DuMont Reise-Taschenbuch E-Book Mallorca - Hans-Joachim Aubert - E-Book

DuMont Reise-Taschenbuch E-Book Mallorca E-Book

Hans-Joachim Aubert

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Beschreibung

Mit den DuMont Reisetaschenbuch E-Books Gewicht im Reisegepäck sparen und viele praktische Zusatzfunktionen nutzen!

- Einfaches Navigieren im Text durch Links
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Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen… und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!

Das E-Book basiert auf: 1. Auflage 2019, Dumont Reiseverlag

Wer die Schönheit der Baleareninsel entdeckt, kommt nicht mehr von ihr los. Autor Hans-Joachim Aubert verrät im DuMont Reise-Taschenbuch Mallorca seine ganz persönlichen Lieblingsorte: Nach Sonnenuntergang, wenn die Tagesausflügler den Strand von Sant Elm verlassen haben, genießt er etwa den romantischen Blick auf die im Westen vorgelagerte Insel Sa Dragonera. Auch für die aktuelle Ausgabe hat er wieder schöne Lokale entdeckt, in denen mallorquinische Produkte frisch auf den Tisch kommen, sowie Restaurants, in denen Sterneköche für mediterrane und mitunter durchaus bezahlbare Gaumenfreuden sorgen. Gleich auf den ersten Seiten gibt der Autor Tipps für spannende Ausflüge in die Gebirgskette Tramuntana, zum Kloster Valldemossa und zu kleinen Wochenmärkten. Für alle, die die Insel auch zu Fuß oder per Rad erkunden wollen, bietet Hans-Joachim Aubert mehrere Tourenvorschläge durch landschaftlich besonders reizvolle Regionen Mallorcas. Eine nostalgische Bahnfahrt mit dem Roten Blitz gehört ebenso zu seinen zehn Entdeckungstouren wie ein Ausflug in die unterirdischen Kathedralen bei Porto Cristo oder eine Radtour durch ein kleines Feuchtbiotop im Hinterland von Alcúdia.
Eine rasche Orientierung ermöglichen dabei die detaillierte Reisekarte, eine Übersichtskarte mit den Highlights auf Mallorca sowie 23 präzise Citypläne, Wander- und Routenkarten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 471

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Inhalt

Senkrechtstarter

Überflieger

Querfeldein

Vor Ort

Palma und Umgebung

Palma

Lieblingsort Es Jonquet

Palmas Osten

Tour Palma immer im Blick

Zugabe Segeln wie einst die Piraten

Westlich von Palma

Porto Pí bis Cap de Cala Figuera

Santa Ponça

Tour Kleine Fluchten zu abgelegenen Buchten

Peguera

Tour Eine Zeitreise durchs Hinterland

Port d’Andratx und Andratx

Lieblingsort Sant Elm

Tour Der Natur zurückgeben – Sa Dragonera

Sant Elm

Lieblingsort Blick zur Insel Dragonera

Zugabe Spieglein, Spieglein ...

Serra de Tramuntana

Von Andratx bis Valldemossa

Valldemossa

Tour Auf dem Reitweg des Erzherzogs

Von Valldemossa nach Deià

Sóller und Port de Sóller

Tour Auf schmaler Spur über die Berge

Lieblingsort Fàbrica de Gelats in Sóller

Von Sóller nach Sa Calobra

Kloster Lluc

Tour Auf den Spuren der Toten

Pollença

Tour Mit fliegender Mähne und 20 Pferdestärken über die Insel

Zugabe Entschleunigung in Mallorcas Bergen

Raiguer

Von Palma durch enge Täler in die Berge

Tour Im Paradies auf Erden …

Von Alfàbia nach Alaró

Von Sa Cabaneta nach Inca

Tour Hinauf zum Balkon Mallorcas

Lieblingsort Plaça de Quartera in Inca

Tour Mit der Bahn ins Hinterland

Von Campanet nach Pollença

Zugabe Maria, Shootingstar vom Land

Badia de Pollença und Badia d’Alcúdia

Cala Sant Vicenç

Port de Pollença

Lieblingsort Mole in Port de Pollença

Tour Hol’s der Geier

Die Halbinsel Formentor

Tour Dem Ende entgegen

Alcúdia

Tour Wo Vögel Winterurlaub machen

Halbinsel Victòria

Tour Einmal ganz um die Halbinsel

Port d’Alcúdia

Can Picafort und Son Baulo

Östliche Badia d’Alcúdia

Zugabe Die verwirklichte Utopie?

Es Pla

Sineu

Petra

Ermita de Nostra Senyora de Bonany

Manacor

Algaida

Puig de Randa und Randa

Tour Gedränge am Berg der Eremiten

Llucmayor

Lieblingsort Monti-Sion

Son Fornés und Els Calderers

Zugabe Der einsame Stier von Algaida

Die Südküste

Cala Pi

Tour Einmal Vergangenheit und zurück

Lieblingsort Cala Pi

Platja des Trenc, Ses Covetes und Sa Ràpita

Colònia de Sant Jordi

Tour Nationalpark mit dunkler Vergangenheit

Das Hinterland

Tour Im Zickzack auf der Mühlenroute

Zugabe Der Tanz im Kreisel

Die Ostküste

Santanyí

Die Strände südlich von Santanyí

Cala Figuera

Cala Mondragó

Portopetro

Cala d’Or

Portocolom

Santuari de Sant Salvador

Porto Cristo

Badeorte nördlich Porto Cristo

Tour Hinab in die Unterwelt

Coves d’Artà

Artà

Ausflüge von Artà

Capdepera

Cala Mesquida

Lieblingsort Leuchtturm von Capdepera

Cala Rajada

Zugabe Dein Haus ist jetzt mein Haus

Das Kleingedruckte

Reiseinfos von A bis Z

Sprachführer

Kulinarisches Lexikon

Das Magazin

Wenn die Ähren golden schimmern

Welch ein Paar!

Verspielte Ästhetik

Mit gutem Gewissen

Das zählt

Weinselig

Sie nannten ihn Arxiduc

Erdrückende Umarmung

Bon Profit!

Mallorcas Märkte

Angekommen auf Mallorca

Reise durch Zeit & Raum

Für und gegen die Natur

Der Deutschen liebste Insel

Autor & Impressum

Offene Fragen

Karte

Senkrechtstarter

Auf vorgeschobenem Posten. Platja de Palma zu voll, Es Trenc zu eintönig – na und? Selbst in der Hochsaison lässt sich an Mallorcas Küsten immer ein ruhiges Plätzchen finden, etwas hart vielleicht und ohne die beliebte Trinkbude. Dafür ein Stück Mittelmeer ganz privat wie ein Pool auf einer Edel-Finca. Puristen, Naturalisten und Nonkonformisten haben hier ihre kleinen Paradiese, die man in keinem Strandführer findet. Wo das Foto gemacht wurde? Keine Ahnung, eben ein echter Geheimtipp.

© Pedro Citoler, Köln

Überflieger

Mallorca — vom Mittelmeer umspült. Mal eben drüberfliegen, von West nach Ost und von Nord nach Süd. Viel Meer, viel Küste, viel Kultur, viel Urlaub!

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Querfeldein

Ein buntes Mosaik — schmale Buchten oder lange Strände, steile Berge oder weite Ebenen, Trubel oder Einsamkeit heißen die glitzernden Steinchen, aus denen sich nach Belieben ein gelungener Mallorca-Urlaub zusammenfügen lässt.

Es hat sich längst herumgesprochen – Mallorcas Herz ist groß. Die Insel auf ein Ziel für ungetrübten Badeurlaub an Pool oder Strand zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht, denn Natur und Kultur haben es gut gemeint, haben ihr Berge und Buchten, ein reiches kulturelles Erbe und unverwechselbare mediterrane Lebensart geschenkt. So viele Träume kann die Insel erfüllen: Wandern durch die Tramuntana, sich kulinarischen Genüssen unter Pinien hingeben, Kunst und Kultur auf der Zeitachse über Jahrtausende erkunden oder Stunden im süßen Nichtstun verbringen. Mallorca weiß zu verführen, blättert zudem immer wieder unbekannte Seiten auf, die zu neuen Entdeckungen verlocken. Ja, das Suchtpotential ist groß!

Ab in die Berge

Die Tramuntana-Kette entlang der Westküste ist wohl das größte Geschenk der Natur an die Insel. Bis dicht ans Meer drängen die Felsen, tief unten liegen kleine Buchten, dazwischen Dörfer, die sich den Hang hochziehen, verbunden durch Wanderwege mit Blicken, die süchtig machen. Wer einmal in den Bann des 140 km langen Wanderwegs GR221 geraten ist, wird nicht aufhören können, bis er auch die restlichen Kilometer zurückgelegt hat.

© Fotolia, New York: davidsandron

Unter Leuten

Eine Theke, ein paar Barhocker in einer Ecke des Mercat de l’Olivar in Palma, als Tourist zwischen Arbeitern in Overalls, Angestellten im Anzug und Hausfrauen mit Einkaufskörben – Siesta an der Bar Petit. Mit etwas Spanisch kommt man bei einem variado grande und einer copa de vino schnell ins Gespräch.

Mallorca, ein Wintermärchen

Badeurlaub kann jeder. Eine Tasse dampfenden Kakaos auf der Born an einem Dezemberabend, umhüllt von der wohligen Wärme eines Gasofens, darüber ein kunstvoll arrangierter Sternenhimmel – so schön ist Palma im Winter.

Warum zieht es uns immer wieder nach Mallorca? Wahrscheinlich ist die ›Balanguera‹ daran schuld, die Spinnenfrau aus der balearischen Nationalhymne. »Wie eine Spinne in höchster Kunst zieht sie den Faden unseres Lebens.« Da kann man halt nichts machen.

