Ein gehäutetes Herz - Kristina Grasse - E-Book

Ein gehäutetes Herz E-Book

Kristina Grasse

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Beschreibung

Als Kristina Grasse 2013 ihrer Dualseele begegnet, ahnt sie nicht, dass diese schicksalhafte Begegnung ihr Leben für immer verändern wird. Sie beginnt mit diesem Mann eine Liebesaffäre und wird von ihm nach etwa zehn Monaten verlassen. Aufgrund dieser Erfahrung weiß die Autorin, wie mühsam es ist, schweren Liebeskummer und vor allem Dualseelenschmerz zu heilen. Ihre Dualseelengeschichte dient dabei als roter Faden, Betroffene durch die wichtigsten acht Lernaufgaben zu führen. "Ein gehäutetes Herz" ist ein Selbsthilfe-Buch. Es fordert dazu auf, dich mit den Themen, die ursächlich mit jeder Form von Liebesleid zusammenhängen, offen und ehrlich auseinanderzusetzen. Du wirst dabei mit Fragen konfrontiert, warum etwa deine Verlustangst so stark, wie es um deine Selbstliebe bestellt ist, was dein verletztes inneres Kind oder auch das Gesetz der Resonanz mit alldem zu tun haben. Darüber hinaus widmet sich die Autorin dualseelen-typischen Problemen, etwa der energetischen Verbindung zwischen Dualseelen, der Verletzung des Herzchakras oder dem großen Thema des Loslassens. Kristina Grasse stellt dabei unterschiedliche Affirmationen, Meditationen und Übungen sowie Methoden vor, die dir helfen, Verantwortung für die eigene Heilung und dein seelisches Wachstum zu übernehmen. So ist "Ein gehäutetes Herz" vor allem ein Arbeitsbuch für all jene, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und einen Weg aus dem Liebesleid herausfinden möchten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 305

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Kristina Grasse

Ein gehäutetes Herz

Was tun bei Liebeskummer und Dualseelenschmerz

© 2018 Kristina Grasse (Buchupdate 2023: u.a. neues Cover, Index) www.liebesleiden.de

Anmeldung zum Newsletter: [email protected] www.instagram.com/liebesleiden_dualseelen/ YouTube: Liebesleiden_Dualseelen

Covergestaltung: Constanze Kramer, coverboutique.de

Bildnachweise:

©Jenny Sturm, ©ValentinValkov, ©schankz – stock.adobe.com, ©Berkomaster – shutterstock.com

Layout: Kristina Grasse

Lektorat, Korrektorat: Dr. Burkhart Lauterbach/Kristina Grasse

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg

ISBN:

 

Softcover

978-3-7469-4448-7

Hardcover

978-3-7469-4449-4

E-Book

978-3-7469-4450-0

Printed in Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen. Externe Links konnten nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung geprüft werden. Eine Haftung ist daher ausgeschlossen.

Die Anwendung der Übungen erfolgt in eigener Verantwortung. Eine Haftung seitens der Autorin oder des Verlags wird ausdrücklich ausgeschlossen.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Widmung und Einleitung

1. Warum dieses Buch?

2. Liebeskummer? Was ist das?

3. Hilfe zur Selbsthilfe und Wie ist dieses Buch aufgebaut?

I. Wenn die Liebe einschlägt wie ein Blitz

1. Das Schicksal bahnt sich seinen Weg

2. Der Augen-Blick des Kennenlernens

3. Ein Rausch mit allen Sinnen

4. Warum willst du die Zeichen nicht erkennen?

5. Trennung: Warum fühlst du dich, als Müsstest du sterben?

6. Übermächtige Gefühle

II. Hilfe zur Selbsthilfe

1. Körper und Geist

2. Konkrete Hilfsangebote

3. Die Lernaufgaben: Los-Lassen und Sich-Entwickeln

III. Gibt es ein Leben nach dem Liebeskummer?

1. Was spiegeln dir die Männer, die dir begegnen?

2. Erkenne deine Potenziale und triff eindeutige Absichten!

3. Lasse um dich werben!

Schlusswort

Dank

Anhang

Affirmationen

Meditationen

Übungen

Empfehlenswerte Internetadressen

Literaturhinweise

CDs/DVDs

Index

Das neue Handbuch für Dualseelen

Über die Autorin

Ein gehäutetes Herz

Cover

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Urheberrechte

Vorwort

Anhang

Ein gehäutetes Herz

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„Man öffnet sich für die Liebe und steht vor der Hölle des Verlusts.“

(Ellen Sussman)

„Die Liebe ist wie eine Reise durch ein unbekanntes Land. Man muss den Mut haben, alles hinter sich zu lassen, ohne zu wissen, was vor einem liegt.“

(Unbekannt)

„Der Kopf sucht eine leichte, unkomplizierte Beziehung. Das Herz aber sehnt sich nach einem spirituellen Partner, nach Heilung und Ganzwerdung.“

(Mona Dellwo)

„Es ist nicht die Liebe, die schmerzt. Liebe schmerzt nie. Es sind die unerfüllten Erwartungen, die wehtun.“

(Samarpan)

Vorwort

Das Buch, das du gerade in den Händen hältst, ist das erste Buch, das ich zum Thema Liebeskummer und Dualseelenschmerz geschrieben habe. Ich habe es vor allem für betroffene Frauen und für die sogenannten Loslasserinnen geschrieben. Mein anderes Buch „Das neue Handbuch für Dualseelen und alle (unglücklich) Liebenden. Von A wie Abgrenzung bis Z wie Zeit“ ist sachlicher und alphabetisch wie ein Nachschlagewerk strukturiert. Ich versuche dabei, die wesentlichen Fragen auf den Punkt zu bringen. Es stellt also eine Art Essenz meiner Erfahrungen dar.

