Ein Haus - Zwei Männer - Drei Frauen - Hannah-Marlène Korn - E-Book

Ein Haus - Zwei Männer - Drei Frauen E-Book

Hannah-Marlène Korn

0,0

Beschreibung

Florian weiß, wie er mich zufriedenstellt, im Leben und - im Bett. Er bemüht sich sehr, lernt schnell. Ich bin so glücklich. Doch dann bricht das Virus über die Welt herein. Lockdown. Wovon sollen wir leben? Meine Schwester und ihre verrückten Ideen. Ein Haus, zwei Männer, drei Frauen und unzählige Kameras. Eine WG, die schamlos ihre Lust auslebt. Die Fans fordern mehr, wir liefern: Devot, leidenschaftlich, düster, knallhart. Wir steigern uns immer mehr hinein - doch können wir auch loslassen? Ich bin nicht länger Miriam. Ich bin Marlène.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 351

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Miriams Erlebnisse

Weihnachtstage

Corona kommt

Nordsee mit Sarah

Neues Daheim

Mister Snake

Zurück zur Nordsee

Ideenschmiede

Hitzewelle

Morgendämmerung

Die nächste Generation

Marlène-Käfer, Marlenus Scarabaeus Ars, Substantiv, m

Der Marlène-Käfer erreicht eine Größe von ein bis zwei Zentimetern. Sein Körper ist meistens schwarz, gelegentlich rot gefärbt, die Auswahl trifft sein Wirt. Eben jene Farbe ist während der gesamten Lebensspanne, die vom Wirt abhängig ist, unveränderbar. Der Marlène-Käfer benötigt menschliche Haut als Lebensraum und vermehrt sich indirekt durch Farbübertragung.

In freier Natur ist der Marlenus Scarabaeus Ars selten zu beobachten, da er sich hauptsächlich als Einzelgänger unter Stoffschichten versteckt. Es ist schwierig, das Geschlecht zu bestimmen, jedoch wird vermutet, dass es Abhängigkeiten zu seinem Wirt gibt.

Die Rolle des Marlène-Käfers im Ökosystem ist von großer Bedeutung, da er maßgeblich zum Wohlbefinden seines Trägers beiträgt.

Weihnachtstage

»Guten Morgen, mein Schatz.« Flo weckt mich mit einem Bussi. »Kaffee zum Start des Heiligen Abends?«

Im Bett meiner besten Freundin Laura kuschelt es sich extra toll. Ich bin glücklich, meinen Traummann erobert zu haben – wir sind seit gestern Abend verlobt. Laura hat mir für die Eroberung meiner Liebe ihr Haus überlassen.

»Wehe, du verlässt das Bett, ohne mich mit weiteren Küssen überhäuft zu haben! Es ist erst sechs durch.«

»Haben dir die Küsse von gestern nicht gereicht?«

»Bist du jeck? In welchem Universum war das ausreichend? Beim Küssen ist es wie mit Geld, es kann nie genug geben.«

»Leg dich entspannt zurück und genieße.«

Mein Frischling in Sachen Frauenglück ist ein Naturtalent und lernt schnell. Jeder Kuss ein Meisterwerk, von mir aus braucht er nicht aufzuhören.

»Hast du eine Ahnung, wann Laura aufkreuzt? Meine Hosen sind verschwunden.«

»Hat sie nicht gesagt – und wozu anziehen? Let him swing! Apropos, bring den kleinen Flo auf Stand und liefere mir einen Orgasmus, der mir Schwung verleiht. Wir haben einiges vor.«

»Streichle ihn und er ist einsatzbereit. Was haben wir vor?«

»Leg dich hin, ich übernehme. Im Anschluss machen wir klar Schiff und fragen, wann bei mir sturmfrei ist. Wir stoppen für einen Einkauf und stocken unsere Lebensmittelvorräte auf. Die Weihnachtskekse backen sich nicht von selbst und der Braten muss in die Röhre. Laden wir Jonas, Laura und Nora ein und singen unterm Weihnachtsbaum?«

»Das mit dem Braten und der Röhre lässt sich einrichten, wenn das gestern nicht bereits passiert ist.«

»Der Kelch zieht an uns vorbei, fürchte ich. Klappe halten und mir die Arbeit überlassen.«

In nächster Zeit werden Mühen auf mich warten, Lauras Mann Jonas hat sich im Bett besser unter Kontrolle. Flo war wieder Erster, es hat nur knapp für meinen Orgasmus gereicht. Über die Feiertage werde ich Laura ausquetschen müssen, wie sie ihrem Gatten das Durchhalten beigebracht hat.

»Ab unter die Dusche, ich suche deine Klamotten und setze Kaffee an.« Das Gefühl ist neu: Ich kommandiere, er gehorcht. Gehorsamkeit steht in seiner Stellenbeschreibung, in meiner ist das Betthäschen festgelegt. Langsam finde ich mich in der Küche zurecht, der Kaffee läuft. Die Dusche im Badezimmer ebenfalls, ich entscheide, mitzumischen und lasse mich einseifen.

»Rutsch ein Stück und her mit dem Warmwasser.«

»Hier«, mit einem Grinsen spritzt er mich von oben bis unten voll.

»Na warte, Bürschchen, dir werde ich helfen!« Listig schmiege ich mich an ihn, um ihm die Brause abzuluchsen. Ehe er sich versieht, ist meine Hand am Schlauch, und ich stelle das Wasser auf kalt.

»Ihhh! Du fiese Göre.«

Ich strecke ihm die Zunge raus, die er mit Schmollmund quittiert.

»Gib her oder ich lege dich übers Knie – das ist saukalt!«

Mein gespielter Widerstand bricht schnell. »Wirklich? Dann drehe ich auf Eiszapfen.«

»Unterstehe dich. Komm her, Schatz, ich glaube, du bist ein schmuddeliges, unartiges Kätzchen; ich schrubbe dich ordentlich durch.«

»Bruit ... Schnurrr ...« Mich überrennen wohlige Schauer, Gänsehaut inklusive, ausgelöst von weichen Schaumfingern. Beim Duschen ist es vorteilhaft, wenn der Mann flink bei der Sache ist.

»Weiter, ich bin reichlich schmutzig. Du hast keinen Schimmer, wie unrein meine Gedanken sind.« Zu mehr komme ich nicht, Flo beendet den Satz mit einem Kuss. Lieber Scholli, der sitzt.

Wo immer Laura dieses Duschgel herhat, ich besorge mir einen Eimer davon. So enormen Schaum gibt’s bei mir nie und der Duft ist scharf. Flo macht seinen Bettsprint doppelt wett.

»Gestehe!«

»Ich habe nichts angestellt.« Ich versuche, unschuldig dreinzuschauen.

