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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Tilly kam aus der Kirche. Sie setzte sich auf die Bank am Brunnen und kramte in ihrer Umhängetasche. »Grüß Gott, Tilly«, sprach sie Pfarrer Zandler an. »Bist du aufgeregt?« Tilly grüßte den Geistlichen und rückte zur Seite. Pfarrer Zandler sah es als Einladung und setzte sich zu ihr. Tilly kramte weiter in ihrer Tasche. »Was suchst du denn?« »Meine Sonnenbrille«, antwortete Tilly. »Suchst du die, die in deinem Haar steckt?« »Ach ja! Wo habe ich nur meine Gedanken?« Sie zog die Sonnenbrille aus ihren Locken. »In der Kirche war es dunkel. Da habe ich sie wohl einfach hochgeschoben.« »Ich habe dich in der Kirche gesehen«, sagte der Pfarrer. »Du hast mit den Engeln vom 'Engelssteig' geredet und ihnen eine große Kerze gestiftet.
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Tilly kam aus der Kirche. Sie setzte sich auf die Bank am Brunnen und kramte in ihrer Umhängetasche.
»Grüß Gott, Tilly«, sprach sie Pfarrer Zandler an. »Bist du aufgeregt?«
Tilly grüßte den Geistlichen und rückte zur Seite.
Pfarrer Zandler sah es als Einladung und setzte sich zu ihr.
Tilly kramte weiter in ihrer Tasche.
»Was suchst du denn?«
»Meine Sonnenbrille«, antwortete Tilly.
»Suchst du die, die in deinem Haar steckt?«
»Ach ja! Wo habe ich nur meine Gedanken?« Sie zog die Sonnenbrille aus ihren Locken. »In der Kirche war es dunkel. Da habe ich sie wohl einfach hochgeschoben.«
»Ich habe dich in der Kirche gesehen«, sagte der Pfarrer. »Du hast mit den Engeln vom ‘Engelssteig’ geredet und ihnen eine große Kerze gestiftet. Ich wollte dich nicht stören. Deshalb habe ich gewartet, bis du mit deinem Gespräch fertig bist.«
Tilly lächelte.
»Aber Kummer oder Zweifel hast du nicht oder doch?«, fügte Zandler hinzu.
Tilly seufzte. »Ein bisserl aufgeregt bin ich schon. Das muss ich zugeben.«
Pfarrer Zandler legte ihr die Hand auf die Schulter. »Madl, jede Braut ist aufgeregt, so kurz vor der Hochzeit. Wann ist die standesamtliche Trauung?«
»Um fünfzehn Uhr. Das ist eine gute Zeit, dachten Wendel und ich. Danach feiern wir bei Tassilo im kleinen Kreis. Sie sind auch eingeladen.«
»Ja, ich habe eure Einladung erhalten. Vielen Dank! Ich werde kommen.«
»Betrübt es Sie sehr, dass wir heute nicht auch kirchlich heiraten? Es macht mir Ihnen gegenüber ein bisserl ein schlechtes Gewissen«, brachte Tilly zaghaft hervor.
