Durch den Schleier sehen - Blake K. Healy - E-Book

Durch den Schleier sehen E-Book

Blake K. Healy

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Beschreibung

Einen Blick durch den „Schleier“ wagen! Solange er sich erinnern kann, hat Blake K. Healy bereits Engel und Dämonen gesehen. Er sieht sie so klar, wie er natürliche Dinge sieht. Er sieht zum Beispiel Engel in Anbetungsgottesdiensten tanzen und Ermutigungsworte in die Ohren von Menschen flüstern, doch genauso sieht er auch Dämonen, die sich an Leute heften und so Abhängigkeiten, Lügen und Bitterkeit in deren Herzen und Gedanken aufrechterhalten. In diesem Buch erzählt er einige dieser Begegnungen und wie er in dieser Gabe reifte und dabei die Angst und Verwirrung über die Dinge, welche er sah, überwand. Und ebenso, und wie er lernte, die Gabe des Sehens zu Gottes Verherrlichung zu nutzen und andere darin zu lehren. Es enthält außerdem eine kurze Anleitung dafür, wie man selbst beginnen und in dieser Gabe wachsen kann. Im Anhang legt der Autor die biblischen Grundlagen zu all diesen Themen und kommentiert sie. Der Autor selbst sagt dazu: "Dies ist die Geschichte darüber, wie ich lernte, die Gabe zu nutzen, mit der ich geboren wurde, und wie ich entdeckte, dass wirklich alles, was ich sah, auf die absolute und vollkommene Liebe hinwies, die Gott für seine Kinder hat."

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Seitenzahl: 235

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Blake K. Healy

Durch den Schleier sehen

Eine Einladung in die unsichtbare Welt

GloryWorld-Medien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. E-Book-Auflage 2019

Copyright © 2018 by Blake K. Healy. All rights reserved. Originaltitel: „The Veil“; erschienen bei Charisma House, 600 Rinehart Road, Lake Mary, Florida 32746, USA. Dort ist es auch in anderen Sprachen erhältlich. E-Mail: [email protected]

© der deutschen Ausgabe 2019 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der der Neuen Genfer Übersetzung, 2009, entnommen. Weitere Bibelübersetzungen:

NeÜ: Neue evangelistische Übersetzung © 2013 Karl-Heinz VanheidenNLB: „Neues Leben. Die Bibelübersetzung“, Holzgerlingen, 2002

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Übersetzung: Klaudia WagnerLektorat/Satz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Vincent Pirozzi und Jens Neuhaus (www.7dinge.de)

ISBN (epub): 978-3-95578-449-2

ISBN (Druck): 978-3-95578-349-5

 

 

Stimmen zum Buch

Wir alle brauchen Menschen, die uns in unseren Gaben und in unserem geistlichen Leben ermutigen, aber meist tendieren wir dazu, in unserer Beziehung zu Gott und den Dingen des Geistes unsere eigenen Wege zu verfolgen. Blakes Buch bietet uns eine großartige Möglichkeit, mit unseren Gewohnheiten zu brechen. Durch seinen brillanten Schreibstil macht er uns seine geistliche Sicht der Dinge zugänglich. Dieses Buch erweitert unseren Horizont, lässt unseren geistlichen Hunger wachsen und rüstet uns für die Tage zu, in denen wir leben!

Paul ManwaringAutor „Die Herrlichkeit Gottes“

Dieses extrem aufschlussreiche Buch muss man einfach gelesen haben; ich habe schon viele Leute dazu ermutigt. Blake lässt uns an seinem Leben teilhaben – an seinen Erfahrungen und dem Prozess, wie Gott ihn lehrte, mit dem umzugehen, was er sieht, und dabei mit dem Himmel zusammenzuarbeiten. Brillant!

Eric JohnsonHauptpastor der Bethel-Gemeinde in Redding (Kalifornien)

 

Inhalt

Vorwort

Einführung

TEIL I

Meine Geschichte, Teil 1

Dämonen und dergleichen

Die persönliche Ebene

Haus und Heimat

Mächte, Fürstentümer usw.

TEIL II

Meine Geschichte, Teil 2

Engel und Unendlichkeit

Menschen

Engel

Strukturen

Gemeinde

TEIL III

Meine Geschichte, Teil 3

Jetzt tu es selbst

Mögliche Blockaden

Epilog: Warum?

Anhang: Für das weitergehende Studium

Über den Autor

 

Widmung

Für meine Frau April.Du hast mehr Freiheit und Liebein mein Leben gebracht,als ich mir je hätte vorstellen können.

