Ein Fest für die Liebe? - Unveröffentlichter Roman - Friederike von Buchner - E-Book

Ein Fest für die Liebe? - Unveröffentlichter Roman E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Die Zwillinge kamen aus der Schule und warfen ihre Mountainbikes ins Gras. »He, stellt sie ordentlich hin!«, rief Wendy. »Wir legen nur den Ranzen ab und holen die Geschenke. Hast du vergessen, dass wir heute Nachmittag zum Geburtstag eingeladen sind?«, fragte Anderl. Seine nur wenige Minute jüngere Schwester Hetti schaute sich um. »Wo ist Bella?«. »Ich weiß nicht«, antwortete Wendy. »Sie wird irgendwo herumliegen. Wir hatten Besuch mit einem Hund. Sie haben gespielt. Jetzt wird sie müde sein.« »Hetti, los komm, die warten schon auf uns!«, trieb Anderl sie an. Anderl klemmte die Tüte mit dem Geburtstagsgeschenk auf seinen Gepäckträger. Sie radelten los zurück ins Tal. Wendy sah ihnen nach. Wie schnell sie groß geworden sind, dachte sie.

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Toni der Hüttenwirt – 343 –

Ein Fest für die Liebe? - Unveröffentlichter Roman

Noch immer ist nichts entschieden

Friederike von Buchner

Die Zwillinge kamen aus der Schule und warfen ihre Mountainbikes ins Gras.

»He, stellt sie ordentlich hin!«, rief Wendy.

»Wir legen nur den Ranzen ab und holen die Geschenke. Hast du vergessen, dass wir heute Nachmittag zum Geburtstag eingeladen sind?«, fragte Anderl.

Seine nur wenige Minute jüngere Schwester Hetti schaute sich um.

»Wo ist Bella?«.

»Ich weiß nicht«, antwortete Wendy. »Sie wird irgendwo herumliegen. Wir hatten Besuch mit einem Hund. Sie haben gespielt. Jetzt wird sie müde sein.«

»Hetti, los komm, die warten schon auf uns!«, trieb Anderl sie an.

Anderl klemmte die Tüte mit dem Geburtstagsgeschenk auf seinen Gepäckträger.

Sie radelten los zurück ins Tal.

Wendy sah ihnen nach. Wie schnell sie groß geworden sind, dachte sie.

Während sie die Kaschmirziege kämmte, beschlich Wendy plötzlich ein seltsames Gefühl.

Sie brachte die Ziege zurück zu den anderen ins große Gatter. Dann suchte sie Henk auf. Er war im Büro und schrieb an einem Artikel über die Haltung von Kaschmirziegen.

Er sah auf, als Wendy eintrat.

»Hast du Bella gesehen?« , fragte Wendy.

»Nein, warum?«

»Weil ich sie suche, Henk. Ich habe plötzlich so ein seltsames Gefühl.«

Henk, der Tierarzt war, runzelte die Stirn. Er wusste, was Wendy damit andeuten wollte. Bella war fast vierzehn Jahre alt und inzwischen nicht mehr so ganz gesund.

»Heute Morgen waren die Touristen hier«, sagte Wendy. »Sie hatten einen Hund dabei. Das war das letzte Mal, dass ich Bela gesehen habe. Sie hat mit dem Hund gespielt. Es war ein junger Hund. Er war wohl zu lebhaft.«

»Sie wird irgendwo liegen und schlafen«, sagte Henk.

»Wendy, Henk, kommt schnell!«

»Ganz schnell!«

Die Stimmen der Zwillinge überschlugen sich, bis sie keinen Ton mehr herausbekamen.

Wendy und Henk eilten hinaus.

»Bella liegt oben im Gras beim Milchpfad«, sagte Hetti.

»Sie bewegt sich nicht«, jammerte Anderl.

Henk nahm seine Tierarzttasche und sie liefen los.

Henk ging neben Bella in die Knie. Er schaute zuerst in ihre Augen. Dann nahm er das Stethoskop aus der Tasche und hörte sie ab.

»Was ist mit ihr?«, fragte Anderl.

