Dr. Daniel 57 – Arztroman - Marie Francoise - E-Book

Dr. Daniel 57 – Arztroman E-Book

Marie Francoise

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Beschreibung

Dr. Daniel ist eine echte Erfolgsserie. Sie vereint medizinisch hochaktuelle Fälle und menschliche Schicksale, die uns zutiefst bewegen – und einen Arzt, den man sich in seiner Güte und Herzlichkeit zum Freund wünscht.   Im Laufschritt betrat Dr. Ro-bert Daniel die Steinhausener Waldsee-Klinik. Der alarmierende Anruf von hier hatte ihn vor fünf Minuten in seiner Praxis erreicht – gerade als er geglaubt hatte, ihm wäre endlich einmal eine kleinere Atempause vergönnt.   »Robert, Gott sei Dank«, stieß die junge Gynäkologin Dr. Alena Reintaler hervor, als Dr. Daniel die Notaufnahme betrat. »Die Patientin wurde mit Schockzustand hier eingeliefert.«   »Ich weiß«, antwortete Dr. Daniel knapp. »Zuvor klagte sie angeblich über Unterleibsschmerzen.«   Alena nickte, während sie Puls und Blutdruck kontrollierte. »Der junge Sanitäter, der Frau Kortenhagen hergebracht hat, konnte noch kurz mit ihr sprechen. Blutdruck liegt jetzt bei 100 zu 60, Puls 120.«   Dr. Daniel nickte, dann legte er rasch und geschickt einen Zugang am Handgelenk der Patientin und schloß die Infusion an.   »Kontrollieren Sie weiterhin Blutdruck und Puls«, ordnete er an. »Und sagen Sie sofort Bescheid, wenn der Blutdruck noch weiter absacken sollte.«   Währenddessen begann Dr. Daniel schon mit einer ersten Untersuchung.   »Blutdruck steigt wieder, und der Puls ist auf 100 abgefallen«, meldete sich Alena, dann warf sie der Patientin einen raschen Blick zu. »Sie kommt allmählich zu sich.«   Dr. Daniel ging um die Untersuchungsliege herum und wartete neben der Patientin, bis sie die Augen aufschlug, dann griff er sanft nach ihrer Hand.   »Nicole, nicht erschrecken«, bat er mit ruhiger Stimme. »Du bist in der Waldsee-Klinik, und außer mir ist nur Frau Dr. Reintaler im Raum.«   Langsam wandte die junge Frau den Kopf. »Herr Doktor, ich hatte auf einmal so schreckliche Schmerzen.« Eine kaum sichtbare Röte huschte über ihr Gesicht. »Das stimmt eigentlich nicht so ganz.

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Dr. Daniel – 57 –

Sag mir die Wahrheit, Mario!

Marie Francoise

  Im Laufschritt betrat Dr. Ro-bert Daniel die Steinhausener Waldsee-Klinik. Der alarmierende Anruf von hier hatte ihn vor fünf Minuten in seiner Praxis erreicht – gerade als er geglaubt hatte, ihm wäre endlich einmal eine kleinere Atempause vergönnt.

  »Robert, Gott sei Dank«, stieß die junge Gynäkologin Dr. Alena Reintaler hervor, als Dr. Daniel die Notaufnahme betrat. »Die Patientin wurde mit Schockzustand hier eingeliefert.«

  »Ich weiß«, antwortete Dr. Daniel knapp. »Zuvor klagte sie angeblich über Unterleibsschmerzen.«

  Alena nickte, während sie Puls und Blutdruck kontrollierte. »Der junge Sanitäter, der Frau Kortenhagen hergebracht hat, konnte noch kurz mit ihr sprechen. Blutdruck liegt jetzt bei 100 zu 60, Puls 120.«

  Dr. Daniel nickte, dann legte er rasch und geschickt einen Zugang am Handgelenk der Patientin und schloß die Infusion an.

  »Kontrollieren Sie weiterhin Blutdruck und Puls«, ordnete er an. »Und sagen Sie sofort Bescheid, wenn der Blutdruck noch weiter absacken sollte.«

  Währenddessen begann Dr. Daniel schon mit einer ersten Untersuchung.