»Das muss es nicht, Tilly. Ich kenne deine Lebensgeschichte. Es war ein schlimmes Auf und Ab über viele Jahre. Ich bin nicht nur Geistlicher, ich bin auch Mensch. Ich verstehe, dass du einige Tage zur Vorbereitung brauchst. Es soll ein ganz besonderer Tag werden. Und in einem neuen Brautkleid! Hast du schon eins?«
»Es wird geschneidert. Am Mittwoch kann ich zur Anprobe kommen. Es war ganz reizend von Evita Gonzales, dass ich gestern am Sonntag zu ihr kommen konnte. Sie hat Maß genommen und den Schnitt mit mir besprochen. Ich hatte keinerlei Vorstellung, wie das Brautkleid aussehen sollte. Aber Evita legte mir einige Skizzen vor, die sie nach meinem Anruf schnell entworfen hatte.« Tilly seufzte. »Ich war froh, dass ich in Begleitung war. Zenzi war mitgekommen. Sie vertritt bei mir wohl Mutterstelle«, sagte Tilly lächelnd. »Monika war auch dabei. Sie ist meine Trauzeugin. Nach vielen Überlegungen habe ich mich für einen Entwurf entschieden. Er ist in meinen Augen etwas pompös. Ich hätte es gerne einfacher gehabt. Aber gegen Zenzi und Monika bin ich nicht angekommen. Sie waren sich einig, dass ich keine Abstriche machen dürfe. Es soll ruhig auffallend sein, meinten sie. Ich hätte es, mehr als jede andere Braut, verdient, dass sich alle Blicke auf mich ziehen.«
»Das hast du auch, liebe Tilly. Du hast einen weiten und steinigen Weg zurückgelegt.«
»Ich habe den Engeln für ihren Beistand gedankt. Es kommt mir alles wie ein Wunder vor. Dutzendmal sage ich mir, dass ich noch heute Frau Tilly Löffler werde. Es ist, als würde ich träumen. Ich habe Angst, dass der Traum zerplatzt, – wie so viele Träume in meinem Leben.«
»Du hast ein bisserl das Vertrauen und den Optimismus verloren, Tilly. Das kann jeder verstehen, der dich und deine Lebensgeschichte kennt. Das ist mir schon gestern Mittag aufgefallen, als du mit Wendel zum Brautgespräch kamst. Du hast bisher so gehandelt, als wolltest du dich für deine Fehler selbst bestrafen. Wenn es überhaupt Fehler waren? Das zu beurteilen, solltest du einem Höheren überlassen. Außerdem hast du einfach Pech gehabt. Aber alles war, von einer höheren Warte aus betrachtet, notwendig. Ohne diese Erfahrungen wärst du nicht dort, wo du jetzt bist. Zieh einen Schlussstrich, versuche es wenigstens! Hinterfrage nicht dein Glück und nimm die Liebe an! Wendel ist ein wunderbarer Mann. Er liebt dich und er liebt deine kleine Tochter. Er macht sie durch Adoption zu seiner Tochter. Danach wirst du nie mehr erklären müssen, wie es dazu kam, dass du eine alleinerziehende Mutter warst.«
»Ihre Worte tun mir gut, Herr Pfarrer. Ich schäme ich noch immer für meinen Fehltritt. Warum sind Sie so großzügig?«
Zandler lachte. »Ach, Madl, Fehltritt, wie sich das anhört? Du musst dich mal mit Geschichte und Traditionen beschäftigen. Ein Madl, das in einen Hof einheiraten wollte, musste schwanger sein von dem späteren Hoferben.«
»Wirklich?«, staunte Tilly und sah Pfarrer Zandler mit großen Augen an.
»Das ist die ungeschminkte Wahrheit«, sagte er. »Die Braut und der spätere Hoferbe mussten unter Beweis stellen, dass sie Kinder bekommen konnten. Das war besonders wichtig, wenn es nur einen Buben gab. Meistens erbten die Söhne. Sie gaben den Namen an die nächste Generation weiter. Dazu gab es das Fensterln oder den Heuboden.« Zandler hielt kurz inne. »Tilly, in unseren Zeiten hat sich viel geändert. Privat sage ich dir, dass das gut ist. Natürlich gibt es immer Leute, die nicht so tolerant sind. Aber jeder soll sich an seiner eigenen Nase fassen und den Dreck vor seiner eigenen Tür kehren. Leonie ist ein herziges Madl. Wendel hat sie gern und das gilt auch für seine Eltern.«
Tilly lächelte. »Wendels Eltern sind sehr nett und bodenständig. Sie haben mich und Leonie mit offenen Armen aufgenommen. Ich muss aufpassen, dass sie Leonie nicht zu sehr verwöhnen.«
»Lass ihnen die Freude! Sie haben ihren Buben gut erzogen und werden bei Leonie gewiss nichts falsch machen, Tilly. Du machst dir zu viele Gedanken.«
Tilly lächelte. »Ich kann nicht anders, Her Pfarrer. Ich will alles richtig machen.«
»Da gibt es nur einen einzigen Weg: Lass dich von der Liebe führen! Höre auf dein Herz! Und noch etwas, sei nicht so streng mit dir selbst! Freue dich auf deine und Leonies Zukunft!« Pfarrer Zandler seufzte. »Tilly, ich weiß, dass das einfacher gesagt als getan ist. Ich verstehe deine Unsicherheit. Dazu gebe ich dir einen Rat. Überlasse erst einmal alles deinem Wendel. Lehne dich bei ihm an, bis du ein größeres Selbstvertrauen aufgebaut hast.«
»Ich will es versuchen. Vielleicht hätten wir mit der Hochzeit noch warten sollen?«
»Nein, Tilly, nein!«, sagte Zandler heftig. »Die Entscheidung war richtig, schnell zu heiraten. Als du Wendels Heiratsantrag annahmst, hast du auf dein Herz gehört. Das war gut so. Jetzt denkst du zu viel. Lieben und Heiraten, das entscheidet das Herz, nicht der Kopf. Du wirst sehen, wenn ihr heute Mann und Frau seid, fällt die Anspannung von dir ab. Und wenn ich euch am nächsten Wochenende den Segen gegeben habe, dann wirst du endgültig ruhiger werden.«
»Hoffentlich!«, seufzte Tilly.