Geballter Kunstgenuss

Sonne, Sand und Sangria? Mallorca hat viel mehr zu bieten. Die weit zurückreichende Geschichte hat überall ihre Duftmarken hinterlassen. In Capocorb Vell rätselt man, wie die Menschen vor 3000 Jahren die mächtigen Steine aufeinandergetürmt haben mögen, in Palmas Kathedrale überwältigt einen die Harmonie des Raums, im Atelier des Malers Miró die Fantasie des Künstlergenies. Das sind nur einige Schnipsel aus dem dicken Buch von Kunst und Kultur, in dem es sich immer wieder zu blättern lohnt. Da wären noch die Landgüter von Raixa, Calderers und die arabischen Gärten von Alfàbia, von den zahlreichen Museen einmal ganz abgesehen, die sich über die ganze Insel verteilen. So kann auch der Geist auf Mallorca wunderbar reisen.

© Schapowalow, Hamburg: Gabriele Croppi

»Salut, amor y pesetas« – das sind die drei wichtigsten Dinge im Leben eines Spaniers.

© laif, Köln: Urban Zintel

Ausgefranst oder sanft geschwungen

Mit langen Fingern greift das Meer immer wieder weit ins Land und zaubert idyllische, von Felsen gesäumte Buchten. Einige sind sehr beliebt und voll, wie die Calas von Santanyí, Mondragó oder Mago, andere abgelegen und einsam wie die Platja des Coll Baix auf der Halbinsel Victòria oder die Calò des Màrmols an der Südküste, erreichbar nur durch längere Fußmärsche. Hier kann man den Tag ebenso verträumen wie in den kleinen Cafés der pittoresken Häfen wie Cala Figuera, Portopetro oder Portocolom. An der Süd- und Nordküste versprechen wiederum die kilometerlangen Sandstrände von Es Trenc und der Platja de Muro ungetrübte Urlaubsfreuden mit Kind und Kegel.

© laif, Köln: Frank Heuer

Altehrwürdig gibt sich das Rathaus, drum herum geht es ganz geschäftig zu. Alltag in Palma, einer ganz normalen mediterranen Metropole.

© laif, Köln: Frank Heuer

Aus der Zeit gefallen

Ganz entspannt durch fruchtbare Felder, Mandel- und Olivenplantagen radeln, vorbei an dösenden Schafen, geleitet von kunstvoll zusammengefügten Natursteinmauern. Am Weg liegen vom Alter gezeichnete Gehöfte und in sich ruhende Orte, Montuïri etwa oder Petra.

Vor Ort

© laif, Köln: Jörg Modrow

Warum Cap de Formentor auch »Treffpunkt der Winde« heißt, erschließt sich dem Besucher schnell …

Eintauchen & erleben

Kunst in Stein: Rosette von Santa Eulalia. Da bleibt nur Ehrfurcht.

Palma und Umgebung

Die große Verführerin — geschichtsträchtig und zugleich sprühend vor Lebensfreude, zurückhaltend und doch weltoffen, alles in allem ist Mallorcas Hauptstadt ein bezaubernder, rätselhafter und widersprüchlicher Kosmos.

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Palma

Der Nabel der Insel ist eine Schatztruhe, geprägt von Kunst und Kommerz, cool und doch traditionsbewusst. Palma vereint viele Welten mit unnachahmlicher Grandezza.

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Palmas Kathedrale

Mit geführter Tour und gesunden Hüft- und Kniegelenken kann man dem Gotteshaus auch aufs Dach steigen und ist dem Himmel nach 215 Stufen ganz nah.

© DuMont Bildarchiv, Ostfildern: Frank Heuer

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Banys Àrabs

Wellness anno dazumal. Wie schade, dass die Bäder ihre einstige Funktion verloren haben.

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Canamunt

Palma abseits der Touristenströme, so wie es überall einmal war und wie es die Bewohner gern weiterhin hätten – ein wohl vergeblicher Wunsch.

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Palmas Patios

Auch ohne Ariadnefaden findet man die im Labyrinth der Altstadt versteckten Innenhöfe.

© DuMont Bildarchiv, Ostfildern: Frank Heuer

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Mercat de l’Olivar

Ein Universum leiblicher Genüsse – und eindeutiger Beweis, dass Essen weit mehr sein kann als bloße Nahrungsaufnahme.

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Ruta Martiana

Häppchen für Häppchen entlang der Tapas-Route durch die Nacht, locker und kommunikativ – einen schöneren Dienstagabend kann man in Palma kaum verbringen.

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Mit dem Rad an der Küste entlang

Körperertüchtigung kann so schön sein! Immer am Meer entlang radelt man vom Touristenstrand an der Platja de Palma bis zum schnuckeligen Hafen Portixol und zurück.

© laif, Köln: Dirk Kruell

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Am Ballermann

Es hat sich ausgeballert an der Platja de Palma, dem Synonym für alkoholischen Freizeitspaß. Die Trinkbude wurde aufgehübscht und auch der Promenade ein Facelifting verpasst.

© Hans-Joachim Aubert, Bonn

An der Peripherie der charmanten mallorquinischen Hauptstadt hat der Massentourismus hedonistische Biotope geschaffen, die sich selbst genügen – auch einen Blick wert!

© Hans-Joachim Aubert, Bonn

Einst waren sie noch üppiger: die Sphinxen am Born-Boulevard. Auf Betreiben der Kirche sollen sie auf »erträgliche« Proportionen zurechtgemeißelt worden sein …

Meer und noch viel mehr

N

Natur und Kultur haben es gut gemeint mit Mallorcas Hauptstadt, haben sie maßvoll um- und überbaut, sie in hübsche Kleider gesteckt, mit südlichem Laissez-faire beschenkt und ihr einen einzigartigen Charme verliehen, der sich über Jahrhunderte entfaltet hat. Ganze Epochen wurden zusammengeklebt, ohne dass man die Nahtstellen wahrnimmt. Alles scheint schon ewig zusammenzugehören wie in einem natürlich gewachsenen Biotop, das sich zwar ständig neuen Gegebenheiten anpasst, aber dies ganz zaghaft – und so seinen unverwechselbaren Charakter behält. Römische Mauern, arabische Bögen, mittelalterliche Kirchen und fein ziselierte Art-déco-Fassaden, eingebettet in ein Geflecht enger Gassen und breiter Alleen, gesäumt von einer geschwungenen Promenade als Berührungspunkt zwischen unvergänglichem Meer und dem sich stetig wandelnden Gesicht der Stadt.

Eroberung auf ›Mallorquín‹

Palma ist keine hektische Metropole, die atemlos darum bemüht ist, neue Trends zu setzen, hip zu sein, sich mit immer höheren Wolkenkratzern zu schmücken. Es ist eine Stadt für Fußgänger, eher noch für Flaneure, jener fast ausgestorbenen Spezies von Genussmenschen, die ihre Umgebung bewusst mit allen Sinnen in Slow Motion wahrnehmen. Und so sollte man die Stadt auch erobern – ganz entspannt.

Kurz vor Weihnachten ist Palma vielleicht am schönsten. Der Strom der Touristen ist abgeebbt, die Kreuzfahrtschiffe haben sich auf den Weg in die Karibik gemacht, die Einheimischen atmen auf. Die Boulevards schmücken sich mit Lichterketten, Kirchen und Klöster zeigen ihre prunkvollen Krippen. Die Peripherie hingegen, die Platja de Palma im Osten und die Viertel Santa Catalina und El Terreno im Westen, erwacht erst im Sommer und verwandelt sich in eine Partymeile. Genuss und Lebensfreude, zuweilen bis zum Exzess, sind hier die Maxime – ganz so, als gäbe es kein Morgen mehr.

Orientierung

Internet:www.spain.info/de (Suchbegriff Palma), sehr ausführlich und informativ.

Verkehr:www.tib.org. Sehr gutes Stadtbusnetz mit Anbindung an den Flughafen. Bus- und Bahnverbindungen zu allen Orten der Insel. Strenge Regelung für private Pkw. Fahrverbot in der Altstadt, Parkplatznot. Der Verleih von Rädern ist sehr verbreitet.

Palma >>>C/D4/5

Der hölzerne Teller mit der senkrechten Trennwand dreht sich langsam und gibt begleitet von einem frommen »Ave Maria Purísima« die Tüte mit den leckeren Keksen frei. Zuvor ist der gewünschte Geldbetrag auf demselben Weg verschwunden. Ein ›Verkaufsautomat‹ der besonderen Art mitten in Palma, nicht durch einen Motor bewegt, sondern wie seit ewigen Zeiten von den Händen einer unsichtbaren Nonne im Kloster Santa Clara. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen – durchaus nicht ungewöhnlich für Mallorcas Metropole. Immer wieder gleitet man unbemerkt von einer Epoche in die andere, etwa wenn man die Ramón Llull entlangschlendert: von der mittelalterlichen Templerfestung vorbei an der Kirche Sant Francesc zum Rathaus – ein Kilometer, vierhundert Jahre. Und dass dazwischen mit der Casa Cultura noch ein Komplex aus dem 20. Jh. eingefügt wurde, fällt niemandem auf – gelungene Stadtplanung.

Um die historischen Stadtgrenzen auszumachen, muss man sich schon in die Lüfte erheben. Erst dann erkennt man die durch Verteidigungsmauern festgelegte ehemalige Stadtbegrenzung. Die Mauern wurden eingerissen und die so entstandenen Schneisen zu breiten Straßen umfunktioniert, die nun als avingudas im Zickzack das historische Zentrum umschließen. Grob gliedern lässt es sich in drei Teile: Erhöht, auf einem bis zur Küste reichenden schmalen Bergrücken liegt der ehemalige islamische Siedlungskern Sa Portella, den zuvor schon die Römer nutzten. Ohne genau zu definierenden Übergang schließt sich nördlich die Neustadt an, die Vila de Dalt. Das tiefer liegende, am früheren Hafen entstandene Viertel trägt den Namen Vila de Baix. Geteilt werden beide durch die Boulevards.