  »Blutdruck steigt wieder, und der Puls ist auf 100 abgefallen«, meldete sich Alena, dann warf sie der Patientin einen raschen Blick zu. »Sie kommt allmählich zu sich.«

  Dr. Daniel ging um die Untersuchungsliege herum und wartete neben der Patientin, bis sie die Augen aufschlug, dann griff er sanft nach ihrer Hand.

  »Nicole, nicht erschrecken«, bat er mit ruhiger Stimme. »Du bist in der Waldsee-Klinik, und außer mir ist nur Frau Dr. Reintaler im Raum.«

  Langsam wandte die junge Frau den Kopf. »Herr Doktor, ich hatte auf einmal so schreckliche Schmerzen.« Eine kaum sichtbare Röte huschte über ihr Gesicht. »Das stimmt eigentlich nicht so ganz. Die Unterleibsbeschwerden habe ich schon seit einiger Zeit, und wahrscheinlich hätte ich deswegen längst zu Ihnen kommen sollen.«

  »Das ist richtig, Nicole«, bemerkte Dr. Daniel, dann berührte er ihr Gesicht. »Aber keine Sorge, wir kriegen das auch so wieder hin. Es wird vermutlich nur ein wenig länger dauern, als wenn du gleich zu mir gekommen wärst. Die erste Untersuchung hat ergeben, daß du allem Anschein nach an einer akuten Peritonitis – einer Bauchfellentzündung leidest. Die Ursache dafür muß ich erst noch herausfinden.«

  Nicole erschrak. »Ist das schlimm? Ich meine… diese Entzündung?«

  »Ungefährlich ist eine Bauchfellentzündung nie, aber mit Antibiotika-Infusionen werden wir sie rasch in den Griff bekommen. Wichtig ist vorerst nur, daß wir die Ursache dafür herausfinden.« Er ließ Nicoles Hand los. »Du mußt nicht erschrecken. Ich taste jetzt nur deinen Bauch ab.« Er bemerkte den verständnislosen Blick von Alena Reintaler und bedeutete ihr, draußen auf ihn zu warten.

  »Der Blinddarm ist schon draußen«, stellte Dr. Daniel fest, als er die kleine, kaum noch sichtbare Narbe entdeckte.

  »Ja, Herr Doktor, da war ich erst zwei oder drei Jahre alt«, antwortete Nicole.

  »Versuche, dich zu entspannen, Nicole«, bat Dr. Daniel. »Ich lege deine Beine jetzt in spezielle, etwas hochgestellte Bügel, und dann muß ich eine gynäkologische Untersuchung vornehmen. Es könnte sein, daß dir das ein bißchen weh tun wird, falls eine Eileiterentzündung die Ursache für die Peritonitis sein sollte. Ich werde aber in jedem Fall sehr vorsichtig sein.«

  Dr. Daniel untersuchte zuerst den Gebärmutterhals, nahm einen Abstrich und streifte sich dann dünne Plastikhandschuhe über. Als er Gebärmutter und Eierstöcke abtastete, zuckte Nicole zusammen.

  »Das tut ganz schrecklich weh, Herr Doktor«, erklärte sie.

  »Ich bin schon fertig, Nicole«, entgegnete er beruhigend. »Jetzt werde ich dir nicht mehr weh tun. Wie ich schon vermutet habe, hast du dir eine schwere Eileiterentzündung zugezogen, und die ist auch die Ursache für die Peritonitis.« Er streichelte über das halblange blonde Haar der jungen Frau. »Ich bringe dich auf die Station, und dann bekommst du Antibiotika gegen die Entzündungen in deinem Körper. Du wirst sehen, daß es dir bald wieder bessergehen wird.«

  Nicole tastete nach Dr. Daniels Hand, dann lächelte sie ihn an. »Vielen Dank, Herr Doktor. Ich bin so froh, daß Sie sich um mich kümmern.«

  »Das ist doch selbstverständlich. Immerhin kennen wir uns ja schon seit vielen Jahren, nicht wahr?«

  Nicole nickte. »Ich war noch ein ganz kleines Mädchen, als ich mit Mutti zum ersten Mal in Ihre Praxis gekommen bin. Sie haben mir damals Gummibärchen geschenkt.«

  Dr. Daniel lachte. »Daran erinnerst du dich noch?« Ohne viele Umstände nahm er Nicole auf die Arme und legte sie dann in das fahrbare Krankenbett, das die Stationsschwester der Gynäkologie schon bereitgestellt hatte. »Du bist immer noch so ein Federgewicht wie früher.«

  »Nein, Herr Doktor, Sie sind so stark«, entgegnete Nicole lächelnd.

