Anna und der Vagabund - Marie Francoise - E-Book

Anna und der Vagabund E-Book

Marie Francoise

5,0

Beschreibung

Dr. Daniel ist eine echte Erfolgsserie. Sie vereint medizinisch hochaktuelle Fälle und menschliche Schicksale, die uns zutiefst bewegen – und einen Arzt, den man sich in seiner Güte und Herzlichkeit zum Freund wünscht. Ein eisiger Schneewind pfiff Gabriel Ebert um die Ohren. Fröstelnd zog er die Schultern hoch und faßte den verschlissenen Mantel vor der Brust enger zusammen, aber das nützte nicht viel. Der Mantel war alt und wärmte kaum noch. Gabriel schritt ein wenig schneller aus, um den schützenden Wald zu erreichen, den er in ein paar hundert Metern Entfernung vor sich sah. Er fühlte Nässe und Kälte durch seine Schuhe kriechen. »Verdammter Winter«, knurrte er. Während der Sommermonate war sein Dasein als Vagabund recht schön, im Frühjahr und Herbst war es erträglich, im Winter allerdings wurde es zur Tortur. Er hatte den Wald erreicht, aber der eisige Wind strich auch hier noch durch die Bäume und ließ Gabriel erneut frösteln. Er brauchte einen Unterschlupf… irgend etwas, wo es warm war… oder wenigstens trocken. Vorsichtig hob er den Kopf, was ihn der Schneewind sofort büßen ließ. Die Kälte stach wie tausend Nadeln auf seiner Haut. Gabriel schlug den Mantelkragen hoch, während er sich weiter nach einem Unterschlupf umsah. Die gefrorenen Eiskristalle auf dem Kragen bohrten sich schmerzhaft in seine Wangen, aber wenigstens hatte der Wind jetzt nicht mehr so viel Angriffsfläche. Gabriels Augen schmerzten, ebenso sein Kopf und seine Brust, was jeden Atemzug zur reinsten Qual werden ließ. Seit Stunden kämpfte er sich schon durch Schnee und Kälte. Er war müde, und er fror ganz erbärmlich. Die Nässe in seinen Schuhen erstarrte allmählich zu Eis. In diesem Moment erblickte er die alte Scheune. Eine vage Erinnerung aus einer fernen Vergangenheit wehte ihn an, aber sie war so flüchtig, daß

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Dr. Daniel – 111 –

Anna und der Vagabund

Marie Francoise

Ein eisiger Schneewind pfiff Gabriel Ebert um die Ohren. Fröstelnd zog er die Schultern hoch und faßte den verschlissenen Mantel vor der Brust enger zusammen, aber das nützte nicht viel. Der Mantel war alt und wärmte kaum noch.

Gabriel schritt ein wenig schneller aus, um den schützenden Wald zu erreichen, den er in ein paar hundert Metern Entfernung vor sich sah. Er fühlte Nässe und Kälte durch seine Schuhe kriechen.

»Verdammter Winter«, knurrte er.

Während der Sommermonate war sein Dasein als Vagabund recht schön, im Frühjahr und Herbst war es erträglich, im Winter allerdings wurde es zur Tortur.

Er hatte den Wald erreicht, aber der eisige Wind strich auch hier noch durch die Bäume und ließ Gabriel erneut frösteln. Er brauchte einen Unterschlupf… irgend etwas, wo es warm war… oder wenigstens trocken.

Vorsichtig hob er den Kopf, was ihn der Schneewind sofort büßen ließ. Die Kälte stach wie tausend Nadeln auf seiner Haut. Gabriel schlug den Mantelkragen hoch, während er sich weiter nach einem Unterschlupf umsah. Die gefrorenen Eiskristalle auf dem Kragen bohrten sich schmerzhaft in seine Wangen, aber wenigstens hatte der Wind jetzt nicht mehr so viel Angriffsfläche.

Gabriels Augen schmerzten, ebenso sein Kopf und seine Brust, was jeden Atemzug zur reinsten Qual werden ließ. Seit Stunden kämpfte er sich schon durch Schnee und Kälte. Er war müde, und er fror ganz erbärmlich. Die Nässe in seinen Schuhen erstarrte allmählich zu Eis.

In diesem Moment erblickte er die alte Scheune. Eine vage Erinnerung aus einer fernen Vergangenheit wehte ihn an, aber sie war so flüchtig, daß Gabriel sie nicht greifen konnte. Er versuchte es auch gar nicht. Diese Scheune versprach Schutz vor Schnee und Wind, das war das einzige, was für ihn zählte.

Entschlossen stapfte er zwischen den Bäumen hindurch und trat schließlich auf die schneebedeckte Wiese. Der Wind war noch stärker geworden und warf ihn fast um, als er ihn nun mit aller Macht traf. Gabriel taumelte und kämpfte sich mit letzter Kraft zu der alten Scheune.

