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Durch Social Media zu Geschlechterdemokratie? Empowerment durch das Internet E-Book

Christina Jahn

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Multimedia, Internet, neue Technologien, Note: 1,0, Universität Erfurt (Seminar für Medien und Kommunikationswissenschaft), Veranstaltung: Jenseits der Facebook- Revolution: Medien und Politische Transformation, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Teilnahme von Frauen an den Protesten des Arabischen Frühlings weckte bei feministischen AktivistInnen in den betroffenen Ländern die Hoffnung, aus den gesellschaftlichen Umbrüchen würde auch eine verbesserte gesellschaftliche Stellung der Frau folgen. Der Arabische Frühling bot ihnen eine Plattform, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Dennoch wurde die Partizipation von Frauen an den Protestbewegungen durch patriarchalische Gesellschaftsstrukturen in vielen der betroffenen Ländern erschwert, und feministische Themen marginalisiert. Am Beispiel von Frauen in arabischen Ländern und im Kontext des Arabischen Frühlings untersucht diese Arbeit welche Chancen das Internet für marginalisierte Bevölkerungsgruppen während sozialer Bewegungen bietet. Während des Arabischen Frühlings hat das Internet für Frauen die Möglichkeit geschaffen, sich auch dann aktiv an den Protesten zu beteiligen, wenn es ihnen aufgrund der patriarchalischen Strukturen nicht möglich war, im physischen Raum teilzunehmen. Nicht nur durch ihre physische, sondern auch schon durch ihre virtuelle Präsenz machten sie ihre Partizipation sichtbar und konnten so für einen Veränderung des traditionellen passiven Frauenbildes sorgen. Sie konnten ihre Anliegen auch dann in die Öffentlichkeit tragen, wenn ihnen der Zugang zu anderen Medienarten oder zum physischen Raum erschwert wurde oder verwehrt blieb. Feministischer Diskurs im Internet ist potentiell transnational und bot damit die Möglichkeit, neue cross-kulturelle Erkenntnisse zu gewinnen und einen "Bumerang-Effekt" zu erzeugen. Als Fallbeispiele werden in dieser Arbeit zwei Online-Kampagnen beziehungsweise Online-Projekte genauer betrachtet: Zum einen 'HarassMap', ein ägyptisches Projekt, bei dem partizipativ Fälle von sexueller Gewalt dokumentiert wurden, sowie 'Women2Drive', eine Social-Media-Kampagne, die sich gegen das Fahrverbot für saudi-arabische Frauen richtete. Anhand der Beispiele sollen die Durchführung sowie kurz- und - soweit möglich - langfristige Wirkungen von Online-Kampagnen beschrieben werden.

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Inhaltsverzeichnis

 

Abstract

1 Einleitung

2 Potenziale sozialer Medien im Arabischen Frühling: Online-Feminismus als Empowerment?

2.1 Das Internet als alternative Öffentlichkeit und 'Safe Space'

2.2 Frauen als politische Leitfiguren

2.3 Das Internet und transnationaler Feminismus

3 "Collective Action" im digitalen Zeitalter: Fallbeispiele

3.1 „Women2Drive“

3.2 „HarassMap“

4 Fazit

Literaturverzeichnis

 

Abstract

Die Teilnahme von Frauen an den Protesten des Arabischen Frühlings weckte bei feministischen AktivistInnen in den betroffenen Ländern die Hoffnung, aus den gesellschaftlichen Umbrüchen würde auch eine verbesserte gesellschaftliche Stellung der Frau folgen. Der Arabische Frühling bot ihnen eine Plattform, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Dennoch wurde die Partizipation von Frauen an den Protestbewegungen durch patriarchalische Gesellschaftsstrukturen in vielen der betroffenen Ländern erschwert, und feministische Themen marginalisiert.

Am Beispiel von Frauen in arabischen Ländern und im Kontext des Arabischen Frühlings untersucht diese Arbeit welche Chancen das Internet für marginalisierte Bevölkerungsgruppen während sozialer Bewegungen bietet. Während des Arabischen Frühlings hat das Internet für Frauen die Möglichkeit geschaffen, sich auch dann aktiv an den Protesten zu beteiligen, wenn es ihnen aufgrund der patriarchalischen Strukturen nicht möglich war, im physischen Raum teilzunehmen. Nicht nur durch ihre physische, sondern auch schon durch ihre virtuelle Präsenz machten sie ihre Partizipation sichtbar und konnten so für einen Veränderung des traditionellen passiven Frauenbildes sorgen. Sie konnten ihre Anliegen auch dann in die Öffentlichkeit tragen, wenn ihnen der Zugang zu anderen Medienarten oder zum physischen Raum erschwert wurde oder verwehrt blieb. Feministischer Diskurs im Internet ist potentiell transnational und bot damit die Möglichkeit, neue cross-kulturelle Erkenntnisse zu gewinnen und einen "Bumerang-Effekt" zu erzeugen. Als Fallbeispiele werden in dieser Arbeit zwei Online-Kampagnen beziehungsweise Online-Projekte genauer betrachtet: Zum einen 'HarassMap', ein ägyptisches Projekt, bei dem partizipativ Fälle von sexueller Gewalt dokumentiert wurden, sowie 'Women2Drive', eine Social-Media-Kampagne, die sich gegen das Fahrverbot für saudi-arabische Frauen richtete. Anhand der Beispiele sollen die Durchführung sowie kurz- und - soweit möglich - langfristige Wirkungen von Online-Kampagnen beschrieben werden.

