Ein Flirt mit Schneewittchen - Günter Dönges - E-Book

Ein Flirt mit Schneewittchen E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Parker fürchtete um seine Melone. Was nicht weiter verwunderlich war, denn Geschosse aus einer Maschinenpistole haben nun einmal die mehr als unangenehme Eigenschaft, noch wesentlich härtere Dinge zu durchbohren und zu zerfetzen als Kopfbedeckungen dieser Art. Und es handelte sich in der Tat um Geschosse aus einer Maschinenpistole! Ein Irrtum war ausgeschlossen. Neben Parker war vor wenigen Sekunden erst ein großer Wandspiegel in die Brüche gegangen, nachdem sich eine große Fensterscheibe in ihre Bestandteile aufgelöst hatte. Und nun zersägten die peitschenden Geschosse die Holzvertäfelung in der großen Hotelhalle und näherten sich dem Mann, der flach auf dem Boden lag und sich nicht rührte. Parkers Unmut stieg, als ein Querschläger dicht an seiner Nase vorbeizwitscherte und einen Holzkübel aufriß, in dem eine müde Zierpalme ihr Leben fristete. Kleine Erdklumpen wirbelten durch die Luft und verunreinigten die Aufschläge seines schwarzen Zweireihers. Parker zog es in Anbetracht der Umstände vor, ein wenig in Deckung zu gehen, zumal er gegen die Geschosse nichts auszurichten vermochte. Selbst auf dem Umweg über den Schützen nicht, der draußen in der Dunkelheit stand und in die hell erleuchtete Halle hineinschoß. Um den Mann, der nach wie vor unbeweglich auf dem Boden lag, aus der Schußlinie zu holen, angelte der Butler mit dem bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms nach dem linken Bein des Mannes und zog ihn langsam hinter den Holzkübel, in dem die Zierpalme inzwischen ihr Leben aushauchte, da sie von einer Geschoßreihe durchsägt wurde. Der Mann blutete aus einer belanglosen, kleinen Wunde über dem rechten Handrücken. Er keuchte wie unter einer großen Anstrengung und sah den Butler wie ein verwundetes Tier an. "Die, die machen uns alle fertig! " stotterte er dann und drückte seinen Kopf prompt zu Boden, als ein weiterer Querschläger durch die Luft sirrte. "Wer beabsichtigt, uns alle, wie Sie sich auszudrücken belieben, fertigzumachen? " erkundigte sich Josuah Parker in seiner äußerst vornehm-zurückhaltenden Art. "Schneewittchen und die sieben Zwerge! " Der Mann stöhnte, als er antwortete. "Wer bitte?

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Der exzellente Butler Parker – 110 –

Ein Flirt mit Schneewittchen

Günter Dönges

Parker fürchtete um seine Melone.

Was nicht weiter verwunderlich war, denn Geschosse aus einer Maschinenpistole haben nun einmal die mehr als unangenehme Eigenschaft, noch wesentlich härtere Dinge zu durchbohren und zu zerfetzen als Kopfbedeckungen dieser Art.

Und es handelte sich in der Tat um Geschosse aus einer Maschinenpistole!

Ein Irrtum war ausgeschlossen. Neben Parker war vor wenigen Sekunden erst ein großer Wandspiegel in die Brüche gegangen, nachdem sich eine große Fensterscheibe in ihre Bestandteile aufgelöst hatte. Und nun zersägten die peitschenden Geschosse die Holzvertäfelung in der großen Hotelhalle und näherten sich dem Mann, der flach auf dem Boden lag und sich nicht rührte.

Parkers Unmut stieg, als ein Querschläger dicht an seiner Nase vorbeizwitscherte und einen Holzkübel aufriß, in dem eine müde Zierpalme ihr Leben fristete. Kleine Erdklumpen wirbelten durch die Luft und verunreinigten die Aufschläge seines schwarzen Zweireihers.

Parker zog es in Anbetracht der Umstände vor, ein wenig in Deckung zu gehen, zumal er gegen die Geschosse nichts auszurichten vermochte. Selbst auf dem Umweg über den Schützen nicht, der draußen in der Dunkelheit stand und in die hell erleuchtete Halle hineinschoß.

Um den Mann, der nach wie vor unbeweglich auf dem Boden lag, aus der Schußlinie zu holen, angelte der Butler mit dem bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms nach dem linken Bein des Mannes und zog ihn langsam hinter den Holzkübel, in dem die Zierpalme inzwischen ihr Leben aushauchte, da sie von einer Geschoßreihe durchsägt wurde.

