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High Fantasy der Extraklasse! In dieser Trilogie erschafft Nancy Farmer meisterhaft aus nordischen Sagen und Erzählungen ein Fantasy-Epos in der Tradition von J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe. Kaum einer weiß von der uralten Magie, die in machtvollen Strömen tief unten die Erde durchzieht. Doch Jack kann sie spüren. Und er hat gelernt, über sie zu gebieten. Diese Kraft ist es, die ihm das Leben rettet, als er bei einem Wikingerüberfall weit übers Meer verschleppt wird. Aber ob sie ihm auch helfen kann, als er von der ebenso schönen wie grausamen Königin der Nordmänner auf die gefährlichste Reise seines Lebens geschickt wird? Zum Ursprung aller Magie - ins Land der Trolle und Drachen. "Drachenmeer" ist der erste Band einer Trilogie. Die Folgebände sind "Elfenfluch" und "Nebelrache". "Absolut sagenhaft!" Rheinische Post
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Seitenzahl: 563
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Für Harald – wie immer – dafür,dass er Mimirs Brunnen gefunden hat
Danksagungen
Mein besonderer Dank gilt der Island-Forscherin Kristin Johannsdottir, die mein Manuskript gelesen und die isländischen Dialoge geliefert hat.
Außerdem danke ich Dr. William Ratliff dafür, dass er mir Zugang zur Bibliothek der Universität Stanford verschafft hat.
Meinem Sohn Daniel und meinem Neffen Nathan Stout danke ich ganz herzlich für die Inspiration zu Olaf Einbraue.
Und wie immer ein Dankeschön an Richard Jackson für seine Risikofreude.
Lämmersuche
Der Lehrling
Nachtmahr
Erdmagie
Die Goldene Halle
Berserker
Das Ende der Zeiten
Die Schutzrune
Der schwarze Reiter
Olaf Einbraue
Die Schildmaid
Sklavenmarkt
Walhall
Der verirrte Vogel
Kühnherz
Gisur Daumenbrecher
Rune
Drachenmeer
Heimkehr
Die weise Frau
Goldborste
Heides Prophezeiung
Olafs Triumph
Die Reise
Jötunheim
Der Drache
Totholz
Ruhm stirbt nie
Die Eisebene
Drachenblut
Das Tal
Die Eisbrücke
Fonn und Forath
Die Bergkönigin
Yggdrasil
Mimirs Brunnen
Abschied
Spinnenmusik
Thorgils Lied
Freyas Moor
Lucys Rückkehr
Jack und Jill
Willkommen zu Hause
Personenverzeichnis
Anhang
Quellen
Jack erwachte kurz vor Tagesanbruch und lauschte dem eisigen Februarwind, der ums Haus pfiff. Das würde wieder ein scheußlicher Tag werden. Träge schaute er zu den Dachsparren hinauf und genoss die letzten Minuten der Wärme. Er hatte in Wolldecken eingemummelt auf einem Lager aus trockenem Heidekraut geschlafen. Der Fußboden des Hauses lag ein Stück unter der Erde und der Wind, der seinen Weg unter der Tür hindurch fand, blies über Jacks Kopf hinweg.
Es war ein gutes Haus, mit Eichenpfosten, die mit den Wurzeln nach oben eingerammt worden waren, damit keine Feuchtigkeit aus der Erde in ihnen aufsteigen konnte. Jack hatte seinem Vater beim Bau zugesehen, als er sieben Jahre alt gewesen war. Sein Vater hatte gedacht, ein Kind könne diese Arbeit nicht verstehen, aber Jack hatte sie verstanden. Er hatte genau aufgepasst und glaubte schon jetzt, fünf Jahre später, dass er selbst ein Haus bauen könnte. Jack vergaß wenig von dem, was er sah.
Am anderen Ende des Raums sah Jack, wie seine Mutter das Feuer schürte. Das Licht flackerte bis auf den Dachboden. Dort war es wärmer, aber dafür sehr rauchig. Seine Eltern und seine Schwester schliefen oben, Jack bevorzugte die frische Luft in der Nähe der Tür.
Seine Mutter streute Hafermehl in kochendes Wasser und rührte den Brei kräftig um. Jack konnte riechen, dass sie Honig hineingab. Im Feuer glühte das Schüreisen. Auf dem Tisch standen aufgereiht vier Becher mit Apfelmost.
„Es ist so kalt“, beschwerte sich Lucy auf dem Dachboden. „Kann ich nicht im Bett frühstücken?“
„Eine Prinzessin fürchtet sich nicht vor ein bisschen Kälte“, sagte sein Vater.
„Prinzessinnen leben in Burgen“, erklärte Lucy.
„Ja, aber das gilt nicht für verloren gegangene Prinzessinnen.“
„Rede ihr nicht auch noch zu“, schalt seine Mutter.
„Bin ich wirklich verloren gegangen, Vater?“, fragte Lucy. Jack wusste, dass sie diese Geschichte liebte.
„Du warst nicht lange verloren. Wir haben dich gefunden“, sagte sein Vater liebevoll.
„Ich habe unter einem Rosenstrauch gelegen, mit einer Goldmünze in der Hand.“
„Du wurdest in diesem Haus geboren, nicht in irgendeiner Traumburg“, fuhr seine Mutter sie an. Sie tauchte das heiße Schüreisen in den ersten Becher mit Most, um ihn zu erwärmen. Jack stieg der würzige Apfelgeruch in die Nase. Er wusste, dass Lucy nicht auf sie hören würde. Es war viel interessanter, eine verloren gegangene Prinzessin zu sein als ein Bauernkind.
Aber die Goldmünze gab es wirklich. Sein Vater hatte sie beim Umgraben im Garten gefunden. Auf ihr war der Kopf eines Mannes zu sehen – Vater sagte, es sei ein römischer König.
„Eines Tages wird ein Trupp Ritter kommen“, erzählte Lucy weiter.
„Sie suchen nach dir, seitdem die Trolle dich entführt haben“, sagte sein Vater. „Die Trolle wollten dich aufessen, Liebling – aber weil es Trolle waren, gerieten sie natürlich sofort in Streit.“
„Sollen wir sie mit einem Apfel im Mund braten?“, sagte Lucy, die die Geschichte längst auswendig kannte. „Oder sollen wir aus ihr eine Pastete machen?“
„‚Pastete! Pastete!‘, rief die eine Hälfte der Trolle“, fuhr er fort. „Die andere Hälfte schrie nach gebratenem Kind. Sie kämpften erbittert und bald hatten sie sich gegenseitig bewusstlos geschlagen. Das war der Moment, in dem ich vorbeigekommen bin und dich gefunden habe.“
„Eines Tages werden die Ritter an unsere Tür klopfen“, sagte Lucy. „Sie werden sich vor mir verbeugen und sagen: ‚Komm mit uns und sei unsere Königin.‘“
„Weshalb redest du ihr diesen Unsinn ein?“, fragte Jacks Mutter streng.
„Was kann es denn schaden?“, erwiderte sein Vater.
Jack wusste, dass sie zwei Kinder verloren hatte, bevor er geboren wurde, und noch zwei nach ihm. Sie dachte, dass sie nie ein weiteres haben würde, aber dann brachte sie dieses letzte, vollkommene Kind zur Welt.
Lucy hatte goldblondes Haar, das einen an Sonnenschein denken ließ. Ihre Augen hatten die Farbe von Veilchen, die tief im Wald wuchsen. Sie war so leicht wie Distelflaum und fröhlich wie eine Lerche. Und weil man ihr die ganzen fünf Jahre ihres Lebens immer nur Freundlichkeit und Liebe entgegengebracht hatte, liebte sie alle Menschen. Jack konnte ihr einfach nie böse sein.
Jetzt wurde Lucy vom Vater die Leiter heruntergetragen, obwohl sie eigentlich schon zu groß dafür war. Jack sah, wie sein Vater vor Schmerzen das Gesicht verzog, während er unbeholfen von einer Sprosse auf die nächste trat. Aber er sah auch die Freude in den Augen seines Vaters – eine Freude, die fast nie sichtbar wurde, wenn Giles Krummbein seinen Sohn Jack ansah.
Jack warf die Decken zurück, stand auf und reckte sich. Wie alle anderen schlief er in seinen Kleidern und brauchte sich deshalb nicht erst anzuziehen.
Er zupfte die Wolle heraus, mit der der Türspalt verstopft war, und trat ins Freie. Ein graues Licht kroch über das Meer im Osten. Es sickerte in die Moore und wurde von den dunklen Wäldern im Westen wieder verschluckt. Der Himmel hatte die Farbe von schwarzem Eis. Es würde ein scheußlicher Tag werden.
Jack rannte zum Abort. Er hüpfte auf und ab, damit seine Schuhe nicht an dem gefrorenen Boden festklebten. Der Barde hatte gesagt, dass die Frostriesen ahnungslosen Menschen auflauerten und sie mit ihrem Nebelatem betäubten. Sie flüsterten von der Wärme, die der Schlaf bringen würde. Deshalb durfte man sich in der Dunkelheit des Winters nie draußen hinlegen, ganz gleich, wie verlockend es war. Denn dann erwischten einen die Frostriesen.
Jack rannte schnell zum Haus zurück, übersah dabei einen Eisfleck und rutschte aus. Er stolperte durch die Tür und versuchte, stampfend wieder Gefühl in seine Füße zu bekommen.