1 Einleitung

Zwei Dinge fielen im Verlauf der Protestbewegungen des Arabischen Frühlings besonders auf: zum einen die Bedeutung, die dem Internet und insbesondere sozialen Netzwerken zugeschrieben wurde, zum anderen die sichtbare Teilnahme von Frauen, die, entgegen des westlichen Stereotyps der schweigenden, unterdrückten Muslimin, Seite an Seite mit Männern und ebenso lautstark wie diese protestierten. Diese Arbeit versucht, beide Aspekte miteinander zu verknüpfen. Frauen waren während der Proteste sowohl im Internet als auch im öffentlichen Raum sichtbar. Im Gegensatz zu männlichen Aktivsten mussten sie sich jedoch nicht nur gegen ein gewalttätiges Regime, sondern auch gegen die gesellschaftlichen Zwänge des Patriarchats durchsetzen, das in vielen arabischen Ländern die Gesellschaft bestimmt und Frauen - oft auch gesetzlich - benachteiligt.

Wie kann das Internet dazu beitragen, die gesellschaftliche Position von diskriminierten Bevölkerungsgruppen zu stärken? Diese Frage soll am Beispiel von Frauen in arabischen Ländern und im Kontext des Arabischen Frühlings untersucht werden.

Nach der Theorie des technologischen Determinismus rufen neue Technologien, wie das Internet, gesellschaftlichen und sozialen Wandel hervor. Technischer Fortschritt produziere "Sachzwänge ... denen eine funktionalen Bedürfnissen gehorchende Politik folgen muss" (Habermas, 2003, S. 81). Demzufolge trägt das Internet durch seine potentielle Offenheit und Horizontalität auch zur Emanzipation der Frau und zum Abbau beziehungsweise zum Aufbrechen von patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen bei: "It is impossible to do hierarchy in cyberspace. ...Women are now in a position where they can own the means of production. In the information age, where information and knowledge are an economic ressource they can create, share distribute, and use it as they wish" (Myburgh, 1997-98, S. 22 f.).Dem damit umschriebenen Begriff des "Empowerments" fehlt eine einheitliche wissenschaftliche Definition; ein zentraler Bestandteil ist jedoch das Erreichen der Möglichkeit eine Wahl zu treffen, die vorher nicht getroffen werden konnte, und im Speziellen der Prozess dieses Erreichens, beziehungsweise eine Erweiterung der Wahlmöglichkeiten (Mehra, 1997, S. 138; Cattane, 2012, S. 8). Vor dem Hintergrund dieser Definition soll in den folgenden Kapiteln untersucht werden, inwieweit das Internet und soziale Netzwerke im Rahmen des Arabischen Frühlings dazu beigetragen haben, Frauen größere Entscheidungsfreiheit und mehr Wahlmöglichkeiten zu geben. Dies bezieht sich dabei sowohl auf ihre Teilhabe am Arabischen Frühling als auch auf ihre generelle gesellschaftliche Position.

2 Potenziale sozialer Medien im Arabischen Frühling: Online-Feminismus als Empowerment?

2.1 Das Internet als alternative Öffentlichkeit und 'Safe Space'

Nach Stamm (1988) ist Gegenöffentlichkeit beziehungsweise alternative Öffentlichkeit "ein Gegenbegriff gegenüber einer von Massenmedien und politischen Autoritäten manipulierten Öffentlichkeit, der sich gegen das den Herrschaftszusammenhang legitimierende Mediensystem wendet" (S. 40). Das Internet bietet Möglichkeiten, eine Alternative zu traditionellen Massenmedien anzubieten, wie zum Beispiel "die kritischen Öffentlichkeiten der Nichtregierungsorganisationen (NGOs), verschiedenartige Medienaktivisten oder Weblogs und andere partizipative Formen" (Engesser & Wimmer, 2009, S. 44). Der Zugang von Minderheiten beziehungsweise diskriminierten Bevölkerungsgruppen zu öffentlichen Diskussionsforen wird als Voraussetzung für eine demokratische Öffentlichkeit gesehen (King & Wood, 2001). Dies ist in der MENA-Region (Nordafrika und Nahost) nur unzureichend gegeben: Der Arab Human Development Report (Regional Bureau for Arab States, 2005) kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen die Beteiligung an medienpolitischer und medienplanerischen Entscheidungsprozessen verwehrt bleibt (S. 14). Generell werden Frauen in arabischen Massenmedien überwiegend stereotypisiert als schwach und sanftmütig, oft in der Rolle der Hausfrau dargestellt; zudem werden die Errungenschaften von Politikerinnen und Frauenrechtsorganisationen nur unzureichend oder überhaupt nicht behandelt (Allam, 2008). Hier kann die Schaffung einer alternativen Öffentlichkeit im Cyberspace zu einem ausgewogeneres Frauenbild beitragen und Frauen über ihr traditionelles Rollenbild hinaus eine Stimme geben:

"The emergence of small media that rivals the scope and reach of mass media helped shift the balance of power between mainstream, authoritative state voices embedded in broadcast and print media, which are primarily male-owned, and alternative, individual voices" (Radsch, 2012, S. 6).

Genau wie männliche Aktiviten nutzten Frauen während des Arabischen Frühlings soziale Netzwerke und Blogs, um zu Protesten im physischen Raum aufzurufen, Informationen und bürgerjournalistische Inhalte zu verbreiten und um ihre persönlichen Erfahrungen festzuhalten. Dies geschah oft ergänzend zum Protest auf der Straße; das Internet bot den Frauen aber auch die Möglichkeit, sich aktiv an Protesten zu beteiligen, ohne sich im physischen Raum möglicherweise in erhebliche Gefahr zu begeben. Aufgrund der stark patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen in der Region werden Frauen auch unter gewöhnlichen Umständen sehr häufig Opfer von sexueller Belästigung. Geschlechtsspezifische und sexuelle Gewalt wurde während der Proteste jedoch von Polizei und Militär gezielt gegen Frauen angewandt.

"Harassment and brutalization by the police ... and the army often has sexual connotations for women. Egyptian female protesters have been strip-searched; pictures have been taken while they were without clothes; they have been accused of prostitution and in some cases forced to undergo virginity testing."(Al-Ali, 2012, S. 29)

Nicht nur die Massenmedien, sondern auch der physische öffentliche Raum ist in vielen arabischen Ländern männlich beherrscht. Zwar ist zu bezweifeln, dass der Cyberspace als geschlechtsneutraler Raum gelten kann; tatsächlich scheint aber die männliche Dominanz in sozialen Netzwerken im Vergleich zum physischen Raum von den Nutzern selbst als deutlich geringer eingeschätzt zu werden: "One hundred percent of the interviewees asserted that Facebook is not a male dominant space.Cyber space is an alternative space for women where they can voice their ideas freely" (Slaoui, 2014, S. 169).Eine Studie von Cattane (2012) zeigte, dass weibliche Blogger in Ägypten ihren Blog betreiben, weil sie online größere Freiheit empfinden ihre Meinung zu äußern als offline, oder sich in der öffentlichen Sphäre überhaupt nicht entsprechend äußern können (S. 65 f.). Das Internet verbessert also die Möglichkeit für Frauen zur freien öffentlichen Meinungsäußerung, zumal die Möglichkeit besteht, anonym zu bleiben; für viele schafft das Internet sogar erstmals die Möglichkeit, sich öffentlich zu äußern. Das Internet hat "insbesondere jungen Frauen, die bei ihren Familien wohnen und sich mit Rücksicht auf die herrschenden sozialen Normen nicht einfach abends mit jungen Männern in einem Café treffen können, ermöglicht, sich zu beteiligen." (Perthes, 2011, S. 12) Das Internet hat schon vor, aber auch während des Arabischen Frühling Frauen eine Möglichkeit gegeben, unabhängig von patriarchalischen und hierarchischen Strukturen aktiv Medieninhalte zu erstellen, zu teilen und zu diskutieren.

