Ein Bruderzwist in Habsburg - Franz Grillparzer - E-Book

Ein Bruderzwist in Habsburg E-Book

Franz Grillparzer

0,0

Beschreibung

Ein spannendes Trauerspiel, das kurz vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges spielt und den Leser in eine vergangene Zeit versetzt.Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, ist nicht besonders beliebt bei seinem Volk. Er will jeglichen Krieg vermeiden, um die heilige Ordnung nicht zu zerstören und gilt daher als unfähig. Er steht in Konflikt mit seinem Bruder und Erzherzog Mathias, der alles andere als zurückhaltend ist. Als Mathias sich auch noch mit den Protestanten verbündet, droht die Fehde zwischen den beiden ungleichen Brüdern zu eskalieren.-

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 132

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Franz Grillparzer

Ein Bruderzwist in Habsburg

Trauerspiel in fünf Aufzügen

Saga

Ein Bruderzwist in Habsburg

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1848, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726997392

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Personen:

Rudolf II., römisch deutscher KaiserMathiasundMax, seine BrüderFerdinandundLeopold, seine NeffenDon Cäsar, des Kaisers natürlicher SohnMelchior KleselHerzog Julius von BraunschweigMathes ThurnEin Wortführer der Böhmischen Stände [Graf Schlick]Seyfried BreunerOberst WallensteinWolf Rumpf, des Kaisers KämmererOberst RameeEin HauptmannFeldmarschall RußwormProkop, ein Bürger von PragLukrezia, seine TochterEin FahnenführerMehrere Soldaten, BürgerundDiener

Erster Aufzug

Auf dem Kleinseiter Ring zu Prag.

Feldmarschall Rußworm, ohne Waffen, von der Stadtwache geführt, an deren Spitze eine Gerichtsperson. Rechts im Vorgrunde Don Cäsar mit Begleitern. – Früher Morgen.

Gerichtsperson. Im Namen kaiserlicher Majestät

Ruf ich Euch zu: Laßt ab!

Don Cäsar. Ich nicht, fürwahr!

Ihr gebet den Gefangnen denn heraus,

Den man zurückhält ohne Fug und Recht.

Gerichtsperson. Nach Recht und Urteil wie's der Richter sprach.

Don Cäsar. So war das Urteil falsch, der Richter toll.

Der Mann hat einen anderen erschlagen,

Weil jener ihn erschlug, kam er zuvor nicht.

Gerichtsperson. Der Richter kam zuvor, hätt' er's geklagt.

Don Cäsar. Ha, Feiger Schutzwehr, die von Feigen stammt,

Wer hat ein Schwert und bettelt erst um Schutz?

Dann: wenn Belgioso fiel von seiner Hand,

Geschah's auf mein Geheiß.

Rußworm. Mit Gunst, Don Cäsar.

Ich war Euch stets mit Neigung zugetan,

Als einem wackern Herrn von raschen Gaben,

Wohl auch erkennend und mich gerne fügend

Dem was in Euch von höherm Stamm und Ursprung,

Doch hat Feldmarschall Rußworm seiner Tage

Befehl gegeben andern oft und viel,

Empfangen nie, als nur vom Heeresfürsten.

Ob falsche Nachricht, Ohrenbläser Tücke

Mich trieb zur Tat, die nun mich selbst verdammt,

Ob meine Dienst' in mancher Türkenschlacht

Rücksicht verdienen, Mildrung und Gehör,

Das mag der Richter prüfen und erwägen;

Allein, daß Belgiojoso Euch im Weg,

Euch Nebenbuhler war in Euerm Werben,

Hat seinen Tod so wenig ihm gebracht,

Als, war er's nicht, es ihn vom Tod errettet.

Don Cäsar. Nun denn, so faßt mich auch und führt mich mit!

Denn wahrlich, hätt' ihn dieser nicht getötet,

Belgioso fiel' durch mich, ich hatt's gelobt.

Gerichtsperson. Wir richten ob der Tat, den Willen Gott.

Don Cäsar. Ich aber duld es nicht! Mit diesem Schwert

Entreiß ich euch die Beute, die euch lockt.

Setzt an! Auf sie! Macht den Gefangnen frei!

Gerichtsperson. Zu Hilfe der Gerechtigkeit!

(Bürger kommen aus ihren Häusern.)

Rußworm. Laßt ab!

Ihr seid zu schwach und bringt die Stadt in Aufruhr.

Steht meinen Feinden offen, nun wie vor,

Des sonst so güt'gen, meines Kaisers Ohr,

So rettet mich kein Gott. Laßt ab, laßt ab!

