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Traumhafte Einblicke in ein Naturgarten-Paradies auf dem Land! Einzigartige Garten-Inspirationen kombiniert mit profundem Gartenwissen. Cristine Bendix nimmt den Leser in diesem Buch Monat für Monat mit in ihren traumhaften Naturgarten und lässt ihn teilhaben an den erfüllenden Gartenarbeiten, an der großen Artenvielfalt und am faszinierenden Wechsel der Jahreszeiten. Dabei erfährt der Leser ganz nebenbei wie der Garten über die Jahre gewachsen ist und welche Tiere sich angesiedelt haben. Vom Hausgarten, Terrassengarten, Gemüsegarten bis hin zu Obstgarten, Parkgarten und Waldgarten gibt es viel zu entdecken und zu erzählen! Die traumhaft schönen Bilder lassen einen regelrecht eintauchen in dieses einzigartige Gartenparadies auf dem Land. Frau Bendix teilt ihre langjährige Erfahrung und gibt zahlreiche Tipps zur Artenviefalt und zur Gartenpraxis. - Inspiration: So wurde aus einer Christbaumplantage ein prachtvoller Landgarten mit vielfältigen Gartenbereichen. - Zum Schwelgen: Einzigartige und wunderschöne Gartenfotografie von Matthias Wasserschaff, dem Mann der Autorin. - Ideales Geschenk: Faszinierende Einblicke in ein Naturgarten-Paradies auf dem Land, kombiniert mit profundem Gartenwissen.
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Seitenzahl: 404
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© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
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Projektleitung: Cornelia Nunn
Lektorat: Dr.Ruthild Kropp
Korrektorat: Andrea Lazarovici
Covergestaltung: Natascha Klebl, (Umschlaggestaltung und Layout) kral & kral design, Diesßen a.Ammersee
eBook-Herstellung: Jie Song
ISBN 978-3-96747-127-4
1. Auflage 2023
Bildnachweis
Coverabbildung: Matthias Wasserschaff
Illustrationen: Lars Baus, Shutterstock
Fotos: Matthias Wasserschaff, Johannes Haas, Marion Nickig
Syndication: www.seasons.agency
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Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Für meinen Bruder, der mir die Schönheit englischer Landhausgärten näherbrachte.
Für meine Mutter, die mir die Leidenschaft fürs Gärtnern schenkte.
Wie gern würde ich mit euch ein einziges Mal nur durch diesen wunderbaren Garten gehen, um euch zu zeigen, was ihr in mir geweckt habt …
»Während der Mensch sich früher im Garten vor der Natur in Sicherheit brachte, müssen wir heute das im Garten in Sicherheit bringen, was von der Natur noch übrig ist.«
Hans von Trotha, Historiker, Journalist und Experte für Landschaftsgärten des 18. Jahrhunderts, beschreibt so seine Vision von den Gärten der Zukunft. Im Garten von Cristine Bendix und Dr. Matthias Wasserschaff ist diese Zukunft bereits Gegenwart. Im Münsterland haben sie ein Konzept verwirklicht, das im Gegensatz zur Umgebung steht, die von industrieller Landwirtschaft geprägt ist. Hier ist ohne jegliche Chemie ein Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen entstanden und das Vorkommen z. B. des bedrohten Laubfrosches zeigt, wie sich in einem »chemiefreien Raum« die Vielfalt der Tierwelt wieder entwickeln kann. Dabei steht die Pflanzenwelt im Vordergrund. Um das Wohnhaus ist auf 2,5 ha, angrenzend an ein Waldstück, ein gestalteter Garten entstanden, dessen größter Bereich von den Eigentümern als »Parkgarten« bezeichnet wird. Der Einfluss englischer Gartenkultur, die Cristine Bendix bei vielen Aufenthalten in britischen Herrenhäusern kennengelernt hat, ist deutlich spürbar. Großzügige Sichtachsen strukturieren den Garten und die Lage an einem lang gezogenen Hang macht es möglich, dass der Fernblick in die Landschaft mit den Baumbergen am Horizont ein zentrales Element des Gartens ist.
Die Lust an der Gestaltung und dem Experimentieren zeigt sich beim Rundgang. Es sind etliche »Gartenzimmer« entstanden, die jeweils einem Thema gewidmet sind wie z. B. der Birkenhain. Dort blühen im Frühjahr zu den weißen Stämmen passende Narzissen. Dazu gehört eine mit großem Aufwand angelegte Fläche für kalkliebende Wiesenflora und der durch Eibenhecken abgeteilte weiße Garten. Eine »Stumpery«, ein aus gerodeten Baumwurzeln aufgeschichteter Hügel, ist von Matthias Wasserschaff mit zahlreichen Farnen und Funkien bepflanzt und zeugt von seinen gestalterischen Fähigkeiten. Auf seine Herkunft von einem rheinischen Obsthof ist die große Wiese mit circa 120 Obstbäumen zurückzuführen. Mit den seit Kindertagen erlernten Kenntnissen betreut er diesen Teil des Gartens. Jedes Wachstum wird beim Rundgang kommentierend zur Kenntnis genommen und erläutert. Begleitet werden wir dabei von zwei Hunden, die nach einem Leben auf den Straßen Griechenlands und Siziliens hier ein großzügiges Asyl gefunden haben. Das Storchennest im Obstgarten wird im Frühjahr regelmäßig besetzt und wer genauer hinsieht, erkennt auch die Bruthöhle für Schleiereulen in der Giebelspitze des mächtigen historischen Wirtschaftsgebäudes. Nach einem Besuch dieses naturnahen Gartens wird jedem Besucher klar, dass das Schild der Organisation »Natur im Garten« am Eingang zum Gaupeler Landgarten seine volle Berechtigung hat.
Manfred Lucenz und Klaus Bender
Vor sicherlich 25 Jahren begann für den ersten unserer Freunde das Rentnerdasein. Ich erinnere mich genau, es war ein Sonntag, wann sonst hätten Matthias und ich die Zeit gehabt, gemeinsam zu frühstücken? Und wir stellten uns erstmalig die folgende Frage: Und was machen wir, wenn wir in Rente sind?
So entspann sich in etwa der folgende Dialog:
M: »Was machen wir dann mit all unserer Zeit?«
Ich: »Dann bekommen wir endlich einen Hund!«
M: »Ja, und dann gehst du zwei Stunden am Tag mit dem spazieren. Und ich fahre derweil mit dem Rad. − Und dann?«
Ich: »Und dann lese ich alle Bücher, die ich schon immer mal lesen wollte.«
M: »Okay. Abends noch zwei Stunden. Und dann?«
Ich: »Und wir machen den Garten ganz wunderschön!«
M: »Aber wie lange willst du denn den jetzt schon schönen Garten noch viel schöner machen? Und was machen wir mit all der Zeit, die dann noch übrig ist? Wir wollen doch auf keinen Fall so ein Rentnerpaar werden, das den halben Tag herumsitzt und schaut? Wir brauchen doch eine Aufgabe!«
Ich: »Okay. Dann kaufen wir uns irgendwo einen Bauernhof mit richtig viel Land und legen einen riesigen englischen Garten an!«
M: »Au ja, mit einer Obstwiese!«
Ich: »Und einem Birkenwäldchen!«
M: »Und einem Beerenobstgarten.« Und so ging es noch eine Zeit lang weiter!
Unsere Vision war geboren!