Allerdings ist fraglich, ob hier tatsächlich von einer alternativen Öffentlichkeit gesprochen werden kann. Internetnutzung erfordert sowohl ökonomische Ressourcen als auch Technik-, Medien- und Sprachkompetenz. Viele Menschen in der MENA-Region haben überhaupt keinen Zugang zum Internet (Internetworldstats.com, 2012). In Syrien hat beispielsweise nur 22,5% der Bevölkerung Internetzugang, im Jemen 14,9%, in Ägypten 35,6% (Internetworldstats.com, 2012). Zudem ist die Analphabetenrate in vielen arabischen Ländern hoch. Hier muss auch auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede hingewiesen werden: Frauen sind von Analphabetismus häufiger betroffen als Männer (Hammoud, 2005, S. 4 f.) In Ägypten sind 33% der jungen Frauen (15 - 24 Jahre) Analphabeten, im Vergleich zu 21% der Männer derselben Altersgruppe; im Jemen sogar 49% der jungen Frauen im Vergleich zu 17% der jungen Männer. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich auch in Internetnutzung: In Ägypten nutzen 22,8% der Männer das Internet im Vergleich zu 17,6% der Frauen (International Telecommunication Union, 2011, S. 117). Diese Unterschiede schlagen sich auch in der Nutzung von sozialen Netzwerken nieder: Während global gesehen die Anzahl männlicher und weiblicher Facebook-Nutzer in etwa gleich ist, machen Frauen in der arabischen Region nur etwa ein Drittel der Nutzer aus (Dubai School of Government, 2011, S. 2). Es lässt sich also zusammenfassen, dass neben der generellen niedrigen Durchdringungsrate in vielen arabischen Ländern insbesondere Frauen der Zugang zum Internet häufig verwehrt bleibt. Zu vermuten ist außerdem, dass dies gerade in ärmeren - häufig konservativeren - Gesellschaftsschichten, der Fall ist. Die Online-Partizipation bleibt ein Privileg von Frauen der gebildeten Elite.

2.2 Frauen als politische Leitfiguren

Von Beginn der Proteste an zeigte sich deutlich, dass Frauen nicht anonym blieben, sondern sowohl online als auch offline aktiv und sichtbar beteiligt waren, obwohl sie neben der Unterdrückung durch ein autoritäres Regime auch generelle soziale Repressionen, teilweise sogar durch andere Demonstranten, fürchten mussten. Im folgenden Kapitel soll die Frage untersucht werden, wie die Sichtbarkeit von Frauen - sowohl generell als auch von besonderen Einzelpersonen - zu einer Veränderung traditioneller Geschlechterrollen führen kann.

Am 18. Januar 2011 veröffentlichte die Ägypterin Asmaa Mahfouz einen Aufruf zum Protest in einem Video, das sie auf ihrem Facebook-Account postete. Dieses und drei spätere Videos wurden von anderen Nutzern auf Youtube hochgeladen und erreichten Viralität; die beiden ersten wurden bis zum 15. März 2011 allein auf Youtube über 200.00x aufgerufen (Wall & Zahed, 2011, S. 1337). Die Videos gelten als einer der zentralen Auslöser für die Demonstrationen, und Asmaa Mahfouz wurde als 'leader of the revolution' in Ägypten bezeichnet (Al, Ali, S. 2012, S. 27). In Tunesien begann Lina Ben Mhenni über die Selbstanzündung von Mohamed Bouazizi auf ihrem Blog A Tunesian Girl zu berichten, reiste später selbst durch Tunesien um über die Proteste zu berichten, während die traditionellen Medien dazu schwiegen, und wurde zu einer wichtigen Quelle sowohl für ihre Mitbürger als auch für internationale Medien wie Al Jazeera und die New York Times. 2011 wurde sie für den Friedensnobelpreis nominiert (Al Jazeera, 2011). Die lybische Aktivistin Hana El Hebshi, die während der Proteste unter dem Pseudonym 'Numidia' die Verbrechen des Regimes gegen die Bevölkerung dokumentierte und diese Informationen über das Internet an internationale Medien weitergab, wurde für ihren bürgerjournalistischen Einsatz mit dem International Women of Courage Award ausgezeichnet (US Department of State, 2012).Dies sind nur einige Beispiele für Frauen, die - trotz ihres geringen Status in der Gesellschaft und der damit verbundenen Beschränkungen - zu tragenden Leitfiguren der Protestbewegungen wurden. Viele Frauen nutzten dafür das Internet und soziale Medien, auch wenn sie sich in ihrem Aktivismus meistens nicht darauf beschränkten. Online hatten sie jedoch, im Vergleich zu traditionellen Massenmedien und im Unterschied zu vorherrschenden Geschlechterstereotypen, die Möglichkeit, sich als aktive Mitglieder des Protests zu präsentieren. Für die Präsenz von Frauen im Cyberspace können, bezogen auf die Region beziehungsweise den Kulturkreis, sowohl interne als auch externe Effekte vermutet werden.

Massenmedien können insbesondere für diskriminierte und marginalisierte Bevölkerungsgruppen eine Integrationsfunktion erfüllen und sie angemessen und vor allem nicht-stereotypisiert als Teil der gesellschaftlichen Realität zu repräsentieren (Vlasic, 2004, S. 67). Im Rahmen des Arabischen Frühlings kann unter Annahme eines Agenda-Setting- und Framing-Effekts vermutet werden, dass die Repräsentation eines aktiven Frauenbildes im Internet zu einer Veränderung des traditionellen Rollenbildes in arabischen Gesellschaften führt. Über die Art und Dauer dieses Veränderungsprozesses kann an dieser Stelle allerdings nur spekuliert werden.

