingeschlafen und ich lag wach um – gefühlt – zehn Uhr vormittags. So hatte ich mir meine freudenreiche Ankunft in Australien nicht vorgestellt! Nicht einmal die Flasche Sekt hatten wir geöffnet, die Rose zur Feier bereitgestellt hatte. Ich starrte in die Dunkelheit.

Auch ich musste eingeschlafen sein, denn als ich erwachte, durchflutete Sonnenlicht das Zimmer und draußen tobten alle möglichen Vögel ... und Nachbarn. Musste es denn so laut sein?

„Mama, ich bin müde, aber es ist so hell und laut... und ich brauche meinen Benny-Bär!“ Sofort war mein Sohn wach und erinnerte sich an den Trolley. „Schlaf‘ weiter, es ist noch ganz früh!“ Ich kramte nach meiner Uhr: „Es ist ja erst... elf Uhr vormittags!“ Herrje, der Jetlag hatte zugeschlagen und uns extrem lange schlafen lassen.

Doch in unseren Körpern herrschte immer noch deutsche Uhrzeit, es war gefühlt zwei Uhr nachts. Dementsprechend „frisch und munter“ schleppten wir uns zum Frühstück, wo bereits die anderen warteten. „Es ist alles geklärt“, mein Mann strahlte mich an. „Ich habe angerufen. Der Trolley ist im Fundbüro des Flughafens gelandet und wird bis heute Nachmittag geliefert. Kostet halt was...“

Mir fiel ein Riesenstein vom Herzen. Nun würde ich den Urlaub mit meinen Sandalen verbringen und mein Sohn glücklich Lego spielen, mit Benny-Bär kuscheln...

Vor lauter Glück hätte ich gleich den Sekt öffnen können, aber ich musste ja wach werden und brauchte eher Kaffee.

Während des Frühstücks entdeckte Alexander Roses Koalasammlung, zu der Koalateller, -tassen, -kannenwärmer und viele, viele Magneten an ihrem Kühlschrank gehörten. Anschließend machte er sich auf einen Rundgang durchs Haus, um auch noch all die Plüschkoalas, Koalaskulpturen, Koalauhren und noch einiges mehr zu zählen. Bei 100 hörte er auf.

Rose hatte im Laufe der Jahre eine wirklich beachtliche Sammlung zusammengetragen! Vor allem besaß sie unzählig viele Koala-T-Shirts. Heute trug sie eins mit einem Koala auf einem Eukalyptusbaum.

Als wir das Frühstück beendet hatten, planten wir die folgenden Tage: Rose besaß ein Ferienhaus an der Küste von Inverloch, circa 150 Kilometer südwestlich von Melbourne. Nun eröffnete sie uns, dass sie und John sich überlegt hatten, noch am heutigen Tage dorthin zu fahren. Da wir noch gar nicht richtig ausgepackt hatten, konnten wir gleich alles gepackt lassen.

Mein Kopf dröhnte, ich war hundemüde und der Gedanke behagte mir gar nicht. Andererseits lag Inverloch direkt am Meer und das war sehr verlockend. Doch zunächst einmal galt es, auf die Anlieferung des Kindertrolleys zu warten und wach zu werden.

Der Jetlag war eigentlich das Schlimmste an der ganzen langen Reise. Man fühlte sich ständig, als ob man unter Drogen stand, zumindest stellte ich es mir so vor.

Es war sehr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Immer wieder bekam ich halbe Sätze nicht mit und ertappte mich dabei, nur noch ans Schlafen zu denken. Also schenkte ich mir Kaffee nach und wollte mit Alexander an die frische Luft, in Roses Garten, gehen.

Zuvor lernte unser Sohn seine erste Lektion in Sachen „Leben in Australien“, die ihm gar nicht zusagte: „Slip slop slap“, sprich: „Slip on a shirt, slop on sunscreen and slap on a hat“.

Er musste sich also eincremen, etwas – möglichst Langes – anziehen und einen Hut aufsetzen. Eincremen hasste er und es wurde von nun an ein täglicher Kampf, die Sonnencreme auf seinen Körper zu bekommen. Da Australien jedoch die höchste Hautkrebsrate weltweit aufweist, war Sonnenschutz einfach ein Muss.

Bevor Alexander den Garten genauer in Augenschein nehmen konnte, erklärten wir ihm außerdem ganz genau, dass er nicht wie zuhause einfach so ins Gebüsch fassen, Steine umdrehen oder mit bloßen Händen in der Erde herumwühlen konnte.

Grund waren die gefährlichen Spinnen und Schlangen Australiens. Ausgiebig berichtete ich ihm von der Rotrückenspinne (Redback spider) und der Trichternetzspinne (Funnel web spider), den beiden giftigsten – und sogar tödlichen - Exemplaren.