»Von wegen: Beichte! Rück mit deinen Fantasien raus, Flöckchen.«

»Ich lese dir heute Abend Passagen aus meinem Tagebuch vor. Wir probieren im Anschluss ein paar aus, für andere Erlebnisse nehmen wir Unterricht. Aber manches wird dir nicht gefallen.«

»Mysteriös. Bis wir im Bett sind, dauert es noch, so lange lässt du mich zappeln? Ich bin für alles zu haben.«

»Echt? Sieh es positiv, ich bin mir sicher, der Auftakt gefällt dir. Mehr sag ich nicht.«

»Okay!« Er versiegelt mir die Lippen, küssen kann er.

»Jemand zu Hause?« Jonas kommt die Treppe herunter. Eine Spa-Landschaft hat einen Nachteil: Man kann die ganze Szenerie überschauen. »Laura! Ich habe sie gefunden, sie sind unten.«

Ich greife mir ein Handtuch. »Was macht ihr denn so früh hier?«

»Es ist zehn. Ihr habt euch nicht gemeldet oder seid ans Telefon gegangen. Da haben wir beschlossen, nach dem Rechten zu schauen. Ich sehe, ihr kommt klar.«

Laura wirft einen Blick durch die Tür. »Da sind ja unsere Turteltauben. Nette Aussicht Flo, größer als gestern Nachmittag. Trocknet euch ab und ich koche neuen Kaffee, der oben ist kalt.«

Sie verschwinden und Flo ist purpurrot angelaufen.

»Die haben uns eiskalt erwischt, ist das peinlich.«

»Quatsch, du stellst dich an. Ich kenne Jonas auch nackt.«

»Nicht mit Erektion.«

»Erstens: Sag Ständer oder Latte, und zweitens: ... wenn du wüsstest. Nicht protestieren, du wirst es heute Nacht verstehen.«

Einladung

Zehn Minuten später sitzen wir zu viert zusammen und genießen das koffeinhaltige Heißgetränk.

»Der heutige Plan: Wir sorgen oben für Ordnung und düsen zu mir. Flo backt und ich fange mit den Gänsebrüstchen an. Lieber Kartoffeln oder Klöße? Ich bereite beides vor, wird schon alle. Sagen wir um sechs? Bringt Rotwein mit, keine Geschenke, ich bin unvorbereitet und lade Nora ein. Habt ihr Zeit und Lust zu kommen? Durchkreuze ich eure Pläne für Weihnachten?«

»Sachte, hol Luft. Was hat Flo mit dir angestellt? Du redest wie ein Wasserfall.« Laura versucht, mich zu beruhigen.

»Ihr sollt alle dabei sein, glücklich unterm Baum. Ohne euch und Nora wäre ich einsam und Flo jungfräulich.« Sofort laufen mir Tränchen über die Wange. Mein Verlobter umarmt mich. In der Vergangenheit hat Laura mich auf diesem Sofa im Arm gehalten.

»Miri, wir sind für dich, für euch, da«, versucht Laura, zu trösten. »Wir ändern die Planung: Ihr beide fahrt in euer neues Zuhause und wir kommen mit dem Essen nach. Ich habe deine Küche inspiziert, du hast keine weihnachtlichen Vorräte. Die Kekse backt ihr, mit dem Rest überraschen wir euch.«

Mir rinnt ein Bach übers Gesicht. »Oben sieht es wild aus und ihr habt genug geholfen.« Dieses Haus ist offenbar aus Zwiebelsteinen gebaut, weinen entwickelt sich hier zu meiner Standardreaktion.

»Quatsch, das ist das beste Weihnachten aller Zeiten. Mach dir keine Gedanken, in deiner, ich meine eurer, Wohnung ist es genauso unordentlich. Wir haben heute nichts vor, Jonas’ Überraschungspaket trifft nicht pünktlich ein, es ist sein Silvesterfeuerwerk.«

»Wir hatten gesagt: keine Geschenke.«

»Ach, Jonas, du bist naiv. Ich schenke es uns, es erweitert unsere Sammlung für oben.«

Während die beiden diskutieren, drückt mich Flo. »Wasserfall abstellen und runter mit dem Kaffee. Wir lassen die beiden allein. Hast du eine Ahnung, wie man Kekse backt?«

»Im Ofen, Kekse gelingen mir, siehst du ja am Hüftgold.«

»Ach du. Jede Gazelle ist neidisch auf deine Figur.«

»Charmeur. Wir brauchen Dekor, Glitzerstreusel und Funkelsterne.«

»Laura, Jonas, wir brechen auf. Schneit rein, wenn ihr bereit seid, klingelt vorher. Keksteig ist nicht das Einzige, das heute gestochen wird.«

»Du Lüstling. Wenn du dabei an Sex denkst, Flo, hab einfach Spaß. Wir klingeln und bringen Nora mit, falls sie Zeit hat. Der Abend wird in die Annalen eingehen.«

Keksteig

»Ist der Parkplatz dicht. Es scheint, heute ist der letzte Tag im Jahrhundert, an dem sie Lebensmittel verkaufen. Wo du hinsiehst, volle Einkaufswagen«, meint Flo resigniert.

»Sind wir besser? Uns fällt Heiligabend ein, neue Zutaten für Kekse zu kaufen.«

»Bei uns ist es eine Ausnahme oder hattest du gestern vor, Plätzchen zu backen?«

»Nö, mutterseelenallein unter dem Baum Schnulzen anschauen und Tee mit Schuss trinken. Kämpfen wir uns durch. Der Markt hat Expresskassen für fünf Artikel, kaufen wir getrennt, sind es zehn. Du holst zweimal Mehl, eine Packung Zucker, Eier und Sprühsahne. Ich plündere das Backdekoregal.« Ich kommandiere ihn und er gehorcht, es entwickelt sich richtig.

Der Plan geht auf und eine Stunde später rauschen wir in die Tiefgarage meiner Wohnung. Der eigene Parkplatz ist Gold wert, wir würden hier sonst ewig herumkurven.

»Küss mich, mein Romeo! Im Auto bin ich ungeküsst.«

»Dito, bin auch eine Autokussjungfrau, für den Anfang nur ein Knutscher, sonst müssen wir Keksbilder ausdrucken, weil wir den Nachmittag in der Garage verbracht haben. Ab dem zweiten Kuss würde ich dich auf die Rückbank zerren.«

»Du Geier, welche Rücksitze? Der Kofferraum ist für uns eine Nummer zu eng. Man kann beim Autokauf nicht alles vorausplanen. Dafür komme ich mit dem Smart in jede Parklücke.«

»Meine Konzentration lässt nach, wenn ein heißer Feger neben mir sitzt – ab in die Wohnung und Plätzchenstechen!«

»Stechen klingt gut. Schnapp dir den Einkauf und ruf den Fahrstuhl, ich parke ein.«

»Aye, Mylady.«

Ruckzuck sind die Zutaten auf der Arbeitsplatte verteilt. Warum sind die Förmchen jedes Jahr verkramt und das im kleinsten Schrank ganz hinten? In dem Fach sammelt sich alles, was ich nie nutze und nicht entsorgen möchte. Saftpresse, Waffeleisen, Sandwichmaker und Raclettegrill und erst dahinter, wen wundert es, die Ausstecher.