Mit „Ein gehäutetes Herz“ erzähle ich auch meine eigene Geschichte, gleichsam als eine Art Folie, als subjektiven Hintergrund, der dazu dient, Liebesleid und Dualseelenschmerz generell zu verstehen. Das Buch, das du gerade in den Händen hältst, ist also ein Stück weit persönlicher als das „Handbuch“. Meine Geschichte dient dabei als roter Faden, der durch die Lernaufgaben führt, die alle betroffenen Frauen mehr oder weniger herausfordern. Denn aufgrund der Geschichten, die mir Frauen erzählt oder geschrieben haben, wird deutlich, dass unsere Erfahrungen und unsere Aufgaben oft in geradezu verblüffender Weise übereinstimmen.

Das Buch, das du gerade in den Händen hältst, lag vor 2018 viele Monate in einer meiner Schubladen bzw. als Datei auf meiner Computerfestplatte. Meine innere Stimme sagte mir nämlich: „Lasse ‚Ein gehäutetes Herz‘ erst einmal abhängen! Wie einen rohen Schinken! Lege es ein paar Jahre ein, wie etwa Oliven oder getrocknete Tomaten in gutem Olivenöl! Gewinne Abstand und dann koste und schmecke und schaue dir das, was du da produziert hast, noch einmal sehr genau an!“

Und das habe ich getan. Noch einmal gelesen und überarbeitet, wieder gelesen und wieder überarbeitet. Damit es dicht und aussagekräftig und berührend und hilfreich und klar sei.

Danke, liebe Leserin (oder auch lieber Leser), für dein Interesse an diesem Buch, möge es dir helfen, deinen Kummer zu bewältigen!

Ich möchte hier noch erwähnen, dass ich in diesem Buch nicht „gendere“, weil ich explizit Frauen anspreche bzw. besonders den weiblichen Part in einer Dualseelenbeziehung meine. Auf keinen Fall will ich damit jemanden ausschließen und möchte dich hiermit bitten, beim Lesen deine eigene Lebenssituation mitzudenken und mir bitte nachzusehen, wenn die Schreibweise auf dich nicht zutrifft. Ferner möchte ich darauf hinweisen, dass es homosexuelle Dualseelenkonstellationen gibt, diese zeigen das gleiche energetische Feld wie heterosexuelle.

Für Informationen, Blog, Beratung, Kontaktaufnahme und Hilfe zur Selbsthilfe siehe meine Homepage www.liebesleiden.de

Möchtest du dich zu meinem Newsletter anmelden, siehe im Blog oder gleich per Mail: [email protected]

Wenn du mir in den sozialen Medien folgen möchtest, siehe:

www.instagram.com/liebesleiden_dualseelen/

YouTube: Liebesleiden_Dualseelen

Widmung und Einleitung

1. Warum dieses Buch?

Dieses Buch möchte ich all jenen Frauen widmen, die an schwerem Liebeskummer leiden und nun einen Weg finden möchten, aus diesem unerträglichen Leid aktiv und selbstbestimmt herauszugehen. Selbstverständlich ist es auch für Männer gedacht, die sich angesprochen fühlen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass überwiegend Frauen dazu neigen, sich selbstquälerisch im Liebesleid förmlich aufzulösen. Darüber hinaus hoffe ich, dass es auch all jenen helfen kann, die in eine sogenannte Dualseelenliebe verstrickt sind und nicht wissen, was sie in dieser leidvollen Situation tun können. Wie schmerzhaft sich eine Liebe (nach der Trennung) auch anfühlt, der bewusste Weg aus Verzweiflung und Leiden ist immer ein Weg zu sich selbst, ein Weg in die Selbstverantwortung.

Einige Zeit, nachdem mich der Mann, mit dem ich zehn Monate lang eine große, eine heftige, eine nicht zu unterdrückende Liebesaffäre erlebte und den ich mehr zu lieben glaubte als mich selbst, verlassen hatte, verspürte ich den starken Willen, mich nicht im Liebeskummer und all den damit verbundenen Gefühlen zu verlieren, sondern vielmehr das Leiden zu durchbrechen und hinter mir zu lassen. Ich spürte deutlich: Die Lösung liegt darin, diese schmerzvolle Lebenslage genau anzusehen und anzunehmen, mich dabei jedoch nicht als Opfer zu betrachten, sondern vielmehr gleichsam hinabzutauchen in den Schmerz und ihn so zu überwinden. Nach einer Weile verstand ich, dass mir dieser Mann einen Spiegel vor Augen hielt und mich durch seinen Rückzug dazu aufforderte, mich meinerseits zurückzuziehen, und das heißt auf mich selbst zu besinnen und mich auf diese Weise neu kennenzulernen.

Nach Gesprächen und E-Mails mit betroffenen Frauen ist mir klargeworden, dass vor allem meine persönliche Erfahrung von Bedeutung ist, die ich hier als Autorin einbringe. So ist dieses Buch auch ein sehr persönlicher Text, und doch bin ich sicher, dass sich viele Frauen – auch wenn sie eine andere Geschichte haben – darin wiedererkennen werden. Schon um einen gewissen Spannungsbogen zu bieten, erzähle ich komprimiert und nur das, was für den Verlauf meiner Dualseelenbegegnung und -klärung exemplarisch und von Bedeutung ist. Freilich würde meine Dualseele diese Geschichte anders darstellen – jeder hat seine eigene Wahrheit. Dieses Buch zu schreiben, hatte also durchaus selbst-therapeutische Gründe: durch den Prozess noch einmal hindurchzugehen, mir bewusst zu werden, was da tatsächlich geschehen ist.

