Hat Wolfi ein zu weiches Herz? - Friederike von Buchner - E-Book

Hat Wolfi ein zu weiches Herz? E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Ein grüner Kastenwagen hielt vor der Polizeistation am Ortseingang von Waldkogel. Der Lieferwagen war mit Blumen bemalt und trug die Aufschrift eines großen Blumengeschäfts in Kirchwalden. Aus der Fahrerkabine stieg ein junger Mann aus. Er trug grüne Latzhosen, ein kariertes Hemd und Sandalen. Er kam in die Polizeiwache. »Grüß Gott«, sagte er. Die beiden Polizisten, Christine Danzer, Chris gerufen, und ihr Kollege Gewolf Irminger, Wolfi genannt, hatten Dienst. »Grüß Gott, was gibt's?«, fragte Wolfi Irminger. Chris Danzer vertiefte sich am anderen Schreibtisch in ihre Akten. Auch im Computerzeitalter gab es noch eine Menge Arbeiten, die auf Papier zu bearbeiten waren. »Also, das ist ein bisserl kompliziert«, sagte der junge Mann. Er rieb sich verlegen das Ohrläppchen. »Ich bin der Aushilfsfahrer der Gärtnerei und muss einen Blumenstrauß ausliefern. Aber zu dem Auftrag gibt es keine Adresse. Ich bin auf dem Rathaus gewesen und wollte mich erkundigen. Aber die haben Mittagspause. Vielleicht kann mir die Polizei weiterhelfen?

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Toni der Hüttenwirt Extra – 2 –

Hat Wolfi ein zu weiches Herz?

Auch ein Polizist hat Gefühle ...

Friederike von Buchner

Ein grüner Kastenwagen hielt vor der Polizeistation am Ortseingang von Waldkogel. Der Lieferwagen war mit Blumen bemalt und trug die Aufschrift eines großen Blumengeschäfts in Kirchwalden.

Aus der Fahrerkabine stieg ein junger Mann aus. Er trug grüne Latzhosen, ein kariertes Hemd und Sandalen. Er kam in die Polizeiwache. »Grüß Gott«, sagte er.

Die beiden Polizisten, Christine Danzer, Chris gerufen, und ihr Kollege Gewolf Irminger, Wolfi genannt, hatten Dienst.

»Grüß Gott, was gibt's?«, fragte Wolfi Irminger.

Chris Danzer vertiefte sich am anderen Schreibtisch in ihre Akten. Auch im Computerzeitalter gab es noch eine Menge Arbeiten, die auf Papier zu bearbeiten waren.

»Also, das ist ein bisserl kompliziert«, sagte der junge Mann. Er rieb sich verlegen das Ohrläppchen. »Ich bin der Aushilfsfahrer der Gärtnerei und muss einen Blumenstrauß ausliefern. Aber zu dem Auftrag gibt es keine Adresse. Ich bin auf dem Rathaus gewesen und wollte mich erkundigen. Aber die haben Mittagspause. Vielleicht kann mir die Polizei weiterhelfen? Es heißt doch so schön: die Polizei – dein Freund und Helfer.«

Gewolf Irminger unterdrückte ein Lächeln. »Und wie haben Sie sich das vorgestellt?«, fragte er ernsthaft.

»Die Blumen sind hinten im Wagen. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll. Ich muss zurück nach Kirchwalden. Ich dachte mir, vielleicht könnte ich den großen Strauß hierlassen? Wenn die Empfängerin nicht bekannt ist, dann können Sie mit den Blumen ihr Büro verschönern. Ich werde später im Rathaus anrufen und mich erkundigen. Vielleicht ist in der Verwaltung von Waldkogel jemand bereit, die Blumen weiterzuleiten. Der Strauß ist wirklich etwas ganz Besonderes. Sie können ihn sich gern ansehen.«

Wolfi drehte sich auf dem Schreibtischsessel in Richtung seiner Kollegin um. »Hast du das gehört?«

Chris hob den Kopf. »Ich bin doch nicht taub. Wolfi, hole das Kraut herein. Wir werden es schon loswerden. Es ist doch allemal eine schönere Aufgabe, Blumenbote zu spielen, als einen Verkehrssünder zu überführen. Außerdem übernehme ich das heute gern, am letzten Nachmittag vor meinem Urlaub. Es ist doch mal etwas Anderes.«

»Wie du meinst, Chris. Es ist ja auch eher eine Aufgabe, die in zarte Frauenhände gehört.«

»Doofer Spruch!«, murrte Chris.