Tatsächlich war dieses leicht versponnene Gespräch der Anfang. Es wurde uns klar: Alt werden ohne eine richtige Aufgabe, die uns sowohl körperlich als auch mental auslasten würde und uns Seligkeit und Glück versprach, das wollten wir keinesfalls. Wir wollten auch nicht in unserem Haus bleiben, wir wollten einen Neuanfang, weit entfernt von einer Großstadt. Wir wollten neue Freunde kennenlernen, mit Gleichgesinnten unsere Hobbys, Gärten und Tiere, erleben und so das Glück, das sie uns schenken, durch Teilen verdoppeln. Wir wollten nicht zuletzt einmal noch etwas Großes schaffen, planen, kreieren, erhalten. Wir wollten schlichtweg unser eigenes Paradies erschaffen, für uns und die Tiere und Pflanzen um uns herum. Und genau das ist uns gelungen!
Niemals hätten wir in unseren Träumen gewagt, es uns so schön vorzustellen, wie es nun geworden ist. Das ist einfach so geschehen mit der Zeit. Aber, trotz all der Arbeit, die wir nicht verschweigen wollen, auch der Rückschläge und manches Mal des Ärgers, wir sind zum momentanen Zeitpunkt der Meinung, alles genau richtig gemacht zu haben. Und was die Zukunft uns bringen wird, das weiß eh niemand. Hier in unserem Garten leben wir gemeinsam mit der Natur, wir kennen kaum einen Wochentag, arbeiten eh Tag für Tag, orientieren uns an dem, was ansteht, sind draußen bei Wind und Wetter, beobachten die Tiere und Pflanzen und erfreuen uns daran. Kaum ein Tag, der kein kleines oder größeres Glück in unserer Arche für uns bereithält.
Viele Gartenbesucher sehen nur immer die viele Arbeit. Dann sage ich ihnen Folgendes: »Wenn Sie vor einem Kunstwerk stehen, was denken Sie dann? Denken Sie: ›Gott, was war das für eine furchtbare Arbeit?‹ Oder denken Sie: ›Was hat der Künstler da Herrliches geschaffen‹, und geben sich den Gefühlen, die das Kunstwerk bei Ihnen auslöst, hin?« Warum denkt man dann immer nur an die Arbeit, wenn man in einem großen Garten steht? − Wir erleben den Garten mit allen Sinnen, jeden Tag neu und unendlich vielfältig. Wie schade, ihn nur auf das Arbeitspensum zu reduzieren!
Cristine Bendix und Matthias Wasserschaff
ATerrassengarten
Der Terrassengarten ist der am meisten genutzte Bereich, vergleichbar mit einem Garten hinter einem kleinen Haus. Am großen Tisch nehmen wir allein oder mit Freunden Mahlzeiten ein und genießen den Ausblick in andere Gartenbereiche.
BHausgarten
Bereich vor dem Haupthaus mit viktorianischem Glashaus, Rosenpavillon, dem großen Bauernbeet und der neuen Wegeführung. Von hier geht es zum Gemüsegarten. An der Ostseite des Hauses bietet eine Terrasse im Sommer angenehmen Schatten.
CGemüsegarten
Großer Bereich mit Blumen- und vielen kleinen Gemüsebeeten. Hier steht das Tomatenhaus, in dem Tomaten, Pflücksalat, erste Radieschen und Gurken angezogen werden. Er ist von Gehölzen umgeben, die ihn vor Kälte schützen.
DWaldgarten
Ehemaliges Waldstück vor dem Eingangsbereich, das in Jahren zum Waldgarten wurde. Im Frühling beleben ihn unzählige Geophyten, im Sommer ist die kleine Steinbank am Waldteich eine besondere Ruheoase, um dem Vogelgesang zu lauschen.
EParkgarten
Größter Gartenbereich mit Lindenallee, Blumenwiesen, vielen Beeten, dem weißen Garten, Birkenwäldchen, Baumkreis, Haselnussweg, wilden Gebieten mit Benjeshecken, Steinhaufen und Stumpery, umgeben von einer Vogelhecke. Höhepunkt ist das Storchennest.
FObstwiese
Etwa 10.000 m² großer Bereich mit Hühnerstall und -auslauf. Auf der Streuobstwiese befinden sich circa 80 Obstbäume. Äpfel, meist alte Sorten, und Kirschen, Pflaumen, Birnen, Quitten.
1Rosenlaubengang
2Viktorianisches Glashaus
3Rosenpavillon
4Kompost
5Allee
6Blaues Beet
7Staudenwiese
8Pinetum
9Raubritterbeete
10Rosa Beet
11Birkenwäldchen
12Haselnussweg
13Baumkreis
14Bogengangbeete
15Weißer Garten
16Wildstaudenbeete
17Sitzplatz langer Weg
18Steinpyramiden
19Steinhaufenbeet
20Magerwiese
21Stumperys
22Sitzplatz an Kopfweiden
23Blänke
24Akropolis mit Storchennest
25Beerenobstgarten
26Hemerocallis-Beet
27Beth-Chatto-Beet
28Hühner
In diesem Buch nehme ich Sie mit auf eine Reise in unseren Garten. Dabei führe ich Sie durch ein Gartenjahr, erzähle von der Entwicklung des Parkgartens sowie von einzelnen Gartenbereichen, Pflanzen, Tieren und Naturgartenelementen.
Ich werde Ihnen darstellen, wie es uns gelungen ist, eine wirklich große, teils seltene »Artenvielfalt zu pflanzen«. Schön wäre es, wenn ich Ihre Herzen öffnen könnte für diese wunderbare Art zu gärtnern.
Cristine Bendix
Im Frühling nehmen nahezu täglich neue Pflanzen ihren Platz auf der Gartenbühne ein, um dann spätestens im Mai ein erstes paradiesisches Blütenschauspiel aufzuführen.
Gartentagebuch
Die Winterpause ist zu Ende. Im Februar beginnt das Gartenjahr mit ersten Arbeiten an Sträuchern, Rosen und Beeten. Aber wir genießen auch erste Blütenfreuden und die Ankunft unserer Störche.
Spätestens ab Mitte Januar bewege ich mich mit gebücktem Rücken bei den täglichen Gartenspaziergängen. Immer auf der Suche nach einem ersten Schneeglöckchen, das die neue Gartensaison einläutet. Oder auch nach dem ersten Austrieb einzelner Stauden. Manches Mal finde ich eine Knospe hier und dort. Die Christrosen (Helleborus) überall enttäuschen da nicht. Dann hält mich bald nicht mehr viel im Haus. Ich scharre quasi mit den Füßen und möchte anfangen, die Beete aufzuräumen. »Aber es ist noch zu früh!«, mahnt meine innere Stimme. »Warte noch. Los geht es erst Mitte Februar.« Bis dahin hab ich Hausarrest und genieße die Winterpause.
Im Februar beginnt der Rückschnitt der Stauden im weißen Garten, wegen der vielen Frühlingsblüher. Außerdem ist es schön, einen geschlossenen Gartenteil »fertig« zu sehen.
Matthias hat es da leichter. Er ist schon den ganzen Januar im Garten, um die vielen Obstbäume zu schneiden.
Im Februar steht dann der restliche Gehölzschnitt an. Bei uns gibt es diverse Hecken, die mit der Heckenschere ihren jährlichen Formschnitt erhalten. Mehrere Eibenhecken um den Terrassengarten, den weißen Garten, als Abgrenzung vom Komposthaufen zum Gemüsegarten, als Halbrund um den Sitzplatz an der Blänke im Parkgarten. Dazu kommen noch kleine Hecken im Eingangsbereich an der Hauswand und noch einige andere kleine Abgrenzungen. Zudem muss die Hainbuchenhecke, die die Bäume des Baumkreises optisch verbindet, geschnitten werden und eine davon ausgehende Wegbegrenzung ebenso. Da gibt es mehr als genug zu tun für den Mann.
Dann folgt der Terrassengarten. Auch wegen der Geophyten und weil ich ihn aus Küche und Wohnzimmer im Blick habe und täglich sehen will, wie er sich entwickelt.