 

Danksagung

Ich möchte allen Freundenund der ganzen Familie danken,die mein Leben so erfüllt und reich gemacht haben,wie es jetzt ist.

Mein besonderer Dank gilt John Pitzer,Brent Brownlee und Dean Porterfür ihre Unterstützung,dieses Buch zu dem zu machen, was es ist.

 

 

Vorwort

Ich glaube, dass wir in einer Zeit großer Offenbarung leben, und dass wir mehr denn je Leute brauchen, die sehen können. Ich spreche dabei von solchen, die physisch in den Bereich der geistlichen Welt sehen können. Es gibt viele unter uns, welche diese einzigartige Gabe haben. Viele von ihnen halten sich im Verborgenen, da sie sich davor fürchten, etwas von ihrer Welt zu erzählen. Sie fragen sich, ob mit ihnen etwas nicht stimmt. Die geistliche Welt starrt ihnen sozusagen ständig ins Gesicht und ist dabei sehr real – realer, als die physische Welt.

Wir brauchen diese Leute in unserer Welt, und deshalb rate ich Leitern immer, offen für sie zu sein. Selbst wenn wir diese Gabe nicht haben, ist es wichtig, dass wir aufstehen und Mentoren und Hirten für die sind, welche in den Bereich des Geistes schauen können.

Die Bibel spricht von Sehern. Viele der geistlichen Leiter und der Könige im Alten Testament hatten ihre eigenen Seher. König David hatte Gad und Asaph. Saul hatte Samuel. Salomo hatte Iddo. Und es gab noch mehr. Diese Leiter waren in ihrem Leben von den Sehern abhängig. Sie gaben ihnen einen Platz, ohne sie zu missbrauchen.

Bei Blake begann es, als er noch sehr jung war. Ich habe beobachtet, wie er in dieser Gabe reifte – mit all den Höhen und Tiefen, aber auch mit viel Gnade. Eines mag ich an diesem Buch ganz besonders, nämlich wie Blake seine Beziehung zu Gott lebt. Seine Liebe zu ihm und seine Offenbarungen und Erkenntnisse über das Vaterherz werden für alle, die dieses Buch lesen, lebensverändernd sein.

Blake spricht offen über seine Gabe und die Schwierigkeiten, die er damit hatte. Er schreibt über die guten Zeiten, aber auch über die Zeiten, in denen er seine Gabe verbarg, und die Gründe dafür.

Wie viele andere lerne auch ich durch Geschichten. Dieses Buch enthält erstaunliche Geschichten aus der Seherwelt. Darin sind wichtige Offenbarungen und gute, solide Wahrheiten enthalten. Eine davon ist die, dass die Gabe des Sehens vielen Menschen offensteht.

Nachdem ich das Buch gelesen hatte, machte ich selbst die Erfahrung, dass ich auf einmal Dinge sah, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte. Jeder, der diese Seiten mit offenem Herzen liest, kann dadurch eine Salbung empfangen. Sei bereit dafür! Ich wünsche dir, dass du von Begeisterung ergriffen wirst, wenn du dieses Buch liest.

Je mehr wir uns nach Gott und seiner wundervollen Gegenwart ausstrecken, desto mehr wird die geistliche Welt für uns lebendig.

Danke, Blake, dass du uns dein Leben und deine Offenbarungen nahegebracht hast. Ich glaube, dass dies das aufschlussreichste Buch über die Sehersalbung ist, das ich je gelesen habe.

Beni JohnsonSenior Pastor, Bethel ChurchAutor von Der glückliche Fürbitter

 

Einführung

Meine früheste Erinnerung ist die an einen Engel. Ich war zwei Jahre alt und im Kindersitz angeschnallt, hinten im Minivan meiner Eltern. Meine Mutter saß am Steuer und plauderte mit dem Kassierer am Fenster einer Drive-Through-Bank1. Eine kleine Gruppe Lichter in der Größe eines Baseballs schwebte über dem Kopf meiner Mutter. Die Lichter schwangen im Takt der Anbetungsmusik aus dem Radio vor und zurück, als seien sie in einer Unterwasserströmung gefangen.

Meine zweite Erinnerung ist die an einen Dämon. Ich stand im Schlafzimmer meiner Eltern und lauschte angestrengt der Unterhaltung, die sie einen Stock höher in der Küche führten. Obwohl ich die gedämpften Worte nicht verstehen konnte, machte mir der unglückliche Ton klar, dass sie sich stritten. Ich starrte hinauf und hoffte, ihre Stimmen irgendwie klarer hören zu können. Da sah ich, wie – ähnlich einem überschweren Wassertropfen – ein Gesicht und schließlich ein Wesen aus der Zimmerdecke hervorkam.