Zu beten scheint jetzt nöt'ger als zu fechten.

Wo ist der Minorit?

Don Cäsar. Und ich soll's ansehn,

Es ansehn, ich, mit meinen eignen Augen?

(Lukrezia kommt mit ihrem Vater aus einem Hause rechts im Vorgrunde.)

Don Cäsar. Ha Heuchlerin, so kommst du, dich zu weiden

Am Unheil, das durch dich, um deinetwillen da?

Sieh, dieser ist's, der deinen Buhlen schlug,

– Er tat's, nicht ich, doch freut mich was er tat –

Ein Ende setzte jenem nächt'gen Flüstern,

Den Ständchen, dem Gekos', drob Ärgernis

Den Nachbarn kam, besorgt um scheue Töchter;

Er tat's, und statt dafür ihn zu belohnen,

Schleppt man ihn vor den Richter und verdammt ihn.

Prokop(zur Gerichtsperson). Ist es gestattet, Herr, auf offner Straße

Ehrbare Mädchen zu beschimpfen also?

Don Cäsar. Ehrbare Mädchen? Ha sie täuscht dich Alter,

So wie sie mich getäuscht und alle, alle Welt!

Wohin nur geht ihr? Ja, zur Kirche wohl!

Da weift sie ab die volle Sündenspule,

Um neue drauf zu winden, still bemüht.

Warum gehst du in Schwarz? Dir starb kein Blutsfreund.

Register führ ich über alles Unheil,

Das dich bedroht und das dich schon betraf.

Kein Blutsfreund starb dir. Warum denn in Schwarz?

Klagst du ob dem, den dieser Mann erschlug?

Sprich ja, und dieses Schwert – O Nacht und Greuel!

Warum in Schwarz?

Prokop. Komm laß uns gehn mein Kind!

Don Cäsar. Geh nicht, und du! – Bleib noch! – Lukrezia!

(Prokop mit seiner Tochter ab.)

Ich will ihr nach! – Und doch! – Rußworm verzeih,

Mich übermannte, blendete der Zorn.

Doch soll darob nicht deine Sache leiden.

Zum Kaiser geh ich, fordre deine Freiheit,

Und weigert er's – Glaub nur, er wird es nicht! –

So werf ich vor ihm ab die Gnaden alle,

Die Lasten, die mir seine Laune schuf,

Gönn andern das Bemühn ihm zu gefallen

Und such in Ungarn Türkensäbel auf.

Leb wohl! Ihr andern aber merkt euch dieses Wort:

Wird ihm ein Haar gekrümmt, eh' neue Botschaft,

Des Kaisers eigener Befehl es heischt,

Zahlt euer Kopf für jede rasche Regung

(Im Vorübergehen vor Lukrezias Hause.)

Haus, sei verdammt, du Hölle mir von je! (Ab.)

(Rußworm wird nach der andern Seite abgeführt.)

Verwandlung

Saal im kaiserlichen Schlosse zu Prag.

Durch die Mitteltüre treten Hofleute auf, die sich im Hintergrunde zerstreuen. Ein Kämmerer kommt durch den Haupteingang, hinter ihm Klesel und Erzherzog Mathias.

Klesel. Ich bitt Euch, Herr!

Kämmerer. Fürwahr, es kann nicht sein.

Klesel. Ein Augenblick Gehör.

Kämmerer. Sie sind beschäftigt.

Klesel. Des Kaisers Bruder selbst.

Kämmerer. Wenn auch, wenn auch!

Doch will ich wohl versuchen ob's gelingt.

(Ab in eine Seitentüre rechts.)

Mathias. So viel denn braucht's, den Kaiser nur zu sehn!

Klesel. Den Kaiser? Herr, glaubt ihr, wir sind soweit?

Bei Wolfen Rumpf, geheimen Kämmerer,

Sucht Ihr nun Audienz.

Mathias. Du heil'ger Gott!

Und das im selben Schloß, denselben Zimmern,

Wo ich an unsers Vaters Hand einherging,

Mit meinem Bruder, – der geliebtre Sohn.

Klesel. Ja, der geliebtre Sohn! Da liegt es eben!

Hätt' Euer Vater minder Euch geliebt,

Was gilt es? Euer Bruder liebt' Euch wärmer.

Mathias. Entehrt, verstoßen!

Klesel. Hart, ich geh es zu.

Doch war der Schritt bedenklich wohl genug,

Der Euch zuletzt gebracht aus allen Hulden.