Als meine Dualseele mich verließ, war ich 49 Jahre alt und der Überzeugung, mich sehr gut zu kennen. Ich hatte mich jahrelang mit meiner Kindheit, der Beziehung zu meiner Mutter und zu meinem Vater, meiner Rolle in meiner Herkunftsfamilie, mit den Beziehungen zu Männern, mit meinem Leben insgesamt, das ohne eine gesunde familiäre Vertrauensbasis nicht einfach war, auseinandergesetzt und dabei etliche Erfahrungen gesammelt u.a. aus den Bereichen Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Stimm- und Atemtherapie, Hypnosetherapie, Paartherapie, Mentaltraining sowie Somatic Experiencing bzw. Traumatherapie. Ich praktiziere seit über 30 Jahren Hatha-Yoga, meditiere regelmäßig und bin eine belesene Person, die Lesen sogar zu ihrem Beruf gemacht hat. Und doch, einerlei, was man schon hinter sich hat, was man (über sich) weiß oder zu wissen glaubt, gleich, wie schwierig es ist: Es führt kein Weg daran vorbei, schonungslos hinzusehen und zu spüren, was Liebe und Schmerz im eigenen Leben bedeuten. Man wird auf sich selbst zurückgeworfen, es gibt keinen Halt, sondern nur das nackte Selbst. Es gibt nur einen Weg, sich dem zu stellen: innere Arbeit, innere Arbeit, innere Arbeit …

Und handeln!

Das sagt sich so einfach, in der Tat. Frauen sprechen gerne über ihre Probleme, weil es für einen Moment erleichtert, weil es guttut. Leider wollen manche an ihren Problemen gar nicht wirklich etwas ändern, sie stecken lieber fest im Leid, statt sich zu bewegen, und zwar deshalb, weil dieses Leid so vertraut ist, während die Freiheit, die man erhält, sobald man die eigenen Ketten sprengt, große Angst verursachen kann. Eine Situation zu verändern, heißt aber immer: Handeln. Und Handeln setzt Entscheidungen voraus, Entscheidungen, die nicht immer einfach, sondern sogar schmerzhaft sind. Davor schrecken viele zurück. Es sind aber nicht nur die großen Veränderungen damit gemeint, sondern auch und vor allem das Handeln im Alltäglichen. Gerade dort zeigt sich, ob du tatsächlich lernst, dein Leben nachhaltig und von innen heraus neu zu gestalten.

Mit diesem Buch möchte ich dich und all jene Frauen, die von Liebeskummer geplagt oder gar in eine Dualseelenliebe verstrickt sind, ermuntern, den beschwerlichen Weg der Selbstheilung zu gehen. Es handelt sich um einen inneren Prozess, der langsam voranschreitet und mit Rückschlägen verbunden und auch durch Irrtümer und Fehler gekennzeichnet ist: ein unumkehrbarer Prozess jedoch, der ein klares Bekenntnis zu dir selbst und zu deiner eigenen körperlichen, emotionalen, seelischen und spirituellen Gesundheit und Entwicklung darstellt.

2. Liebeskummer? Was ist das?

An der Liebe zu leiden, ist keine Übertreibung oder gar Einbildung. Es ist ein Drama, das wir unbewusst (re)inszenieren und dennoch kaum aushalten. Denn es ist ein Leid, das allen negativen Liebeserfahrungen entspringt, die wir in unserer Kindheit gemacht haben und auch später immer wieder unbewusst suchen. Es bestätigt alle Glaubenssätze und Muster, die wir früh erlernt und tief verinnerlicht haben, und zwar so lange, bis wir endlich aus den Wiederholungskreisläufen ausbrechen.

Steckst du (noch) im Drama fest und fühlst die Liebe als Schmerz oder gar Qual, gibt es keinen Ausweg. Denn der Schmerz ist nichts anderes als dein eigenes Gefangensein in der Angst und im Misstrauen sowie die Bestätigung aller bisher gemachten Erfahrungen, der Liebe nicht wert zu sein.

Liebesleid entsteht aus Angst. Alle Sehnsüchte, Träume, Wünsche soll der andere dir erfüllen und dir damit die Angst nehmen (vor Verletzungen, vor echter Bindung, vor dem Leben, vor deiner eigenen Unzulänglichkeit, vor deiner eigenen Größe – vor was auch immer) – ein Ding der Unmöglichkeit. Und welch eine Last, die du dem anderen so zuschiebst!

An der Liebe zu leiden, bedeutet letztlich nichts anderes, als deine Weigerung oder gar Unfähigkeit, dich selbst zu lieben. Lernst du, für deinen Weg Verantwortung zu übernehmen, und das heißt: dich deinen eigenen Bedürfnissen und Gefühlen zu stellen, ohne vom anderen etwas zu erwarten, legst du deinen wahren Kern frei. Und dort sitzt die Liebe. Wie ein Buddha. Sie ist eine ruhige, freie, starke, unerschütterliche Energie. Sie schmerzt nie.