Seine Haut war bleich, die Gesichtszüge waren, abgesehen von seinen finsteren Augen, stumpf; er hatte scharfe, spitze Zähne und einen merkwürdig rechteckigen Kopf. Der Dämon befreite sich aus der Decke und schwebte mir entgegen, und ich sah, dass alles unter seinen Schultern nicht substanzieller war als Rauch. Da ich kein großes Interesse daran hatte, was dieser fliegende Ghul2 vorhatte, wenn er mich erreichen würde, drehte ich mich um, stürzte mich kopfüber ins Bett meiner Eltern und zog mir die Decke über die Ohren. Nach ein paar Momenten der Stille brachte ich den Mut auf, die Nase aus meinem wattierten und gesteppten Schutzschild hervorzustrecken. Er war weg.

Solang ich denken kann, habe ich Engel, Dämonen und andere geistliche Dinge gesehen. Ich sehe sie, wann immer ich mich dafür entscheide. Und ich sehe sie mit meinen Augen genauso, wie ich dich sehen würde, wenn du mir gegenübersitzt.

Wenn du Auto fährst, kannst du durch die Windschutzscheibe hindurch auf die Landschaft hinter ihr sehen – die Straße und die anderen Autos (was du wohl auch tun solltest). Du kannst aber auch auf die Windschutzscheibe selbst schauen, das Glas und alle die Staubpartikel und Wassertropfen darauf. Im Geist zu sehen ist ziemlich ähnlich. Du kannst das fokussieren, was sich in der physischen Welt befindet, oder das, was in der geistlichen Welt vor sich geht.

Dieses Buch ist mein dritter Versuch, meine Gedanken und Erfahrungen über die Gabe des Sehens im Geist zu Papier zu bringen. Meine früheren Versuche waren möglicherweise ausführlicher und gründlicher, da ich probiert hatte, jede Erfahrung sorgfältig zu analysieren und Bibelstellen für alle meine Ansichten zusammenzutragen. Aber so edel meine Bemühungen auch waren, endete jeder Versuch irgendwie staubtrocken und, offen gesagt, langweilig. Zwar hätte man dies leicht auf meine Unzulänglichkeit als Schriftsteller zurückführen können, doch hatte ich das Gefühl, dass es mehr war als das. Als die Hoffnung auf eine effektive aber druckbare Version meiner Lebenserfahrungen dahinschwand, kam Gott und gab mir die richtige Richtung vor.

Er sagte: „Du vertraust ja deinen Lesern gar nicht!“ Und ich wusste, dass er recht hatte.

Mit neuem Eifer, meine Erfahrungen mit der Welt zu teilen, begann ich zu schreiben. Und ich hoffe, dass dieses Buch dir einen klaren Einblick in die Gabe vermittelt, von der ich glaube, dass sie jeder selbst erfahren sollte. Um dies zu erreichen, entfernte ich die meisten der ausführlichen Analysen, beschränkte meine Ansichten auf ein Minimum und fügte mehr Geschichten hinzu.

So bleiben in diesem Buch natürlich manche Fragen unbeantwortet. Diese Vorstellung beunruhigte mich zuerst; aber jetzt ist mir klar, dass es damit nicht nur ein Buch über das Sehen im Geist ist, sondern auch eine Einladung dazu, es zu tun. Du wirst deine Fragen und Gedanken zum Herrn bringen müssen, wenn du eine Antwort haben willst. Im ersten Moment mag das frustrierend sein, aber es dient meinem eigentlichen Ziel, meine Leser dazu herauszufordern, eine tiefere Beziehung mit Gott einzugehen.

Ich bin weder Theologe noch Bibelgelehrter. Ich bin auch kein Griechisch- oder Hebräisch-Sprachwissenschaftler und habe keine theologische Hochschule besucht. Zum Glück habe ich auch nicht versucht, als solcher für dich zu schreiben. Vielmehr will ich lediglich ein Stück meines Lebens mit dir teilen und es dir überlassen, was es für dich bedeutet.