Irminger begleitete den Fahrer hinaus zum Lieferwagen.

Der junge Mann öffnete die Tür und holte einen großen Blumenstrauß heraus, der in durchsichtiges Papier gehüllt war.

»Mei, das ist ein Koloss! Und solche Blüten habe ich noch nie gesehen«, staunte Irminger.

»Das sind alles Exoten. Ich studiere Biologie an der Universität in München. Diese Blumen kenne ich auch nur aus dem Lehrbuch. Sie mussten extra bestellt werden.«

»Da hat es sich jemand wirklich etwas kosten lassen«, bemerkte Wolfi Irminger.

»Ja, das kann man so sagen. Hier hängt die Karte daran. Leider steht nur darauf ›Für Chris‹. In dem Umschlag ist ein Brief. Aber der Umschlag ist zugeklebt. Er wurde uns von den Kollegen in München per Post zugestellt, mit der Bitte, ihn dazuzulegen. Ich denke, viele Leute, die Chris heißen, kann es hier in Waldkogel nicht geben.«

»Ist kein Nachname angegeben?«, fragte Wolfi.

»Nein, nur der Vorname. Vielleicht steht etwas in dem Brief. Aber das fällt unter das Postgeheimnis. Mein Chef und meine Chefin meinten, ich sollte mich auf dem Rathaus erkundigen. Das sei eine Amtsstelle und ihnen wäre es vielleicht erlaubt, den Brief zu öffnen.«

»Verstehe!«, murmelte Wolfi. Er unterschrieb die Empfangsquittung und nahm den Strauß entgegen.

Der junge Mann verschwand erleichtert im Blumenwagen, wendete und fuhr davon.

Wolfi sah ihm nach und grinste vor sich hin.

Er ging zurück in die Amtsstube. »Chris, der Strauß geht in keine der Blumenvasen, die wir haben.«

Seine Kollegin sah auf. »Himmel, was für ein Strauß!«, rief sie aus. »Der ist ein wirkliches Prachtexemplar.«

»Und ich denke mal, dass er für dich ist. Außen steht drauf: Für Chris in Waldkogel.«

Chris Danzer starrte Wolfi an. »Was ist nur heute los mit dir? Witzig, witzig!«, kommentierte sie. »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen?«

»Herrgottsakrament, schau doch selbst!« Wolfi riss den durchsichtigen Umschlag mit der Karte und dem dahintersteckenden Umschlag ab und legte ihn seiner Kollegin auf den Schreibtisch.

»Was soll das?«, fragte sie.

»Nun, ganz einfach. Du heißt Chris. Also mache den Umschlag auf! Dann wissen wir, für wen er ist.«

»Schmarrn! Ich heiße nicht Chris. Mein Name ist Christine, ich werde nur Chris gerufen.«

»Meinetwegen, aber das sind ja nur Haar­spaltereien. Entweder du schaust jetzt rein oder ich tue es«, drohte Wolfi. Er griff nach der durchsichtigen Hülle.

Blitzschnell riss Chris sie ihm aus der Hand. »Gut, schauen wir mal, ob wir etwas herausbekommen! Aber du bringst die Blumen in den Personalraum. Stell sie ins Waschbecken!«

»Später. Zuerst will ich wissen, was drinsteht.«

Christine Danzer bekam einen hochroten Kopf. Sie öffnete den Umschlag und zog den Brief heraus. Sie rollte mit ihrem Sessel ein Stück rückwärts und drehte ihn so, dass Wolfi ihr keinen Blick über die Schulter werfen konnte, während sie las. Dann riss sie die unterste Schublade ihres Schreibtisches auf.

Wolfi wusste, dass sie dort persönliche Sachen aufbewahrte.

Chris warf den Brief hinein und drückte blitzschnell den Kopf des Schlosses. »Gib her!«, sagte sie. »Das Kraut ist für mich.« Sie nahm den Strauß und verschwand mit hochrotem Kopf in den hinteren Räumen.

Wolfi setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und streckte die Beine aus. »Ja, ja, stille Wasser sind tief!«

Es dauerte lange Minuten, bis Chris wiederkam. Sie ging an Wolfi vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen und tat so, als wäre nichts geschehen.