Dann gibt es vor allem die viele Hundert Meter lange Vogelhecke, die unseren gesamten Garten nach Osten, Süden und Westen begrenzt. Hier werden jeweils die dreijährigen Äste herausgenommen und gleich wieder zwischen das Dickicht eingefügt. So, dass die Büsche sich stets von unten her verjüngen und sich mit den Jahren ein undurchdringliches Dickicht entwickeln kann, in dem viele Vögel und Kleinsäuger Nahrung und Unterschlupf finden. Zum Schluss wird auch im Haselnussgang das dreijährige Holz entfernt, das dann in der Totholzhecke Verwendung findet.
In unserem Garten gibt es in nahezu allen Beeten Rosen. Es gibt außerdem einen von Ramblern überwachsenen Pavillon im Hausgarten, einen Rosenlaubengang im Terrassengarten und einen berankten Bogengang im Parkgarten. Hinzu kommen noch die Kletterrosen, die unsere Hauswand schmücken, und jede Menge Wildrosen im Park. Außerdem ranken an etlichen Stellen Rambler in große Bäume. All diese Rosen wollen im Februar beschnitten werden.
Da ich in jedem Jahr mehr Schwierigkeiten mit der Arthrose in meinen Händen habe, war ich unendlich froh, dass ein Gärtnerfreund, dem ich absolut vertraue, diese Arbeit in diesem Jahr komplett übernommen hat. An fünf Tagen hat er sich durch den gesamten Garten geschnitten. Mir blieb die Arbeit, das Schnittgut auf diverse Totholzhecken und Haufen zu verteilen. Was für eine piksige Angelegenheit! Aber dennoch, danke für die große Arbeitserleichterung!
Dann machen wir uns Beet für Beet an den Rückschnitt. Bei circa 75 Beeten muss es verhältnismäßig schnell gehen. Da muss man einfach mal mit der Heckenschere ran und alles »niedermachen«. Macht Spaß!
In den Beeten gibt es jetzt natürlich auch eine Menge Arbeit, denn wir lassen sie im Herbst unangetastet, damit Insekten in den Stängeln überwintern können und die Vögel genügend Futter in den abgeblühten Samenständen finden. Gräserbüschel eignen sich für Igel ganz herrlich als Winterschlafzimmer und viele Pflanzenteile verrotten schon von allein in einem feuchten Winter.
Wie anders sehe ich es in vielen Gärten bei Bekannten. Da heißt es: Herbstzeit – Aufräumzeit! Da werden verblühte Stauden zurückgeschnitten, das störende Laub wird aus allen Ecken gefegt oder gepustet und mühevoll zum Kompost oder schlimmer noch zum Wertstoffhof gebracht: Im schlimmsten Fall wird alles von einem Laubsauger klein gehackt – mit seinen vielen lebenden Bewohnern. Jedes Ästchen wird eingesammelt und es darf nichts liegen bleiben. Der Garten muss ordentlich sein für den Winter. Dann strahlen sie mich an und sagen: »Guck, ich habe schon alles sauber gemacht!« Das hat mit einem Naturgarten leider nur sehr wenig zu tun! Es mag vielleicht dem einen oder anderen gefallen, für die Natur in unseren Gärten ist es eine tödliche Falle.
In unserem Garten muss ich in den Beeten, in denen viele Blumenzwiebel gesetzt wurden, für meine Begriffe eh schon zu früh, nämlich im Februar, damit beginnen, sie abzuräumen. Denn in solchen Beeten möchte ich die austreibenden Zwiebelblüher nicht zertreten. Also beginne ich Mitte Februar in diesen Bereichen als Erstes damit, die vorjährigen Pflanzenteile abzutragen. Jetzt kommt die elektrische Akku-Heckenschere zum Einsatz. Mit ihr zerschneide ich alle abgestorbenen Pflanzenteile in 20-Zentimeter-Stücke und verteile sie dann als Flächenkompost gleichmäßig auf den Beeten.
Hier erkennt man sehr gut die Methode der Flächenkompostierung. Besonders das abgeschnittene Laub der großen Gräser kann man einfach auf dem Boden verteilen. Es erfüllt wunderbar seinen Zweck und man sieht es sehr bald nicht mehr.
Wenn das erledigt ist, müssen die vielen, vielen Rosen geschnitten werden und dann geht es auf die Knie. Die Fugen zwischen den Steinen in Wegen und Terrassen müssen entunkrautet werden.
Früher habe ich Unmengen von Schnittgut nach dem Rückschnitt mühsam Schubkarre für Schubkarre durch den ganzen Garten zum Komposthaufen gefahren, um dann alles in kurze Stöckchen zu schneiden, weil sonst die Rotte nicht in einem Jahr vollzogen werden kann. So hatte ich in kürzester Zeit Unmengen an Kompost aufgehäuft, den mein armer Mann dann mehrfach umsetzen musste. Was für ein arbeitstechnischer und ökologischer Wahnsinn! Dann klärte mich eine befreundete und äußerst erfahrene Staudengärtnerin auf. »Warum trägst du zuerst alle abgestorbenen Pflanzen ab, um die Beete dann danach mit Kompost wieder zu düngen? So machst du dir doppelte Arbeit!«
Seither werden die klein geschnittenen Staudenreste sofort wieder auf die Beete verteilt. Hier gewährleisten sie einerseits weiterhin Schutz für Insekten und kompostieren andererseits von allein während der nächsten Wachstumsperiode unter den sich schnell entwickelnden Stauden. Den Beeten werden nur einige Beikräuter entnommen, der Rest bleibt an Ort und Stelle. Außerdem beschattet das zerkleinerte Material in einem sehr sonnigen Frühjahr, in dem es kaum einen Millimeter Regen gibt, den Boden und schützt ihn zumindest etwas vor einer zu früh auftretenden Trockenheit. Und die Bodenlebewesen haben gleich zu Beginn des Jahres genügend Futter, um sich zu vermehren.
Auf diese Weise entsteht mit den Jahren eine wunderbar lockere Erdschicht. Okay, bei unserem extremen Lehmboden dauert es noch ein paar Jahre länger, aber insgesamt hat sich die Bodenqualität in den Beeten schon sehr verbessert. Ich kann dieses Vorgehen nur empfehlen.
Eigentlich haben wir beste Voraussetzungen dafür, dass sich die wilden Krokusse massiv vermehren könnten. Feuchter Boden, volle Sonne. Wenn da nicht die gefräßigen Wühlmäuse wären.
Ganz herrlich blühen noch immer die vielen Schneeglöckchen. Zu ihnen gesellen sich die wilden Krokusse, von denen ich vor zwei Jahren 1000 Stück in die Wiese des Hausgartens gepflanzt hatte. Leider gehören sie anscheinend zur Lieblingsspeise unserer zahlreichen Wühlmäuse, sodass sie nur recht vereinzelt wieder auftauchen. Aber dort, wo sie blühen, sieht man sofort, wie sich die ersten Wildbienen laben. Ich hoffe sehr, dass sich die Krokusse dort ansiedeln werden, wo Familie Maus ihnen nicht mit Messer und Gabel zusetzen wird. An diversen Stellen in der Obstwiese und auch im Birkenwäldchen habe ich nun schon Einzelexemplare entdeckt, die niemand dorthin gepflanzt hat. Mit den Jahren werden sie sich dann dort etablieren, wo sie eine Überlebenschance haben, so mein Hoffen.
Mein Birkenwäldchen im ersten Blühwunder. Die frühen Osterglocken malen die Sonne zwischen die weißen Stämme, so wirkt es erleuchtet, auch an dunklen Tagen.