Vor diesem Hintergrund möchte ich dir noch ein paar einfache Leitlinien mit auf den Weg geben, damit du das Beste aus diesem Buch herausholen kannst:

1. Denke nach: Ich werde dir nicht sagen, was du über die hier niedergeschriebenen Erfahrungen zu denken oder zu glauben hast. Zwar habe ich, wo ich es passend fand, einige Gedanken und Ansichten eingefügt, aber grundsätzlich finde ich es besser, wenn du dir selbst ein Bild über diese Geschehnisse machst. Keine Sorge! Gott hätte dir kein so spektakuläres Gehirn gegeben, wenn seine Absicht für dich nicht gewesen wäre, es auch zu benutzen.

2. Halte Ausschau nach dem Guten: Das größte Risiko, das ich mit meiner Herangehensweise an diese Sache eingegangen bin, ist, dir als meinen Leser auf halbem Weg zu begegnen. Indem ich dir den Raum lasse, deine eigenen Schlussfolgerungen aus dem Geschriebenen zu ziehen, nehme ich auch in Kauf, dass du falsche und negative Schlüsse ziehen könntest. Alles in diesem Buch soll jedoch die Herrlichkeit Gottes offenbaren. Vielleicht stimmst du nicht mit meinen Ansichten oder Erfahrungen überein oder hältst noch nicht einmal für wahr, was ich gesehen habe. Aber das ist kein Problem für mich, solange du auf das Gute schaust.

3. Sprich mit Gott: Alles, was wir denken und tun, sollte im Dialog mit Gott geschehen. Alles, was wir nicht in die Beziehung zu Gott integrieren, ist absolute Zeitverschwendung. Ohne eine intime Beziehung zu deinem Schöpfer ist es unmöglich, irgendetwas Nützliches aus diesem Buch herauszuholen (und ehrlich gesagt auch nicht aus irgendeinem anderen). Er kann sich viel besser selbst offenbaren, als ich es jemals tun könnte.

Es mag ein bisschen anmaßend sein, gleich zu Beginn eines Buches eine Liste mit Forderungen zu stellen, aber diese drei Bitten sind die effektivsten Schlüssel, um das Beste daraus zu machen. Zufällig sind sie auch der beste Weg, um in einem Leben des geistlichen Sehens zu wachsen. Ich möchte dir durch dieses Buch geistlich etwas vermitteln, aber noch viel mehr liegt mir am Herzen, dass es eine offene Tür zu Gottes Königreich ist.

 

 

1 Bankschalter, an den man mit dem Auto heranfahren kann, Anm. d. Übers.

2 Ein Ghul … ist üblicherweise ein leichenfressendes Fabelwesen und erscheint in verschiedenen mythologischen und literarischen Formen … Der Ghul ist im persisch-arabischen Kulturkreis ein gefährlicher Dämon … (Auszug aus Wikipedia, Zugriff am 06.12.2018).

Teil I

 

 

Kapitel 1: Meine Geschichte, Teil 1

Schon den ganzen Tag hatte ich schweißnasse Hände. Ich halte mich nicht für einen nervösen Menschen, aber an diesem Tag hatte ich einen guten Grund. Ich wartete vor einer kleinen Wohnung und tat mein Bestes, um über das schöne Wetter nachzudenken. Es war ein kühler Frühlingsabend in Redding (Kalifornien), und ich war kurz davor, mein erstes Jahr in der Bethel School of Supernatural Ministry (Schule für den übernatürlichen Dienst) abzuschließen. Ich war gerade von der durch die Schule organisierten Missionsreise zurück, die einen wesentlichen Teil des letzten Semesters ausgemacht hatte. Es war ein Jahr gewaltiger Durchbrüche gewesen, insbesondere, was meine Gabe des geistlichen Sehens anging. Aber das war das Letzte, woran ich dachte, als ich mich dieser Tür näherte.

Nach der Rückkehr von der Missionsreise nach Mexiko, hatte ich eine gute Freundin gefragt, ob ich in ihrem Hauskreis sprechen könne. Als ich nun eintrat, war ich davon beeindruckt, wie sie es geschafft hatten, so viele Leute in diese winzige Wohnung zu stopfen – so um die vierzig, schätzte ich. Die meisten von ihnen waren Mitstudenten. Während ich auf all die fröhlichen Gesichter um mich herum schaute, begann ich meine Entscheidung mit jeder Faser meines Seins zu bereuen. Ich hatte zwar schon zu größeren Menschenmengen gesprochen – vielfach größeren – aber nicht darüber.

Der Hauskreis begann mit ein paar einfachen Lobpreisliedern. Mein Körper war zum größten Teil mit einem feinen Schweißfilm überzogen. Ich kann nicht sagen, ob das an den vierzig Mündern lag, die ständig ihren heißen Atem in den Raum bliesen, oder weil ich wusste, was nach dem Lobpreis folgen würde.

