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"Schaust du eigentlich Pornos", fragt Christina Rammler unverfroren einige Bekannte. Und fünf Männer und zwei Frauen packen aus. Sie erzählen davon, was sie mit Pornos machen - und was Porno mit ihnen macht: mit ihrer Sexualität, ihren Beziehungen und ihrem Bild von sich selbst und anderen. Frei und ungeniert sprechen sie über ein gesellschaftliches Tabu-Thema. Ihre Geschichten gehen unter die Haut. Mit einer fesselnden Mischung aus Reportage und Analyse liefert Christina Rammler verblüffende Antworten und ethisch-theologische Überlegungen ohne den moralischen Zeigefinger. Ein ungewöhnliches Buch mit erfrischender Leichtigkeit, kreativem Sprachwitz und unbestechlicher Klarheit.
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Seitenzahl: 250
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Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
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ISBN 978-3-7751-7267-7 (E-Book)ISBN 978-3-7751-5625-7 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book:CPI books GmbH, Leck
2. E-Book-Auflage 2015© der deutschen Ausgabe 2015SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 71088 HolzgerlingenInternet: www.scmedien.de · E-Mail: [email protected]
Umschlaggestaltung: Sophie Freiwald, www.freiwald.deTitelbild: shutterstock.comAutorenfoto: Sophia LangnerSatz: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch
Für euch, die ihr an mich geglaubt habt,wo ich aufgeben wollte!Danke!
Inhalt
Eine Art Vorwort
KAPITEL 1 Von Vorurteilen, Fakten und jeder Menge Fragen
KAPITEL 2 Von männlichen Ängsten und weiblicher Logik
KAPITEL 3 Vom Gefängnis der Freiheit und der Suche nach mehr
KAPITEL 4 Von der heimlichen Lust und dem Ende der Moral
KAPITEL 5 Von 7300 Tagen Porno und dem Schreiben einer Erzählung
KAPITEL 6 Von Pornosex und den Grenzen der Lust
KAPITEL 7 Von Rosamunde Pilcher und dem Mann, der behauptet, Gottes Sohn zu sein
KAPITEL 8 Von Szenen einer Ehe und Porno-Alzheimer
Eine Art Nachwort
Literaturhinweise
Anmerkungen
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Der Kauf dieses Buches hat Sie, liebe Leserin, lieber Leser, womöglich ziemlich viel gekostet – und das meine ich nicht so sehr im Sinne von Geld, als vielmehr im Sinne von Mut und Überwindung. Schließlich weiß nun jeder, der Sie mit diesem Buch sieht, dass Sie sich für Pornografie interessieren. Das kann mitunter eine unangenehme, womöglich gar beunruhigende Vorstellung sein. Für den Fall, dass dies auf Sie zutrifft, Sie dem Bann der Pornografie jedoch bereits erlegen sind, empfehle ich einen dieser unfassbar praktischen Bucheinbände. Einfach kaufen oder schenken lassen, das Buch und sich selbst dahinter verstecken und dann ganz entspannt in die Tiefen der Pornowelten abtauchen – völlig anonym, ohne jegliches Outing.
Vielleicht gehören Sie aber auch zu den Menschen, die ganz offen und selbstverständlich mit dem Thema Pornografie umgehen. Vielleicht sind Sie ein bisschen wie Jay aus dem Film The Birds of America. Genauso nackt wie die Wahrheit, der er sich moralisch verpflichtet fühlt, stellt er sich eines Tages einfach vor das Haus seines Bruders, um der ganzen Nachbarschaft lauthals zu verkünden: »Ich habe gerade Pornografie geschaut!«1 Mutig, wie ich finde. Und äußerst selten, wie ich beobachtet habe. Denn zu viel der unverblümten Ehrlichkeit scheinen die meisten Menschen dann doch nicht zu ertragen – gerade wenn es um so eine intime Angelegenheit wie unsere Sexualität geht.
P o r n o g r a f i e Wörtlich: Das Schreiben über Huren. Oder auch: Die explizite Darstellung von Geschlechtsteilen, in irgendeiner Weise beim sexuellen Akt vereint.2 Geschlechtsteile – das Wort an sich suggeriert bereits eine eher eingeschränkte, fragmentierte Sicht zweier (oder mehrerer) Menschen. Pornografie fragmentiert, reduziert. Reduziert Menschen auf bestimmte Körperteile. Reduziert eine unendliche Vielfalt an Emotionen, Gedanken und komplexen Wahrnehmungen auf ein einziges Gefühl: die Lust. Zugegeben, ein sehr mächtiges, schier unkontrollierbares Gefühl, das unser Denken und Handeln mehr beeinflusst als man es bei vernunftbegabten Wesen für möglich halten sollte. Belegt wurde dies bereits im Jahr 2001, als George Loewenstein und Dan Ariely eine wissenschaftliche Studie an der Universität Berkeley durchführten. Sie kamen dabei zu folgendem Ergebnis:
Selbst der intelligenteste, rationalste Mensch scheint unter dem Einfluss starker Emotionen ein vollkommen anderer zu sein, als er zuvor glaubte. Und die Leute schätzen sich nicht nur falsch ein – sie schätzen sich extrem falsch ein. […] Der Zustand sexueller Erregung ist uns vertraut, sehr menschlich und vollkommen alltäglich. Dennoch unterschätzen wir alle regelmäßig, in welchem Maß sexuelle Erregung unser Über-Ich negiert und dann Emotionen unser Verhalten steuern können.3
Emotionen haben die Macht, unser Verhalten zu steuern. Die Verteilung der Machtverhältnisse fällt dabei folgendermaßen aus: Je stärker die Emotion, desto höher die Macht, die sie ausüben kann, desto stärker also der Einfluss, den sie auf unser Handeln hat. Wenn uns übermächtige Gefühle im Griff haben, haben wir uns selbst nicht mehr unter Kontrolle. Plötzlich verschwimmen die Grenzen von richtig und falsch, von gut und schlecht, von wichtig und unwichtig. Plötzlich werfen wir Überzeugungen über Bord und werden blind für das, was wir eigentlich glauben. Plötzlich werden wir zu Menschen, von denen wir nicht wissen, dass es sie gibt.