»Das kann ich euch nicht sagen. Sie ist krank. Und vergesst nicht, Bella ist schon sehr alt«, antwortete Henk.

»Willst du damit sagen, dass sie so krank ist, dass sie sterben könnte?«, fragte Hetti.

Im Tonfall ihrer Stimme klang tiefe Besorgnis mit. Der weinerliche Unterton war nicht zu überhören.

»Ja, irgendwann wird Bella sich aufmachen in den Hundehimmel«, sagte Henk.

»Hundehimmel klingt blöd«, stieß Anderl hervor.

»Ich werde ihr etwas spritzen, dann sehen wir weiter«, sagte Henk.

Er nahm eine Ampulle und eine Injektionsnadel aus der Tasche, zog ein Medikament auf und spritzte es Bella in den Muskel am Oberschenkel. Er hörte sie wieder ab.

»Ihr Herzschlag ist schon kräftiger«, sagte er leise.

Er sah Wendy an, die dabeistand.

»Wendy, holt bitte das Auto her. Ich fahre mit Bella zu Beate und Carl in die Praxis und hänge sie an die Infusion.«

Wendy holte das Auto.

Dann hoben sie die alte Hündin in den hinteren Teil des Geländewagens.

Anderl und Hetti kletterten auf den Rücksitz.

»Raus mit euch!«, sagte Henk streng.

Anderl verschränkte die Arme vor dem Körper. Hetti tat es ihm nach.

»Wir wollen aber mitkommen«!, sagte Anderl.

Henk seufzte.

»Kinder, macht jetzt bitte kein Theater. Ihr wärt mir nur im Weg. Raus aus dem Auto! Ich will los, weil ich Bella schnell eine Infusion geben will.«

»Sie wird doch wieder gesund?«, fragte Hetti. »Versprich, dass sie wieder gesund wird!«

Henks Herz war schwer.

»Das kann ich euch nicht versprechen«, sagte er.

»Du bist ein guter Tierarzt«, sagte Hetti. »Bestimmt gibt es ein Medikament, das Bella hilft.«

Traurig kletterten die Zwillinge aus dem Auto.

Hetti warf sich an Henk und klammerte sich an ihm fest.

»Ich bitte dich, mach Bella wieder gesund!«, jammerte sie.

Wendy trat hinzu. Sie zog Hetti an sich, damit Henk losfahren konnte.

Hetti umschlang jetzt Wendy. Tränen kullerten aus ihren Augen.

Wendy griff mit dem Finger unter Hettis Kinn. Sie hob ihr den Kopf hoch, um ihr in die Augen sehen zu können.

»Ach, mein armes Schatzerl, ich habe genauso Angst um Bella wie du. Henk wird alles tun, damit es ihr bald besser geht.«

Anderl stand mit hängendem Kopf dabei. Er vergrub die Hände tief in die Hosentaschen.

»Jetzt lass den Kopf nicht hängen, Anderl«, sagte Wendy liebevoll.

Anderl biss sich auf die Unterlippe und sagte:

»Henk und du, ihr sprecht schon viele Wochen davon, dass Bella alt ist und nicht mehr lange leben wird. Ich weiß, dass Hunde nicht so alt wie Menschen werden. Ich will aber nicht, dass Bella stirbt.«

Wendy streichelte ihm über den Kopf.

»Ach mein Bub, das will ich auch nicht. Jetzt warten wir doch erst einmal ab. Ihr habt Glück, dass Henk Tierarzt ist. Er wird alles für unsere Bella tun. Und Beate und Carl werden ihm dabei helfen«, sagte Wendy.

Anderl liefen die Tränen über das Gesicht.

Wendy reichte ihm ein Taschentuch.

»Wir können nichts tun als warten und hoffen«, sagte Wendy. »Die Tränen helfen Bella nicht. Vielleicht hat sie auch nur etwas gefressen, was ihr nicht bekommen ist. Ihr wisst doch, dass die Touristen oft Reste liegen lassen.«

Die Zwillinge waren untröstlich. Wendy atmete tief durch.