„Kalt, was?“, sagte sein Vater. Er saß mit Lucy auf dem Schoß am Feuer.
„Kalt wie ein Trollar…“
„Ich verbitte mir solche Ausdrücke“, fuhr ihn seine Mutter an.
Jack grinste und ließ sich am Feuer nieder. Sie hielt ihm einen Becher Apfelmost hin und er wärmte sich die Hände daran.
„Jetzt beginnen die Mutterschafe zu lammen“, bemerkte der Vater.
„Stimmt“, pflichtete die Mutter ihm bei.
„Ich liebe kleine Lämmer“, plapperte Lucy mit ihrem Mostbecher in den Händen.
„Du brauchst ja auch nicht loszugehen und die kleinen Biester zu suchen“, knurrte Jack.
„Das ist Gottes Wille“, sagte der Vater. „Adam hat gesündigt und deshalb müssen wir unser Brot im Schweiße unseres Angesichts verdienen.“
Jack fragte sich, warum sie für etwas, das zu Anbeginn der Zeiten passiert war, immer noch leiden mussten. Wie lange dauerte es, bis eine Strafe abgebüßt war? Wäre es nicht vernünftiger, wenn Gott nach tausend Jahren oder so sagen würde: Also gut, das reicht, ihr könnt ins Paradies zurückkehren? Aber diesen Gedanken sprach Jack lieber nicht aus. Wenn es um religiöse Dinge ging, war sein Vater sehr aufbrausend.
Giles Krummbein hatte Priester werden wollen, aber seine Familie war nicht reich genug gewesen, um die Aufnahmegebühr für das Kloster zu bezahlen. Diese Enttäuschung nagte heute noch an ihm, denn mit seinem verkrüppelten Bein fiel es ihm schwer, die Arbeit eines Bauern zu tun.
Seine schönste Erinnerung war ein Besuch auf der Heiligen Insel. Man hatte ihn nach seinem Unfall in der Hoffnung auf Heilung dorthin gebracht und der Anblick der Mönche, die ihrem friedvollen Leben nachgingen, hatte ihn mit Ehrfurcht erfüllt.
Leider waren nicht einmal die Mönche in der Lage, Vaters Verletzung zu heilen. Alles, was sie für ihn tun konnten, war, ihn mit weichem Weißbrot und Lammbraten mit Rosmarin zu füttern. Und sie beteten für ihn in einer Kapelle mit einem Fenster aus buntem Glas, das in allen Farben des Regenbogens leuchtete, wenn die Sonne hinter ihm stand.
„Ich denke, ich werde heute das Scheunendach reparieren“, sagte sein Vater.
Jack runzelte die Stirn. Das bedeutete, dass die ungeliebte Aufgabe, die Lämmer zu suchen, an ihm hängen blieb. Er tunkte das Brot vom Vorabend in seinen Haferbrei. Uneingeweicht war es zu hart zum Essen. Jacks Zähne knirschten auf dem Sand, der immer in den dunklen, festen Laiben steckte, die seine Mutter buk.
„Darf ich zuschauen, Vater?“, fragte Lucy.
„Natürlich, mein Liebling. Du darfst nur nicht unter der Leiter sitzen, das bringt Unglück.“
Ja, weil Vater den Hammer ihr auf den Kopf fallen lassen könnte, dachte Jack. Aber auch das sprach er nicht laut aus.
„In dieser Woche sind wir an der Reihe, den Barden mit Essen zu versorgen“, sagte seine Mutter.
„Das mache ich“, rief Jack rasch.
„Natürlich machst du das“, erklärte Giles. „Bilde dir nur nicht ein, du könntest dich wegen der Lämmer davor drücken.“
War das nicht wieder typisch?, dachte Jack. Er bot seine Hilfe an und sein Vater war trotzdem unzufrieden. Aber Jack freute sich so auf die neue Aufgabe, dass sein Ärger nicht lange anhielt.
Er verschlang das Brot und den Haferbrei, trank den heißen Apfelmost und bereitete sich dann auf den langen Tag vor. Er stopfte Wolle in seine dünnen Schuhe, damit seine Zehen nicht erfroren. Er wickelte sich eine zusätzliche Lage Stoff um die Beine, zog ein weiteres Hemd an und befestigte seinen Umhang darüber. Der Umhang war mit Talg gefettet, damit er den Regen abhielt. Er war schwer, aber die Wärme war es wert. Zuletzt schulterte er einen Packen Nahrungsmittel.
„Pass auf, dass du nicht so lange bei dem Barden herumlungerst und ihm lästig wirst“, sagte sein Vater, als Jack zur Tür hinausging.
Der Wind fuhr unter den Umhang und wehte ihn über Jacks Kopf. Er zog ihn wieder herunter und wickelte ihn fest um sich. Beim Gehen knirschte der Raureif unter seinen Füßen. Alles war jetzt kristallhell und Jack konnte im Westen die Berge hinter dem Wald sehen und im Osten das kalte Meer. Auf einer Klippe oberhalb der Küste stand das alte römische Haus, in dem der Barde wohnte. Die dünne Rauchfahne, die daraus aufstieg, wurde vom Wind in kleine Stückchen gerissen.
Jack fragte sich, weshalb der alte Mann entschieden hatte, sich ausgerechnet dort oben niederzulassen. Das Haus war in so schlechtem Zustand, dass nicht einmal Unmengen von Holz seine kalte Feuchtigkeit vertreiben konnten. Vielleicht lebte der Barde gern in der Nähe des Meeres. Von dort war er zu ihnen gekommen, in einem kleinen Boot, das auf dem Wasser tanzte wie ein Spielzeug. Es war ein Wunder, dass er überlebt hatte, aber vielleicht hatte er sein Boot mit Magie über Wasser gehalten.
Jacks Herz schlug bei dem Gedanken unwillkürlich schneller. Er wusste natürlich von der alltäglichen Magie, die seine Mutter praktizierte. Von ihr hatte er gelernt, wie man mit Bienen redet und verängstigte Tiere mit einem Lied beruhigt. Aber der Barde wusste wichtigere Dinge. Es hieß, er könne Feinde in den Irrsinn treiben, indem er in einen Strohhalm blies. Und er könne den Nordwind herbeirufen und mit Krähen sprechen.
Der alte Mann war vor zwei Jahren ins Dorf gekommen und hatte sofort Befehle erteilt. In kürzester Zeit hatte er sich in dem römischen Haus eingerichtet – mit einem Bett, einem Tisch, einem Haufen Decken und einem Vorrat an Nahrungsmitteln. Niemand bestritt sein Recht auf diese Dinge.
„Herr, ich bringe Vorräte!“, rief Jack an der Tür des alten Hauses. Er lauschte auf die Schritte des alten Mannes. Schließlich hörte er einen Seufzer und das Aufstampfen eines Stabes. Der Barde zog die Tür auf und auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln.
„Jack! Wie schön, dass du da bist!“
Das war einer der Gründe, weshalb Jack den Barden mochte. Er sagte nicht: Was, du schon wieder? Er schien sich wirklich zu freuen.
„Möchtet Ihr, dass ich Euch den Apfelmost warm mache?“, fragte Jack.
„Ah! Das wundervolle Werk deiner Mutter“, sagte der Barde. „In ihren Fingern steckt Weisheit, mein Junge. Vergiss das nie.“
Jack legte ein Schüreisen ins Feuer und füllte einen Becher.
„Ich nehme an, Jack, du gehst heute Morgen auf Lämmersuche“, sagte der Barde, setzte sich und streckte seine knochigen Beine dem Feuer entgegen. „Wenn du es wissen willst – sechs Schafe haben Lämmer geworfen. Alle im Westpferch.“
Jack bezweifelte seine Worte nicht. Jedermann wusste, dass der Barde hellsehen konnte. Ob der alte Mann sich in einen Vogel verwandelte und über die Felder flog oder sich mit vorbeistreichenden Füchsen unterhielt, vermochte niemand zu sagen. Aber der Barde wusste alles, was um ihn herum vorging, und noch eine ganze Menge mehr.
Jack beobachtete das Schüreisen, bis es glühte, und steckte es in den Becher, wo es aufzischte. „Soll ich Treibholz für Euch sammeln, Herr?“, fragte er. Er wollte so lange wie möglich bleiben.
„Du wirst den halben Tag brauchen, um diese Lämmer einzusammeln“, sagte der Barde und atmete den Duft des heißen Apfelmosts ein. „Du kannst wiederkommen, wenn du damit fertig bist.“
Jack war nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Niemand verlangte nach ihm, es sei denn, er hatte eine Arbeit für ihn.
„Braucht Ihr meine Hilfe, Herr?“, fragte er deshalb höflich nach.
„Hilfe? Hilfe, du Grünschnabel? Bei Odins Augenbrauen, ich lade dich zum Essen ein. Muss ich eine Einladung schreiben? Nein, nein“, sagte der alte Mann mit einem Seufzer, „wenn ich es täte, könntest du sie nicht lesen. Niemand hat sich die Mühe gemacht, es dir beizubringen. Deiner Mutter mache ich keinen Vorwurf. Sie hat getan, was sie konnte, mit diesem mönchsverrückten Ehemann …“
Der Barde murmelte weiter vor sich hin und wärmte sich dabei die Hände an seinem Mostbecher. Er schien vollkommen vergessen zu haben, dass Jack noch da war.
„Ich komme gern“, sagte Jack.
„Wie? Oh, sehr schön“, sagte der Barde und winkte ihn zur Tür hinaus.
