Ein Schilling für Kerzen - Josephine Tey - E-Book

Ein Schilling für Kerzen E-Book

Josephine Tey

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Beschreibung

Westover, ein beschauliches Städtchen an der Südküste Englands. Hier wird an einem klaren, sonnigen Morgen die berühmte Schauspielerin Christine Clay tot an den Klippen gefunden. Was zunächst nach Selbstmord oder einem Badeunfall aussieht, entpuppt sich bald als Mord. Verdächtige gibt es wie Sand am Meer, allen voran der mittellose Tisdall. Er war zur Tatzeit vor Ort – und er profitiert von dem Tod des Weltstars: Kurz zuvor hat sie ihm ein stattliches Erbe zugedacht. Nachdem Tisdall spurlos verschwindet und ausgerechnet die Tochter des Polizeichefs ihn entlastet, wird der Fall noch mysteriöser: Wo war Clays Ehemann zur Tatzeit? Wie konnte die Astrologin Lydia ihren Tod vorhersagen? Und was hat der dubiose Bruder mit der Sache zu tun, dem Clay lediglich einen »Schilling für Kerzen« vermachte? Inspector Alan Grant von Scotland Yard übernimmt den Fall, der bald zum Albtraum wird: zu viele Hinweise, zu viele Motive und zu viele Verdächtige, die der Schauspielerin nichts als den Tod wünschten …

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Seitenzahl: 357

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Josephine Tey

Ein Schilling für Kerzen

Kriminalroman

Oktopus

1

Es war kurz nach sieben an einem Sommermorgen,und William Potticary nahm seinen üblichen Weg über das Grasland oben auf der Klippe. Direkt neben ihm lag in zweihundert Fuß Tiefe der Ärmelkanal, sehr still und schimmernd, milchig wie ein Opal. Ringsum die klare Luft, noch keine Lerche am Himmel. Kein Laut in dieser sonnendurchfluteten Welt außer dem Schrei einiger Möwen tief unten am Strand, kein menschliches Wesen außer der kleinen, einsamen Gestalt von Potticary, stämmig, schwarzhaarig und entschlossen. Unzählige Tautropfen glitzerten in dem unberührten Gras, eine Welt, als hätte der Schöpfer sie eben erst aus der Hand gegeben. Nicht dass Potticary es so gesehen hätte. Was Potticary aus den Tautropfen las, war, dass der Bodennebel der frühen Morgenstunden sich erst lange nach Sonnenaufgang gelichtet hatte. Sein Unbewusstes vermerkte das Faktum und archivierte es, während er zugleich, da ihm nun doch allmählich der Sinn nach einem Frühstück stand, mit den bewussten Gedanken bei der Frage war, ob er am Gap kehrtmachen und zur Küstenwachstation zurückgehen sollte oder, da es ein so schöner Morgen war, weitergehen nach Westover, sich eine Morgenzeitung kaufen und damit vom neuesten Mordfall zwei Stunden früher erfahren würde als andernfalls. Natürlich war, jetzt wo es das Radio gab, die Morgenzeitung, wenn man so wollte, nicht mehr das, was sie einmal gewesen war. Aber es war ein Ziel. Ob im Krieg oder im Frieden, man musste ein Ziel haben. Man konnte nicht nach Westover gehen, nur um sich die Promenade anzusehen. Und wenn man mit einer Zeitung unter dem Arm zum Frühstück zurückkehrte, fühlte man sich besser dabei, irgendwie. Ja, vielleicht würde er in die Stadt gehen.

Der Schritt der schwarzen, schweren Stiefel wurde ein wenig schneller, das frisch geputzte Leder schimmerte in der Sonne. Militärisch korrekt, diese Stiefel. Man hätte ja denken können, dass Potticary, nachdem er seine besten Jahre damit zugebracht hatte, die Stiefel nach Vorschrift zu polieren, nun seine Eigenständigkeit betont oder seine Persönlichkeit dadurch zum Ausdruck gebracht hätte, dass er seine Stiefel einmal nicht putzte, oder überhaupt den Staub sinnloser Disziplin von sich abgeschüttelt hätte, indem er den Staub an den Stiefeln ließ. Doch nein, Potticary, der arme Teufel, polierte seine Stiefel mit Begeisterung. Er war wohl eine Sklavenseele, allerdings nicht belesen genug, dass es ihm zu denken gegeben hätte. Und was den Ausdruck von Persönlichkeit anging, so hätte er ihn natürlich erkannt, wenn man ihm die Symptome beschrieben hätte. Aber er hätte diese nicht benennen können, nur sagen, dass man beim Militär Leute mit einer solchen Haltung »aufsässig« nannte.

Plötzlich blitzte eine Möwe über dem Klippenrand auf, dann stürzte sie sich mit einem Schrei in die Tiefe und gesellte sich zu ihren Artgenossen, die dort unten kreisten. Was für einen Lärm diese Möwen machten! Potticary warf einen Blick über die Kante, um zu sehen, was die Flut, die sich nun langsam zurückzog, angespült haben mochte und worum sie sich nun zankten.

Etwas störte den weißen, sich sanft kräuselnden Streifen der Brandung, ein leuchtend grüner Fleck. Ein Stück Stoff. Billardtuch, etwas in der Art. Seltsam, dass es eine so kräftige Farbe behalten hatte, nachdem es so lange im Wass–

Potticary riss die blauen Augen auf, sein Körper verharrte mit einem Mal stockstill. Dann setzten die schweren schwarzen Stiefel sich in Bewegung. Wupp, wupp, wupp auf der dicken Grasnarbe, wie ein Herzschlag hörte es sich an. Der Gap, die Bucht außerhalb von Westover, war noch zweihundert Schritt entfernt, aber Potticarys Tempo hätte einem Athleten Ehre gemacht. Keuchend polterte er die grob behauenen Stufen in dem Einschnitt der Kreideküste hinunter, entrüstet in seinem Schrecken. Das kam davon, wenn man schon vor dem Frühstück ins kalte Wasser stieg! Irrsinn, nichts anderes. Und anderen verdarben sie das Frühstück damit. Reanimation nach Schäfer, außer bei Rippenbrüchen. Sah aber nicht nach gebrochenen Rippen aus. Vielleicht nur ohnmächtig. Versichern Sie dem Patienten mit lauter Stimme, dass er in Sicherheit ist. Patientin in diesem Falle. Ihre Arme und Beine waren so braun wie der Sand. Deshalb hatte er das grüne Ding für ein Stück Stoff gehalten. Irrsinn, nichts anderes. Wer ging denn im Morgengrauen ins kalte Wasser, es sei denn, er musste um sein Leben schwimmen? Er hatte damals um sein Leben schwimmen müssen. In dem Hafen am Roten Meer. Er hatte den Landungstrupp geführt, Hilfe für die Araber. Aber wieso man diesen Dreckskerlen helfen musste …! Damals, da hatte er schwimmen müssen. Orangensaft und eine Scheibe Toast, mehr bestimmt nicht. Keine Ausdauer. Irrsinn, nichts anderes.