»Reich mir den Ramsch runter. Ich frage mich, warum ich das alles gekauft habe. Das Waffeleisen war ein Geschenk und wurde nur einmal benutzt. Ist zwar lecker, das stundenlange Reinigen im Anschluss aber öde.«

»Lassen wir es draußen, morgen gibt es Waffeln und nach Weihnachten bringen wir es zum Recyclinghof.«

»Einverstanden, der Entsafter ist ohrenbetäubend und taugt nichts, der tritt seine letzte Reise gleich mit an.«

»Was ist in der Schachtel mit den drei X drauf?«

»Das sind spezielle Ausstecher. Schau rein, du wirst dich wundern. Gib mir vorher das Raclette-Teil, es ist Platz im Schrank.«

»Bitte. Die Kekse servieren wir nicht zum Fest, die Formen sind eindeutig dicke Möpse und ein Penis.«

»Ich weiß, ein Geschenk von Sarah, als ich ihr vor einiger Zeit gestanden habe, dass kein Mann mit mir im Bett nebenan war.«

»Ab sofort bist du nie wieder allein in den Federn. Backen wir ein paar davon für uns?«

»Dir ist klar, dass ein Busenkeks wie ein Sternkeks schmeckt?«

»Es ist verruchter, wenn du einen Penis futterst und mit Sprühsahne extrascharf.«

»Den Keks reserviere ich für dich, Flo.«

Unterm Baum

»Kommt rein, willkommen in unserer Weihnachtswelt.«

Sie haben Nora mitgebracht, die Begrüßung endet in Gruppenknuddeln.

»Danke, dass du Zeit hast, ich habe erst übermorgen mit dir gerechnet.«

»Na ja, ich hätte sonst mit Sekt und Würstchen den Abend vorm Fernseher verbracht.«

»Du bist jederzeit willkommen, Schwesterherz.«

»Der Baum erstrahlt in einem Lichtermeer, die Kekse duften, der Glögg ist heiß und die CD mit den weihnachtlichen Karaoke-Liedern wartet. Fühlt euch wie zu Hause.«

Flo begleitet Nora und Jonas ins Wohnzimmer, Laura bringt das Essen in die Küche und ich fülle den Glögg ab.

»Wer von euch fährt? Der trinkt Traubensaft.«

»Taxi, wir sind ohne Auto da, Liebes. Mach einen Schuss rein, nicht so übertreiben, wie ich bei unserem Grog«, antwortet meine liebste Schwester.

»Verstanden, zur Not klappen wie die Couch auf.«

Laura werkelt in der Küche am Gänsebraten. »Miri, hast du einen Augenblick, bevor ich alles durcheinanderbringe?«

»Was suchst du?«

»Wo sind die Töpfe, wie geht der Ofen an und für wen sind die Kekse da?«

»Upsi, die sind heute Nacht unsere Spezialkekse. Oben die Töpfe und die blaue Taste doppelt antippen.«

»Sehen alle Plätzchen so lecker aus?«

»Die sind köstlich, die Ersten haben das Backen nicht überlebt. Lass uns das Essen fertig anrichten, bevor alle drüben den Glögg austrinken, hörst du die Gläser klirren?«

»Das haben wir gleich«, sagt sie und ruft ins Wohnzimmer: »Wehe, da bleibt nichts für uns übrig, ihr Säufer.«

»Genau, sonst gibt es nichts zu futtern«, ist meine eher kleinlaute Ergänzung.

Bettgeflüster

Die Feier war toll und der Glögg hat nicht lange gehalten. Zum Glück hatte ich einen Vorrat meines Lieblingssektes auf Lager, Asti passt zu jeder Gelegenheit. Erstaunlich, dass am Vierundzwanzigsten Taxis im Nu vorfahren.

»Das war das Weihnachtsfest meines Lebens! Ich bin verlobt, die beste Freundin mit Gatten war dabei, erster Heiligabend mit Schwester, keine Schnulze mit Punsch auf der Couch.«

Flo unterbricht meinen Redeschwall über die Erlebnisse der letzten Stunden. »Ich bin baff. Du hast immer schüchtern gewirkt, seit der Schule schon. Stille Wasser sind tief, gell?«

»Du wirst es nicht glauben, aber Nora hat mich das Gleiche gefragt. Bis zum Sommer war ich verklemmt wie nüscht, unfähig, einem Mann in die Augen zu schauen. Jonas war die Ausnahme, da kein Dating-Partner. Was meinst du, kannst du dir vorstellen, Lauras Position einzunehmen, um mit mir Katz-und-Maus zu spielen?«

»Weiß sie, dass du mir ihre Geheimnisse anvertraust?«

»Ich habe sie gefragt, sie hat nichts dagegen. Raus mit der Sprache. Traust du dich?«

»Ja und nein. Du weißt, mir fehlt Erfahrung. Ich habe bisher keine Videos in dem Genre geschaut.«

»Du meinst SM-Pornos? Normale aber schon, oder? Sonst melde ich dich bei den größten Weltwundern, sogar ich gönne mir dann und wann einen.«

»Ja, echt geile sind selten.«

»Ich verstehe, worauf du anspielst, viele Pornos sind öde. Morgen haben wir sturmfrei, ich zeige dir meinen Lieblingsfilm: erotisch und doch kein Bumsstreifen. Bist du reif für die zwei einschneidenden Erlebnisse des letzten Jahres im Leben deiner Verlobten? Welchen Teil lese ich zuerst vor? In einem hatte ich meinen Spaß, in dem anderen Vergnügen bereitet.«

»Du hattest recht mit dem Novizen, entscheide du, ich habe keinen blassen Schimmer.« Flo schaut mich mit seinem Dackelblick an.

»Und ich traue mich nicht. Stehe ich vor beschlossenen Tatsachen, funktioniere ich, andernfalls grüble ich die ganze Nacht. Sag du, sonst greife ich mir deine Entscheidungshilfen.«

»Meine was?«

»Upsi, Laura erklärte mir das an Jonas, ich demonstriere die Wirkung, quetsch dich ran.«

Traue ich mich? Flo ist nicht Jonas, er scheuert mir vielleicht eine und verschwindet. Flo hat sich von mir den Po verhauen lassen, um mich zurückzuerobern, das bedeutet nicht, dass er darauf steht.

»Welche Geschichte zuerst, Schatz?« Ich schaue ihm in die Augen und greife zwischen seine Beine. Er lässt mich ran, nichtsahnend, was ihm bevorsteht. Vorsichtig lasse ich ein Ei in meine Hand gleiten und spiele damit. Sein kleiner Freund erwacht zu neuem Leben, mein Fingerspiel scheint Flo zu gefallen. »Entscheide dich.« Mit einem Kuss erhöhe ich langsam den Druck. Er windet sich, statt einer Flucht aus dem Bett, umarmt er mich fester.

»Ich mag nicht!«

»Wieso?«, frage ich und unterstreiche es mit Nachdruck, den Schatzi mit einem leisen Quietschen und einem seiner Superküsse quittiert.