»Liebe Kollegin, ich denke, dass ich eine Erklärung erwarten kann. Schließlich muss ich darüber einen Bericht abfassen«, sagte Wolfi und grinste dabei über das ganze Gesicht.

»Das lässt du schön bleiben, Wolfi! Das ist eine private Angelegenheit«, erwiderte Chris spitz.

»So? Meinst du wirklich? Ich sehe das nicht so. Eine Person hat sich mit der Bitte um Hilfe an die Polizei gewandt. Ich habe den Strauß quittiert. Folglich muss ich darüber eine Aktennotiz anfertigen.«

»Sei nicht päpstlicher als der Papst!«, sagte Chris. »Okay, der Blumenstrauß war für mich. Ich kenne den Absender. Die Sache ist also erledigt. Wolltest du nicht noch auf Streife gehen?«

»Wollen schon, das mache ich aber nicht. Ich warte auf eine Erklärung von dir. Vielleicht sehe ich dann von der Aktennotiz ab.«

Christine seufzte. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm. Dabei trommelte sie nervös auf die Tischplatte. »Wolfi, das ist nicht fair. Wäre es umgekehrt, dann wäre ich auch neugierig. Das gebe ich zu. Aber du gehst zu weit. Mir mit einem Bericht zu drohen, das ist unfair.«

»Das ist nicht unfair. Es ist die vorgeschriebene Vorgehensweise.«

»Schmarrn!«, brauste Chris auf. »Wo bleibt deine Menschlichkeit? Wir in Waldkogel versuchen doch immer, Konflikte großzügig zu lösen. Das scheinst du vergessen zu haben. Ich frage dich, gilt das für mich nicht? Warum gießt du Öl ins Feuer? Ich habe Blumen bekommen, na und? Was ist dabei?«

»Nun, dass Blumen angekommen sind, ist eine Tatsache. Der Fahrer des Blumengeschäfts hat sie hier abgegeben, weil er im Rathaus niemand erreichen konnte. Wir sollten den Empfänger herausfinden. Es ist ein amtlicher Vorgang.«

»Die Blumen waren für mich.«

»Das musst du erst beweisen, liebe Kollegin.«

»Wolfi, reize mich nicht! Wir haben bisher vertrauensvoll zusammengearbeitet. Ich gebe zu, es war etwas merkwürdig mit der Zustellung. Aber die Blumen sind wirklich für mich. Mache meinetwegen eine Notiz. Das ist mir auch egal. Aber ich sage dir, überlege es dir gut, Gewolf Irminger.«

»Du drohst mir?«

»Wenn du es so sehen willst, werde ich dich nicht daran hindern. Dass du mit einer Aktennotiz drohst, empfinde ich als Nötigung und Diskriminierung.«

»Jetzt übertreibst du«, verteidigte sich Wolfi.

»Ich übertreibe nicht.«

»Doch, das tust du. Mei, was ist dabei, dass ich neugierig bin?«

»Dass du neugierig bist, stört mich nicht. Es ist die Art und Weise, wie du mir Druck machst. Wir haben die gleiche Gehaltsstufe, den gleichen Rang. Wir machen hier alles zusammen. Nie gab es Schwierigkeiten in der Kommunikation. Plötzlich spielst du dich auf wie ein Vorgesetzter.«

»Chris, ich habe den Blumenstrauß ohne vollständige Adresse angenommen, und du behauptest, die Blumen wären für dich.«

»Das sind sie auch. Basta!«

»Was hat in dem Brief gestanden, den du hast verschwinden lassen? Eigentlich ist er ein Beweisstück.«

»Bist du jetzt völlig durchgeknallt? Was soll diese depperte Bemerkung?«

»Das ist keine depperte Bemerkung, Chris«, verteidigte sich Wolfi. »Ich verstehe nicht, warum du so empfindlich bist.«

»Weil ... weil ... ach lass, es ist mir zu mühsam, es zu erklären. Du bist ein eingefleischter Junggeselle und hast keine Ahnung von solchen Sachen. Du bist ein guter Polizist. Aber privat bist du emotional ein Krüppel«, schrie Chris heraus.

»Jetzt wirst du beleidigend. Ich sehe es dir aber nach. Du bist wirklich urlaubsreif.«

»Kommst du jetzt auch noch mit dieser Keule? Das lasse ich nicht auf mir sitzen, Herr Kollege. Das schwöre ich Ihnen.«

Christine Danzers Tonfall war so scharf geworden, dass Wolfi für einen Augenblick erschrak.