Auf dem Strand kam er nur schwer voran. Die groben weißen Kiesel rutschten tückisch unter den Füßen, und in den wenigen Sandflächen, oberhalb der Flutlinie, sank er tief ein. Aber schon im nächsten Moment war er mitten zwischen die Möwen getaucht, umgeben von flatternden Flügeln, von wildem Geschrei.

Schäfers Methode würde er nicht brauchen, und auch keine andere. Das sah er auf den ersten Blick. Dem Mädchen war nicht mehr zu helfen. Und Potticary, der ohne jede Regung Leichen aus der Brandung des Roten Meers gefischt hatte, war seltsam berührt. Das war doch nicht richtig, dass jemand so Junges dort lag, wo alle Welt gerade erst erwachte an diesem strahlenden Tag, eine, die noch so viel vom Leben vor sich gehabt hatte. Und sie musste ein schönes Mädchen gewesen sein. Das Haar sah gefärbt aus, aber der Rest konnte sich sehen lassen.

Eine Welle schwappte über ihre Füße und lief wieder ab, zwischen den Zehen mit den rot lackierten Nägeln hindurch, wie um sie zu verspotten. Potticary zerrte, obwohl die Flut schon im nächsten Augenblick weit entfernt sein würde, den leblosen Leib ein Stück höher hinauf auf den Strand, entzog ihn der Respektlosigkeit der See.

Sein nächster Gedanke galt einem Telefon. Er sah sich nach Kleidungsstücken um, die das Mädchen zurückgelassen haben mochte, als es schwimmen ging. Aber es war nichts zu sehen. Vielleicht hatte sie, was immer sie angehabt hatte, unterhalb der Flutlinie abgelegt, und die Wellen hatten es fortgespült. Oder sie war an anderer Stelle ins Wasser gegangen. Jedenfalls war nichts da, womit er die Tote hätte bedecken können, und Potticary drehte sich um und trabte wieder den Strand entlang und von da zurück zur Küstenwachstation und dem nächsten Telefon.

»Leiche am Strand«, sagte er zu Bill Gunter und griff zum Hörer, um die Polizei zu rufen.

Bill schnalzte mit der Zunge und warf den Kopf in den Nacken. Eine Geste, mit der er so beredt wie ökonomisch zum Ausdruck brachte, wie leidig dergleichen Dinge doch waren, wie unvernünftig Menschen, die sich ertränkten, zugleich auch die eigene Genugtuung, weil er das Schlechteste erwartet und wieder einmal recht behalten hatte. »Wenn sie sich schon umbringen wollen«, brummte er finster, »warum müssen sie es dann bei uns tun? Haben sie denn nicht die ganze Südküste dafür?«

»Kein Selbstmord«, versicherte ihm Potticary, noch außer Atem, zwischen seinen Versuchen, eine Verbindung zu bekommen.

Bill ging nicht darauf ein. »Nur weil eine Fahrkarte an die Südküste mehr kostet als eine zu uns! Man sollte doch denken, wenn einer vom Leben genug hat, dann kommt es ihm auf die paar Kröten auch nicht mehr an, und er will einen stilvollen Abgang. Aber nein, sie nehmen die billigste Bahnfahrt, die sie kriegen können, und dann landen sie hier bei uns vor der Haustür!«

»In Beachy Head haben sie auch viele«, gab Potticary zu bedenken, stets auf Ausgleich bedacht. »Und das hier ist auch kein Selbstmord.«

»’türlich ist es Selbstmord. Wozu haben wir denn Klippen? Bollwerk von England? Nein. Nur dazu da, dass die Selbstmörder es bequem haben. Damit hätten wir jetzt vier dieses Jahr. Und das werden noch mehr, wenn erst mal die Steuerbescheide raus sind.«

Er hielt inne, neugierig geworden von dem, was Potticary gerade am Telefon sagte.

»… ein Mädchen. Na ja, Frau. In leuchtend grünem Schwimmkostüm.« (Potticary gehörte einer Generation an, die das Wort »Badeanzug« noch nicht kannte.) »Am Gap, kleines Stück südlich vom Abgang. Ungefähr zweihundert Schritt. Nein, niemand da. Ich musste sie liegen lassen, um ans Telefon zu kommen. Aber ich laufe gleich zurück. Ja, wir treffen uns dort. Oh, hallo Sergeant, sind Sie das? Stimmt, nicht gerade der beste Start in den Tag, aber wir gewöhnen uns dran. Nein, das nicht, nur ein Badeunfall. Krankenwagen? Ja, Sie können bis praktisch an die Bucht ranfahren. Feldweg zum Gap geht von der Hauptstraße nach Westover ab, gleich hinter dem dritten Meilenstein, und runter bis zu den Bäumen direkt am Durchgang. In Ordnung, wir sehen uns dort.«

»Woher willst du wissen, dass es nur ein Badeunfall war?«, fragte Bill.

»Hast du nicht zugehört? Sie hatte ein Schwimmkostüm an.«

»Hindert sie doch nichts dran, sich ein Schwimmkostüm anzuziehen, bevor sie ins Wasser springt. Dann sieht es wie ein Unfall aus.«

»Um diese Jahreszeit landet man nicht im Wasser, man landet auf dem Strand. Und dann ist klar, dass man gesprungen ist.«

»Vielleicht ist sie immer tiefer reingegangen, bis sie ertrunken ist«, meinte Bill, der nicht so rasch aufgab.

»Oder sie ist an einer Überdosis Lakritzbonbons gestorben«, entgegnete Potticary, der diese Art Hartnäckigkeit zwar im Krieg in Arabien zu schätzen gewusst hatte, aber doch nicht im richtigen Leben.

2

Sie standen mit ernster Miene im Kreis um die Tote:Potticary, Bill, der Sergeant, ein Constable und die zwei Männer aus dem Krankenwagen. Dem jüngeren der beiden war flau im Magen, und er machte sich Sorgen, dass er sich noch blamieren würde, aber die anderen waren konzentriert bei der Sache.

»Kennen Sie sie?«, fragte der Sergeant.

»Nein«, antwortete Potticary. »Nie gesehen.«

Keiner von ihnen hatte sie je gesehen.

»Kann nicht aus Westover sein. Niemand würde aus der Stadt hierher kommen, wenn er einen schönen Strand direkt vor der Haustür hat. Muss von irgendwo landeinwärts gekommen sein.«

»Vielleicht ist sie in Westover ins Wasser gegangen und wurde hier angespült«, schlug der Constable vor.

»Zu wenig Zeit«, wandte Potticary ein. »So lang hat sie nicht im Wasser gelegen. Muss irgendwo hier ertrunken sein.«

»Wie ist sie dann hergekommen?«, fragte der Sergeant.

»Mit dem Auto natürlich«, antwortete Bill.

»Und wo ist das Auto jetzt?«

»Da wo alle ihr Auto lassen, bei der Baumgruppe am Ende der Zufahrt.«

»Ach ja?«, erwiderte der Sergeant. »Aber da ist kein Auto.«

Die Sanitäter bestätigten das. Sie seien zusammen mit der Polizei aus dieser Richtung gekommen – der Krankenwagen stehe jetzt dort –, aber es sei kein anderes Fahrzeug zu sehen gewesen.

