Ein Schaffhauser auf dem West Highland Way - Roman Alexander Bolli - E-Book

Ein Schaffhauser auf dem West Highland Way E-Book

Roman Alexander Bolli

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Beschreibung

Das erste Mal auf einem Fernwanderweg. In neuen Schuhen und mit einem fabrikneuen Rucksack auf den Schultern. Wenn Sie ähnliches vorhaben, finden Sie hier die ideale Vorbereitungslektüre. Was irgendwie schief gehen kann, ich habe es für Sie übernommen. Für alle anderen eine unterhaltsame Reiseerzählung und für manchen gar ein Reiseführer über den wunderschönen West Highland Way. Folgen Sie mir durch die Welt von Outlander, erleben sie die Natur wie man sie nur an wenigen Orten findet.

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Roman Alexander Bolli

Ein Schaffhauser auf dem West Highland Way

Die Sache mit dem Rucksack

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Ich packe in meinen Rucksack

Tag 1, Milngavie - Drymen

Tag 2, Drymen - Balmaha

Tag 3, Neuorganisation

Tag 4, Balmaha - Inversnaid

Tag 5, Inversnaid - Auchtertyre Farm

Tag 6, Auchtertyre Farm - Victoria Bridge

Tag 7, Victoria Bridge - Kingshouse Hotel

Tag 8, Kingshouse Hotel - Kinlochleven

Tag 9, Kinlochleven - Fort William

Nachtrag

Karte

Impressum neobooks

Vorwort

Es war eine spontane Idee. Wie ich meinen Sommerurlaub verbringen sollte. Das Wandern war schon seit jeher mein Steckenpferd. Man ist ja Schweizer, dies saugt man irgendwie mit der Muttermilch auf und die Wanderschuhe werden angepasst, kaum macht man die ersten Schritte. Doch beschränkte ich mich bisher auf Rundwanderwege. Man sollte des Abends stets wissen, wo man sei. Ein Gefühl der Sicherheit. Man geht nicht verloren. Zudem steht ja das Auto an einer Ecke und will nach Hause gebracht werden.

Der Gedanke hatte etwas befreiendes. Einfach los gehen, nicht angebunden oder gewissermassen einem Ort verpflichtet sein. Mit einem festen Ziel, welches aber einige Tage entfernt lag. Schon bei der Idee fühlte ich eine fröhliche Unbeschwertheit. Einfach starten und dann soweit einem die Füsse tragen. Es steckte eine gewisse Sorglosigkeit in meinem Tun. Selbstverständlich keine bedrohliche, doch wäre der Start vielleicht eine Idee gemütlicher gelungen, hätte ich den Weg ein wenig strukturiert.Aber wir lernen aus den Erfahrungen. Zudem wäre alle Vorbereitung müssig gewesen, da es einen immensen Unterschied darstellt, ob man eine Tageswanderung mit drei Ovo-Sport und einem Liter Wasser begeht, oder seine Behausung und Proviant für Tage an den Rücken geschnallt hat.

Selbstverständlich existieren Reiseführer für den West Highland Way. Gefühlte hundert auf englisch und einer auf deutsch. Hartmut Engel, Schottland: West Highland Way (ISBN 978-3-86686-371-2). Es ist ein sehr guter Reiseführer, zumindest hat er dafür gesorgt, dass ich wieder hier sitze und schreiben kann. Er beschreibt alle Ziele, die Wegstrecken, eine Fülle an Möglichkeiten. Wollte man auf jede eingehen, bräuchte man mehrere Wochen, sollte sein Gepäck transportieren lassen und muss etwa alle sieben Kilometer ein Nachtlager aufschlagen.

Doch möchte ich hier weder das Rad neu erfinden, noch einen Schweizer Abklatsch verfassen. Es ist eine einfache Reiseerzählung, mit dem Minimum an Informationen, welche jemand braucht, der den Weg vielleicht ebenso unbeholfen wie ich unter die Füsse nehmen will.

Die Eckdaten pflege ich über den Artikel zu nehmen, ebenso wie die Anschriften von Verpflegungsstationen oder gewählten Unterkünften. 

