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Der Familienvater Tobias Marbach erleidet aufgrund der Entführung seines Sohnes Janik einen schweren Schicksalsschlag, da Janik bei der Übergabesituation von einem Polizisten erschossen worden ist. Völlig unverständlich bleibt für Marbach der Aspekt, dass sein Sohn den Entführer wohl schützen wollte. Infolgedessen gerät sein bisheriges Leben aus den Fugen und die Ehe mit Julia scheitert. Nach einigen Alkoholexzessen begibt er sich endlich in eine Therapie und gerät an die Schlaftherapeutin Dr. Fremder. Mit Hilfe des als Manuskript zu Papier gebrachten Traumes versucht sie zu erreichen, dass Marbach das Trauma endgültig überwinden kann. Jedoch spielt ihm sein Unterbewusstsein einen Streich, denn zusätzlich zu der Entführung vermischt sein inneres Ich tagesaktuelle Nachrichten, historische Ereignisse und Blockbuster Filme mit den real passier-ten Ereignissen. Die daraus folgende Traumgeschichte beschreibt ein rasantes Katz und Maus Spiel zwi-schen der Polizei und dem Entführer. Dieser geheimnisvolle bullige Bär gehört einer Geheimorganisation an, welche unbedingt die Baupläne für eine neuartiges 4 D Pfeilschussgerät in seine Hände bringen will. Jedoch heftet sich ein ehemaliger russischer Soldat ebenfalls auf diese Fährte und verfolgt eigene Interessen, was die Baupläne betrifft. Kann am Ende mit dieser unglaublichen Traum Geschichte Tobias Marbach therapiert werden, sodass er in sein normales ruhiges Leben zurückkehren kann?
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Seitenzahl: 765
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Dream- Soul-Therapy
von Carsten Werner,
Eschwege 2021
Benjamin und die Entführer oder: Der Ausweg
(Arbeitstitel)
für Heidi
Inhalt
Prolog
Variante 1: Dream- Soul-Therapy.
1.Nur ein Traum
2.Traum und Realität
3.Die Realität
Teil 1: Nur ein Traum
Teil 2: Traum und Wirklichkeit
1 Wilhelmshöhe 2010
2 Sportinternat Salinendorf kurz vor Weihnachten 2021
3 Grekan, Albanien Hochsommer 2021
4 Rathaus Kiefernfelde kurz vor Weihnachten 2021
5 Waldweg hinter dem Sportinternat kurz vor Weihnachten 2021
6 Parkplatz vor dem Internat kurz vor Weihnachten 2021
7 Hütte im Wald bei Schloß Abendstern kurz vor Weihnachten 2021
I. Seelentherapie Teil 1 Mai 2022
8 Polizeidirektion Kiefernfelde am 23.12.2021 gegen Nachmittag
9 Hochsommer 2021 PWC Anlage Burgberg bei Grenzhausen
10 am Morgen des 24.12.2021 in der Polizeibehörde
11 Blockhaus Hütte im Wald bei Schloß Abendstern in der Nacht vor Heilig Abend 2021
12 Biolandhof Mink Gut Morgenroth August 2021
13 Sportinternat Salinendorf Heilig Abend 2021
14 Blockhütte im Wald am Heilig Abend
15 im Dienstwagen Heilig Abend 2021
16 Blockhütte im Wald am Heilig Abend 2021
17 Beim Abendessen der Hartmanns Heilig Abend 2021
18 Polizeipräsidium 1. Weihnachtstag 2021
19 Eigentumswohnung Bettina Schöffels 1. Weihnachtstag 2021
20 David Gutstein Wilhelmshöhe 1. Weihnachtstag 2021
21 Weihnachten Hütte im Wald bei Schloß Abendstern 2021
22 Polizeipräsidium 1. Weihnachtstag 2021
23 Weihnachten Hütte im Wald bei Schloß Abendstern 2021
I. Seelentherapie Teil 2 Juli 2022
24 PHK Hartmann Weihnachten zu Hause 2021
25 Weihnachten, Hütte im Wald bei Schloß Abendstern 2021
26 Weihnachtsabend bei Oxana Belinsky 2021
27 Friedhelm Stahl unterwegs 2021
28 zwischen den Jahren 2021 / Montag, der 27.12.2021
29 nach Weihnachten im Winterwald bei Schloß Abendstern 2021
30 Lagebesprechung Polizeipräsidium 27.12.2021
31 Beggo im Wald 27.12.2021
32 Lagebesprechung Polizeipräsidium 27.12.2021
33 Benjamin im Unterricht Sommer 2021
34 Lagebesprechung Polizeipräsidium 27.12.2021
35 Stahl im Untergrund zwischen den Jahren 2021
36 Aufregung im Polizeipräsidium 27.12.2021
37 Gegenwind der Medien 27.12.2021
38 Auf dem Weg nach Wilhelmhöhe am gleichen Tag, den 27.12.2021
39 Werkstatt Viktor Naggy 27.12.2021
40 KTU Wilhelmshöhe 27.12.2021
41 Hütte im Wald zwischen den Jahren 2021
42 Gutstein senior Wilhelmhöhe 27.12.2021
43 Leitz, Polizeipräsidium zwischen den Jahren 2021
44 exklusiver Bio Veggie Burger Grill Kiefernfelde, 28.12.2021
I. Seelentherapie Teil 3 August 2022
45 Hotel Ponte Wisera Kiefernfelde / Stahl und Oxana zwischen den Jahren 2021 / 2022
46 Kriegstagebuch Teil 1 1988
47 Hotel Ponte Wisera, zwischen den Jahren, den 29.12.2021
48 Polizeipräsidium Kiefernfelde 30.12.2021
49 Kriegstagebuch Teil 2 1988 / 1989
49 Polizeipräsidium Kiefernfelde 30.12.2021
50 Kriegstagebuch Teil 2 1988 / 1989
51 Polizeipräsidium Kiefernfelde 30.12.2021
52 Stahl Moskau 1991
53 Stahl Kiefernfelde 30.12.2021
54 Hütte im Wald 30.12.2021
55 Am Fuß der Gobert 30.12.2021
56 Stahl in der Vogelwarte 30.12.2021
57 Hütte im Wald 31.12.2021
58 Stahl im Tunnel 31.12.2021
59 Beggo und Benjamin 31.12.2021
60 Lufteinsatz von Hartmann und Schöffels 31.12.2021
61 Beggo und Benjamin 31.12.2021
62 Maya und Maria 31.12.2021
I. Seelentherapie Teil 4 September 2022 > 31.12.2021
Teil 3: Die Realität
Quellennachweis:
Variante 2: Benjamin und die Entführer
Teil 2: Traum und Wirklichkeit
1 Wilhelmshöhe 2010
2 Sportinternat Salinendorf kurz vor Weihnachten 2021
3 Grekan, Albanien Hochsommer 2021
4 Rathaus Kiefernfelde kurz vor Weihnachten 2021
5 Waldweg hinter dem Sportinternat kurz vor Weihnachten 2021
6 Parkplatz vor dem Internat kurz vor Weihnachten 2021
7 Hütte im Wald bei Schloß Abendstern kurz vor Weihnachten 2021
8 Polizeidirektion Kiefernfelde am 23.12.2021 gegen Nachmittag
9 Hochsommer 2021 PWC Anlage Burgberg bei Grenzhausen
10 am Morgen des 24.12.2021 in der Polizeibehörde
11 Blockhaus Hütte im Wald bei Schloß Abendstern in der Nacht vor Heilig Abend 2021
12 Biolandhof Mink Gut Morgenroth August 2021
13 Sportinternat Salinendorf Heilig Abend 2021
14 Blockhütte im Wald am Heilig Abend 2021
15 im Dienstwagen Heilig Abend 2021
16 Blockhütte im Wald am Heilig Abend 2021
17 Beim Abendessen der Hartmanns Heilig Abend 2021
18 Polizeipräsidium 1. Weihnachtstag 2021
19 Eigentumswohnung Bettina Schöffels 1. Weihnachtstag 2021
20 David Gutstein Wilhelmshöhe 1. Weihnachtstag 2021
21 Weihnachten Hütte im Wald bei Schloß Abendstern 2021
22 Polizeipräsidium 1. Weihnachtstag 2021
23 Weihnachten Hütte im Wald bei Schloß Abendstern 2021
24 PHK Hartmann Weihnachten zu Hause 2021
25 Weihnachten Hütte im Wald bei Schloß Abendstern 2021
26 Weihnachtsabend bei Oxana Belinsky 2021
27 Friedhelm Stahl unterwegs zwischen den Jahren 2021
28 zwischen den Jahren 2021 / Montag, der 27.12.2021
29 nach Weihnachten im Winterwald bei Schloß Abendstern 2021
30 Lagebesprechung Polizeipräsidium 27.12.2021
31 Beggo im Wald 27.12.2021
32 Lagebesprechung Polizeipräsidium 27.12.2021
33 Benjamin im Unterricht Sommer 2021
34 Lagebesprechung Polizeipräsidium 27.12.2021
35 Stahl im Untergrund zwischen den Jahren 2021
36 Aufregung im Polizeipräsidium 27.12.2021
37 Gegenwind der Medien 27.12.2021
38 Auf dem Weg nach Wilhelmhöhe am gleichen Tag, den 27.12.2021
39 Werkstatt Viktor Naggy 27.12.2021
40 KTU Wilhelmshöhe 27.12.2021
41 Hütte im Wald zwischen den Jahren 2021
42 Gutstein senior Wilhelmhöhe 27.12.2021
43 Leitz, Polizeipräsidium zwischen den Jahren 2021
44 exklusiver Bio Veggie Burger Grill Kiefernfelde
45 Hotel Ponte Wisera Kiefernfelde / Stahl und Oxana zwischen den Jahren 2021 / 2022
46 Kriegstagebuch Teil 1 1988
47 Hotel Ponte Wisera, zwischen den Jahren 2021, den 29.12.2021
48 Polizeipräsidium Kiefernfelde 30.12.2021
49 Kriegstagebuch Teil 2 1988
49 Polizeipräsidium Kiefernfelde 30.12.2021
50 Kriegstagebuch Teil 2 1988 / 1989
51 Polizeipräsidium Kiefernfelde 30.12.2021
52 Stahl Moskau 1991
53 Stahl Kiefernfelde 30.12.2021
54 Hütte im Wald 30.12.2021
55 Am Fuß der Gobert 30.12.2021
56 Stahl in der Vogelwarte 30.12.2021
57 Hütte im Wald 31.12.2021
58 Stahl im Tunnel 31.12.2021
59 Beggo und Benjamin 31.12.2021
60 Lufteinsatz von Hartmann und Schöffels 31.12.2021
61 Beggo und Benjamin 31.12.2021
62 Maya und Maria 31.12.2021
63 Benjamin 31.12.2021
64 Klinikum Kiefernfelde Neujahr, 01.01.2022
Epilog
I M P R E S S U MDream Soul TherapyCarsten Werner© 2022 Carsten Werner.Alle Rechte vorbehalten.Autor: Carsten WernerSonnenscheinweg 15, 37269 Eschwege
ISBN: 9783985106530
Prolog
Beim Schreiben des Romans Dream- Soul-Therapy ist quasi eine Geschichte in der Geschichte entstanden. Da wir tagtäglich vor viele Entscheidungen gestellt werden und ich als Autor von Hause aus Verkehrsautobahnplaner bin stelle ich Sie, liebe Leser und Leserinnen zunächst vor die folgende Wahl:
Als Variante 1 können Sie den kompletten Roman lesen, da es so auch gedacht ist oder aber eben als Variante 2 nur die Teilgeschichte, die beim Schreiben entstanden ist. Natürlich wird dann der Schluss der „Traumgeschichte“ gemäß Variante 2 naturgemäß einer anderer sein als beim kompletten Roman aber auch diese Geschichte ist dann an sich nachvollziehbar und schlüssig.