»Komisch«, fand Potticary. »Weit und breit kein Haus, von wo man zu Fuß kommen könnte. Jedenfalls nicht so früh am Morgen.«

»Kann mir nicht vorstellen, dass so jemand überhaupt zu Fuß geht«, meinte der ältere der beiden Sanitäter. »Nobel«, setzte er hinzu, als die anderen ihn fragend ansahen.

Sie musterten die Tote einen Augenblick schweigend. Ja, der Mann aus dem Krankenwagen hatte recht; sie sah aus wie jemand, der viel Geld für sein Äußeres ausgab.

»Und wo sind denn nun ihre Kleider?« Der Sergeant klang besorgt.

Potticary erläuterte seine Theorie, dass sie die Kleider unterhalb der Flutlinie gelassen hatte und dass sie jetzt irgendwo im Wasser lägen.

»Ja, das ist möglich«, sagte der Sergeant. »Aber wie ist sie hergekommen?«

»Seltsam, dass sie allein zum Baden hier war, nicht?«, meldete sich der jüngere Sanitäter, stellte seinen Magen auf die Probe.

»Seltsam ist heutzutage gar nichts mehr«, brummte Bill. »Man wundert sich eher, dass sie nicht mit einem Gleitschirm von der Klippe gesprungen ist. Mit leerem Magen schwimmen gehen, ganz für sich allein, das machen heutzutage alle. Die jungen Schnösel gehen mir auf die Nerven.«

»Hat sie da ein Fußkettchen am Knöchel«, fragte der Constable, »oder was ist das?«

Ja, es war ein Kettchen. Eine Platinkette. Die Glieder kurios geformt. Jedes davon war ein C.

»Tja.« Der Sergeant richtete sich auf. »Bleibt uns nur, den Leichnam ins Schauhaus zu bringen, und dann müssen wir rausfinden, wer sie ist. Dürfte nicht schwer sein, so wie sie aussieht. Eine Streunerin war sie bestimmt nicht.«

»Nein«, stimmte der Sanitäter zu. »Wahrscheinlich ruft der Butler schon in heller Aufregung auf der Wache an.«

»Stimmt.« Der Sergeant war nachdenklich. »Ich wüsste ja trotzdem gerne, wie sie hergekommen ist, und was sie –«

Er hatte hinauf zur Klippe geblickt und stutzte. »Sieh an!«, rief er. »Wir haben Besuch!«

Alle schauten nach oben und sahen den Mann auf der Klippe. Er stand dort und wirkte sehr angespannt. Er beobachtete sie. Als sie hinaufblickten, wandte er sich sofort ab und verschwand.

»Ein bisschen früh für Spaziergänger«, sagte der Sergeant. »Und wieso läuft er weg? Mit dem sollten wir uns mal unterhalten.«

Aber noch bevor er und der Constable die Verfolgung aufnehmen konnten, wurde klar, dass der Mann nicht davongelaufen war, im Gegenteil. Er war nur zu dem Einschnitt gelaufen, wo die Stufen hinunterführten. Jetzt war seine schlanke, dunkle Gestalt unten angekommen, kam aus der Felsspalte herausgeschossen und mit den Armen fuchtelnd auf sie zu, rutschte und stolperte und kam dem Grüppchen, das ihm entgegensah, wie ein Irrsinniger vor. Als er sich näherte, konnten sie seinen keuchenden Atem hören, obwohl es ja keine weite Strecke war, und er war jung.

Er stolperte mitten in ihren kleinen Kreis hinein, ohne sie anzusehen, schubste die beiden Polizisten weg, die sich unwillkürlich zwischen ihn und die Tote gestellt hatten.

»Ja, das ist sie! Das ist sie, das ist sie!«, rief er, und ganz unvermittelt setzte er sich nieder und begann unter lautem Schluchzen zu weinen.

Sechs verdatterte Männer sahen ihm einen Moment lang schweigend zu. Dann klopfte der Sergeant ihm auf die Schulter und sagte, so idiotisch das war: »Ist ja gut, Junge!«

Aber der junge Mann wiegte sich nur vor und zurück und schluchzte umso mehr.

»Kommen Sie«, versuchte der Constable ihn zu beschwichtigen, »kommen Sie!« (Wirklich eine peinliche Szene an einem so schönen Morgen.) »Das hilft doch niemandem mehr. Nehmen Sie sich zusammen – Sir«, fügte er hinzu, als er das teure Taschentuch sah, das der junge Mann hervorzog.

»Eine Verwandte von Ihnen?«, fragte der Sergeant, sein zuvor geschäftsmäßiger Ton nun freundlicher geworden.

Der junge Mann schüttelte den Kopf.

»Dann war sie nur eine Freundin?«

»Sie war so gut zu mir, so gut!«

»Na, immerhin werden Sie uns helfen können. Wir haben uns gefragt, wer sie wohl ist. Sie können uns das sagen.«

»Ich bin – bei ihr zu Gast.«

»Ja, aber ich wollte wissen, wie sie heißt.«

»Das weiß ich nicht.«

»Das – wissen – Sie – nicht! Hören Sie, Sir, jetzt nehmen Sie sich mal zusammen. Sie sind der Einzige, der uns weiterhelfen kann. Sie werden doch wohl den Namen der Dame wissen, bei der Sie zu Gast waren.«

»Nein, nein; ich weiß ihn nicht.«

»Wie haben Sie sie denn dann genannt?«

»Chris.«

»Und wie weiter?«

»Einfach nur Chris.«

»Und wie hat sie Sie genannt?«

»Robin.«

»So heißen Sie?«

»Ja, ich heiße Robert Stannaway. Nein, Tisdall. Früher hieß ich Stannaway«, fügte er hinzu, als er den Blick des Sergeants sah und wohl merkte, dass eine Erklärung vonnöten war.

Was der Blick des Sergeants sagte, war: »Herr, gib mir Geduld!« Seine Zunge sagte: »Das kommt mir alles ein wenig merkwürdig vor, Mr … ähm …«

»Tisdall.«

»… Tisdall. Können Sie mir sagen, wie die Dame heute Morgen hierher gekommen ist?«

»Aber ja. Mit dem Wagen.«

»So, so, mit dem Wagen. Wissen Sie auch, was aus dem Wagen geworden ist?«

»Ja. Den habe ich gestohlen.«

»Sie haben was?«

»Ich habe ihn gestohlen. Eben gerade habe ich ihn zurückgebracht. Es war wirklich gemein von mir, so etwas zu tun. Ich kam mir wie ein Schuft vor, deswegen habe ich ihn zurückgebracht. Als sie mir auf der Straße nicht begegnete, dachte ich, sie ist hier unten. Dann sah ich Sie alle hier, und etwas, das Sie umringten – oje, oje!« Wieder schaukelte er hin und her.

»Wo haben Sie mit dieser Dame gewohnt?«, fragte der Sergeant, jetzt wieder ausgesprochen geschäftsmäßig. »In Westover?«

»O nein. Sie hat – hatte, sollte ich sagen – oje! – ein Cottage. Briars heißt es. Ein Stück außerhalb von Medley.«

»Ungefähr anderthalb Meilen landeinwärts«, ergänzte Potticary, als der Sergeant, der nicht aus der Gegend war, ihn fragend ansah.