Faktencheck Palma

Einwohner: etwa 407 000 Einwohner, ca. 50 % der Inselbevölkerung

Bedeutung: größte Stadt Mallorcas, Sitz der Regionalregierung der Balearen, Verkehrsknotenpunkt, wichtiger Hafen für Fähren, Jachten und Kreuzfahrtschiffe

Stimmung auf den ersten Blick: während der Saison vor allem in der historischen Altstadt sehr wuselig. So richtig tobt dann der Bär aber nachts an der Platja de Palma, der deutschen Partymeile rings um die ›Schinkenstraße‹.

Stimmung auf den zweiten Blick: traumhafte Jugendstilfassaden, breite Flaniermeilen in der Stadt und am Meer, unzählige Cafés und Tapas-Bars, sehr entspannte Atmosphäre, Kunst und Kultur an jeder Ecke

Besonderheiten: Palma hat eine der größten Fußgängerzonen Europas, ein Paradies auch zum Shoppen. Kilometerlange Küstenpromenade mit Fahrradweg bis ins 20 km entfernte Arenal mit tollen Blicken auf Stadt und Meer.

Die Boulevards

Schritt für Schritt

Nein, bloß nicht gleich zur Hauptsehenswürdigkeit schlendern – und mag die Kathedrale noch so beeindruckend sein. Die Boulevards sollten das Ziel sein, um ganz allmählich die einzigartige Atmosphäre in sich aufzunehmen. Wie ein breiter Strom winden sie sich in eleganter Kurve mitten durch die Stadt und trennen die historischen Stadtviertel. Der Vergleich mit einem Fluss kommt nicht von ungefähr, verlief doch hier der Torrent de Sa Reina, der in der Regenzeit immer wieder zum tödlichen Strom anschwoll und Tausende Menschen mit sich riss.

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Palma

Ansehen

Casal Solleric

Can Balague

Kathedrale Sa Seu

Parc de la Mar

La Almudaina

Palau Episcopal

Almudaina-Torbogen

Banys Àrabs

Kirche Santa Clara

Kirche Monti-sion

El Temple

Kirche Sant Francesc

Kirche Santa Eulàlia

Can Bordils

Can Vivot

Can Oleza

Cal Marquès de Palmer

Rathaus

Corbella-Haus

Kirche Sant Miquel

Mercat de l’Olivar

Parc de les Estacions

Apuntadores

Kirche Santa Creu

Kirche Sant Feliu

Konvent Santa Magdalena

Denkmal des Ramón Llull

Llotja dels Mercaders

Consolat de Mar

– siehe Karte s. >>>>

Museu Palau March

Museu Diocesà

Museu de Mallorca

Museu d’Art Espanyol Contemporani

Es Baluard – Museu d’Art Modern i Contemporani

, siehe Karte s. >>>>

Schlafen

Palacio Ca Sa Galesa

Hotel Tres

Santa Clara Urban Hotel & Spa

Hotel Born

Hotel Almudaina

M House

Brondo Architect Hotel

Essen

La Bodeguita del Centro

Aromata

Bon Lloc

Las Olas

Celler Sa Premsa

Café Antiquari

13 %

Mercado Gastronómico San Juan

Ca’n Joan de S’aigo

Tast Unió

Bar España

- siehe Karte s. >>>>

Einkaufen

Corte Inglés

Rialto Living

Farrutx

Camper

Estilo Sant Feliu

Puzzles

Colmado Santo Domingo

Son Vivot

Forn del Santo Cristo

Chocolat factory

Pajarita

Bewegen

Urban Drivestyle

Segway Palma

Lonja 18 – Open Kitchen Mallorca

Segeltörn in der Bucht

Ausgehen

Abaco

Jazz Voyeur Club

Führung durch das nächtliche Palma

, Teatre Municipal

– siehe Karte s. >>>>

Babylonisches Sprachengewirr

Rollen wir die Boulevards doch einmal von dort auf, wo sich der unberechenbare Fluss einst ins Meer ergoss, an der Einmündung der Avinguda d’Antoni Maura in die Küstenpromenade – für die meisten Touristen das Einfallstor nach Palma. Ein hübscher, mit dichten Bäumen, meist Platanen, bestandener Park empfängt sie, nebst den berüchtigten ›Blumenfrauen‹, die den arglosen Fremden mit flinken Händen das Geld aus der Tasche ziehen. Man kann schon hier eine bequeme Bank ansteuern, dem regen Treiben zusehen und den vielsprachigen Ausführungen der Reiseleiter lauschen, die Fähnchen schwenkend bemüht sind, ihre Schäfchen auf dem Weg zur Kathedrale nicht zu verlieren. Denn Treppen führen von hier direkt hinauf zur Hauptsehenswürdigkeit. Den mit fliegenden Händlern gesäumten Aufgang bewacht einer der legendären Steinschleuderer (s. >>>>).

Schleudern ohne trauma

Die Steinschleuder besteht aus einer geflochtenen Schnur und einem Stein. Mit dieser das gewünschte Ziel zu treffen erfordert langjähriges Training. Diese Technik war bereits während der Talaiot-Kultur populär und derart perfektioniert, dass Karthager und Römer die ›Els Foners Balears‹ genannten Kämpfer als gut bezahlte Söldner verpflichteten. Man erzählt sich, die Eltern hätten aus Trainingsgründen Speisen für ihre Sprösslinge in Bäume gehängt, die die Kleinen runterschießen mussten. Wohl mit dauerhaftem Erfolg, denn 2014 gewann eine 13-Jährige die Balearenmeisterschaft der mittlerweile zur beliebten Sportart avancierten antiken Waffengattung.

Eleganter Einstieg

Ein Brunnen an der Plaça de la Reina markiert den Übergang zum nächsten, zentralen Abschnitt der Boulevards, dem Born. Früher wurde der Passeig des Born als Turnierplatz genutzt. Er ist »… das Eigelb der Insel, ihr Meridian, ihr Kern, ihr Herz und ihre Seele«, so Santiago Rusinyol in seinem 1922 erschienenen Buch »Mallorca. Insel der Ruhe«. Zwei mythologische Sphinxe nehmen die Flaneure hier in Empfang. Aus den Löwenkörpern erwachsen wohlgerundete Frauenfiguren, halbwegs mit Locken bedeckt und die Köpfe zu allem Überfluss mit helmartigem Kopfputz versehen – schön ist anders. Und mit der heutigen Freizügigkeit an den sommerlichen Stränden können die ›Löwinnen‹ eh nicht mithalten.

Man taucht nun unter ein im Sonnenlicht flirrendes Blätterdach, glaubt sich in einem Wald oder gar im Hauptschiff einer Kathedrale. Der Autoverkehr ist an die Seite gedrängt und zur Langsamkeit verdonnert. Links und rechts laden Bänke zum Sitzen und Schauen ein. Die den Born begrenzenden mehrstöckigen schick aufgeputzten Häuser gehören zu den teuersten Immobilien der Insel. Hier wohnen die ›Botifarras‹, alteingesessene Familien, residieren edle Designer wie Vuitton oder Aigner und Ketten wie Zara, das sich im prächtigen ehemaligen Kino Born eingerichtet hat. Doch auch Kunst und Kultur konnten am Born ihre Nischen finden, und das im ausgesprochen eleganten Herrenhaus Casal Solleric (> zur Karte) sogar zum Nulltarif (Nr. 27, Di–Sa 11–14, 15.30–20.30, So 11–14.30 Uhr). Heute ist es im Besitz der Stadt und wird für Kunstausstellungen genutzt. Auch Touristenbüro, Kunstbuchhandlung und ein nettes Café sind hier untergebracht. Ein Grund mehr, sich auf dem Born Zeit zu lassen.

Auch am Ende des Born, an der Plaça Rei Joan Carles I, wachen zwei Sphinxe. Hier schiebt sich auch die von Schildkrötenskulpturen getragene Font de les Tortugues ins Blickfeld, ein Andenken an die Krönung von Königin Isabela II im Jahr 1833. Die Spitze ziert eine bronzene Fledermaus, das Wappentier der Stadt. In dieser Toplage hat schon ewig die Tapas-Bar Born ihren angestammten Platz. Unmittelbar daneben konnte sich das Edelcafé Cappuccino ein Stück vom lukrativen Immobilien-Kuchen abknapsen. Zu den beiden gesellt sich nun auch der Hamburger-Shop einer amerikanischen Fastfood-Kette. Da sitzen sie nun einträchtig nebeneinander an kleinen Tischen auf dem Bürgersteig, die jungen Mallorquiner und internationalen Backpacker mit dem Big Mac und der WLAN-Verbindung, die gestylten Aristokratinnen mit ihrem cremigen Latte Macchiato und die Pauschaltouristen in kurzen Hosen mit der viel gepriesenen, aber überteuerten tapasselection. Und alle machen einen ausgesprochen zufriedenen Eindruck. So gelingt der Einstieg mühelos.

Im Griff von Kunst und Kultur

Allerdings könnte es an der Plaça Rei Joan Carles I zum Interessenkonflikt über den weiteren Weg kommen. Breit, aber baumlos, dafür mit Arkaden vor Sonne und Regen geschützt, zieht sich die Avinguda Jaume III nach Nordwesten. Für über einen Kilometer buhlen hier Boutiquen, Schuhgeschäfte, Juweliere und das Kaufhaus El Corte Inglés um zahlungskräftige Kunden und vor allem Kundinnen.

Der Hauptboulevard aber verläuft in entgegengesetzter Richtung und trägt nun den Namen Carrer de la Unió. Es gibt einige schöne Geschäfte – im Mittelpunkt aber stehen Kunst und Kultur. Bei der Hausnr. 3 lädt ein anderer Patio zum Besuch des Kulturzentrums Can Balague  (> zur Karte) mit seinen Ausstellungsräumen ein (Mo–Sa 10–20 Uhr). Einige Meter weiter entfalten beiderseits der aneinandergrenzenden Plätze Mercat und Weyler die Fassaden des Modernisme ihre ganze Pracht, Ausdruck der katalanischen Spielart des Art déco zu Beginn des 20. Jh. Prominentestes Beispiel ist das Grand Hotel mit fein ziselierten Säulen, Giebelverzierungen und halbrunden, an Theaterlogen erinnernden Balkons. Heute residiert hier das Kultur- und Ausstellungszentrum Caixa Forum (Mo–Sa 10–20, So, 11–14 Uhr, 4 €, caixaforum.es/palma/home).