Nicht nur in der unglücklichen Liebesgeschichte mit einem gebundenen Mann zeigen sich die eigenen, unbewältigten Lebensthemen, sie werden vielmehr in jeder Liebesgeschichte offenbar. Und auch wenn jede Geschichte individuell ist, haben doch alle eine Gemeinsamkeit: Du wirst dein Lebensglück nur dann finden, wenn du dich ehrlich und auch diszipliniert bestimmten Themen und Lernaufgaben stellst, und dabei geht es primär um Loslassen, um die Auseinandersetzung mit tiefgehenden Ängsten bis hin zu erlittenen Traumata, um die Aufhebung mangelnder Selbstliebe und eines labilen Selbstwertes, um notwendige Abgrenzung und erfüllende Lebensfreude, um Selbstverwirklichung und (Selbst)Vertrauen, um Selbstdefinition und authentische Weiblichkeit, und nicht zuletzt um deine eigene Liebes- und Beziehungsfähigkeit. Es kommen dabei Fragen auf wie: Habe ich mir schon immer so viel gefallen lassen? Bin ich wirklich eine Fürsprecherin meines Wesens? Kenne ich überhaupt das gesamte Spektrum meiner Persönlichkeit? Und wenn ja, kann ich dafür eintreten, und das in jedem Moment meines Lebens? Bin ich in meiner Weiblichkeit, kraft- und vertrauensvoll?

=> speziell: Dualseelenliebe? Was ist das?

Eine besondere Form der Liebe zwischen zwei Menschen ist die sogenannte Dualseelenliebe, die immer – ja immer – mit jahrelangem, schweren Leid einhergeht, vor allem für die betroffenen Frauen bzw. den weiblichen Teil der Verbindung. Es handelt sich meist um die Liebe auf den ersten Blick, verbunden mit einer unerklärlichen, nahezu magischen Nähe und Vertrautheit. Man blickt sich in die Augen und erlebt das tiefe Gefühl, endlich zu Hause angekommen zu sein. Charakteristisch ist dabei vor allem die energetische Verbindung zwischen beiden, die letztlich weder emotional noch willentlich noch körperlich noch vor allem auf Seelenebene aufzulösen ist. Und genau dieser Umstand verursacht so großes Leid, sobald es zur Trennung kommt, einer Trennung, die stets unausweichlich scheint, weil der männliche Teil oft anderweitig gebunden ist, Verantwortung für Kinder trägt sowie selbst noch keinen seelisch tiefgreifenden Reifungsprozess durchlebt hat.

Eine Dualseelenliebe ist die Liebe zweier Seelen, die ursprünglich einer Seele entsprangen, um dann in zwei verschiedenen Körpern zu inkarnieren. Das wiederholt sich viele Leben lang, also in unterschiedlichen Inkarnationen, und zwar so lange, bis beide Seelenpartner ihre jeweiligen Lernaufgaben – in der Regel unabhängig voneinander – gemeistert haben. Soweit die Meinung von Betroffenen. Ob das tatsächlich so ist, weiß ich nicht. Was ich aber definitiv sagen kann: Genau so fühlt es sich an.

Fragst du dich bzw. zweifelst du, ob es sich bei deiner Liebe um eine Dualseelenliebe handelt, dann ist es keine: Denn handelt es sich um eine Dualseelenliebe, weißt du das in der Tiefe deiner Seele, und zwar ohne jeden Zweifel. Selbstverständlich ist jede Dualseelenliebe anders, einzigartig, und doch gibt es verblüffende Übereinstimmungen und Strukturen, was Verlauf, Themen und Aufgaben sowie den weiblichen und männlichen Teil innerhalb dieser Liebesbeziehung betrifft. Nach der Trennung erweist sich diese Liebe als große Aufgabe – und bei genauerer Betrachtung als Geschenk –, denn beide spiegeln sich ihre Muster, ihre gerne verdrängten Lebensthemen, ihre ungeheilten, unerlösten Seelenanteile, ihre Wunden.

Erst das Leid gibt folglich den Anstoß zur Veränderung deines eigenen Lebens. Der Entwicklungs- und Wachstumsprozess, der durch eine Dualseelenliebe angeschoben wird, ist das untrügliche Spezifikum dieser Liebe. Und mehr noch: Eine Dualseelenliebe verschwindet nicht, als Essenz bleibt diese Liebe in ihrer Bedeutung bestehen. Darin liegen anfangs Schwere, Verzweiflung, Unerbittlichkeit, aber auch das tiefe Glück begründet, das in echte Liebesfähigkeit mündet.

Nur durch die konsequente Konzentration auf dich selbst kannst du ein selbstbestimmtes Leben verwirklichen. Und genau diese Selbstermächtigung ist deine zentrale Aufgabe und somit der Weg zu deiner Heilung und Transformation.

Was unterscheidet nun schweren Liebeskummer von Dualseelenschmerz? Im Grunde nichts, außer der emotionalen Intensität sowie der Tatsache, dass die Liebesgefühle bei einer „herkömmlichen“ Beziehung nach der Trennung in der Regel verschwinden. Jeder, der an der Liebe leidet – gleich, ob am Dualseelenschmerz oder generell an Liebeskummer –, kann, darf und soll sich Hilfe von anderen holen. Doch was auch immer behauptet wird – Heilung ist immer Selbstheilung. So ist dieses Buch als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht. Deshalb spreche ich dich, liebe Leserin, mit du an. Damit will ich auf gar keinen Fall respektlos wirken, sondern vielmehr zum Ausdruck bringen, dass ich dich ganz persönlich meine, denn kein anderer Mensch als du selbst kann dir deinen Entwicklungsprozess abnehmen. Bitte beachte, dass die Tipps, die ich hier gebe, nur Vorschläge sind, auch wenn ich sie im Imperativ formuliere, und dass die Fragen, die ich stelle, dir helfen sollen, dein Leid zu bewältigen. Ich möchte dich auf diese Weise direkt ansprechen. Und sei dir darüber im Klaren: Es gibt immer einen Weg aus dem Liebesleid – deinen Weg! Aber du musst bereit sein, ihn bewusst und in Selbstverantwortung zu gehen. Gleichsam Selbstermächtigung zu üben. Konzentriert und hingebungsvoll. Denn du allein bist für dein Lebensglück verantwortlich.