Wem dies aber alles zu viel ist an Entscheidungen, der kann auch die sogenannte Nullvariante weiterverfolgen also entweder das Buch einfach zu klappen oder beim ebook reader die on / off Taste betätigen - schon wäre das Problem gelöst. Nur entgeht Ihnen dann eine spannende Geschichte oder wie zuvor beschrieben gleich 2!
Der Familienvater Tobias Marbach erleidet aufgrund der Entführung seines Sohnes Janik einen schweren Schicksalsschlag, da Janik bei der Übergabesituation von einem Polizisten erschossen worden ist. Völlig unverständlich bleibt für Marbach der Aspekt, dass sein Sohn den Entführer wohl schützen wollte.
Infolgedessen gerät sein bisheriges Leben aus den Fugen und die Ehe mit Julia scheitert. Nach einigen Alkoholexzessen begibt er sich endlich in eine Therapie und gerät an die Schlaftherapeutin Dr. Fremder. Mit Hilfe des als Manuskript zu Papier gebrachten Traumes versucht sie zu erreichen, dass Marbach das Trauma endgültig überwinden kann.
Jedoch spielt ihm sein Unterbewusstsein einen Streich, denn zusätzlich zu der Entführung vermischt sein inneres Ich tagesaktuelle Nachrichten, historische Ereignisse und Blockbuster Filme mit den real passierten Ereignissen. Die daraus folgende Traumgeschichte beschreibt ein rasantes Katz und Maus Spiel zwischen der Polizei und dem Entführer.
Dieser geheimnisvolle bullige Bär gehört einer Geheimorganisation an, welche unbedingt die Baupläne für eine neuartiges 4 D Pfeilschussgerät in seine Hände bringen will. Jedoch heftet sich ein ehemaliger russischer Soldat ebenfalls auf diese Fährte und verfolgt eigene Interessen, was die Baupläne betrifft. Kann am Ende mit dieser unglaublichen Traum Geschichte Tobias Marbach therapiert werden, sodass er in sein normales ruhiges Leben zurückkehren kann?
Die drei Teile lauten:
Nur ein Traum
Traum und Realität
Die Realität
Tobias Marbach im Frühjahr 2022
„Lauf, Warwakin, lauf“ hallte es immer wieder zwischen den mächtigen Häuserwänden, die nur aus dunklen schweren Steinen zu bestehen schienen.
Warwakin sprengte seine riesigen Pranken, aus denen mörderisch scharfe Krallen ragten, unaufhaltsam vorwärts. Seine rote lange Zunge hängte ihm zwischen seinen gefährlichen Zähnen aus dem Maul, aus dem mageren Hinterteil stießen die spitzen Knochen der Wirbelsäule hervor sein Fell war blutbefleckt und stank fürchterlich verwest.
Warwakin war ein Fledermaus-Werwolf!
Die Bestie preschte so schnell sie nur konnte durch die endlosen engen Gassen der Nacht, die die dunklen und kahlen Häuserwände freigaben. Hoch droben in der Finsternis verwischten sie sich mit der Dunkelheit. Nur ein fahles Mondlicht drang durch das Schwarz der Nacht und ließ die bedrohlichen Augen des Fledermaus-Werwolfs silbrig funkeln. Die Stimmen aus dem Nichts wurden immer lauter und penetranter. Plötzlich endeten die Gassen und die schweren kahlen Häuserwände ummauerten nun einen trostlosen finsteren Platz.
Die Bestie war verschwunden und auf einmal erschienen Menschen aus den Gassen. Es waren nicht viele – doch sie kamen zueinander und fassten sich an den Händen. Aus dem Hintergrund ertönten Trommeln und die Menschen begannen dazu zu tanzen. Immer ringsum und mit jedem Mal schneller. Durch Fenster der kahlen Häuserwände strahlte Licht hervor und Menschen schauten auf den kleinen Platz heraus.
Der Reigen verschwand plötzlich und die Trommeln setzen zum Marsch an. Soldaten tauchten an Stelle der fröhlichen Menschen auf und marschierten in zwei Reihen monoton neben – und hintereinander über den Exerzierplatz. Immer mehr Menschen schauten aus den Fenstern und immer mehr Licht erhellte den einst dunklen Platz. Doch auch wie die Bestie und der Reigen verschwanden auch die Soldaten. Dafür spielte jemand eine hoffnungsvolle Melodie. Die Trommeln schlugen schneller, die Menschen strömten aus den fahlen Häuserwänden auf den kleinen Platz. Nach und nach setzten die Menschen ein und begannen zu singen:
„Freiheit! Wir träumen alle von der Freiheit…!“
Lichtstrahlen drangen auf einmal durch die dunklen schwarzen Häuserwände und diese drohten einzustürzen. Und wie mit einem Mal wurden Steine durch die Dunkelheit geschleudert doch sie verletzten niemanden, da sie sich durch jeden Strahl Helligkeit in Luft auflösten.
Herrschte vorher noch bedrückende und trostlose Finsternis, so wurde der kleine Platz jetzt mehr und mehr in Helligkeit getaucht.
Die Menschen tanzten lachten und sangen immer wieder:
„Frieden! Wir träumen alle vom Frieden…!“
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…what the fuck…Fledermaus-Werwolf? Doch so wenig wie ich den Traum verstand besaß ich einen Überblick über die Realität. Ich hob leicht meinen Kopf und schaute auf die Uhr. Sie zeigte mir 11:43 Uhr an und schien mich förmlich zum Aufstehen zu zwingen. Doch mein vom Bier aus der Kiefernfelder Klosterbrauerei und Cola Whisky schwerer Kopf zog mich wieder nach unten auf das Kissen zurück.
Ich lag schweißgebadet im Bett. Meine Gedanken schwirrten wirr und ohne klare Richtung umher bis sie sich auf den gestrigen Abend besannen. Sie hieß Lisa. Das hieß, ich glaubte, dass dies ihr Name war. Ich war gestern bis spät in die Nacht noch in der Kiefernfelder Kneipe „Die Traube“ gewesen und bin dann weiter nach Waldkirchen in die Diskothek „Porträt“ getrampt. Fast so wie jeden Samstag. Die Disko lag gut 15 kam westlich von Kiefernfelde entfernt und wurde umgangssprachlich auch „Schuppen“ genannt, was es wohl eher traf als Disko oder Tanzlokal. Hier tummelten sich allerlei düstere Gestalten in einer noch düsteren Umgebung mit passender Punk-Rock Musik. Kein Charts Gedudel auf jeden Fall.
Nach ein paar Bier auf nüchternen Magen begann die Realität mit der bekannten alkoholbedingten Heiterkeit zu verwischen und auf einmal stand sie neben mir am Tresen im Schuppen. Ein Glas Cola Whisky in der Hand und den blond gelockten Kopf zur Musik von Nirvana bewegend. Obwohl schon genügend Rauchschwaden durch die Luft waberten bot ich ihr eine Zigarette an. Ich mochte sie sogleich, seien es ihre blauen Augen die ich im schummrigen Licht zu erkennen glaubte oder einfach nur ihr gewinnendes Lächeln. Aus den Unterhaltungen mit ihr welche aufgrund der dröhnenden Musik fast im Anschreien gipfelte erfuhr ich, dass sie erst 20 Jahre alt war und Lisa hieß.
„Mein Name ist übrigens Tobias, Marbach mit Nachnamen!“ so als ob sie das irgendwie interessieren möge.