Etwas zurückgesetzt recken sich an der Plaça del Mercat, die ansonsten von der ausladenden Front des Justizpalastes Can Berga beherrscht wird, wie ein Zwillingspärchen die beiden Jugendstilfassaden der Edificis Cassayas, benannt nach dem Architekten Joseph Cassayas, einem Schüler von Antoni Gaudí. Der unrühmliche Einfluss des Immobilienbooms wird nur ein Stück weiter deutlich, wo die fotogene Fassade der ehemaligen Bäckerei Forn des Teatre, einst eine Institution, vor sich hingammelt. Drohende Mieterhöhungen zwangen Francesc Calafell 2017, »die Tür zum Paradies« zu schließen.

Anspruch und Wirklichkeit

In der nun folgenden Linkskurve fügt sich die Fassade des Teatre Principal in die Häuserzeile. Zwar ist der Ruhm vergangener Jahre verblichen, doch das 1860 errichtete Bauwerk spielt als Veranstaltungsort nach wie vor eine zentrale Rolle in der Kulturszene Palmas. Wer keine Lust mehr hat, der Hauptroute namens Rambla zu folgen, kann hier neben der Tiefgaragenzufahrt über Treppen direkt zur Plaça Major emporsteigen. Schöner aber ist der von kleinen Geschäften gesäumte Weg über die Costa del Pois einige Schritte weiter hinauf zur Kirche Sant Miquel. Eigentlich ist die Rambla eine wahre Flaniermeile. Doch trotz des breiten, mit Platanen bestandenen und durch etliche Blumenläden aufgelockerten Mittelstreifens wird dieser Abschnitt von Fußgängern bisher nicht so recht angenommen. Möglicherweise fehlt es schlichtweg an ausreichend schicken Geschäften und den entsprechenden Konsumangeboten. Wer durchhält, gelangt zur Oms, einer langsam zur Plaça Espanya emporführenden ausladenden Fußgängerstraße, ausgestattet mit etlichen Cafés und Restaurants, natürlich mit Schirmen, Tischen und Plastikstühlen im Freien.

Sa Portella

Leben im Labyrinth

Was erwartet den Besucher des ältesten Stadtteils Palmas? Schmale, kahle Gassen und hohe, fast fensterlose Fassaden, scheinbar planlos zu einem wirren Netz verwoben. Von wegen planlos! Die arabischen Eroberer folgten im 10. Jh. bei der Errichtung ihrer neuen Metropole auf dem Hügel über dem Meer dem Muster islamischer Städte in Nordafrika. Aber nur in der ehemals römischen Siedlung Palmira, die einen winzigen Teil um die heutige Kathedrale und den Almudaina-Palast ausmachte, drängte sich das Leben auf engem Raum. Der Emir und sein Beamtenapparat waren froh, römische Mauern vorzufinden, hinter denen sie einigermaßen sicher leben konnten.

Schokoladenseite der Altstadt

Man kann den Blick nicht von Sa Seu (> zur Karte)abwenden. Die Kathedrale ist von fast jeder Stelle der Hafenpromenade aus zu sehen, thront über der Altstadt, wuchtig und kompakt, doch gar nicht himmelstrebend wie die gotischen Schwestern auf dem Festland mit ihren schmalen, alles überragenden Türmen. Erst beim Näherkommen erahnt man ihre Größe.

Gewusst wann – zu Besuch bei Sa Seu

Die Kathedrale ist natürlich der Hauptanziehungspunkt in der Altstadt. Das wissen auch die anderen Touristen. Vor allem in der Hochsaison ist richtiges Timing angesagt: Frühmorgens oder am späten Nachmittag sind wohl die besten Zeiten für den Besuch.

Vom Parc de la Mar (> zur Karte) präsentiert sich die Kathedrale besonders am Abend sehr eindrucksvoll. Von Scheinwerfern in mystisches Licht getaucht, erstrahlt der Komplex aus feinstem Santanyí-Sandstein in fast überirdischer Schönheit und Harmonie. Nun aber hinauf zum geschichtsträchtigen Ensemble. Ehe man in den Hallen, Gängen und Fluren verschwindet, sollte der Blick aber erst einmal von der weiten Terrasse über die Küste und den Mastenwald der Jachten hinüber zu den in der Ferne schimmernden Bergen des Tramuntana-Gebirges schweifen.

© laif, Köln: Archivolantino/Lorenzo Moscia

Schraubt sich über den Dächern der Altstadt in die Höhe: Sa Seu

»Die Heitere«

Man betritt das Wahrzeichen Mallorcas nicht durch einen der prächtigen Haupteingänge an der westlichen oder südlichen Fassade, sondern durch das bescheidene Portal der Almosen in einem Anbau an der Nordseite, wo die Bedürftigen früher eine kleine Unterstützung erhielten. Heute bittet man zur Kasse, ehe man durch das Museum geleitet wird. Reliquien in prachtvollen Gefäßen, Monstranzen, Weihrauchbehälter und Gemälde sollen den Besucher einstimmen.

Und dann der Moment, wenn man den Kirchenraum betritt … einfach überwältigend. Er erscheint viel gewaltiger als von außen vermutet. Tatsächlich gehört er zu den größten Europas: 109 m misst er in der Länge, fast 40 m in der Breite, und mit 19,4 m übertrifft das Hauptschiff alle anderen Kathedralen. Dies täuscht leicht über die ebenfalls gewaltige Höhe hinweg, die mit 43,14 m unwesentlich hinter dem Dom von Mailand (44 m) und dem von Köln (43,60 m) zurückbleibt. Wie die meisten Kathedralen ist auch die Seu nicht aus einem Guss. Kurz nach der Eroberung Mallorcas durch Jaume I im Jahr 1228 wurde der Grundstein auf der ehemaligen Hauptmoschee gelegt. Es dauerte aber viele Jahrhunderte bis zur Fertigstellung. Erst im 17. Jh. war die Westfassade vollendet. Eine grandiose architektonische Leistung aus der Frühzeit der Kathedrale sind die ungemein schmalen Säulen, teilweise nur 1,28 m im Durchmesser.

Vor allem im Innern wurde die Kirche bis in die jüngere Vergangenheit massiv umgestaltet. Mit Unterstützung von Bischof Pere Joan Campins durfte Antoni Gaudí 1904 nach Belieben schalten und walten. Um dem Raum seine Geltung zu verschaffen, verlegte er den Altar vom Zentrum in Richtung Königskapelle und schuf unter dem ebenfalls verlegten Chorgestühl zur Verbesserung der Akustik einen Resonanzraum, der erst kürzlich wiederentdeckt wurde. Absolutes Highlight des Schaffens von Gaudí aber ist der gewaltige zentrale Leuchter La Baldaquin, der wie ein Heiligenschein über allem schwebt.

Im Zusammenspiel von Licht und farbigen Reflexen verleihen die insgesamt 60 Fenster, darunter zwei gewaltige Rosetten, dem Raum eine fast überirdische Magie und der Kathedrale ihren Beinamen ›La Catedral de la Luz‹. Jeweils am 2. Februar und am 11. November kann man am frühen Morgen das Lichtspektakel ›El Milagro de la Luz‹ bestaunen. Für einen kurzen Moment projizieren die Strahlen der aufgehenden Sonne die Farben der östlichen Rosette unter die westliche und formen so eine leuchtende Acht.

Es gibt noch viele Details zu bewundern, etwa die üppig ausgestatteten gotischen Seitenkapellen wie die Capella Sant Antoni oder die grottenartige Ausgestaltung der Capella de Sant Pere mit einer 300 m² großen Keramikwand von Miquel Barceló (2007).

http://catedraldemallorca.org/de, Mo–Fr 10–18.15, April, Mai, Okt. bis 17.15, 2.11.–Ende März 10–15.15, Sa ganzjährig 10–14.15 Uhr, 6 €

Der Kathedrale aufs Dach

Man kann unter sachkundiger Führung – leider bisher nur in Katalan und Spanisch – in kleinen Gruppen von max. 25 Leuten über die Dachterrassen wandern und so die Dimension der Kathedrale aus einer völlig neuen Perspektive erfahren. Wer diese einzigartige Erfahrung machen möchte, muss allerdings gut zu Fuß sein (215 Stufen) und darf nicht an Höhenangst oder Herzproblemen leiden. Kinder ab elf dürfen teilnehmen, bis 18 Jahre aber nur in Begleitung eines Erwachsenen (12 €, Anmeldung/Bezahlung an der Kasse oder unter http://catedraldemallorca.org/de/visitas-terrazas).

Zu Besuch bei Felipe

Im Schatten der Kathedrale hat La Almudaina (> zur Karte) (April–Sept. Di–So 10–20, im Winter bis 18 Uhr, 7 €, Rentner 4 €, Mi und Do nachmittags frei für EU-Bürger) ihren Platz. Unter arabischer Herrschaft diente der Palast als stark befestigter Sitz des Emirs. Durch ein großes Tor, das Drassana Musulmana, konnte er mit seinem Schiff direkt in ein geschütztes privates Hafenbecken einfahren und in einer brenzligen Situation von dort rasch die Flucht ergreifen. Von der arabischen Residenz ist nach zahlreichen Umbauten nichts mehr erhalten. Heute teilen sich Militärkommandantur und spanisches Königshaus den über 20 000 m² großen Komplex. Der militärische Teil ist off limits. Nur die Königsgemächer nebst der gotischen Capella de Santa Aina mit schönem romanischem Portal und der Capella dels Pellaires im Flamboyant-Stil der französischen Spätgotik sind zu besichtigen. Aber nicht auf eigene Faust, und das Fotografieren ist auch verboten. Ist der König da, bleiben die Türen für Normalsterbliche zu.