Ebenfalls ist zu vermuten, dass die Sichtbarkeit von Frauen im Cyberspace zu einem Abbau der 'Mauer der Angst' geführt hat, und andere Frauen ebenfalls zur aktiven Teilnahme an den Protesten - online und offline - animierte: Möglicherweise führte die Bildung einer alternativen und vor allem für Frauen sicheren Öffentlichkeit im Internet zu der starken weiblichen Beteiligung an den Protesten im physischen Raum: "Im weitestgehend geschützten Raum des Internets beteiligten sich von Anfang an Frauen an den Protesten, und als diese auf die Straße verlegt wurden, kamen die Frauen ganz selbstverständlich mit." (Gerlach, S. 64 f.) Davon geht auch Radsch (2012) aus: Durch die aktive Teilnahme und Sichtbarkeit von Frauen im Internet habe aber wiederum ihre Teilnahme an Protesten auf der Straße größere Akzeptanz erfahren (S. 29). Es ist also die Sichtbarkeit von Frauen sowohl im virtuellen als auch im physischen Raum, die die traditionellen patriarchischen Hierarchien herausfordert. Und es ist ihre Sichtbarkeit im Cyberspace, die zum einen denen, denen die physische Teilnahme verwehrt bleibt, eine Stimme gibt, zum anderen aber auch die Präsenz im physischen Raum gesellschaftlich vorbereitet. Dies führte dazu, dass in vielen Ländern Frauen im öffentlichen Raum sichtbarer waren als zuvor, insbesondere in einem politischen Kontext: Bei früheren Protesten in Ägypten beispielsweise machten Frauen nur etwa 10 Prozent der Demonstranten aus, während es bei den Protesten auf dem Tahrir-Patz im Jahr 2011 zwischen 40 und 50 Prozent waren (ebd., S. 19).

Dabei muss betont werden, dass Frauen in der MENA-Region - im Rahmen ihrer unterschiedlichen, länder-spezifischen Möglichkeiten - schon lange vor dem Arabischen Frühling politisch und zivilgesellschaftlich aktiv waren (Al-Ali, 2012, S. 27). In der westlichen Medienberichterstattung wurde dies vernachlässigt: "In der Produktion von Medienbildern über MuslimInnen ist das Thema patriarchalischer, gewalttätiger Geschlechterverhältnisse derart zentral, dass kaum eine andere Darstellung von MuslimInnen ohne diesen thematischen Bezug auskommt." (Paulus, 2008, S. 126) Das Stereotyp der schwachen, passiven Frau wird nicht nur in arabischen, sondern auch in westlichen Medien reproduziert. Auch als externer Effekt ist zu vermuten, dass die Sichtbarkeit arabischer Frauen in einem neuen Kontext - aktiv, unabhängig und frei in ihrem politischen Aktivismus - zu einer Veränderung des westlichen stereotypen Bildes der arabischen Frau führen. Dazu ist auch ihre Präsenz im Cyberspace zu zählen, wo Frauen als Bürgerjournalistinnen arbeiteten, Informationen für internationale Medien bereitstellten und sowohl für sich selbst als auch für die Protestbewegungen Aufmerksamkeit generierten. Hier sind beispielsweise die schon erwähnten Frauen Hana El Hebshi und Lina Ben Mhenni zu nennen, ebenso wie Mona Eltahawy und Maryam al Khawaja und viele andere, die unter der Bezeichnung "Twitterati" zu einflussreichen Bürgerjournalistinnen gezählt werden (Radsch, 2012, S. 5).

2.3 Das Internet und transnationaler Feminismus

Es wurden bereits Beispiele dafür genannt, wie arabische Frauen soziale Netzwerke für die Kommunikation mit anderen lokalen AktivistInnen und ihren Landsleuten, aber auch mit internationalen AktivistInnen und JournalistInnen nutzen. Das Internet bietet eine Plattform für transnationalen und transkulturellen Austausch, der frauenrechtlichen und feministischen Debatten zugutekommen kann.