Egosex. Was Porno mit uns macht ist ein Buch über Pornografie. Genauso ist es aber auch ein Buch über Sexualität und Identität. Über die Frage, wer wir sind, warum wir die Dinge tun, die wir tun, und was diese Dinge eigentlich mit uns machen, was sie aus uns machen. Es ist ein Buch über Ursache und Wirkung zweier übermächtiger Gefühle namens Lust und Erregung. Letztlich ist es ein Versuch, diesen intimen Teil von unserem Selbst kennen – und verstehen zu lernen. Denn, auch dies geben die beiden Wissenschaftler zu bedenken, wenn »wir uns nicht wirklich kennen, ist es dann überhaupt möglich, irgendwie vorherzusagen, wie wir uns verhalten, wenn wir ›von Sinnen‹ sind – vor Zorn, Hunger, Angst oder sexueller Erregung?«4
Ziel dieses Buches ist es, einer Polyfonie von Stimmen Gehör zu verschaffen, die davon erzählen, wie sie mit ihrer Lust umgehen, welche Rolle Pornografie für sie spielt und welche Auswirkungen dies auf sie und ihre Sexualität hat. Auf den folgenden Seiten werden Sie Menschen kennenlernen, die ähnlich oder ganz anders sind als Sie. Sie werden auf Ansichten und Meinungen treffen, die Sie interessant und bereichernd finden, aber auch auf solche, die andersartig, befremdend und vielleicht sogar absurd klingen. Manches davon wird Sie belustigen und begeistern, anderes hingegen wird Sie herausfordern, ja, womöglich auch ärgern.
Welche Emotionen auch immer die folgenden Seiten in Ihnen auslösen, zu welchen Urteilen auch immer Sie kommen werden, eines steht fest: Mit unserer Sexualität haben wir alle auf die eine oder andere Art und Weise zu kämpfen – dieses ungezähmte Gefühl von Lust kennen wir alle.
Ihre persönliche Geschichte kenne ich nicht, genauso wenig weiß ich etwas über Ihre Motivation, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Wie auch immer Sie jedoch geprägt sind und was auch immer Sie antreibt, ich wünsche Ihnen, dass Sie …
… sich in der einen oder anderen Erfahrung wiederfinden,
… inspiriert werden, eigene Ansichten und Meinungen zu hinterfragen,
… offen werden für Perspektiven, die bislang vielleicht tabu waren,
… Fragen stellen, statt Antworten zu geben und vorschnelle Urteile zu fällen.
Es gibt Bücher, die muss man einfach hinter einem Bucheinband verstecken. Vielleicht gehört dieses Buch für Sie dazu. Dennoch habe ich bisweilen die Erfahrung gemacht, dass gerade solche Bücher jede Scham und Überwindung wert waren, weil sie ein Stück weit meine Schubladen sprengen und meinen Horizont erweitern durften. Ich hoffe, Sie können irgendwann auch einmal Ähnliches über das Buch behaupten, das Sie gerade in Ihren Händen halten.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Für mich stand von vornherein eines fest: Ich würde diese Interviews führen und mir genau das bestätigen lassen, was ich immer schon ahnte– Männer und Pornografie gehören zusammen wie Frauen und Schuhe. Kein Mann, der sie nicht konsumiert, schon gar nicht in Zeiten des Internets.
Ein bisschen taten sie mir fast schon leid, diese Männer. Verdammt zu einem Leben unter ständigem Druck und enormer Spannung– und das in vielerlei Hinsicht. Eigentlich waren sie ja Opfer. Opfer einer kaum zu durchbrechenden Reiz-Reaktionskette: Visueller Reiz trifft auf Gehirn, Gehirn verarbeitet das Gesehene und wenn die Information mit »attraktive (halb) nackte Frau« dekodiert wird, kommt das Blut in Wallungen und im hauseigenen Kopfkino heißt es dann nur noch: Film ab!
All das ist durchaus verständlich, bedenkt man die Sache mit der Entwicklungsgeschichte: der Mann, von jeher ein Jäger und über Jahrhunderte darauf angewiesen, dass seine Augen wie die eines Adlers funktionierten. Denn nur so konnte er schließlich die Beute im Dickicht des Urwalds ausmachen und treffsicher erlegen. Dass die Beute heutzutage als eroberungswürdige nackte Frau über den Bildschirm läuft, ist, so gesehen, nichts weiter als eine von vielen Errungenschaften des menschlichen Fortschritts, von der man noch nicht genau weiß, ob es sich dabei nicht doch um eine Zivilisationskrankheit handelt.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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