Rose fand meine umfangreichen Erklärungen und Warnungen zwar übertrieben, aber Alexander war an deutsches Gebüsch gewöhnt und liebte es, darin zu verschwinden.

Die Trichternetzspinne kommt wirklich nur in und um Sydney vor, da hatte Rose Recht. Doch ich hatte auch noch von einer hochgiftigen Plattbauchspinnenart (White tail spider) gelesen, die es in Südund Ostaustralien gibt.

Alexander wollte nun wissen, ob Rose bereits eine „richtig große, giftige“ Spinne bei sich entdeckt hatte. Sie überlegte. Ein paar haarige, jedoch ungiftige Jägerspinnen (Huntsman spiders) seien ihr schon untergekommen, meinte sie achselzuckend.

Auf einmal rückte sie mit einer beeindruckenden Geschichte heraus: Sie erzählte uns von einer großen Spinne in ihrer Dusche! Direkt über ihrem Kopf an der Decke war sie gesessen. Während Rose noch dachte „Bitte bleib da oben!“, war das Tier bereits auf ihrem Kopf gelandet. „War aber vollkommen harmlos. Wie gesagt: Nur eine Jägerspinne“, sie winkte ab.

Auch beim Autofahren hatte sie einmal eines dieser Tiere auf ihrem Arm entdeckt und prompt einen Auffahrunfall gebaut, bevor sie kreischend aus dem Auto gesprungen war.

„Ist mir auch schon passiert“, berichtete der sonst eher schweigsame John. „War mit dem Motorrad unterwegs, als ich eine Spinne auf meinem Lenker sah. Hatte natürlich auch einen Unfall.“ So wie er es erzählte, schien es das Normalste auf der Welt zu sein.

Plötzlich fügte er hinzu: „Manchmal können diese Biester schon sehr groß werden.“ Nun holte er sein Smartphone hervor und suchte nach etwas. Nach ein paar Minuten fand er es: Ein Youtube-Video, auf dem eine Jägerspinne eine Maus den Kühlschrank hoch trägt!

„Gibt’s die auch in deinem Garten?“ Alexander war nun doch beunruhigt. Rose sah John verärgert an: „Musst du dem Jungen unbedingt Angst einjagen? So eine große Spinne habe ich noch nie gesehen. Gibt es bestimmt irgendwo in Queensland oder so… auf jeden Fall ganz weit weg.“ Sie lächelte Alexander aufmunternd zu. „In meinem Garten sicher nicht!“

Der schlich nun so vorsichtig wie er nur konnte durch den Garten, als ob eine ganze Spinnenarmada hinter jedem Busch sitzen würde. Ab jetzt passte er gut auf und wir blickten in Toiletten und Duschen immer zuerst an die Decke. Man konnte ja nie wissen...

Roses Garten war ganz anders als Unserer in Deutschland. Da sie nicht-australische Pflanzen ablehnte und nicht viel Zeit mit Gartenarbeit verbringen wollte, wucherten Eukalypten, Akazien und diverse Gräser sowie Büsche wild durcheinander. Das war sicher ein Paradies für Spinnen mit fantastischen Versteckmöglichkeiten!

Hinter dem Haus befand sich ein riesiger Wassercontainer wie ihn viele australische Häuser besitzen. Bei Rose war er nur für das Duschen und Waschen gedacht. John dagegen erklärte uns, dass sein Container größer war und auch als Trinkwasserbehälter diente.

Sogleich entstand eine Diskussion zwischen Rose und John, ob er das Wasser noch trinken würde, wenn tote Tiere in das Bassin fallen würden. „Ach, wegen einem toten Vogel schütte ich das Wasser nicht weg, das macht doch nichts...“ John ließ sich nicht überreden, ein Netz über dem Bassin anzubringen. Also diskutierten die beiden weiter, während wir uns zurückzogen.

Er lebte gut zwei Stunden nördlich von Melbourne auf dem Land und hatte uns von wilden Kängurus im Garten und Kakadus in den Bäumen berichtet. Klang sehr idyllisch! In circa zehn Tagen würden wir uns selbst einen Eindruck von seinem Haus machen. Wasser würden wir dann lieber aus der Flasche trinken statt aus dem Wasserhahn.

Doch nun waren wir neugierig und wollten ein wenig durch die Straßen schlendern. Natürlich war das für mich nicht neu. Dennoch fühlte ich eine gewisse Aufregung, endlich wieder hier zu sein. Schließlich lag mein letzter Besuch hier bei Rose ein paar Jahre zurück.

Damals reiste ich als Single und malte mir aus, für ein Jahr nach Australien zu ziehen. Genauer gesagt wollte ich in meine Traumstadt: Sydney. Und das nicht alleine, sondern mit einem Mann an meiner Seite: Sebastian.