»Dann machen Sie doch Ihren Bericht. Wenn Sie das tun, dann schreibe ich meinerseits auch einen Bericht«, zischte Chris.

»Was willst du reinschreiben? Dass du einen Verehrer hast?«

Chris lief rot an.

»Mei, Chris, hab dich nicht so! Das ist doch schön. Ich gönne es dir.«

»Ich will das Thema jetzt beenden, Herr Irminger. Genug ist genug!«

»Okay, dann schreibe ich einen Bericht«, murmelte Wolfi. »Du bist ganz schön verklemmt.«

»He, diese Bemerkung erfüllt den Tatbestand der Beleidigung. Aber ich sehe es Ihnen nach. Sie sind nur deshalb betroffen, weil Sie Single sind.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Ich habe heute kürzer Mittagspause gemacht. Ich gehe jetzt. Wir sehen uns dann nach meinem Urlaub«, sagte Chris, »falls ich mich nicht versetzen lasse.«

»Spinnst du jetzt völlig?«, schrie Wolfi.

»Nein, aber was Sie machen, sehe ich als Mobbing an. Und ich muss mich dem nicht aussetzen. Wir müssen hier eng zusammenarbeiten. Und soeben habe ich erkannt, dass Sie wohl ungeeignet sind, eine Frau als Kollegin zu haben.«

»Das ist ja unerhört. Du solltest einen Termin bei dem Psychologen machen«, schimpfte Wolfi.

»Ich bestimmt nicht. Mein Leben ist sehr harmonisch. Aber Ihres nicht, Herr Irminger.«

Chris schaltete ihren Computer aus und räumte ihren Schreibtisch auf. Sie ging in den Personalraum, um sich umzuziehen. Dann kam sie zurück, nahm den Brief aus der Schublade und steckte ihn ein.

Dabei beobachtete Wolfi sie genau. »Ich habe es wohl verbockt, wie?«, sagte er schließlich. »He, das Ganze war ein Scherz.«

»So wollen sich die meisten Burschen herausreden, aber das zieht bei mir nicht«, antwortete Chris. »Ich denke ernsthaft darüber nach, ob ich mich versetzen lasse.«

Wolfi schüttelte den Kopf, als sich Chris zum Gehen wandte. »Nimmst du deine Blumen nicht mit?«, fragte er.

Chris hielt in der Bewegung inne, als überlegte sie kurz. Dann holte sie ihre Blumen. Im Türrahmen blieb sie stehen. Sie schaute ihren Kollegen an, schüttelte den Kopf und ging davon.

Wolfi blieb wie angewurzelt sitzen. Er verstand die Welt nicht mehr. Okay, sagte er sich, wahrscheinlich bin ich zu schroff vorgegangen. Ich hätte sie nicht provozieren dürfen. Aber sonst reagiert sie doch nicht so empfindlich.

Draußen hielt ein Geländewagen. Kurz drauf betrat Toni Baumberger die Dienststelle. »Grüß Gott, Wolfi!«, sagte Toni.

»Grüß Gott, Toni! Dich schickt der Himmel.«

»Mei, was für eine Bemerkung! Was ist los? Dein Gesicht spricht Bände.«

»Ich habe mich mit Chris gefetzt. Damit meine ich, richtig gefetzt.«

»Das ist doch nicht möglich. Wirklich?«, staunte Toni. »Ihr versteht euch doch so gut.«

»Das dachte ich auch. Aber ich habe wohl in ein Wespennest gestochen«, seufzte Wolfi. Er schaute auf die Uhr. In wenigen Minuten war der Dienst zu Ende. Er schaltete das Telefon um. Von nun an gingen die ankommenden Anrufe in der übergeordneten Dienststelle in Kirchwalden ein. »Warte einen Augenblick, Toni, ich ziehe mich um. Schluss für heute!«

Doch dazu kam es nicht. Das Dröhnen einer Harley drang durch die offene Tür. Augenblicke später betrat ein großer Mann in lederner Motorradkleidung die Dienststelle. »Grüß Gott!«, sagte er freundlich. Er legte seinen Motorradhelm auf den erhöhten Tresen. »Ich habe einer jungen Dame Blumen geschickt. Die Gärtnerei hat mich informiert, dass der Fahrer den Blumenstrauß hier, in ihrer Polizeistation, abgegeben hat. Ich wollte mich erkundigen, ob das Madl schon gefunden wurde?«

»Ja, es wurde gefunden. Die Blumen waren für meine Kollegin Chris.«

»Chris ist Polizistin? Das ist großartig«, strahlte der Bursche.