Jack war so verblüfft, dass er den Hügel zum Westpferch hinaufstieg, ohne sich hinterher erinnern zu können, wie er dorthin gekommen war. Der Wind zerrte an seinem Umhang und die eisige Kälte drang in seine Schuhe. Was in aller Welt konnte der Barde von ihm wollen? Ein Dutzend Jungen schleppte Treibholz und Eimer voller Wasser zu dem römischen Haus, aber soweit Jack wusste, war noch nie einer vom Barden zum Essen eingeladen worden.
Weshalb wurde ihm diese Ehre zuteil? Der Sohn des Dorfältesten war größer und gebildeter. Der Sohn des Schmieds war kräftiger. Der Sohn des Müllers brachte dem Barden feines Weißbrot. An Jack war, um ehrlich zu sein, nichts, was ihn auszeichnete.
Er fand das erste Lamm an einer Hecke zusammengekauert. Die Mutter griff ihn an und er verscheuchte sie mit einem Fußtritt. Die schwarzköpfigen Schafe waren so wild wie Bergziegen. Er hielt das zitternde Neugeborene unter seinem Umhang fest, während er den Hügel hinunterrannte, wobei er ständig die Mutter des Lamms abwehren musste. In der Scheune legte er das Lamm auf einen Haufen Stroh. Auf dem Weg nach draußen musste er schon wieder den Hörnern des Mutterschafs ausweichen.
Er rannte bergauf und bergab, bis er alle sechs Lämmer gefunden hatte. Danach war er schmutzig und ihm tat alles weh von den Rammstößen. Ich hasse Schafe, dachte er und warf das Scheunentor zu.
„Vergiss nicht, sie zu füttern“, rief sein Vater vom Dach herunter.
„Schon erledigt“, sagte Jack. Warum konnte Vater nicht sagen: Sechs Lämmer? Gut gemacht! Warum war er nie zufrieden?
Lucy saß trotz Vaters Warnung genau unter der Leiter. Sie war in einen Schafspelz gewickelt und sah aus wie ein dickes Häschen. Sie winkte fröhlich und Jack winkte trotz seines Ärgers zurück. Auf Lucy konnte man einfach nicht wütend sein.
„Komm herein!“, rief der Barde Jack zu, der nervös auf der Schwelle stand. Der Junge hielt Ausschau nach einem leeren Eimer oder einem zusammengeschmolzenen Haufen Treibholz, um seine Anwesenheit zu rechtfertigen. Aber alles schien in bester Ordnung zu sein.
„Ich habe dich nicht zum Arbeiten kommen lassen“, sagte der Barde und Jack zuckte zusammen. Konnte der alte Mann auch Gedanken lesen?
Bei Käse, Brot und Apfelmost befragte der Barde Jack über Dinge, die so alltäglich waren, dass Jack bisher nie einen Gedanken daran verschwendet hatte. Wie hörte sich Wasser an, wenn es über Gras floss? Und wie, wenn es in einem Sumpf versickerte? Wie veränderte der Wind seinen Ton, wenn er zuerst durch die Binsen am Fluss und dann über das Fuchsschwanzgras auf der Wiese strich? Konnte Jack den Unterschied zwischen einer Lerche und einer Schwalbe hoch oben in den Wolken erkennen?
Natürlich konnte er das, antwortete Jack. Das konnte jeder – man sah es daran, wie die Vögel ihre Flügel bewegten.
„Das hast du gut beobachtet“, sagte der Barde. „Nur wenige Leute können über ihre Nasenspitze hinaussehen. Noch ein Stück Käse?“
Jack aß mehr als seinen Anteil und fühlte sich ein wenig schuldig. Er bekam nur selten so viel, dass er satt wurde.
„Meiner Ansicht nach bist du keine völlige Zeitverschwendung“, sagte der Barde schließlich. „Aber lass dir das nicht zu Kopfe steigen, Junge. Du könntest dich durchaus als teilweise Zeitverschwendung erweisen. Was hältst du davon, mein Lehrling zu werden?“
Jack starrte ihn fassungslos an. Was sollte das bedeuten? Er hatte noch nie von einem Bardenlehrling gehört.
„Das ist die erste Angewohnheit, die wir dir austreiben müssen“, sagte der alte Mann seufzend. „Du musst klug aussehen, auch wenn du es nicht bist. Jetzt geh. Ich rede später mit deinem Vater.“
An diesem Abend lag Jack unter seinen Decken und hörte zu, wie sein Vater und der Barde über seine Zukunft sprachen. Er hatte nie damit gerechnet, dass der alte Mann tatsächlich kommen würde, aber bei Einbruch der Dunkelheit war der Barde erschienen, in einem dicken weißen Umhang und auf seinen schwarzen Stab aus Eschenholz gestützt. Mit seinem im Wind wehenden weißen Bart sah er überaus beeindruckend aus. Vater bat ihn herein und verscheuchte Jack von seinem Platz am Feuer.
Giles Krummbein war alles andere als erfreut, als er hörte, was der alte Mann wollte. „Ich kann nicht auf Jack verzichten!“, rief er. „Wenn ich mehrere Söhne hätte oder wenn mein Bein nicht verkrüppelt wäre – Ihr könnt es wohl auch nicht richten?“
„Leider nein“, sagte der Barde.
„Fragen kostet nichts. Es ist die Strafe, die ich für Adams Sünde erleiden muss.“
„Amen“, sagte Mutter. Auch Vater, Jack und Lucy murmelten „Amen“. Jack fiel auf, dass der Barde schwieg.
„Auf jeden Fall brauche ich Hilfe bei den Reparaturarbeiten und beim Pflügen. Ich brauche jemanden, der die Schafe hütet und im Wald Holz sammelt“, sagte sein Vater. „Ich bin geehrt, dass Ihr an meinen Sohn denkt, aber es gibt keinerlei Beweise dafür, dass er ein kluger Kopf ist.“
„Ich glaube an ihn“, sagte der Barde.
Jack spürte ein Aufwallen von Dankbarkeit für den alten Mann und eine ebenso starke Welle von Empörung über seinen Vater.
„Es wäre schön, wenn er etwas lernen würde“, mischte seine Mutter sich zögerlich ein. „Du wolltest doch auch immer bei den Mönchen studieren …“
„Halt den Mund!“, fuhr Giles sie mit einer Stimme an, die keinen Widerspruch duldete. „Ich wollte mich einem religiösen Leben auf der Heiligen Insel weihen“, erklärte er dem Barden. „Aber ich hatte nicht die Möglichkeit dazu. Meinem Vater mache ich daraus keinen Vorwurf. Ich ehre ihn und würde mich nie der Sünde des Zorns auf ihn schuldig machen. Mein Sohn sollte nicht versuchen, sich über seinen Stand zu erheben“, schloss er. „Jack muss lernen, dass das Leben voller Enttäuschungen steckt. Schmerzen heiteren Gemüts zu ertragen, ist der sicherste Weg zur Erlösung.“
„Oh, als mein Lehrling wird Jack kein leichtes Leben haben“, antwortete ihm der Barde augenzwinkernd. Jack fragte sich, was er so belustigend fand. „Ich versichere Euch, er wird arbeiten müssen wie ein Esel in einer Bleimine. Er wird mehr leiden als die meisten anderen Menschen. Und was Euren Hof angeht, Giles, so habe ich mit dem Dorfältesten gesprochen. Wenn ich Jack habe, brauche ich die anderen Jungen nicht, und der Älteste schickt sie stattdessen zu Euch. Ich glaube, Ihr werdet so viel Hilfe bekommen, dass Ihr gar nicht wisst, was Ihr damit anfangen sollt.“
Jack erkannte, wie geschickt der Barde vorgegangen war. Er hatte gewartet, bis Vater seine Argumente vorgebracht hatte, und dann den Handel abgeschlossen wie eine Falle, die hinter einem Fuchs zuschlägt.
„Ja, äh, wenn das so ist“, stotterte Giles Krummbein und warf dem Barden einen verärgerten Blick zu. „Ich nehme an, mit den anderen Jungen könnte es gehen – obwohl sie allesamt faule Nichtsnutze sind.“
Das war das erste Mal in Jacks Leben, dass sein Vater zumindest angedeutet hatte, dass er ihn für nützlich und fleißig hielt.
„Er wird doch hart arbeiten müssen, nicht wahr?“, vergewisserte sich Giles Krummbein noch einmal.
„Ich verspreche Euch, er wird jeden Abend vor Erschöpfung ins Bett fallen“, sagte der Barde.
„Aber er wird doch manchmal nach Hause kommen?“, fragte Jacks Mutter leise.
Der alte Mann lächelte sie an. „Er kann sonntags zu Euch kommen und wenn ich in den Wald gehe. Und er würde Euch weiterhin bei Eurer Arbeit mit den Bienen helfen.“
Irgendetwas schien zwischen ihr und dem Barden vorzugehen, aber Jack konnte nicht sagen, was es war.
„Das wäre schön“, sagte sie.
„Weiberarbeit“, knurrte sein Vater und warf einen Brocken Torf ins Feuer.
Am nächsten Morgen packte Jack seine Habe zusammen. Er legte sein Extrahemd und seine Beinwickel in einen Beutel, zusammen mit einem Becher und einem Schneidebrett. Dazu steckte er seine Sammlung von Schätzen – Muscheln, Federn, ein Stück Holz, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Eichhörnchen hatte, und einen durchsichtigen Stein. Alles andere trug er am Leibe, einschließlich eines Messers, das sein Vater ihm zu Weihnachten geschenkt hatte.