Ihn hatte ich in einer Jugendherberge in Tasmanien kennengelernt. Ganz einfach vor meiner Tür saß er und wir mieteten ein Auto zusammen. Nach ein paar gemeinsamen Tagen musste er zurück nach Deutschland, ich blieb noch in Australien. Als ich zurückflog, wartete er mit Blumen am Flughafen in München auf mich. Immer noch musste ich schmunzeln, wenn ich an diese etwas verrückte Geschichte dachte: Sebastian war sozusagen mein Australiensouvenir gewesen…

In den darauffolgenden Wochen und Monaten verfolgten wir zielstrebig unser gemeinsames Ziel: Ein Jahr in Sydney. Während der ganzen Zeit legte uns die deutsche – und auch die australische – Bürokratie ständig neue Hindernisse in den Weg.

Dabei erschien es uns anfangs so unkompliziert: Sebastian würde seine Diplomarbeit in Sydney statt in München schreiben. Ich würde mich in meinem – internationalen – Unternehmen auf eine Stelle in Australien bewerben. Wenn man etwas wirklich will, dann erreicht man es auch! Das war meine Devise und so planten wir eifrig weiter. Allerdings hatten wir nicht mit Sebastians Doktorvater gerechnet, dem es reichte, dass ihm seine Studenten ins Ausland „davonliefen“. Immer wieder hatte er neue Einwände und stellte sich völlig quer.

In der Zwischenzeit führte ich mehrere Gespräche mit diversen Abteilungsleitern meines Unternehmens, um es nach Sydney zu schaffen. Ja, es gab eine Niederlassung in Australien, aber nur in Melbourne.

Allerdings weigerte sich mein Unternehmen, die aufwendige Prozedur des Business sponsorship zu durchlaufen. Dafür hätte es in Australien nachweisen müssen, dass genau so jemand wie ich gebraucht wurde. Anschließend hätte man mir ein bestimmtes Mindestgehalt zahlen müssen. „Zu viel Aufwand für nur ein Jahr!“ Das war die klare Aussage, die ich erhielt.

Also suchten wir eine machbare Alternative und flogen für „nur“ sechs Wochen zurück nach Australien. Wir mussten einfach wieder in unser Traumland!

Diesmal ging es nach Westaustralien, wo wir einsame Nationalparks entdeckten, Wale beobachteten und herrliche Tage auf Magnetic Island an der Ostküste verbrachten. Natürlich zog es uns auch wieder nach Sydney.

Die Zeit verging wie im Flug, doch nach unserer Rückkehr holte uns der Alltag in München und die Enttäuschung über eine nicht machbare Zukunft in Australien vollends ein. Ein weiteres Jahr und wir hatten weder einen Weg nach Australien noch irgendeinen gemeinsamen Weg gefunden. Das Projekt Australien hatte uns zusammen gehalten, in Deutschland dagegen gingen unsere Lebensvorstellungen auseinander. Seitdem war viel Zeit vergangen, doch mein Traum von Australien und von Sydney war geblieben.

Sydney ... wie oft hatte ich in den vergangenen Jahren auf das Poster geblickt, das ich direkt über meine Couch gehängt hatte: Eine Nachtaufnahme, die die hell erleuchtete Harbour Bridge im Vordergrund und das Opera House mit einigen Hochhäusern im Hintergrund zeigte. Ich hatte es selbst aufgenommen, damals auf meiner ersten Nachtrundfahrt von Circular Quay nach Darling Harbour. Dieses Bild war der Inbegriff meiner Sehnsucht nach Australien.

Dann änderte sich mein Leben von Grund auf: Ich verliebte mich in Philippe, meinen jetzigen Mann, und wurde schwanger. Wir heirateten und waren erst einmal mit unserer kleinen Familie beschäftigt. Australien schien noch weiter weg als es sowieso schon war. Außerdem war es nicht Philippes Traumland, auch wenn er es von einer Geschäftsreise kannte. „Ganz nett“ fand er es, aber nochmals hinfahren musste er nicht unbedingt. Daher grenzte es nun wirklich an ein Wunder, dass wir hier waren!

Zärtlich umarmte und küsste ich meinen Mann. Im Augenblick war er mein Held, dem nichts zu viel war, der sogar für mich die lange Reise nach Australien angetreten hatte...

„Mama!“ Alexander stellte wieder einmal sicher, dass wir ihn nicht vergaßen: „Ich will Lego spielen, wann kommt endlich mein Trolley?“ So als ob unser Leben davon abhing, fieberten wir dem Eintreffen dieses Gepäckstücks entgegen, doch es war erst zwölf Uhr. „Bis 14 Uhr“ hatte es geheißen, das konnte dauern.