Zandler sah sie ernst an. »Tilly, du hast mit den Engeln gesprochen. Vielleicht bedrückt dich ein heimlicher Kummer, etwas, worüber du noch mit keinem Menschen gesprochen hast? Du weißt, ich bin verpflichtet zu schweigen. Vielleicht kann ich dir einen Rat geben?«
Tilly musste lächeln. »Sie sind ein guter Menschenkenner, Herr Pfarrer.«
»Ich bemühe mich. Also, wo drückt dich dein Schuh wirklich?«
»Tanja! Es geht um meine Zwillingsschwester.«
Zandler nickte. Tilly hatte bei dem Traugespräch auch über ihre Schwester gesprochen. »Das kann ich verstehen. Du hast Angst, sie könnte sich einmischen?«
»Ja, das habe ich. Tanja hängt wie eine dunkle Wolke über meiner Hochzeit, wie eine dunkle Wolke über dem ›Höllentor‹.«
»Verstehe!«, murmelte Zandler. »Dann weiß sie, dass du heiratest?«
Tilly zuckte mit den Schultern. »Halb und halb. Es ist so. Ich habe Tanja einen Brief geschrieben und sie zur kirchlichen Hochzeit eingeladen. Ich habe sie nicht für heute eingeladen. Meine Angst ist zu groß, dass sie etwas tun könnte, um in letzter Minute die Hochzeit zu verhindern. Sie müsste meinen Brief schon erhalten haben. Wendel ließ ihn durch einen Werksfahrer zustellen. Ich habe nichts von ihr gehört. Aber die Spannung wächst und wächst. Wenn sie mir eine SMS geschickt hätte, wüsste ich wenigstens, wie sie es aufgenommen hat. Dieses Schweigen kommt mir vor wie die Ruhe vor dem Sturm. Mich ängstigt, was sie denkt und noch mehr, wie sie sich verhält.«
»Denke nicht darüber nach, Tilly! Das Schweigen deiner Schwester kann auch einfach nur bedeuten, dass sie sich scheut, dir unter die Augen zu treten. Du bist glücklich, selbstbewusst und hast deinen eigenen Weg eingeschlagen. Sie hat verloren. Verlierern fällt es oft schwer, die Niederlage einzugestehen. Gib ihr Zeit! Bis zur kirchlichen Hochzeit sind es noch etliche Tage. Sie hat Zeit darüber nachzudenken. Mach dir keine Gedanken um sie! Es geht nicht um Tanja, es geht um dich, um dein Glück. Man kann im Leben nicht glücklich werden, wenn man zu viel Rücksicht auf andere nimmt.«
»Das muss ich erst noch lernen, Herr Pfarrer.«
»Sprich mit Wendel darüber! Vertraue dich ihm an!«
»Ich will ihn nicht belasten.«
»Mei Madl, was redest du da für einen Schmarrn? Jetzt bist du doch nimmer allein. Du hast jemanden an deiner Seite, der dir beim Tragen hilft.«
Tilly schaute auf die Uhr. »Oh, schon so spät! Ich muss gehen. Ich muss zum Friseur. Danke für das Gespräch!«
»Wir sehen uns später.«
»Ja!«
Sie standen auf.