Durch die zunehmende Globalisierung verändert sich auch die Bedeutung von sozialem Geschlecht (Gender) auf nationaler Ebene. Gender ist ein Teil von national beziehungsweise regional begrenzten Kulturen, die zwar als geschlossene, abgrenzbare Bereiche verstanden werden können, aber auch offen für andere Kulturen und durch ihre wechselseitige Durchdringung ständigem Wandel unterworfen sind (Mae, 2014, S. 51). Die zunehmende globale Vernetzung führt zu einem sinkenden Einfluss der eigenen Kultur, wodurch sich der Spielraum für die Gestaltung von Geschlechterverhältnissen erweitert (ebd.). Das Internet hat transnationalen Austausch erst im heutigen Maße ermöglicht, zum einen durch kosteneffiziente Möglichkeit der Kommunikation, zum anderen durch die Förderung von Weltoffenheit durch die grenzüberschreitende Struktur. Arabischen NetzakteurInnen kommt dies zugute, da sie "an einer Öffentlichkeit interessiert sind, in der Differenzen - die eigenen und die der anderen - Raum bekommen, in dem die Auseinandersetzung mit Differenzen stimuliert wird und externe Einflüsse möglich sind" (Schachtner, 2012, S. 99). Der virtuelle Raum schafft einen Treffpunkt für Frauen aus unterschiedlichen Kulturen, in dem kultureller Dialog möglich ist und die Unterschiede zwischen westlichem und arabischem Feminismus anerkannt und diskutiert werden können (Newsom & Lengel, 2012, S. 34). Die angemessene Anerkennung der Unterschiede kann zu einem Bewusstmachen der Andersheit und so zu kritischer Reflexion der eigenen und der anderen Position führen (Mae, 2014, S. 61). Nach Moghadam (2013) zählen außerdem die Unterstützung internationaler Frauenrechtsorganisationen sowie transnationale Netzwerke zu den relevanten Einflussfaktoren darauf, ob auf eine Revolution die Verbesserung von Frauenrechten folgt (S. 397). Hier kann ein "Bumerang-Effekt" (Keck & Sikkink, 1998) vermutet werden. Beispielsweise wurde nach Vorfällen von sexueller Gewalt gegen Frauen durch das Militär oder durch Unterstützer eines Regimes beobachtet, dass internationale Frauenrechtsorganisationen ihre Solidarität aussprachen und dadurch die Vorfälle ins Licht der globalen Öffentlichkeit rückten (Christensen & Christensen, 2013, S. 362).

Transnationaler und transkultureller Austausch ist allerdings nicht gänzlich unproblematisch. Dies gilt auch im Bezug auf feministischen Diskurs. Mae (2014) weist darauf hin, dass die Anerkennung kultureller Unterscheide im transnationalen Diskurs zum Festschreibung kultureller Besonderheiten und damit zur Stärkung der Bestimmungsmacht einer Kultur führen kann (S. 61). Im Fall von Frauen in der MENA-Region bedeutet dies, dass patriarchalische Strukturen gestärkt werden, wenn sie von Akteuren außerhalb des Kulturkreises schlichtweg als gegeben betrachtet werden, beispielsweise indem immer wieder das Stereotyp der verschleierten, unterdrückten muslimischen Frau reproduziert wird (vgl. Kapitel 2.2). Newsom und Lengel (2012) identifizieren ein weiteres Problem von transkulturellem Diskurs: Durch die Aneignung von lokalem Wissen durch ein globales Publikum werden die Informationen aus ihrem kulturellen und sozialen Kontext herausgerissen. Bei der Übertragung nationaler Ereignisse auf eine globale Ebene werden Nachrichten verändert, um sie an globale und oft speziell an westliche Bedürfnisse anzupassen, "while minimizing and even silencing the powerful voices of Arab activists themselves" (ebd., S. 32). Westliche Medien greifen dementsprechend nur auf, was ihrer Narrative entspricht. Für Frauenrechtsbewegungen in arabischen Ländern kann dies in transnationalem Diskurs problematisch sein, da sie sich unter autoritären Regimen und in stark patriarchalischen Gesellschaften häufig nicht so organisieren können, wie der Westen dies erwartet. Ihre Anstrengungen und Erfolg bleiben unsichtbar, wenn sie nicht der westlichen Erwartungshaltung entsprechen.Social Media ermöglicht es AktivistInnen, der Ent-Kontextualisierung von Informationen entgegenzuwirken, da sie traditionelle Massenmedien umgehen können und direkt mit anderen AktivistInnen beziehungsweise der internationalen Öffentlichkeit kommunizieren. Hier liegt die Chance der interkulturellen Interaktion, die online über soziale Netzwerke möglich wird: "...das dynamische Moment, die Chance des Aushandelns, des Austauschens und gegenseitigen Verstehens" von sozialen Geschlechterverhältnissen (Schlehe, 2001, S. 15).

Bestehen bleibt das bereits beschrieben Problem (vgl. Kapitel 2.1), dass die Methode des digitalen transkulturellen Austausches nur privilegierten Bevölkerungsschichten mit entsprechender Bildung und ökonomischen Ressourcen zugutekommt. Die Stimmen jener Frauen, die keinen Zugang zum Internet oder, beispielsweise aufgrund von Sprachbarrieren, keinen Zugang zum transnationalen Diskurs haben, werden hingegen nicht gehört (DuBois, 2005, S. 6). Insofern bleibt die Frage, ob Transnationalität nicht dazu führt, dass Frauen aus weniger privilegierten Bevölkerungsschichten noch weiter aus der feministischen Debatte ausgeschlossen werden.