Der Mann blutete aus einer belanglosen, kleinen Wunde über dem rechten Handrücken. Er keuchte wie unter einer großen Anstrengung und sah den Butler wie ein verwundetes Tier an.

„Die, die machen uns alle fertig!“ stotterte er dann und drückte seinen Kopf prompt zu Boden, als ein weiterer Querschläger durch die Luft sirrte.

„Wer beabsichtigt, uns alle, wie Sie sich auszudrücken belieben, fertigzumachen?“ erkundigte sich Josuah Parker in seiner äußerst vornehm-zurückhaltenden Art.

„Schneewittchen und die sieben Zwerge!“ Der Mann stöhnte, als er antwortete.

„Wer bitte?“ Parker beugte sich ein wenig vor, um besser hören zu können.

„Schneewittchen!“ keuchte der Mann und stöhnte erneut. Sein Gesicht war angstverzerrt. Auf seiner Stirn standen die unvermeidlichen Schweißtropfen, die in solchen Situationen einfach vorhanden sein müssen.

„Sie sind vollkommen sicher, daß Sie von Schneewittchen und den sieben Zwergen sprachen?“ fragte der Butler sicherheitshalber noch einmal zurück.

„Wie?“ Der Mann sah hoch. Er schien erst jetzt gemerkt zu haben, daß er die wohlbekannten Märchenfiguren erwähnt hatte.

„Sind Sie sicher, von einem Schneewittchen gesprochen zu haben?“ erkundigte sich der Butler geduldig.

„Kein Wort davon habe ich gesagt“, gab der Mann entrüstet zurück. Er hob plötzlich den Kopf und lauschte. „Die Kerle scheinen abzuhauen, oder?“

„Ich pflichte Ihnen bei, antwortete Parker.“ Seit einigen Sekunden wird nicht mehr geschossen, wenn Sie dies meinen.“

„Glück gehabt!“ Der Mann stand schwerfällig auf und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. Er warf einen beiläufigen Blick auf die blutige Schramme seiner Hand und nickte dem Butler zu. „Vielen Dank übrigens, daß Sie mich aus der Schußlinie gezogen haben. Hätte sonst schiefgehen können!“

„Parker mein Name, Josuah Parker“, stellte der Butler sich vor und lüftete seine Melone, um bei dieser passenden Gelegenheit nachzusehen, ob ihr auch wirklich nichts passiert war. Was nicht der Fall war, wie er erleichtert feststellte.

„Norman Lifton!“ sagte der Mann, sich mechanisch ebenfalls vorstehende Er horchte in die leergefegte Halle hinein und zuckte zusammen, als die Sirenen von Polizei-Streifenwagen zu hören waren. „Ich glaube, ich verschwinde jetzt …“

„Sie scheinen die Behörden in der Gestalt der Polizei wohl nicht sonderlich zu schätzen.“

„Wieso? Wie kommen Sie denn darauf?“

„Sollten Sie nicht auf die Ankunft der Polizei warten, Mister Lifton? Wenn mich nicht alles täuscht, galt dieser Mordanschlag doch Ihrer Person!“

„Unsinn“, sagte Lifton und schüttelte unwillig den Kopf. Er sah den Butler durchdringend an und fügte dann leise hinzu: „Vergessen Sie meinen Namen, Parker, vergessen Sie ihm schnell und gründlich, wenn ich Ihnen einen verdammt guten Rat geben darf!“

Dann wandte er sich ab und war verschwunden bevor der erste Streifenpolizist mit gezückter Handfeuerwaffe die verwüstete Hotelhalle betrat.

*

„Sind Sie sicher, daß dieser Norman Lifton ermordet werden sollte, Parker?“

Mike Rander schüttelte etwas irritiert den Kopf. Nun waren Parker und er hierher nach Ashbury Park gefahren, um ein geruhsames Wochenende zu erleben, und schon schien sein Butler sich wieder einmal in eine harte Kriminalaffäre verstrickt zu haben.