Während Rose und John wieder über ein neues Thema diskutierten - nun ging es scheinbar um die Essenspläne der nächsten Tage machten wir uns auf den Weg zu den Geschäften des netten Vororts von Melbourne, in dem Rose wohnte.

Vorbei ging’s an ausladenden Straßen mit hübschen Einfamilienhäusern aus Holz, Eukalyptusbäumen und farbenfrohen Büschen am Straßenrand. Bald fanden wir die von Rose empfohlenen kleineren Läden, die hier neben einem großen Supermarkt der „Coles“-Kette lagen.

Wir waren auf der Suche nach breitkrempigen Hüten für uns alle, denn unsere Käppies reichten für hiesige Sonnenverhältnisse nicht aus. Fündig wurden wir nicht, kamen aber mit einer Kühltasche für die nächsten Wochen zurück. Die nächsten Wochen...

Nachdem Alexander jetzt nicht in Sydney zur Schule ging, wollten wir einen Teil der Süd- und Ostküste abfahren. Nach ein paar Tagen in Inverloch mit Rose und John würde es mit einem bereits gebuchten Mietwagen zunächst an die Great Ocean Road gehen. Um unsere Reisekosten in einem akzeptablen Rahmen zu halten, hatten wir bereits über ein deutsches Reisebüro einen Mittelklassewagen gebucht. Wir waren somit bestens vorbereitet!

Allerdings sah Philippe auf dem Heimweg plötzlich einem Toyota Corolla hinterher, der Mietwagenklasse, die wir gebucht hatten. „Sieht irgendwie klein aus“, hörte ich ihn murmeln, während Alexander und ich Schatten unter ein paar Eukalypten suchten. Sobald die Sonne herauskam, brannte sie gnadenlos auf uns hernieder. Auf den Toyota und Philippes Bemerkung achtete ich kaum.

Die Hitze war schnell vergessen, als wir bei Rose ankamen: Der Trolley war eingetroffen und wir sogleich um 55 Australische Dollar ärmer.

Während sich John und Rose nun daran machten, unzählige Tiefkühltaschen und Essenskisten in Johns Auto zu laden, stopfte ich die Kleidungsstücke, die ich gestern Abend ausgepackt hatte, schnell wieder zurück in unsere Koffer.

„Willst Du alles mitnehmen?“ Rose schaute abwechselnd zum Auto und zu unseren Gepäckstücken. Ich nickte. Eigentlich hatte ich nicht vor, das Aussortieren anzufangen.

Gerade begann ich damit, ihr mein Packsystem zu erklären, als Philippe mich unterbrach: „Wir müssen mit einer Tasche weniger auskommen.“ Ich protestierte sofort. Detailliert hatte ich geplant, dass jeder von uns seinen eigenen Koffer besaß und die Toilettenartikel, Hand-, Badetücher und Schlafsäcke in einer extra Tasche Platz finden sollten. Wollte er mein ganzes System durcheinander bringen?

Auf keinen Fall wollte ich alles vermischen, denn dann hatte ich keine Chance mehr, etwas Bestimmtes zu finden. Finster blickte ich ihn an.

„Brauchst gar nicht so zu schauen. Nebenan steht ein Toyota Corolla auf der Straße. Hab ich mir nochmals angesehen. Da passen nur drei Taschen rein, niemals vier.“ Energisch schüttelte Philippe den Kopf. Nun schüttelte auch Rose energisch den Kopf. Hatte sie sich auch mit dem Toyota Corolla auseinander gesetzt? Nein, sie dachte an Johns Auto. Das war bereits so voll, dass wir nur mit Mühe noch etwas einladen konnten.

„Lass’ Philippe seine eigenen Sachen aussortieren. Dann ist es sein Problem, etwas zu finden.“ Rose suchte eine Lösung. Achselzuckend gab ich nach, packte aber wenigstens die klobigen Bergstiefel wieder aus, die wir während des Fluges getragen hatten. Bei der Ankunft in Bangkok hatten sie sich als echte Schwitzkästen erwiesen. Doch wir wollten im australischen Busch wandern und gegen all die Schlangen waren sie einfach nötig ... zumindest dachten wir das.

Eine Stunde später saßen wir eingekeilt zwischen Taschen, Marmeladengläsern und Tupperware voller Apfelmus in Johns altem Volvo. Inzwischen hatten wir verstanden, dass er sich Sorgen um das Überleben seines Wagens machte: Sobald einer von uns irgendeine Tür zumachte, blaffte er uns sofort an: „Don’t slam the door!“ Nun zog ich die Tür so sachte zu, dass sie nicht einmal mehr zuging. Doch was auch immer einer von uns tat, es erregte immer mehr seinen Unmut.