3 "Collective Action" im digitalen Zeitalter: Fallbeispiele

Im Folgenden sollen zwei Beispiele vorstellt werden, die verdeutlichen, wie arabische Frauen kollektiv das Internet nutzen, um Kampagnen und Projekte zu organisieren. Diese Formen von "Collective Action" werden definiert als Aktivitäten, bei der zwei oder mehr Individuen auf Basis eines gemeinsames Interesses und bei Chance auf Erfolg zu einer kollektiven Aktion oder Anstrengung beitragen (Marwell & Oliver, 1993; Shirky, 2011). Die beiden gewählten Beispiele sind auf den ersten Blick zunächst nicht direkt mit dem Arabischen Frühling verbunden. Beide Projekte wurden jedoch vor diesem Hintergrund ins Leben gerufen. Eine Netzwerkanalyse von Yuce et al. (2013) zeigte, dass "HarassMap" und die Kampagne "Women2Drive" keine isolierten Ereignisse sind, sondern den Arabischen Frühling als Kontext gemein haben (S. 7), weshalb sie an dieser Stelle beispielhaft vorgestellt werden sollen. Den Projekten ist außerdem gemeinsam, dass sie Aktionen im physischen Raum mit dem Cyberspace verbinden, wodurch das Internet eine relevante Komponente darstellt. Im Bezug auf digitale Medien muss festgehalten werden, dass sie erstmals die Möglichkeit für schnelle, kostengünstige Kommunikation für Mitglieder sozialer Aktionen bieten. Kleine Projektgruppen können durch das Internet ebenso effizient kommunizieren wie größere, weshalb effiziente interne Kommunikation nicht länger ein Hindernis für kollektive soziale Aktionen darstellt (Lupia & Sin, 2003).

3.1 „Women2Drive“

In Saudi-Arabien ist es Frauen gesetzlich verboten, ein Kraftfahrzeug zu führen. Stattdessen ist es gesellschaftliche Norm, dass eine Frau von einem männlichen Verwandten beispielsweise zur Schule oder zur Arbeit gefahren wird. Die eingeschränkte Mobilität von Frauen führt, über die offensichtliche Diskriminierung hinaus, zu weiteren Problemen, wie beispielsweise Einschränkungen bei der Arbeitssuche (Mobaraki & Söderfeldt, 2010, S. 116). Obwohl dies ein klarer Verstoß gegen die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) ist, sind bisherige Anstrengungen das Gesetz abzuschaffen, gescheitert. 1990 fuhren 50 Frauen in der Stadt Riad aus Protest Auto; sie wurden verhaftet, ihre Pässe einbehalten, und verloren teilweise ihre Arbeitsplätze. 2008, also fast zwei Jahrzehnte später filmte sich Wajeha al-Huwaider beim Autofahren und veröffentlichte das Video auf Youtube (Yuce et al., 2013, S. 3 f.). Ihre Aktion erreichte weltweite Medienaufmerksamkeit und war die Inspiration für die Online-Kampagne "Women2Drive" im Jahr 2011. Die saudi-arabische Aktivistin Manal al-Sharif ließ sich beim Autofahren filmen und veröffentlichte das Video auf Youtube mit der Forderung nach einer Änderung des Gesetzes. Es wurde innerhalb von zwei Tagen 600.000 angesehen (Chaudry, 2014, S. 952). Al-Sharif wurde verhaftet, woraufhin zahlreiche andere saudi-arabische Frauen dieselbe Aktion durchführten und über soziale Netzwerke verbreiteten (Yuce et al., 2013, S. 4 f.). Die internationale Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Medien wurde also nicht zuletzt durch die Verwendung von Social Media bedingt. Aufgrund der weltweiten Solidarität und medialen Aufmerksamkeit, unter anderem durch die Unterstützung der New York Times, wurde Manal al-Sharif, nach neun Tagen aus der Haft entlassen und später von der Zeitschrift "Arabian Business" zu einer der "100 most powerful Arab women of 2012" gewählt (Lo & Rama, 2012, S. 18).

Hat das Internet in diesem Fall zu sozialem Wandel beigetragen? An der Gesetzeslage in Saudi-Arabien hat sich trotz aller Bemühungen der AktivistInnen noch nichts geändert und die Gegenstimmen zur "Women2Drive"-Kampagne waren erheblich. Es ist fraglich, ob in absehbarer eine gesellschaftliche Veränderung stattfinden wird, die als sozialer Wandel bezeichnet werden kann. Immerhin im konkreten Fall von Manal al-Sharif hat die durch das Internet generierte weltweite Aufmerksamkeit eine, wenn auch nur kurzfristige und nicht tiefgreifende, positive Veränderung herbeiführen können.