Für Jack war es ein merkwürdiges Gefühl, seinen ganzen Besitz mitzunehmen – fast so, als würde ihn seine Familie vielleicht vergessen, wenn er nichts zurückließ, was an ihn erinnerte.
Lucy klammerte sich weinend an Jack. „Geh nicht fort! Geh nicht fort!“
„Ich komme am Sonntag wieder“, versuchte Jack, sie zu trösten.
„Nicht weinen, Prinzessin“, sagte Giles.
„Wenn Jack fortgeht, will ich keine Prinzessin sein“, jammerte Lucy.
„Was? Du willst nicht in einer Burg wohnen? Oder süße Sachen von goldenen Tellern essen?“
Lucy schaute auf. „Was für süße Sachen?“, fragte sie.
„Vogelbeerpudding und Reneklode-Törtchen“, sagte der Vater. „Apfelklöße und Flammeri.“
„Flammeri?“ Lucy ließ Jacks Umhang los.
„Die beste Art, mit Muskat und Sahne.“
Jack wusste, dass sein Vater Speisen beschrieb, die er auf der Heiligen Insel gegessen hatte. Weder Jack noch Lucy hatten je Flammeri gekostet, aber Jack lief trotzdem das Wasser im Mund zusammen. Es hörte sich gut an.
Lucy rannte zum Vater und er hob sie hoch. „Hafermehlkuchen und Erdbeermarmelade, Kirschpastete und Eiersoße“, raunte er ihr zu.
„Und Flammeri“, rief Lucy, die jetzt keinen Gedanken mehr an Jack verschwendete.
Jack seufzte innerlich. Es war nett gewesen, betrauert zu werden, aber Lucy konnte sich nie lange auf eine Sache konzentrieren. Schließlich war sie ja fast noch ein Kleinkind.
Der Barde ging voraus und Jack hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Außer Säcken mit Vorräten musste er auch noch seine eigenen Sachen schleppen. Unterwegs trafen sie Colin, den Sohn des Schmieds. Offensichtlich war er der erste Junge, den man geschickt hatte, damit er Giles Krummbein half. Als der Barde ihm den Rücken zuwandte, versuchte Colin, Jack einen Schlag auf den Arm zu versetzen, aber Jack wich geschickt aus.
„Viel Spaß mit den Schafen“, rief er gehässig und beeilte sich, den alten Mann einzuholen.
Jack arbeitete von Tagesanbruch bis in die Nacht hinein, aber er fand es interessant. An manchen Abenden, wenn der Barde Besuche machte, trug er seine Harfe. Diese Arbeit gefiel ihm besonders gut. Jack saß auf einem Ehrenplatz am Feuer, was er nicht gedurft hatte, solange er nichts weiter gewesen war als Giles Krummbeins Bengel. Er bekam etwas Warmes zu trinken und danach brauchte er nichts zu tun, als die Wärme zu genießen und den Geschichten des Barden zu lauschen.
In der Regel stand Jack vor dem Morgengrauen auf, schürte das Feuer und kochte Haferbrei. Er schleppte Wasser und sammelte Treibholz. Dann wurde er in die Natur hinausgeschickt.
„Schau dich um“, sagte der Barde. „Fühle den Wind, rieche die Luft. Lausche den Vögeln und beobachte den Himmel. Erzähl mir, was in der großen weiten Welt vorgeht.“
Und ohne genau zu wissen, was eigentlich von ihm verlangt wurde, stieg Jack die lang gestreckten Hügel bis auf ihre Kämme hinauf. Wenn das Wetter schlecht war, kauerte er in alten Schafställen. Und als es Frühling wurde, streckte er sich auf den Wiesen aus. Er beobachtete, wie flaumige weiße Wolken über den Himmel trieben und Habichte wie Pfeile niederstürzten, um nichts ahnende Mäuse zu packen.
Jack lernte rasch, dass einfache Antworten dem Barden nicht genügten. Wenn er faul oder unaufmerksam war oder – was am allerschlimmsten war – Dinge erfand, setzte es sofort eine Kopfnuss. Der Barde wusste genau, wann Jack log.
„Mach die Augen auf!“, brüllte er dann. „Wenn du nichts Besseres zustande bringst, kann ich dich ebenso gut wieder zum Lämmersuchen schicken.“
Als die Wochen vergingen, stellte Jack fest, dass er immer mehr sah – als hätte sich die Welt noch weiter geöffnet. Er lernte, dass ein Habicht nicht einfach ziellos in der Luft umherstrich. Er folgte Pfaden. Er rastete auf bestimmten Felsklippen und tauschte Höflichkeiten mit anderen Habichten aus. Er sah, dass die Geschöpfe der Wildnis genauso miteinander umgingen wie die Leute in seinem Dorf. Es gab Schüchterne und Grobe, Aufschneider und Bescheidene, die nur ihr Leben lebten und jeden Ärger vermeiden wollten.
Wenn Jack von seinen Ausflügen zurückkehrte, ging er schnurstracks zu dem Kessel mit Suppe, der Tag und Nacht über dem Feuer hing – ein reichhaltiges Gebräu aus Erbsen, Gerste, Rüben und Zwiebeln. Hin und wieder warf der Barde eine Handvoll Kräuter hinein, sodass sich der Geschmack der Suppe änderte. Aber gut war sie immer.
Nach dem Mittagessen kümmerte sich Jack um den Garten. Er sammelte Flohkraut zum Ausräuchern des Ungeziefers aus seinen und des Barden Kleidern. Er schälte Binsen und tauchte das weiche Innere in Bienenwachs, damit sie an den langen, dunklen Abenden Kerzen hatten. Er verflocht Strandhafer zu wasserfesten Matten. Und schließlich, beim Abendessen, berichtete Jack dem Barden, was er im Laufe des Tages gesehen hatte.
„Gut, gut“, pflegte der alte Mann dann zu sagen. „Du hast etwas davon gesehen, wie die Dinge ineinandergreifen. Nicht alles natürlich. Dazu wären viele Leben erforderlich. Aber du bist wenigstens kein kompletter Dummkopf.“
Danach lehrte er Jack meistens ein Lied und hörte genau zu, wie der Junge es wiederholte. „Du hast ein gutes Ohr für Musik. Ein recht bemerkenswertes Ohr“, murmelte er dabei und Jack fühlte sich bis zu den Zehenspitzen hinunter glücklich.
Schließlich deckte Jack das Feuer ab und breitete das getrocknete Heidekraut und die Schaffelle aus, auf denen sie schliefen. Der Barde hatte am hinteren Ende des Hauses ein niedriges Bett aus gewickeltem Stroh. Es erinnerte Jack an einen großen Korb.
Jack schlief in einer Ecke neben der Tür. Das Letzte, was er abends sah, war der Widerschein des Herdfeuers auf den Wänden des Hauses. Die Römer hatten sie mit Bäumen bemalt, die anders aussahen als alle Bäume, die Jack kannte. An ihnen hingen goldene Früchte und auf den Ästen saßen merkwürdige Vögel. Manchmal, wenn das Licht des Feuers flackerte, schienen die Vögel sich zu bewegen. Jack fand sie unheimlich.
„Nein … nein …“
Jack fuhr hoch. Draußen heulte der Wind. Es war tiefste Nacht und im Haus herrschte klirrende Kälte.
„Nein … Ich will nicht … Es ist böse …“
Jack schlug die Decken zurück und hastete durch das Haus. Das Bett des Barden bebte. Er sah, wie der alte Mann die Hände hob, als wehre er etwas ab.
„Herr! Herr! Wacht auf! Es ist alles in Ordnung.“ Jack ergriff die Hand des Barden.
„Du wirst mich deinem Willen nicht unterwerfen! Ich biete dir die Stirn, du widerwärtiger Troll!“ Eine ungeheure Kraft schleuderte Jack zurück. Er prallte mit dem Kopf gegen die Steinmauer und fiel zu Boden. Seine Ohren dröhnten, als hämmere der Schmied auf seinem Amboss. Er schmeckte Blut.
„Oh, ihr Sterne, Jack! Ich habe nicht gewusst, dass du es bist!“
Jack versuchte zu sprechen, aber er hatte den Mund voller Blut und hustete stattdessen.
„Du lebst, Freya sei Dank! Bleib liegen. Ich schüre das Feuer und bereite dir einen heilenden Trank.“
Das Dröhnen in Jacks Kopf ließ allmählich nach, aber ihm war immer noch speiübel. Er hörte, wie der Barde hin- und herlief, und nach einer Weile loderte das Feuer auf. Nur wenig später wurde ihm ein Becher mit einer heißen Flüssigkeit in die Hand gedrückt. Sie tat ihm im Mund weh, als er daran nippte, und er zuckte zusammen.
„Du hast dir die Zunge zerbissen, Junge. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Der Trank wird dir helfen.“
Jack schaffte es, zu schlucken, und die Übelkeit verschwand. Er stellte fest, dass er zitterte. Vielleicht hatte er die ganze Zeit gezittert. Er konnte sich nicht erinnern. „Ist das … ist das die Art, auf die Ihr Eure Feinde vernichtet?“, stammelte er.
Der Barde lehnte sich zurück. „Eine der Arten“, sagte er.
„Also war das … Magie.“
„Manche Leute nennen es so“, sagte der Barde.