„Dieser Mordanschlag galt einwandfrei jenem Mister Lifton“, antwortete der Butler. „Ich saß rein zufällig in der Hotelhalle und sah Mister Lifton, der den läßt verließ. Als er die Mitte der Halle erreicht hatte, wurde das Feuer aus der Maschinenpistole auf ihn eröffnet. Eine mehr als glückliche Fügung, daß er nicht getroffen wurde, wenn man von einer kleinen Streifwunde einmal absieht.“

„Aber wieso leugnete Lifton, daß er Ihnen seinen Namen nannte?“

„Inzwischen könnte ich darauf eine Antwort geben, Sir.“

„Und die wäre?“

„Mister Norman Lifton ist, wie meine Recherchen ergaben, ein stadtbekannter Mann der Unterwelt!“

„Ach nee! Hätte ich mir ja schon denken können.“ Mike Rander sah seinen Butler fast vorwurfsvoll an, „und wie sind Sie dahinter gekommen?“

„Sehr einfach, Sir. Ich durchblätterte das Register eines Zeitungssammelbandes in der Filiale einer Anzeigenexpedition. Der Name Lifton war einfach nicht zu übersehen. Er stand vor einem knappen halben Jahr wegen Anstiftung zum Doppelmord vor einem Gericht und wurde freigesprochen, da die Beweise der Anklage nicht ausreichten. Mister Lifton dürfte das sein, was man den Boß der Unterwelt dieser Stadt nennt.“

„Und ausgerechnet über solch einen Mann müssen Sie natürlich stolpern“, sagte Rander vorwurfsvoll. „Wie sieht dieser Bursche denn aus?“

„Mittelgroß, Sir, etwa fünfzig Jahre alt, gerötetes, feistes Gesicht, schütteres Haar!“

„Aber doch wohl als normal zu bezeichnen, oder?“

„Durchaus, Sir!“

„Aber wieso spricht solch ein Mann dann von einem Schneewittchen und sieben Zwergen?“

„Darauf kann ich Ihnen zu meinem Bedauern auch keine Antwort geben, Sir.“

„Ich fürchte, sie wird nicht lange auf sich warten lassen“, meinte der junge Anwalt, „Parker, wir packen die Koffer und fahren sofort zurück nach Chikago. Ashbury Park kann mir gestohlen bleiben. Ich habe nicht die geringste Lust, mich wieder in ein Abenteuer zu stürzen.“

Mike Rander und sein Butler hielten sich im Hotelzimmer des Anwalts auf. Durch das geöffnete Balkonfenster konnte man weit hinaus auf den Atlantik sehen. Zwischen Hotel und Strand befand sich die große Promenade mit den vielen Hotelkästen, den Nachtclubs und den Fischerrestaurants. Gegen Norden hin waren die ersten Buden des großen Vergnügungsparks auszumachen. Es war etwa gegen Mittag. Auf der Promenade strudelte bereits die Mehrzahl der vergnügungssüchtigen Touristen. Ashbury Park im Staate New Jersey, das bequem zu erreichende und populäre Meerbad, lag praktisch vor der Haustür von New York und war dementsprechend frequentiert.

Parker wollte sich gerade abwenden, um die Anweisungen seines jungen Herrn in die Tat umzusetzen, als das Telefon klingelte. Mike Rander, der neben dem kleinen Wandtisch stand, hob den Hörer ab und meldete sich.

„Ja, bitte?“ sagte er, „wen möchten Sie sprechen, Josuah Parker? Ja, der ist hier in seinem Zimmer. Natürlich, Lieutenant, kommen Sie ’rauf! Sie haben Glück, daß Sie uns noch erreichen. Wir wollen gerade aufbrechen. Ashbury Park ist uns zu eisenhaltig.“

„Die Polizei, Sir?“ erkundigte sich Parker, nachdem Mike Rander aufgelegt hatte.

„Ein Lieutenant Higgins! Der Stimme nach zu urteilen haben wir es mit einem scharfen Burschen zu tun, Parker.“

Es dauerte nicht lange, bis Lieutenant Higgins von der Mordabteilung im Hotelzimmer war. Es handelte sich tatsächlich um einen resoluten Beamten, der genau wußte, was er wollte. Higgins war etwa vierzig Jahre alt, schlank, mittelgroß und hatte ein Raubvogelgesicht mit grauen, kalten Augen.

„Ich komme wegen der Schießerei in der Hotelhalle“, sagte er, nachdem er sich vorgestellt Und ausgewiesen hatte. „Mir ist berichtet worden, daß Sie, Mister Parker, das Opfer aus der Schußlinie zogen, stimmt doch, ja?“

„Es ergab sich am Rande“, sagte Parker in seiner zurückhaltenden, untertreibenden Art.