3.2 „HarassMap“

Nach einer Studie des Egyptian Center for Women's Rights zählen 83 Prozent der Frauen in Ägypten zu den Opfer sexueller Belästigung; die Hälfte der Opfer berichtet, dass dies täglich vorkomme (Stack, 2008). Sexuelle Belästigung ist in Ägypten, wie auch in vielen anderen Ländern, ein Tabuthema. Die Schuld wird häufig den Opfern zugesprochen, so auch bei sexueller Gewalt während der Protestbewegungen des Arabischen Frühlings. Im bekannte Fall des "Mädchens mit dem blauen BH" beispielsweise sah die konservative Mehrheit die Schuld nicht bei den Militärs, die der Frau gewaltsam die Kleidung vom Leib rissen, sondern bei ihr selbst: "Wenn die sich anständig angezogen hätte, dann wäre das nie passiert" (Gerlach, 2013, S. 50). Derartige Vorwürfe sowie die Angst der Frauen vor physischer Gewalt führen zu sozialisiertem Schweigen über entsprechende Vorfälle. Dies wiederum führt zu einer Normalisierung von sexueller Belästigung: In einer Studie der Moroccan Association of Democratic Women sieht ein Drittel der befragten Männer sexuelle Belästigung als normales Verhalten an und tut es als "Unverschämtheit" ab (Skalli, 2014, S. 253).

Um Frauen die Möglichkeit zu geben, das Schweigen zu brechen und sexuelle Belästigung zu de-mystifizieren, wurde 2010 das Projekt "HarassMap" ins Leben gerufen. Das Ziel des Projekts ist es, die gesellschaftliche Akzeptanz von sexueller Belästigung zu bekämpfen. Dafür wird eine Kombination aus alten und neuen Technologien verwendet: Frauen können Kurznachrichten an HarassMap senden, diese werden von einem Team ausgewertet und mit den geographischen Daten in eine Karte eingepflegt, die online abrufbar ist. So können 'Zentren' von sexueller Belästigung identifiziert werden, die dann zum einen von Frauen vermieden werden, zum anderen verstärkt Ziel von Aufklärungskampagnen werden können (ebd., S. 250). Nach dem Start des Projekts in Ägypten wurden ähnliche auch in anderen Ländern wie Pakistan, Palästina, Syrien, im Jemen und im Libanon ins Leben gerufen.

4 Fazit

Schafft das Internet für Frauen in der MENA-Region eine Verbesserung ihrer Wahlmöglichkeiten, und wenn dies so ist, kann durch die verbesserten Möglichkeiten eine stärkere gesellschaftliche Stellung erreicht werden?

In dieser Arbeit wurde beschrieben, dass das Internet Frauen während des Arabischen Frühlings die Möglichkeit geboten hat, online an der Protestbewegung teilzunehmen, wenn eine Teilnahme im physischen Raum nur beschränkt möglich war. Viele Frauen haben Protest auf der Straße mit Cyberaktivismus verbunden, wobei die Teilhabe von Frauen an Protesten online möglicherweise zu ihrer verstärkten Teilhabe und Sichtbarkeit im physischen Raum geführt haben kann. Weiterhin bietet das Internet die Möglichkeit zum internationalen Austausch, der zu einer Öffnung von Kulturen und damit auch zu einer Veränderung von Geschlechterrollen beitragen kann. Eine Verbesserung und Erweiterung der Wahlmöglichkeiten durch das Internet ist also grundsätzlich gegeben.

Dennoch darf das Internet als Instrument für Empowerment von Frauen nicht zu optimistisch betrachtet werden. Zwar wurde in dieser Arbeit herausgearbeitet, dass der Cyberspace für Frauen einen 'Safe Space' im Vergleich zum physischen Raum darstellen kann. Dennoch sind Frauen auch online Misogynie und virtueller Gewalt ausgesetzt, wie sich in den zahlreichen Fällen zeigte, in denen Frauen online belästigt, bedroht und denunziert wurden. Ebenfalls wurde in dieser Arbeit herausgestellt, dass der Zugang zum Internet vor allem gebildeten Eliten vorbehalten bleibt, während Frauen aus ärmeren Bevölkerungsschichten nicht von den entstehenden Möglichkeiten profitieren können.

Literaturverzeichnis

 

Al-Ali, N. (2012). Gendering the Arab Spring.Middle East Journal of Culture and Communication, 5, 26–31.

 

Allam, R. (2008). Countering the Negative Image of Arab Women in the Arab Media: Toward a "Pan Arab Eye" Media Watch Project. The Middle East Policy Brief, 15.

 

Aquil, R. (2011). Change and Muslim Women. International Journal of Humanities and Social Science, 21(1), 21-30.

 

Cattane, V. (2012). Egyptian Women Bloggers: Perceptions of Empowerment in the Online Public Sphere. Unveröffentlichte Masterarbeit, American University in Cairo.

 

Chaudry, I. (2014). #Hashtags for Change: Can Twitter Promote Social Progress in Saudi Arabia. International Journal of Communication, 8, 943–961.

 

Christensen, M & Christensen, C. (2013). The Arab Spring As Meta-Event and Communicative Spaces. Television & New Media, 14(4), 351-364.