»Antworte ich, lässt du los.«

Diese Antwort verwundert mich, sie ist das Gegenteil von der erwarteten Reaktion, seine Erklärung folgt dem nächsten Superkuss.

»Es schmerzt im Hintergrund, schwer zu beschreiben, ein Gefühl der Hingabe, des Vertrauens zu dir.«

»Wirklich? So habe ich mich mit Laura gefühlt. Sie hat damals mit mir gespielt und mich herausgefordert. Reicht es dir für heute?«

»Fürs Erste. Lies mir vor, wie du dich vergnügt hast. Im Anschluss fingerst du an der anderen Seite rum.«

»Beide Wünsche erfülle ich dir gern, Bärchi. Bin gleich wieder da, ich hole den Herbst 2019.«

Au Backe, habe ich da eine neue Ader in ihm geweckt? Nicht, dass er zum zweiten Jonas wird – ich bin die Dienende und Spielwiese. Rasch die Tagebücher raussuchen und ab zurück in die Kiste, nackig, ohne Decke und strammen Kerl ist es eisekalt.

»Wehe du liest selbst! Sonst überlasse ich dich für ein paar Stunden Laura, die zeigt dir, wo der Hase Locken hat.«

»Nicht nötig, diese Dummheit passiert mir nie wieder.«

»Dein Glück. Lehn dich an und lausche. Zum Verständnis: Meine Tagebuchfreundin heißt Filomena, ich rede sie mit Filo an.«

18. August 2019

Hallo Filo, ich habe dich gestern glatt vergessen, Asche auf mein Haupt. Du wirst mir verzeihen, wenn du hörst, was Laura und ihr Mann für mich ausgeheckt haben. Seit Tagen grübeln wir, was meine BFF plant, mir zu zeigen und was Jonas sich gewünscht hat. Das glaubst du mir nie, es war sensationell! Am besten fange ich vorsichtig an, sonst wirst du rot, treue Freundin.

Ich dachte, ich kenne das Haus der beiden. Pustekuchen, die haben einen Dungeon vom Feinsten. Wenn Laura von ihren Spielen erzählt hat, vermutete ich sie im Schlafzimmer – weit gefehlt. Ihre Sammlung an Toys, Paddeln und Peitschen ist überwältigend. Laura geleitete mich hinein und Jonas lag da: gefesselt, nackt, fixiert und griffbereit. Nicht in der Nacktheit der Sauna, sondern in hilfloser, ausgelieferter erotischer Art, verwandelt zu einem Teil der Kammer des Schmerzes, mehr nicht. Sie hob mich mit einem Kuss auf einen Aussichtsplatz, gleich einem Thron.

Ehe ich zu einem klaren Gedanken fähig war, eröffnete sie die Vorstellung. Halt dich fest, Filo, sie hat ihm die Hoden verhauen und das mit einem unscheinbaren Holzpaddel. Lauras teuflisches Treiben, Jonas’ schmerzvolles Stöhnen und die Einsamkeit des Thrones erweckten eine neue Miri, es hat mir gefallen.

»Pause, Liebling, das hast du dir ausgedacht. Welcher Kerl wünscht sich eine solche Folter?«

»Ehrenwort, nicht gelogen. Die ersten Sekunden habe ich nicht gewusst, ob ich gaffe, wegschaue oder ihm helfe. Ohne diesen Abend wären du und ich nie zusammengekommen.«

»Sollte ich mich sorgen, was in Zukunft auf mich wartet?«

»Ach Schatz, du bist knuffig, deine Kameraden sind sicher, meistens.«

»Das erklärt den herzhaften Griff, oder?«

»Nö, das war der Test der Universalfernbedienung des Mannes. Sie wird uns beiden in der Zukunft öfter begegnen, wenn du unartig bist oder ich meinen Kopf durchsetzen will.«

»Da spiele ich mit, ich fand es erregend.«

»Traust du dich, zu hören, was weiter passiert ist? Mir drückt da was Hartes gegen den Po.«

»Wurde es arger für Jonas?«

»Nein, wir haben ihn später erlöst. Jonas musste mich lecken und Laura hat ihn dabei weiter verhauen. Er litt für meine multiplen Orgasmen.«

»Weia, wenn du den harten Flo nicht verschrecken willst, spule vor.«

»Avec plaisir, mon capitaine. Setzen wir bei der Zusammenfassung ein.«

Filo, es war der geilste Tag meines bisherigen Lebens. Jonas hatte sich trotz des Knebels die Kehle wundgeschrien, einen blauen Hodensack und seine Zunge, du glaubst nicht, was die zu leisten vermag. Laura legte mich 69 auf ihn, prügelte seine Eier weiter und er leckte mich. Sein Ständer fühlte sich geil im Mund an. Ich habe Laura im Anschluss gebeten, ihm mit meinem Kopf einen runterzuholen. Sie hat mich schlucken lassen. Mein Mund ist keine Spermajungfrau mehr. Die Seite der Bitch kennst du von mir nicht, oder?

Kurze Pause, Schatz. »Ich vermutete bislang, dass keine Frau das im echten Leben mitmacht. War es ohne Zwang?«

»Das gesamte Wochenende war freiwillig. Die Haue auf die Bällchen, meine 69 auf ihm, die Stunde unterm Esstisch und zweimal habe ich die Schnute für ihn aufgemacht. Keine Ahnung, was mit mir los war. Jeden anderen Schwanz hätte ich gebissen.«

»Danke für die Warnung. Unter dem Tisch? Das hast du nicht vorgelesen.«

»Auf deinen Wunsch hin habe ich die geile Szene übersprungen.« Von wegen Warnung, mal sehen, wie lange er später durchhält. »Soll ich den Mund für dich aufmachen? Ich bin bereit.«

»Wie meinst du? Du hast mir vorhin einen geblasen.«

»Warte, ich lese dir die Passage vor und wir spielen es nach.« O weh, wenn ich in dem Tempo weiter vorpresche, überfordere und vergraule ich ihn vor Silvester.

»Ich lausche. Vorher einen Spezialkeks?«

»Schieb ihn mir rein.«

»Du meinst den Keks? Ich bin verwirrt.«

»Den und einen Kuss, ich warte. – Und weiter im Text.«

Zum Abschluss des Abends habe ich ihm einen Sexwunsch erfüllt, den Laura nicht mag. Er hat mir den Mund gefickt, wie ich es in einem Porno gesehen hatte. Ich lag da und er stocherte mir im Mund rum. Es war demütigend, trotzdem habe ich jeden einzelnen Stoß und seinen abschließenden Abgang genossen.

Ich werde sogar vor dir rot, liebe Filo, wehe du plauderst was aus, ich würde im Boden versinken.

Bussi, Miri.