Nach einigen Drinks schleppte ich sie in die Lounge des Schuppens - ein kleines Bistro weit weg von der Tanzfläche, wo man sich auch mal in normaler Lautstärke unterhalten konnte. Nicht lange dauerte es und wir knutschten wie wild. Dann zog sie mich raus auf den Parkplatz, wo ihr VW Golf 1 parkte. Grinsend zog sie ein Tütchen hervor und begann eine Zigarette selber zu drehen. Der Stoff wurde fachmännisch zwischen den Tabak gemischt. Von dem Joint nahm ich einen tiefen Zug und gab ihn an sie weiter.
Die Mischung aus Hasch und Alkohol machte völlig hemmungslos und nicht viel fehlte und wir hätten uns gleich auf dem Autositz geliebt. Ich schlug aber besser meine gemütliche Eigentumswohnung in Kiefernfelde vor und irgendwie schafften wir es, völlig zu gedröhnt und ohne von einer Streife angehalten zu werden, in meine Wohnung im 10 Stock des Herkules Hochhauses an der Kreuzung Reichensächser Straße.
Das Verlangen im VW Golf noch qualvoll unterdrückt, konnte ich jetzt loslegen und zog sie nackt aus. Doch auch ihr war anscheinend alles egal, liebkoste mein bestes Stück, obwohl sie mich noch vor gut 3 Stunden gar nicht kannte, liebten uns im Stehen und schafften es dann auch noch ins Bett. Wilde heiße Nacht, immer wieder mal ein Joint zwischen dem Liebesakt oder ein Cola Whisky. Dann gegen 5:00 Uhr der Hammer und die Augen fielen uns beiden einfach zu.
Doch schon am Morgen oder nun war es ja schon fast Mittag, noch bevor ich wieder meine Augen aufschlug, war sie fort und ich lag alleine und grübelte vor mich hin.
Zum meiner Person noch folgendes nämlich, dass ich 46 Jahre alt war, aber meine Freunde sagten, ich ginge aufgrund meines guten Aussehens als Enddreißiger durch und besaß auch den gewissen Schlag bei Frauen. Okay, dass kommt nicht von mir und ich bin deswegen auch kein Angeber, aber so was wie letzte Nacht war für mich nicht ungewöhnlich.
Ich hielt zudem meinen Körper je nach Lust und Laune ausgiebig mit Kraft und Hanteltraining jung und frisch. Wobei natürlich diese ausschweifenden Nächte nicht unbedingt gesundheitsfördernd waren. Das wusste ich auch selber, aber diese Phase in meinen Leben war auch neu für mich und irgendwie musste ich ja die Leere in meinem Inneren füllen, die ich in mir spürte. Sie fragen sich bestimmt warum??? Aber dazu komme ich gleich.
Mein Job als Bauingenieur in einem Architekturbüro in Kiefernfelde füllte mein Bankkonto und ja, die Architekten mussten als Feingeister auch jemanden haben, der das, was sie sich ausdachten, auch nachrechnen konnte und ob es dann auch wirklich stehen blieb. Dafür war ich dann zuständig und machte damit so manche kühne Idee wieder zu nichte, ich konnte gelinde gesagt auch eklig sein.
Ich nannte eine Wohnung mein Eigen und in der Tiefgarage parkte ein Mercedes C-Klasse Cabrio. Aber diese materiellen Dinge und meine ausgiebigen Wochenendtouren verhalfen mir nicht über den Schmerz, den ich verspürte, wenn ich an meine geliebte Frau Julia dachte, die sich nach dreizehn Jahren Ehe endgültig vom mir trennte. Ich liebte sie noch immer und es schien, als ob diese Tatsache in meinem Leben eine große Rolle gespielt hatte und immer noch spielte. Ein verhängnisvolles Ereignis lenkte aber mein Leben in eine Bahn, die mir nicht gewachsen schien.
Bei einer Entführung kam mein einziges Kind -mein Sohn Janik - ums Leben. Er wurde vor meinen eigenen Augen von einem Polizisten erschossen. Ich spürte, wie meine Ehe mit Julia langsam aber sicher zerbröckelte als sei sie nur eine alte graue Steinmauer gewesen und ich verstand nicht, warum mein Sohn die Entführer schützen wollte.
Es schien paradox. Ich konnte nicht eingreifen und nur zusehen, wie das Unglück geschah. Wie oft habe ich versucht, mich in meinen Sohn hineinzuversetzen, in einen Menschen, der mir fremd geworden schien. Da er im Schulinternat lebte. Denn keiner von uns beiden, weder ich noch Julia, hatten wirklich Zeit für ihn.
Während ich nun tagsüber in meinem bequemen Ledersessel vor dem PC saß in einem Büro mit fantastischem Blick über das gesamte Werratal, wenn ich mal vom finite Elemente Berechnungsprogramm aufschaute und im Vorzimmer meine Assistentin die Geschäftspost per Mail bearbeitete sowie Gespräche entgegennahm, fühlte ich mich manchmal so einsam, dass ich mir wünschte, es wäre nie passiert.
Als ich auf spiegelglatter Fahrbahn unter Alkoholeinfluss von der Straße abkam und lebensgefährlich verletzt wurde, reichte es Julia und sie verließ mich dann. Sie konnte wohl mein Selbstmitleid und meine Schuldgefühle nicht mehr ertragen. Anscheinend war ich ihrer Ansicht nach an der ganzen Misere alleine schuld. Ich liebte sie dennoch und gestand mir die Schuld ein, aber verstand es bis heute nicht, warum mein Sohn so handelte.
Die Szene tauchte immer mal wieder vor meinen geistigen Augen auf wie er so hilflos dastand und ich mit ansehen musste, wie mein Sohn erschossen wurde.
Diese Vorstellung quälte mich und aus Verzweiflung kramte ich in alten Sachen herum, wobei ich immer wieder auf einen Zettel stieß, den Julia schrieb als wir beide noch jung waren:
Der Himmel wird zum Zirkuszelt und wen das Trapez nicht fängt, der fällt.
Es hielt mich nicht und ich fiel. Julia sagte immer wieder zu mir, wie wenig einfühlsam ich gegenüber anderen war. Doch nun handelte sie auch nicht besser, denn würde sie zurückkommen, hätte mein Leben wieder einen Sinn, wenn ich damit auch ein anderes nicht mehr lebendig machen konnte. So machte sie alles nur noch schlimmer. Immer die gleichen quälenden Gedanken nach einer durchzechten Nacht Sonntag spät am Morgen. Wieder alleine keine Lisa und schon gar nicht meine geliebte Julia. Doch nun merkte ich, dass ich es gestern wirklich übertrieben habe und meine Augen bekamen den Befehl, sich auf der Stelle wieder zu schließen. Sonst habe ich es immer geschafft, aufzustehen und mich durch den Tag zu schleppen.
Dies war dann der Punkt, an dem ich was ändern musste und zwar dringend. Ich begab mich fortan zu Therapiesitzungen bei einer Psychologin namens Christina Schorn und zwar Dr. Schorn. Dies alles kannte ich schon von den Paarbesprechungen bei einem Eheberater mit Julia, die allesamt nutzlos und Zeitverschwendung gewesen waren, denn ihr Entschluss zur Trennung stand ja damals eh schon fest.
In dieser einen Stunde in der Woche redete ich, zeterte, zitterte, betete und fluchte was das Zeug hielt und redete mir quasi die Seele aus dem Leib, doch nach einigen Monaten merkte ich keine Besserung denn ich wachte immer noch nachts schweißgebadet auf und schaffte kaum noch meine statischen Berechnungen, die komplex waren und mein Verstand kaum weiterwollte als bis zum maximalen Biegemoment in der Feldmitte bei einem Stahlträger (ql²/8).
Das einzige was sich spürbar änderte war der Kontostand und zwar nach unten, denn die Doktorin wollte für ihre Sitzung schließlich auch bezahlt werden. Ich hatte also mein Leben auch nicht besser im Griff und ertränkte meinen Kummer jetzt nicht nur am Wochenende im Cola Whiskey, das Kiefernfelder Bier war dazu nicht stark genug.
Sie hatte dann ein Einsehen mit mir und nachdem sie ihren Gewinn wohl gemacht hat jedoch ohne jemals bei mir erfolgreich gewesen zu sein verwies sie mich an eine weitere Dr. Kollegin diesmal hieß sie Marion Fremder.
Anstatt mir bei den Therapiegesprächen dauerhaft gegenüber zu sitzen während ich auf der sprichwörtlichen Liege lag, hatte sie eine neuartige Form der Seelenklempnerei entwickelt. Ich sollte von oben bis unten verkabelt werden und natürlich vor allem mein Gehirn. Dann ging es in eine Art Computerkernspintomografen, der meine Gehirnströme überwachte während ich friedlich schlummerte und was wichtig war auch träumte.
Anschließend sollte ich von den Träumen erzählen um sie somit visuell sichtbar zu machen. Dazu bediente sie sich auch eines menschlichen Hilfsmittels. Doch aber der Reihe nach.
An dem fraglichen Tag des überwachten Traumes besuchte ich ihre psychologische Schlaflabor Traumüberwachungspraxis und so nannte Frau Dr. Fremder dies tatsächlich, damit sich diesen Namen wohl niemand wirklich merken sollte oder gerade des skurrilen Namens wegen dann doch? Ich wusste es nicht.
Die körperliche Eingangsuntersuchung zeigte, dass ich fit genug für den CT heute war obwohl der Alkohol schon deutliche Spuren hinterlassen hat. Aber nicht meine Leber sollte zum Reden gebracht werden und oh ja, die hätte wirklich eine gute Story zu erzählen gehabt.