Egal, er war Roses Freund und fuhr uns nach Inverloch. Da mussten wir ihm dankbar sein und durften uns nicht aufregen! Dennoch fühlte ich mich immer unbehaglicher, als die Temperaturen im Wagen an einen Eisschrank erinnerten. Auf Höchststufe blies die Klimaanlage vor sich hin und schickte mir eisige Böen, unabhängig davon, wie ich die Lüftung einstellte.

„Mama, mir ist so kalt!“ Natürlich war meinem Sohn kalt, immerhin war er ein normal fühlendes menschliches Wesen. Da Rose deutscher Abstammung ist, verstand sie sehr gut Deutsch und übersetzte gleich für John. Missmutig erklärte dieser uns, dass die Klimaanlage nur auf Hochtouren oder gar nicht funktionierte. Mit einer wütenden Handbewegung war sie aus. Ganze köstliche zehn Minuten fühlten wir uns herrlich, wir begannen aufzutauen.

Nach weiteren fünf Minuten lief uns der Schweiß in Strömen herunter bis ich es wagte, ein Fenster zu öffnen. Das war John auch wieder nicht recht, denn es war ihm zu laut. Drei Stunden lang spielten wir dieses Spiel aus Schwitzen, Frieren, Fenster auf, Fenster zu. Dann waren wir endlich da!

Inverloch Erste Curryerfahrungen

„Gehen wir gleich an den Strand?“ Diesmal sprach mir Alexander ganz aus der Seele. Natürlich wollte auch ich sofort an den Strand und baden. Den ganzen Packmarathon hinter mir lassen, die vielen Stunden in eiskalten Flugzeugen und Autos vergessen...

Doch erst einmal mussten wir unsere Habseligkeiten sowie den ganzen Proviant in Roses heimelig anmutendem Ferienhaus verstauen. Alexander bekam ein eigenes Zimmer, das er gleich in Besitz nahm: Hingebungsvoll verteilte er all seine Spielsachen im ganzen Zimmer. Jetzt sah es so aus wie zuhause, er war ganz angekommen in Australien.

Fehlten nur noch die Badesachen. Kaum hatte ich sie zusammengesucht, da ging es los: Zu Fuß folgten wir der kleinen Straße vor Roses Haus, um an den Strand zu gelangen. Aber je näher wir der Böschung kamen, die die Straße vom Strand trennte, umso stärker wurde der Wind.

Kaum traten wir auf den kilometerlangen, menschenleeren Strand hinaus, kaum schützten die Bäume und Büsche uns nicht mehr vor dem Wind, da sausten Tausende kleiner Sandnadeln herab auf unsere Gesichter, Arme, Beine.

„Mama!“ Wieso klang Alexander eigentlich so genervt? So als ob Mama für ein ordentliches Strandleben sorgen musste. So als ob Mama den Megaventilator eingeschaltet hatte, um allen den Strandaufenthalt mit herumsausenden Sandkörnern zu vermiesen.

„Ich kann nichts sehen, ich habe Sand in den Augen!“ Alexander blieb demonstrativ stehen. „Mir geht’s auch nicht besser!“ schrie mein Mann zurück. Der peitschende Wind verschluckte alle weiteren Kommentare ...

Die Arme schützend vor den Augen kämpften wir uns bis ans Meer vor, denn dort war der Sand feucht und flog nicht mehr durch die Luft. Riesige Wellenberge schoben sich auf den Strand, während sich dahinter dunkelgraue Wolken aufbauten, bald war das letzte bisschen Sonne gänzlich verschluckt. Der Ozean schien seine ganze Kraft aufzubieten.

Obwohl mir Sonne lieber gewesen wäre, faszinierte mich dieses Szenario. Denn das hier war Australien: Geballte Natur und wildes Meer. Und hier unten im Süden Australiens gibt es bis zur Antarktis nichts außer diesem tosenden Meer. Das sind Tausende von Kilometern!

Zwischen dem 40. und 50. Breitengrad wehen außerdem die Roaring Forties, Westwinde, die in Anlehnung an den Breitengrad als „donnernde Vierziger“ bezeichnet werden. Mit ihrer Kraft wühlen sie das Meer dementsprechend auf.

Tapfer liefen wir weiter und gaben den Versuch auf, unseren Sohn trocken zu halten. Immer wieder rannte er ein Stück näher ans Wasser bis die nächste Welle hoch schwappte und seine Hose klatschnass wurde.

Leider ist das Wasser hier unten relativ kalt. Bei gerade mal 16 Grad fühlte dies auch Alexander und so liefen wir unter seinem lauten Geschimpfe zurück. Der Start in den australischen Urlaub schien mir nicht wirklich gelungen.