An Weiberfastnacht fanden wir im Birkenwäldchen die erste Osterglocke in voller Blüte. Matthias hat die Osterglocken dann auch flugs in »Altweiberglocken« umgetauft. Ob wir aus Pfingstrosen noch Osterrosen machen werden, bleibt bislang offen. Inzwischen jedenfalls blühen die ‘Tête-à-Tête’ überall am Rand des Waldgartens, wo wir einige Töpfchen noch vor unserem Umzug ausgepflanzt hatten. Sie haben sich schon recht gut vermehrt, obwohl sie im absolut trockenen Karst stehen. Es scheint ihnen genau so zu gefallen. Zusammen mit den blühenden Alpenveilchen (Cyclamen), dem Großen Schneeglanz (Chionodoxa luciliae) und den bodendeckenden Immergrün (Vinca), den Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und einigen wenigen Sibirischen Blausternen (Scilla siberica) sieht der ansonsten völlig unbepflanzte und im Sommer eher mit Wildkräutern zugewachsene Wegrand spätestens in zwei Wochen einfach herzallerliebst aus.
Erst wenn unsere beiden Storcheneltern aus der Ferne zurückgekehrt sind, bin ich beruhigt. Manches Mal dauert es bis zu vier Wochen, bis die Dame nach dem Herrn ankommt.
Große Erwartungen haben wir immer in Bezug auf die Störche. Im ersten Drittel des Monats sollte Herr Storch angekommen sein. Und er war pünktlich. Am 7. Februar vormittags hörte Matthias während der Gartenarbeit ein erstes Klappern. Er kam zu mir gelaufen und meinte: »Guck mal raus! Herr Storch hat es schon mal geschafft!« Aber – oje – das Nest war noch nicht gerichtet. In jedem Jahr, Ende Januar bestenfalls, mieten wir uns einen Hubsteiger und dann wird von Matthias und einem Freund der letztjährige »Kompost«, der sich über das Jahr im Nest gebildet hat, entfernt. Das ist stets eine Arbeit, um die sich niemand reißt. Bei meist bitterer Kälte mehrere Stunden in der Höhe stehen, um Halbgefrorenes aus dem Nest zu holen. Ach nee! Aber was tut man nicht alles für das Wohlergehen dieser wunderbaren Tiere?
Nach dem Ausmisten werden neue Zweige ins Nest gelegt und darauf frisches Stroh oder Heu verteilt. So – quasi mit neuer Bettwäsche frisch bezogen – übernimmt Ehepaar Storch das Nest am liebsten. Nun mussten wir abwarten, bis Herr Storch am 12. Februar zur Arbeit flog, und derweil unsererseits die Renovierungsarbeiten verrichten. Sehr zufrieden mit dem Ergebnis legte er sich abends in sein frisch gemachtes Bettchen zum Schlafen.
Schon drei Tage später, am 15. Februar, hörten wir bei der Arbeit im Garten ein doppeltes Klappern. Jetzt war Frau Storch auch angekommen. Was ist das immer für eine Freude – bei ihnen und bei uns. Irgendwie ist das stets der Beginn des Gartenjahres. Dieses Mal fiel es auch pünktlich auf den Beginn meiner Arbeitszeit im Garten. Jedes Mal stehen uns die Tränen in den Augen, wenn wir den beiden eine Weile zusehen. Sie klappern wirklich mindestens eine halbe Stunde lang, immer wieder, vor lauter Wiedersehensfreude. Dann legt sich Frau Storch ins Nest und muss sich ein wenig erholen vom anstrengenden Flug.
Nach diesem Wiedersehen sind die beiden unglaublich zärtlich miteinander. Sie kraulen sich gegenseitig mit den Schnäbeln und es werden kleine Leckereien gesammelt, mit denen sie einander verwöhnen. Diese zärtliche Nähe erleben wir erst wieder, nachdem die Kinder die Eltern im August verlassen haben.
1. Auch der Gehölzschnitt verschwindet nicht aus unserem Garten. Im Gegenteil, er versorgt ihn mit weiterem Nist- und Überwinterungsmaterial für viele Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Einige größere Holzstücke werden auf Beeten und unter Bäumen verteilt. Hier finden Regenwürmer, Spinnen, Käfer, Molche, Raupen und Falter einen Unterschlupf. Aufgeschichtet zu kleinen Haufen können vor allem Vögel bei sehr schlechtem Wetter Deckung finden. Größere Mengen Schnittgut werden bei uns zu Totholzhecken zwischen in den Boden eingeschlagenen Pfählen aufgeschichtet. Sie werden zu Reihenhaussiedlungen für Singvögel, vor allem der Zaunkönig liebt solche »Hecken«.
2. Im Frühling werden die Pflanzenreste möglichst spät, gern mit einer Heckenschere, grob abgetragen. Dann werden sie in Stücke, nicht kleiner als zwanzig Zentimeter lang, zerteilt und auf den Beeten verteilt. Entnommen werden lediglich einige Beikräuter, die sich über den Winter entwickeln konnten. Alles andere bleibt als Flächenkompost liegen. Es wird schon im nächsten Monat von nachwachsendem Staudengrün verdeckt sein und sich mit der Zeit zersetzen. So entnehmen wir den Beeten keine wichtigen Nährstoffe und wir müssen nicht kompostieren oder gar düngen.
Pflanzenwissen
Kaum ist der Neujahrstag vorüber, kaum werden die Tage ein klein wenig länger, schon zieht es mich hinaus in den Garten auf der Suche nach den ersten winzigen Schösslingen der Schneeglöckchen.
Schneeglöckchen gibt es bei uns quasi überall. Der ganze Wald ist voll davon und sie vermehren sich enorm in jedem Jahr. Damit es nicht so »eintönig« ist, pflanze ich in letzter Zeit überall in den wilden Bereichen Cyclamen dazwischen.
In diesem milden Winter wurde ich bereits Mitte Januar fündig. Dann höre ich die Worte meiner Mutter, einer so leidenschaftlichen Gärtnerin, die mir die Liebe für das Gärtnern quasi in die Wiege gelegt hat: »Jetzt haben wir den Winter fast schon geschafft! Es beginnt ein neues Gartenjahr!!!«
Im Januar ist das erste aufkommende Grün fast nur für mich sichtbar. Ich kenne ein paar Ecken im Waldgarten, im Unterholz, geschützt von einer dichten Blätterdecke, da kann man früh schon das Erwachen der kleinen Glöckchen entdecken und mit ihnen das Versprechen, dass es bald wieder Frühling wird.
Bereits am 1.1. gehe ich traditionell in den Garten auf Schneeglöckchenjagd. Zumindest ein winziges Grün von ihnen möchte ich mit meinen Augen erbeuten. Dann beginnt mein Frühling.
Wie bei den in Gärten, Wäldern und Parks am häufigsten vorkommenden Schneeglöckchen, handelt es sich auch bei unseren um Galanthus nivalis (aus dem Griechischen: gala – Milch, anthos – Blüte, nivalis – Schnee).
Dieses ausdauernde Narzissengewächs, ursprünglich aus Mittel- sowie Südeuropa und Kleinasien stammend, wurde wohl im 17. Jahrhundert von Mönchen in die Klostergärten geholt. Die weißen Blumen galten als Symbole der Reinheit und schmückten traditionsgemäß am 2. Februar zu Mariä Lichtmess die Altäre. Noch heute findet man die größten verwilderten Schneeglöckchenvorkommen in der Nähe alter Klöster. Von dort aus hat sich das Pflänzchen wegen seiner leichten Vermehrbarkeit in unsere Gärten und auch in die Natur verbreitet.
Zu unserem Land gehören auch wenige Hektar Wald. Was habe ich mich gefreut, als ich im ersten Winter hier wahre Massen von Schneeglöckchen fand. Bei uns im katholischen Münsterland wachsen sie nahezu überall, auch an vielen verwilderten Stellen und in den Wäldern. Deshalb war es ein Leichtes, jedes Jahr eine Schubkarre voll von verblühten Glöckchen aus dem Wald zu holen und sie in alle möglichen neu entstandenen Beete zu verimpfen. So kommt es, dass wir nun im Waldgarten, dem ersten Gartenbereich, der bereits vor unserem Umzug in seinen Grundzügen entstand, stellenweise ein Meer von Schneeglöckchen finden können. Es ist eine Freude zu sehen, wie sie sich von Jahr zu Jahr weiter vermehren.