Dann habe ich von zu Hause noch weitere Unterlagen wie den Zettel mit dem Spruch von Julia mitgebracht und damit wurde ich vor dem Traum Schlaf quasi gefoltert. Ich musste mir Tagebuchaufzeichnungen von meiner Ex Frau durchlesen, die sie tatsächlich unbeabsichtigt in einem Karton vergessen bei mir gelassen hat. Bilder vom Smartphone, einer Speicherkarte unserer Digitalkamera, Dia-Shows, Liebesbriefe und Scheidungsunterlagen, Stofftiere und Schmuckanhänger von Julia, die auch noch irgendwo schlummerten und wohl achtlos von ihr fallen gelassen worden sind. Mit all diesen Sachen aus unseren ehemals gemeinsamen Leben mit Janik und Julia wurde ich schmerzhaft auseinandergesetzt und in dieser emotionalen Ausnahmesituation bekam ich nach einem kurzen Aufklärungsgespräch der Anästhesistin eine Beruhigungsspritze verabreicht, damit ich mich nicht noch mehr aufregte, wenn mich Dr. Fremder nun in diese enge Kiste schob und ich eh schon ein merkwürdiges Bild mit all den Kabeln am Körper abgab. Aber sei es drum, in diesem Untersuchungszimmer nahm dann eh niemand Notiz von mir außer im Nebenraum, an dessen PC Bildschirmen (gleich 4 an der Zahl) mein persönliches Wohlbefinden in den nächsten 8 Stunden von Dr. Fremder persönlich überwacht wurde. Herz- und Hirnströme, Puls und Blutumlaufgeschwindigkeit (und was weiß ich noch alles - ich bin schließlich kein Mediziner) wurden aufgezeichnet und die Daten dazu penibel genau erfasst und geordnet.
Nun kam es mir nun schon so vor, dass mein Innerstes, mein Gehirn, mein Denken und meine intimsten Gedanken offenbart wurden auch wenn sie sich in einem unablässigen Zahlendatenstrom versteckten. Ein abschweifender Gedanke, der nichts mit den Ereignissen von damals zu tun hatte zuckte durch die Kabel und ploppte noch unbemerkt auf den Bildschirmen auf, nämlich dass die Schriftsteller um Stephen King sich einer ebensolchen Prozedur unterwarfen nur dass eben die Autoren nicht selber da lagen sondern auf der Jagd nach einem guten Roman ein fremdes Hirn anzapften, um diesem dann diese Horror- und Schauergeschichten von „Es“ und „Sie“ zu entlocken (an das „Er“ hatte er sich nicht herangetraut - es wäre wie im meinem Fall viel zu verstörend gewesen).
Auch bei Sebastian Fitzek konnte er sich das gut vorstellen, um „der Augensammler“ oder „das Paket“ zu verfassen, doch welchen Kopf musste sich dann wohl J. K. Rowling ausgesucht haben bei Harry Potter? Diese Gedanken ließen mich dann endgültig ins Reich der Träume und der Phantasie entschwinden auf der Hoffnung möglichst vieler R.E.M. Phasen und damit waren jetzt nicht die sämtlichen Werke der US Rockband gemeint, denn diese 8 Stunden auf Dauerschleife im Unterbewusstsein vorgeduldet zu bekommen hätte mich wohl unwiederbringlich ins Jenseits befördert.
Doch der Gedanke mit den Autoren war gar nicht so abwegig, denn Dr. Fremder berichtete mir schon bei unserer ersten Sitzung, dass ich nach dem Aufwachen meine Träume erzählen sollte und sie würde einen (noch unbekannten) Autoren (nicht Auroren zur Bekämpfung der dunklen Künste) einladen, meine Berichte zu einem sinnhaften Ganzen zu erfassen.
Und da saß er nun, nachdem mich die Traumdeutungspraxisinhaberin nach einer für mich unendlich langen Schlafphase endlich wieder und langsam in die Realität zurückholte.
Beide sahen mich vielsagend an und Dr. Fremder ergriff in ihrem Therapieraum als erstes die Initiative:
„Wie geht es ihnen jetzt? Ich hoffe Sie haben fürs erste alles gut überstanden. Im Übrigen darf ich ihnen Antonio Silvia Mauro-Enders vorstellen, der ihre gleich folgenden Erzählungen zu Papier bringen wird.“
Ich dachte nun bei Erwähnung von Mauro-Enders an einen Künstlernamen, aber die Person die mit Dr. Fremder und mir noch im Zimmer saß, war ziemlich gewöhnlich und auch noch jung vielleicht gerade mal 30 Jahre alt und wohl auf der Suche nach einem ersten großen Roman, der ihn an die vorderste Front der Spiegel Bestsellerlisten bringen sollte. Keine Rastalocken, sondern typisch geschnittene Kurzhaarfrisur, die nun im 2. Lockdown auch ungewöhnlich, weil gepflegt wirkend bezeichnet werden durfte.
Ich habe nun nicht die „Die Traumdeutung“ gelesen und mein bescheidenes Wissen zu diesem Thema beschränkte sich auf die Abhandlungen einer Frauen Zeitschrift Schmonzette. Im Traum nun erschienen bestimmte Schlüsselbilder und diesem sind dann bestimmte Deutungen zugeordnet. Ich träumte also in der Nacht (obwohl es gibt auch Tagträume) vom einem Liebesakt und daraus folgerte dann die Dame, die diesem Artikel verfasst hatte, dass ich entweder
a) ein unstillbares Verlangen zum Geschlechtsverkehr habe, weil ich diesen eben in der Realität nicht erfahren durfte
oder b) einfach schwanzgesteuert war, was sie so niemals dort so schreiben durfte (ich aber im Stillen ergänzte).
Jetzt lebten wir aber nicht mehr im Jahr 1899 als Sigmund Freund als Österreichischer Arzt sein Wesen oder Unwesen trieb und auch sein Buch veröffentlichte, was er sogar auf ein Jahr nach vorne datierte um es wohl moderner erscheinen zu lassen, sondern wir schrieben das Jahr 2022 mit der ganzen Kompetenz der künstlichen Intelligenz die praktisch und auch im meinem Fall hier als Komplementär hinzugezogen wurde. So waren wir alle vernetzt durch unsere PC, Tablets und Smartphones über W- Lan, kabelgebunden oder Satellit. Wir nutzten social media über die Plattformen instagramm, Tik-Tok oder you tube um mal ganz ungeniert Werbung dafür zu machen.
Dies alles aber erfolgte lediglich von außen also über die Sprache und Worte und Bilder die wir teilten. Klar kamen unsere Gedanken auch aus dem tiefsten Inneren der verschiedenen Gehirnsphären, doch vollkommen bewusst oder unterbewusst verschlüsselten wir diese auch, um uns etwa besser zu präsentieren und zu profilieren womit wir wieder beim beschriebenen Liebesakt von vorhin wären.
Die KI jedoch konnte uns entlarven und ins Innere eines Menschen vordringen auf der Suche nach den wahren und echten Gedanken, die wir teilweise auch besser vor anderen verbergen wollten. Deswegen nutzte Frau Dr. Fremder als moderne Inkarnation von Sigmund nun auch den Computertomographen und versah zumindest mich mit unzähligen Kabeln und Drähten, um die verschiedenen Körperfunktionen aufzuspüren und auch zu messen natürlich beim Schlafen.
Dann fiel mir auch ein, dass „mein Silvia“ schon mal aus Co-Autor in Erscheinung getreten war mit einem Sachbuch mit Namen „die metaphilosopische Ebene des Unterbewussten“ oder so ähnlich. Ich konnte mich auch erinnern, dass ich die ersten Seiten gelesen und die nächsten nur noch überflogen habe bis ich entnervt aufgegeben habe, denn ich war weder Arzt noch Psychologe oder sonst was in dieser Richtung.
Auf jeden Fall habe ich für mich daraus mitgenommen, dass es eben die verschiedenen Schlafphasen gibt (eine davon die R.E.M. Phase) und in jeder machte der Körper verschiedenartige Bewegungen und auch der Puls und der Blutdruck veränderten sich je nachdem welche Phase ich quasi durchlebte und auch was ich gerade träumte.
Als Beispiel dafür träumte ich nun vom Sandstrand am Meer und chillte gerade so vor mich hin. Der CT zeichnete nun auf, dass mein Puls relativ ruhig ging und der Blutdruck im Normalbereich war also vollkommen entspannt. Die Augenbewegung lief auf normaler Geschwindigkeit und die Pupillen bewegten sich bei geschlossenen Lidern synchron zueinander.
Dann tauchte plötzlich wie Freddie Krüger in „nightmare on elm street“ meine Ex-Schwiegermutter an diesem bisher so schönen Strand vielleicht irgendwo in Griechenland auf und kam auch noch direkt auf mich zu. Damit aber nicht genug, sie hatte ein blutendes Beil in der Hand und war im Begriff mich zu töten (wenn ich sie nicht vorher umbringen würde). Die Messwerte würden nun ergeben, dass mein Puls auf 180 hochjagte, der Blutdruck ins Unermessliche stieg und meine Pupillen wie wild rotieren und dazu auch noch asynchron. Das alles im Schlaf und obwohl ich ja an sich ruhig dalag.
Das mit meiner Ex Schwiegermutter verfolgte mich aber tatsächlich wirklich und ich habe auch gelesen, dass es dieses „Ex“ in diesem Fall gar nicht gab, sondern sie bis in alle Ewigkeit eben meine Schwiegermutter blieb, oh, das jetzt auch noch und der Grund lag auf der Hand, denn als die Ehe mit Julia endgültig in die Brüche ging unterstellte sie mir allen Ernstes, dass ich einen mündlichen Vertrag mit ihr geschlossen habe, in welchen es um viel Geld ging was ich mir angeblich von ihr ausgeliehen habe.
Sie schenkte dieses jedoch meiner Ex und in diesem Fall traf die Bezeichnung durch die Trennung dann zu verlangte es gerichtlich dann aber ausgerechnet von mir zurück. Auf jeden Fall der schönste Rosenkrieg und 3 Mal dürfen Sie jetzt raten, wer nach mehreren Gerichtsurteilen am Ende den glücklicheren Ausgang für sich verbuchen durfte. Der Alptraum kam also nicht von ungefähr, aber wie gesagt, es war nur ein Beispiel zu Verdeutlichung, wie wohl Dr. Fremder und „mein Silvia“ mit mir jetzt verfahren wollten.