3. Hilfe zur Selbsthilfe und Wie ist dieses Buch aufgebaut?

Die Struktur dieses Buches ist nur vordergründig eine chronologische. Komprimiert und sozusagen als Salz in der Suppe streue ich Begebenheiten meiner eigenen Liebesgeschichte ein, als Eckpunkte der typischen Phasen, die genau genommen jeder auseinanderbrechenden Liebesbeziehung zugrunde liegen: Begegnung, Liebe, Konflikt, Trennung, Verlust, Trauer und schließlich Heilung. Einige Textstellen sind formal anders gehalten: Hier gehe ich kurz und so präzise wie möglich auf die Dualseelen-Thematik mit ihren spezifischen Merkmalen ein.

Zentrales Kernstück meines Buches ist das Kapitel „Hilfe zur Selbsthilfe“, in dem ich zugleich die eigentlichen Lernaufgaben, nämlich das Los-Lassen und das Sich-Entwickeln, behandle. Die Übungen und Methoden, die ich während meines Heilungsprozesses angewandt habe, stelle ich einzeln vor, dabei lässt sich eine gewisse Redundanz nicht vermeiden, denn während der einzelnen Stationen im gesamten Prozess griff ich je nach Bedarf immer wieder auf eine Übung oder Methode zurück, und doch möchte ich hier in diesem Buch zusätzlich eine Art Überblick über meine Vorgehensweise geben.

Wichtig ist mir, in diesem Kontext zu betonen, dass du immer deine eigenen Lösungsmöglichkeiten finden wirst, die überhaupt nichts mit den hier vorgestellten zu tun haben müssen. Du kannst dieses Buch auch als ein Notizbuch benutzen für deine eigenen Aufzeichnungen. Es ist ungemein hilfreich, sich schriftlich mit allem, was einem wesentlich erscheint, auseinanderzusetzen: Du umkreist ein Problem, bringst es auf den Punkt, sozusagen schwarz auf weiß, und kannst auf diese Weise einen Weg formulieren, der dich weiterbringt.

Und das Schöne ist, du kannst zurückblättern und deutlich erkennen, wie gut du schon vorangekommen bist. Meine Fragen sind dabei für dich lediglich als mögliche Hilfe zur Selbsthilfe gedacht. Denn jede Frau geht ihren eigenen Weg, und diesen Weg geht sie immer allein. Was aber in jedem Fall sowohl die Auflösung eines allgemeinen Liebesdramas als auch eine Dualseelen-Klärung verlangt, ist meines Erachtens die rückhaltlose Auseinandersetzung mit über Jahrzehnte erlernten Verhaltensmustern oder, anders gesagt: mit deinen eigenen zentralen Lebensthemen. Willst du aus dem Leid herausgehen, kommst du darum nicht herum. Und bitte: Habe Geduld mit dir! Habe Verständnis und Mitgefühl für dich! Aber verliere dich nicht im Selbstmitleid, denn das blockiert, lässt dich emotionale Schleifen drehen, die zu nichts führen.

Bevor es ans Eingemachte geht, liebe Leserin, möchte ich einen Blick auf den Zauber der ersten Sekunden, Minuten, Stunden gewähren, die so unvergesslich sind; ein Zauber, der letztlich jedem Liebesanfang innewohnt; ein Zauber, den jeder Liebesroman, jeder Liebesfilm evoziert und dabei gerne das – mitunter tragische – Ende ausblendet.

I. Wenn die Liebe einschlägt wie ein Blitz

1. Das Schicksal bahnt sich seinen Weg

Im Frühjahr 2013 war ich auf der Suche nach einem Sprecherzieher für Schauspielschüler. Die Hauptfigur des Romans, an dem ich arbeitete, übte diesen Beruf aus, war zugleich ein hochsensibler Vater eines halbwüchsigen Sohnes, hatte sich vor nicht allzu langer Zeit von seiner Freundin getrennt und war insgesamt – wie alle guten Charaktere – ein recht widersprüchlicher Typ. Wohlgemerkt: die Hauptfigur des Romans!

Zwar hatte ich durchaus eine realistische Vorstellung, was ein Sprecherzieher macht, weil ich selbst auch schon ein paar Therapiestunden und Workshops zu Atem, Sprechen und Stimmbildung absolviert hatte, aber ich wollte mich doch umfassend über diesen Beruf informieren. Bei meiner Recherche stieß ich immer wieder auf einen bestimmten Sprecherzieher. Ich kannte also seinen Namen und wusste, dass er an einer renommierten Schauspielschule das Fach Sprecherziehung unterrichtete. Etwas in mir sagte: Den musst du interviewen, und zwar nur den. Also fragte ich in der Schauspielschule nach. Telefonisch, per Mail, wieder telefonisch, wieder per Mail. Nach einigem Hin und Her teilte mir die Sekretärin schließlich mit, er sei schwer erkrankt, habe seine Stimme verloren, sei in einer Klinik.

„Kann er überhaupt nicht mehr sprechen?“, wollte ich entsetzt wissen.