„Bringt Ihr mir bei, wie man das macht?“
„Bei Thors buschigem Bart! Ich habe dich fast getötet und das Erste, was du wissen willst, ist, wie man das macht!“
„Schließlich bin ich Euer Lehrling.“
„Und zwar ein ganz schön frecher. Die meisten Jungen wären nach dem, was du gerade durchgemacht hast, zu ihrer Mutter nach Hause gerannt. Aber Neugierde ist eine großartige Sache. Ich habe gewusst, dass wir gut miteinander auskommen werden.“
Jack spürte, dass er langsam schläfrig wurde. Die Schmerzen waren noch da, aber sie schienen unwichtig zu sein. „Was ist mit Euch passiert, Herr?“
„Das war ein Nachtmahr, Junge. Bete darum, dass dir nie einer begegnet.“
„Ihr meint, ein Albtraum?“
„Ich meine einen Nachtmahr. Das ist viel schlimmer.“
Jack wollte noch mehr Fragen stellen, aber er fühlte sich zu wohlig müde. Er gähnte abgrundtief, streckte sich an Ort und Stelle auf dem Boden aus und schlief ein.
Als er aufwachte, lag er draußen auf einem Bett aus Heidekraut. Er versuchte, sich aufzusetzen.
„Ruh dich eine Weile aus“, sagte der Barde. Er saß auf einem Schemel neben der Tür. Sein weißer Bart und der weiße Umhang leuchteten vor dem verwitterten Haus.
„Ah, Sonnenschein“, sagte der alte Mann mit einem zufriedenen Seufzer. „Er heilt die Schrecken der Nacht.“
„Der Nachtmahr?“, fragte Jack. Sein Mund tat weh, und seine Worte waren seltsam undeutlich.
Der Barde nickte. „Unter anderem.“
Jack betastete seine Lippe und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass sie geschwollen war wie ein Pilz nach dem Regen.
„Im Augenblick würdest du keinen schlechten Troll abgeben“, bemerkte der alte Mann.
Jack erinnerte sich an die Worte, die der Barde in der Nacht geschrien hatte. „Habt Ihr wirklich schon mal einen Troll gesehen, Herr?“
„Oh ja, Dutzende. Die meisten Trolle sind recht nett, aber es dauert eine Weile, bis man sich an sie gewöhnt hat. Die, vor denen du auf der Hut sein musst, sind die Halbtrolle. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gemein sie sein können. Und wie tückisch. Sie sind Gestaltwandler und wenn sie in Menschengestalt erscheinen, sind sie so schön, dass du in ihrer Gegenwart keinen vernünftigen Gedanken fassen kannst.“
„Hat einer von ihnen den Nachtmahr geschickt?“
„Eine von ihnen ist darauf geritten. Hör zu, mein Junge, ich wollte dich vor bestimmten Dingen schützen, bis du älter bist. Aber so lange kann ich wahrscheinlich nicht warten. In letzter Zeit habe ich etwas Dunkles jenseits des Meeres gespürt. Sie sucht nach mir, verstehst du? Tagsüber kann ich mich vor ihr verstecken. Aber nachts, wenn ich schlafe, bin ich nicht auf der Hut, und das weiß sie.“
„Ihr könntet zum Dorfältesten ziehen, Herr. Er würde Euch beschützen“, sagte Jack. Er fing an, sich Sorgen zu machen. Das war keine erfundene Geschichte oder ein unterhaltsames Lied. Das war wirklich.
Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Unser Ältester ist ein tapferer Mann, aber Trollen ist er nicht gewachsen. Sie sucht nach mir und falls sie herausgefunden hat, wo ich bin, dann sind ihre Diener bereits unterwegs. Ich bin leichtsinnig gewesen. Ich hätte wissen müssen, dass ich in keiner der neun Welten sicher bin, solange es sie gibt. Es kann sogar sein, dass ich zulassen muss, dass sie mich gefangen nimmt. Das wäre immer noch besser, als wenn sie dein Dorf zerstört.“
„Aber könnt Ihr nicht fliehen?“
„Jötune folgen einer Spur wie ein Hund. Ihre Diener werden zuerst hier eintreffen. Wenn sie mich nicht finden, bringen sie euch alle um.“
„Jötune?“, fragte Jack beklommen.
„So nennen die Trolle sich selbst. Sie können sich in deinen Verstand einschleichen und wissen, was du denkst. Sie wissen schon vor dir selbst, was du tun und wohin du gehen willst. Nur eine ganz besondere Art von Kriegern kann sie überwinden.“
„Wir müssen doch irgendetwas machen!“ Jack wusste, wie schrill seine Stimme klang, aber er konnte nichts dagegen tun.
„Das werden wir“, sagte der Barde entschlossen. „Ich bin jetzt auf der Hut. Ich werde nicht zulassen, dass sie mich noch einmal unvorbereitet erwischt. Ich hätte dir das alles schon vor Wochen sagen müssen, aber die Friedlichkeit dieses Ortes hat mich eingelullt …“
Der Barde verstummte und Jack sah, wie er aufs Meer hinausblickte. Er tat dasselbe, aber er nahm nur den wolkenlosen Himmel und die graugrünen Wellen wahr, die auf den Strand zurollten. Wenn da draußen etwas Dunkles war, so blieb es ihm verborgen.
„Für die nächsten drei Tage kannst du nach Hause gehen“, sagte der Barde. „Ich werde im Wald unterwegs sein. Oh, und ich würde an deiner Stelle nichts von alledem vor deiner Familie erwähnen.“ Er griff nach seinem schwarzen Stab. „Wir wollen sie nicht früher ängstigen als nötig. Jötune können einer Spur der Angst ebenso leicht folgen wie ein Fuchs dem Geruch eines Hühnerstalls.“
„Ich bin pausenlos damit beschäftigt, diesen faulen Bengeln Beine zu machen“, sagte Jacks Vater über einer Schüssel von Mutters köstlicher Muschelsuppe. Jack hatte die Muscheln am Strand in der Nähe des römischen Hauses gesammelt. „Wenn es ans Arbeiten geht, schlüpfen sie weg wie Aale.“
„Stimmt. Sie sind ziemlich nutzlos“, pflichtete seine Frau ihm bei. Sie griff nach Lucys Becher, der umzukippen drohte.
Jack hatte nicht den Eindruck, dass der Hof litt. Die Zäune sahen stabil aus, auf dem Feld wuchsen Hafer und Gerste. Senf, Lavendel und Koriander blühten im Küchengarten und die Apfelbäume waren voller kleiner grüner Früchte.
Es war so schön, dass er einen Kloß im Hals hatte. Bisher hatte er den kleinen Hof nie zu würdigen gewusst. Und er sah auch seinen Vater plötzlich mit anderen Augen. Er begriff, dass Giles Krummbeins Jammern nicht mehr war als das Gekrächze von Krähen auf einem Baum. Jacks Vater murrte, um die Enttäuschungen seines Lebens leichter ertragen zu können. Was zählte, war, dass er es trotz aller Hindernisse geschafft hatte, diesen wunderschönen Bauernhof aufzubauen. Jack sah, wie liebevoll das Haus gebaut worden war, wie sorgfältig die Vorräte gehütet wurden.
Das alles konnte in Sekundenschnelle hinweggefegt werden. Niemand hatte eine Ahnung von der Gefahr, die jenseits des Meeres lauerte.
„Jack weint“, sagte Lucy.
„Tu ich nicht!“, widersprach Jack entrüstet. Er wandte den Kopf ab, um die Tränen zu verbergen, die ihm übers Gesicht liefen. Seit der Barde ihn niedergeworfen hatte, fühlte er sich seltsam erschüttert. Ständig stiegen ihm Tränen in die Augen.
„Lass ihn in Ruhe, Liebling“, sagte seine Mutter. „Der Mund tut ihm sehr weh.“
„Der Barde hat ihn verprügelt“, frohlockte der Vater.
„Es war ein Unfall“, sagte Jack.
„Du kannst mir viel erzählen. Ich erkenne eine Tracht Prügel, wenn ich sie sehe.“
Jack sagte nichts mehr. Wenn es seinem Vater gefiel, zu glauben, er wäre bestraft worden – warum sollte er ihm den Spaß verderben? Auch das war neu. Früher hätte Jack leidenschaftlich mit ihm gestritten. Jetzt sah er die Furchen, die die Schmerzen ins Gesicht seines Vaters gegraben hatten, die gekrümmten Schultern und die schwieligen Hände. Er hatte plötzlich ein anderes Bild vor Augen: das seines Vaters als Kind vor dem Unfall, der sein Bein verkrüppelt hatte.
Bei diesem Gedanken war Jack schon wieder zum Weinen zumute. Diese neuen Gefühle waren höchst seltsam und beunruhigend.
Die Mutter beugte sich über Lucys blonden Kopf. „Du musst deine Suppe aufessen“, flüsterte sie.
„Ich mag den Rest nicht. Er ist sandig“, sagte Lucy.
„Wenn man Muscheln wäscht, verlieren sie ihren Geschmack“, erklärte die Mutter, aber sie aß den Bodensatz selbst und gab Lucy einen Haferkuchen.
Weil Sonntag war, erzählte der Vater eine Heiligengeschichte. Er konnte nicht lesen, genau wie alle anderen Leute im Dorf mit Ausnahme des Barden. Für Giles Krummbein war Schreiben eine Art Magie. Wenn der Barde Buchstaben auf ein Stück Pergament schrieb, bekreuzigte Jacks Vater sich immer, als müsse er einen bösen Zauber abwenden.