Tilly verabschiedete sich und ging.
Pfarrer Zandler sah ihr nach. Er wusste über Tilly und Tanja mehr, als er hatte sagen wollen. Zenzi hatte ihm so einiges erzählt. Er hoffte, dass sich die Schwestern eines Tages wieder verstehen würden. Und er hoffte, dass sich Tilly wirklich von Tanja lösen würde, die immer noch Einfluss aus der Ferne auf die junge Frau ausübte.
*
Die kleine Leonie saß auf den steinernen Treppenstufen des Waldschlosses in Waldkogel. Sie hatte die Ellenbogen auf ihre Knie gestützt. Ihr Kopf ruhte zwischen den Händen.
Tassilo Graf von Teuffen-Thurmann parkte seinen Geländewagen unter den Bäumen. Er stieg aus und blieb verwundert stehen. Er betrachtete Leonie, die im Festtagsdirndl mit den schwarzen Haferlschuhen auf der Treppe saß. Normalerweise stürmte sie auf Tassilo zu, sobald sie ihn sah.
Er ging auf sie zu. »Grüß Gott, Leonie! Hast du auf mich gewartet? Das ist nett.«
Leonie schüttelte den Kopf, dass ihre blonden Locken hin und her flogen. »Nee, ich habe nicht auf dich gewartet. Ich warte auf Mama. Sie ist zum Friseur. Aber es dauert und dauert. Warum dauert das so lange?«
Tassilo lächelte und setzte sich neben Leonie. »Wahrscheinlich kommt es dir nur so vor.«
»Tut es nicht! Du kannst Zenzi fragen. Sie meint auch, dass Mama schon sehr lange fort ist.«
»Vielleicht hat deine Mama noch Kunden.«
»Nee, bestimmt nicht. Mama hat einen Termin. Du weißt doch, dass Mama und Wendel heute heiraten.«
»Das stimmt.«
»Sie darf nicht zu spät kommen. Wendel ist auch noch nicht da!« Leonie sah ihn besorgt an.
Graf Tassilo von Teufen-Thurmann ahnte, was in ihr vor sich ging. Es war jetzt etwas mehr als ein Jahr her, dass Leonies Mutter die Hochzeit mit einem anderen Mann hatte platzen lassen, weil sie einen Tag vor der Trauung dahintergekommen war, dass er sie bereits während der Verlobungszeit betrogen hatte.
»Vielleicht heiraten sie nicht«, sagte Leonie ganz leise. »Dabei ist Wendel so nett. Ich wäre sehr traurig, wenn ich ihn nicht mehr sehen könnte. Ich habe ihn lieb. Wendel hat das Baumhaus für mich repariert. Seine Mutter und sein Vater sind auch sehr, sehr nett.«
Tassilo legte den Arm um ihre Schultern. »Du musst keine Angst haben, Leonie. Deine Mama und Wendel haben sich sehr lieb. Sie werden bestimmt heiraten.«
Leonie seufzte. »Ich freue mich darauf, Wendel als Papa zu bekommen. Aber …«
»Kein Aber, Leonie, mache dir keine Gedanken!« Tassilo überlegte, wie er das Gespräch auf ein anderes Thema bringen könnte. »Du hast ein schönes Dirndl an, ein richtiges Sonntagsdirndl«, sagte Tassilo.
Leonie sah auf und strahlte. Sie entspannte sich. »Es ist neu«, erklärte sie. »Mama und ich haben es heute Morgen bei Veronika gekauft. Ich durfte es mir selbst aussuchen. Es gab viele schöne Dirndl. Aber das hier hat mir am besten gefallen.«
»Es ist auch besonders schön.«
»Eigentlich sollte ich es erst anziehen, kurz bevor Mama und Wendel zum Bürgermeister gehen. Dort müssen sie ein Papier unterschreiben und dann sind sie verheiratet. Mama hat es mir genau erklärt. Ich kann in dem Kleid nicht spielen, damit es nicht schmutzig wird. Zenzi wollte nicht, dass ich es jetzt schon anziehe. Ich musste ihr versprechen, mich nicht schmutzig zu machen.«
»Du könntest mit Tim ›Mensch ärgere dich nicht‹ spielen. Hast du ihm schon dein Kleid gezeigt?«,
Ein Lächeln huschte über Leonies Geschichtszüge. Sie nickte eifrig. »Tim hat gesagt, ich sehe fesch aus«, sagte sie stolz.