Das letzte Lied endete und meine Freundin machte eine kurze Einleitung für mich. Da sich viel zu viele Leute auf dem Teppich „stapelten“, war mir der Weg verbaut, um mich schnell aus dem Staub machen zu können. So lehnte ich mich in meinem Sessel nach vorne und ergab mich in mein Schicksal.

Ich fing mit dem Einfachen an, der Aussage, die ich bereits tausendmal vorher gemacht hatte: „Ich sehe Engel und Dämonen, solange ich mich zurückerinnern kann. Ich sehe sie so klar, wie ich euch alle sehe. Ich kann sie fokussieren, wann immer es notwendig ist.“

Nachdem ich nun die einfachen Tatsachen ausgesprochen hatte, gab es nicht mehr viel mitzuteilen, abgesehen von dem, wovor ich Angst hatte. Zu diesem Zeitpunkt kannten nicht mehr als drei Leute meine Lebensgeschichte, und die meisten von ihnen nur Bruchstücke davon. Es war nun das erste Mal, dass ich meine Geschichte als Gesamtes erzählte.

 

***

 

Als Kind war mir nicht bewusst, dass ich „im Geist sah“. Ich weiß noch, dass ich Lichter und Farben durch die Luft schwirren sah, wenn wir sonntags in der Kirche waren. Und ich kann mich auch daran erinnern, dass ab und zu eine geflügelte, schattenhafte Kreatur über mein südkalifornisches Stadtviertel hinwegflog. Für mich war dies allerdings nicht fantastischer oder ungewöhnlicher, als ein tieffliegendes Flugzeug oder ein Hund, der die Straße entlanglief. Ich versuchte, meine Eltern auf diese seltsamen Begebenheiten hinzuweisen, indem ich darauf bestand, gesehen zu haben, wie ein Dinosaurier über unser Haus geflogen war, oder dass ein Mann mit Licht auf die Zimmerdecke gemalt hatte. Sie zollten dem wenig Aufmerksamkeit und dachten, ich hätte halt eine blühende Fantasie. Ich selbst machte mir noch weniger aus ihrem Desinteresse. Anscheinend waren ihnen die finsteren Monster und wunderschönen Lichter egal, so wie sie sich auch nicht um die Bäume und Häuser und Geldautomaten kümmerten, die ich als Junge so faszinierend fand. Ich hatte keinen Grund zu glauben, irgendetwas sei nicht normal.

Meine Eltern kannten Gott. Sie hatten ihn kurz nach meiner Geburt kennengelernt und folgten ihm seitdem leidenschaftlich. Die Kirche, die wir besuchten, glaubte nicht daran, dass die Geistesgaben heute noch wirksam sind, weshalb meine Eltern keine Veranlassung hatten zu erwarten, dass ich etwa eine dieser besagten Gaben hätte. Sie waren jedoch entschlossen, Gott von ganzem Herzen zu folgen. Deshalb ging mein Vater zur Bibelschule und meine Mutter träumte von einem Leben als Missionarin. Als ich fünf war, zogen wir nach Russland.

Unsere Gemeinde in Kalifornien und die Bibelschule meines Vaters hatten uns nichts über die Gegenwart des Heiligen Geistes beigebracht und trotzdem goss er sich in Moskau aus. Leute bebten, weinten, lachten, fielen, standen mit erhobenen Armen, tanzten, sangen, schrien, rannten und wurden in der Gegenwart Gottes geheilt. Ich liebte es, diese Gottesdienste zu beobachten; Lichter in allen Farben streiften während des Lobpreises über die Decken. Wunderschöne Frauen mit Gewändern aus Licht und Farbe liefen mit riesigen Flaggen, die fünfzehn Meter hinter ihnen her flatterten, auf den Rückenlehnen der Sitze entlang. Wellen von kristallklarem Wasser, Öl sowie Blitze strömten bzw. zuckten durch den Saal und füllten die Lungen und Augen der Versammelten mit Wärme.

Die Gegenwart Gottes zieht ja sowohl die Hungrigen als auch die Verletzten an. Von dämonischen Stimmen gequälte Leute brüllten auf und wanden sich auf dem Boden, während andere in unnatürlichen Tönen kreischten. Ich weiß noch, dass ich Menschen sah, denen Schuppen am Hals wuchsen und deren Augen blutrot waren. Schwarzer Ruß und Rauch quoll aus denen hervor, die sich der Bühne näherten, um Befreiung zu suchen. In die Rücken anderer, die nicht den Mut aufbringen konnten, nach vorne zu gehen, hatten sich dunkle Hände mit Klauenfingern gegraben.