„Mittlerweile kann er schon wieder sprechen …“, sie geriet ins Stocken, „aber nicht so wie früher.“

Sofort war mein Mitgefühl entfacht. Aber auch meine Neugier. Ein Sprecherzieher, der seine Stimme verloren hat? Das ist wie ein Pianist, der seine Finger nicht mehr bewegen kann. Oder ein Tänzer, der sich beide Beine gebrochen hat. Oder ein Maler, der erblindet. Ein Drama. Ich vermutete hinter dieser Person einen feinfühligen, verletzlichen Menschen, dessen Körper sich – aus welchen Gründen auch immer – dazu veranlasst sah, so heftig, so eindeutig zu schreien: „He, in deinem Leben stimmt [!] etwas nicht!“, und nun wollte ich diesen Mann erst recht kennenlernen. Trotz meiner Betroffenheit hinsichtlich seiner Krankheitsgeschichte sagte ich mir: Genau so eine Figur, sensibel und offenbar fahrlässig mit sich selbst – denn das nahm ich an –, brauche ich für meinen Roman. Oder anders gesagt: Welcher Autor lässt sich solch eine Steilvorlage entgehen? Also bereitete ich nicht nur Fragen zur Stimmerziehung im Allgemeinen vor, sondern auch Fragen dazu, wie es zu seinem Stimmverlust kam, was die Ursachen sind bzw. sein könnten. Mir war durchaus bewusst, dass ich damit die Tür für Persönliches öffnete, aber etwas in mir spürte instinktiv, dass da einer sitzen würde, der sprechen wollte, sprechen musste, gleichsam auf der Suche nach seiner verlorenen Stimme.

Schon unser erstes Telefongespräch verwirrte mich: Ich hörte eine gebrochene Stimme, krächzend, verletzlich, fremd und doch seltsam vertraut, unser Gespräch: kurz und knapp und offenherzig. Beflügelnd. Warum empfand ich so? Ich weiß es nicht, ich dachte: Das ist ein Mensch, der für mich extrem wichtig sein wird. Warum, wieso, das konnte ich nicht sagen.

Voller Erwartung fieberte ich dem Interview entgegen. Und doch spürte ich Angst. Oder war es Aufregung? Das Wissen, dass etwas Unausweichliches geschehen würde?

Die Seele spricht zu uns über den Körper. Der Körper sendet bereits wichtige Signale, bevor das Bewusstsein diese Signale überhaupt wahrnimmt. Und erst in der Rückschau offenbaren sich einem die schicksalhaften Stationen, die man geht, weil man sie gehen muss, und die – schaut man später gleichsam von oben – ein Geflecht ergeben, in das man unweigerlich hineingezogen wird und aus dem man sich, will man nicht nur überleben, sondern gut leben, ent-wickeln muss.

2. Der Augen-Blick des Kennenlernens

Das Interview fand am 10. Juni 2013 in seiner Wohnung statt, und seither ist in meinem Leben nichts mehr so, wie es war.

Ich war auf das Gespräch bestens vorbereitet, mein Aufnahmegerät funktionierte einwandfrei. Bevor ich die Wohnung verließ, sagte ich laut zu meinem Spiegelbild: „Du bist klug, du bist hochkonzentriert, du bist ganz bei dir, du bist schön, und du bist voller Charme.“ Vor einem wichtigen Termin mache ich das immer so: Ich definiere genau, wie ich bin, ich artikuliere meine Absicht, ich programmiere mich sozusagen für den Moment des Aufeinandertreffens, ich stärke mein Selbstbewusstsein. Ich brauche das, weil ich jemand mit einem angeborenen hochsensiblen Nervensystem bin, d.h. ich bin jemand, der aus sich selbst herausfallen kann, sobald er zu viele Eindrücke gleichzeitig verarbeiten muss, und dann verliere ich meine Konzentration und meine Mitte. Rüste ich mich zuvor mit meiner eigenen Programmierung, verringere ich diese Gefahr erheblich.

Schon in der U-Bahn wusste ich: Heute ist ein besonderer Tag. Heute ist mein Tag. Ich war voller Vorfreude und Neugier und auch voller Selbstbewusstsein. Pünktlich um zehn Uhr vormittags stand ich vor dem Haus, in dem er wohnte. Dass auf dem Klingelschild zwei Namen zu lesen waren, bemerkte ich sofort, verdrängte aber diesen Hinweis. Ich stieg die Treppen hoch, nicht zu schnell, nicht zu langsam. Wartend stand er in der offenen Wohnungstür – und strahlte. Zunächst sah ich vor allem viele Lachfältchen, dann große, gerade Zähne und schließlich ein sehr freundliches, sympathisches Gesicht. Jetzt sah ich mir den Mann genauer an: etwa einen Kopf größer als ich, schlank, kurze Haare in einer undefinierbaren Farbe: graudunkelblondhellbraun, Anfang 50, dunkelblaues T-Shirt, Jeans und Lederschuhe. Offen und zugewandt, auf den zweiten Blick sehr anziehend. Ich gab ihm die Hand und sagte schnell, als wollte ich meine Übersprunghandlung vorwegnehmen und um keine Verlegenheitspause entstehen zu lassen: „Ich ziehe meine Schuhe aus. Das mache ich zu Hause auch immer.“

Rasch beugte ich mich hinunter, zog meine Schuhe aus und ließ sie neben der Wohnungstür stehen und folgte ihm ins Wohnzimmer. Er bot mir einen Sessel an, fragte mit krächzender Stimme, ob ich etwas trinken wolle.