Reist ab von Wien ins ferne Niederland,

Stellt an die Spitze der Rebellen Euch,

Entzweit die Höfe von Madrid und Wien;

Und, was das schlimmste, kehrt denn endlich heim

Und habt nichts effektuiert.

Mathias. Ich ward getäuscht,

Oranien betrog mich um den Sieg.

Doch war der Plan, gesteht es, göttlich schön:

Hineinzugreifen in den wilden Aufruhr

Und aus den Trümmern, schwimmend rechts und links,

Sich einen Thron erbaun, sein eigner Schöpfer,

Niemand darum verpflichtet als sich selbst.

Klesel. Ich seh es kommen. Weht der Wind von daher?

Hab was du hast, woher du's hast gilt gleich,

Gekauft, ererbt, – nur nicht gestohlen, Herr.

Zwar Politik nennt so was akquiriert

Und find't sich wohl dabei.

Mathias. Mit mir ist's aus.

Ich will den Kaiser untertänig bitten

Mir zu verleihn die Stadt und Herrschaft Steyr,

Dort will ich leben, und dafür entsagen

All meinem Erbrecht, aller Sukzession,

Die mir gebührt auf österreich'sche Lande.

Der Anfallstag, er fände mich im Grab.

Klesel. Nun allzuwenig, wie nur erst zuviel.

So treibt Ihr Euch denn stets im Äußersten

O Maximilians unweise Söhne!

(Nachdem er sich umgesehen, leise.)

Eu'r Spiel steht gut, Ihr habt die Trümpfe, Herr!

Harrt aus! Harrt aus! Und nur nichts von Entsagung,

Von Schäferglück! Begehrt mir ein Kommando

In Ungarn! Ein Kommando sag ich Herr!

Was soll Euch Steyr? Der Waagebalken steht,

Und kurze Frist, so schnellt ein Quentchen mehr

In Eurer Schale, diese in die Höh'.

Auf Euch ruht Habsburgs Heil, das Heil der Kirche,

Ruht unser aller Heil.

Mathias. Mit mir ist's aus!

Klesel. Ich seh es ist, und so geb ich Euch auf.

Hier kommt Herr Rumpf, führt selber Eure Sache.

(Er tritt zurück.)

(Wolf Rumpf kommt aus der zweiten Seitentüre rechts, Schriften unter dem Arme, gebückten Ganges, der Kämmerer hinter ihm. Der Kämmerer zeigt mit der Hand auf Erzherzog Mathias. Rumpf geht, ohne darauf zu achten, der Mitteltüre zu. Nachdem er sie fast erreicht hat, tritt ihm Klesel in den Weg.)

Klesel. Eu'r Strengen! Darf erzherzogliche Durchlaucht

Gehör beim Kaiser hoffen?

Rumpf. Kann nicht sein.

Klesel(auf Mathias zeigend, der im Vorgrunde steht).

Dort sind Sie selbst.

Rumpf. Je, Diener, Diener! – Geht nicht.

Des Kaisers Majestät sind unwohl. – Acta,

Negotia.

Klesel. Nur wenige Minuten.

(Leise zu Mathias.)

Drängt ihn! Drängt ihn!

Mathias. Herr Rumpf, gebt mir die Hand!

Rumpf. Je, meritier's nicht. Aber kann nicht sein.

Nicht wohl geruht; empfinden sich turbiert

Mit mal di testa. Wage meinen Dienst

So ich es permittier –

Klesel. Ihr scherzt Herr Rumpf.

Wer kennt nicht Eure Macht an diesem Hof.

Rumpf. So scheint's, so scheint's. Doch sind der Herr gar streng.

Je näher ihm, so näher seinem Zorn.

Noch gestern abend, waren hoch ergrimmt,

Sei'n kein Philipp der Dritte schrieen Sie,

Diktieren sich zu lassen von Privaden.

Mußt' meinen Abzug nehmen eilig durch die Tür.

Es darf nicht sein. Ich kann nicht, kann nicht, nein!

(Er entfernt sich von ihnen.)

(Don Cäsar stürmt zur Türe herein.)

Don Cäsar. Wo ist der Kaiser? Nun, Perückenmann,

Ist er zu sprechen?

Rumpf. Huldreichst guten Morgen

Senjor Don Cäsar. Gott erhalt' Eu'r Gnaden.

Don Cäsar. Wie geht's dem Kaiser?

Rumpf. Gut. Verwunderlich.

Der Herr verjüngen sich mit jedem Tage,

Sehn wie ein Dreißiger. Sagt' ich doch heut nur:

Daß Sie so selten öffentlich sich zeigten,

Die Weiber sein's, die drob am meisten klagten.