»Waren Sie da allein, oder gibt es Bedienstete?«

»Nur eine Frau aus dem Dorf – Mrs Pitts –, die kommt und kümmert sich um das Essen.«

»Verstehe.«

Eine kurze Pause trat ein.

»Also dann, Jungs.« Der Sergeant nickte den beiden Sanitätern zu, und die beugten sich nieder zur Bahre. Der junge Mann stieß einen Schreckenslaut aus und bedeckte noch einmal sein Gesicht mit beiden Händen.

»Zum Schauhaus, Sergeant?«

»Ja.«

Abrupt schnellten die Hände des Mannes zurück.

»O nein! Das können Sie nicht tun! Sie hatte ein Zuhause. Bringt man denn einen Menschen nicht nach Hause?«

»Wir können nicht den Leichnam einer Unbekannten in einen unbewohnten Bungalow bringen.«

»Es ist kein Bungalow«, verbesserte der Mann abwesend. »Nein. Nein, das können Sie wohl nicht. Aber was für ein schrecklicher Gedanke – das Leichenschauhaus. Ach Gott im Himmel!«, rief er laut, »warum musste das geschehen!«

»Davis«, sagte der Sergeant zum Constable, »Sie fahren mit den anderen zurück und schreiben den Bericht. Ich fahre mit Mr Tisdall rüber nach – wie hieß es – Briars?«

Die beiden Sanitäter schleppten ihre schwere Last über die knirschenden Kiesel, Potticary und Bill folgten ihnen nach. Erst als das Geräusch ihrer Schritte sich entfernte, sprach der Sergeant weiter.

»Auf den Gedanken, Ihre Gastgeberin beim Schwimmen zu begleiten, sind Sie also nicht gekommen?«

Einen Augenblick lang stand etwas wie Verlegenheit in Tisdalls Zügen. Er zögerte.

»Nein. Ich – nicht ganz nach meinem Geschmack, fürchte ich. Vor dem Frühstück schwimmen zu gehen. Ich – ich habe mich immer vor Sport und solchen Sachen gedrückt.«

Der Sergeant nickte, seine Miene verriet nichts. »Um welche Uhrzeit ist sie schwimmen gegangen?«

»Das weiß ich nicht. Sie hat mir gestern Abend gesagt, wenn sie früh wach ist, will sie beim Gap schwimmen gehen. Ich selbst bin auch früh aufgestanden, aber da war sie schon weg.«

»Verstehe. Gut, Mr Tisdall, wenn Sie sich so weit erholt haben, sollten wir uns auf den Weg machen.«

»Ja. Ja natürlich. Es geht schon.« Er stand auf, und gemeinsam stapften sie schweigend über den Strand, erklommen die Stufen und fanden das Auto genau da, wo es laut Tisdalls Auskunft geparkt war: im Schatten der Bäume am Ende der Zufahrt. Es war ein schöner Wagen, ein bisschen zu auffällig. Ein cremefarbener Zweisitzer mit einem Stauraum zwischen Sitzen und Verdeck, für Gepäck, oder notfalls einen weiteren Passagier. In diesem Abteil entdeckte der Sergeant einen Damenmantel und ein Paar Lammfellstiefel, wie Frauen sie gern im Winter bei den Pferderennen tragen.

»Das hat sie angezogen, wenn sie an den Strand wollte. Einfach nur Mantel und Stiefel zu den Badesachen. Da ist auch ein Handtuch.«

Das stimmte. Der Sergeant hielt es in die Höhe: ein Tuch in grellem Grün und Orange.

»Komisch, dass sie das nicht mit an den Strand genommen hat«, meinte er.

»Sie hat sich am liebsten von der Sonne trocknen lassen.«

»Sie wissen anscheinend gut Bescheid über die Gewohnheiten einer Dame, deren Namen Sie nicht kannten.« Der Sergeant zwängte sich auf den Beifahrersitz. »Wie lang wohnen Sie schon zusammen?«

»Ich war ihr Gast«, korrigierte Tisdall, und sein Tofall klang zum ersten Mal schärfer. »Verstehen Sie es richtig, Sergeant, das kann Ihnen viel Mühe ersparen. Chris war meine Gastgeberin. Mehr nicht. Wir waren allein in ihrem Cottage, aber selbst mit einer Heerschar von Dienstboten hätte unser Verhältnis nicht unschuldiger sein können. Kommt Ihnen das wirklich so merkwürdig vor?«

»Allerdings«, antwortete der Sergeant freiheraus. »Was machen die denn hier?«

Er spähte in eine Papiertüte mit zwei schon recht verhutzelten Rosinenbrötchen.

»Oh, die hatte ich mitgenommen, damit sie etwas zu essen hat. Etwas anderes habe ich nicht gefunden. Als Kinder haben wir immer ein Brötchen bekommen, wenn wir aus dem Wasser kamen. Ich dachte, vielleicht freut sie sich, wenn ich ihr was mitbringe.«

Der Wagen schlingerte den steilen Weg zur Hauptstraße von Westover nach Stonegate hinunter. Sie überquerten sie, und auf der anderen Seite begann ein Hohlweg. Auf dem Wegweiser stand Medley 1, Liddlestone 3.

»Sie hatten also nicht vor, den Wagen zu entwenden, als Sie sich auf den Weg zu ihr an den Strand machten?«

»Aber nein!« Tisdall klang empört, als käme es allein auf die Absicht an. »Ich bin überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen – erst als ich auf den Hügel kam und ihn dort stehen sah. Ich kann immer noch gar nicht glauben, dass ich es wirklich getan habe. Es war so dumm von mir! Aber noch nie vorher habe ich so etwas getan.«

»War sie zu dem Zeitpunkt im Wasser?«

»Das weiß ich nicht. Ich habe nicht nach ihr gesehen. Wenn ich sie auch nur aus der Ferne gesehen hätte, hätte ich es nicht tun können. Ich habe nur die Brötchen reingeworfen, und dann ab. Als ich wieder zur Besinnung kam, war ich schon halb in Canterbury. Ich habe einfach kehrtgemacht, ohne zu halten, und bin wieder zurückgefahren.«

Der Sergeant sagte nichts dazu.

»Sie haben mir immer noch nicht verraten, seit wann Sie in dem Cottage wohnen.«

»Seit Samstag um Mitternacht.«

Inzwischen war es Donnerstag.