Roses Ferienhaus dagegen gefiel uns ausnehmend gut: Wie einige der Urlaubshäuser hier stand es auf Stelzen, so dass man das Auto darunter im Schatten parken konnte – falls die Sonne schien.

Eine steile Treppe führte nach oben. Dort war mir sofort aufgefallen, dass alles mit Teppichboden ausgelegt war. Für ein Haus in Strandund somit Sandnähe fand ich das ungewöhnlich. Aber der britische Einfluss auf die australischen Lebensgewohnheiten war auch bei der Einrichtung unübersehbar.

Die Zimmer boten alle eine schöne Aussicht auf Eukalyptusbäume und üppiges Grün. Riesige Fenster an drei Seiten des Wohnzimmers verstärkten den Eindruck, mitten in der Natur zu wohnen.

Da die Nachbarhäuser in einigem Abstand lagen, war man auch wirklich für sich. Nur draußen sitzen ging nicht, dazu blies der Wind zu stark – oder es gab zu viele Mücken, wie mir Rose erzählte. Außerdem lag die Terrasse nach Osten, wo es abends einfach zu kalt war. Also blieben wir drinnen.

In der Küche empfing uns herrlicher Currygeruch. John rührte eifrig in einem Wok und inspizierte verschiedene Töpfe, die ebenfalls einen leckeren Geruch verströmten.

„Mein Freund liebt es zu kochen. Ihr werdet staunen, wie lecker sein Curry ist. Das ist seine absolute Spezialität!“ Rose zwinkerte uns verschmitzt zu.

Der Koch erläuterte nun ausgiebig sein „Geheimrezept“. So als ob ihm ein ganz besonderes Kunststückchen gelungen wäre, setzte er sich in Szene und wartete auf Applaus. Wir nickten artig und huldigten ihm mit einigen „Wow!“ „Really?“ „Great!“ voller Vorfreude auf das Essen.

Das heißt, ich freute mich nicht wirklich, nach dem Bangkokaufenthalt schon wieder asiatisch zu essen. Darüber hinaus hatte ich noch mit den Nachwirkungen eines Magen-Darm-Infekts zu kämpfen und ein scharfes Curry war da nicht gerade hilfreich. Aber es würde sicher nicht so scharf sein, schließlich hatten wir ein Kind dabei. Darauf würde John bestimmt Rücksicht nehmen.

Ich probierte und begann zu schwitzen. Alexander, der alles Asiatische liebt, fing an zu husten und kippte schnell ein ganzes Glas Wasser hinunter. Das Curry war nämlich nicht nur scharf, sondern richtig scharf...

Da John keine Kinder hatte – und diese auch nicht mochte, wie mir Rose nebenbei mitgeteilt hatte – war ihm wohl nicht in den Sinn gekommen, sein Curry etwas „kindgerecht“ zu gestalten. Genauso wenig war ihm in den Sinn gekommen, seine Gäste vorher zu fragen, was sie essen mochten ... und konnten!

Während ich überlegte, ob sich noch genug Kohletabletten in meiner Reiseapotheke befanden, bemühte ich mich, zumindest etwas zu essen. Auch Alexander tat sein Bestes und schob ein paar Bissen auf seine Gabel.

Doch John war das nicht genug. Mehrmals fragte er uns, ob wir noch Nachschlag wollten und versah uns mit einem ungnädigen Blick als wir verneinten. Allmählich beschlich mich das Gefühl, das Zusammenleben in dieser Wohnung würde nicht so einfach werden. Nur Philippe schien glücklich und fasste gleich zwei Mal nach, was ihm ein wohlwollendes Nicken von John einbrachte.

Egal, wir waren endlich angekommen und konnten ein paar Tage ausspannen. Nun musste nur noch das Wetter besser werden.

Am nächsten Tag schien tatsächlich die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Wir hatten alle wie die Murmeltiere geschlafen und fanden uns wieder erst um elf Uhr am Frühstückstisch ein. Wie in Melbourne stand auch hier eine Brotbackmaschine, damit Rose ihr eigenes Roggenbrot zubereiten konnte. Nun holte sie einen frischen Laib, den wir sofort anschnitten. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit viel Kaffee wollte sie uns die Gegend von Inverloch zeigen.

Der Ort liegt an einer wenig spektakulären, aber hübschen Küste, ein verschlafenes Nest, in das nur während der Sommerferien Leben einzieht. Dabei gibt es einen Meeres-Nationalpark, den „Bunurong National Park“, wo man laut Reiseführer exzellent tauchen kann. Obwohl Rose bereits seit Jahren ihren Urlaub hier verbrachte, hatte sie allerdings keine Ahnung, wo dieser Nationalpark lag.