Das riesige Vorhängeschloß, das er schon von weitem an dem mächtigen Tor erkennen konnte, weckte Entsetzen in ihm. Wenn diese Scheune tatsächlich verschlossen war…

Er wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Noch etliche Stunden in Kälte und Wind – das wäre selbst für ihn zuviel… noch dazu in dem desolaten Zustand, in dem er sich befand.

Während er sich der Scheune näherte, glaubte er plötzlich, ein Stöhnen zu hören. Oder war es nur der Wind gewesen? Gabriel lauschte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. Er mußte sich getäuscht haben. Wer sollte an einem so eisigen Tag auch hier draußen sein?

Mühsam kämpfte er gegen den immer stärker werdenden Wind an. Sein Gesicht, das er krampfhaft gesenkt hielt, schmerzte vor Kälte. Aber dann hatte er die Scheune endlich erreicht und stellte erleichtert fest, daß das riesige Vorhängeschloß nur eingehakt, das Tor aber offen war.

Es kostete ihn einige Mühe, mit seinen halb erfrorenen Fingern das schwere Tor aufzustemmen. Der Geruch von Heu und Stroh schlug ihm entgegen, aber auch noch etwas anderes, was er nicht zu deuten wußte. Es war ihm auch egal. Hier drinnen war es trocken und sogar verhältnismäßig warm. Er würde den restlichen Tag und die Nacht über hierbleiben – wenn es sein mußte sogar ein paar Tage, sollte sich das Wetter nicht bessern.

Gabriel wollte gerade den Mantel ausziehen, als das Stöhnen wieder ertönte und diesmal war kein Zweifel möglich. Es war ein Mensch, der hier Qualen litt.

»Hallo!« rief Gabriel. In der Scheune war es ziemlich dunkel und seine Augen hatten sich noch nicht daran gewöhnt, so daß er sich fast blind fühlte.

»Hilfe.« Die Stimme war schwach und leise, aber dennoch sehr deutlich.

Gabriel tastete sich vor, dann stolperte er über eine am Boden liegende Gestalt und stürzte. Er rappelte sich aber gleich wieder auf und kroch zu dem Menschen, der da hilflos vor ihm lag.

»Haben Sie sich verletzt?« fragte er besorgt.

»Mein… Baby…«, keuchte die Gestalt und erst jetzt erkannte Gabriel, daß es sich dabei um eine Frau handelte.

Mittlerweile hatten sich auch seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt und nun gewahrte er den gewölbten Leib. Übelkeit stieg in ihm auf. Sollte er hier ganz unvermutet zum Geburtshelfer werden?

Die Frau stöhnte wieder und krümmte sich zusammen, ehe sie erschöpft zur Seite kippte.

»Seit wann liegen Sie hier schon?« wollte Gabriel aufgeregt von ihr wissen. Es gab hundert andere Fragen, die vermutlich weitaus wichtiger gewesen wären, aber in diesem Moment fiel ihm keine einzige ein.

»Ich… weiß nicht«, keuchte die Frau mit letzter Kraft, dann griff sie nach Gabriels Hand. »Helfen Sie mir. Es tut… so weh…«

Der junge Vagabund nickte nur. Vorsichtig tastete er den harten Bauch der Schwangeren ab, obwohl er keinerlei Ahnung hatte, wonach er suchen sollte, und überhaupt… er war kein Arzt und keine Hebamme. Er wußte ja gar nicht, was er tun sollte, falls das Baby wirklich in den nächsten Minuten kommen würde.

»Ich muß Hilfe holen«, meinte er und erhob sich.

Die Frau bäumte sich auf, erhaschte eine Hand von ihm und klammerte sich daran fest. »Lassen Sie mich bitte nicht allein! Die ganze Nacht… es war so schrecklich…«

Gabriel brach förmlich der Schweiß aus. Sollten ihre Worte bedeuten, daß sie die ganze vergangene Nacht schon hier verbracht hatte? Mit Wehen? Er wußte, daß eine Geburt unter Umständen ziemlich lange dauern konnte, aber wenn die Frau schon an die zwanzig Stunden hier war…

»Ich muß jemanden herholen, der was davon versteht«, entgegnete Gabriel eindringlich. »Haben Sie keine Angst. Ich lasse Sie nicht im Stich. Ich hole wirklich nur Hilfe.«

Er löste sich aus ihrem Griff, schlüpfte rasch in seinen Mantel und verließ die Scheune wieder. Der eisige Schneewind empfing ihn und warf ihn beinahe um. Mühsam kämpfte Gabriel dagegen an. So schnell seine eiskalten Füße es erlaubten, rannte er über die verschneite Wiese und hoffte dabei nur, daß er in der richtigen Richtung unterwegs war.