Arabisches Wurzelwerk

Verlässt man die Kathedrale und wendet sich nach rechts, ist man schon mittendrin in der Medina Mayurica. Mag das Netz der Gassen auch arabischen Ursprungs sein, die Häuser sind es nicht. Die meisten von ihnen entstanden erst zwischen dem 14. und 17. Jh., ruhen allenfalls auf islamischen Fundamenten. Dank der guten Beschilderung kann man die zahllosen Sehenswürdigkeiten nach Belieben ansteuern. Und sollten Sie sich verlaufen, keine Panik! Jeder kleine Umweg bringt neue Entdeckungen.

Mit einem schnellen Blick von der Terrasse des Palau Episcopal (> zur Karte) (mit Diözesanmuseum; s. >>>>) über die Küstenpromenade verabschiedet man sich erst einmal vom Meer. Die schmalen, autofreien Gassen von Sa Portella wirken etwas bedrückend. Es empfiehlt sich, zunächst dem Schild Banys Àrabs die Carrer Portella hinab zu folgen. Vor Erreichen der Stadtmauer biegt man nach links in die Can d’en Serra und steht unvermittelt unter dem Almudaina-Bogen  (> zur Karte). In römischer Zeit war er Teil der Stadtmauer, in der islamischen Epoche diente er als Zugang zum Almudaina-Palast. Er wurde mehrfach modifiziert und trägt neben islamischen auch gotische Züge. Die Überbauung mit einem Haus stammt ebenfalls aus späteren Zeiten. Ob da oben einer wohnt? Eine ähnliche Überbauung findet man in der Carrer Almudaina.

Die Banys Àrabs  (> zur Karte) liegen nur wenige Meter weiter (Can d’en Serra, 7, www.banysarabs.org, April–Sept. tgl. 10–19, So bis 14, Okt.–März tgl. 10–17.30 Uhr, 2,50 €). Die von zwei gemauerten Kuppeln überdachte Anlage aus dem 10. Jh., die sich auf Privatgelände befindet, gehört zu den wenigen erhaltenen Beispielen arabischer Architektur in Palma. Mit seinen schattenspendenden Bäumen und Bänken verlockt der kleine Garten zu einer wohlverdienten Verschnaufpause. Ausgeruht? Ein arabischer Torbogen führt in den Hauptraum, dessen Kuppel 25 zarte Säulen tragen. Er diente einst als Dampfbad, der angrenzende rechteckige Raum hingegen als Aufenthaltsraum. Das Badewesen, hamam genannt, übernahmen die Araber von den Römern, die in ihren Thermen eine fast exzessive Badekultur pflegten. Die Nonnen des angrenzenden Klosters Santa Clara, zu dem die Bäder eine Weile gehörten, brachen mit dieser Tradition und nutzten die Anlage zum Wäschewaschen – wie profan!

© laif, Köln: Frank Heuer

Das Antiquari ist beliebt, so beliebt, dass man sich halt draußen auf die Treppe hockt, wenn’s drinnen voll ist.

Gebäck statt Gespräch

Dennoch lohnt ein Blick in den nach wie vor von Klarissen bewohnten Konvent Santa Clara (> zur Karte) ein Stück bergauf und rechts um die Ecke. Mündliche Auskunft darf man von ihnen nicht erwarten, unterliegen die Nonnen doch einem strengen Gelübde. Die Urzelle des Klosters datiert aus dem Jahr 1226 und trägt gotische Züge, die spätere Erweiterung stammt aus dem Barock. Die meisten Besucher kommen aber nicht wegen der Kirchenschätze und der beachtenswerten Gemälde – vielmehr streben sie einer bescheidenen Tür im rechten Gebäudeflügel zu, hinter der sich kein Beichtstuhl, sondern das Paradies findet. Durch eine Luke mit Drehtür in der Wand wird köstlichstes Gebäck gereicht: robiols, crespells, monas … Zuvor heißt es: klingeln, die unsichtbaren Nonnen mit einem »Ave Maria Purisíma« grüßen, bestellen und natürlich bezahlen.

Konvent: Mo–Sa 9–12.30, 16.15–17.40, So 9–11.35, 16.15–18.45 Uhr, letzter Fr im Monat geschl.; Angebot, Öffnungszeiten, Preise der Backstube hängen an der Tür aus

Schikane im Ghetto

Der Konvent liegt bereits am Rand des ehemaligen Judenviertels Call Major, das Jaume II nach der Rückeroberung durch die christlichen Heere 1290 einrichtete. Zeugnisse frühen jüdischen Lebens gibt es heute kaum mehr. Ein Grabstein im Museu de Mallorca, das Denkmal des bedeutenden Kartografen Jehuda Cresques vor der ehemaligen Ordensburg El Temple, Holzarbeiten in der Schule für Tourismus an der Carrer Sol – das war’s.

Die erste Generation Christen schikanierte die jüdische Bevölkerung, wo es nur ging. Sie verpflichtete sie im Ghetto zu leben, einem aus sechs Häuserblocks bestehenden, mit innenliegenden Gärten versehenen Komplex, der von Mauern umschlossen und nur durch vier Tore zugänglich war. Ihren täglichen Geschäften durften die Juden auch außerhalb ihres engen Viertels nachgehen – mit beträchtlichem wirtschaftlichem Erfolg – und sie hatten eine eigene Verwaltung. Ihr Leben aber war hart und ungerecht. So untersagte Jaume III ihnen etwa die Nutzung ihrer Hauptsynagoge am Monti-sion (Berg Zions). Die Christen blickten neidisch auf die wirtschaftlichen Erfolge ihrer jüdischen Mitbürger und lasteten ihnen die Pestepidemien von 1370 und 1380 an.

1391 kam es zum Pogrom, Hunderte jüdischer Bürger starben. 1414 wurden die beiden großen Synagogen zerstört und in Kirchen umgewandelt. Der Ruf nach Vertreibung wurde immer lauter und gipfelte im sog. Alhambra-Edikt von 1492: Entweder konvertierten die Juden zum Christentum oder sie mussten das Land verlassen. Nicht alle beugten sich, viele flohen. Unter denen, die blieben, fanden sich zahlreiche Pseudo-Konvertiten, die sich zwar taufen ließen, aber ihren Glauben weiter im Geheimen praktizierten. Auf sie hatten es die Häscher der ab 1478 auch auf Mallorca wütenden Inquisition besonders abgesehen.

Der Kirche Monti-sion (> zur Karte), die sich im jüdischen Zentrum breitgemacht hat, sollte man trotz der unrühmlichen Entstehungsgeschichte einen Blick gönnen. Die Jesuiten errichteten hier im ausgehenden 16. Jh. auf den Ruinen der zerstörten Synagoge eine prächtige Kirche (Mo–Mi, Fr 10–12.45, 17–19, Do 10–12.45 Uhr).

Der »kompassjude«

Ab Ende des 14. Jh. entwickelte sich Mallorca zur Drehscheibe des Seehandels und beheimatete zahlreiche Kartografen, viele von ihnen Juden, darunter Abraham Cresques und seinen Sohn Jehuda (1360–1410). Während Abraham als Schöpfer des »Katalanischen Atlas« berühmt wurde, der damals umfassendsten Darstellung der Welt, ging sein Sohn, der »Kompassjude«, als gut bezahlter Kartograf an die legendäre Seefahrtsschule Heinrich des Seefahrers am Kap Sagres in Portugal und soll dort nach seiner Konvertierung zum Christentum als Leiter der geheimen Kartografieabteilung gewirkt haben, die für Vasco da Gama den Seeweg nach Indien vorbereitete.

Das Fort Knox der Balearen

An der Ramon Llull wird der allmähliche Übergang zum nördlich angrenzenden Viertel Vila d’Alt erstmals spürbar, etwa an der schmalen Carrer de la Pelleteria, deren Name noch auf die ehemaligen jüdischen Silbergeschäfte verweist. Urplötzlich steht man auf einer größeren Kreuzung, in die etliche Straßen münden, darunter auch die schnurgerade Ramon Llull. Beherrscht wird der Knotenpunkt von El Temple (> zur Karte), einem klotzigen Bau, der mit seinen eckigen zinnenbewehrten Türmen und der schlichten Fassade eher wie eine Mischung aus Wohnhaus und Festung anmutet. Und in der Tat kann er seine ursprüngliche Funktion als befestigtes Zugangstor, Almudaina de Gumara, nicht verleugnen. Die dicken Mauern waren somit einst auch der rechte Platz, hier Schatzkammer und Archiv des Königs unterzubringen – gewissermaßen das Fort Knox der Balearen, bewacht von den wehrhaften Tempelrittern. Nach der Zerschlagung des Ordens 1311 fiel das Grundstück vorübergehend an die Hospitaliter, im Rahmen der Säkularisierung 1811 schließlich an den Staat. Schätze gibt es hier keine mehr, dennoch ist der Zugang zur ehemaligen Kirche der Templer versperrt. Dem neugierigen Reisenden bleibt nur das Studium einiger Infotafeln und der Blick auf das mit Lamm und Kreuz verzierte Portal.

Das nächste, bereits in der Ferne am Ende der Ramon Lull erkennbare Ziel, der Konvent San Francesc, ist da wesentlich ergiebiger. Die Bebauung der Straße selbst ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie geschickt Architekten die Nähte zwischen den Epochen verflochten haben. Die Häuser auf der linken Seite stammen überwiegend aus dem 16. und 17. Jh., die gewaltige Fassade der Casa Cultura auf der rechten scheinbar auch. Falsch getippt – der Bau entstand nach historisierenden Plänen erst im 20. Jh.