Als wir losfuhren, sah ich nur 500 Meter von ihrem Haus entfernt an der Küstenstraße zufällig ein Schild mit der Aufschrift: „Bunurong National Park“. Ich musste lachen. Da lag direkt vor ihrer Nase ein Nationalpark, der sogar im Reiseführer hervorgehoben wurde und sie wusste nichts davon. Rose wanderte lieber oder schwamm im Meer. Tauchen und Schnorcheln waren ihr suspekt.

Nun im Februar war hier an der Küste nichts los, die australischen Sommerferien waren bereits Ende Januar zu Ende. Dementsprechend leer war der Strand, an dem wir mit Rose und John heute fuhren: Anderson’s Inlet, wo sich der Tarwin River ins Meer ergießt und dabei ein hellblaues Band durch den fast weißen Sand zieht. Wunderschön sah das aus!

John wies uns jedoch auf starke Strömungen an der Einmündung des Flusses hin. Hier waren sogar einige Menschen umgekommen. Baden war daher in diesem Bereich nicht möglich.

Wir fuhren ein Stück weiter und brachen zu einem kleinen Spaziergang auf, der uns in den australischen Busch führen sollte. Der Weg verlief über einen so genannten Boardwalk, also einen Plankenweg aus Holz, vorbei an hohem Gras und mitten hinein in einen Wald aus herrlichen Eukalyptusbäumen. Immer wieder fielen uns die Banksias mit ihren großen, zapfenartigen gelben Blüten auf, die nur hier in Australien wachsen.

Ich erinnerte mich an den Naturforscher Joseph Banks, der mit Kapitän James Cook 1770 als Erster an der australischen Ostküste landete. Er hatte diese Pflanze entdeckt und aus diesem Grund wurde sie nach ihm benannt.

John kämpfte inzwischen mit seiner hochprofessionellen und ziemlich schweren Fotoausrüstung, die er mit sich herumschleppte. Ab und zu blieb er stehen, packte zehn Minuten lang alles aus und fotografierte anschließend nochmals zwanzig Minuten lang.

Als ich ihn darum bat, ein Foto von Philippe, Rose, Alexander und mir zu machen, ging er nicht darauf ein. Er wechselte gerade sein Objektiv und widmete sich ganz und gar einer Banksia.

Ich gab auf. Dann machte ich eben meine Bilder selber, sprich, dann war ich eben nicht mit auf dem Bild. Auch ich hatte eine sehr gute Kamera dabei. Allerdings war Meine kompakt und ich war eine „Schnellfotografin“. Mit meinen beiden Männern im Schlepptau wollte und konnte ich mir nicht so lange Zeit lassen. Andernfalls wären wir gar nicht mehr weiter gekommen. Aber genau so lief es heute.

Während John an seinem Apparat herumhantierte, hielten Rose und ich ein Schwätzchen und genossen die Aussicht auf das Inlet. Philippe beschäftigte derweil Alexander mit Fangen spielen und Fragen beantworten, während er ihn gleichzeitig davon abhielt, sich im Gebüsch zu verstecken. Wieder waren Schlangen und Spinnen das Problem.

Die Gefahr, einer Schlange tatsächlich zu begegnen war extrem gering. Dennoch leben in Australien die gefährlichsten Schlangen der Welt. Wichtig war, auf den Wegen zu bleiben und sich nicht in hohem Gras zu verstecken.

Alexander seinerseits wollte inzwischen nur noch eins: Baden. Heiß war es geworden, sogar sehr heiß und wir bekamen die Stärke der australischen Sonne voll zu spüren. Aber wir mussten Alexander vertrösten: Gerade herrschte Ebbe, das Wasser hatte sich weit, ja sehr weit, zurückgezogen. Erst mussten wir zum Auto zurück laufen, um anschließend mit dem Wagen eine geeignete Stelle zu finden. Allerdings konnte das dauern, denn John packte gerade wieder in aller Ruhe seine Ausrüstung aus und stellte sich in Position.

„Na komm‘ schon John, lass‘ uns zurückgehen. Wir wollen baden!“ Ein gezielt genervter Blick auf Rose war die Antwort gefolgt von: „Du weißt genau, dass ich das Meer nicht ausstehen kann. Außerdem siehst du, dass ich fotografiere!“ Erstaunt sah ich meine Freundin an: Wieso hatte sie John mitgenommen, wenn er gar nicht ans Meer wollte?

Rose und ich erörterten nun neue Frauenthemen, während sich Philippe mit einem lamentierenden Alexander auf den Rückweg machte: „Gleich kannst Du baden, gleich sind wir am Auto... nur noch ein Stück... schau, da ist ein toller Eukalyptusbaum zum Klettern!“ hörte ich die beiden, während sie sich langsam entfernten.

