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Alle drei Minuten ein Einbruch − die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland steigt rasant. Mit einer guten Sicherheitstechnik – nicht immer der teuersten − schützen Sie Ihr Zuhause am besten vor Einbrechern. Dieser Ratgeber bündelt alle Informationen von Alarmanlagen bis Tür- und Fenstersicherung, getestet von Stiftung Warentest, und gibt Tipps zu wichtigen Verhaltensweisen. Denn auch weniger aufwendige Maßnahmen halten Täter fern. Die gute Nachricht: Einbrecher ziehen schnell weiter, wenn Sie nach wenigen Augenblicken keinen Erfolg haben. Für Ihr rundum sicheres Zuhause: wie automatische Rauchmelder schlimmes verhindern, indem sie frühzeitig warnen, warum eine korrekte Dokumentation von Wertsachen hilfreich ist, was Versicherungen abdecken und wie viel Sie dafür ausgeben müssen. Außerdem erfahren Sie, für welche Sicherheitstechnik Sie Zuschüsse bekommen können.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 163
Was wollen Sie wissen?
Wie gefährdet ist Ihr Zuhause?
Deutschland, das Einbrecher-Eldorado
Einbruch: Nur in der dunklen Jahreszeit?
Das Böse schläft nie – Einbrüche bei Tag und Nacht
So verhalten Sie sich richtig
Typische Patzer vermeiden
Die Augen offen halten
Sicher in den Urlaub
Die Maschen der Trickbetrüger
Die Schwachstellen ausfindig machen
Wissen, wo man als erstes ansetzen muss
Keiner muss die Kosten alleine tragen
Türen und Fenster mechanisch sichern
Die Wohnungstür absichern
Besserer Schutz für kleines Geld: Kastenzusatzschlösser
Solider Schutz mit einem Querriegelschloss
Hoch hinaus: Vertikalstangenschloss
Die Fenster sichern
Abschließbare Fenstergriffe
Zusatzschlösser für die Fenster
Elektronische Sicherungen
Simulierte Anwesenheit durch kleine Helfer
Der Klassiker beim Eigenheim: Die Alarmanlage
Alles im Blick mit Überwachungskameras
Im Smart Home alles im Blick
Hab und Gut richtig versichern
Bestens geschützt – mit der Hausratversicherung
Versicherungsschutz fürs Haus
Eingebrochen: Was tun?
Auf frischer Tat ertappt
Gehen Sie auf Nummer sicher
Tiefe Angst vor Einbrüchen
Gut geschützt gegen Katastrophen
Gefahr Nummer 1: Rohr- bruch und Wasserschaden
Wenn die Wohnung oder das Haus brennt
Die Natur wird immer unberechenbarer
Hilfe
Adressen
Mehr Informationen
Stichwortverzeichnis
Mehr Informationen
Immer mehr Einbrüche in Häuser und Wohnungen – da kann man leicht verzweifeln. Aber geben Sie nicht gleich auf. Der folgende Schnelleinstieg zeigt Ihnen, wie dieses Buch Ihnen bei Fragen rund um den Einbruch- und Katastrophenschutz weiterhelfen kann.
Bei knapp 170 000 Wohnungseinbruchdelikten pro Jahr wird im Schnitt in Deutschland alle drei Minuten irgendwo eingebrochen (siehe ab Seite 10). Bei rund 40 Millionen Haushalten in Deutschland ist die rechnerische Wahrscheinlichkeit also relativ gering, dass es gerade Sie trifft – dennoch kann es jeden treffen. Geben Sie sich nicht der Illusion hin zu glauben, dass es bei Ihnen ja nichts zu holen gibt. Die Einbrecher gehen nämlich vom Gegenteil aus und erhoffen sich reiche Beute. Sind dann noch Fenster und Türen schlecht gesichert, ist es nur ein Frage der Zeit, bis die Kriminellen es auch bei Ihnen versuchen.
Leider nein! Alarmanlagen können sogar als Hinweis verstanden werden, dass ein Einbruch sich hier besonders lohnen würde. Ohnehin dauert ein Einbruch nur wenige Minuten – eine gellende Alarmanlage ist da wenig abschreckend. Bis die Polizei vor Ort ist, sind die Einbrecher schon längst wieder über alle Berge. Auch Attrappen helfen wenig: Etwas versierte Kriminelle erkennen den Schwindel sofort und lassen sich dadurch nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Mehr zum Thema Alarmanlagen und Attrappen finden Sie ab Seite 76.