Höhenflüge und Abgründe

Konvent und Kirche Sant Francesc (> zur Karte) dominieren den großzügigen Platz gleichen Namens. An der linken Ecke springt das Denkmal für Juníper Serra ins Auge: Der unermüdliche, aus Petra stammende Missionar, der als Gründer von Sant Francesc und weiterer Missionen in Alta California gilt, legt schützend die Hand auf die Schulter eines fast nackten Indianerjungen. Heute würde man Serra wohl nicht mehr so darstellen.

Ihr Alter sieht man der Kirche nicht sofort an, die barocke Fassade deutet auf das 17. Jh. Erst im Innern offenbart sich beim Blick auf das riesige Kirchenschiff in reinster Gotik ihr Geburtsdatum: 1281. Man staunt, ist ergriffen und wähnt sich in einem Museum. Prächtige Retabeln und Schreine füllen die Seitenkapellen; in einer ruht Ramon Llull in einem Sarkophag, der hoch verehrte, 1316 verstorbene Missionar, Philosoph und Dichter in Personalunion. Was hätte er wohl zu den Ereignissen des 2. November 1480 gesagt? Wie üblich hatten sich die Gläubigen zum Gottesdienst versammelt, aber nicht alle sollten die Kirche wieder lebend verlassen. Nach einem frommen »Ave Maria« zogen die Mitglieder der verfeindeten Familien Sapanyol und Armadan ihre Degen und fielen übereinander her. Blutbefleckt lagen die Verwundeten und Toten, es sollen 300 gewesen sein, zwischen den Kirchenbänken, auf dem Vorplatz und zu Füßen der Maria Immaculada, der ›unbefleckten Maria‹, der dieses Gotteshaus geweiht ist. Es waren jene Jahre, als Feudalherren mit der Waffe in der Hand um ihre Privilegien fochten und die Insel sich in einem Zustand der Anarchie befand.

Zum Durchatmen nach so viel Grausamkeit ist der angrenzende Kreuzgang der richtige Ort. Der filigrane Wandelgang mit asymmetrischem Grundriss entstand wie die Fassade der Kirche erst im 17. Jh. und bezaubert durch Leichtigkeit und Harmonie. Wahrlich keine schlechte Wahl der Aristokratie Palmas, sich hier mit einer Grabplatte, einem Kenotaph, zu verewigen. Leider nur hat man damals nicht mit den vielen Besucherfüßen gerechnet, die jahrhundertelang über die Gedenksteine schlurften. Nur noch wenige Namen lassen sich heute entziffern.

Mo–Fr 10–18, Sa 10–17, So 10–14 Uhr, 16 €; Ticket gilt im Rahmen von Spiritual Mallorca ( www.spiritualmallorca.com) u. a. auch für Kloster Lluc und Santuari de Cura in Randa

Aufstand gegen den Ausverkauf

Das nördlich der Kirche angrenzende Viertel Canamunt rings um die anheimelnde Plaça Quadrado gehörte lange Zeit zu den vernachlässigten barrios. Dann warfen Investoren einen begehrlichen Blick auf die teils heruntergekommenen Gebäude, um sie in Hotels und Ferienwohnungen umzuwandeln. Mit aller Macht versuchen sich die Bewohner mit ihrem Verein »La Asociacíon de vecinos de Canamunt« gegen die Kommerzialisierung zu wehren. »Die Stadt ist für ihre Bewohner da, nicht für die Besucher.« Ob sie Erfolg haben, ist angesichts der fortschreitenden Renovierungen mehr als fraglich. Noch kann man allerdings die sich hier konzentrierende sozialkritische Graffitikunst bewundern.

Muße im Angesicht der Märtyrerin

Verschnaufen ist angesagt. Gut, dass Palma Plätze zum Verweilen ohne Ende hat. Die Plaça de Santa Eulàlia ist einer der lohnendsten. Zu ihr gelangt man schnell durch die Carrer de Sant Francesc. Der geräumige Platz punktet mit seinen Cafés, den schattenspendenden Bäumen, dem Gewusel der Passanten und, klar, der Kirche Santa Eulàlia (> zur Karte). Ihre Fassade mit dem neogotischen Turm aus dem 19. Jh. ist nicht so prickelnd – könnte sich auch in irgendeiner mittelmäßigen Kleinstadt finden. Wie so oft verbirgt sich auch hier das Ungewöhnliche im Innern. Santa Eulàlia ist die einzige der ursprünglich vier Pfarrkirchen der frühen christlichen Epoche mit drei Schiffen, einer Bauform, die eigentlich der Kathedrale vorbehalten war. Hier wurde Jaume II gekrönt, Ramon Llull getauft. Über dem neogotischen Hauptportal wacht die hl. Eulalia, die 14-jährig in Spanien zu Zeiten der römischen Christenverfolgung den Märtyrertod erlitten haben soll. Wer die ›Spiritual Mallorca Card‹ ( www.spiritualmallorca.com; s. >>>>) erworben hat, darf vom Turm aus die großartige Aussicht genießen.

Schöner wohnen

Die Mauern von Sa Portella mögen abweisend sein, aber dahinter verbergen sich oft herrliche Innenhöfe, die Patios, in die man zuweilen einen Blick werfen kann. Über 100 herrschaftliche Exemplare verteilen sich über die Altstadt, zum Schutz vor uns Gaffern heute leider meist mit Holztoren verrammelt. Früher durfte jedermann auf den dort aufgestellten Bänken den Schatten genießen oder ein Schwätzchen halten. War das Tor angelehnt, hatte man einen Todesfall zu beklagen, zierten Blumen den Patio, freute man sich über eine Geburt. Aber es gibt auch heute noch stolze Besitzer, die gern zeigen, wie sie wohnen, und zu Fronleichnam im Mai oder Juni öffnen auch viele andere für ein paar Tage. Die meisten Patios stammen erstaunlicherweise aus dem 16. und 17. Jh., eigentlich einer Epoche des Niedergangs. Statt in die Modernisierung der Wirtschaft zu investieren, steckten die vermögenden Großgrundbesitzer ihr Kapital lieber in den Bau aufwendiger Stadtpaläste, Statussymbole und Machtdemonstration zugleich.

Merkmale dieser Architektur sind die hinter einem Tor verborgenen Eingangsbereiche mit geschwungenen Bögen, die von zierlichen Säulen gestützt werden. Zwischen ihnen führt elegant eine Treppe in den ersten Stock zu einer Galerie, hinter der die Zimmer angeordnet sind. Und auch ein Brunnen gehört zum Ensemble. Besonders schöne, neugierigen Seelen teilweise zugängliche Beispiele findet man nach Durchschreiten des Almudaina-Bogens in der Carrer de l’Almudaina mit Can Oms (Nr. 7) und Can Bordils (> zur Karte), in der Carrer de Can Savella mit Can Juny (Nr. 13) und Can Vivot (> zur Karte), in der Carrer d’en Morey mit dem Can Oleza (> zur Karte) sowie in der Carrer de Sol das Can Catalar, auch Cal Marquès de Palmer (> zur Karte)genannt.

© DuMont Bildarchiv, Ostfildern: Frank Heuer

Warum ist der Mann angekettet? Warum geht die Frau achtlos an ihm vorbei? Und der Hund? Wieso interessiert noch nicht einmal er sich für den Knochen? Die Wände Canamunts sind voller Geschichten.

Vila d’Alt

500 Jahre sind kein Alter …

Von der Kirche Eulàlia sind es nur ein paar Schritte bis zur Plaça Cort. Hier hat man die Altstadt Sa Portella endgültig verlassen und taucht ein in ein höchst lebendiges, vielfältiges Zentrum, architektonisch angereichert mit Klöstern und Kirchen, aufgelockert durch kleine und größere Plätze, durchzogen von Einkaufsstraßen und immer wieder umgestaltet und der Moderne angepasst. Dominiert wird der Platz von herrschaftlichen Bauten mit schmalen schmiedeeisernen Balkons und verglasten Erkern sowie der Rathausfront (> zur Karte) aus dem 17. Jh., in wunderbarer Symmetrie gegliedert mit einem weit überkragenden Dach, einem durchgezogenen Balkon und wohlproportionierten Fenstern und Eingängen. Auf der Steinbank vor dem Rathaus ruhen heute fußmüde Touristen aus, in der einen Hand das Smartphone für Urlaubsgrüße nach Hause, in der anderen einen Coffee to go von Starbucks gegenüber. Man sollte sich nicht scheuen, das Rathaus zu betreten. In der Vorhalle warten riesige Figuren, die gegants: ein xeremier mit seinem Dudelsack und ein flabiol-Spieler mit seiner Einhandflöte. Und wer um die Weihnachtszeit in Palma verweilt, kann hier eine der schönsten Krippenlandschaften der Stadt bewundern. Sonntags gibt es um 11 und 12 Uhr kostenlose Führungen durchs Gebäude (Reservierungen unter T 618914517).

Das Augenmerk der meisten Touristen ist aber auf den 500 Jahre alten Olivenbaum gerichtet, der Besitz vom Zentrum des Platzes ergriffen hat und seine alten Tage als viel gefragter Statist für Selfies verbringt.