  »Danke für das Kompliment«, meinte Dr. Daniel, dann schob er das Bett aus der Notaufnahme zum Lift, fuhr ins erste Stockwerk und brachte Nicole schließlich in ein ruhiges Einzelzimmer.

  »Das Fenster geht zum Park hinaus«, erklärte er. »Soll ich es für ein paar Minuten aufmachen und ein bißchen frische Luft hereinlassen?«

  Nicole nickte eifrig. »Das wäre schön.« Sie schwieg einen Moment. »Herr Doktor, wenn es mir bessergeht, darf ich dann in den Park hinuntergehen?«

  »Natürlich, Nicole«, stimmte Dr. Daniel zu. »Aber zuerst mußt du mal strikte Bettruhe halten.« Er nahm die Infusion ab, hängte eine andere Flasche auf und regelte die Tropfgeschwindigkeit. »Es kann sein, daß dir auf die Antibiotika-Infusion ein bißchen übel wird.«

  »Das ist egal«, behauptete Nicole. »Wenn nur die Schmerzen wieder vergehen.«

  »Ganz bestimmt«, versicherte Dr. Daniel. »In zwei, drei Tagen wirst du dich schon besserfühlen.« Er griff nach Nicoles Hand und drückte sie sanft. »Ich muß jetzt in die Praxis zurück, aber nach der Sprechstunde komme ich noch einmal her.«

  Er verließ das Zimmer und traf draußen mit Alena Reintaler zusammen.

  »Ist mit Frau Kortenhagen etwas nicht in Ordnung?« fragte sie. »Ich meine… weil Sie jeden Handgriff so ganz genau erklärt haben.«

  Dr. Daniel nickte. »Nicole ist blind.«

  Alena erschrack sichtlich. »O mein Gott, das ist ja furchtbar. Sie ist doch noch so jung…« Einen Moment lang schwieg sie betroffen, dann erkundigte sie sich. »Ein Unfall?«

  »Nein, sie ist von Geburt an blind gewesen, und dabei hatte sie genau genommen sogar noch Glück«, entgegnete Dr. Daniel. »Ihre Mutter litt an einem Herpes genitalis, als Nicole geboren wurde. Unglücklicherweise wurde das in der Entbindungsklinik übersehen. Das hat Nicole das Augenlicht gekostet, aber wenn man bedenkt, daß sie durch die Krankheit ihrer Mutter ebensogut eine schwere geistige Behinderung hätte davontragen können, hat sie eigentlich noch Glück im Unglück gehabt.«

  Alena nickte. »So gesehen ja. Trotzdem ist die Blindheit eine ganz fürchterliche Krankheit. Ein junger Mensch, der nie die Sonne sehen wird… Sie wird niemals wissen, wie bunte Blumen aussehen…« Erschüttert schwieg sie, dann sah sie Dr. Daniel an. »Wurde denn nie versucht, ihr mit einer Operation zu helfen?«

  »Nicoles Eltern waren bei den besten Augenchirurgen der Welt, aber es ist aussichtslos. Nicole ist blind, und sie wird es bis an ihr Lebensende bleiben.«

  »Das ist ja schrecklich«, flüsterte Alena.