Eine Anmerkung zu den Adressen. Liest sich in etwa so präzise wie Meier, Bern, Schweiz, ist mir bewusst. Die Sachlage ist folgende, dass man auf dem West Highland Way nur sehr wenige wirkliche Dörfer oder gar Städte passiert. Genau gesagt, bestehen einige Orte nur aus einer Handvoll Häuser, dementsprechend vielen Einwohnern, oder gar nur aus einem Hotel oder einer Jugendherberge. Daher vertraut den Angaben, ihr werdet die Gebäude finden. Und für eine allfällige Reservation sei sowieso der Besuch der Homepage empfohlen.Meines Erachten jedoch völlig unnötig. Ich reiste zu Beginn des schönen Monats Juli und fand überall eine Ecke zu nächtigen, oder meine Notdurft zu verrichten. Ja, auch dies ist durchaus ein Thema, wenn es auch in keinem Reiseführer steht. Und findet man keine Unterkunft, geht man eben noch ein paar Meter und stellt sein Zelt auf. Wild Campen ist in Schottland nicht irgendeine Grauzone sondern ausdrücklich erlaubt.

Ich packe in meinen Rucksack

KLM zu empfehlen wäre etwas vermessen, weil ich schlichtweg nur KLM für die Reise nach Glasgow kenne. Sie beförderten mich wohlbehalten dahin, daher haben sie ihren Job getan. In Amsterdam hiess es umsteigen, das Gepäck wurde ohne mein Zutun von der Gesellschaft in den anderen Flieger umgeladen. Lächelt jetzt nur, aber dies sind Ungewissheiten, welche den Gelegenheitsreisenden urplötzlich quälen. Also, KLM verfrachtete mich und mein Gepäck in etwa fünf Stunden, inklusive Wartezeit, nach Glasgow. Damit sich die Lachenden noch komplett ausschütten können; Erst trachtete ich die Wartezeit so gering wie möglich zu planen, bis ich erfuhr, dass es mein Problem wäre, so der Flug Verspätung hätte und ich bestenfalls dem Anschlussflug noch nachwinken könne. Also rechnete ich ein wenig mehr ein. Füge ich nur an, falls zufällig der andere Nicht-Globetrotter auf der Welt, es gäbe nochmals einen, diese Zeilen in der Hand hält und auch eine Flugreise plant.

Zweiundzwanzig Komma zwei Kilogramm. Soviel, dachte ich, benötigt der durchschnittliche Mann um zwei Wochen klar zu kommen. Die Waage am Check-In Schalter des Flughafen Kloten lieferte mir dieses Resultat, die nette Dame vom Schalter der Airline KLM winkte den Rucksack durch. Mit der überwältigenden Freundlichkeit, wie sie Flughafenangestellte bei Ferienbeginn nunmal an den Tag legen. Ein Grummel heisst Bordkarte, zwei Grummel mit etwas angehobener Tonlage gegen Ende ist die Erkundigung nach Handgepäck.

Einen bunten Klebestreifen an den Träger meines Leichtrucksacks. Die grosse Packung verschwand in einem schwarzen Loch in der Wand, begleitet von der Hoffnung, selbige im schottischen Glasgow wieder vom Band zerren zu dürfen.

Dreiundzwanzig Kilogramm, ohne Komma, und die Summe der addierten Seitenlängen nicht höher als 158cm, ohne Komma, ist das tolerierte Gepäckmass der KLM. 159 Zentimeter fällt bereits in die Gepäckklasse Golftasche bis Klavier und soll entsprechend vorangemeldet werden.Auf eine Anfrage bei KLM, ein Rucksack ist so schlecht auszumessen, erhielt ich die Antwort, bei der Aufgabe würde der Fall von Übergepäck geklärt, ich soll einen Beutel Bares mitnehmen. Von diesen Angaben ausgehend bereitete ich meine Packung vor. Unzähliges einräumen, ausräumen, umsortieren, neu verpacken. Dabei die Vorschriften der KLM im Hinterkopf. Keine Gasflaschen, keine Feuerzeuge, keine Messer, kein Zippo; Am liebsten würden sie es sehen, wenn man eine mit Watte gefüllte Tasche aufgibt und Übergepäck bezahlt.Da ein Rucksack mit allerlei Riemen, Trag- und Befestigungsvorrichtungen ausgestattet ist - nicht zuletzt definiert dies einen Rucksack als solchen - läuft man natürlich Gefahr, dass sich dies gute Stück irgendwo verfängt und aus der Transportkette fällt. Er wird sich verfangen, ganz bestimmt. Den gesamten Gepäckverlad lahm legen. Mit Sicherheit. Wenn man die Schnürsenkel offen trägt, steht man mit absoluter Gewissheit auf selbige und wenn eine unscheinbare Schnalle des Rucksack nicht an ihrem Platz liegt, klickt diese sich unweigerlich in einer Ecke ein. In einer endgültigen Art und Weise, wie man es gewollt nie hingekriegt hätte. Während der Zug bereits zur Weiterfahrt ansetzt.