Aber er erinnerte sich an Dutzende von Geschichten, die ihm die Mönche auf der Heiligen Insel erzählt hatten. Heute war es die Geschichte vom heiligen Laurentius, der von Heiden gemartert worden war.
„Er wurde langsam über einem Feuer geröstet“, erzählte er und Lucy keuchte entsetzt auf. „Sie haben ihm Knoblauch zwischen die Zehen gesteckt und ihn begossen wie ein Huhn. Als er dem Tode und dem Himmel nahe war, sagte der heilige Laurentius: ‚Ich glaube, ich bin gar. Ihr könnt mich essen, wenn ihr wollt.‘ Die Heiden waren so beeindruckt, dass sie auf die Knie fielen und darum baten, Christen werden zu dürfen.“
Trolle fressen Menschen, dachte Jack. Sie würden übers Meer kommen und Knoblauch zwischen jedermanns Zehen stecken. Er senkte den Kopf und versuchte, sich abzulenken. Er durfte keine Angst haben. Jötune folgten der Angst wie einer Spur.
Später wollte Lucy wieder einmal ihre eigene Geschichte darüber hören, wie sie einst in einem Palast gelebt hatte.
„Das hat böse Folgen“, sagte Jacks Mutter zu seinem Vater. „Sie kann nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden.“
Doch er hörte nicht auf sie. Jack wusste, dass er die Geschichte ebenso liebte wie Lucy. Der Junge begriff plötzlich – wie hatte er sich in ein paar Wochen so verändern können? –, dass sie auch für seinen Vater einen Trost bedeutete. Giles Krummbein mochte krächzen wie eine Krähe, aber er flog auch wie ein Vogel in den Wolken seiner eigenen Fantasie herum. Dann brauchte er keinen Fuß mehr auf die Erde zu setzen und keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden, dass er dazu verdammt war, auf ihr herumzuhinken.
„Es war einmal eine Königin“, begann sein Vater, „die ließ einen Honigkuchen auf den Boden fallen.“
„Meine andere Mutter“, bestätigte Lucy.
Die Mutter schnaubte. Sie hatte es längst aufgegeben, Lucy zu erklären, dass sie nun mal keine zwei Elternpaare haben konnte.
„Der Honigkuchen schlug Wurzeln und wuchs“, sagte der Vater. „Jeder Ast hing voller Honigkuchen. Unsichtbare Diener flogen durch die Luft, um sie abzupflücken. Du hattest einen kleinen Hund mit einem grünen Halsband, an dem silberne Glöckchen hingen. So konntest du ihn immer hören, wenn er durchs Haus rannte.“
„Durch die Burg“, verbesserte Lucy ihn.
„Ja, natürlich. Durch die Burg. Und er konnte sprechen. Er erzählte dir alles, was im Königreich vorging. Aber er war auch sehr ungezogen. Eines Tages lief er fort und das Kindermädchen lief hinter ihm her.“
„Mit mir auf dem Arm“, sagte Lucy.
„Ja. Sie verirrte sich im Wald. Sie setzte sich hin, um zu weinen und sich die Haare zu raufen.“
„Aber vorher hat sie mich unter einen Rosenstrauch gelegt“, sagte Lucy.
„Ein Bär kam aus dem Wald und verschlang sie, aber dich hat er nicht gefunden, mein Liebling.“
„Und so bin ich verloren gegangen“, krähte Lucy, völlig unberührt vom Schicksal des Kindermädchens.
Jack schlief ein, während er darauf lauschte, wie der Nordwind durch das Dachstroh fuhr.
Das Gesicht des Barden war so braun gebrannt, als hätte er lange Zeit in der Sonne gelegen. Jack wunderte sich, wollte aber nicht fragen.
„Du siehst wieder recht ordentlich aus“, sagte der Barde. „Geht es deiner Familie gut?“
„Ja, Herr“, sagte Jack.
Der Barde nickte knapp. „Ich habe mich umgehört. Es scheint, als rege sich etwas jenseits des Wassers. Schiffe werden gebaut und Schwerter geschmiedet.“
„Ist das schlimm?“
„Natürlich ist das schlimm. Menschen stellen keine Schiffe und Schwerter her, wenn sie nicht vorhaben, sie zu benutzen.“ Der Barde ging voraus auf einem Pfad oberhalb des Meeres. Zu ihrer Rechten fielen die grünen Klippen steil ab und Jack hörte, wie sich tief unter ihnen die Wellen an den Felsen brachen. Möwen segelten durch die Luft.
„Das Land jenseits des Meeres ist nicht so reich wie unseres. Die Felder müssen den Bergen abgerungen werden und sind die meiste Zeit des Jahres mit Schnee und Eis bedeckt. Nur wenige Menschen können dort überleben und die übrigen müssen irgendwo anders hingehen.“ Der Barde stieg den steilen Pfad hinauf, ohne langsamer zu werden oder auch nur außer Atem zu kommen. Jack hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. „Die Nordmänner, die dort leben, schauen nach Osten und nach Süden, wo oftmals reichere Völker wohnen. Nach Norden schauen sie nicht, weil dort die Jötune leben.“
Jötune. Jack begann zu zittern.
„Und ich fürchte, einige von ihnen schauen nach Westen. Auf uns.“
„Ist das das Dunkel, das Ihr gespürt habt, Herr?“
„Das … und noch etwas anderes.“ Der Barde blieb stehen, schaute hinaus aufs Meer und beobachtete die durch die Luft segelnden Möwen. „Diese speziellen Nordmänner – diejenigen, die nach Westen schauen – werden von einem König angeführt, der Ivar der Knochenlose genannt wird.“
Ivar der Knochenlose! Jack hatte auf einmal das Gefühl, als hätte eine Wolke sich zwischen ihn und die Sonne geschoben. Das Geräusch der Brandung war gedämpft und die Möwenschreie schienen von weit her zu kommen.
„Jack, ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte der Barde.
„Was für ein schrecklicher Name!“, murmelte der Junge.
„Nicht schrecklicher, als er tatsächlich ist. Seine Augen sind blassblau wie Meereis. Seine Haut ist so weiß wie der Bauch eines Fisches. Er kann einem Menschen mit bloßen Händen ein Bein brechen und er trägt einen Umhang aus den Bärten besiegter Feinde.“
Jack war fast schwindelig vor Entsetzen. Was war los mit ihm? Er hatte sowohl von dem Barden als auch von seinem Vater massenhaft beängstigende Geschichten gehört. Er mochte sie – je gruseliger, desto besser. Und jetzt fühlte er sich so schwach wie ein neugeborenes Lamm.
„Aber Ivar der Knochenlose ist nichts im Vergleich zu seiner Frau.“ Der Barde blickte immer noch aufs Meer hinaus. Er schien etwas zu suchen. Dann schüttelte er den Kopf und fuhr fort. „Königin Frith ist ein Halbtroll“, sagte er mit leiserer Stimme.
„War sie es, die den Nachtmahr geschickt hat?“ Jacks Brustkorb fühlte sich an, als würde er von einer Riesenhand zusammengepresst.
„Ja, Junge. Ihr Geist ritt darauf wie das Gift sprühende Ungeheuer, das sich hinter ihrem trügerisch schönen Gesicht verbirgt. Wusstest du, dass Nachtmahre acht Beine haben?“
Aber Jack hörte nichts mehr. Er war auf der grasbewachsenen Klippe hoch über dem Meer in Ohnmacht gefallen.
Als er wieder zu sich kam, sah er den alten Mann auf einem grauen Felsbrocken neben dem Pfad sitzen. Eine Krähe flog von der Schulter des Barden auf und flatterte über das dicht mit Ginster und Heidekraut bewachsene Land davon, das zwischen ihnen und den Bergen im Westen lag. Jack rieb sich die Stirn. Er fühlte sich, als wäre er von einem Dutzend schwarzköpfiger Schafe niedergetrampelt worden.
„Hör zu“, sagte der Barde, der bisher der Krähe nachgeschaut hatte. „Hast du irgendetwas Ungewöhnliches gespürt, seit ich dich niedergeschlagen habe?“
Jack berichtete verlegen, dass er am liebsten ständig weinen würde. Er erzählte dem Barden, dass ihm jetzt viel mehr auffiel – Farben und Gerüche zum Beispiel. Er sagte, sein Vater käme ihm in einem Moment wie ein Kind vor, das sich im nächsten Moment wieder in einen Erwachsenen verwandelte. „Ich drücke mich schlecht aus“, sagte er unglücklich.
„Du drückst dich sehr gut aus“, widersprach der Barde. „Das ist wirklich eine unerwartete Entwicklung.“
„Verliere ich den Verstand?“
Der Barde lächelte. „Oh nein. Du hast nur deine Flügel ausgebreitet.“
Der alte Mann wühlte in dem Beutel, den er bei seinen Wanderungen mit sich trug, und holte zwei Dörräpfel heraus. Einen davon warf er Jack zu.
„Siehst du, Junge, die meisten Menschen leben wie Vögel in einem Käfig. Das gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit. Die Welt ist ein beängstigender Ort voller Herrlichkeit und Wunder und Gefahren. Es ist besser – jedenfalls glauben das die meisten Leute –, so zu tun, als gäbe es diese Dinge nicht. Au!“
Der Barde fuhr mit einem Finger in seinem Mund herum und fischte einen Kern heraus. „Ich wünschte, der Bäcker würde die Kerngehäuse herausschneiden, bevor er seine Äpfel dörrt.“ Jack versuchte zu verstehen, wovon der alte Mann redete.