So macht Bummeln Spaß

Der altehrwürdige Baum markiert den Zugang zur Fußgängerzone, der angeblich größten Europas. Geschäft an Geschäft reiht sich hier, glücklicherweise nur wenige Ramschläden großer Ketten. Dazwischen immer wieder kuschelige Cafés, kleine, baumbeschattete Plätze vor einer Kirche, ein wunderbares Museum, sehenswerte Architektur. Die Hauptachse verläuft von Südwest nach Nordost, trägt zunächst den Namen Carrer de Jaume II, mündet in die Carrer de Colom und endet schließlich als Carrer de Sant Miquel an der Carrer dels Oms. Man sollte seinen Blick nicht nur auf die oftmals sehr geschmackvoll dekorierten Schaufenster richten, sondern auch einmal hochschauen. Nur einige Meter neben dem Olivenbaum erhebt sich das Corbella-Haus (> zur Karte), benannt nach einer nicht mehr existierenden Apotheke. Wie ein steinerner, aus unzähligen zarten Säulchen gewebter Vorhang gleitet die Fassade, hinter der sich drei Gebäude verbergen, hinab zur Straße. Erbaut wurde es kurz vor 1900 im Neo-Mudéjar-Stil, einer Wiederbelebung der maurischen Architektur. Die Stadt bunter macht auch das Forteza-Rey-Haus im Stil des katalanischen Modernisme an der Plaça del Marquès de Palmer, dort, wo die Jaume II in die Carrer de Colom mündet. Üppiger Skulpturenschmuck und aus bunten Keramikstücken geformte Mosaike schmücken die Fassade – sie trägt unverkennbar die Handschrift von Gaudí, der zu Beginn des 20. Jh. die Kathedrale umgestaltete. Im Erdgeschoss befindet sich das Café Forn de Sant Cristo, wo man direkt die leckeren Backwaren aus der Traditionsbäckerei verputzen kann, darunter ausgezeichnete ensaïmadas.

Wenig später öffnet sich ganz unvermittelt ein gewaltiger Platz, die italienisch anmutende, von mehrstöckigen Häusern und Arkaden umschlossene Plaça Major. Sie stammt aus dem 19. Jh. und gilt als das Herz und die Bühne der Vila d’Alt. Dass hier einmal das berüchtigte Schwarze Haus, Sitz der Inquisition, seinen Platz hatte und Ketzer öffentlich verbrannt wurden, ist längst vergessen. Allenfalls könnte man sich noch den lebhaften Fischmarkt vorstellen, der hier bis zur Eröffnung der Markthallen florierte. Heute teilen sich mehrere auf Touristen eingestellte Cafés das Geviert, Musikgruppen und Pantomimen tragen zur Unterhaltung bei, Porträtzeichner zeigen ihr Können und sonntags findet ein Kunsthandwerkermarkt statt. Der Weihnachtsmarkt, der im Dezember seine Tore öffnet, kann den in dieser Hinsicht verwöhnten Deutschen allerdings nur ein müdes Lächeln entlocken.

Unter dem Platz liegen ein Parkhaus und das Einkaufszentrum Plaça Major Centre. Treppen führen hinab zur Rambla. Man bleibt aber besser auf dem bisherigen Niveau und taucht auf der gegenüberliegenden Seite erneut in die Welt des Shopping ein, die jetzt den Namen Carrer de Sant Miquel trägt.

Hommage an die Haustiere

Einer Offenbarung ganz anderer Art verpflichtet fühlt sich die ein Stück weiter am Wege liegende KircheSant Miquel (> zur Karte). Verglichen mit den benachbarten Häusern erscheint ihre Fassade schlicht, ja fast ärmlich. In puncto Alter kann aber kein Bau ringsum mithalten. Wir stehen vor einer der ältesten Kirchen der Stadt, die, wie so manch andere, auf den Fundamenten einer Moschee ruht. Die Fassade und einige der Skulpturen über dem Eingang stammen noch aus dem 14. Jh., im Innern allerdings herrscht üppiger Barock des 17. Jh. Auf die Zeit der Reconquista geht auch der schräg gegenüberliegende Convent Sant Antoni Abat zurück, dem ein Hospital angeschlossen war. Geweiht war er dem hl. Antonius Abad, heute Schutzpatron Mallorcas, vor allem für die Tiere. So bringen denn auch die Einheimischen am 17. Januar ihre vierbeinigen Lieblinge her, um sie segnen zu lassen.

Im Bauch von Palma

Wen jetzt der Hunger plagt, der hat es nicht mehr weit. Man biegt am Konvent rechts ab und hat einen gewaltigen, architektonisch wenig ansprechenden modernen Komplex vor sich, der es aber in sich hat: den Mercat de l’Olivar (> zur Karte), Tempel leiblicher Genüsse (Mo–Fr 7–14.30, Sa bis 15 Uhr; s. >>>>). Das schlichte funktionale Gebäude wurde 1951 errichtet; 47 Jahre später übernahmen die Händler als Gesellschafter die Verwaltung, 2003 erhielt der Markt sein heutiges Gesicht. Vergessen Sie einen deutschen Markt, und sei er noch so groß, Olivar schlägt sie alle um Längen. Eine der beiden Hallen ist mit 36 Ständen dem Seegetier vorbehalten, die andere teilen sich Gemüse, Obst und Fleisch mit über 140 Ständen! Highlight ist die Fischhalle. Die Vielfalt an Fisch und Meeresfrüchten ist umwerfend, z. T. auch erschreckend, was einen da aus den mit Eis gefüllten Vitrinen anblickt.

Wer Hunger bekommt, es bequem haben und etwas mehr ausgeben will, kann das geräumige, auch von außen zugängliche Restaurant Mercat de l’Olivar aufsuchen, das mallorquinische Hausmannskost auf die Teller bringt (Mo–Mi 12.30–16.30, Do–Sa 20–23 Uhr). Uriger und wesentlich preisgünstiger sind die Bars zwischen den Verkaufsständen, wo man sich dicht an dicht auf Hockern um eine Theke schart. Eine große Tapas-Auswahl (selection) gibt es schon für 6 €, dazu ein Glas Wein zu 1,50 € und vielleicht ein kostenloses Schwätzchen mit dem Nachbarn. Billiger und authentischer kann man in Palma nicht satt werden. Eine pfiffige Idee hatte ein Gastronom im ersten Stock. Man kauft unten ein und lässt seinen Fisch oder sein Fleisch gegen einen geringen Obolus oben braten. Das erspart die Vorratshaltung, und für die Qualität der verarbeiteten Produkte haftet der Kunde.

© DuMont Bildarchiv, Ostfildern: Frank Heuer

Im Babel möchte man Kellner sein und hin und her vom Café über die Pflastersteine der Altstadt zur Straßenterrasse flitzen. Bei so viel Atmosphäre werden die Gäste ja auch wohl ein ordentliches Trinkgeld springen lassen.

Der Kreis schließt sich

Vom Markt ist es nur ein Steinwurf zur größten Freifläche in Palmas Zentrum, der Plaça d’Espanya. Gewissermaßen das Entree bildet ein kleiner Park mit der Statue von Jaume I, der mit erhobenem Arm von seinem Pferd aus auf die Vila d’Alt blickt, als wolle er sagen: »Halt, von hier aus nicht weiter«. Und in der Tat verlief an dieser Stelle für viele Jahrhunderte die östliche Grenze Palmas. Markiert wird sie heute durch die siebenspurige Hauptverkehrsader. Auf der gegenüberliegenden Seite hat seit etlichen Jahren die Moderne mit dem Parc de les Estacions (> zur Karte)Einzug gehalten. Dass er noch nicht lange existiert, sieht man schon an der Größe der Bäume. Verglichen mit dem Ölbaum an der Plaça Cort sind sie noch Säuglinge. Somit erscheint auch die Nutzung als Kinderspielplatz gerechtfertigt. Der entstand allerdings nur als Abfallprodukt zeitgemäßer Verkehrsplanung. Das Leben findet unter der Erde statt, in der Estació Intermodal, in die man auf Rolltreppen hinabgleitet. Eisenbahn und Überlandbusse haben hier ihre Endstationen. Nur der historische ›Rote Blitz‹ durfte seinen angestammten Bahnhof unter alten Baumkronen am Rand des Platzes behalten.

Folgt man der Blickrichtung von Jaume I, gelangt man über die Oms hinab zur Rambla und von dort in einem Bogen entlang der Boulevards zurück zum Ausgangspunkt – der Kreis um die hoch gelegene Alt- und Neustadt hat sich geschlossen.

Vila de Baix

Leben auf dem Schachbrett

»Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder – geh doch in die Oberstadt, mach’s wie deine Brüder!« Man könnte in Palma durchaus Parallelen zu dem Lied von Franz Joseph Degenhardt finden. In der Oberstadt lebten Aristokraten und gehobenes Bürgertum, in der Unterstadt jenseits der Promenaden, die damals noch ein zuweilen reißender Strom waren, hatten Fischer, Handwerker und Tagelöhner ihr eher bescheidenes Zuhause. Entstanden ist dieses Viertel mit dem zunehmenden Seehandel ab dem 14. Jh. Wo heute die noblen Jachten ihren Winterschlaf halten, machten früher Handelsschiffe aus Malta, Zypern oder Venedig fest. Nicht mehr dem labyrinthischen Muster einer Medina folgen die Gassen, sondern den klaren Linien eines Schachbretts, typisch auch für Neugründungen in den spanischen Kolonien Lateinamerikas.

Handel und Wandel

Irgendwie vermeint man noch immer den Geruch von Fisch, Teer und Tang in der Nase zu haben, wenn man die engen Gassen des Viertels La Llonja in der Nähe der Hafenmeile durchstreift. Und in der Tat drängen sich hier Bars und Kneipen dicht aneinander, bis zum späten Nachmittag im Dämmerschlaf versunken. Die Leichtigkeit der Born findet man hier zumindest tagsüber nicht. Erst mit Beginn der Dunkelheit fallen die Nachtschwärmer ein, dann kann es laut und lustig werden. Hauptarterie ist die von der Plaça de la Reina abzweigende, parallel zur Küste verlaufende Apuntadores (> zur Karte). Es ist eine dunkle schmale Gasse, in der etliche Bars mit marktschreierischen Plakaten und überhöhten Preisen für meist bescheidene Angebote auf zahlungswillige Touristen warten.

Unangefochtener Platzhirsch unter den Bars ist Abaco (> zur Karte). Wohl nirgendwo wird ein Cocktail in einem etwas schwülstigen Ambiente mit Blumenschmuck und zu klassischer Musik aufwendiger zelebriert. Wen die Neugier plagt, der sollte sich beeilen, Ende 2019 ist Schluss. Bodenständiger präsentiert sich da die Taberna de La Boveda (Paseo Sagrera 3), die mit einer breit gefächerten Auswahl lokaler Spezialitäten aufwarten kann und statt Blumengirlanden sobrassadas von der Decke baumeln lässt.