»Ich mache euch einen Vorschlag. Ihr tut jetzt, als sei es ein ganz normaler Tag. Wolltet ihr nicht zum Kindergeburtstag?«

»Nicht mehr«, antwortete Anderl.

»Und du, Hetti?«

»Ich auch nicht«, schluchzte Hetti.

»Also, Kinder, das kann ich schon verstehen. Aber dann müsst ihr anrufen und absagen. Einfach so wegzubleiben, ist kein Stil.«

»Kannst du bei den Bachers anrufen und sagen, dass wir nicht kommen?«, bat Anderl.

»Okay, ich sage ab. Und ihr, ihr seid jetzt tapfer. Mei, ihr seid doch zwei so starke und kluge Kinder. Ihr seid sonst keine Heulsusen und Heulhänsel«, sagte Wendy. »Wenn ihr nicht zum Kindergeburtstag wollt, könnt ihr mir helfen, die Kaschmirziegen zu kämmen. Los holt euch die Kämme und fangt an! Ich rufe bei den Bachers an und sage für euch ab.«

»Erzähle aber nicht, dass ich geheult habe«, sagte Anderl. »Sonst werde ich morgen in der Schule ausgelacht.«

Wendy unterdrückte ein Schmunzeln.

»Natürlich erzähle ich es nicht«, versprach Wendy. »Los jetzt! Zieht euch um, bevor er zu den Ziegen geht.«

Die Kinder nickten und gingen in die Almhütte.

Wendy seufzte.

Sie griff nach ihrem Handy und rief bei den Bachers an. Elvira Bacher nahm ab. Wendy erklärte es ihr.

»Ach, das tut mir leid. Die beiden hängen so an Bella. Sie brachten sie oft mit, wenn sie zum Spielen zu uns kamen«, sagte sie. »Wendy, tröste die beiden. Sage ihnen, wir machen noch eine Feier.«

»Das werde ich, Elvira. Und lass dir bitte eine Ausrede einfallen. Es wäre bestimmt nicht gut, wenn Anderl oder Hetti morgen in der Schule darauf angesprochen würden.«

»Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte Elvira.

Sie verabschiedeten sich und legten auf.

Anderl und Hetti waren sehr wortkarg. Sie kämmten die Ziegen und sammelten die Wollbüschel in dem Einer. Daraus würde Wendy feines Wollgarn spinnen, aus ihm würden Kleidungsstücke angefertigt werden. Die nicht preiswerten Teile waren sehr beliebt.

Es war später Abend. Nur mühsam hatte Wendy die Zwillinge dazu gebracht, ins Bett zu gehen.

Wendy saß vor der großen Almhütte und wartete auf Henk.

Endlich kam er.

Sie musste ihn nur ansehen, um zu wissen, dass es Bella nicht geschafft hatte.

Sie nahmen sich in den Arm.

»Ich habe alles versucht«, sagte Henk. »Carl und Beate haben alle anderen Termine abgesagt. Wir haben uns nur um Bella bemüht. Aber es war vergeblich. Ihr Herz war zu alt, zu schwach. Irgendwann hörte es auf, zu schlagen.«

Er hatte feuchte Augen.

»Schlafen die Kinder schon?«

»Ja, sie sind eingeschlafen«, flüsterte Wendy.

Sie gingen hinein.

»Willst du etwas essen?«, fragte Wendy.

»Nein, Beate hat zwischendrin Pizza bestellt«, antwortete er. »Wie geht es jetzt weiter? Was sagen wir den Kindern?«

»Wir sagen ihnen die Wahrheit. Etwas anderes kann nicht infrage kommen.«

»Ja, es war eine blöde Frage. Ich meinte auch mehr, wie sagen wir es ihnen.«

»Wir werden nicht viel sagen müssen. Sie haben es geahnt. Es sind Tränen geflossen«, antwortete Wendy.