»Und Sie wollen mir immer noch weismachen, dass Sie den Nachnamen Ihrer Gastgeberin nicht kennen?«

»Ich kenne ihn nicht. Ich weiß, es wirkt ein wenig seltsam. Es kam mir ja anfangs auch so vor. Ich bin altmodisch erzogen. Aber bei ihr wirkte es ganz natürlich. Nach dem ersten Tag akzeptierten wir uns einfach. Es war, als würde ich sie schon seit Jahren kennen.« Da der Sergeant wiederum still blieb, nur dasaß und Unglauben ausstrahlte, wie ein Ofen Hitze ausstrahlt, fügte er, nun schon ein wenig ungehalten, hinzu: »Wieso sollte ich Ihnen denn den Namen nicht sagen, wenn ich ihn wüsste?«

»Woher soll ich das wissen?«, antwortete der Sergeant, was auch nicht half. Aus dem Augenwinkel beobachtete er den Gesichtsausdruck des jungen Mannes, bleich, doch gefasst. Es war auffällig, wie schnell er sich von Schmerz und Verzweiflung erholt hatte. Flatterhaft, die Jugend von heute. Keine echten Gefühle, egal wofür. Nur Hysterie. Was sie Liebe nannten, war einfach Leichtfertigkeit; alles andere galt ihnen als »sentimental«. Keine Disziplin. Kein Stehvermögen. Immer wenn etwas schwierig wurde, nahmen sie Reißaus. Nicht genug Prügel bekommen, als sie klein waren. Diese modernen Ideen, Kindern ihren Willen zu lassen. Da sah man, wohin das führte. Im einen Augenblick heult er am Strand, im nächsten die Ruhe in Person.

Aber dann fiel dem Sergeant auf, wie die gar zu gepflegten Hände am Steuerrad zitterten. Nein, was immer Robert Tisdall sonst sein mochte, ruhig war er nicht.

»Hier ist es?«, fragte der Sergeant, als sie an einem heckengesäumten Garten hielten.

»Hier ist es.«

Es war ein Fachwerkhäuschen, ungefähr fünf Zimmer, abgeschirmt von der Straße durch eine mehr als mannshohe Hecke aus Rosen und Geißblatt. Auch am Haus rankten Rosen. Genau was Amerikaner liebten, Wochenendausflügler, Fotografen. Die kleinen Fenster ließen die Stille ein, die hellblau gestrichene Tür stand gastfreundlich offen, im Schatten schimmerte drinnen an der Wand ein Bettwärmer aus Messing. Ein Cottage, wie es »ländlicher« nicht sein konnte.

Sie nahmen den Backsteinweg zum Haus, und eine schmächtige Frau erschien auf der Schwelle, strahlend in weißer Schürze; ihr schütteres Haar hatte sie zu einem Knoten am Hinterkopf gebunden, und oben auf dem schimmernden Scheitel saß ein wenig wacklig ein schwarzes Satinhäubchen.

Bei ihrem Anblick blieb Tisdall zurück, damit der Sergeant die schlimme Nachricht überbringen konnte, die seine mächtige hochoffizielle Gestalt mit der Deutlichkeit eines Plakatträgers ankündigte.

Doch Mrs Pitts war die Witwe eines Polizisten, und keinerlei Schreck zeigte sich auf ihrem strengen kleinen Gesicht. Wenn eine Uniform sich dem Haus näherte, hieß das, dass eine Mahlzeit gebraucht wurde – so sah es ihr Verstand.

»Ich habe ein paar Pfannkuchen zum Frühstück gemacht. Es wird ein heißer Tag werden, da lässt man den Herd am besten aus. Können Sie das Miss Robinson sagen, wenn sie wieder da ist, Sir?« Dann, als ihr aufging, dass die Uniform dienstlich da war: »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie ohne Führerschein gefahren sind, Sir!«

»Miss – Robinson, nicht wahr? – hatte einen Unfall«, erklärte der Sergeant.

»Mit dem Auto! Ach du je! Sie ist immer so verwegen gefahren. Ist es schlimm?«

»Nein, nicht mit dem Auto. Es war ein Badeunfall.«

»Oh«, sagte sie langsam. »So schlimm!«

»Wie meinen Sie das, so schlimm?«

»›Badeunfall‹ heißt immer nur eines.«

»Das stimmt«, gab der Sergeant zu.

»Tja ja.« Sie sagte es traurig, versonnen. Dann veränderte ihr ganzes Auftreten sich schlagartig. »Und wo haben Sie gesteckt?«, fuhr sie Tisdall an, der mit hängenden Schultern dastand, und bedachte ihn mit einem Blick, mit dem sie am Samstagabend Fisch beim Fischhändler in Westover angesehen hätte. Die nur oberflächliche Beflissenheit gegenüber »Herrschaften« hatte sich im Angesicht der Katastrophe zu einem ganz anderen Ton gewandelt. Tisdall erschien ihr jetzt als der Hallodri, als den sie ihn insgeheim von Anfang an gesehen hatte.

Der Sergeant fand das interessant, blieb aber bei seinem schroffen Ton. »Der junge Mann war nicht dabei.«

»Hätte er aber sein sollen. Er ist ja gleich nach ihr gegangen.«

»Woher wissen Sie das?«

»Ich habe ihn gesehen. Ich wohne in dem Häuschen am Ende der Straße.«

»Haben Sie die andere Adresse von Miss Robinson? Sie hat ja nicht dauerhaft hier gewohnt, nehme ich an.«

»Natürlich nicht. Sie hat das Haus nur für einen Monat. Es gehört Owen Hughes.« Sie hielt einen Moment inne, damit der Name seine Wirkung tun konnte. »Aber der dreht gerade in Hollywood. Es geht um einen spanischen Grafen, das hat er mir erzählt. Er habe italienische Grafen gespielt, sagte er, und französische Grafen, da sei ein spanischer Graf eine vollkommen neue Erfahrung für ihn. Ein sehr sympathischer Mann, Mr Hughes. Kein bisschen hochnäsig, obwohl ja alle Welt ganz verrückt nach ihm ist. Sie werden es nicht glauben, aber es war mal ein Mädchen hier und bot mir fünf Pfund für die Laken, zwischen denen er geschlafen hatte. Stattdessen habe ich ihr ordentlich die Meinung gesagt. Aber sie schämte sich kein bisschen. Bot mir fünfundzwanzig Schilling für einen Kopfkissenbezug. Ich weiß nicht, was aus der Welt noch werden soll, ich weiß es wirklich nicht, wenn solche –«

»Und wie lautet die andere Adresse von Miss Robinson?«

»Die einzige Adresse, die ich von ihr habe, ist diese hier.«

»Hat sie Ihnen denn nicht geschrieben, um mitzuteilen, wann sie kommt?«

»Die und schreiben! Telegramme hat sie geschickt. Ich nehme an, schreiben konnte sie, aber glauben Sie mir, sie hat es nie getan. Ungefähr ein halbes Dutzend Telegramme ging Tag für Tag an das Postamt in Liddlestone. Meistens hat mein Albert sie hingebracht, wenn er nicht in der Schule war. Manche über drei oder vier Formulare, so lang waren die.«