Es war damals eine aufregende Zeit in Russland. Einmal inszenierten kommunistische Hardliner mit Unterstützung einer Menge Soldaten und Panzer einen Putsch vor dem russischen Regierungssitz. Gleichzeitig lernten Bürger Freiheiten auszuüben, die seit Generationen unterdrückt worden waren. Doch nichts davon bedeutete einem Fünfjährigen wirklich etwas, außer der Möglichkeit, einen Panzer die Straße entlangfahren zu sehen. Aber ich erinnere mich noch daran, dass ich die Folgen dieser Turbulenzen in die Gesichter der Leute geschrieben sah, wenn wir ihnen dienten.

Mir fiel auf, dass viele Russen in unserer Kirche offene Wunden um den Hals und die Handgelenke hatten. Ich glaube, dass dies die Male der Fesseln waren, welche ihnen die repressive Regierung angelegt hatte. Sicherlich hatte sie viele Menschen verletzt, aber nun waren die Fesseln verschwunden. Als ich klein war, verstand ich das nicht – zumindest nicht im politischen Sinn – aber ich glaube, dass ein Teil von mir die neue Freiheit verstand, die diese Leute erlebten. Und daraus erwuchs in mir eine große Zuneigung zum russischen Volk.

Wir dienten dreieinhalb Jahre in Russland und verließen das Land erst, nachdem wir meine jüngste Schwester, die in einem Waisenhaus außerhalb Moskaus gelebt hatte, adoptiert hatten. Die russische Gesetzgebung in Bezug auf eine Adoption durch Ausländer war in dieser Zeit noch unklar, weshalb es vernünftig erschien, das Land zu verlassen.

 

***

 

Als Kind hatte ich keine Kontrolle über das, was ich sah. Lichtströme und rauchige Schatten huschten in meinen Blick und wieder hinaus, ungebeten und ohne offensichtlichen Sinn. Heute kann ich im Geist sehen, wann immer ich es will.

Bevor wir tiefer in meine Lebensgeschichte einsteigen, möchte ich gerne einige Begriffe definieren. Ich betrachte meine Denkweise über das Sehen im Geist nicht als die beste oder einzige; es ist lediglich die Art und Weise, in der ich persönlich die Erfahrungen ordne, mit denen mein Leben Tag für Tag durchsetzt ist. Mit den nun folgenden Begriffen will ich weniger die Aspekte der geistlichen Welt definieren, als dir helfen zu verstehen, wovon ich überhaupt rede.

Die drei Dimensionen

Ich glaube, dass es drei Bereiche oder Dimensionen der Existenz gibt. Die einen nennen das den ersten, zweiten und dritten Himmel, während andere es in die physische, seelische und geistliche Dimension unterteilen. Ich bin sicher, dass es noch andere ausgefallene Bezeichnungen für diese Vorstellungen gibt, aber ich persönlich werde von ihnen als der physischen, seelischen und geistlichen Dimension sprechen, weil das den Zielen, die ich mit diesem Buch verfolge, am ehesten entspricht.

Mit der physischen Dimension solltest du wohl am vertrautesten sein. Das ist die, welche voll mit all den Bäumen, Autos, Gebäuden, Mountainbikes und Belugawalen ist – die, in der dein physischer Körper genau in diesem Moment existiert. Hier nimmst du dein Essen zu dir, schwimmst im Ozean, machst Popkorn in der Mikrowelle und schneidest dir mit einem ungeschickt benutzten Messer in den Finger. Dein Leben ist praktisch die physische Manifestation deiner Seele und deines Geistes. Es ist ein verschwommenes, aber wahres Spiegelbild der beiden anderen Dimensionen.

In der seelischen Dimension befinden sich dein Denken, dein Wille und deine Gefühle. Deshalb ist sie der perfekte Ort, an dem dich Dämonen beeinflussen können, aber auch einer der Orte, an denen der Heilige Geist zu dir sprechen wird. Alle deine Entscheidungen triffst du hier, denn alle Erfahrungen, die du in der physischen Dimension machst und auch die Einflüsse der geistlichen Dimension durchqueren dieses turbulente Gebiet.