„Nur wenige Menschen begreifen, dass die Tür des Käfigs nicht verschlossen ist“, fuhr der Barde fort. „Sie drücken und drücken, bis ganz plötzlich die Tür aufschwingt und sie davonfliegen. Die Welt draußen sieht ganz anders aus als durch die Käfigstäbe. Plötzlich sind da Habichte und Krähen und Schlangen und Ratten …“
„Aufhören!“, rief Jack und riss die Hände hoch.
Der Barde musterte ihn eindringlich, sagte aber nichts. Er wühlte wieder in seinem Beutel und fand ein Stück Haferkuchen, das er hochhielt, bis eine Möwe herabstieß und es sich schnappte.
„Ist das Magie?“, fragte Jack beeindruckt.
„Das ist Geduld. Die meisten Dinge kommen zu dir, wenn du ruhig dasitzt. Das ist es, was ich dir in den letzten paar Wochen beizubringen versucht habe. Sitz still. Betrachte die Dinge. So habe ich gelernt. Es ist ein langer und langwieriger Prozess, denn wirkliche Magie ist gefährlich. Jetzt hast du die Tür zu früh geöffnet. Als du mich berührt hast, während ich mit dem Nachtmahr kämpfte, ist die Erdmagie, die ich gesammelt habe, aus meiner Hand in dich hineingeflossen. Sie hat dich umgeworfen. Sie hätte dich beinahe getötet.“
Jack stand mühsam auf. Seine Beine fühlten sich verdächtig wacklig an.
„Dein Schutzwall ist eingerissen worden“, sagte der Barde. „Alles, vom Elend eines aus dem Nest gefallenen Kükens bis hin zur schrecklichen Schönheit eines Habichts, der auf seine Beute niederstößt, wird dich bis ins Mark erschüttern. Du bist noch nicht so weit, dass du so viel Wirklichkeit verarbeiten kannst, aber es ist nun einmal nicht zu ändern. Kannst du gehen?“
„Ich werde es versuchen, Herr.“
„Guter Junge.“ Der Barde ging voraus, aber jetzt langsamer. Der Pfad führte von der Klippe fort und in ein kleines Tal, auf dessen Grund eine Eberesche wuchs. Der Baum beschattete einen runden Teich, der von einer Quelle gespeist wurde. An seinen glatten grauen Zweigen saßen Dolden aus cremefarbenen Blüten, um die ein Bienenschwarm herumsummte. Ihr Summen war so laut, dass es das Gluckern der Quelle übertönte.
Jack fragte sich, ob die Bienen aus dem Stock seiner Mutter stammten, und dann, als sich eines der Insekten auf seinem Ärmel niederließ, wusste er, dass es so war. Er erkannte die Biene wieder. Er spürte das Arbeiten ihres kleinen Gehirns, die Aufgeregtheit über den nektarreichen Baum und die Begierde, in das Nest zurückzukehren, für das Jacks Mutter gesorgt hatte. Jack stolperte.
„Wir sind fast da“, sagte der Barde. Er führte Jack zu einem Felsvorsprung, auf dem sie sich zum Ausruhen niederließen. Das Tal schien zu vibrieren wie Heidekraut an einem heißen Tag.
„Wir sind einem der Ströme der Erdmagie gefolgt. Deshalb fühlst du dich so seltsam.“
Es schien heiß zu sein. Jacks Haut kribbelte, als kröchen Ameisen auf ihm herum. Er schlug sich auf Arme und Beine, um sie loszuwerden.
Der alte Mann redete, aber Jack fiel es schwer, sich zu konzentrieren. Manchmal schienen die Worte ganz aus der Nähe zu kommen, und dann wieder schienen sie aus weiter Ferne herbeizudriften. Sie waren wichtig, das wusste er. Auch das Summen der Bienen war wichtig und die plätschernde Quelle und das verstohlene Rauschen des Baums …
„Wach auf!“ Jack fühlte, wie er geschüttelt wurde, und sah in das besorgte Gesicht des Barden. „Du musst zuhören. Ich habe dir gerade erzählt, wie die Erdmagie in Strömen tief im Innern der Erde fließt. Sie ist es, die die großen Wälder nährt und das Gras auf den Wiesen wachsen lässt. Sie ist es, die die Blumen hervorbringt und die Schmetterlinge, die den Blumen so ähnlich sind. Die Rehe folgen beim Äsen ihrem Lauf. Die Dachse und Maulwürfe bauen ihre Behausungen über diesen Strömen der Magie. Sie zieht sogar die Schwalben aufs Meer hinaus. Alle Dinge sind ihr unterworfen – außer dem Menschen.“
Der Barde stand auf und wanderte auf der kleinen Wiese um den Teich herum. Jack stand auch auf, nur um sich zu bewegen. Er fürchtete, wieder einzuschlafen, wenn er sitzen blieb.
„Vor langer Zeit haben die Menschen beschlossen, dass sie anders sein wollten als die Tiere. Sie wollten ihr Geschick selbst bestimmen. Also taten sie etwas sehr Gefährliches. Sie umgaben sich mit Mauern gegen die Erdmagie.“ Der Barde reckte die weit ausgebreiteten Arme zum Himmel. Er sieht aus wie ein großer Vogel, der fliegen will, dachte Jack. Das Licht in dem kleinen Tal schien sich um den Barden herum zu sammeln. Dann senkte er die Arme und das Licht verschwand.
„Indem sie das taten, verloren sie die Fähigkeit, die Magie zu verstehen. Sie konnten nicht mehr gedankenlos mit ihr verschmelzen wie die Tiere. Und das beraubte sie einer großen Freude. Sie hatten das Gefühl, ihr Leben wäre öde und sinnlos. Ein paar Leute versuchten, die Mauer niederzureißen, aber sie waren nicht mehr imstande, die Wirklichkeit zu ertragen. Hast du schon einmal vom Tal der Irren gehört?“
Jack fuhr hoch und stieß sich von der Eberesche ab. Ohne es zu merken, hatte er sich in seiner Benommenheit an den Stamm gelehnt.
„Los, beweg dich!“, rief der Barde. „Es ist schlimmer, als ich dachte.“ Er zog Jack auf die Wiese und wirbelte ihn herum. „Spring! Renn! Mach einen Handstand!“, befahl er.
Und so tanzte und tollte Jack auf der Wiese herum. Er kam sich gleichzeitig albern und beschwingt vor. Sein Verstand schien plötzlich klarer zu werden. Die drückende Luft des Tals war auf einmal viel frischer. Schließlich warf er sich lachend und außer Atem ins Gras.
„Schon besser“, sagte der Barde mit den Händen auf den Hüften.
„Wo ist dieses Tal der Irren?“, fragte Jack.
„In Irland.“ Der Barde ließ sich vorsichtig im Gras nieder. Jack konnte fast seine Knochen knirschen hören.
„Das ist auf der anderen Seite der Welt“, sagte Jack.
„Nein. Du könntest es in ein paar Wochen erreichen.“
„Vater sagt, die Iren laufen auf dem Kopf und haben Augen in den Füßen“, berichtete Jack.
„Lenk mich nicht ab. Das haben die Mönche deinem Vater als Witz erzählt. Die Hälfte von ihnen sind selbst Iren. Aber das Tal der Irren gibt es wirklich.“ Der alte Mann beugte die Finger und Jack konnte die Gelenke knacken hören. „Mein bester Freund und ich wurden in Irland zu Barden ausgebildet. Wir studierten viele Jahre, bevor uns die Geheimnisse der Erdmagie anvertraut wurden. Wir wurden an einen Ort gebracht, wo sich ihre Ströme unter der Erde vereinigen. An solchen Stellen ist sie am stärksten. Tag für Tag saßen wir da und versuchten, unser Denken für ihre Kraft zu öffnen. Und uns schnell zurückzuziehen, wenn sie uns zu nahe kam. Immer wenn wir das Gefühl hatten, dass sie uns überwältigte, mussten wir aufspringen und herumrennen.“
„Sollte ich deswegen einen Handstand machen?“
„Genau. Die Bewegung bringt dich in deinen Körper zurück und verhindert, dass du überwältigt wirst.“ Der Barde seufzte. „Welche Macht ein Barde auch immer hat“, fuhr er dann fort, „es ist die Erdmagie, die sie ihm gibt: seine Musik, seine Fähigkeit, ein Publikum zu fesseln, sein Geschick im Heraufbeschwören von Stürmen.“
Jack richtete sich auf. Das hörte sich interessant an.
„Man braucht Jahre, um sie zu kontrollieren, und mein Freund wollte nicht warten. Er weigerte sich aufzuhören, solange es noch sicher war. Anfangs hatte er Erfolg. Er konnte Feuer in die Luft werfen und Vögel mit der Brust nach oben fliegen lassen. Aber eines Tages – während er versuchte, einen Wald dazu zu bringen, sich zu entwurzeln und zu wandern – zerriss etwas in ihm. Ich konnte es sogar hören. Er fiel vornüber. Dann sprang er auf und sein Körper zitterte, als hätte ihn etwas Riesiges gepackt und würde ihn rütteln. Er heulte laut auf und rannte davon, so schnell er konnte.“
Jack war entsetzt. Der Barde hatte gesagt, sein Schutzwall wäre zerstört. War es ihm bestimmt, gleichfalls den Verstand zu verlieren?