Irgendwann hatte auch John genug fotografiert und wir erreichten das Auto. Philippe öffnete den Kofferraum und lud unseren kleinen Rucksack ein. Als er sich kurz zu mir umdrehte, um mir einen Schluck Wasser anzubieten, fiel der Kofferraumdeckel von selbst zu.

Sofort kam wieder ein verärgertes „Knallt nicht dauernd mit meinen Autotüren!“ von John. Irritiert blickte mein Mann ihn an, während Alexander breit grinste. Wenigstens war er diesmal nicht Schuld ...

Zögernd stiegen wir ein und zogen die Autotüren so behutsam zu, als wären rohe Eier darin eingebaut. Doch John würdigte uns keines Blickes mehr. Keiner wagte es, das Wort „baden“ in den Mund zu nehmen, um ihn nicht weiter herauszufordern.

Am Nachmittag lagen wir endlich zum ersten Mal am Strand, ohne John. Erstaunlicherweise hatte er Rose erlaubt, uns mit dem Auto zurück nach Anderson’s Inlet zu bringen. Sicher hatte er ihr zuvor das Versprechen abgenommen, die Türen alle eigenhändig zu schließen.

Während zuhause in Deutschland eisige Temperaturen herrschten, konnten wir nun wirklich baden. Glücklich rannte ich mit Alexander ins Wasser – nur um mich gleich wieder kreischend zurückzuziehen. Das Wasser war wieder kalt und hatte auf keinen Fall mehr als 16 Grad. Dazu wehte ein starker Wind, der all den Kitesurfern zugutekam. Für mich jedoch eindeutig zu kalt!

Schade eigentlich, denn der Strand war herrlich: Kilometerlanger, fast weißer Sand, durch den sich türkisblaue Wasserläufe zogen. Im Hintergrund sanfte Hügel, die vollständig von Eukalypten, Akazien und Kasuarinen bedeckt waren. Ich liebte diese Natur! Das war „mein“ Australien!

Während der Wind so stark an unserem Sonnenschirm zerrte, dass ich ihn festhalten musste, sog ich den würzigen Eukalyptusgeruch ein und versuchte, mich zu entspannen. Meine Gedanken schweiften ab, zurück nach Hause. Ich dachte an all die Vorbereitungen, die scheinbar kein Ende zu nehmen schienen.

Da Alexander tatsächlich für fünf Wochen zwischen den Faschingsund Osterferien von der Schule freigestellt worden war, hatten wir den gesamten Schulstoff dieser Zeit dabei und mussten 14 Seiten Rechnen sowie 15 Seiten Deutsch bewältigen. Das waren ungefähr fünf Seiten pro Woche, also fast eine pro Tag.

Nun waren wir bereits fünf Tage unterwegs und hatten noch nichts geschafft. Logischerweise fielen die Tage im Flugzeug sowie in Bangkok einfach so unter den Tisch. Gut, dass wir zuhause etwas vorgearbeitet hatten. Dennoch war es Zeit anzufangen.

Kaum zurück im Ferienhaus, taten wir unser Bestes, Alexander für Rechnen zu motivieren. Aber alles andere schien ihm plötzlich interessanter und nach dem vielen Toben im Wasser war er schlichtweg müde. Während ich mich um unsere Wäsche kümmerte - eine Waschmaschine gab es hier leider nicht - quälten sich mein Mann und unser Sohn durch eine halbe Seite Rechnen.

„Die Entfernung von München nach Nürnberg beträgt 149 Kilometer. Hr. Müller fährt weiter nach Aschaffenburg. Wie weit ist die Gesamtstrecke?“ Ich musste schmunzeln. Da waren wir weit weg in Australien und mein Sohn kämpfte mit den Entfernungen in Bayern zwischen Aschaffenburg, Erlangen und Ingolstadt.

Wurde Zeit, das etwas anzupassen: München – Melbourne 16.140 Kilometer, Melbourne – Brisbane 1.669 Kilometer, Brisbane – Sydney 935 Kilometer. Das waren die Entfernungen, mit denen wir hier zu tun hatten.

Wenn wir also in drei Wochen von Brisbane nach Sydney mit dem Auto fahren und alle drei Tage einen Zwischenstopp machen wollten, wie viele Kilometer mussten wir dann täglich zurücklegen? Ich überlegte selber ... War vielleicht doch eine Nummer zu groß für einen Drittklässler, noch dazu mit Jetlag? Selbst ohne Jetlag waren solche Aufgaben auch nicht meine Stärke. Ich gab auf und hing die Wäsche auf, während meine beiden Männer mit letzter Kraft ihre virtuelle Reise durch Bayern beendeten.