Den Abschluss des ehemaligen Hafenviertels bildet die halbrunde Plaçade la Drassana, die eigentlich ganz schön ist, aber durch die vielen parkenden Autos etliches von ihrem intimen Charme eingebüßt hat. Früher einmal ›parkten‹ hier die kleinen Fischerboote, und Netze waren zum Trocknen ausgebreitet. In seinem Zentrum erinnert ein Denkmal an den Seefahrer und Entdecker Jaume Ferrer und damit an die glorreichen Zeiten maritimer Herrschaft.

Warten auf den Immobilienhai

Das östlich angrenzende Viertel mit seinen schmalen, baumlosen Gassen und nur teilweise renovierten Häusern träumt noch einer besseren Zukunft entgegen, die aber angesichts der explodierenden Immobilienpreise schon bald kommen dürfte. Jenseits der Kirche Santa Creu (> zur Karte), die wie eine Glucke über die umliegenden Wohnquartiere des Viertels Sant Pere wacht, hat sich dieser Wandel schon vollzogen. Ausgehend von der nicht weit entfernten Born und der Einkaufsmeile Jaume III haben sich Galerien, kleine Cafés und Boutiquen in das Viertel vorgearbeitet. Besonders deutlich wird die Veränderung entlang der Sant Feliu, die schnurgerade auf die Born zuläuft. Bemerkenswert ist hier das ehemalige Herrenhaus Can Belloto, das mit seinem Maskenschmuck über dem Hauptportal und den Fenstern aus dem Rahmen fällt. Das kleine, unscheinbare Bethaus Sant Feliu (> zur Karte), das sich einige Schritte weiter zwischen den renovierten Häusern versteckt, gehört zu den ältesten christlichen Gebäuden der Stadt und beherbergt heute eine angesehene Galerie moderner Kunst. Der ehemalige, zum Schaufenster umfunktionierte Seiteneingang zeigt noch gotische Elemente, der dekorativere Hauptzugang um die Ecke in der Carrer de Sant Gaietà stammt hingegen erst aus dem 16. Jh.

Folgt man dieser Gasse, passiert man gegenüber der Kirche Sant Cayetano den hinteren Eingang des Casal Solleric. Dieser letzte mallorquinische Adelspalast (18. Jh.) zieht sich mit seinem schönen Innenhof bis zum Passeig des Born hinüber. Noch ein Torbogen und man findet sich unter den Arkaden der Avinguda Jaume III wieder, der Hauptgeschäftsstraße Palmas, die rechts zur Plaça del Rei Joan Carles I führt. An ihrer Nordseite beginnt der Carrer de Sant Jaume, eine schmale, von Stadtpalästen und der gleichnamigen Barockkirche gesäumte Straße. Sehr schön sind hier die Niederlassung des schwedischen Konsulats und die Eingangshalle des zum Hotel Born (> zur Karte) umgewandelten Can Ferrandell, eines Patrizierhauses aus dem 18. Jh. sowie die als Kulturzentrum dienende Fundació Barceló in einem Haus aus dem 19. Jh. gegenüber (Nr. 4, www.fundacionbarcelo.org, Mo–Fr 11–13.30, 17–19.30, Sa 11–13.30, So 10.30–13.30 Uhr).

Die Gasse endet vor dem Konvent Santa Magdalena (> zur Karte), in dem die lokale Heilige Catalina Tomás als Nonne lebte und nun in einem gläsernen Sarg zur ewigen Ruhe gebettet ist (Mo–So 8–13.15, 16.30–19.30, Fr erst ab 11.30 Uhr). In der Weihnachtszeit gibt es hier eine schöne Krippe zu bewundern.

Die Küstenpromenade

Winde wehn, Schiffe gehn (nicht)

Die breite, palmengesäumte Küstenpromenade Passeig Marítim (Passeig Sagrera), die den Platz der Ende des 19. Jh. geschleiften Stadtmauer einnimmt, ist mit breitem Fußgängerweg und einem separaten Fahrradweg hervorragend ausgebaut und eignet sich mit einer Länge von mehr als 4 km vor allem für eine Radtour oder einen Trip mit dem Segway, den man mieten kann ( www.segwaypalma.com).

Die Tour beginnt am Denkmal des Ramón Llull (> zur Karte) an der Einmündung der Avinguda Antoni Maura in die Küstenstraße unterhalb des Almudaina-Palastes. Es ist sicherlich kein Zufall, dass der Nationalheilige an diesem strategischen Punkt, wo Ober- und Unterstadt, die Boulevards und die Küstenpromenade aufeinandertreffen, seinen Platz gefunden hat.

Von einer Aussichtsplattform unmittelbar am Hafenbecken hat man einen weiten Blick über die schnittigen Jachten, die statt unter vollen Segeln das Meer zu durchpflügen die meiste Zeit tatenlos vor sich hindümpeln. Als Mallorca noch Drehscheibe des Mittelmeerhandels war, dürfte es hier ganz anders ausgesehen haben. Dickbauchige Frachtensegler luden und entluden an den Piers ihre kostbaren Waren.

© laif, Köln: Frank Heuer

Nicht für die Ewigkeit, aber extra für die Llotja gemacht: Rebecca Horns »Glowing Core« (Glutkern) schwebt zwischen Himmel und Erde. Ein Blick hinauf reicht nicht aus.

Filigrane Fantasien

Wie es sich für einen ordentlichen Hafen gehört, befanden sich in der Nähe der Kaianlagen auch die Verwaltungsgebäude, die den Handel kontrollierten. Je reicher man wurde, desto repräsentativer sollten diese Bauten werden. Die Seehandelsbörse Llotja dels Mercaders (> zur Karte) (April–Okt. Di–So 10.30–13.30, 17.30–23, Nov.–März 10.30–13.30, 16–18 Uhr, Eintritt frei) erfüllte diese Aufgabe perfekt. Sie wurde zwischen 1426 und 1448 vom damaligen Stararchitekten Guillem Sagrera konzipiert, der auch das prächtige Eingangstor der Kathedrale schuf. Während die achteckigen Türmchen an den Ecken reine Gotik verkörpern, kündigen die zarten gedrehten Säulen im Innenraum, die an Palmen erinnern, schon die Renaissance an. Und tatsächlich schuf Sagrera nur wenig später mit dem Tor des Castel Nuevo in Neapel ein Meisterwerk dieser Stilrichtung.

Mit hochgereckten Köpfen, die Kreuzrippen des Gewölbes bestaunend, durchschreitet man heute ehrfurchtsvoll den lichten, von nur sechs Säulen getragenen Raum und glaubt sich in einer Kirche. Als Palma einer der Hauptumschlagplätze im Mittelmeerhandel war, muss es in der Halle allerdings hoch hergegangen sein.Heute nutzt die Stadt den Börsensaal mit ernsthafter Zurückhaltung für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen.

Unmittelbar an die Börse grenzt das anmutige Consolat de Mar (> zur Karte), ehemals Seegericht und heute Sitz der autonomen Regierung. Nur durch den Zaun kann man einen Blick auf die hübsche, aus dem 17. Jh. stammende Front mit der großen Loggia und den gepflegten Garten werfen.

Der gezähmte Fluss

Wer hätte das gedacht? Mit dem Bastió de Sant Pere, der Eckbefestigung der ehemaligen Stadtmauer an der Einmündung des umgeleiteten Torrent de Sa Riera, ist ein Hort moderner Kunst erreicht. Durch einen kleinen Park steigt man hinauf. Von dem ehemaligen Fort stehen nur noch die Außenmauern. Das Innere nimmt Es Baluard (> zur Karte) ein, Palmas ›Bollwerk‹ für moderne Kunst (s. >>>>). Der Blick über die Hafenanlagen und über das Häusermeer zur Kathedrale lässt sich von der Terrasse kostenlos genießen, aber auch mit einem gepflegten Mittagessen im gleichnamigen Restaurant verbinden ( www.restaurantesbaluard.com, tgl. 10–23.30 Uhr).

Hin und wieder kann man von der Küstenpromenade zu den Kaianlagen abzweigen. Der Weg lohnt aber nur an der Carrer Contramoll Mollet, die sich gegenüber der Festung in das Hafengelände schiebt. Und auch nur dann, wenn das empfehlenswerte Restaurant des Jachtclubs, El Náutico ( http://tast.com/es/restaurant/el-nautico, tgl. 13–24 Uhr), das Ziel ist. Der Blick über den Wald der Masten zur Kathedrale ist von der Terrasse ebenso großartig wie das Essen. Auf Straßenniveau versperren meist Mauern, Zäune und Lagerhallen den Zugang zum und den Blick über das Wasser.

Der neben der Festung dem Meer zustrebende, in ein künstliches Bett gezwängte Torrent de Sa Riera, der früher so viel Unheil gebracht hatte, markiert die östliche Grenze der Altstadt.

Flügellahm

Auf nach Es Jonquet  (> zur Karte) (s. >>>>)! Der Mühlenhügel war lange zusammen mit der Kathedrale der Hingucker an Palmas Bucht. Mehrere Windmühlen blickten höchst fotogen über das Meer. Auf keinem der alten Stiche oder frühen Fotos fehlen sie. Welch Trauerspiel heute. Zu Ruinen verkommen, sind sie kaum noch eines Blickes wert. Aber es gibt Hoffnung. Die Stadt hat den Eigentümern die Pistole auf die Brust gesetzt und sie zur Renovierung verdammt; die ersten Mühlen recken schon wieder ihre spinnennetzartigen Flügel in den Himmel.

Lieblingsort

© Hans-Joachim Aubert, Bonn

Aufwertung auf Mallorquinisch

Ich war lange nicht mehr in Es Jonquet