„Ich bin ihm gefolgt“, fuhr der alte Mann fort. „Tagelang. Endlich erreichte ich das Tal der Irren.“
Von der See war ein dünner Nebel aufgestiegen und die Luft kühlte ab. Die Bienen hatten ihren Futterplatz verlassen, um zu ihren warmen Stöcken zurückzufliegen.
„Ich konnte ihr Gackern hören, noch bevor ich sie sah“, sagte der Barde. „Es war ein entsetzliches Geräusch, dem Lachen so ähnlich und doch vollkommen freudlos. Alle gescheiterten Barden in Irland hatten ihren Weg zu diesem einen Ort gefunden, an dem die Erdmagie stärker war als irgendwo sonst. Und dort blieben sie. Ich sah meinen Freund, aber er hatte nichts mehr von dem Mann an sich, den ich gekannt hatte. Seine Augen und sein Haar waren wild. Er befand sich im Klammergriff einer Macht, die viel stärker war als er, und ich, der armselige Lehrling, der ich damals war, hatte keine Möglichkeit, ihn zu befreien.“
Der alte Mann mühte sich auf die Beine und streckte Jack die Hand entgegen. „Lass uns nicht bei der unglücklichen Vergangenheit verweilen. Es mag sein, dass ich dir Schaden zugefügt habe, aber da ich jetzt kein Lehrling mehr bin wie damals, kann ich dir helfen. Und vielleicht ist es sogar gut, dass es passiert ist. Gefahren kommen auf uns zu. Sturmwolken ziehen sich zusammen. Schwerter werden geschmiedet …“ Vor sich hin murmelnd wanderte der Barde den Pfad hinauf.
Jack folgte ihm. Er fühlte sich ein wenig benommen. Die Schläfrigkeit kehrte zurück, aber je weiter sie sich von dem kleinen Tal entfernten, desto munterer wurde er. Und als sie schließlich das römische Haus auf seiner windgepeitschten Klippe erreicht hatten, fühlte er sich wieder richtig wohl.
Über dem kleinen Dorf nahm der Mond zu und wieder ab. Die Äpfel an Giles Krummbeins Baum färbten sich golden. Das Korn wogte im Westwind und schließlich war Erntezeit. Schafe wurden geschoren, der Honig aus den Stöcken geholt und Schweine als Wintervorrat geschlachtet. Jack blieb in dem römischen Haus. Er konnte das Schreien der Schweine nicht hören, aber er konnte es fühlen. Ihr Tod ließ die Luft vibrieren.
Die ganze Zeit über unterwies ihn der Barde in der Magie. Jack lernte, Nebel heraufziehen und Äpfel von einem hohen Ast herabfallen zu lassen und Vögel aus dem Himmel herabzurufen. Es waren nur kleine Dinge, aber sie faszinierten ihn.
Dann kam der Winter. Schnee bedeckte die Berge. Das Meer färbte sich dunkel und die Sonne verschwand. Jack blieb im Haus und lernte Gesang. Der Barde hatte ihm eine kleine Harfe gemacht, aber die Kälte war so durchdringend, dass Jacks Finger die Saiten kaum bewegen konnten.
Da entschied der Barde, dass es an der Zeit war, ihn das Entzünden eines Feuers zu lehren.
„Konzentriere dich auf Wärme“, verlangte er. Er hatte vor Jack einen Haufen aus Stroh und Reisig aufgeschüttet.
„Ich friere“, sagte Jack. Der Barde hatte bei Tagesanbruch das Feuer gelöscht und die Luft war so kalt, dass sich auf den Malereien an den Wänden eine Reifschicht gebildet hatte.
„Es ist nur kalt, wenn du denkst, dass es kalt ist“, sagte der Barde.
Du hast gut reden, dachte Jack wütend. Du hast einen dicken Wollumhang und pelzgefütterte Stiefel. Ich habe nur diesen elenden Kittel.
„Ich habe es dir nicht nur einmal, sondern schon hundertmal gesagt.“ Der alte Mann seufzte. „Zorn ist dem Tode zugehörig. Benutze nicht Zorn, um an die Erdmagie zu gelangen.“
Jack unterdrückte einen Seufzer und dachte zurück an die warme Sonne des vergangenen Sommers. Regen fiel auf die Erde und floss Monate später von den Bergen herab. Bestimmt ging auch das Licht nicht verloren, sondern wurde von der Erde eingefangen. Er suchte danach, drang tief in die Erde vor, vorbei an den Nestern von Feld- und Wühlmäusen, sogar vorbei an den Wurzeln der knorrigen Bäume, bis er auf Fels stieß. Und unter dem Fels fand er Wärme. In seinem Denken erschien ein schwaches Glimmen und er zog es hervor. Er rief es, streckte im Geist die Hand danach aus.
Jack war übel. Das bewirkte Magie manchmal bei ihm. Die Macht brodelte in seiner Magengrube und er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Er öffnete die Augen und sah, dass aus dem Stroh ein dünner, zarter Rauchfaden aufstieg.
„Gib jetzt nicht auf“, drängte der Barde. „Rufe es weiter. Rufe es.“ Aber die Übelkeit war stärker. Jack stolperte eilig zur Tür hinaus und als er zurückkehrte, war der Funke erloschen.
„Macht nichts“, sagte der Barde. „Was einmal geschehen ist, kann wieder geschehen. Wir haben den ganzen Tag Zeit.“
Stimmt, dachte Jack, während der Nordwind ums Haus fegte.
„Wenn du schläfrig wirst, beweg dich“, sagte der Barde.
Ich bin nicht schläfrig, mir ist nur kalt, dachte Jack. Und dann stellte er fest, dass er doch schläfrig war. Es wäre so schön, sich jetzt lang ausstrecken zu können. Fast sah er die Frostriesen, die ihn lockten. „Leg dich hin, Junge“, sagten sie. „Eis ist ein herrliches Bett und keine Decke ist so schön wie Schnee.“
Er merkte, wie er geschüttelt wurde. „Ich habe gesagt, du sollst dich bewegen!“, brüllte der Barde ihn an. „Du musst die Gefahr erkennen!“ Er zwang den Jungen, erst einen Fuß vorzusetzen und dann den anderen. Jack fiel fast vornüber, weil ihm seine Beine nicht gehorchen wollten.
„Ihr sch-schaut n-nicht mehr aufs M-Meer hinaus“, stieß Jack mit klappernden Zähnen hervor. Er zitterte am ganzen Körper. „M-macht Ihr Euch k-keine Sorgen wegen K-Königin Frith?“
„Gut beobachtet.“ Der Barde schob Jack im Eiltempo im Haus herum. „Ich mache mir keine Sorgen, weil die Untertanen von Königin Frith jetzt nicht unterwegs sein können. Kein Nordmann würde sich mit seinem geliebten Schiff im Winter aufs Meer hinauswagen. Und diese großen Kerle mit ihren Spatzenhirnen lieben ihre Schiffe. Sie besingen sie und kaufen ihnen Schmuck, als wären es Frauen. Wenn einer ihrer großen Krieger stirbt, schicken sie ihn mit seiner ganzen weltlichen Habe auf einem brennenden Schiff hinaus. Sie geben ihm sogar eine Sklavin mit, die ihn bedienen soll.“
„Eine Frau?“, stieß Jack entsetzt hervor. „Ist sie … Wird sie …“
„Ob sie getötet wird? Ja. Ein altes Weib, das sie den Engel des Todes nennen, erwürgt sie. Dann wird sie neben ihren Herrn gelegt und beide werden verbrannt.“
Jack zitterte wieder, aber diesmal nicht nur vor Kälte. Je mehr er über die Nordmänner erfuhr, desto schlimmer hörte es sich an.
„Versuch es noch einmal mit dem Feuermachen“, sagte der Barde.
Jacks zweiter Versuch ging besser und beim dritten, vierten und fünften hatte er beinahe Erfolg. Beim sechsten, Stunden später, gelang es ihm schließlich, das Stroh in Flammen aufgehen zu lassen.
„Ich hab’s geschafft!“, jubelte er. Er tanzte im Haus herum, und jedes Gefühl von Kälte und Versagen war verflogen. „Ich bin ein Barde! Ich bin ein Wunder! Ich kann zaubern!“ Jetzt quoll die Wärme überall aus der Erde. Die Reifschicht auf den Wänden schmolz. Das gefrorene Stroh auf dem Dach wurde weich und tropfte. Es begann zu schmoren.
„Schluss!“
Im Haus wurde es plötzlich dunkel und die Luft schmeckte nach Rauch und Asche. Jack erstarrte.
Im matten Licht der Türöffnung stand der Barde mit verschränkten Armen. „Ich habe es dir schon oft genug gesagt. Du musst wissen, wann du aufhören musst.“
Jack war zumute, als hätte er eine Ohrfeige bekommen.
Die Macht verflog und Jack sank auf den Boden.
„Hör zu, Junge“, vernahm er die Stimme des alten Mannes. „Lerne die Grenzen deiner Macht respektieren. Wenn du es nicht tust, kannst du eine Menge Schaden anrichten. Wir wollen für heute aufhören. Ruh dich aus.“ Der Barde entzündete das Herdfeuer, und bald saßen beide vor den prasselnden Flammen und wärmten sich.