»Kennen Sie denn welche von den Leuten, die sie hier zu Besuch hatte?«

»Sie hatte nie jemanden hier. Außer Mr Stannaway natürlich.«

»Niemanden!«

»Keinen einzigen. Einmal – das war, als ich ihr den Trick bei dem Wasserklosett zeigte, der Spülung; man muss nämlich ganz fest ziehen und dann sofort loslassen – sagte sie: ›Mrs Pitts‹, sagte sie zu mir, ›kommt es bei Ihnen je vor, dass Sie einfach keine anderen Leute mehr sehen wollen?‹ Bei manchen, antwortete ich, wäre ich schon froh, wenn ich ihre Gesichter nicht dauernd sehen müsste. Und sie sagte: ›Nicht manche, Mrs Pitts. Alle. Dass Sie einfach keine Leute mehr sehen können.‹ Wenn mir so zumute sei, antwortete ich, nehme ich einen Löffel Rizinusöl. Sie lachte und meinte, das sei gar keine schlechte Idee. Den sollte man jedem verabreichen und würde staunen, was für eine schöne neue Welt man binnen zwei Tagen hätte. ›Dass Mussolini nicht auf den Gedanken gekommen ist!‹, sagte sie.«

»Kam sie aus London?«

»Ja. Sie ist nur ein- oder zweimal hingefahren, in den drei Wochen, die sie hier war. Zuletzt am vergangenen Wochenende – da brachte sie Mr Stannaway mit.« Wieder gab ihr Blick zu verstehen, dass Tisdall ja eigentlich gar nicht ganz zur menschlichen Art gehörte. »Weiß er denn ihre Adresse nicht?«

»Keiner weiß sie«, sagte der Sergeant. »Ich sehe mir mal ihre Papiere an, vielleicht finde ich da was.«

Mrs Pitts ging voraus ins Wohnzimmer; kühl, niedrige Decke, ein Aroma von Wicken.

»Was haben Sie mit ihr gemacht?«, fragte sie. »Der Toten, meine ich.«

»Im Schauhaus.«

Anscheinend brachte ihr das zum ersten Mal das ganze Maß des Unglücks zu Bewusstsein.

»Ach, lieber Gott.« Ganz langsam wischte sie mit dem Schürzenzipfel über die polierte Tischplatte. »Und ich mache ihr Pfannkuchen.«

Was keine Klage über die vergeblichen Pfannkuchen war, sondern ihr Tribut an die Unergründlichkeit des Lebens.

»Aber Sie werden wohl Frühstück brauchen«, wandte sie sich an Tisdall, sanfter gestimmt durch die unbewusste Erkenntnis, dass selbst die Besten nichts anderes sind als Spielbälle des Schicksals.

Doch Tisdall wollte kein Frühstück. Mit einem Kopfschütteln ging er ans Fenster, der Sergeant durchsuchte derweil den Schreibtisch.

»Ich hätte nichts gegen einen von Ihren Pfannkuchen«, sagte der Sergeant und wühlte weiter in den Papieren.

»Bessere bekommen Sie in ganz Kent nicht, auch wenn ich selbst es sage. Und vielleicht trinkt Mr Stannaway eine Tasse Tee.«

Sie ging hinaus in die Küche.

»Sie wussten also nicht, dass sie Robinson hieß?«, fragte der Sergeant und schaute auf.

»Mrs Pitts hat sie immer nur als ›Miss‹ angesprochen. Und finden Sie, sie sah aus, als ob sie Robinson hieße?«

Auch der Sergeant sagte sich, dass sie nie und nimmer Robinson geheißen hatte, und verfolgte das Thema nicht weiter.

Kurz darauf sagte Tisdall: »Wenn Sie mich nicht brauchen, würde ich gern in den Garten gehen. Es – es ist so stickig hier drin.«

»In Ordnung. Sie denken dran, dass ich den Wagen noch brauche, für die Rückfahrt nach Westover.«

»Ich habe es doch schon gesagt. Es war eine plötzliche Laune. Und außerdem könnte ich ihn jetzt ja wohl kaum stehlen und hoffen, dass ich damit durchkomme.«

Gar nicht so dumm, dachte der Sergeant. Und ziemlich aufbrausend noch dazu. Auf jeden Fall jemand, den man im Auge behalten musste.

Der Schreibtisch war übersät mit Illustrierten, Zeitungen, angebrochenen Zigarettenpackungen, Puzzlesteinchen, Nagelfeile und Nagellack, Mustern von Seidenstoffen und allerlei Krimskrams; so ziemlich alles außer Schreibutensilien. Die einzigen Papiere waren Rechnungen von örtlichen Lieferanten, die meisten quittiert. Die Frau war vielleicht unordentlich und chaotisch gewesen, aber ein gewisses Maß an Bedacht hatte sie doch walten lassen. Die Quittungen mochten zerknittert und, falls man sie brauchte, schwer zu finden sein, aber sie hatte sie alle aufgehoben.

Beseelt von der frühmorgendlichen Stille, den anheimelnden Geräuschen aus der Küche, wo Mrs Pitts mit Teekochen beschäftigt war, und der Aussicht auf Pfannkuchen frönte der Sergeant, während er den Schreibtisch inspizierte, seinem einzigen Laster. Er begann zu pfeifen. Ganz leise und melodisch und betörend, aber – er pfiff. »Sing to me sometimes«, tirilierte er, nicht ohne den einen oder anderen Schnörkel, und sein Unbewusstes bezog große Genugtuung aus der Darbietung. Seine Frau hatte ihm einmal einen Artikel in der Mail gezeigt, in dem stand, Pfeifen zeuge von einem Mangel an Verstand. Aber das hatte ihn nicht kuriert.

Und dann, ganz plötzlich, wurde die heitere Gelassenheit des Augenblicks aufgestört. Ohne Vorwarnung erklang eine Art Trommelwirbel an der angelehnten Wohnzimmertür – ta-ti-ta-tam-ta-TA! Eine Männerstimme sagte: »Da steckst du also!« Die Tür wurde mit Schwung aufgestoßen, und im Türrahmen stand ein kleiner, dunkelhaariger Fremder.

»Ha-llo-hoo«, sagte er, machte mehrere Silben daraus. Er stand da und sah den Sergeant an, gut gelaunt, mit dem schönsten Lächeln. »Ich dachte, Sie wären Chris! Was macht ein Mann des Gesetzes hier? Ein Einbruch womöglich?«

»Nein, kein Einbruch.« Einen Moment lang geriet der Sergeant ins Schwimmen.

»Sagen Sie jetzt nicht, dass Chris eine wilde Party geschmissen hat! Ich dachte, das hätte sie schon vor Jahren aufgegeben. Passt nicht zu den anspruchsvollen Rollen.«

»Nein, Tatsache ist, es –«

»Wo ist sie denn überhaupt?« Übermütig rief er durch die Decke nach oben. »Juuu-huuu! Chris, komm runter! Du alte Na-du-weißt-schon! Versteckst dich vor mir!« Und an den Sergeant gewandt: »Hat uns alle sitzen lassen, seit fast drei Wochen schon. Zu viel Scheinwerferlicht, nehme ich an. Früher oder später kriegt da jeder ’nen Koller. Aber ihr letzter war ja ein richtiger Reißer, da wollen sie natürlich gleich nachlegen.« Er summte ein paar Takte von »Sing to me sometimes«, mit gespieltem Ernst. »Deshalb hatte ich Sie ja für Chris gehalten – Sie pfeifen ihr Lied. Und das verdammt gut.«

»Ihr – ihr Lied?« Gleich, sagte der Sergeant sich hoffnungsvoll, gleich würde ein Lichtstrahl das Dunkel erhellen.