»Echt? Du erlaubst mir das? Was ist, wenn ich zu heftig werde und dir wehtue?«

»Ich vertraue dir und wir haben Zeit zum Üben. Dein Schwanz pulsiert vor Freude und bittet um Einlass, trau dich.«

»Glaubst du mir, dass ich diese Art Porno regelmäßig schaue und Angst habe, dich zu überfordern?«

»Bitte, lass mich dich glücklich machen, und nebenbei testest du meine devote Ader. Ich helfe nach, wenn es sein muss«, ergänze ich und taste seinen Schaft entlang.

»Das kann heiter werden, damit bekommst du immer deinen Willen. Na gut, du Bückstück, komm mit, rücklings auf die Couch, Kopf auf die Lehne, Augen zu und Mund auf.«

»Heißa, versaute Wortwahl, so schwebt mir das vor, ich werde brav schlucken.« Er zieht mich an der Hand ins Wohnzimmer, mein Kopfkino rattert auf Hochtouren. »Alles, was du befiehlst, Schatz.«

Er hat einen anatomischen Blick, ich passe perfekt und liege mit dem Mund in der Höhe, damit er sich nicht anstrengen muss. Die Lehne stützt den Nacken, er hält mich, ich kann nicht ausweichen. Als wenn ich das würde. Die Gefühle sind intensiver als bei Jonas, da habe ich funktioniert. Flo diene ich, sein Vergnügen springt hoffentlich über. Flo steht vor mir, seine Eichel liegt auf meiner Nase. Ich liebe diesen Duft, verrucht, mit einer Note Schmutzigkeit. Ich freue mich auf seine Eroberung. Flos Penis ist kürzer als der von Jonas, dafür dicker. Ich sehe keine Probleme, der passt in ganzer Pracht rein.

»Hände unten lassen, ich wünsche freie Bahn.«

Ich nicke zustimmend, wie ausgewechselt ist er, mein Zukünftiger. Er sagt an, ich gehorche. Die Situation ist ähnlich wie damals, nur heute mit Hingabe aus Liebe. Ich traue mich, es mir einzugestehen: Diese ausnutzende Demütigung turnt an, der krasse Gegensatz zur öffentlichen Miri. Sanft legt sich die Eichel auf meine Zungenspitze und schiebt sich die ersten Zentimeter auf die Zunge. Sie ist salzig und es schmeckt nach meiner Muschi; Nora und Laura waren köstlicher. Er penetriert die Lippen, mehr als die Eichel stochert nicht in mir. Mit einer Trau-dich-Geste versuche ich ihn anzustacheln. Wir werden uns später auf ein Handzeichenvokabular einigen. Er versteht nicht und lässt von mir ab.

»Was hast du? Ich wusste, ich bin zu grob.«

»Quatsch, fang an, mich auszunutzen. Bisher ist es nett.«

»Nett ist die kleine Schwester von -«

»Scheiße! Meine Rede«, unterbreche ich ihn. »Sei besitzergreifend, nimm dir, was und wie du es brauchst. Ich bin Puppe, Sexspielzeug, nenn mich, wie du magst. Solange ich dich mit einem Zwick in den Po nicht stoppe, hast du freie Bahn. Hab Spaß, ich erlebe und diene.«

»Erleide meinen Orgasmus, ich fick dir den Mund und gleichzeitig deine Seele. Du wirst nichts anderes fühlen, als Schwanz, der sich einen Weg ins Innere sucht und neuer Mitbewohner deiner Mandeln wird.«

Er versteht und bedient sich. Hab Spaß, ich bin für dich da, Meister. Mit geschlossenen Augen liege und genieße ich den Missbrauch. Nein, es ist das falsche Wort, liebevoller Gebrauch passt besser. Meine Einschätzung war richtig, ich spüre seine Hoden an die Stirn tippen und sein Steifer vergnügt sich, ich würge nicht. Der ist wie für mich konstruiert, sitzt wie angegossen. Wie versprochen, nimmt er sich meinen Mund vor. Er vögelt mir mehr als den Hals. Zum ersten Mal im Leben bin aus Liebe bereit, mich erniedrigen und benutzen zu lassen. Wie bei Jonas merke ich, dass er sich dem Höhepunkt nähert. Ich hebe die Arme, umfasse seinen Po, ziehe ihn weiter ran, damit er nicht aufhört. Mir rinnen Glückstränen über die Wange.

Flo stoppt schlagartig. »Was ist, Schatz? Was tue ich dir an? Ich bin ein Egoist.«

»Spinnst du, ich genieße. Weiter und wehe du hörst noch mal vorzeitig auf, sei Motor, Direkteinspritzer. Ich weine vor Glück, dich zu haben.«

Ich halte ihm den offenen Mund hin und nicke. Einen ungläubigen Blick später übernimmt ihn seine Geilheit und ich spüre, wie mein Eindringling sich den Weg sucht. Flo findet zu seinem Rhythmus zurück, ich fühle und schmecke ihn, gebe mich hin. Warte, das ist die Lösung, dass Jonas länger durchhält! Klar, warum ist mir es nicht früher aufgefallen? Jonas hielt inne, nicht komplett, sondern verlangsamte sein Treiben. Zwickmühle, ich möchte meinen Mann nicht erneut unterbrechen, ihm aber das Geheimnis verraten. Habe ich ›Mann‹ gedacht? Er tobt sich aus und ich stelle mir uns beide am Altar vor.

Mein Flo holt mich zurück, denn er spritzt mir den Mund voll. Nicht ganz unwissend, der Schlingel, er bleibt weiter vorne, ich verschlucke mich nicht, Jonas war nicht mitfühlend, bei ihm war es schwieriger, alles in den richtigen Hals zu bekommen.

»Sauge mir die letzten Tropfen raus, wäre ja Verschwendung, ginge der Rest daneben.«

›Nicht übertreiben, du Schlingel‹, denke ich mir. Einen Michelin-Stern verleihe ich dir dafür nicht, du bist salzig verliebt. Erneut habe ich das Ende eines Blowjobs verdrängt. In Gedanken setze ich Ananassaft auf die Einkaufsliste.

»Huschen wir zurück ins Bett oder legst du die DVD mit dem Kamin ein?«

»Eindeutig ins Bett. Das ist kuscheliger und es wartet Arbeit auf dich, deine Verlobte ist unbefriedigt.«

»Das ändere ich.«

Eingekuschelt unter einem Berg von Decken, lasse ich mich verwöhnen, küssen und streicheln, fingerfertig ist er. Ich glaube, ich greife mein Versprechen von vorhin auf.

»Es wartet die andere Seite auf ihren Anteil.«

»Verstehe ich nicht.«

»Warte!« Wie vor einer halben Stunde spiele ich liebevoll mit seinen Eiern.

»Ui ... vergnügen wir uns gegenseitig. Du knetest, ich fingere.«

»Synchronzucken, geil! Ich im Orgasmuswahn und du, wenn du zu früh aufhörst. Leg los!«

Ehe ich mich versehe, spüre ich seine Finger, überall Finger. Er hat in den letzten Stunden gelernt, wie und wo sie hingehören, damit seine Zukünftige befriedigt einschläft.

Geständnisse

»Aufstehen, Schnarchnase.« Ich stehe im Schlafzimmer und beobachte, wie er sich die Augen reibt.