„Sie haben mit dem Mann gesprochen?“

„Auch dies ergab sich fast zwangsläufig, Sir.“

„Wissen Sie, um wen es sich handelte? Dieser Mann ist nämlich wie vom Erdboden verschwunden.“

„Sie meinen gewiß, ob er sich meiner bescheidenen Wenigkeit vorgestellt hat?“

„Wie bitte?“ Lieutenant Higgins wußte natürlich gar nichts von Parkers Redestil. Er sah den jungen Anwalt verwundert an.

„Mein Butler kennt den Namen“, schaltete Mike Rander sich ein und dachte nicht daran, sich ein leichtes Grinsen zu verbeißen, „der Beschossene stellte sich als Norman Lifton vor.“

„Lifton? Sind Sie sicher?“ Lieutenant Higgins sah die beiden Männer überrascht an.

„Ich bin mir vollkommen sicher“, gab der Butler zurück, „mir scheint, dieser Name hat bei Ihnen einige Überraschung ausgelöst.“

„Wer ist dieser Norman Lifton?“ fragte Mike Rander und verschwieg, daß sein Butler bereits Erkundigungen eingezogen hatte.

„Ein … ein Mann, für den wir uns interessieren“, antwortete Lieutenant Higgins zögernd.

„Ein stadtbekannter Gangster also“, schloß der Butler. „Liegt vielleicht ein Fahndungsersuchen gegen ihn vor?“

„Aber nein!“ Lieutenant Higgins blieb nach wie vor zurückhaltend. „Sie wissen nicht, wer geschossen hat?“

„Schneewittchen und die sieben Zwerge“, gab der Butler daraufhin lakonisch zurück.

„Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, wie?“ Lieutenant Higgins schien mit diesen Märchenfiguren wirklich nichts anfangen zu können.

„Sie kennen jenes zitierte Schneewittchen also wirklich nicht?“ vergewisserte sich der Butler noch einmal.

„Aber nein!“

„Und auch die sieben Zwerge sind Ihnen demnach unbekannt?“

„Natürlich! Sagen sie mal, Mister Parker, was soll dieser Blödsinn? Vergessen Sie nicht, daß wir es hier mit einer verdammt harten Schießerei zu tun hatten!“

„Ich scherze keineswegs, Sir“, erwiderte der Butler. „Aber vielleicht erkundigen Sie sich einmal bei Mister Lifton nach diesen Märchenfiguren. Er nannte sie nämlich, und ein Mann wie Mister Lifton wird wohl sehr genau wissen, wovon er spricht!“

*

Josuah Parker hatte die Koffer gepackt.

Innerlich pflichtete er seinem jungen Herrn bei. Es war sinnlos, länger in Ashbury Park zu bleiben. Hier schienen zwei Gangstergruppen sich in die Haare geraten zu sein. Aus Gründen der allgemeinen Gesundheit war es da schon besser, das Wochenende in irgendeiner anderen Stadt zu verbringen.

Als er die Koffer vom Boy hinunter in die Garage bringen ließ, machte Mike Rander sich auf den Weg, die Rechnung zu bezahlen. Parker blieb noch einen Moment im Hotelzimmer und sah nach, ob auch nichts vergessen worden war.

Er kümmerte sich gerade angelegentlich um einen Schrank, als er das Öffnen der Hotelzimmertür hinter sich hörte. Er dachte an den Boy, der den Rest der Koffer holen wollte, und nahm sich nicht die Mühe, sich zur Tür umzuwenden!

Er hätte es tun sollen!

Plötzlich hörte er nämlich hinter sich schnelle, leise Schritte. Und bevor er reagieren konnte, wurde ihm ein harter Gegenstand gegen das Rückgrat gepreßt.

„Oh!“ sagte der Butler und blieb unbeweglich stehen.

„Hände hoch!“ befahl eine leise, fast höfliche Stimme hinter ihm, eine Aufforderung, der der Butler sofort nachkam.

„Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre habe?“ erkundigte sich der Butler Seiner Stimme war weder Angst noch Panik anzumerken. Er fragte in einem vollkommen neutralen Plauderton.

„Umdrehen!“ kommandierte die leise, verbindliche Stimme ohne jede Schärfe.

Parker wandte sich um.

Und staunte nicht schlecht, als er das pausbäckige, fast liebe Gesicht eines bebrillten Zwergs sah.

Es handelte sich selbstverständlich um eine geschickte Maske, wie man sie in Scherzartikelgeschäften kaufen kann.