Die geistliche Dimension ist für mich, ehrlich gesagt, nur eine abstrakte Vorstellung. Ich glaube, dass dort Gott ist. Natürlich ist Gott allgegenwärtig (was bedeutet, dass er einfach überall ist), aber ich glaube, dass er in der geistlichen Dimension lebt.

Eines Tages fragte ich Gott, was eigentlich ein Geist sei. Er antwortete, ein Geist sei „die eigentliche Identität“, der genetische Code, der das Sein von allem bestimmt. Dein Geist existiert außerhalb der Zeit und ist alles, was du jemals sein wirst. Fakt ist, dass alles, was du bist, so einzigartig und komplex ist, dass es nur im Laufe deines gesamten Lebens vollständig zum Ausdruck kommen kann. Wahrscheinlich siehst du dich heute als eine andere Person als noch vor fünf, zehn oder fünfzig Jahren. Aber dein Geist ist all das, alles auf einmal, und auch alles, was du jemals sein wirst. Dein Leben ist ein Ausdruck des Geistes, den Gott geschaffen hat. Es ist sicherlich nicht perfekt, aber zu wissen, dass der ursprüngliche Plan jederzeit zur Verfügung steht, überzeugt mich davon, dass es ganz sicher vollkommen sein könnte.

Was bedeutet „Sehen im Geist“?

Dein physischer Körper existiert also in der physischen Dimension (falls du dies bisher noch nicht aus dem Zusammenhang ableiten konntest). Die Leute erkennen dich aufgrund deines physischen Aussehens, so wie du sie an ihrem erkennst. Während jeder von uns ein Geist mit einer Seele ist, der in einem Körper wohnt, ist ein Engel ein Geist, der nicht durch eine physische Form begrenzt ist. Sehe ich Engel, dann ist dies eine visuelle Darstellung dessen, was und wer sie sind.

Zum Beispiel steht genau jetzt, während ich in meinem Wohnzimmer sitze und auf meinem Laptop herumtippe, ein großer Engel in der Nähe der Haustür. Er reicht bis knapp unter die Decke, hat dunkelbraune, sorgfältig auf eine Seite gekämmte Haare und einen strengen Blick, der mein Interesse an ihm scheinbar völlig ignoriert. Er ist groß und schlank, trägt eine Lederrüstung, in der er sich gut bewegen kann, und hält einen Speer in seiner rechten Hand, der ebenso lang und gerade ist, wie er selbst.

Dies ist ein Schutzengel, der hier ist, um mein Haus zu bewachen. Er sieht so aus, weil dies seinem Auftrag entspricht. Da Engel Geister sind, die nicht durch eine physische Form begrenzt sind, und weil ein Geist pure Identität ist, sehe ich ein visuelles Abbild dessen, wer dieser Engel tatsächlich ist.

Früher sagte ich immer: Wenn du etwas im Geist siehst, dann verstehst du es. Aber eigentlich war das nicht die ganze Wahrheit, denn vieles von dem, was ich sehe, ist schleierhaft und verwirrend. Eine zutreffendere Aussage wäre: „Du erkennst, was du im Geist siehst.“ Obwohl man es vielleicht nicht vollkommen versteht, ist da etwas Vertrautes. Vielleicht ist das deswegen so, weil wir jede Minute eines jeden Tages in der geistlichen Dimension existieren, obwohl wir unsere Aufmerksamkeit größtenteils der physischen Dimension widmen.

 

***

 

Abgesehen von den seltsamen Blicken, die ich erhielt, wenn ich auf Dinge hinwies, die sonst niemand sah, hatte ich nie einen Grund zu glauben, dass irgendetwas unnormal wäre. Ich mochte die hellen Lichter und herrlichen Wesen, die in unserem Haus und unserer Kirche zu Gange waren. Wenn dämonische Wesen sich an unserer Autoscheibe festkrallen wollten oder hinter den Augen von seelisch verletzten Menschen hervorstarrten, spürte ich nie wirklich eine reale Gefahr. Es war, als würde ich die geistliche Welt durch eine dicke Lage kugelsicheren Glases betrachten. Jeder Dämon, den ich sah, war nicht bedrohlicher als ein Löwe im Käfig eines Zoo. Aber das alles veränderte sich, als ich neun wurde.

Nach vier Jahren als Missionare, fanden meine Eltern, es sei Zeit, wieder nach Hause zu gehen. Aber anstatt an die sonnige Küste Südkaliforniens zurückzukehren, zogen wir in das Städtchen Holland in Michigan. Es war für eine Familie, die eine Ruhepause benötigte, der perfekte idyllische und ruhige Ort. Wir zogen in ein kleines Haus in der Church Street, und ich begann mein erstes Schuljahr in einer amerikanischen Schule.