Aber nicht nur mich und unsere Besucher machen diese ersten magischen Pflänzchen glücklich, die glockenförmigen Blüten dienen als wichtige erste Nahrung für früh ausfliegende Insekten.
Die ganze Pflanze ist giftig, jedoch gleichzeitig auch Heilpflanze. Ihr wird Galantamin entzogen, das als Mittel gegen Demenz gilt.
Bleibt noch die Frage, warum es diesem kleinen Pflänzchen möglich ist, bei solch kalter Witterung, teils mitten im Winter, auszutreiben und zu blühen? Das liegt an der Besonderheit, dass diese Pflanze in der Lage ist, aus Stärke Glycerin zu produzieren, und damit über ein körpereigenes Frostschutzmittel verfügt, das den Gefrierpunkt in den Zellen um circa fünf Grad nach unten verschiebt.
In jedem Jahr gehe ich in unseren Wald und entnehme hier und da ein paar wilde Schönheiten, die ich danach überall in den Beeten verteile. Ein wahrer Schatz!
Wie immer nehme ich mir auch für dieses Jahr vor, die bereits recht groß gewordenen Horste zu vereinzeln, um neue zu begründen und die Vermehrung damit quasi anzuheizen. Ob ich dazu kommen werde? Es ist gerade im frühen Frühling immer so viel zu tun an allen Gartenecken und -enden … ich bin da skeptisch. Man sollte es jedoch tun, wenn man sich schnell über weiße Teppiche von Schneeglöckchen freuen möchte. Aber auch ohne mein Zutun wird sich der kleine Frühlingsmelder im Garten weiter ausbreiten. Denn nach dem Verblühen lockt ein süßer Nährkörper am Samen Ameisen an. Sie tragen die Samen fort, fressen die Süßigkeit und lassen die eigentliche Frucht irgendwo liegen. So sorgen sie für eine weite Verbreitung der wichtigen ersten Insekten-Futterpflanze, und ohne unser Zutun werden die zarten Blütenteppiche von Jahr zu Jahr dichter und malerischer.
Hat jemand schon ein solch zauberhaftes, gefülltes, kleines Blütchen gesehen? Diese mir unbekannte Sorte bekam ich einst von einer Freundin. Sie vermehrt sich sehr langsam.
Was in den 1960er-Jahren in England begann, breitet sich nun mehr und mehr auch in Deutschland aus: das Schneeglöckchenfieber! Denn neben den vergleichsweise schlichten G. nivalis gibt es inzwischen viele Hundert Sorten gezüchteter Varietäten, die auf speziellen Börsen für oft schwindelerregende Preise im gern auch dreistelligen Bereich angeboten werden. Pro Zwiebel, versteht sich. Diese kleinen Schätze gleichen dann allerdings auch geradezu kleinen Kunstwerken und die Galantophilen können sich nicht satt daran sehen und über die Vor- und Nachteile der einen oder anderen Züchtung ausgiebigst philosophieren.
So bin auch ich immer ein klein wenig gefährdet, wenn ich in jedem Jahr die Gartensaison mit einem Besuch des für mich schönsten Vorfrühlingsgartens in Holland, dem Garten von de Boshoeve in Wolfheze, und die dort stattfindenden Sneeuklokjesdagen besuche. Dort gibt es neben dem erwähnten herrlichen, alt eingewachsenen Garten eine Menge Verkäufer, die alles um das Thema Schneeglöckchen anbieten. Aber ganz besonders ist, dass man dort alles trifft, was in der Gartenszene Rang und Namen hat, und es ist ein ständiges »Hallo!« nach rechts und links, gefolgt von vielen angenehmen Gesprächen.
Ich fahre in jedem Jahr mit drei Gartenfreundinnen immer schon am ersten Tag dorthin, wenn sie öffnen. Eine der Damen, sie hat einen ganz herrlichen Garten in Münster, ist eine leidenschaftliche Sammlerin und sie muss!!! immer die Erste sein. Denn sie kennt die Händler alle gut und jenseits des Verkaufs von Pflanzen gibt es noch einige Schätze, die unter der Theke nur mit Freunden getauscht werden. Und da muss sie dann schnell sein, sonst sind die Schätze in anderen Gärten gelandet. Sie hat an die 250 verschiedene Schneeglöckchen-Sorten, kennt sie alle mit Namen und liebt sie fast wie Kinder.
Bei den frühen Alpenveilchen (Cyclamen) verbindet sich eine reizende Blüte ab Februar mit besonders schmuckvollem Blattwerk. Sie schenkt uns so ein erstes Bunt in den Beeten.
Ich kann mich da zwar nicht wirklich hineinversetzen, aber es macht Spaß, die nun schon ältere Dame »im Galanthus-Fieber« zu erleben und zu begleiten. So war es auch dieses Mal ein herrlicher Gartensaisonauftakt. Ein Schneeglöckchen kaufe ich auch immer. Aber wirklich nur eines, und zwar von ganz links. Von da, wo die Preise noch einstellig sind. Das teuerste Töpfchen hatte in diesem Jahr die Zahl 200 am Schild stehen, sicherlich weil es besonders mickrig war? Och nee, das ist nichts für mich!
Aber ich habe eine Kiste mit Alpenveilchen (Cyclamen) gekauft. Sie machen sich gut im Waldgarten und auch ansonsten unter Bäumen. Ich habe schon riesige Knollen, die ich vor 7–8 Jahren gepflanzt habe. Herbst- wie Frühlingsblüher. Da erstehe ich jetzt immer mal ein Kistchen, um auch die abwegigen Stellen aufblühen zu lassen.
Außerdem habe ich ein paar Wildtulpen erstanden als Versuchsballon. Bin sehr gespannt, ob die was werden. Werden sie zu Mäusefutter oder zum Blühteppich? Aber das Teuerste war ein großer Rhabarber-Anzuchttopf aus Terracotta. Ich habe zehn dicke Rhabarberpflanzen, aus denen ich jedes Jahr den ersten frischen Saft koche. Wenn ich sie unter einem solchen Topf anziehe, kann ich sie zwei Wochen früher ernten und die Stangen sind viel zarter, wenn man ihnen solch ein Teil auf den Kopf stülpt. Sie wachsen herrlich weiß und ganz lang und zart. Jetzt habe ich drei Töpfe. Jedes Jahr kommt einer dazu. Wir Gärtner sind schon ganz schön verrückt. Sollte ich in sieben Jahren einmal alle Töpfe haben, stehen auf Rhabarberpflanzen im Wert von 50 € Anzuchttöpfe im Wert von 1000 €. Die spinnen, die Gärtner. Aber diese Töpfe sind, einmal alt und moosig geworden, einfach ein solcher Schmuck im Gemüsegarten … ich mag sie so gern … eigentlich viel lieber als Rhabarber selbst.
Gartenbereiche
Neben unserer Scheune gab es beim Kauf der Hofanlage ein kleines Waldrondell. Um auf den Hof zu kommen, musste man die Zufahrt nehmen, die in einem Rundweg um ebendiesen kleinen Wald verlief. Das war sozusagen der Wendehammer für alle Fahrzeuge.
Nachdem wir uns entschieden hatten, die Scheune zu Wohnzwecken auszubauen, war klar, dass wir die Zufahrt verlegen müssten, denn wir wollten nicht alle ankommenden Fahrzeuge vor dem Wohnzimmerfenster vorbeifahren lassen. Außerdem wollten wir »unseren Vorgarten« vor dem entstehenden Eingangsbereich zwischen Scheune und Remise ein wenig netter gestalten. Aus Wald sollte ein Waldgarten entstehen.