„Keine Dummheiten“, sagte der Zwerg höflich, „ich will nur wissen, wo Lifton sich auf hält.“

„Warum fragen Sie gerade meine bescheidene Person?“

„Sie haben ihn immerhin aus der Schußlinie gezogen, oder?“

„Selbstverständlich“, gab der Butler zu, „ich mußte es schon aus Gründen der Menschlichkeit tun. Damit scheine ich mir allerdings Ihre Mißbilligung zugezogen zu haben!“

„Wo hat Lifton sich versteckt?“ fragte der bebrillte Zwerg, ohne auf Parkers Antwort einzugehen.

„Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich es nicht weiß!“

„Sie können mir viel erzählen“, sagte der Zwerg enttäuscht. Er hatte selbstverständlich nur das Gesicht eines Wichtelmannes, seine Gestalt war normal groß und verriet Kraft und Geschicklichkeit. „Reden Sie schnell, bevor ich Druck verpassen muß!“

„Sie scheinen mich für einen Freund jenes Mister Lifton zu halten.“ Parker schüttelte verweisend den Kopf. „Dagegen möchte ich in aller Form protestieren.“

„Los, wo steckt Lifton? Wenn Sie jetzt nicht antworten, verpasse ich Ihnen einen ersten Schuß!“

Parker hatte den Schalldämpfer auf der 38er längst bemerkt. Der Mann mit dem Zwergengesicht konnte es sich durchaus leisten, einen Schuß abzufeuern. Er wäre noch nicht einmal draußen auf dem Korridor gehört worden.

Parker sah sich daher gezwungen, etwas zu unternehmen.

„Nun gut“, schickte er voraus, „unter diesen Umständen werde ich wohl mit einer Erklärung dienen müssen. Mister Lifton, um den es sich ja wohl handelt, hat sich …

Parker redete nicht aus.

Er legte den Zeigefinger seiner rechten Hand bedeutungsvoll vor die Lippen, nickte verschwörerisch und deutete mit dem Zeigefinger zur Zimmerdecke hoch.

Der Mann mit dem Zwergengesicht fiel auf diesen Bluff herein. Er sah unwillkürlich hinauf zur Zimmerdecke … und handelte sich im gleichen Moment einen derben Schlag ein, der sein Handgelenk traf.

Bevor die Schußwaffe samt Schalldämpfer den Boden erreicht hatte, trat Parker dem Mann nachdrücklich auf die Zehen und stieß ihm dann seinen Daumen in die Magengrube.

Der Mann mit dem Zwergengesicht verfärbte sich, schnappte nach Luft und produzierte einige Krokodilstränen. Er wurde weich in den Knien und suchte den nächstbesten Sessel auf, um sich etwas Ruhe zu gönnen. Er sah den Butler unverändert aus der pausbäckigen, bebrillten Maske an, aber er schien jede Lust auf einen Angriff verloren zu haben.

Parker barg die Schußwaffe und schüttelte dann mißbilligend den Kopf.

„Ich bedaure außerordentlich, daß ich Sie ein wenig ausschalten mußte“, sagte er dann. „Aber Sie wollen mir ja nicht glauben, daß ich Mister Lifton nicht kenne. Wie kann ich Sie davon nur überzeugen?“

„Für diesem faulem Trick werden Sie noch büßen“, sagte der Mann mit der Zwergenmaske. „Sie scheinen nicht zu wissen, mit wem Sie’s zu tun haben.“

„Mit einem der sieben Zwerge, die sich dem Schneewittchen verschrieben haben.“

Als der Name Schneewittchens fiel, richtete der Mann mit der Zwergenmaske sich auf. Er schien seine Magenschmerzen vergessen zu haben.

„Woher kennen Sie den Namen Schneewittchen?“ fragte er dann.

„Reine Mutmaßung“, erwiderte Parker. „Wo ein Zwerg ist, muß auch ein Schneewittchen sein. Sie können jetzt übrigens gehen. Ich habe wirklich noch zu tun!“

„Sie … Sie wollen mich gehen lassen?“

„Selbstverständlich. Zwerge interessieren mich zur Zeit nicht.“

„Hoffentlich ist das nicht auch ein fauler Trick!“

„Aber nein. Das heißt, bevor Sie gehen, könnten Sie eigentlich Ihre Maske lüften! Es gibt später dann keine Erkennungsschwierigkeiten!“

„Ich nehme die Maske nicht ab!“

„Sie wollen mich also zwingen, es selber zu tun?“

„Kann schon sein!“

Der Mann mit der Wichtelmaske spannte sich wie eine Stahlfeder. Das war deutlich zu sehen. Er wartete nur auf die Gelegenheit, den Butler anzufallen. Er wollte das Blatt unbedingt wenden und seine Niederlage wettmachen.