„Wasser“, erwiderte ich, „normales Leitungswasser, bitte!“

Als er mit einer Karaffe Wasser und zwei Gläsern zurückkam, sah ich sofort, dass nun auch er seine Schuhe ausgezogen hatte. Darüber musste ich innerlich lächeln, denn so hatte sich durch diese kleine, unmerkliche Veränderung – er in seinen Socken, ich mit meinen geringelten Strumpfhosen – ein Raum für Nähe geöffnet, den es an der Wohnungstür so noch nicht gegeben hatte. Er setzte sich aufs Sofa, mir schräg gegenüber, und sah mich erwartungsvoll und auch ein wenig unsicher an. Ich gefiel ihm sehr – sehr sogar –, das merkte ich sofort.

„Wie stellen Sie sich das jetzt vor?“, wollte er wissen. Wieder diese krächzende, gebrochene Stimme; die Knochen taten mir weh. Eine Stimme bar jeder Kraft, jeden Potenzials, jeder Energie. Mein Mitgefühl war grenzenlos. Und das war mein erster Fehler.

„Sie schreiben einen Roman?“ Schon seine nächste Frage.

Erst jetzt sah ich ihm wirklich in die Augen und hatte große Mühe zu antworten. Denn in diesem Augenblick geschah etwas, was ich nicht verstand: Ich sah einem wildfremden Mann in die Augen und empfand eine derart unfassbare, zutiefst unerklärliche Nähe, dass ich all meine Kraft zusammennehmen musste, um dieses „Ja“ über die Lippen zu bringen.

„Über einen Sprecherzieher?“

„Ja. Auch.“

Schon zwei Worte – immerhin. Ich schluckte, und schließlich fing ich mich und sagte, dass ich ihm erst meine Fragen stellen wolle und dass ich ihm dann später über mein Projekt erzählen könne, wenn ihn das interessiere. Er nickte zustimmend.

Um es kurz zu machen: Das Interview dauerte eine Stunde, 53 Minuten und 7 Sekunden. Meine Fragen betrafen Allgemeines und Konkretes zum Sprechunterricht in der Schauspielschule, zum Zusammenhang von Sprache, Sprechen und Persönlichkeit, zum Kontext von Atem, Psyche und Körper, zu seiner Ausbildung und seinem Verhältnis zum Theater, seiner Selbstdefinition sowie seiner Erkrankung – seinem Stimmverlust, den er als Krise bezeichnete.

Meine Fragen wurden immer persönlicher, ich ergänzte sie durch eigene Erlebnisse, sodass wir gegenseitig Gedanken und Gefühle offenbarten und uns dieser Nähe, die uns vom ersten Augenblick verband, voller Vertrauen hingaben.

Nach einer Weile verschränkte ich Beine und Füße auf dem Sessel, sodass ich im Yoga-Sitz dasaß und ihm völlig entspannt beim Reden bzw. Krächzen zuhörte und beim Gestikulieren, beim Trinken, beim Lächeln zusah. Später sagte er mir, dass sei der Augenblick gewesen, als sein Herz sich öffnete. Ähnlich erging es mir, als er kurz darauf nicht mehr auf dem Sofa saß, sondern – lag: ein Arm entspannt unter dem Kopf, den anderen mal auf Brust, mal auf Bauch. Und dann – wie aus dem Nichts – sprach er von der vollkommenen Entspanntheit und zugleich Anziehung, die zwischen uns herrsche, der Anziehung zwischen Mann und Frau. Erst dachte ich, ich hätte mich verhört. Dann war ich erstaunt ob dieser Direktheit. Schließlich nickte ich, denn er sprach nur das aus, was offensichtlich war. Zuvor sagte er noch, dass ich zweifellos selbst mit Atem- und Sprechtechniken professionell vertraut sei, was ich zunächst verneinte, woraufhin er meinte, er könne das aber hören.

„Na ja“, sagte ich, „nicht professionell, aber ich habe ein paar Workshops zu Atem und Stimme absolviert, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sich die Seele weitet, sobald sich die Stimme weitet.“

Er strahlte mich an und meinte: „Das merkt man, nur Ihren Kiefer, den halten Sie manchmal fest.“

„Ja“, sagte ich, „es fällt mir schwer, den zu lockern.“

Er setzte sich auf: „Darf ich Ihnen die Stelle zeigen, da ist so eine kleine Mulde!“

„Äh … ja …“

Und schon war er aufgestanden, kniete sich vor mich hin, nahm meinen Kopf in beide Hände, die Finger beidseitig in der kleinen Mulde zwischen Ober- und Unterkiefer und sah mich unverwandt an. Für einen kurzen Augenblick dachte ich, er wolle mich küssen. Warm waren seine Finger … und zärtlich … und direkt … und … ich blickte in seine Augen, deren Farbe ich nicht zuordnen konnte. Hellgrau? Wässrig hellblau? Ein Hauch Grün? Ich genoss diesen Augenblick, und doch war ich ziemlich erleichtert, als er schließlich von mir abließ.