Nicht, dass ich triftige Gründe benötige um im Outdoorshop auf Einkaufstour zu gehen, doch nahm ich dies als Anlass um einen Rucksack-Sack zu bestellen. Eine Hülle mit fingerabtrennendem Traggriff und Namen-Etikette. Wenn wir schon den virtuellen Einkaufswagen durch die Gänge schieben, gibt es hier noch einen Essensbox, da eine Hose, dort ein Kompressionsbeutel, ein Wasserfilter-Entkeimsystem und Trekkingnahrung für eine kleine bis mittelgrosse ausgehungerte Kompanie. Beutel mit dehydriertem Inhalt, welcher sich nach der Zugabe von heissem Wasser in Rindseintopf, Chili-con-carne oder eine leckere Wildplatte verwandeln würde. Ich schreibe nicht sollte, denn ich war sehr überzeugt von diesem Konzept. Eine Empfehlung meines Bruders und der wusste über solche Dinge gut Bescheid. Hat er mir das Trampen vor, was mich nicht zuletzt bewegte, diese Lücke zu schliessen. Es ist ein wenig eine Frage des Stolzes.

Nach dem zehnten Ein- und Auspacken muss man irgendwann einen Schlussstrich ziehen und die Packung verschnüren. Den eigenen Fähigkeiten vertrauen, dass man alles erdenkliche eingepackt hat. Man wird sowieso erst beim umsteigen auf das dritte Beförderungsmittel gewahr, dass der Reise-Steckdosenadapter zuhause im ersten Stock auf dem Esstisch liegt. Gleich neben der Liste der Adressen für die Postkartenempfänger, welche man noch schnell erstellt hat.

Im Handgepäck, trug ich die schweren Wanderstiefel mit. Im Rucksack-Sack fanden diese keinen Platz mehr, zudem wäre der Verlust dieser am ärgerlichsten. Nicht wegen des Anschaffungspreises, sondern weil man gute passende Schuhe ungern hergibt. Für alles andere an Ausrüstung gibt es die Mastercard und verkaufswillige Shopbesitzer.

Ich mag Flugreisen. Und hasse sie.Für ungeduldige Menschen wie meine Wenigkeit, unfähig ruhig in der Schlange zu stehen ohne den agierenden Menschen hinter den Schaltern ob ihrer Trägheit die Beulenpest an den Hals zu wünschen, ist die Flugreise wohl die unpassendste Wahl, von A nach B zu gelangen.KLM wünscht, dass Reisende innerhalb von Europa - obwohl sich England ja nicht zu Europa zählt - neunzig Minuten vor Boarding das Gepäck aufgeben. Selbstverständlich befördert mich kein Zug genau auf diesen Zeitpunkt an den Flughafen, zudem ist damit zu rechnen - obwohl die Hoffnung stets besteht - dass man nicht der einzige Passagier ist. An diesem Samstag Nachmittag. Beginn der Sommerferien in dreiviertel der Schweizer Kantone. Obwohl ich keinen Nachwuchs in staatlichen Bildungsstätten stecken habe, schaffe ich es stets, meine Sommerferien in bester väterlicher Manier auf die Schulferien zu legen.

Leicht panisch schleppte ich keuchend an einem zahnseidenen Traggriff unter Schmerzen den grossen Rucksack-Sack durch die Hallen des Flughafens Zürich-Kloten. Der Ironie gewahr, dass im Inneren dieses Rucksack-Sacks ein Rucksack mit Tragriemen ruhte, welchen ich gedachte über hundert Kilometer durch Schottland zu tragen. Ich bin beileibe nicht der erfahrene Flugreisende, auch wenn man sich ungern als Tourist outet. Geschweige denn im eigenen Land. Doch obwohl noch gut 45 Minuten Zeit, spürte ich einen gewissen Druck. Muss meinen Flug erwischen. Ich nahm die Hilfe eines Gefährts in Anspruch. Mit einem kleinen quietschenden Wagen graste ich sämtliche Check-In des Flughafens ab, um zu guter Letzt eine Däumchen drehende Angestellte in der Wichtigkeit ihrer Beschäftigung zu stören. Zuvor hatte ich die glorreiche Idee, die zwei Reissverschlüsse meines Rucksack-Sackes mit einem Schlüsselring zu verbinden, dass sie sich nicht selbständig öffnen mögen und irgendwo zwischen Zürich und Amsterdam den Inhalt der Tasche freigeben. Ich spürte die Argusaugen des Wachpersonals, wie ich in der Leere der Flughafenhalle schweissüberströmt, mit vor Anstrengung zitternden Fingern versuchte den Ring über den Reissverschluss zu würgen. Eigentlich wartete ich nur auf eine Einladung, mein Gepäck in einen kleinen Raum zu schleppen und durch eine Glasscheibe getrennt, der fachmännischen Zerstörung meines Rucksacks beizuwohnen. Bevor ich die Tüte vollends zerriss, schmiss ich hin und legte den Transport des Gepäcks in Gottes Hand.