2012 wurden dem kleinen, runden Wäldchen circa die Hälfte der doch recht großen Bäume entnommen, um den Bereich ein wenig lichter zu gestalten. Die riesige, über hundert Jahre alte Kastanie gegenüber unserer Eingangstür blieb natürlich stehen. Seither »ärgert« sie uns rund ums Jahr mit immer neuem Abwurf von Blatthülsen, Blütenblättern, stacheligen Fruchtbechern, Kastanien in unendlichen Mengen, jeder Menge Hölzchen bei jedem kleinsten Wind und Unmengen, nein riesigen Unmengen von Blättern im Herbst.
Die anderen Bäume im Waldgarten unterstützen sie in ihrem unseligen Tun. Besonders die Ahorne werfen Tausende von Samen ab, die schneller auskeimen, als man gucken kann. Und wenn man diese wirklich vielen Tausend Schösslinge nicht zeitnah ausreißt, Hunderte auf jedem Quadratmeter, dann schießen sie geradezu hinterhältig ihre Wurzeln in den steinigen Boden und sind nur noch unter Aufbietung enormer Kräfte wieder zu entfernen.
Man unterschätzt also den Einsatz, den ein paar Hundert Quadratmeter kleines Waldgärtchen von einem verlangen. Tatsächlich ist dieser Gartenbereich einer der arbeitsintensivsten überhaupt. Und es ist immer ein kleiner Stich, wenn Besucher sagen: »Na ja, hier zumindest haben Sie ja nicht viel zu tun!«
Nach der Entnahme der überzähligen Bäume hat unser Gärtner dann das Gelände ein wenig modelliert. Es wurde ein kleiner Waldteich ausgegraben, der als Naturteich nicht immer Wasser führt. Gespeist wird er mit dem Dachwasser, das durch einen Zufluss in den Garten geleitet wird.
Der Aushub des kleinen Gewässers wurde in der Nähe zu einem kleinen Hügel aufgeschichtet, der zu einem reinen Hostahügel werden sollte. Inzwischen haben die Schnecken ihr Bestes getan und die meisten der Pflanzen mehrfach mit Strunk und Stiel gefressen. So wurde die Pflanzung in jedem Jahr mit anderen schattenliebenden Stauden ergänzt, wie Elfenblumen (Epimedium), Schlüsselblumen, Farnen, Rodgersien (Rodgersia), Eisenhut und vielen anderen.
Auf der südlichen Seite des Hügelbeetes haben sich die Schneeglöckchen inzwischen flächig ausgebreitet. Und zum kleinen Waldteich hin haben sich einige Schlüsselblumen von allein angesiedelt, was mich besonders freut. Im Teich selbst wachsen inzwischen einige Sumpf-Schwertlilien, aber auch die haben lange gebraucht, bis sie sich wirklich heimisch fühlten.
Bei der Modellierung wurden Gräben gezogen, die bei Regen das massig abfließende Wasser des großen Hofbereiches in den Teich einleiten. Alle entstandenen Wege wurden mit Rindenmulch bedeckt und einige kleine Brücken über die Gräben gelegt. So entstand ein kleiner Gartenbereich mit einzelnen, abgegrenzten Beeten. Wir haben dort zwei Bänke aufgestellt, die zum Sitzen und Meditieren einladen.
Der Waldgarten bekam erste Strukturen mit Wassergräben, einem kleinen Teich und einem Hügel. Außerdem wurde ein Wegenetz angelegt und mit Rindenmulch belegt.
Die Bepflanzung stellte sich leider als sehr problematisch heraus. Der gesamte Waldgarten war absolut durchwurzelt und ohne Hacke konnte man kein Schneeglöckchen in die Erde bringen, geschweige denn die vielen Gehölze wie – z. B. diverse buntlaubige Fächerahorne und etliche Heckenkirschen (Lonicera) in Varietäten. Es wurden außerdem einige Hortensien gepflanzt, die sich jedoch während der sehr trockenen Jahre 2018 und 2019 nicht halten konnten. Genauso erging es auch den alten Rhododendronstöcken und einigen Azaleen und Kamelien. Entweder man muss bei Trockenheit täglich einen ganzen Wald wässern oder sich damit abfinden, dass einiges einfach an der falschen Stelle gestanden hat, und sich davon verabschieden.
Besonders möchte ich zur Pflanzung von Winter-Heckenkirschen, (Lonicera x purpusii) raten. Wir haben in den letzten Jahren sicherlich 15 verschiedene gepflanzt. Sie begeistern mit gleich mehreren Vorteilen für Mensch und Tier: Zum einen kann man sie auch in wirklich dunkle Bereiche unter großen Gehölzen anpflanzen, wo sie mit den Jahren langsam zu herrlichen Exemplaren von zwei Meter Höhe und Breite heranwachsen. Sie brauchen tatsächlich auch zu Zeiten großer Trockenheit kaum einmal eine Wassergabe, sind bei uns wirklich trockenresistent. Keine Ahnung, wie ihnen das als Flachwurzler gelingt.
Bereits im Winter sorgen sie für wunderbaren, an Honig erinnernden Duft.
Zwischen Dezember und April, je nach gepflanzter Sorte, sind die Büsche bereit, frühe Insekten mit Nahrung zu versorgen. Dann kann man sich kaum sattsehen an den Tausenden cremeweißen Blüten. In milden Wintern verbleibt sogar das Laub an den Büschen.
Heute ist der Waldgarten ein Höhepunkt im Frühlingsgarten. Wir haben Unmengen in ihn hineingepflanzt und nun erfreut er uns mit einer montatelangen bunten Blütenfülle. Diverse Acer palmatum unterstützen das Farbenspiel.
Der ganze Busch ist wild verzweigt und es sitzen gern die Vögel darin. In älteren Exemplaren haben wir auch schon Nester gefunden. Dann können die Vögel in unmittelbarer Nähe auch noch die im Herbst reifen Beeren picken. Alles in allem, für alle ein perfektes Gehölz!
Im Frühjahr 2013 überraschte uns unser Gärtner mit Hunderten von gepflanzten Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta). Wenn ich gegen Ende April in England bin, liebe ich die blauen, duftenden Wälder so sehr. Aber leider wachsen die klassischen Bluebells bei uns nicht. Dennoch können wir jetzt in einigen Beeten in jedem Jahr unser blaues Wunder erleben. In den letzten zehn Jahren haben diese dankbaren Pflanzen sich enorm vermehrt.
Manches Mal sitze ich in eine Wolldecke gekuschelt auf dieser Bank, eine Tasse Kaffee in der Hand, und erfreue mich, wie die aufgehende Sonne den Blüten ihre Farbe gibt. Dazu der herrliche Gesang der Vögel. So sollte ein Morgen beginnen.
Im letzten Jahr habe ich noch einmal einige Hundert Osterglocken gepflanzt. Ich versuchte es mit der Sorte ‘Jack Snipe’. Alle bisherigen Versuche mit dieser doch eigentlich unverwüstlichen Zwiebelpflanze waren auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt. Außer der Sorte ‘Tête à Tête’ sind nahezu alle anderen im Laufe der Jahre verloren gegangen. Nun, man wird sehen, ob die neue Anpflanzung jetzt erfolgreicher sein wird.
Die übrigen Beete wurden in den letzten Jahren, seitdem sich der Boden enorm verbessert hat und damit leichter bepflanzbar wurde, Stück um Stück mit vielen Stauden bepflanzt. Ich hoffe, dass sich innerhalb der nächsten Jahre auch in diesem Gartenbereich, der uns wirklich bisher enorm viel Mühe machte, eine geschlossene Pflanzendecke entwickeln wird.