Damit begann nun also unsere Sitzung, die mir nun auch in diesem Fall nach der Nacht im Schlaflabor nun auch nicht erspart geblieben war. Auf die Bitte von Frau. Dr. Fremder hin, nun von meinen Träumen zu berichten ergänzte sie nun noch folgendes.
„Ich denke nun auch, dass es ihnen schwerfallen wird alle Ereignisse der letzten Nacht, die sie in ihrem Traum quasi erlebt haben wirklich in aller Deutlichkeit darzustellen. Das müssen Sie auch gar nicht, denn es genügt völlig, wenn Sie uns in beliebiger Reihenfolge bestimmte Schlüsselereignisse nennen. Wir haben da so unsere Methoden entwickelt, wie wir daraus einen logischen Zusammenhang erstellen können“ und damit blickte sie dann auch Mauro-Enders an, dessen Aufgabe es war aus dem Traum eine Geschichte zu bauen, die den Geschehnissen damals bei der Entführung meines Sohnes am nächsten kam.
Nur dies nämlich konnte mir helfen, meine inneren Blockaden zu lösen, wenn ich erstens einigermaßen verstand was überhaupt passiert war und zweitens diesen Prozess selber durchlebte, denn ich bin ja nur Außenstehender gewesen und habe von der Polizei nur bestimmte relevante Fakten zu hören bekommen. Entweder weil die Wahrheit so schmerzhaft war oder, weil die Kommissare und ebensolche Kommissarinnen es nicht besser wussten.
Gott sei Dank mussten wir hier im Raum keine FFP 2 Masken tragen, denn nach der Nacht im Labor wurde ich getestet wobei die Frau Doktorin als derzeit wenige Personen in Deutschland bereits ihre 3. Impfung hinter sich hatte. Bei dem Autor wusste ich es nicht, aber ich nahm dann einfach an, dass er mir nicht das Corona Virus entgegenschleudern würde, denn auch er bekam einen Teil vom Kuchen ab, den ich berappen durfte, denn keine Gesundheitskasse übernahm die noch eher unbekannte Therapieform. Da würde es also keinen Sinn machen, wenn er mich jetzt ausknocken würde.
Ich begann nun damit was ich am besten konnte und erwähnte (mal wieder) die Liebe. Bevor ich mich aber weiter in philosophische Ausschweifungen verlieren konnte ähnlich wie Shakespeare in „Romeo und Julia“ wobei es die Julia ja wirklich in meinen Leben gab bremste mich „mein Sivia“ wieder aus. Er hob einfach die Hand und suchte etwas Bestimmtes in seinem Tablet, dann tippte er wohl eine Ziffer ein und nun ging es bei mir nicht weiter, denn jetzt begann ein mühseliger Prozess in welchen beide also Frau Doktor Fremder und Mauro-Enders versuchten die wahnsinnige Datenreihe auszuwerten, die bei mir letzte Nacht im Labor entstanden war.
Ich vergnügte mich derweil mit einem Cappuccino und verdrückte zudem auch einen Keks mit Schokolade und weil dies auch nicht genügte sinnierte ich über den Liebesakt (ja, irgendwie mein Lieblingsthema jetzt).
Als es aber immer noch nicht weiterging, die beiden zusammen auch den Raum verließen und mich auch baten noch etwas geduldig zu sein dachte ich eben darüber nach was die nun so da trieben als sie am PC an welchen der CT angeschlossen war die Köpfe zusammenstecken und miteinander tuschelten.
Da sie mich partout nicht in ihre Methoden einweihen und sie mir lediglich die Ergebnisse liefern wollten (nicht, dass ich selber auf die Idee kommen würde und mich damit selbstständig machte ha, ha) versuchte ich, in einfachen Worten für mich die Erklärung dafür zu geben. Die Liebe als Begriff würde nun also eine Ziffer bekommen, sagen wir eine „1“ (für sehr guten Sex, dies hat damit diesmal aber gar nichts zu tun!), dann mussten die beiden Traumdeuter nun herausfinden, wann ungefähr in der letzten Nacht dieses bestimmte Erlebnis nun eingetreten war: 5:23 Uhr würde evtl. bedeuten das die nächste Ziffer dann eine „5“ darstellte, weil näher an 5 Uhr als an 6 Uhr, wenn ich auch genau um Mitternacht eingeschlafen wäre.
Also alles ziemlich komplex und schwer nachzuvollziehen, aber wenn dann die genaue „Tatzeit“ also mal feststand, halfen eben die mannigfaltigen Aufzeichnungen und Datenreihen weiter und somit konnte dann das Ganze auch relativ einfach mit meinen Pulswerten, dem Blutdruck, der Pupillenrotationsgeschwindigkeit, dem Zucken meiner Mundwinkel gemessen in gon als Abweichung vom Normzustand auch in Anbetracht und unter zu Hilfenahme des Mondkalenders verschnitten werden. Somit entstand also aufbauend auf der „15“ eine bestimmte Zahlenreihe, denn für jeden Wert oder dessen Bereich konnte nach den wissenschaftlichen Abhandlungen nach „die metaphilosopische Ebene des Unterbewussten“ insofern ich das richtig überflog eine bestimmte Ziffer zugeordnet werden, die über das binäre System von IO hinausging.
Das Ganze zusammen ergab dann einen Code und ich meinte mich zu erinnern, das am Ende von dem Buch unter ellenlangen Zahlenreihen bestimmte Texte geschrieben standen, die wohl hauptsächlich von Mauro-Enders stammten und am ehesten das widerspiegelten, was ich gerade zu dieser bestimmten Uhrzeit um 5:23 geträumt habe und auch besser als ich das je hätte mit meinen eigenen Worten widergeben können.
Sie kamen dann nach gut 3 Kaffee und 2 Kekspackungen meinerseits wieder in den Therapieraum zurück und schienen glücklich zu sein, denn anscheinend haben sie nun den ersten Textteil quasi dechiffriert.
Das Prozedere setzte sich so stundenlang fort und ich musste auch mehrere Tage in einem eigenen Zimmer in der Praxis verbleiben und hoffte, nicht alle Schlüsselereignisse zu vergessen. Am 4. Tag dann eröffneten sie mir, dass der erste Teil nun fast abgeschlossen wäre und sich „mein Silvia“ an die literarische Abhandlung begeben könnte. Leider jedoch würden da wohl nur die ersten paar Kapitel herausspringen und sie müssten mich zur Fortsetzung nochmals ins Schlaflabor schicken und in den CT schieben.
Etwas plauderte Frau Dr. Fremder dann doch aus dem Nähkästchen, um mich nicht ganz im Unklaren zu lassen. Sie redete dann auch von „die metaphilosopische Ebene des Unterbewussten“ und erklärte mir, dass darin zwar viel Prosa an Musterträumen enthalten war, diese aber untereinander keinen Sinn ergaben und erst in den Zusammenhang gesetzt werden mussten. Auch auf die chronologische Reihenfolge kam es dann an.
Vereinfacht gesagt könnte dies dann so lauten: „Ich. Nacht. Spaziergang. Sonne. Sonnenbrille“.
Was an sich nur eine aneinander gereihte Folge von Buchstaben und Wörtern war und so natürlich nicht unter Code 123476543 (als Beispiel) im Buch „die metaphilosopische Ebene des Unterbewussten“ stand. Aber auf jeden Fall musste unser Mauro-Enders sein schriftstellerisches Talent unter Bewies stellen und etwas Sinnvolles daraus machen so wie:
„Weil die Sonne mich beim Spazieren gehen tagsüber so blendete zog ich meine Sonnenbrille auf. Trotzdem bevorzugte ich es dann, den Spaziergang besser in der Nacht fortzusetzen.“
Okay, also die Reihenfolge stimmte sowie der Sinnzusammenhang auch.
Ich durfte dann also nach den 4 Tagen als Versuchskaninchen im Labor meine sieben Sachen packen und wartete ungeduldig leider mehrere Wochen auf Post vom Schlaf und Traum Labor von Dr. Fremder.
Vielleicht hätte ich auch einfach meine Mails checken sollen, denn über dieses Medium erhielt ich nun die ersten 7 Kapitel dessen was meinem Sohn Janik widerfahren war und da ich lieber analoge Bücher als E-Books las druckte ich das Ganze eben aus und vertiefte mich in die Prosa von Mauro-Enders.
Ich war mehr als erstaunt, was er da so gezaubert hatte mit Hilfe eben der messtechnischen Datenreihen und dies kam dem schon sehr nahe, was sich damals wohl abgespielt haben möge. Der Autor setzte noch über alles eine Überschrift mit Datum und siedelte dies sogleich auch bezogen auf dem Haupterzählstrang im letzten Jahr 2021 an.
Die Namen waren frei erfunden, aber sie taten auch nichts zur Sache. Um es gleich vorwegzunehmen, ich fühlte mich nach dem Lesen (und ich genehmigte mir dies gleich mehrfach) gleich besser und dies war ja der Zweck dieser ganzen Prozedur. Jedoch war mir auch mehr als bewusst, dass ich noch nicht am Ziel meiner Seelenreise angekommen war und wir nur an der Oberfläche kratzten. Irgendwas versteckte sich da noch was tief im Inneren, dass mich weithin noch nachts schweißgebadet aufwachen ließ. Trotzdem möchte ich Ihnen nicht das vorenthalten, was der junge Autor für mich zunächst zu Papier brachte:
Abends, wenn es draußen schneite und es sehr kalt war, saßen Benjamin und sein Großvater Hans Gutstein oft beieinander. Großvater wohnte nicht mit im selben Haus wie Benjamins Eltern. Das hatte Opa Hans gar nicht nötig und außerdem hätte es nur Ärger zwischen ihm und David - Benjamins Vater - gegeben.