Da lachten Seine Majestät.

Don Cäsar. Ich glaub's wohl.

War ich dabei ich hätte auch gelacht.

Ein Dreißiger! mit solchen Bauch und Beinen.

Wie nun, kann ich ihn sprechen?

Rumpf. Allerdings.

Ein Weilchen nur hochgnädige Geduld.

Des Kaisers Majestät sind –

(Er spricht ihm ins Ohr auf Mathias zeigend.)

Don Cäsar. Gut denn, gut.

Wem ist das Pferd das man im Hofe führt?

Rumpf. Ach Euer wenn Ihr wollt. Der Kaiser hat es heute

Besehen und gekauft.

Don Cäsar. Ich will's besteigen. (Ab.)

Mathias. Wer ist der junge Mann?

Klesel. So wißt Ihr nicht?

Ein Findelkind, im Schlosse hier gefunden.

Der Kaiser liebt ihn sehr. Begreift Ihr nun?

Mathias. Don Cäsar?

Klesel. Wohl, er selbst. – Nun noch einmal

Begehrt in Ungarn ein Kommando.

Mathias. Wozu?

Klesel. Ihr sollt noch hören. Doch verlangt es!

(Ein Kämmerer tritt ein.)

Kämmerer. Erzherzog Ferdinand aus Steiermark

Sind angekommen, bitten um Gehör.

Rumpf. Du liebe Zeit! Ihr Gnaden sind willkommen.

(Kämmerer ab.)

Klesel. Seht Ihr? Da kommt der künft'ge Kaiser an,

Der Erb' von Österreich, wenn Ihr nicht vorseht.

Mathias. Ich will in Ungarn ein Kommando suchen.

Dann – Hab ich dich verstanden? – Klesel, dann,

Die Macht in Händen –

Klesel. Nur gemach, gemach!

Ihr habt die Macht noch nicht.

Mathias. Und ich soll betteln?

Klesel. Um Gottes willen, Ihr verderbt noch alles.

(Ein Kämmerer öffnet die Seitentüre rechts.)

Rumpf. Der Kaiser kommt. Ich bitt Eu'r Durchlaucht freundlichst

Abseit zu treten, bis ich angefragt.

Mathias. Ich muß den Kaiser sprechen und ich bleibe.

Rumpf. Bedenkt!

Mathias. Ich hab's gesagt.

Rumpf. Nun denn, mit Gott!

Stellt Euch dorthin. Der Kaiser geht vorüber

Wenn er zur Messe sich verfügt. Vielleicht

Will Euch das Glück, daß er Euch sieht und anspricht.

Er kommt.

Klesel. Verfärbt Ihr Euch? Nur Mut, nur Mut!

Der Augenblick gibt alles oder nimmt es.

(Alles steht in ehrfurchtsvoller Erwartung. Erzherzog Mathias zieht sich bis hinter die Seitentüre links zurück. Klesel in seiner Nähe. – Zwei Trabanten treten aus der Seitentüre rechts und stellen sich daneben auf; dann einige Pagen, zuletzt der Kaiser auf einen Krückenstab gestützt. Zwei Männer, Gemälde haltend, knien auf seinem Wege. Er bleibt vor dem ersten stehen, betrachtet es, zeigt dann mit dem Stocke darnach hin und bezeichnet an seinem eigenen linken Arme die Stelle wo das Bild ihm verzeichnet scheint. Er schüttelt den Kopf, das Bild wird weggebracht. Er steht vor dem zweiten und gibt Zeichen der Billigung. Endlich nickt er Rumpfen zu, daß dieses zu behalten sei. Zugleich hebt er drei Finger der rechten Hand empor.)

Rumpf. Zweitausend?

Rudolf(heftig und stark). Drei.

(Er tritt zum Tische auf dem mehrere Bücher liegen. Er ergreift eins derselben.)

Rumpf. Aus Spanien.

Rudolf(heiter).

Lope de Vega!

Rumpf. Depeschen auch von Eurer Majestät

Gesandten an dem Hofe zu Madrid.

(Rudolf schiebt die auf dem Tische liegenden Briefschaften verächtlich zurück. Er setzt sich und liest, das aufgeschlagene Buch in der Hand.)

Rumpf. Erzherzog Ferdinand sind angelangt.

(Rudolf sieht, aufhorchend, einen Augenblick vom Buche weg und liest dann weiter.)

Rumpf. Don Cäsar waren hier.

(Rudolf, obige Bewegung.)

Rumpf. Sie kommen wieder.

Klesel(zu Mathias).