»Wir sollten so schnell wie möglich wieder einen Hund holen. Wie denkst du darüber?«

»Ich habe noch eine andere Idee. Ich entschuldige die beiden Morgen in der Schule. Dann wandern wir hinauf zur Berghütte. Benno wird es schon schaffen, die beiden aufzumuntern. Ich werde gleich morgen früh mit Toni sprechen, wenn er die Milch holen kommt. Ich bitte ihn, uns Benno zu überlassen, bis der neue Welpe hier ist. Das macht er bestimmt. Und Anna wird auch nicht dagegen sein.«

»Das ist eine gute Idee, Wendy. Ich werde Addi und Alois anrufen, jetzt gleich. Sie sind in München in Addis Villa. Sie sollen herkommen. Alois schafft es bestimmt, die Kinder zu trösten. Du weißt, wie groß sein Einfluss auf sie ist.«

»Das ist eine gute Idee, Henk. Etwas Beistand können wir schon gebrauchen.«

Henk nahm das Handy und rief in München an. Addi nahm das Gespräch an. Sie hörte zu.

»Mei, das sind keine guten Nachrichten, Henk. Wir setzen uns sofort ins Auto und kommen. Nachts sind die Straßen leer und wir kommen schnell voran. Wir bringen Gerda und ihren Mann Emil mit. Sie haben den kleinen Hund, den Wuschel, den Emil mit in die Ehe gebracht hat. Du kennst ihn. Er ist ein lebhafter Bursche. Er wird es schaffen, Anderl und Hetti aus ihrer Trauer zu reißen. Wir fahren sofort los.«

Sie verabschiedeten sich und legten auf.

»Addi und Alois kommen und bringen Gerda und Emil mit. Außerdem Wuschel, den Terriermix. Du kennst ihn und weißt, dass er sehr lebhaft ist. Er wird die Kinder aufmuntern.«

»Das hoffe ich.«

»Wir müssen uns Gedanken machen, was für einen Welpen wir holen, Wendy«, sagte Henk. »Und es muss schnell gehen.«

»Das stimmt, je früher der neue Welpe hier einzieht, desto besser. Ich hoffe, Anderl und Hetti sträuben sich nicht.«

»Darauf nehmen wir keine Rücksicht. Denk an Martin! Als seine Hündin verunglückte, wollte er auch keinen Hund mehr. Aber Walli hat ihn mit der kleinen Boxerhündin überlistet. Binnen kürzester Zeit, eroberte Coco sein Herz.«

Sie nickten sich zu.

»Ich brauche jetzt einen Kaffee«, sagte Henk. »Trinkst du mit?«

Henk wollte aufstehen.

»Bleib sitzen! Ich mache uns Kaffee«, sagte Wendy.

*

Die Morgensonnenstrahlen erhellten die Schlossküche. Zensi hatte den Tisch für sich und Tassilo gedeckt. Zwei Kaffeebecher, Zucker und Sahne hatte sie daraufgestellt - wie jeden Morgen. Sie stand an der Anrichte und goss kochendes Wasser in die Kanne mit dem frischgemahlenen Kaffeepulver. Schritte schallten durch die offene Küchentür vom Flur herein. Sie musste nicht nachsehen, wer da kam. Sie kannte den Klang von Tassilos Schritten.

»Guten Morgen, Zensi!« , sagte er.

»Guten Morgen, mein Bub!«, antwortete Zensi. »Setze dich hin! Der Kaffee muss noch einen Augenblick ziehen.«

Tassilo hob die Augenbrauen und setzte sich. Wenn Zensi ihn mit Bub ansprach, wie sie es in seiner Kindheit getan hatte, wenn sie unter sich waren, schrillten bei ihm alle Alarmglocken.

Zensi schenkte Kaffee ein und setzte sich.

Sie gaben Zucker und Milch dazu und rührten lange um.

Dan tranken sie einen Schluck und schwiegen eine Weile.

Zensi rührte immer wieder ihren Kaffee um. Das war für Tassilo ein Hinweis, dass sie über etwas nachdachte.

»Hast du gut geschlafen?«, fragte Tassilo nach einer Weile.

»Nein, ich bin oft wach geworden, weil mir etwas keine Ruhe ließ. Wie du sicher ahnst, geht es dabei um Karl und Thilda.«

»Das ist nicht schwer erraten«, bemerkte Tassilo. »Hat sich es etwas Neues ergeben?«

Zensi nickte und trank einen Schluck Kaffee.