Großvater erzählte dem kleinen Beni, wie er immer genannt wurde, dann voller Stolz, wie hart er gearbeitet hatte am Ende des II. Weltkrieges und verzweifelt versuchte, seinen kleinen Elektroladen wieder in den Gang zu bringen. Einerlei, ob es Beni nun verstand oder überhaupt interessierte. Jedenfalls tat er so, als ob er gespannt den Worten seines Opas lauschte.
Er erzählte ihm ausführlich, wie er in einem kleinen kalten und dunklen Keller eines ausgebombten Hauses irgendwo in der nicht mehr existierenden Innenstadt von Wilhelmshöhe alte defekte Radioempfänger, die nutzlos auf den Straßen lagen, zusammenbaute und reparierte. Aus drei oder vier Geräten, die er unter den Trümmern fand, baute er ein Funktionierendes zusammen, indem er von einem das Gehäuse und von dem anderen die unbeschädigte Röhre verwendete.
Tagsüber war es im Winter im kleinen Keller so kalt, dass Opas Finger rotgefroren und ohne Gefühl waren. Das unheimliche und ohrenbetäubende Geräusch von detonierenden Bomben ließ die Wände erzittern, die Öllampe flackerte und warf gespenstische Schatten. Das Inferno 1943, das fast ganz Wilhelmshöhe vernichtete, würde sich wohl nie mehr aus Opas Gedanken verdrängen lassen. Die schlimmste Nacht seines Lebens.
„Brr – Brumm!“ machte sein Opa als er versuchte, das Geräusch zu imitieren. Beni lächelte höflich, traute sich aber nicht zu Lachen, während das Gesicht seines Opas kalt und ausdruckslos blieb. Wer mochte es ihm verdenken.
Dann erzählte Hans weiter wie er die Radios verkaufte, zuerst gegen Lebensmittel tauschte und später mit Beginn des Wirtschaftswunders Anfang der 50 er Jahre auch gegen Deutsche Mark. Er erwarb eine heruntergekomme, teils zerstörte Fabrikhalle im Industriegebiet von Wilhelmshöhe. Für den Anfang genügte dies. Jeden Pfennig drehte Hans zehn Mal um und hatte zudem auch Glück. Die Amerikaner als Besatzer boten ihm Geld für seine Geschäftsidee und die Firma Nordmende diente ihm eine Zusammenarbeit an. Die Fabrikhalle konnte wieder aufgebaut werden, wurde modernisiert und am Ende konnte er sogar einige Mitarbeiter einstellen. Sein Betrieb arbeitete erfolgreich, doch mit ihm selber ging es immer mehr bergab. Stress machte sich breit, er investierte immer mehr Zeit. Vergnügen und Luxus waren Fremdworte für ihn.
Mittlerweile waren einige Jahre vergangen und die moderne Zeit hielt Einzug. Nun sollte seine Firma CD-Player auf dem Markt bringen und der asiatischen Konkurrenz zusetzen. Jedoch war Hans alt geworden, zu alt, um sein Projekt noch in die Tat umzusetzen. So erhoffte er sich Hilfe von seinem Sohn David, der bisher Musik studierte und mit der Firma seines Vaters herzlich wenig anzufangen wusste. Doch nun war es an der Zeit, David nochmals ins Gewissen zu reden und ihn von seinen Studienplänen und Zielen abzubringen.
Doch das Verhältnis zu seinem Sohn David war seit jeher angespannt und eines Tages kam es wohl zum endgültigen Zerwürfnis.
Großvater Hans war mit Beni und seinen Eltern den Tag über im Tierpark Sababurg in der Nähe von Wilhelmshöhe im Reinhardswald gewesen. Benjamin mochte die Wildkatzen, Rehe und Hirsche mit ihrem tollen Geweih besonders gerne.
Nach dem Ausflug aßen sie gemeinsam in Großvaters Haus in Wilhelmshöhe zu Abend. Es war eine prächtige, zweistöckige Villa aus dem 19 Jahrhundert mit Rundsäulen vor dem Eingang und einem herrlichen Garten.
Seine Mutter Lisa schickte ihn nach dem Essen früh zu Bett, denn sie ahnte wohl die bevorstehende Diskussion mit ihrem Schwiegervater. Bei ein paar Bier stellte Hans sein ehrgeiziges Projekt vor und sprach über die Nachfolge für seine Firma.
Doch wie schon befürchtet und wie bei den vorherigen Unterredungen mit seinem Sohn, zeigte dieser wiederum keinerlei Interesse und sah sich stattdessen als begnadeter Orchestermusiker, der zwar nicht die erste Geige spielen würde und auch nicht kann, dafür aber auf seiner Klarinette im Zusammenspiel mit den anderen Musikern die zahlreichen Theater oder Opernbesucher begeistern möchte.
Hans redete sehr laut in einem sehr gebieterischen Ton und Benjamin wachte von der Diskussion auf.
„Ich habe seit jeher für dich gesorgt und hart gearbeitet. Vor allem noch mehr als deine Mutter gestorben ist. Ich finde, nun ist es an der Zeit, dass du mir einiges davon zurückgibst. Und was machst du? Du spielst lieber auf deiner Flöte und trällerst lustige Lieder! Paah, brotlose Kunst!“
David konnte dies natürlich nicht auf sich sitzen lassen und entgegnete in einem nicht minder lauten Tonfall:
„Du hast ja überhaupt keine Ahnung. Ich spiele keine Flöte. Das Musikinstrument heißt nämlich Klarinette. Außerdem redest du immer nur von dir selber. Was ist denn mit uns und mit meiner Familie? Als ich Lisa kennenlernte, durfte ich sie zunächst nicht heiraten, obwohl ich sie liebte. Die Beziehung würde sowieso scheitern und solche Sachen hast du gesagt.“
Lisa ergriff die Hand von ihrem Mann und versuchte, ihn zu beruhigen, doch es war zu spät. Ihr Schwiegervater hatte das Feuer angezündet und ein ungünstiger Wind ließ es weiter auflodern.
„Dir geht es doch nur um deine verdammte Firma und die Nachfolge für deinen Laden. Immer musst du alles bestimmen und mir in alles reinreden. Wir haben gewartet und Lisa hat ein Kind bekommen. Erst jetzt sahst du es ein, dass es besser wäre zu heiraten. Von wegen uneheliche Kinder und so. Wegen dir sollte ich schon einmal das Studium unterbrechen. Jetzt geht das schon wieder los und ich soll meinen Lebenstraum so mir nichts dir nichts aufgeben? Und alles nur wegen deinem Sch…Laden?“
Das hatte gesessen. Benjamin schlich unterdessen über den Flur und lauschte vorsichtig an der Tür.
Während sein Herz wie wild vor Aufregung pochte, strömte aus David die ganze Angespanntheit der letzten Jahre.
„Diese Firma ist ein Fluch, wer weiß mit welchem Konzern du zusammengearbeitet hast. Hoffentlich nicht einer die mit roten Geld bezahlt haben. Du hast so viel gearbeitet, dass du dein Leben damit ruiniert hast. Du konntest gar nicht für mich gesorgt haben, da du nie da gewesen bist. Mein Leben will ich jedenfalls nicht auch wegschmeißen. Ich will Musik studieren und die Welt erleben – zusammen mit Lisa und mit Benjamin und nicht mein ganzes Leben der verdammten Firma mit ihrem dämlichen Projekt widmen.“
Ganz kalt erwiderte Großvater Hans daraufhin:
„Wie du willst mein Sohn, dann werde ich dich eben auf die Straße setzen, wenn Du mir nicht helfen willst und so starrsinnig bist. Gut, du entziehst dich deiner Verantwortung, dann entziehe ich mich meiner!“
Verblüfft waren David und Lisa über diese Aussage wenig, doch David hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde. Traute er sich wirklich seinen eigenen Sohn im Stich zu lassen, konnte ein Mensch auch wenn er so abgestumpft war, so engherzig sein? Betroffenes Schweigen trat in die Runde. Dann stand er auf. Lisa schossen Tränen in die Augen. Sie wusste genau, dass er sie in den Händen hatte. Ihre finanzielle Lage im Moment war nicht die Beste und schließlich gehörte das Haus auch noch ihm. Himmel und Hölle lagen so dicht beieinander und monetäre Abhängigkeit bedeutete manchmal auch physische.
Benjamin huschte schnell ins Bett zurück und dachte über die Worte seines Großvaters nach – er kam zu dem Schluss, dass er ihn hasste!
So kam es wie es kommen musste. Inzwischen war David wie vom Großvater gewünscht Manager geworden. Er sah sich genötigt, sein Musikstudium an den Nagel zu hängen. Und anstatt in der Musikschule in Wilhelmshöhe einen Abschluss anzustreben, sah er sich gezwungen auf einer privaten Manageruniversität in München zu studieren. Er besorgte sich eine kleine Studentenbude und lebte fortan in einer WG mit zwei weiteren Kommilitonen zusammen. Der kleine Geldcheck am Monatsende von seinem Vater Hans war ein Segen. Nur Lisa und Benjamin, die zusammen in Wilhelmshöhe in einer kleinen Dachgeschosswohnung lebten während die Villa von Hans leer stand bis auf die paar Räumlichkeiten, die Hans dort selber bewohnte blieben zurück und sahen David nur am Wochenende, wenn überhaupt.
David vernachlässigte beide – gezwungenermaßen, denn wenn er wirklich noch seinen Vater in der Firma hilfreich unterstützen wollte, musste er sein Studium in Rekordzeit abschließen und die restliche Zeit alt Praktikant schon mal in das Alltagsgeschäft als Manager zumindest reinschnuppern.