»Ja sicher, ihr Lied. Wessen denn sonst? Mein lieber Mann, Sie haben doch nicht geglaubt, es ist meins, oder? Nie im Leben. Sicher, ich habe es geschrieben. Aber das zählt doch nicht. Es ist ihr Lied. Und wie sie das rübergebracht hat, was? Oder? War das nicht eine Leistung?«

»Das kann ich nicht beurteilen.« Wenn der Mann doch nur aufhören würde zu reden, dann könnte er vielleicht Ordnung in seine Gedanken bringen.

»Oder haben Sie Hinter Gittern etwa noch gar nicht gesehen?«

»Nein, ich glaube nicht.«

»Das ist das Schlimmste an Radio und Schallplatten und dem ganzen Zeug – sie nehmen einem Film allen Schwung. Bis Sie sehen, wie Chris den Song singt, kommt er Ihnen wahrscheinlich schon zu den Ohren raus. Das ist nicht fair zu dem Film. Songschreiber und solche Leute, da mag das angehen, aber nicht beim Film selbst, da nicht. Da müsste es Absprachen geben, irgendwas. He, Chris! Ist sie etwa gar nicht da, wo ich mir so viel Mühe gemacht habe, sie aufzuspüren?« Er verzog das Gesicht wie ein Baby, das seinen Willen nicht bekommt. »Wenn sie reinspaziert und mich hier findet, ist es nicht halb so gut, als wenn ich reinspaziere. Meinen Sie, ich –«

»Einen Augenblick, Mr – ähm – ich weiß nicht, wie Sie heißen.«

»Ich bin Jay Harmer. Jason auf der Geburtsurkunde. ›If it can’t be in June‹, das ist von mir. Wahrscheinlich pfeifen Sie das, wenn Sie –«

»Mr Harmer. Verstehe ich es recht, dass die Dame, die hier wohnt – wohnte –, Filmschauspielerin ist?«

»Ob sie Filmschauspielerin ist!« Über die Frage staunte Mr Harmer so sehr, dass es ihm tatsächlich für einen Augenblick die Sprache verschlug. Dann ging ihm auf, dass es wohl ein Missverständnis war. »Sagen Sie, Chris wohnt doch hier, oder?«

»Die Dame heißt Chris, ja. Aber – na, vielleicht können Sie uns da weiterhelfen. Es hat einen Vorfall gegeben – einen sehr bedauerlichen –, und offenbar hatte sie ihren Namen mit Robinson angegeben.«

Der Mann lachte, für ihn war es ein Riesenspaß. »Robinson! Der ist gut! Ich hab ja schon immer gesagt, sie hat keine Phantasie. Würde nie einen Gag hinkriegen. Haben Sie ihr geglaubt, dass sie Robinson heißt?«

»Na ja, nein, es klang nicht sehr glaubwürdig.«

»Genau was ich sage! Na, dass sie auf mir herumgetrampelt hat wie auf den Schnipseln im Schneideraum, das zahle ich ihr jetzt heim und verpetze sie. Wahrscheinlich sperrt sie mich dafür vierundzwanzig Stunden lang in den Eisschrank, aber das soll es mir wert sein. Ich bin ja kein Gentleman, da kann ich auch nicht tiefer sinken, wenn ich es Ihnen verrate. Sergeant, der Name der Dame lautet Christine Clay.«

»Christine Clay!«, rief der Sergeant.

Die Kinnlade klappte ihm herunter, er konnte nichts dagegen tun.

»Christine Clay!«, hauchte Mrs Pitts, die in der Tür stand, das Tablett mit Pfannkuchen vollkommen vergessen.

3

»Christine Clay! Christine Clay!«, gellte es schon amMittag von den Plakaten der Zeitungsläden.

»Christine Clay!«, schrien die Schlagzeilen.

»Christine Clay!«, plapperte es im Radio.

»Christine Clay!«, erzählte Nachbarin der Nachbarin.

Weltweit hielten Leute inne, um diesen Namen zu sagen. Christine Clay ertrunken! Und in der ganzen zivilisierten Welt fragte nur ein Einziger: »Wer ist Christine Clay?« – ein geistreicher junger Mann auf einer Party in Bloomsbury. Und der fragte es nur, um »geistreich« zu sein.

Die ganze Welt stand kopf, weil eine Frau ums Leben gekommen war. Ein Mann rief aus Kalifornien ein Mädchen in Greenwich Village an und offerierte ihr eine Filmrolle. In Texas startete ein Pilot zu einem außerplanmäßigen Nachtflug mit einer Ladung Clay-Filme für Sondervorstellungen. Eine Firma in New York stornierte eine Bestellung. Ein italienischer Adliger, der ihr seine Jacht hatte verkaufen wollen, war plötzlich bankrott. Ein Mann in Philadelphia aß seine erste anständige Mahlzeit seit Monaten, weil er eine »Ich kannte sie schon, als sie noch«-Geschichte verkaufen konnte. Eine Frau stand in Le Touquet auf der Bühne, weil sie nun endlich die Chance hatte zu singen. Und in einer englischen Kathedralstadt dankte ein Mann Gott auf Knien.

Die Presse, die in der Flaute der Sauregurkenzeit dahindümpelte, warf bei diesem unverhofften Windstoß sofort sämtliche Leinen los. Der Clarion rief Bart Bartholomew, den Mann fürs Pittoreske, von einem Schönheitswettbewerb in Brighton zurück (und Bart war froh, dass er wegkonnte; bei seiner Rückkehr fragte er unverhohlen, wie denn ein Metzger Fleisch essen könne) sowie »Knüller« Hopkins, den Experten für »Liebe und Leidenschaft«, von einem sehr langweiligen und gewöhnlichen Schürhakenmord in Bradford. (So tief war der Clarion gesunken.) Fotoreporter kehrten Rennstrecken, Militärparaden, Prominentenhochzeiten, Kricketspielen und dem Mann, der mit einem Ballon zum Mars fliegen wollte, den Rücken und fielen wie Heuschrecken über ein Cottage in Kent her, über die Maisonettewohnung in der South Street und das möblierte Herrenhaus in Hampshire. Dass Christine Clay sich, obwohl sie doch diesen letzteren, bezaubernden Landsitz zur Miete hatte, ohne ein Wort zu ihren Freunden in ein unbekanntes und unkomfortables Cottage geflüchtet hatte, lieferte eine willkommene Coda zur Hauptsensation ihres Todes. Beeindruckende Fotos von dem Herrenhaus (Gartenseite, wegen der Eiben) waren betitelt Das Haus, das Christine Clay gehörte (sie hatte es nur für den Sommer gemietet, aber ein gemietetes Haus rührte die Leserschaft nicht), und direkt daneben das rosenumrankte Cottage, Bildunterschrift Das Haus ihres Herzens.

Ihr Presseagent weinte bittere Tränen darüber. Dass so etwas aber auch immer erst an die Öffentlichkeit kam, wenn es zu spät war!