»So?«

»Ja, dann sind wir Kollegen. Ich arbeite in der Polizeiverwaltung in München.«

»Sie haben Chris um wenige Minuten verfehlt. Sie ist im Urlaub.«

»Schade! Wie kann ich Sie erreichen? Wo wohnt sie? Wie heißt sie mit Nachnamen?«

Wolfi rieb sich das Kinn und schwieg.

»Ich weiß, dass das gegen die Dienstvorschrift ist«, sagte der junge Mann. »Aber es würde den Weg abkürzen. Ich weiß jetzt, dass Chris hier arbeitet. Ich könnte am Montag den Dienstweg über die Personalabteilung beschreiten.«

Wolfi stellte sich dem Kollegen vor. »Ich bin Gewolf Irminger, Kollegen rufen mich Wolfi.«

»Ich bin Gerd«, antwortete der Münchner Kollege.

»Du bist wohl sehr verliebt?«, fragte Wolfi.

»Oh ja! Da hat es richtig gezündet.«

»Und wie und wann und wo?«

Gerd lachte laut. »Okay, dann gebe ich das mal zu Protokoll. Es war letzte Woche an einer Autobahnraststätte. Ich machte eine Motorradtour und Chris auch. Wir parkten nebeneinander und kamen über das Motorradthema ins Gespräch. Ich habe nur erfahren, dass sie Chris heißt und in Waldkogel lebt. Wir tauschten die Telefonnummern aus. Wie man das heute so macht, gab ich sie in mein Handy ein. Aber das Ding fiel mir ins Wasser.«

»Pech!«, bemerkte Wolfi.

»Nun ja, jetzt habe ich Chris erreicht. Ich hoffe, sie meldet sich bei mir. Hat sie sich über den Blumenstrauß gefreut?«

»Ich denke schon«, antwortete Wolfi. »Du musst schon sehr verliebt sein, dass du einen solchen auffallenden Strauß geschickt hast.«

»Das bin ich. Als ich Chris traf, hat es einfach peng gemacht«, strahlte Gerd. »Jetzt brauche ich nur noch ihre Telefonnummer.«

»Es tut mir leid, Gerd, die kann und will ich dir nicht geben. Ich hatte einen heftigen Streit mit meiner Kollegin, als wir entdeckten, dass deine Blumen für sie bestimmt waren. Ich will es nicht noch schlimmer machen.«

»Auch nicht, wenn ich dir meinen Dienstausweis zeige?«, sagte Gerd.

»Schwierig!«, murmelte Wolfi. Er überlegte hin und her. Schließlich sagte er: »Ich kann dir die private Telefonnummer und die Adresse unseres Bürgermeisters Fritz Fellbacher geben. Er ist sehr hilfsbereit. Ich bin sicher, dass Chris ihm nichts nachtragen würde,« erklärte Wolfi.

Toni schüttelte den Kopf. »Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Ich bin Toni und Hüttenwirt auf der Berghütte. Ich nehme es auf meine Kappe. Chris heißt mit vollem Namen Christine Danzer.« Er schaute auf seinem Handy nach und schrieb Christines Handynummer auf einen Zettel. »Bitte schön!«, sagte Toni. »Ich hoffe, ich sehe euch bald mal oben auf der Berghütte. Rufe vorher an, wenn du mit ihr kommst, dann bereite ich einen kleinen Hüttenabend vor und ihr könnt auch tanzen. Die Berghütte ist ein romantischer Ort für verliebte Paare, besonders bei Sonnenuntergang.«

»Das ist eine sehr gute Idee«, antwortete Gerd. »Danke, Toni!«

Wolfi gab Gerd den Rat zu warten, bis sich Chris selbst melden würde.

Gerd verabschiedete sich. Er stieg auf sein Motorrad und brauste los.

Wolfi tauschte Dienstkleidung mit Freizeitkleidung. Dann verließ er mit Toni das Gebäude und schloss ab.

»Hast du einen Augenblick Zeit?«, fragte Wolfi.