Seine Ehe war nun nicht zum Besten gestellt, ganz zu schweigen von den Sorgen und Nöten seines Sohnes Benjamin. Was wusste er denn schon von Ihm, von seinem inzwischen 14-jährigen Sohn, der tagsüber in einem Internat lebte?
Hans finanzierte zwar alles sowohl Davids Studium, als auch das Internat von Beni und Lisa verdiente sich nebenher noch ein kleines Gehalt als Modedesignerin. Doch was war dies für ein Leben und was bedeutete dies für die Familie, wenn keiner mehr wirklich zusammenlebte und sich alles nur um Geld und dem Streben nach Wissen und Macht drehte? David hatte recht, er würde sein Leben und das seiner kleinen Familie in eine untragbare Bahn lenken, aber er hatte keine andere Wahl, als das Wohl seiner eigenen Familie dem großen Ziel, die Firma seines Vaters zu retten unterzuordnen.
Nun wohnte also David mit Benjamin in der wunderschönen Villa am Waldrand mit Blick auf die ihnen zu Füßen liegende Altstadt von Wilhelmshöhe, doch das Haus mit seinen gut und gern 10 Zimmern und dem herrschaftlichen Park mit fast einem Hektar Größe war den beiden Mitbewohnern viel zu groß. Hans war inzwischen gestorben und konnte nun keinen Druck mehr auf seinen einzigen Sohn ausüben, doch die jahrelangen Auseinandersetzungen in der Familie haben dazu geführt, dass nun David sich Hals über Kopf in das Managerleben gestürzt und nahezu alles andere um ihn herum vergessen hat. Die Firma florierte und er baute sie zu einem anständigen Mittelständischen Betrieb mit fast 500 Mitarbeitern aus. Doch um überhaupt konkurrenzfähig auf dem umkämpften Markt mit Industriebedarf zu sein, verlangte seine Arbeit die ganze Aufmerksamkeit.
Am Ende jedoch wurde die Konkurrenz aus Fernost zu übermächtig und außerdem machte es bei den hohen Gehältern in Deutschland kaum noch Sinn, gewinnbringend zu produzieren. Er verkaufte die Firma und nahm einen kleinen Teil der Mitarbeiter mit in seine neue Beratungsfirma für Elektronik.
Ab sofort wurde nichts mehr hergestellt, sondern nur noch beraten und Gutachten erstellt. Überall, wo Akkus verbaut waren, also in Smartphones oder auch in E-Autos, standen diese auf der to-do Liste. Immer mal wieder gab es da Probleme, weil ein Handy explodierte oder ein PKW in Flammen aufging. Dies herauszufinden, woran es lag war, nun die neue Aufgabe mit all der Bürokratie und der Dokumentation. Lisa hielt dies alles nicht mehr aus und flüchtete sich in den Alkohol. Wohl auch eine Überdosis Tableten setzten ihrem kurzen Leben ein viel zu frühes Ende. Doch dies alles prallte an David ab und er steckte dies weg wie nichts. Er fühlte sich als Überflieger, den nichts erschüttern konnte.
Salinendorf, eine nordhessische Kleinstadt mit gut 10.000 Einwohnern lag gut 60 km östlich von Wilhelmshöhe und somit auch genauso weit von Benjamins Heimatstadt Wilhelmshöhe entfernt. In das kleine Turnvater Jahn Sportinternat haben sie ihn damals noch gemeinsam gesteckt und er besuchte nun die 9. Klasse. Lisa wäre sowieso nicht mehr in der Lage gewesen, sich ausreichend um ihren Sohn zu kümmern. Das Internat war eine private Schuleinrichtung und hatte einen Trägerverein, der für die Organisation der Schulgeschäfte zuständig war, also vor allem das Anstellen von Lehrern und die Auszahlung von Gehalt. Natürlich auch das Beschaffen des Lehrmaterials, wobei der Unterricht mit digitalen Medien stattfand. Alles in Allem genehmigte das zuständige Schulamt den Lehrbetrieb nach der Umwandlung einer staatlichen Einrichtung zu DDR Zeiten in eine Privatschule, da alle Vorgaben gemäß Grundgesetz und hessischem Schulgesetz erfüllt waren. Salinendorf lag im Osten und ursprünglich in Thüringen, schloss sich aber Hessen nach der Wende an.
Benjamin machte sich nicht viel aus Sport und fühlte sich so auch nicht wohl neben all den Sportcracks, die die 100m in fast 12,0 Sek. Laufen konnten. Er hätte lieber Klavier oder Trompete gespielt, doch die Musikstunden waren hier ebenso selten wie die Aussicht auf sportliche Erfolge in Leichtathletik. Großvater war der Meinung, doch noch einen richtigen Mann aus ihm zu machen und die Sportlehrer würden ihn schon auf Vordermann bringen. Nicht, dass er Übergewicht hatte, aber ein klein wenig pummelig war er schon und Thorsten Stein, sein Leichtathletiktrainer meinte, er hätte wohl noch Babyspeck, der durch intensiven Sport schon verschwinden würde.
Doch so sehr er sich auch Mühe gab, er war völlig talentfrei, was die meisten Sportarten bis auf das Bogenschießen betraf und fühlte sich gerade hier im Sportinternat deswegen fehl am Platz. Was sollte das also alles? Denn entgegen, dass sein Selbstwertgefühl gesteigert wurde, ging es mit dem Selbstvertrauen immer weiter bergab, sei es beim Hochsprung als er als erster bei einer Höhe von 1,20m aus dem Wettbewerb aussteigen musste, während seine Klassenkameraden Probleme erst ab 1,70 m verzeichneten. Nicht selten wurde er ausgelacht, selbst die Mädchen sprangen höher und stichelten ihn. Einzig im Musikunterricht wurde er von der Musiklehrerin gelobt, dann noch, wenn er mit Pfeil und Bogen die anderen übertrumpfte und mitten ins Ziel traf, was auch eine Kunst darstellte, exakt den kleinen schwarzen Kreis zu treffen.
Immerhin wurde hier die Kreativität gefördert und die allermeisten auf dem Internat hatten die Harry Potter Reihe gelesen. So bestand die Aufnahmeprüfung darin, mit Pfeil und Bogen exakt die 12 auf der Scheibe zu treffen, die im Freien stand. Wer von den Neuen beim ersten Mal traf, durfte in das Haus Mobidor und tatsächlich gab es hier 2 verschiedene Wohnflügel. Der Name rührte daher, weil Benjamin den Spitznamen Moby Dick weghatte und in Anlehnung an das Haus Gryffindor der Zauberschule Hogwarts.
Wer dies nicht schaffte, wurde zwangsläufig im Haus Sylterin untergebracht und da waren dann die meisten Leichtathleten und Gewichtheber. Diesen Namen hatten sie sich ausgedacht und er bezog sich auf die reichen Schnösel, deren Eltern öfters den Urlaub auf der Nordseeinsel Sylt verbrachten und natürlich wegen dem Haus Slytherin aus Harry Potter.
Zumindest damit hatte auch Benjamin Spaß und sie haben sogar noch eine Abwandlung von Quidditch erfunden.
Bei Rettdich wurde ein Fußball in die Höhe befördert am besten so hoch es ging und die Mannschaft mit Pfeil und Bogen musste versuchen diesen abzuschießen. Beim ersten Versuch konnten 10 Punkte beim zweiten erfolgreichen Versuch noch 8 Punkte erzielt werden. Die gegnerische Mannschaft musste in dieser Zeit versuchen, so viele Meter zurückzulegen wie möglich und schafften sie 100 m ohne dass der Ball getroffen wurde gab es auch 10 Punkte.
Sie hatten sogar Trikots herstellen lassen und in den Wohnflügeln waren Plakate zu den jeweiligen Häusern aufgehangen.
Im Frühstücksraum mittags nach dem Zeitvertreib mit dem Rettdich Spiel saßen Matze, Kalle und Tina, die Sylter sowie Ferdi aus dem Haus Mobidor- alles Klassenkameraden von Benjamin -zusammen und aßen ihr Bircher-Gesundheit-Körner- Müsli. Benjamin hatte sein Tablet in der Hand und fragte:
„Hi Leute kann ich mich zu euch setzen?“
Matze, der muskelbepackt war und sowieso einer der besten Leichtathleten der Schule erwiderte ungeniert:
„Ach, hey Stolper-Moby Dick!“ Diesen Spitznamen hatte er nun weg, vielleicht auch, weil er beim Hürdenlauf das eine oder andere Hindernis gerne mal umwarf, anstatt es zu überspringen.
„Hier sind zwar noch zwei Sitzplätze, aber ich fürchte wohl, die werden für dich nicht ausreichen.“ Tina schaute Kalle an und beide kicherten los. Ferdi strafte die beiden mit einem bösen Blick und meinte dazu:
„Ist schon gut. Setz dich ruhig.“ Wenigstens heute musste Benjamin somit nicht alleine sitzen und Ferdi war wirklich ein Herz und Seele, vielleicht sein einziger Freund hier am Internat, auch wenn er seinen Spitznamen trotzdem verwendete, aber wenigstens das „Dick“ wegließ.
Doch Matze, der Stänker-Arsch, ließ Benjamin nicht in Ruhe und meinte wohl ständig, auf den Schwächeren rumhacken zu müssen. Seine kurzen Haare waren mit grünen Strähnchen versetzt und ein kleiner Ohrring blitzte am linken Ohr auf.