Besondere Freude bereiten mir im zeitigen Frühling die Massen von Lungenkraut (Pulmonaria) und Beinwell (Symphytum). Beides Pflanzen, die als Bienenweide frühe Insekten nähren und die sehr lange blühen. Außerdem sind sie recht trockenresistent.
Ein weiterer Schwerpunkt ist geplant. Nachdem mir ganz zu Beginn etliche alte Christrosen (Helleborus) aus dem Garten meiner verstorbenen Mutter von einem Schädling vernichtet wurden, hatte ich nicht mehr recht den Mut, sehr viel Geld für den Kauf dieser Pflanzen auszugeben. Nach jetzt nahezu zehn Jahren haben sich die damals verbliebenen Stauden dermaßen gut erholt und auch vermehrt, dass ich nun in jedem Jahr zwanzig neue Exemplare kaufen und einsetzen werde. Die ersten zwanzig Pflanzen habe ich bereits von meinem liebsten Staudenhändler, Stauden Stade, im nahe gelegenen Borken erstanden.
Insgesamt wurde der Waldgarten inzwischen vor allem zur Frühlingszeit mein allerliebster Gartenbereich. Nichts kann man sich schöner vorstellen, als ganz in der Früh mit einer guten Tasse Kaffee auf einer der Bänke zu sitzen und dem Gesang der Vögel zu lauschen.
Es ist ein Gefühl absoluten Friedens, das sich dann in mir ausbreitet und mir Kraft gibt für den Rest des Tages. Dann vergisst man eine Menge … und wenn sich morgens die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne schräg durch die Bäume ergießen, dann bekommt der Garten einen mystischen Hauch, der einen total erfüllt, und dann breitet sich das reine, pure Glück aus.
Gartentagebuch
Den ganzen Monat über haben wir damit verbracht, die Beete abzutragen, das Schnittgut zu zerkleinern und als Flächenkompost zu verteilen.
In den ersten Beeten beginnen die Zwiebelblüher bereits damit, ihr Grün auszutreiben. Erste Osterglocken blühen im Waldgarten, vor allem im Birkenwäldchen, und einige kleine Restbestände in den Beeten. Immer wieder könnte ich weinen, wenn ich sehe, was von den Tausenden von Zwiebeln, die wir innerhalb der letzten Jahre eingepflanzt haben, übrig geblieben ist. Aber so ist es nun einmal. Unsere Wühlmäuse fressen sich einen dicken Bauch. Sicherlich kann man nicht alle fehlenden Zwiebeln in ihre kleinen Schuhe schieben. Auch unser Boden dürfte dazu beitragen, dass es den Zwiebeln nicht gut geht über die Jahre. Unser sogenannter Fünf-Minuten-Boden, bestehend aus Lehm und in dreißig Zentimeter Tiefe auch aus undurchdringlichem Mergel, ist entweder viel zu nass, sodass die Zwiebeln faulen, oder er trocknet im Sommer derartig aus, dass sie vertrocknen. Sollten sie nicht in den »fünf Minuten«, in denen der Boden die richtige Konsistenz hat, neue Brutzwiebelchen gebildet haben, sieht es schlecht aus mit der nächsten Generation. Leider kann ich daran nicht wirklich etwas verändern.
Im März gibt es eine echte Strafarbeit zu erledigen, die sowohl zeit- als auch arbeitsintensiv ist. In unserem Garten gibt es mehrere Hundert Quadratmeter offen verlegter Steinwege und Terrassen. Und überall müssen die Fugen von Unkraut befreit werden. Da heißt es, jeden Tag für eine Stunde auf die Knie zu gehen und sich der Demutsübung zu widmen. Ich habe wirklich alles versucht, außer natürlich den Einsatz von Gift. Aber am besten geht es tatsächlich mit einem alten Küchenmesser. Man bekommt die Beikräuter so ganz gut herausgeschnitten. Möglichst nach einem Regenguss, dann hat man es leichter.
Mit den Jahren wachsen zwischen den Steinen Moospolster, die meine Freunde sind. Denn dort, wo die Fuge vermoost ist, hat es das Beikraut schwerer, Wurzeln zu bilden. Diese Arbeit, die noch weitere 2–3 Mal im Jahr wiederholt werden muss, ist wirklich eine echte Plage. Aber wenn dann alle Steine wieder frei liegen, freut sich das Auge des Gärtners und es macht wieder Spaß darüberzugehen.
Aus den vor Jahren gepflanzten Zierkirschen sind inzwischen große Bäume geworden, die im März über und über rosa blühen. Aus der Küche und dem Arbeitszimmer habe ich einen direkten Blick auf diesen herrlichen Blütenschmuck.
Im März wird es auch Zeit, die Beete im Gemüsegarten vorzubereiten. Die Pflanzenreste aus dem letzten Jahr werden entfernt, die Beete mit abgelagertem Pferdemist vom Nachbarn gedüngt und alle Beete unter Hinzufügung von etwas Kompost durchgearbeitet. Ich freue mich stets, wenn die vielen kleinen schwarzen Beete vor mir liegen, wie unbeschriebene Schultafeln im Klassenzimmer. Nie kann man sich vorstellen, welche Pflanzenvielfalt schon in wenigen Wochen dort wachsen wird.
Da ich zwar Gemüsegärten liebe, aber nicht gern in ihnen arbeite, übernehmen das zum Glück liebe Freunde. Sie widmen sich mit großer Akribie jedem Beet. Ich zeichne nur verantwortlich für einige Blumenbeete an Stellen im Gemüsegarten, in denen nichts gut wächst, weil es zu schattig oder zu trocken ist.
Inzwischen wächst der erste Feldsalat im kleinen Tomatenhaus, die ersten Radieschen und der Pflücksalat sind eingesät. Der Ernteerfolg im Gemüsegarten, natürlich rein biologisch bearbeitet, ist sehr verschieden. Es gab schon Jahre, in denen ein jeder Besucher, der nicht schnell genug im Auto war, mit einer dicken Tüte Gemüse zwangsbeglückt wurde, weil wir in den Mengen ertranken. In anderen Jahren wuchs kaum etwas, im letzten regenreichen Jahr haben die Schnecken viel Freude gehabt am reichlichen Nahrungsangebot – wir Menschen eher weniger. Ich bin gespannt, was uns das kommende Jahr bescheren wird.
Hier wachsen schon im März die ersten Salatpflänzchen heran, die im Februar im Treibhaus vorgezogen wurden. Auch Kohlrabi gehört zum Gemüse, das sehr früh im Jahr geerntet werden kann. So sind wir stets mit frischem Grün versorgt.
Scharbock ist ein mittelalterlicher Name für Skorbut. Eine Vitaminmangelkrankheit, die früher oft im ausgehenden Winter vorkam. Das kleine Scharbockskraut ist voller Vitamin C und so wurde es fleißig als Salat gegessen.
Etwas später blüht Prunus serrulata ‘Kanzan’, meine liebste Lieblingszierkirsche. Ihre Blüten, die sie in jedem Jahr mehr und reichlicher verschenkt, sind einfach so zuckersüß und puschelig. Außerdem gefällt mir das zarte Rosa sehr gut.
Der März ist auch der Monat, in dem sich die Wiese im Hausgarten in ein rosa Blütenmeer verwandelt. Gerade jetzt, da ich im Arbeitszimmer sitze und diese Zeilen schreibe, schaue ich aus dem Fenster und sehe in eine rosa Wolke auf der Wiese.
Genau so hatte ich es mir vorgestellt, als ich vor acht Jahren die sechs Zierkirschen bestellte und dann locker verteilt in den ehemals gepflegten Golfrasen pflanzte.