Jeder aufmerksame Beobachter, sofern er nicht selbst zu sehr von den Folgen betroffen war, hätte bemerken können, dass Christine Clays Tod, auch wenn er in unterschiedlichem Maße Mitleid, Bestürzung, Entsetzen, Bedauern und ein halbes Dutzend andere Regungen auslöste, doch bei niemandem Trauer zu wecken schien. Die einzige echte Gefühlswallung war der hysterische Ausbruch von Robert Tisdall an ihrer Leiche gewesen. Und wer hätte sagen können, wie viel davon Selbstmitleid war? Christine war zu weltläufig gewesen, als dass sie etwas so Kleinem wie einem »Kreis« hätte angehören können. Aber unter ihren engsten Bekannten war Bestürzung die vorherrschende Reaktion auf die schreckliche Nachricht. Und auch das galt nicht für alle. Coyne (vormals Cohen), der bei ihrem dritten und letzten englischen Film Regie führen sollte, mochte der Verzweiflung nah sein, aber Lejeune (vormals Tomkins), der an ihrer Seite hätte spielen sollen, war sehr erleichtert; ein Film mit Clay war vielleicht etwas, das man sich ans Revers heften konnte, aber Gift für den eigenen Marktwert. Die Herzogin von Trent, die ein Essen mit Clay organisiert hatte, um in der Londoner Gesellschaft wieder als Gastgeberin Gnade zu finden, mochte mit den Zähnen knirschen, aber Lydia Keats jubilierte ganz offen. Sie hatte den Tod vorhergesagt, und selbst für eine erfolgreiche Wahrsagerin, die in den besten Kreisen verkehrte, war das ein Glückstreffer. »Meine Liebe, einfach großartig!«, schmeichelten ihre Freunde. »Meine Liebe, einfach großartig!« Immer und immer wieder. Bis Lydia vor lauter Begeisterung so aus dem Häuschen war, dass sie all ihre Zeit damit zubrachte, von einem Treffen zum nächsten zu hasten, um diesen beglückenden Auftritt immer wieder aufs Neue zu erleben, wenn man sie mit den Worten »Da ist Lydia! Meine Liebe, einfach …!« begrüßte, und sich im Licht ihres Staunens zu sonnen. Nein, soweit zu sehen, brach niemandem das Herz, weil Christine Clay nicht mehr unter den Lebenden weilte. Die Welt bürstete sich den Staub vom schwarzen Anzug und hoffte auf eine Einladung zum Begräbnis.

4

Aber zunächst einmal kam die gerichtliche Untersuchung. Und bei dieser Untersuchung war es, dass die ersten, leisen Anzeichen einer noch viel größeren Sensation am Horizont erschienen, die sich hinter der ursprünglichen verbarg. Jammy Hopkins – »Knüller« Hopkins – war es, dem das leichte Beben der glatten See als Erstem auffiel. Seinen Spitznamen trug er, weil er immer lauthals »Das wird ein Knüller!« rief, wenn eine gute Geschichte sich abzeichnete, und abgeklärt wie er war, war in mageren Zeiten alles ein Knüller, was die Druckpresse in Gang hielt. Hopkins hatte ein untrügliches Gespür für Sensationen, und das war es, was ihn schlagartig stocken ließ, als er für Bartholomew die Gesellschaft der Schaulustigen kommentierte, die sich in dem kleinen kentischen Ratssaal drängte. Er stutzte und starrte. Denn zwischen den breitkrempigen Hüten zweier Damen der Gesellschaft hatte er das gelassene Gesicht eines Mannes entdeckt, dessen schiere Anwesenheit sensationeller war als alles andere im Saal.

»Was entdeckt?«, fragte Bart.

»Und ob ich was entdeckt habe!« Hopkins erhob sich von der Bank, während zugleich der Coroner Platz nahm und mit seinem Hämmerchen Ruhe forderte. »Halt mir den Platz frei«, flüsterte er und ging nach draußen. Gleich darauf trat er wieder ein, durch die Hintertür, suchte sich geschickt einen Weg zu dem Platz, den er im Auge hatte, und setzte sich. Der Mann neben ihm drehte den Kopf, um zu sehen, wer der Eindringling war.

»Morgen, Inspector«, begrüßte Hopkins ihn.

Der Inspector ließ sich anmerken, dass er alles andere als erfreut war.

»Würde ich sonst nie machen, aber ich brauche das Geld«, sagte Hopkins laut.

Wieder forderte der Untersuchungsrichter Ruhe, und die Züge des Inspectors entspannten sich.

Kurz darauf, als Potticary polternd aufstand, um seine Aussage zu machen, fragte Hopkins: »Was hat denn Scotland Yard hier zu suchen, Inspector?«

»Wir schauen zu.«

»Verstehe. Einfach nur, um mal zu sehen, wie so eine Verhandlung abläuft. Nicht viel los an der Verbrecherfront, was?« Und da der Inspector sich nicht aus der Reserve locken ließ: »Haben Sie doch Mitleid, Inspector. Wie sieht es aus? Irgendwas faul an dem Todesfall? Sie haben einen Verdacht, stimmt’s? Wenn Sie nichts an die Presse geben wollen, ich bin die Verschwiegenheit in Person.«

»Eine Schmeißfliege in Person sind Sie.«

»Na wenn Sie mich aber auch so anlocken!« Doch auch darauf bekam er nur ein Grinsen, nichts weiter. »Dann sagen Sie mir doch wenigstens eines, Inspector. Wird die Entscheidung hier vertagt?«

»Das würde mich nicht wundern.«

»Danke. Dann weiß ich Bescheid«, entgegnete Hopkins, halb sarkastisch, halb im Ernst, und stand wieder auf. Er klaubte Mrs Pitts’ Albert von seinem Platz am Fenster, wo er klebte wie eine Napfschnecke, überzeugte ihn davon, dass zwei Schilling besser waren als ein Platz ganz hinten in einer langweiligen Verhandlung, und schickte ihn nach Liddlestone, mit einem Telegramm, das die Redaktion des Clarion in Aufruhr versetzte. Dann kehrte er zu Bart zurück.

»Irgendwas ist faul hier«, flüsterte er ihm zu. »Scotland Yard. Da drüben sitzt Grant, hinter dem roten Hut. Entscheidung wird vertagt. Jetzt brauchen wir nur noch den Mörder!«

»Hier im Saal ist er nicht«, meine Bart, der die Anwesenden gemustert hatte.

»Nein«, stimmte Hopkins zu. »Wer ist der Knabe da in Flanellhosen?«

»Ihr Verehrer.«

»Dachte, das wäre Jay Harmer.«

»War er. Dieser hier war der Neue.«

»Mord im Liebesnest?«

»Könnte man drauf wetten.«

»Sie galt als kühler Fisch, oder?«

»Hieß es immer. Anscheinend hat sie allen was vorgemacht. Und da hätten wir schon ein schönes Mordmotiv, finde ich.«

Die Zeugenvernehmung war rein formeller Art – Auffinden und Identifizieren der Leiche –, und gleich als das überstanden war, schloss der Coroner die Verhandlung, ohne ein Datum für eine Fortführung festzulegen.