  »Ich weiß nicht, ob sie es so empfindet«, erwiderte Dr. Daniel. »Wissen Sie, Alena, Nicole ist mit dieser Behinderung groß geworden. Ich kenne sie ja schon seit vielen Jahren, sie war immer ein ganz normales, fröhliches Kind. Inzwischen ist sie vierundzwanzig, hat einen Beruf als Lehrerin an einer Blindenschule und lebt in ihrer eigenen Wohnung. Sie ist sehr selbständig, und ich wage zu behaupten, daß sie auch glücklich ist.«

  »So etwas ist für mich nur schwer vorstellbar«, gab Alena offen zu. »Aber wahrscheinlich haben Sie recht. Als sie vorhin lachte, das klang…« Sie zuckte die Schultern. »Es klang wie bei jedem anderen jungen Mädchen auch.«

  Dr. Daniel lächelte. »Warten Sie nur ab, Alena, wenn es Nicole erst wieder bessergeht… wenn ihre Entzündung abgeklungen ist. Sie wird auf eigene Faust den Klinikpark erforschen, und ich denke, sie wird uns alle auch noch mit ganz anderen Sachen überraschen.«

*

  Die Antibiotika-Infusionen wirkten rasch, und auch die von Dr. Daniel angekündigte Übelkeit hielt sich bei Nicole in Grenzen, so daß sie bereits an ihrem dritten Tag in der Waldsee-Klinik Lust auf einen Spaziergang verspürte.

  »Na, Frau Kortenhagen, Sie haben aber einen gesegneten Appetit«, stellte Schwester Bianca fest, als sie kam, um das Geschirr abzuräumen.

  Nicole lächelte. »Das Essen hier ist so gut, und vor allen Dingen muß ich es nicht selber kochen.« Sie seufzte leise. »Wissen Sie, Schwester Bianca, manchmal ist es furchtbar langweilig, für sich allein zu kochen.«

  »Das glaube ich gern«, stimmte die junge Stationsschwester zu. »Als ich noch allein in meiner kleinen Wohnung lebte, ging es mir auch oft so. Aber jetzt habe ich Gesellschaft bekommen. Unsere Krankenpflegehelferin Darinka ist vor etlichen Monaten zu mir gezogen, und wir haben oft viel Spaß miteinander.«

  »Das kann ich mir vorstellen«, meinte Nicole. »Ich wollte meine Freundin aus der Blindenschule auch schon mal überreden, zu mir zu ziehen, aber noch hat sie nicht den Mut aufgebracht, ihr Elternhaus zu verlassen.«

  Spontan setzte sich Bianca zu Nicole ans Bett. »Dazu gehört auch Mut. Ich weiß noch, wie einsam ich mich in der ersten Zeit gefühlt habe, und wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, wäre ich vielleicht sogar wieder nach Hause zurückgegangen.«

  Nicole nickte. »Ja, die erste Zeit war für mich auch sehr schwer, doch jetzt möchte ich meine Selbständigkeit nicht mehr missen – auch wenn das Alleinsein nicht immer ganz einfach ist.« Mit einer raschen Handbewegung befühlte sie ihre Armbanduhr. »Schon gleich eins. Das bedeutet, daß meine Infusion bald durch sein müßte.«

  Offene Bewunderung lag auf Biancas Gesicht. Es war für sie einfach unvorstellbar, wie man als Blinde so eigenständig und selbstbewußt sein konnte.

  »Schwester Bianca, ich würde so gern einen kleinen Spaziergang machen«, fuhr Nicole fort. »Glauben Sie, daß ich das schon darf?«

  »Natürlich darfst du«, erklang in diesem Moment Dr. Daniels Stimme von der Tür her. »Allerdings warne ich dich. Es ist bitter kalt draußen. Das heißt für dich, warm anziehen, und mehr als eine Viertelstunde ist auch nicht erlaubt.«

  »Jawohl, Herr Doktor«, erklärte Nicole und legte dabei übermütig die flache Hand an die Stirn, als würde sie salutieren.

  Dr. Daniel schmunzelte. »Mir scheint, dir geht’s schon wieder ganz hervorragend.«

  »Die Schmerzen sind fast weg«, antwortete Nicole. »Diese Antibiotika sind die reinsten Wundermittel.«

  »Richtig angewandt schon«, stimmte Dr. Daniel zu. »Leider lassen sich manche Ärzte immer wieder dazu verführen, auch bei harmlosen Erkältungskrankheiten Antibiotika zu verschreiben, und das ist dann der blanke Unsinn. Bei Virusinfektionen und vor allem auch bei Fieber sind Antibiotika nämlich völlig wirkungslos. Aber das nur nebenbei.« Er setzte sich neben Nicole auf das Bett und ergriff ihre Hand. »Auch wenn es dir gutgeht, kommen wir um eine Untersuchung nicht herum, und ich sage dir gleich, daß dir das noch immer ein bißchen weh tun wird.«