„Mensch, Leute, hier stinkt’s. Hat Moby Dick sich nicht gewaschen oder kommt der Waschlappen nicht durch die Speckringe?“
„Arschloch“, giftete Ferdi, der sich fast als einziger traute, mit Matze anzulegen. Er war zwar nicht so behändig wie Matze, das Leichtathletik Ass, doch beim American Football machte ihm so schnell keiner was vor. Für seinen Quaterback schob er gerne Mal die Gegner weg oder besser pustete diese eher um und viele haben Respekt vor ihm. Dumm nur, dass es hier im Internat keine Football Mannschaft gab geschweige denn im Sportunterricht. Er musste im nahegelegenen Kiefernfelde trainieren. Dort aber mit hier in Deutschland noch stationierten Amerikanern vom US Army Stützpunkt.
„Lass endlich Moby in Ruhe!“
„Ist schon gut, Ferdi“ entgegnete Benjamin alias Moby etwas kleinlaut zu seinem Freund. Doch dies bekam nun gerade Tina in den falschen Hals und raunzte ihn:
„Mensch, Beni, lass dir doch nichts gefallen! Du kannst doch nicht immer nur auf Hilfe von deinem Ferdi hoffen!“ Tinas Steckenpferd war das Turnen und sie konnte so viele Salti aus dem Stand springen, dass ihrem Turnlehrer immer die Spucke wegblieb.
„Er bleibt halt ein Duckmäuser und … ein Moby Dick eben!“ bemerkte Kalle, der sich endlich auch ins Gespräch mit einbrachte, wenn auch nicht positiv für Benjamin. Dieser hatte nun genug, ließ sein Nutella Brötchen liegen und stand wieder auf.
Sein Weg führte ihn nach draußen an die frische Luft und auf seinen Spazierweg durch das kleine Wäldchen hinter der Schule. Hier konnte er immer seinen Gedanken nachhängen und vollkommen alleine sein.
Dies war er ja auch und selbst auf dem Schulhof nahm keiner Notiz vom ihm und er stand stets Abseits der anderen Schüler und auch Schülerinnen. Dicht eingehüllt in seine Lieblingsjacke, die mit der großen Tatze hinten auf dem Rücken als könnte sie ihm Schutz bieten und den Ärger von ihm fernhalten. Dabei wollte er doch nur Bestätigung und Anerkennung, doch er erntete nur Spott und Hohn. Kein bisschen Liebe und Achtung noch nicht mal von zu Hause.
Die Winterferien standen unmittelbar bevor und passend dazu war auch Schnee gefallen, ungewöhnlich viel Schnee in Anbetracht der Tatsache, dass Nordhessen nicht unbedingt als schneesicher bekannt war außer vielleicht der Hohe Meißner mit seinen 754 m Höhe über dem Meeresspiegel. Jetzt aber war bis ins Tal hinein die weiße Pracht gefallen und diese schöne Schneelandschaft wirkte auf Benjamin ungeheuer beruhigend und schmerzstillend. Außerdem könnte er sich auch schwören, immer alleine hier auf dem Weg hinter der Schule entlang zu gehen. So war es im Grunde auch diesmal.
Nach dieser erneuten Demütigung – dies ging nun schon so als er das erste Mal in dieses Internat gekommen war – wünschte er sich nichts sehnsüchtiger, als von hier fort zu kommen. Das Schuljahr dauerte aber noch ein ganz halbes Jahr und demnächst begannen dann die Schulferien. Wenn er sich auch zu Hause nicht immer besonders wohl fühlte, konnte es Benjamin ebenfalls nicht ertragen, wenn er auch noch die ganzen langen 3 Wochen über Weihnachten im Internat bleiben müsste.
Da reifte ein Plan in ihm und anscheinend hatte ihm die frische Luft gutgetan. Wenn er schon nicht der perfekte Leichtathlet war aufgrund seiner Statur, also zu moppelig, um schnell und ausdauernd laufen zu können, gab es ja noch andere Dinge, aufgrund dessen er auf diesem Sportinternat durchaus eine Berechtigung vorweisen konnte, hier zu sein. Seine fehlende Spitzigkeit – was sich im Übrigen noch entwickeln konnte, wenn es nach dem Willen des CEOs Schmid ging – konnte er dies eben ausgleichen mit Geschick und da machte ihm keiner was vor. Trotzdem hatte er genug von seinen dämlichen Mitschülern und Mitschülerinnen. Vor allem aber auch von dem Rumgeschubse des CEOs.
Als Jury Wladimowitsch mit seinem alten Hanomag Hentschel Transporter auf der staubigen Staatsstraße an einer Einmündung mit einer noch schmaleren und weitaus schlechter ausgebauten Dorfstraße nach Grekan quietschend anhielt, standen dort schon Beggo, Maria und Maya, die die letzten Bewohner des nahe der Ortsstraße stehenden Bauernhofes gewesen waren. Bis heute Morgen und dies war nun vor gut einem halben Jahr im Hochsommer gewesen.
Als arme Landwirte wohnten sie (und hier traf tatsächlich der Spruch wohnst du noch oder lebst du schon? zu), okay, also besser hausten sie in Albanien auch in einer besseren Ruine, dessen Dach undicht war und ohne fließend Wasser, und um überhaupt dieses wertvolle Gut zu erhalten, musste dieses zeitlebens mühsam vom Brunnen aus dem Hof geschöpft werden.
Dies war doch kein Leben, was sich Maria vorgestellt hat, obwohl es kaum jemanden aus ihrer Familie hier je gut gegangen war. Maya sollte schließlich auch einen anständigen Beruf erlernen und ihr schwebte auch eine Schulbildung in Deutschland vor. Inspiriert wurde sie dadurch von ihren lieben alten Nachbarn Dimitrios Panous, der ihnen auch den Hof verpachtete, aber dann doch eher in seinen eigenen investierte und ihren vernachlässigte. Trotzdem ging sie immer gerne zu ihm, da er abends draußen in der untergehenden Sonne noch ein Gläschen Wein trinkend, ihr viele Geschichten erzählte eben auch von Ländern in denen es viele Menschen doch um einiges besser erging als hier im Staat Albanien.
So erfuhrt sie dann, dass Dimitrios aus den Hafenstadt Patras in Griechenland kam und dort als Fischer arbeitete. Dies wollte er aber nicht sein Leben lang machen, denn die Stadt war ihm zu laut und zu aufregend. Als Gastarbeiter verschlug es ihn dann mit einem Fährschiff zunächst nach Italien und da viele von ihnen nach dem 2. Weltkrieg ihr Glück in Deutschland versuchten, landete er schließlich in Wilhelmshöhe in einer Fabrik, die Radios und Weltempfänger produzierte. So trug er dann auch seinen Teil zum Wirtschaftswunder dort bei und verließ das Land wieder in den 90ziger Jahren als sich viele Italiener und Griechen doch lieber dafür entschieden, auf die Gastronomie zu setzten, um Eisdielen und Pizzerien zu eröffnen, damit sie nicht zurückkehren mussten, denn auch in Deutschland griff allmählich nach der Wiedervereinigung nun eine allgemeine Arbeitslosigkeit um sich.
Zu dieser Zeit zogen viele Albaner weg, da das kommunistische Reich unter dem Diktator Enver Hoxha nach dessen Tod endgültig zusammengebrochen war. Dieser baute nach dem 2. Weltkrieg seine Macht aus und ging zunächst einen Pakt mit Tito ein, der aber nicht lange hielt und dann erfolgte in schnellen Schritten erst die Annäherung an die Sowjetunion und dann sogar an die Volksrepublik China. Während viele Albaner nun ins Ausland flüchteten, wollte sich nun Dimitros mit seinem lang und ehrlich verdienten Geld einen Bauernhof in Inneren des Landes zulegen, welches von den albanischen Alpen durchzogen wurde. Das mit den Besitzverhältnissen war aber von jeher schwierig, aber trotzdem gelang es ihm einen halbwegs soliden Hof aus den Überresten, die er vorfand, zu bauen. Derzeit hielt er neben Schafen noch einige Schweine und außerdem befand sich ein wunderschöner Olivenhain an den Berghängen.
Dort halfen sie immer aus bei der Ernte und ansonsten konnten sie nur noch Futter für die Tiere von ihrem griechischen Nachbarn anbauen. Dies war alles auch sehr mühsam, denn der Schlepper musste gebaut worden sein als Hoxha an die Macht kam und dies auch mit einem Materialeinsatz, der ebenso lediglich und ausnahmslos in einem kommunistischen Staat möglich war. Ein Wunder, dass dieses Eisenross überhaupt noch einen Ackerpflug durch die staubige Erde ziehen konnte, wenn gleichzeitig jemand am Steuer saß.
In diesem Land nun war die parlamentarische Demokratie das politische System und dies ja seit den philosophischen Zeiten von Sokrates und Platon - seit jeher die Erfindung der Griechen. Leider eben auch nur ein EU-Beitritts Kandidat und so benötigten sie auf die Frage Mayas hin wohl gefälschte Pässe, wenn sie nicht nur als 3 Monate geduldete Spargelstecher in Deutschland bleiben wollten. Dimitros wollte mal sehen, was sich da so regeln ließe und immerhin kannte er da einen Freund Namens Juriwillitsch, der auch einmal in Wilhelmshöhe bei dieser vorhin erzählten Radio Firma gearbeitet hatte.
Beim Abschied erzählte ihnen Dimitros dann zwar noch die Geschichte mit den gefälschten Pässen, da aber sein Gedächtnis nicht mehr das Beste war mit seinen fast 90 Jahren jetzt, vergaß er jedoch genau zu erwähnen, wo sie die Hütte im Wald in Deutschland denn finden konnten, in welcher sein Freund Juriwillitisch gewohnt hat, denn er war erst vor kurzem verstorben. So blieb nur noch neben seinem Schmerz sein alter guter Hirtenhund Rehagles zurück. Ja auch er hatte sich damals im Jahr 2004 unbändig gefreut, als die Griechen Fußball Europameister geworden waren.