»Menno, es ist zu früh, ich bin müde.«

»Ich gebe dir früh, Kaffee ist fertig und die Reste von gestern warten. Zeit zum Mittagsessen.«

Er schaut verschlafen aus, mein Struwwel.

»Wachwerden, in fünf Minuten am Tisch, zum Essen fassen. Bringe ein Kissen mit.«

Damit er nicht sofort wieder umkippt, kaum dass ich zur Tür raus bin, lasse ich Licht und frische Luft ins Zimmer. Die Duftmischung aus Pumakäfig, Moschus und heißen Nummern ist nur für Nasen, bei denen das Gehirn auf geil geschaltet ist.

Mit einem breiten Grinsen warte ich unschuldig auf ihn. Drüben raffelt es in den Kissen, er wird seine Boxer suchen, die ich in der Hand habe.

»Wo sind meine Shorts? Schatz, du warst heute Nacht kuschelig, ich habe geschlafen wie ein Baby.«

»Eher wie ein solches gesabbert, aber dafür wie ein Holzfäller einen Wald auf Kaminholzgröße zersägt. Komm rüber, Mann unten ohne ist heiß. Los, einen Schluck Latte und du fühlst dich besser. Ich habe Gans und Klöße mit Soße aufgewärmt, das Essen der Champs.«

»Du bist zu gut zu mir. Womit verdiene ich dich? Schlafen bis in die Puppen, wecken mit Kaffee und Mittagessen und gestern Abend ... uiii, davon zehre ich jahrelang. War ich zu heftig oder egoistisch?«

»Es war sensationell und dank deiner fingerfertigen Revanche bin ich flugs ins Land der Träume geflogen.«

»Ich habe dir lange zugesehen und aufgepasst, dass du zugedeckt bleibst. Du bist ein Drehwurm und später sind wir Arm im Arm eingeschlafen.«

»Du Voyeur und Traumwächter, bei dir fühle ich mich sicher. Setz dich, ich tische auf. Saft, Wein oder Bier?«

»Haben wir Sprudel? Wasser und Latte zum Essen.«

»Klar, einen Moment«, rufe ich aus der Küche. »Hast du das Kissen mitgebracht?«

»Nein, was für ein Kissen?«

»Muss ich diese Weihnachten alles selber machen, du Schussel? Na gut. Einmal Resteessen mit Liebe in jeder Gänsefaser, ein Wasser und frischer Kaffee. Schlag zu, bin gleich zurück.«

»Ich warte.«

»Fang an, du wirst dich wundern.«

Mit dem Kissen, welches unter den Tisch wandert, kehre ich zurück.

»Damit ist es bequemer. Kein Kommentar, was meinst du, warum ich die Hose versteckt habe. Ich probiere an dir, ob ich das genieße oder mich der Alkohol enthemmt hat. Kein Kommentar heißt, dass da oben Ruhe ist. Iss, die Gans bleibt nicht ewig so heiß wie dein Küken hier unten.«

Ich lasse uns beiden null Chancen zum Denken und tauche zwischen seine Beine ab. »Ich habe essen gesagt.« Er ist verdattert, ich arbeite mich zielstrebig zu seinem Penis vor.

»Ich versprach Verköstigung der Champs, genieße doppelt.«

Ich bin amtlich eine Bitch. Was geht in meinem Kopf vor, das dermaßen enthemmt? Erneut sitze ich beim Essen statt an unterm Tisch und sauge eine Eichel. Diese ist meine, nicht geliehen wie bisher. Ich glaube, Flo hält mich für verrückt, er nimmt mir die schüchterne graue Maus in Zukunft nie wieder ab. Nach dem Essen kläre ich ihn auf, ich habe die Stelle des Tagebuches im Kopf, die ich ihm vorlese. Es gibt Unterschiede, Jonas’ Kleiner war schlaff geblieben, beide Male, hier regt sich was. Flos Stöpsel fordert zunehmend Platz ein und sabbert salzig. Jonas hat mich wie Sexspielzeug behandelt, ich war der ›Mund‹. Flo schaut ständig unter die Tischdecke, ich glaube, er kontrolliert, ob ich noch alle im Oberstübchen habe oder fragt sich, ob er träumt. Nicht mal ich selbst bin mir sicher, was ich hier unten treibe.

Sich etwas durch den Kopf gehen zu lassen, erhält gerade eine neue Bedeutung. Mein Schlingel lässt sich Zeit beim Essen und gibt mir so die Möglichkeit, nachzudenken. Eine Gänsebrust zu verzehren, dauert nie so lange, da werde ich vor ihm satt. War meine Idee, ich ziehe es durch, mit allen Konsequenzen.

»Wenn du so weitermachst, komme ich ...«

»Alles gut, füttre mich ab.«

25.12.2019

Hallo Filo, die Ereignisse überschlagen sich: Ich bin verlobt. Ja, in echt, schau nicht so. Du hattest recht, Lauras Überraschung war Florian, ich wollte es nicht wahrhaben. Beim abendlichen Versöhnungssex habe ich ihm einen Antrag gemacht. Keine Ahnung wie mir das rausgerutscht ist, er hat Ja gesagt. Wo wir beide davon geträumt haben, dass der Held die Lady fragt. Du liest richtig: beim Sex.

Deine verklemmte Miri hat sich durch die letzten Tage gevögelt. Werd nicht rot, was wir getrieben haben, beschreibt ›miteinander schlafen‹ nicht ansatzweise. Er ist ein Jahr älter und war bis Montagabend ungeküsst, der Blowjob vom ersten Date zählt nicht, US-Präsidenten sahen das ähnlich. Bis er Anfang Januar zurückfährt, lasse ich ihn keine Minute aus der Kiste, wir haben Nachholbedarf.

Ich bin glücklich, er ist mein Flo, exklusiv für mich. Erinnerst Du Dich an deine tränengetränkten Seiten, als der Schlingel sich nicht benommen hat? Wie naiv war ich, mein Leben ist sein Leben, er lernt Miris Vergangenheit in nächster Zeit kennen.

Du wirst mir helfen, den Grund zu finden, warum ich nicht in dem Sommerurlaub – du weißt schon – auf ihn abgefahren bin, ich bin mir sicher, du erinnerst dich. Bis dahin, schlaf gut.

Küsschen, Miri.

Corona kommt

»Das ist Grütze. Alles! Urlaub gestrichen – ist zu verschmerzen, im Garten erholst du dich genauso. Aber der Rest? Wie verdienen wir in Zukunft ohne Veranstaltungen unser Geld?« Laura eröffnet die Runde. »Nächste Woche legt der Lockdown los.«

Sie hat Nora, Flo und mich zu einer Krisensitzung eingeladen und es stimmt: Die Lage ist schwierig. Sie und ihr Gatte leben davon, für andere Hochzeiten oder Jubiläen zu planen. Beides gibt es weiterhin, nur die Feste fallen aus.