Die Dämmerung zog bereits herauf, als er in der Ferne endlich Licht sah. Mittlerweile keuchte er schon und das heftige Seitenstechen ließ keinen schmerzlosen Schritt mehr zu, dazu kamen die massiven Stiche in seiner Lunge, die jeden Atemzug zu einer Qual machten. Mit letzter Kraft erreichte er die stattliche weiße Villa, ließ sich gegen die schwere, eichene Eingangstür fallen und hämmerte mit beiden Fäusten dagegen, weil er gar nicht auf den Gedanken kam, nach einer Klingel zu suchen.

*

Dr. Robert Daniel, seine Frau Manon und sein Töchterchen Tessa saßen gerade beim Abendessen, während der kleine Gerrit in seiner Babywippe lag und vergnügt vor sich hinkrähte. Jetzt gesellte sich auch Dr. Daniels ältere, verwitwete Schwester Irene Hansen dazu, die hier den Haushalt führte.

»Wie schön, wenn man mal in aller Ruhe gemeinsam zu Abend essen kann«, meinte sie. »Es kommt viel zu selten…«

Ein anhaltendes Hämmern an der Tür unterbrach sie.

»Du hast dich zu früh gefreut, Irenchen«, stellte Dr. Daniel fest und stand auf. »Das klingt nach Notfall.«

Irene seufzte abgrundtief. »Warum bist da immer du zuständig? Im übrigen könnte…«

Dr. Daniel hörte den Rest des Satzes nicht mehr, weil er die Wohnung schon eiligst verlassen hatte und die Treppe hinuntergelaufen war. Jetzt öffnete er die Haustür. Dies geschah für den, der da geklopft hatte, offenbar so überraschend, daß er in den Flur stolperte und wohl gestürzt wäre, hätte Dr. Daniel ihn nicht gerade noch aufgefangen.

»Langsam. Was ist denn passiert?« wollte der Arzt wissen.

»Eine Frau… in der Scheune… schwanger«, stieß der Mann keuchend hervor, dann fiel er auf die Knie, hielt sich mit einer Hand stöhnend die Seite und preßte die andere gegen seine schmerzende Brust.

Dr. Daniel nahm sich kaum Zeit, die zerlumpte Gestalt näher zu betrachten, sondern eilte in seine Praxis und riß den Hörer von der Gabel, dann wählte er die Nummer des Notarztes Dr. Alec Horn. Dieser meldete sich schon nach dem ersten Klingeln.

»Alec, hier ist Robert«, gab sich Dr. Daniel zu erkennen. »Organisieren Sie sofort einen Krankentransport.« Er drehte sich zu dem Mann um, der inzwischen wieder etwas zu Atem gekommen war. »Wo genau befindet sich diese Scheune?«

Mühsam rappelte sich der Vagabund auf und beschrieb den Weg, den er gekommen war, so gut es ihm möglich war. Dr. Daniel nickte. Er wußte, von welcher Scheune der Mann sprach.

»Alec? Der Krankenwagen soll Richtung Serpentinerstraße fahren. Kurz vor der ersten Steigung geht rechts ein schmaler Feldweg ab, der eigentlich für Autos gesperrt ist. Nach ungefähr zwei Kilometern steht rechts eine alte Scheune. Dort liegt allem Anschein nach eine schwangere Frau.«

»In Ordnung, Robert, ich leite alles in die Wege«, sagte Dr. Horn zu.

Dr. Daniel legte auf, dann nahm er den noch immer keuchenden Mann am Arm. »Wir fahren mit meinem Auto.«

»Muß ich… ich meine… ich habe mit der Frau nichts zu tun«, stammelte er unsicher. »Ich habe sie zufällig gefunden und…«

»Sie kommen mit, weil wir sie dann auch gleich ins Krankenhaus schaffen werden«, fiel Dr. Daniel ihm ins Wort und zog ihn in der Zwischenzeit schon hinter sich auf den Parkplatz, wo sein Wagen stand.

Der Mann versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, was allerdings vergebliche Mühe war.

»Ich bin nicht krank!« begehrte er auf.

»Das bezweifle ich«, entgegnete Dr. Daniel, nötigte den jungen Mann zum Einsteigen und setzte sich dann ans Steuer.

»Wie heißen Sie?« wollte er wissen, während er den Motor anließ und vorsichtig in den schmalen Feldweg einbog, der hinter seiner Villa wegging. Dies war die kürzere Verbindung zu der Scheune, von der der Vagabund erzählt hatte, aber dieser Weg wäre schwieriger zu erklären gewesen. Im übrigen wäre er für einen Krankenwagen kaum befahrbar.

»Gabriel Ebert«, murmelte der junge Mann.