  »Wenn ich Sie nicht so gern hätte, müßte ich Ihnen jetzt fast böse sein«, meinte Nicole. »Es ist unfair, mir gerade jetzt, wo ich mich schon richtig wohl fühle, mit einer schmerzhaften Untersuchung zu drohen.«

  Dr. Daniel stupste sie scherzhaft an der Nase. »Ich drohe nicht nur, ich mache meine Drohung auch wahr. Nein, im Ernst, Nicole, ich werde ganz vorsichtig sein, und es wird auch sicher nicht so weh tun wie vor drei Tagen, als du in die Klinik eingeliefert wurdest.«

  »Ich weiß, daß Sie nur Ihre Pflicht tun, Herr Doktor«, erklärte Nicole, dann stand sie auf, griff zielsicher nach ihrem Morgenmantel und verließ an Dr. Daniels Seite ihr Zimmer.

  »Du kennst dich hier ja schon bestens aus«, stellte Dr. Daniel fest.

  Nicole nickte lächelnd. »Ich habe mich gleich am ersten Tag von Bianca herumführen lassen.« Sie errötete. »Nicht schimpfen, Herr Doktor. Ich weiß schon, daß ich da noch gar nicht hätte aufstehen dürfen, aber ich hasse es, mich tastend vorwärtszubewegen. Ich will ein gewisses Maß an Sicherheit haben, und dazu ist es nötig, daß ich mich rasch mit meiner Umgebung vertraut mache.«

  »Ich habe nicht vor zu schimpfen«, entgegnete Dr. Daniel und mußte dabei wieder lächeln. Es imponierte ihm, wie gut sich Nicole in ihrem Leben zurechtfand. »Wer darf dich denn heute in den Park begleiten?«

  Wieder errötete Nicole ein wenig. »Eine Begleitung ist nicht nötig, Herr Doktor. Ich werde nur einen ganz kurzen Weg gehen, und den kenne ich bereits.«

  »Meine liebe Nicole, jetzt wird es aber allmählich kriminell«, tadelte Dr. Daniel. »Ich habe dir die Bettruhe nicht zum Spaß verordnet. Es ist ganz okay, wenn du dich in deinem Zimmer und hier auf dem Flur hast herumführen lassen, aber wer immer dich in den Park begleitet hat, wird von mir eine gehörige Abreibung bekommen. Die Ärzte und Schwestern der Klinik wußten genau…«

  »Bitte, Herr Doktor, nicht böse sein«, bat Nicole und streichelte besänftigend über seine Hand, mit der er sie jetzt ins Untersuchungszimmer führte. »Ich verspreche Ihnen, daß ich Ihnen keinen Kummer mehr machen werde.« Sie lächelte. »Im übrigen muß ich Ihnen leider sagen, daß ich nicht verraten werde, wer mich in den Park geführt hat. Ich kann es nämlich nicht verantworten, daß jemand meinetwegen auch noch ausgeschimpft wird.«

  Dr. Daniel seufzte. »Du hast es faustdick hinter den Ohren, weißt du das?«

  Sie nickte grinsend. »Es wurde mir gelegentlich schon gesagt.«

  »Also, nun mach dich frei«, verlangte Dr. Daniel, konnte dabei ein Lächeln aber nicht unterdrücken, was Nicole an seiner Stimme hörte.

  »Sie sind mir nicht mehr böse«, stellte sie fest. »Das freut mich.» Sie zog ihre Pyjamahose aus und ließ sich von Dr. Daniel auf den Gynäkologischen Stuhl helfen.

  Das Abtasten der Eierstöcke verursachte Nicole noch immer leichte Schmerzen, doch Dr. Daniel behielt recht – so schlimm wie am ersten Tag war die Untersuchung bei weitem nicht.

  »Ich bin sehr zufrieden mit dir«, erklärte Dr. Daniel, dann lächelte er wieder. »Auch wenn du es mit dem Gehorchen nicht so genau nimmst.«

  Nicole grinste schelmisch. »In Zukunft werde ich dafür ganz brav sein.«