Nun schauen wir von Mitte Februar bis Anfang Mai auf die nacheinander erblühenden, in jedem Jahr größer werdenden rosa Blütenträume. Es ist einfach ergreifend schön. Und ich erinnere mich noch gut daran, wie ungläubig der Architekt schaute, als ich mit ihm um genau den richtigen Platz für das Küchenfenster kämpfte.
Es musste genau an der Stelle eingebaut werden, an der ich jetzt auf die zuerst blühende Frühlings-Kirsche (Prunus subhirtella) der Sorte ‘Autumnalis’ blicke, wann immer ich aus dem Fenster sehe. Mit ihr beginnt unser eigenes Kirschblütenfest für Herz und Seele auf Gaupel.
Die Schneeglöckchen sind längst verblüht, die Krokusse ebenso im Vergehen. Nun blühen einige Schachbrettblumen, einige wenige Osterglocken und der blaue Schneeglanz (Chionodoxa) durchzieht die Wiese hier und da. Jetzt freue ich mich schon darauf, dass mich das Wiesen-Schaumkraut im April in diesem Bereich beglückt.
Ein winziges Pflänzchen, das mich im März immer wieder froh macht, möchte ich noch aus den Ecken des Gartens ins Zentrum der Beachtung heben: das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria). Viele Menschen kennen diesen winzigen Geophyten gar nicht, und wenn er sich bei ihnen einfindet, wird er als nicht genehm ganz oft ausgerissen und vernichtet. Das ist mir völlig unbegreiflich. Hier bei uns hat er sich von allein eingefunden, der ganze uns umgebende Wald leuchtet im März gelb, was einfach nur zauberhaft anmutet.
Nun vermehrt sich das Kraut in allen möglichen Beeten, in den Wiesen und ganz besonders freue ich mich, wenn es aus den Steinfugen leuchtet wie winzige kleine Lichtpunkte. Nie bedrängt es andere Pflanzen, eh wird es selten einmal höher als fünf Zentimeter, und nach der Blüte, im April, spätestens Anfang Mai, verwelkt es und zieht sich komplett ein. Das Wildkraut überdauert die nächsten Monate dann in neu gebildeten Wurzelknöllchen im Boden, ohne störend zu sein.
Die nektarführenden Blüten werden sehr stark von Insekten angeflogen und sind so wichtig in dieser frühen, für ihre Ernährung schweren Zeit. Wir laden in unseren Garten alle ein: die früh blühenden Geophyten und die Insekten. Letztere finden hier zum Glück überall einen reich gedeckten Tisch.
Sind Schachbrettblumenkleine, von der Natur erschaffene Kunstwerke? Ich hätte so gern eine ganze Wiese voll davon. Aber es ist einfach zu trocken in den letzten Sommern.
Jetzt im März wäre Pflanzzeit. Leider hat uns unser Handwerker trotz vieler Versprechen sitzen lassen. Er hat bei einer Arbeit eine Hauptleitung zu den 18 Wasserstellen, die wir im Garten verteilt haben, gekappt und schafft es nicht, diesen Fehler wieder zu beheben. Und das im wärmsten und trockensten März aller Zeiten. Seit Wochen schiebt Matthias mit Wasser gefüllte Schubkarren durch den Garten, um verpflanzte Büsche und Bäumchen zu bewässern. Es ist wie verhext. Da ich weder ihn zusätzlich belasten möchte noch die Kraft habe, es ihm nachzutun, habe ich bisher jede Neuanpflanzung oder Verpflanzung vermieden. Aber auch mit solchen Unbilden muss man fertig werden, wenn man ein solch großes Anwesen hat wie wir, denn irgendetwas ist immer. Und immer heißt es: improvisieren!
Aber einen Garten ohne Regen zu erhalten und ohne wässern zu können … an dem Punkt wird es wirklich schwierig. Ich hoffe nun auf die nächste Woche. Irgendwann muss doch diese Kleinigkeit wieder behoben werden … und dann kann ich mit besserem Gefühl an den April denken.
Wenngleich mir dieses Wetter schon wieder Angst macht. Bisher hatten wir in allen Dürrejahren genau diese Situation: Bereits im Vorfrühling baute sich ein extrem stabiles Hoch nach dem nächsten auf und es gab einfach wochenlang keinen Regen. Nach dem letzten, wirklich perfekten Jahr, das so war »wie früher«, mit Temperaturen nie über dreißig Grad und Niederschlägen in nahezu jeder Woche, befürchte ich wieder ein Dürrejahr wie 2019 oder noch schlimmer 2020 ohne Niederschlag, bei Temperaturen um 40 Grad über sechs Wochen. Damals haben wir versucht, die gefährdeten Pflanzen durch Gießen zu erhalten, oft erfolglos. So etwas oder gar noch Schlimmeres mag ich nicht wieder erleben. Da macht dann das Gärtnern keinen Spaß mehr. Aber wir werden uns daran gewöhnen müssen. Die Menschheit ändert ja nicht ihr egoistisches, konsumgelenktes Verhalten. Da brauchen wir uns keiner Hoffnung hinzugeben, dass der Klimakatastrophe Einhalt geboten wird. Also bleibt mir nur noch, auf Regen und nicht zu große Hitze zu hoffen. Und mehr und mehr müssen die Beete angepasst und mit trockenresistenten Pflanzen bepflanzt werden.
Inzwischen sind beide Störche aus dem Winterquartier wieder eingetroffen. Vater Storch sammelt unaufhörlich neues Material für sein brütendes Weibchen.
Sehr gut gefällt das trockene Wetter allerdings unseren Störchen. Seit dem 24. März brütet Frau Storch. Sie legt immer im Abstand von drei Tagen ein Ei, insgesamt 3–4 Stück, und brütet etwa einen Monat lang.
Herr Storch sitzt ganz oft nur auf dem Rand des Nestes und beobachtet den Himmel genau. Denn immer wieder kommen fremde Störche und wollen das Nest übernehmen. Manches Mal sind es richtige Horden von bis zu sechs Jungstörchen, die über dem Nest kreisen, und unser Pärchen klappert wie verrückt, um sie zu vertreiben.
Es ist in jedem Jahr eine aufregende Zeit. Man bindet sich ungemein an diese Tiere, die wir nun viele Jahre kennen, und wenn die Jungen erst einmal geschlüpft sind, dann fiebert man mit, wenn es Probleme gibt. Es gibt so viele Gefahren, die lauern und einem glücklichen Storchenjahr im Wege stehen können …
Das Ehepaar Schleiereule findet den Falkenkasten viel zu eng und nimmt doch wieder den Eulenkasten im Dachboden. Da können die Jungen sich besser ausbreiten.
Im letzten Jahr ist die Brut der Schleiereulen ausgefallen, weil eine während der späten Kälteperiode verhungert ist. Nun scheint die übrig gebliebene Eule einen neuen Partner gefunden zu haben. Sie sitzen abends im ausgesparten Dreieck der Holzverkleidung und ihre weißen Hinterlassenschaften auf der Terrasse zeugen von mehr als einem Vogel.
Die Eulen können durch das »Eulendreieck« in den Dachboden fliegen, wo wir ihnen einen Nistkasten aufgestellt haben. Vielleicht werden im Sommer wieder sieben Eulen zuerst dort oben ihre Flugübungen machen und uns abends dann zischend und fauchend wie kleine Schlangen begrüßen.
Auch den Steinkauz habe ich im März des Öfteren gehört. Hoffentlich wird in der Steinkauzröhre, die in einem alten Apfelbaum angebracht ist, bald wieder Steinkauznachwuchs wohnen.
Die Hundszahn-Lilie fanden wir hier und dort im Waldgarten und im Karstgebiet neben der Remise. Unser Gärtner Jürgen hatte sie heimlich gepflanzt, um uns zu überraschen.