Ich erinnere mich deutlich daran, wie ich in der ersten Pause der vierten Klasse auf den Spielplatz ging. Als ich das Areal überschaute, das voll mit meinen Schulkameraden war, freute ich mich auf ein Leben unter hundert Kindern, die genauso waren wie ich. Angesichts der Aussicht, ein so normales Leben zu führen wie jedes von ihnen, stieß ich einen Seufzer der Zufriedenheit aus und rannte los, um mit anderen Kindern zu spielen. Ich achtete dabei nicht auf die etwa ein Dutzend Männer mit Flügeln und goldenen Speeren, die über das Schul­areal flogen.

Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich mich nun unter Gleichaltrigen befand, mit welchen ich mich in meiner Muttersprache unterhalten konnte, oder einfach nur, weil ich älter wurde, aber bald merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Es passierte langsam. Obwohl ich es bereits ein dutzend Mal gesehen hatte, erschien es mir auf einmal merkwürdig, dass meine Lehrerin mit tiefen Schnitten im Gesicht in unsere Klasse kam. Ich stellte auch fest, dass keiner über die stoischen Gestalten sprach, die Tag und Nacht am Schuleingang Wache hielten. Ja, es gab auch niemand, der einen der Männer erwähnte, welche die Häuser bestimmter Leute bewachten, oder die hübsche Frau bemerkte, die in den Fluren der Schule auf und ab ging und auf alle Köpfe, an denen sie vorbeikam, Blumen streute und Öl goss. Nicht einmal der schwarze Hund, so groß wie ein Haus, der über der Stadt schwebte, fiel außer mir irgendjemandem auf. Noch bevor ich verstand, was eigentlich los war, verwandelte sich meine Welt.

Eines Abends lag ich in meinem Bett und war am Einschlafen. Meine Tür war gerade so weit offen, dass ein schmaler Lichtstreifen auf den Teppich fiel. Ich beobachtete, wie das Licht flackerte, wenn meine Eltern im Flur hin und her gingen. Gerade als mich der Schlaf übermannen wollte, blieb jemand in der Türöffnung stehen. Ich dachte, es sei meine Mutter, die nachsah, ob ich schliefe, und sah deshalb zur Tür hin, um mich dessen zu vergewissern.

Ein Schatten, dünner als Nebel, aber dichter als Luft, glitt durch den Türspalt. Ich sah die vage Gestalt eines Mannes, kaum mehr als ein Kopf auf einem Paar undeutlicher Schultern. Er bewegte sich durch den Raum und hielt am Fuß meines Bettes an.

Ich hatte schon dunkle Wesen gesehen, die beängstigender aussahen als dieser Schatten – fahle Biester mit scharfen Zähnen und gelben Augen, auch schleimige Schreckgestalten mit gebrochenen Knochen, die aus ihrem verwesenden Fleisch ragten. Aber da war immer eine gewisse Distanz gewesen, wenn ich mich in der Gegenwart solcher Kreaturen befunden hatte. Ihre hasserfüllten Blicke und knirschenden Zähne waren mir wie auf dem Fernsehbildschirm erschienen – unheimlich, aber sicherlich nichts, was mich wirklich hätte berühren können.

Als nun aber dieser Schatten das Fußende meines Bettes erreichte, blitzten seine Augen auf – weiße Flecken, die irgendwo in diesem Kopf herumdrifteten – und ich spürte Angst.

Es war nicht die Angst vor irgendetwas Bestimmtem – dass ich sterben würde oder dass er mich verletzen könnte. Ich war einfach umgeben und erfüllt von absoluter und völliger Angst. Mein Körper erstarrte. Mein Blick haftete an diesen leeren, weißen Augen. Die Angst hatte keinen Fokus, keinen Gedanken, mit dem sie mich hätte quälen können. Sie war so kalt und allumfassend, dass ich an nichts anderes denken konnte, als an diesen absoluten Schrecken. Ich hatte das Gefühl, als seien kräftige Lederriemen um meine Brust geschlungen worden, die mich sowohl festhielten als auch meine Lungen zerquetschten. Ich weiß nicht, wie lange ich so festsaß – irgendwo zwischen zehn Sekunden und drei Stunden. Schließlich gelang es mir, mich umzudrehen und einzuschlafen, das Gesicht in mein Kissen gepresst. Als ich am folgenden Morgen aufwachte, war der Schatten weg.