»Flo und mir ergeht es genauso. Unser Betrieb ist ›systemrelevant‹, sagt mein Chef und führt im gleichen Atemzug für einen Teil der Belegschaft Kurzarbeit ein. War nicht die beste Idee, Flo einen Job bei uns zu verschaffen. Zum Glück ist meine Wohnung nächstes Jahr abbezahlt. Wir schnallen den Gürtel enger.«

»Wir veranstalten am Wochenende unsere letzten beiden Partys. Eine Hochzeit bleibt uns, samt passendem Junggesellenabschied, der Rest hat nach und nach abgesagt. Ich möchte heulen. Kurzarbeit bringt einem Selbständigen nichts und wer weiß, ob der Staat Hilfen rüberwachsen lässt.«

Nora ist gelassen. »Mich trifft das nicht. Von meinem Ex habe ich eine Abfindung eingestrichen, um ihn kampflos zu verlassen. Die reicht einige Zeit.«

Passend fasst Jonas unsere Bedenken zusammen: »Wir brauchen einen Plan. Die Lage ist nicht hoffnungslos, nur verworren. Nora lehnt sich entspannt zurück und wartet ab, Miri und Flo kommen knapp über die Runden, Laura und ich straucheln.«

»Sag das nicht, ich glaube zwar, dass dieses Coronading uns länger begleiten wird, aber ihr beide habt Flo und mich. Ich zumindest werde helfen – ohne euch, wäre ich eine vertrocknete Katzen-Lady.«

Flo bestätigt: »Meine Rede, wir dürfen im Lockdown nichts unternehmen und finden was, um euch zu unterstützen.«

»Das ist lieb gemeint, aber im Sommer, spätestens zum Herbst, geht das Geld aus.« Laura stehen Tränen in den Augen.

»Ich glaube nicht daran, dass alle zu Hause bleiben und Däumchen drehen. Ein paar Wochen ist das sicher durchzuhalten, im Sommer kehrt Normalität ein. Heiraten unter blauem Himmel ist romantischer, oder? Meine Hochzeit mit Flo wirst du ausrichten, sage nichts – gegen Bezahlung«, erkläre ich der Runde.

»Dein Wort in Gottes Gehörgang. Wie sieht Plan B aus, wenn es sich verschlimmert?«, fragt Laura.

»Lass den alten Herrn da raus, der hat Wichtigeres zu tun, wir schaffen es aus eigenem Antrieb. Die weltbeste Schwester hat eine abgefahrene Idee.«

»Ein Banküberfall ist keine Lösung, Nora.«

»Nö, mein Vorschlag ist legal und verwegen.«

»Mysteriös ...«

»Wehe, jemand meckert hinterher. Ich brauche ein paar Infos. Wie groß ist das Haus, wie viele Räume habt ihr, die ihr nicht oder als Abstellkammer nutzt?«

»Der Anbau ist seit November fertig, da wollten wir unser Planungsbüro auslagern und das Dachgeschoss steht leer. Wir hatten zuletzt die Idee, sie als Studentenbude anzubieten, haben es aber vor uns hergeschoben.«

»Dachte ich mir, das Haus wirkt geräumig. Ich glaube, dass wir uns demnächst nicht mehr treffen dürfen, wenn wir nicht im gleichen Haushalt wohnen.«

»Ja, deshalb nennen sie es Lockdown, jeder bei sich zu Hause auf der Couch. Ich verstehe nicht, du Jonas?«

»Sie deutet an, dass ihr alle bei uns wohnt, um Geld zu sparen, weniger Miete und so.«

»Übernächstes Weihnachten gehört die Wohnung mir, da sparen wir Verlobten nicht viel.«

Gründungstag

»Das ist nicht mein Vorschlag. Stimmt, wir ziehen zusammen, als Fünfer-WG, suchen uns einen pfiffigen Namen aus und präsentieren uns per Liveshow und Videos im Internet.«

»Wie bitte? Wer will uns denn sehen und was bringt das ein?«

»Ach, Miri, ich meine freizügig. Wie wir in unseren ausgelassenen Wochen oder wie Jonas im Raum nebenan, du erinnerst dich?«

»Okay, jetzt mal halblang. Bevor ihr beide alles auskaspert, fragt erst, ob die Hausbesitzer mitmachen.«

»Jetzt markier mal nicht den Entrüsteten. Du wolltest seit ewigen Zeiten einen Porno von uns drehen.«

»Hey, nicht alles ausplaudern – für uns beide, nicht zum Onlinestellen.«

»Der Schritt dahin ist ein finaler, einmal im Netz, immer im Netz. Wir streamen ein-, zweimal die Woche eine Liveshow und stellen Teaser ein. Wir sorgen natürlich dafür, dass niemand erkennt, wer wir sind und wo wir herkommen.«

Genervt gehe ich dazwischen. »Ich poppe nicht im Internet, knick das. Sag was, Florian!«

»Schatz, das ist kompliziert. Wenn du nicht willst, ich auch nicht. Vorher hören wir Nora bis zum Schluss zu, absagen kannst du später immer noch.«

»Klar, Weihnachten warst du männliche Jungfrau und in Gedanken fällst du über uns alle her, könnte dir so passen.«

»Langsam, cool down, Miri, ich will keinen Vorehekrach. Wir produzieren keine handelsüblichen Pornos, davon ist das Netz voll. Ich dachte an eine andere Richtung.«

»Wenn du nicht meine Schwester wärst, wäre ich schon weg und würde nie wieder mit dir reden. Sprich weiter, sauer bin ich trotzdem.«

»Wir gründen ›Das Haus‹, euer perfekt ausgestattetes Spielzimmer, unten Pool, Dusche und Sauna und ein blickdichter Garten sind unsere Bühne. Wir finden da in Zukunft Optionen. Die Bewohner, wir, bilden eine Hierarchie aus. Laura, die dominante, sadistische Vorsteherin, Jonas, der masochistische Lustknabe, Miri, du spielst eine Rolle zwischen Spielzeug und Quälgeist, Flo, bei dir bin ich mir nicht sicher, wie du dich entwickeln wirst. Es wird erotisch, nicht schlüpfrig. Anders als die ganzen Videofirmen sind wir authentisch und spielen nicht. Unsere Lust ist echt, Schmerzen erleiden oder teilen wir real aus, die Zuschauer erleben wirkliche Dominanz und Hingabe.«

Die kurze peinliche Stille unterbricht Laura. »Das klingt besser als der Wunsch von Jonas, einen Fickfilm zu drehen, oder Miri? Ich habe etliche offene Fragen. Nehmen wir kurz an, wir spielen mit ... wie filmen, verbreiten und monetarisieren wir das alles?«

»Der Reihe nach. Die einschlägigen Portale im Internet kennt jeder und dort werfen wir die Angel aus. Kurze Episoden, damit die zahlungswillige Kundschaft auf das Fanportal wechselt. Wir bieten Livestreams an, Filme, Events und Wunschabende.«

»Und woher weißt du, wie das geht? Sag nicht, du bist da schon lange dabei. Und wie wir aufnehmen, hast du bisher nicht beantwortet.«