»Karl ist hier. Er ist spät gestern Abend gekommen. Ich habe ihn geschnappt und bin mit ihm zum Bergsee gegangen. Dort wollte ich von ihm wissen, wie das weitergehen soll mit der Firma, seiner Wohnung und Thilda.«

»Oh, und wie war das Gespräch?«, fragte Tassilo.

Zensi zog die Augenbrauen nach oben.

»Karl war ruhiger als bisher. Er ist froh, dass er Thilda Vollmacht für das Geschäftskonto erteilt hat.«

»Er hat lange genug gebraucht, um sich dazu durchzuringen, Zensi.«

»Das stimmt, Tassilo.«

Sie schmunzelte.

»Es gibt noch eine sehr interessante Neuigkeit. Karl traf zufällig Ehrhard, Gerlindes Mann, besser gesagt, ihren Ex-Mann. Sie setzten sich in eine Wirtschaft und Ehrhard erzählte, was sich ereignet hatte.«

»Langsam! Ex-Mann?«

»Ja, du hast richtig gehört. Die Scheidung ist noch nicht rechtskräftig, aber es ist vertraglich alles unter Dach und Fach. Firma und Haus sind verkauft. Ehrhard ist ausgezogen.«

»Mei, das ist ein Ding! Was ist geschehen?«

Zensi grinste.

»Die feine Gerlinde hat sich einen reichen Burschen aus München geangelt und ist auf und davon. Sieglinde ist mit ihr gegangen. Ehrhard ist erleichtert, dass er beide los ist. Aber jetzt kommt das Interessante.«

Zensi trank wieder einen Schluck Kaffee.

»Als Erhard ausräumte, fand er Dokumente und Notizen, die belegen, dass Gerlinde hinter dem Plan stand, dass Bernd seine Ehe annullieren und Sieglinde heiraten solle. Ehrhard betonte, dass Gerlinde eine wahre Meisterin der Intrige sei. Er konnte Karl davon überzeugen, dass Thilda zwar nicht ganz unschuldig ist, aber dass sie von Gerlinde beeinflusst und manipuliert wurde.«

»Und hat das bei Karl etwas bewirkt?«

Zensi wiegte langsam den Kopf hin und her und sagte:

»Ich nehme es an.«

»Wie kommst du darauf?«, fragte Tassilo.

»Nun, er wollte wissen, wo sich Thilda jetzt aufhält. Und, Tassilo, ich habe es ihm gesagt. Irgendwann musste er es ja erfahren.«

»Das stimmt. Wie hat er es aufgenommen?«

Zensi zuckte mit den Schultern.

»Ich kann wirklich nicht sagen, wie es in ihm aussieht. Er hat es sehr ruhig aufgenommen und wollte sich wohl darüber nicht äußern. Er schwieg, dann nahm er die halbe Flasche Bier und ging. Ich habe ihn beobachtet. Er blieb eine Weile im Freien stehen und betrachtete die Fassade des Schlosses. Vielleicht hat er sich gefragt, hinter welchem der Fenster sich Thilda aufhält.«

»Man muss das Gute sehen, Zensi. Karl hat es ruhig aufgenommen. Er wurde nicht wütend oder ausfallend«, sagte Tassilo.

Zensi nickte.

»Von der Seite her gesehen, ist es ein Fortschritt. Ich nehme an, das offene Gespräch mit Ehrhard hat ihn zum Nachdenken gebracht. Dass Gerlinde ein böses Weib ist - entschuldige, dass ich es so deutlich ausspreche -, daran dürfte Karl jetzt keinen Zweifel mehr haben. Ich habe ihm noch einmal gesagt, dass Thilda in der Therapie mit Doktor Josef Jäger herausgefunden habe, wie sehr sie von Gerlinde und Sieglinde gesteuert worden war. Eindringlich habe ich ihn aufgefordert, endlich mit Thilda zu sprechen. Dann könne er feststellen, wie sehr sie sich verändert hat.«

»Bisher waren all deine Worte vergebliche Liebesmühe.«

Sie schüttelte den Kopf.