Dr. Daniel sah überrascht zur Beifahrerseite hinüber, konnte in der herrschenden Dunkelheit aber nicht viel vom Gesicht seines Begleiters sehen.

»Gabriel?« fragte er zurück. »Der Sohn von Miriam und Gustav Ebert?«

Sekundenlang herrschte betroffenes Schweigen, dann antwortete Gabriel mit einer Gegenfrage: »Woher kennen Sie mich?«

»Du warst vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, als ich deine kleine Schwester auf die Welt geholt habe«, erzählte Dr. Daniel. »Du und… das heißt, darf ich nach all den Jahren überhaupt noch du sagen?«

»Von mir aus«, murmelte Gabriel.

Dr. Daniel warf einen angestrengten Blick durch die Windschutzscheibe, um im Schnee den kaum sichtbaren Feldweg nicht zu verlieren, dann fuhr er fort: »Kurz nach der Geburt deiner Schwester seid ihr aus Steinhausen weggezogen.« Wieder sah er für einen Moment zu Gabriel hinüber und konnte erkennen, wie er den Kopf senkte. »Was ist passiert?«

»Nichts«, murmelte Gabriel. »Lassen Sie mich in Ruhe.«

Dr. Daniel seufzte leise, dann wies er nach vorn. »Das ist die Scheune, nicht wahr?«

»Sieht so aus«, knurrte der junge Mann, dann, als Dr. Daniel den Wagen angehalten hatte, fügte er hinzu: »Kann ich jetzt gehen?«

Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein. Ich lasse dich in diesem Zustand nicht einfach weg. Du gehörst gründlich untersucht und anschließend zumindest für ein paar Stunden ins Bett.« Er stieg aus und lief mit dem Notfallkoffer in der Hand auf das Scheunentor zu. Im gleichen Moment hörte er hinter sich das Martinshorn des Krankenwagens. Gespenstisch blinkte das Blaulicht durch die Nacht und in dessen Schein sah Dr. Daniel, wie Gabriel offensichtlich das Weite suchte.

»Alec!« rief Dr. Daniel dem jungen Notarzt zu, der jetzt aus dem noch nicht mal vollständig zum Stehen gekommenen Krankenwagen sprang. »Fangen Sie den Burschen wieder ein. Er muß mit zur Klinik.« Noch während er sprach, eilte er in die Scheune. »Hallo!«

Nur ein schwaches Stöhnen drang an sein Ohr. Dr. Daniel ließ die Taschenlampe kreisen, dann sah er sie. Kraftlos lag sie im Stroh und hob nicht einmal den Kopf, als er neben ihr in die Hocke ging.

»Kein Angst, junge Frau«, versuchte Dr. Daniel sie zu beruhigen. »Ich bin Gynäkologe und werde Sie jetzt ganz vorsichtig untersuchen.« Er streifte sich Plastikhandschuhe über und ertastete den Muttermund. Dabei brach ihm der Schweiß aus. Der Muttermund war vollständig offen, aber es handelte sich um eine Beckenlage. Das Baby konnte also keinesfalls auf natürlichem Weg geboren werden. Zudem schien die werdende Mutter bereits so lange in den Wehen zu liegen, daß sie keine Zeit mehr verlieren durften.

»Wir bringen Sie sofort ins Krankenhaus«, versprach Dr. Daniel.

In diesem Moment stürzte Dr. Alec Horn herein. Ihm folgte ein Sanitäter mit einer fahrbaren Trage, deren Räder jetzt aber hochgeklappt waren.

»Es hat einige Mühe gekostet, den jungen Herrn einzufangen«, knurrte der Notarzt.

»Hier können wir sowieso nichts tun«, entgegnete Dr. Daniel und stand auf. »Die Frau muß sofort ins Krankenhaus.«

Vorsichtig, aber in der gebotenen Eile hoben die beiden Ärzte die junge Schwangere auf die abgestellte Trage.

»Und nun ab«, befahl Dr. Daniel. »Es eilt und zwar mächtig.«

Im Laufschritt wurde die Trage mit der schwangeren Frau zum Krankenwagen gebracht und hineingeschoben. Auch Dr. Daniel stieg hinten mit ein und warf Gabriel, der in der äußersten Ecke saß und dem Arzt finster entgegensah, einen kurzen Blick zu.

»Du bist sauer auf mich«, stellte Dr. Daniel gelassen fest, »aber das kümmert mich herzlich wenig.« Er beugte sich über die Frau und kontrollierte Puls, Blutdruck und die Herztöne des Ungeborenen, die anzeigten, daß es nun wirklich nicht mehr lange dauern durfte. Auch der Zustand der Mutter wurde von Minute zu Minute bedenklicher. Offensichtlich lag sie schon seit vielen Stunden in den Wehen.