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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Politik - Geschichte der politischen Systeme, Note: 1,7, Freie Universität Berlin (Institut für Politikwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit untersucht, wie die SED in den achtziger Jahren und insbesondere im Jahr 1989 den innen- und außenpolitischen Herausforderungen begegnete und weshalb sie mit ihrer Politik des Stillstandes scheitern musste. Hierzu werden zunächst die unter Gorbatschow veränderten politischen Rahmenbedingungen mit ihren Auswirkungen auf die DDR erläutert. Anschließend wird zunächst allgemein, aber auch an konkreten Beispielen dargestellt, wie sich die Politik der SED 1989 äußerte und es wird analysiert, weshalb diese fehlschlug und nicht zum Erhalt des politischen Systems führen konnte.
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Am 7. Oktober 1989 jährte sich zum vierzigsten Mal der Jahrestag der Gründung der DDR. Vierzig Jahre lang hatte der zweite deutsche Staat bereits bestanden und kaum jemand hätte zu Beginn des Jahres 1989 daran gezweifelt, dass es die Deutsche Demokratische Republik auch noch im neuen Jahrtausend geben wird. Zwar hatten sich in den achtziger Jahren die politischen Rahmenbedingungen der DDR enorm gewandelt. Aus der Sowjetunion, aus Polen und Ungarn wehte ein frischer Wind und die Klassengegner des Westens kratzten durch ihre Entspannungspolitik am lange gepflegten Feindbild der SED-Ideologie. Auch innenpolitisch stand die SED vor großen Herausforderungen. Perestroika und Glasnost weckten auch in der DDR-Bevölkerung Hoffnungen auf einen von Moskau inspirierten Systemwandel und die Menschen - außerhalb aber auch innerhalb der Partei - waren bereit, diesen immer offener einzufordern. Dennoch erweckte die SED in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nicht den Eindruck, dass ihre Macht gefährdet sei. Im Gegenteil: Manchem erschien sie vermutlich mächtiger als jemals zuvor, weil sie durch den Reformkurs Gorbatschows eigenständiger werden konnte und sich verstärkt auf der weltpolitischen Bühne zu profilieren suchte. Dass die Krise der SED-Diktatur im Jahr 1989 mit einer derartigen Plötzlichkeit und Wucht ausbrach, „dass Beteiligte wie Beobachter förmlich überrollt wurden“1, ist daher um so erstaunlicher.
„Innerhalb weniger Tage verwandelte sich die alltägliche Tristesse in einen elektrisierenden Aufbruch, der die Nomenklatura aus ihren sicheren Gewohnheiten riß und binnen kurzem das ganze von ihr errichtete Ge-2bäude einstürzen ließ.“
In meiner Hausarbeit gehe ich der Frage nach den Gründen für dieses überraschende und schnelle Ende der SED-Herrschaft nach. Dazu stelle ich zunächst die sich in den achtziger Jahren gewandelten politischen Rahmenbedingungen der SED-Herrschaft dar, die letztlich ausschlaggebend für die Kri-1Spittmann1990, S.156
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se des Regimes im Jahr 1989 waren. Dabei stehen insbesondere das „Neue Denken“ aus Moskau und die Reaktionen darauf aus der SED sowie aus der Bevölkerung im Vordergrund. In einem zweiten Schritt werden die wichtigsten Ereignisse des Umbruchs im Jahr 1989 chronologisch aufgeführt. Durch die Darstellung der jeweiligen Reaktionen der SED-Führung werden die Gründe für das Scheitern der SED hervortreten. Bei meiner Analyse werde ich den Betrachtungsfokus nur auf ausgewählte Bereiche richten und daher keine umfassende Darstellung des Niedergangs der SED liefern. Wesentliche Bereiche, etwa die Wirtschafts- oder Kulturpolitik, müssen außen vor bleiben, weil sie den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen würden.
Entscheidend für die Krise der SED-Führung im Jahr 1989 waren die politischen und ideologischen Veränderungen in der Sowjetunion seit dem Amtsantritt Michail Gorbatschows. Diese setzten nun auch die SED-Führung unter Druck, politische Reformen anzugehen. Der Umgang der SED mit dieser Erwartungshaltung ist andererseits mitursächlich dafür, dass das bestehende politische System und insbesondere die Rolle der SED darin nun von immer mehr Oppositionellen hinterfragt und kritisiert wurde. Selbst innerhalb der führenden Partei gab es Überlegungen, die überkommenen Strukturen des DDR-Staates grundlegend zu reformieren.
2.1 Die Reformbestrebungen in der SU und ihre Auswirkungen auf die DDR