Nehmt Euch nur Mut! Ihr zittert, weiß es Gott.

(Der Kaiser lacht unterm Lesen laut auf.)

Klesel. Die Zeit ist günstig. Seine Majestät

Scheint frohgelaunt. Versucht's!

Rudolf(im Lesen). Divino autor

Fenix de España.

(Mathias nähert sich ihm.)

Mathias. Gnäd'ger Herr und Kaiser,

Ich hab's gewagt aus meinem Bann zu Linz –

Rudolf(vom Buche aufblickend). Sortija del olvido – Ei, ei, ei!

»Ring des Vergessens« – Ja, wer den besäße!

Mathias. Ob ihr vergönnt –

(Er läßt sich auf ein Knie nieder.)

Bereit, mein Herr und Kaiser,

Die Rechte alle, die mein Eigentum,

Und die man mir beneidet, Aufzugeben,

Mein Erbrecht auf die österreich'schen Lande,

Die Hoffnung einst zu folgen auf dem Thron,

Für einen Ort um ruhig drauf zu sterben.

(Er legt die Hand auf die Armlehne von des Kaisers Stuhl.)

Rudolf. Wer da? – Rumpf! Will allein sein! – Rumpf, allein!

Allein.

Mathias. Mein Kaiser und mein Herr!

Rudolf(den Stock gegen Rumpf gehoben).

Allein!

Rumpf. Ich sagt' es ja, doch Seine Durchlaucht drängten.

Rudolf(mit steigender Heftigkeit).

Allein!

Rumpf(zu Mathias)

Entfernt Euch, gnäd'ger Herr!

Klesel. Kommt, kommt!

Verloren geht sonst alles.

Mathias. Gott!

Rudolf(vor sich hin).

Allein.

Mathias. Führt mich ins Grab, da wird mir doch wohl Ruh.

(Ab, von Klesel geführt.)

Rudolf(dumpf).

Allein!

Rumpf. Was nun beginnen? Gott!

(Er hebt das Buch auf, das der Kaiser weggeworfen hat, und reicht es ihm.)

Das Buch!

(Rudolf weist es zurück.)

Rumpf. Berichte sind aus Ungarn eingelangt:

Raab ist entsetzt und Papa wird belagert.

Die Malkontenten sollen willens sein –

(Lebhafter.) Ein Kaufmann aus Florenz hat sich gemeldet.

Geschnittne Steine führt er aller Art

Von hohem Werte.

Rudolf. Sehn!

Rumpf. Allein die Preise

Sei'n unerschwinglich.

Rudolf. Albern.

Rumpf. Soll ich also? – Gut.

Der spanische Orator Balthasar

Zuñiga wünscht Gehör.

(Der Kaiser schüttelt den Kopf.)

Rumpf. Beliebt's Euch etwa

Nunmehro die Berichte –?

(Der Kaiser stößt unwillig mit dem Stocke auf den Boden.)

Rumpf. Guter Gott!

(Don Cäsar kommt.)

Rumpf. Ihr kommt zur rechten Zeit. Versucht, ob etwa –

Don Cäsar. Ich küß Eu'r Majestät die hohen Hände.

(Der Kaiser mißt ihn mit zornigem Blicke.)

Don Cäsar. Ihr scheint nicht gut gelaunt, doch muß ich sprechen.

Es gilt ein Leben, gilt wohl mehr als dies. –

Es hat ein Kriegsgericht, ob eines Totschlags,

Verübt im herben Fall der Selbstverteid'gung,

Zum Henkersschwert verurteilt Herman Rußworm,

Den treusten Diener Eurer Majestät,

Den Helden in der Türken heißen Schlachten.

Ich bitt Euch nun, das Urteil aufzuheben,

Das Unsinn ist, Verrücktheit, Gotteslästrung.

Euch zu erhalten ein so teures Leben,

Mir einen Freund, den ich nicht lassen kann,

Und retten muß, gält' es das Äußerste.

(Rudolf sieht Wolfen Rumpf fragend an.)

Rumpf. Es ist von wegen Herman Rußworm,

Der, halb gereizt, und halb aus leid'gem Zufall,

Den Obersten erschlug.

(Der Kaiser wirft, wie suchend, die auf dem Tische liegenden Papiere untereinander.)

Rumpf. Vielleicht das Urteil?

Es lag zur Unterschrift in Dero Kabinett.

Soll ich vielleicht –? Ich gehe, es zu holen.

(Ab durch die Türe rechts.)

Don Cäsar. Ich dank Eu'r Majestät denn nur im voraus