Nach der Aufgabe meiner Tasche, dem Röntgencheck des Handgepäcks und einem Spaziergang durch den Metalldetektor galt es nun etwas über zwei Stunden totzuschlagen. Mit einem leichten Hunger im Bauch.Natürlich muss in einem Flughafen niemand Hunger leiden. Wer Gruppen-kuscheln in unzähligem Cafés und Lounges mag, gerne ein labbriges Etwas von einem keimstrotzenden Kunstofftablett verspeist und seine Unterarme in diese schmierig-klebrige Masse der Tischkante drückt, die Rückstände von 529 flüchtig-feuchtem Abwischen, der ist bestens aufgehoben. Wer ein gutes, bodenständiges Sandwich a la Köhler-Beck verspeisen will, steht eher auf verlorenem Posten. Ich habe noch nie versucht, ein Sandwich durch die Gepäckkontrolle einzuschleusen. Doch da bereits ein Fingerbreit Wasser im Gepäck das Swat-Team aufbietet welches einem merkwürdige rote Punkte auf die Brust zaubert, scheint mir die Erfolgsquote eher gering. Den Burger-King entdeckte ich erst auf dem Weg zum Gate. Also verpflegt man sich mit Snickers und Wasser. Oder M&Ms. Oder kauft sich eine dieser 500 Gramm-Tobleronen. Nach der Zollkontrolle gibt es alles nur noch im XXL-Format. Und grundsätzlich zwei für eins. Die Angestellten rollen entnervt mit den Augen, wenn man ihnen erklärt, dass eine Müllbeutelgrosse Packung M&Ms durchaus reicht und man daher gerne auf das zwei für eins-Angebot verzichten würde. Und für jede Packung Kaugummi ist die Bordkarte hervor zu zerren, dass spätestens beim Betreten des Fliegers der Barcode einen Verknitterungsgrad aufweist, welcher die Angestellten vermuten lässt, man hätte diesen Zettel selber gezeichnet und er von keinem Scanner mehr lesbar ist. Selbstverständlich hat man die Bordkarte auch auf dem Smartphone. Man ist modern. Im Gegensatz zu den Akkus der Smartphones, welche einem Säugling gleich alle zwei Stunden angestöpselt werden möchten. Sobald man sein iPhone unter den Scanner schiebt, zeigt das Display nur noch einen blinkenden Akku.

Ich mag bescheidenes Handgepäck. Solches, welches man bequem unter den Sitz des Vordermannes schieben kann. Obwohl auch hier die Vorschriften klar umrissen sind, zerrt der Japaner einen Rucksack XXL durch den schmalen Gang. Gut, an einem Asiaten sieht jeder Rucksack irgendwie XXL aus, gebe ich zu. Nicht, dass ich Groll gegen Asiaten im Allgemeinen oder Japaner im Speziellen hegte, Gott bewahre, man erkennt sie einfach gleich als selbige und ein solcher hatte nun eben dieses Handgepäck bei. Ich hoffe der politischen Korrektheit genüge getan zu haben. Dieser Herr aus dem Land des Lächelns stritt sich also nun non-verbal mit dem Geschäftsreisenden um den Platz im Fach, welcher seinen Samsonite mit solcher Hingabe in das Gepäckfach würgt, dass die alte Dame vorne links den Gurt Straff zieht, weil sie denkt, der Flieger sei soeben äusserst wackelnd gestartet. Es war ein stummes Gerangel, nur mit Blicken wünscht man sich gegenüber zur Hölle.

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass immer zuerst der Reisende mit dem Sitz zum Mittelgang ein Flugzeug betritt. Kaum hat dieser sich wohnlich eingerichtet, erscheint der Passagier welcher den Sitz in der Mitte der Dreierkombination hat. Lehnt man sich zurück, hat sich tiefenentspannt irgendwie in den Sitz gequetscht und gepresst, erscheint keuchend und schwitzend der Typ, welcher am Fenster sitzt. Das Keuchen gibt sich irgendwann, das Schwitzen oder zumindest die Ausdünstung bleibt. Nein, er möchte nicht, dass ich mein Frischluftgebläse öffne, es unterkühle seine linke Schulter und er könne danach den Kopf nicht mehr drehen.