»Wir fangen langsam an. Ich habe mir zu Weihnachten eine Kamera geschenkt, wollte meinem Hobby, Videoblogs, professioneller nachgehen. Die alte Knipse habe ich auch noch. Wir filmen oder shooten bis 6K. Ich bin überzeugt, es hat Erfolg und wir stocken unser Equipment auf. Für ein paar Schnappschüsse zwischendurch haben wir Handys.«

»Ich besitze eine Actioncam zum Radfahren. Die hat zwar nicht die hohe Auflösung, dafür eine outdoortaugliche Bildstabilisierung.«

»An die Idee gewöhne ich mich. Ich stelle meinen Computer zur Verfügung, der steht meistens rum, seit ich mir das Pad gekauft habe. Den PC hat mir im Sommer ein Verkäufer angedreht, ich suchte einen zum Surfen und Schreiben und Flo sagt, der wäre ein geiler Gaming PC. Der reicht zum Filmeschneiden.«

»Ich arrangiere meine Vlogs auf dem Tablet, mehr ist selten nötig, am Computer ist es leichter, bisher wollte ich nie Geld dafür ausgeben. Diese Pads sind im Preis jenseits von Gut und Böse.«

»Wie drehen wir, wenn der Lockdown uns nicht lässt?«, fragt Jonas. »Dein Plan sieht vor, dass ihr drei bei uns einzieht? Den Platz hätten wir, das wird nicht mal eng. Wir shooten uns erotisch ... wobei? Du hast jedem eine Rolle zugewiesen, aber wie du dich einbringst, verschweigst du uns.«

»Ich sagte, es ist eine Idee, nicht der perfekte Plan. Wir finden eine Position für mich, obwohl ich durchschnittlich normal bin, ohne was zum Präsentieren.«

»Das lässt sich regeln. Ich habe das am Anfang zu schwarz-weiß gesehen. Fangen wir harmlos an und produzieren eine Vorstellungsrunde, jeder präsentiert sich, wir fahren durch die Szenen und Orte und warten auf die Reaktionen der Zuschauer. Ich stelle mir Jonas auf dem Andreaskreuz vor oder wie Laura sich kitzeln lässt, das werden Blockbuster.«

»Wir zeigen der Welt, wie du dich überwunden hast, Jonas durch den Dildo zu kosten«, ergänzt Laura meine Ausführungen.

»Das war freiwillig! Bäh, du plauderst alle Peinlichkeiten aus.«

»Wenn wir so weit sind, über Noras Vorschlag zu diskutieren, reden wir Tacheles.«

»Genau, wir bespielen mehrere Kanäle. Ich schreibe das letzte Jahr meines Tagebuches um und publiziere es als Buch, Operation Weihnachtsglück. Das war die aufregendste Zeit, die ich je festgehalten habe. Die Welt erfährt, wie ich es geschafft habe, mich von einer Pechmarie in diese verlobte Frau zu verwandeln.« Mit einer Geste zeige ich meinen Körper hoch und runter.

»Und die Welt liest, wie du deine Schwester flachgelegt hast, Miri«, ergänzt Nora.

»Das blamiert uns, wir drei haben im Herbst reichlich, wenn nicht sogar mehr, Unsinn angestellt.« Jonas sieht bei dem Gedanken skeptisch aus. »Wir waren keine Engel.«

»Stellt euch nicht so an, ich spiele bei allen Ferkeleien mit und traue mich.« Es spricht die Devote aus mir. »Ich liefere mich der Welt aus und bin Feuer und Flamme für diese Idee.«

»Da schließe ich mich an. Mangels echtem Sex habe ich ein paar Fantasien niedergeschrieben. Die veröffentlichen wir unter Miris Namen, sie wird Bestsellerautorin.«

»Ach, du schreibst und erzählst mir nichts davon? Du kennst jede scharfe Stelle meiner Tagebücher, genießt und schweigst?«

»Ich habe mich nicht getraut.«

»Alles gut, Bärchi, wir lesen sie heute Nacht, wehe, die sind nicht abgefahren.«

Wir fünf reagieren mit betretenem Schweigen, wie Schüler, die man beim Rauchen erwischt hat. Jonas schaut sich die Runde an und versucht es mit einer Ansprache.

»Reden und umsetzen sind zwei Seiten einer Medaille, bei Kaffee und Plätzchen ist das easy. Packen wir es an, morgen um zehn Uhr, aufgebrezelt, kostümiert und bereit für eine Proberunde. Laura, du ziehst dir das scharfe Lederoutfit an, Miri den Hauch von der Pokerrunde, ich werde auftreten wie bei der Pizzalieferung und halte alternativ den Cop bereit. Zu Nora und Florian fällt mir nichts ein, ihr denkt euch selber was aus.«

»Echt? Morgen schon? Das ist ja kurzfristig.«

»Ich hab ja gesagt, Miri, handeln ist schwerer, als Pläne schmieden.«

Laura bekräftigt ihren Gatten. »Keine Widerrede, wir probieren uns aus und erfahren, ob es eine Schnapsidee ist. Für die Angsthasen unter uns: Ich schaue da niemanden genauer an, Miri. Wir besitzen eine illustre Auswahl an Masken. Entweder wir starten durch oder blasen Trübsal – Wortspiel nicht beabsichtigt.«

»Masken sind gut, ich bin für Pseudonyme, ich nenne mich Marlène oder einen Doppelnamen, ich grüble noch. Laura heißt Sanné, das klingt scharf und niederländisch. Wer hat weitere brauchbare Namen?«

»Denise, Roxanne, Samantha, Vanessa ...«, ergänzt Flo. »Such dir einen aus, Nora.«

»Hoch die Hintern, wir drehen ein Runde durchs Haus«, fordert Jonas uns auf.

»Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert«, flüstert Nora mit einem Grinsen.

Laura übernimmt die Führung. »Beginnen wir im Anbau.«

Rundgang

»Ihr kennt das Haus im Wesentlichen. Der Anbau ist fertig und leer. Da quartieren wir Miri und Flo ein. Zwei gemütliche Zimmer mit eigenem Bad, da könnt ihr schon in Gedanken eure Möbel aufstellen.«

»Nicht übel, unser zukünftiges Refugium; wir haben daheim ein Zimmer mehr und das ist eine Rumpelkammer. Wir lassen das Meiste drüben.«

»Gehen wir weiter und schauen uns das Dachgeschoss an, Noras Reich.«

»Großzügig, leider nur mit Gäste-WC. Reicht zum Schlafen und ein paar Fotos.«

»Beim Kauf war das als Kinderzimmer geplant, später haben wir uns beide gegen Nachwuchs entschieden.«

»Echt geil«, ergänzt Nora, »die Balken geben tolle Bondagepfähle ab. Oben Haken eingeschraubt, mit Sisal umwickelt und wir spielen miteinander.«

»Siehst du, Laura, habe ich dir immer gesagt. Du bist die scharfe Domina und ich dir zu Diensten.«