Während des gesamten Interviews hatte ich das diffuse Gefühl, dass hinter diesem Mann noch etwas stand: machtvolle Menschen oder eine schwierige Situation – ich kann bis heute nicht sagen, was ich in jenem Moment genau wahrnahm. Ferner verbarg sich etwas Unkonturiertes, Unbewusstes, ja Ungeschlachtes in ihm, das weder zu seinen feinen Gesichtszügen noch zu seinen schönen Händen passen wollte, und als er dann den eher befremdlichen Ausspruch tat, er sei ein versehrter Feldherr, erwiderte ich nicht minder direkt: „Ja, ich habe mir schon gedacht, dass Sie nicht nur so nett sind, wie Sie auf den ersten Blick wirken.“

Als ich kurz darauf die Toilette aufsuchte, bemerkte ich dort einen lila Seifenspender, und ich dachte: Kein heterosexueller Mann würde je einen lila Seifenspender kaufen! Entweder er ist schwul, oder seine Frau hat ihn erst vor kurzem verlassen. Ersteres konnte ich eindeutig ausschließen, also ging ich davon aus, dass er alleine war. Ein ungebundener Mann. Ein einsamer Mann. Einer, der seine eigene Krise nicht verstand, ein Verdurstender, der sich bei mir satttrinken wollte. Und prompt erzählte er mir im weiteren Verlauf des Interviews, er müsse für seinen halbwüchsigen Sohn Vater und Mutter zugleich sein. Seine Kinder, er habe noch eine erwachsene Tochter, und seine Herkunftsfamilie seien für ihn das Wichtigste im Leben. Eine Freundin oder gar eine Ehefrau erwähnte er mit keinem Wort. Er ließ mich – wie er später zugab – bewusst in dem Glauben, ein alleinerziehender Vater zu sein, ein Umstand, der in der Tat mein Interesse an ihm und mein Mitgefühl für ihn erheblich verstärkte. Und das war mein zweiter Fehler!

Kurz nachdem ich das Interview beendet hatte, flüchtete ich. Beim Abschied vermied ich es, ihm länger in die Augen zu sehen. Ich bedankte mich nicht so herzlich, wie ich es normalerweise tun würde, obwohl das Interview mir so viel an Material geliefert, mir so viel mehr eröffnet hatte als in meiner Vorstellung. Als er sagte, ich könne ihn gerne mal in der Schauspielschule besuchen und den Unterricht miterleben, kam mir nur ein knappes „Ja, gerne“ über die Lippen, obwohl ich mir genau das bei der Kontaktaufnahme erhofft hatte. Ich musste weg – so schnell wie möglich. Als ich auf die Straße trat, fühlte ich trotz des tiefen Glücks, das ich empfand, eine unermesslich große Last auf den Schultern, eine Schwere, die ich mir in diesem Moment nicht erklären konnte. Erst später begriff ich, dass meine Seele wusste, was unentrinnbar auf mich zukommen würde, welche Last und welcher Schmerz, und mein Körper war wie immer der Erste, der mir dies untrüglich signalisierte.

3. Ein Rausch mit allen Sinnen

Zwei Tage später kam ein Brief von ihm, mit der Rechnung, um die ich ihn gebeten hatte, mit einem Dankeschön für unser sehr schönes, vertrauensvolles Gespräch und mit seiner Karteikarte inklusive E-Mail-Adresse und Telefonnummern. Ich musste lächeln, denn mir war sofort klar: Er wollte mich wiedersehen, und sein Brief war nichts anderes als eine Aufforderung dazu.

Einen Tag später, also drei Tage nach dem Interview, trafen wir uns in der Technischen Universität im „Café Vorhoelzer“, das über eine grandiose Terrasse mit Blick über die Dächer Münchens verfügt. An diesem Nachmittag war ich sehr dünnhäutig. Ich kam von einem Coaching, es war um Auflösung von verschiedenen Ängsten gegangen, und jetzt war ich so aufgeregt, wie ich es auch bei größter Verliebtheit in meinem Leben zuvor nie gewesen war. Auf dem Weg nach oben, ich war auch noch zu verwirrt, um den Aufzug zu finden, also nahm ich die Treppe, glaubte ich, ohnmächtig zu werden.

Und dann saß ich ihm gegenüber, im Hintergrund die Silhouette Münchens, und roch seinen Duft und hörte seine gebrochene Stimme, stellte viele Fragen, während ich ihn eingehend betrachtete: Ich guckte und guckte, sah mir seine Hände und Unterarme genau an und die Ohrläppchen und die Kinnpartie und die große Nase, und wie er sich durch die Haare strich – eine Geste der Unsicherheit, aber auch einer gewissen Eitelkeit –, sah wie sich sein Gesicht beim Lachen mit vielen Fältchen überzog, wie ihn meine Blicke irritierten. Mit allen Sinnen nahm ich ihn wahr und fühlte diese unerklärliche Anziehungskraft, die weit über erotische Spannung hinausgeht.

Dennoch verspürte ich den dringenden Wunsch nach Schutz! Denn etwas an ihm war mir nicht geheuer, wie schon während des Interviews. In manchen Sekunden dachte ich, er wäre ein verletztes Tier, das sich die Wunden leckte und mich bat, diese zu versorgen und zu heilen, und doch wurde ich das Gefühl nicht los, er oder es wäre jederzeit bereit, mich anzuspringen, ein Gedanke, den ich beiseitezuschieben versuchte – so absurd erschien er mir. Was ich aber mit Sicherheit sagen konnte, war, dass er mir etwas verschwieg.

Adam1 wollte mich zum Essen einladen, das war am 19. Juni 2013, also neun Tage nach dem Interview. Auf meinen Vorschlag hin gingen wir ins „Kun Tuk“ in die Amalienstraße. Es gab keine Scheu, sondern eine Nähe zwischen uns, als würden wir uns seit vielen Jahren kennen. Wie zuvor fühlte ich aber einen stillen Zwiespalt in mir: zwischen Anziehung und Angst, zwischen Begehren und Zögern. Heute ist mir dieser Widerspruch klar: Man möchte nichts lieber, als seinem Gegenüber so nahe wie möglich sein, sich diesem Ur-Gefühl