»Da hat mein Enkel recht. Du bist ein richtig fesches Madl. Du magst Tim?«
»Mmm, leider ist er zu groß für mich oder ich bin noch zu klein. Aber wir sind gute Freunde«, erklärte Leonie. »Aber bis ich alt genug bin, hat Tim bestimmt eine andere Freundin. Eine richtige Freundin, verstehst du?«
Tassilo schmunzelte. ›So, so‹, dachte er. ›Da erlebt die kleine Leonie die erste träumerische Liebe. Sie scheint zu wissen, was einen feschen Burschen ausmacht, wenn ihr mein Enkel gefällt.‹ Er nickte ihr aufmunternd zu. »Ach, Leonie, gräme dich nicht, wegen des Altersunterschieds. Du wirst ganz schnell groß werden. Die Jahre vergehen wie im Flug. Tim wird auch älter werden und später habt ihr dann beide das richtige Alter.«
»Aber, wenn er mich vergisst? Wenn Mama wirklich heiratet, dann wohnen wir bei Wendel. Dann sehe ich Tim nicht mehr so oft.«
»Das stimmt allerdings. Aber ich bin mir sicher, ihr kommt oft zu Besuch. Dann wirst du Tim sehen. Außerdem bin ich sicher, er wird dich nicht vergessen.«
»Meinst du wirklich?«, fragte Leonie mit einem Augenaufschlag.
»Ganz bestimmt wird er dich nicht vergessen. Tim mag dich sehr.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich, Leonie. Würde er sonst so viel mit dir spielen? Würde er mit dir zum Angeln hinaus auf den Bergsee rudern? Oder mit dir zum Reiterhof fahren?«
Leonie schwieg.
»Wo ist Tim?«, fragte Tassilo.
»Er ist im Musikzimmer. Er übt auf dem elektrischen Klavier und hat Kopfhörer auf. Er will Mama und Wendel später ein Ständchen bringen. Das ist aber eine Überraschung!«
»Und wo sind die anderen?«, fragte Tassilo weiter.
»Zenzi ist mit deiner Frau und Tims Mama in der Küche. Sie machen kalte Platten für das Fest später. Tims Papa ist unten am See. Er ist bei den Männern, die das Zelt aufbauen für die Feier.« Leonie seufzte. »Alle haben mich weggeschickt. Ich sei im Weg, haben sie gesagt.«
»Oh, wie konnten sie nur? Mir bist du nicht im Weg.«
»Wirklich nicht?«
»Nein, Leonie! Und ich verrate dir etwas. Ich freue mich, dass deine Mama und Wendel heiraten.«
»Aber nur standesamtlich, in der Kirche heiraten sie erst Ende der Woche. Mama hat noch kein Brautkleid.«
»Ja, ich weiß. Ich weiß auch, dass du ein schönes Kleid bekommst und dass du Blumen streuen wirst.«
»Das mache ich zusammen mit Tim. Er hat sich zuerst gewehrt. Er sagte, er sei dazu zu groß. Aber dann hat er gesagt, er macht es nur, damit ich nicht allein bin.«
»Dass ist doch schön von ihm oder?«
»Das ist sehr schön von Tim, Tassilo. Und er hat mir versprochen, mit mir zu tanzen. Ich freue mich. So richtig getanzt hat noch kein Bursche mit mir. Im Kindergarten machen wir nur Ringelreihen«, erklärte Leonie in einem etwas altklugen Tonfall.
Tassilo unterdrückte ein Schmunzeln.
»Ach, ich werde euch alle vermissen«, seufzte Leonie.