Ja! Sollte Ihnen irgendwas komisch vorkommen, zögern Sie bitte nicht, die 110 anzurufen. Verdächtige fremde Personen, die durch die Straßen schlendern? Lichter von Taschenlampen, die durch die dunklen Räume der Nachbarn zucken? Ein Auto mit fremdem Nummernschild, das wiederholt an einer Ecke steht mit zwielichtigen Personen darin? Die Polizei ist rund um die Uhr für Ihre Sicherheit da! Besonders dann, wenn Informationen „frisch“ sind, können die Einsatzkräfte am meisten tun. Viele Einbrecher werden gerade deshalb geschnappt, weil aufmerksame Nachbarn und Anwohner frühzeitig die Ordnungshüter alarmieren. Allerdings: Sollten Sie lediglich Fragen rund um das Thema Einbruch haben, wenden Sie sich lieber an die normale Rufnummer Ihrer Polizeibehörde vor Ort. Sie finden Sie im Telefonbuch unter „Polizei“. Ansonsten lesen Sie alle Informationen und Tipps rund um das richtige Verhalten ab Seite 110.
Zunächst einmal: Bewahren Sie Ruhe und rufen Sie sofort die Polizei. Versuchen Sie, aus sicherer Entfernung möglichst detaillierte Angaben über die Einbrecher zu machen: Farbe, Marke und Typ des Fluchtwagens, Nummernschild, Informationen zu den Tätern wie Kleidung, körperliche Merkmale und vielleicht sogar Sprache. Machen Sie auf sich aufmerksam, indem Sie Lichter einschalten und Lärm verursachen, aber ohne sich den Einbrechern in den Weg zu stellen. Die Ganoven wollen nicht entdeckt werden, und wenn es doch geschieht, flüchten sie in 80 Prozent der Fälle. Wenn Sie ihnen dann im Wege stehen, kann das unter Umständen sehr gefährlich werden. Viele Einbrecher scheuen sich nicht Gewalt anzuwenden, um die Flucht ergreifen zu können. Notwehr ist die Verteidigung gegen einen solchen Angriff. Sie dürfen aber nur das jeweils geringste Maß an Gewalt anwenden und der Angriff muss gegenwärtig stattfinden. Mehr Informationen zum Thema Notwehr finden Sie ab Seite 113.
Die wichtigste Regel lautet: Nichts anfassen, keine Spuren verunreinigen! Achten Sie darauf, dass nicht noch mehr unbefugte Personen über die beschädigten Türen und Fenster einsteigen können. Während Sie auf die Polizei warten, können Sie bei Nachbarn fragen, ob diese etwas Auffälliges beobachtet haben. Auch verdächtige Situationen an den Vortagen können den Ordnungshütern bei ihren Ermittlungen helfen.
Nach der Freigabe durch die Polizei rufen Sie am besten Handwerker an, die Ihr Zuhause mindestens provisorisch wieder sichern können.
Verschaffen Sie sich dann einen ersten Eindruck. Was fehlt? Was wurde zerstört? Notieren Sie sich alles so genau wie möglich. Auch erste Fotos sollten zur Beweissicherung aufgenommen werden. Rufen Sie schließlich Ihre Versicherung an. Informieren Sie sie über das, was geschehen ist und geben Sie an, was auf den ersten Blick gestohlen oder zerstört wurde. Fragen Sie Ihre Versicherung, was Sie nun tun sollen, um die Leistungen voll und ganz in Anspruch nehmen zu können. Ausführlichere Hinweise, wie Sie sich nach einem Einbruch verhalten sollten, finden Sie ab Seite 90.
Wenn Sie dieHausratversicherung nie in Anspruch nehmen müssen, ist das kein Problem. Doch in einem Schadensfall – insbesondere einem relativ teuren – schaut sich der Versicherer Ihren Hausrat genauer an. Er wird Ihre Gegenstände und Wertsachen immer nach dem Neuwert berechnen. Ein geschenkter alter Massivholzschrank wird von der Versicherung immer weit höher bewertet, als Sie für einen preiswerten Ersatz bezahlen würden. Unter Umständen haben Sie Ihren Hausrat also falsch kalkuliert, sodass die Versicherungssumme zu niedrig ist. Hier spricht man von Unterversicherung. Es besteht die Gefahr, dass Sie im Schadensfall weit weniger Leistungen erhalten, als Sie eigentlich benötigen. Was Sie tun können, um Unterversicherung zu vermeiden, erfahren Sie ab Seite 92.
Es empfiehlt sich durchaus, das Haus gegen Hochwasserschäden versichern zu lassen. Selbst dann, wenn man in einer Gegend wohnt, die eigentlich nie ein Hochwasser hatte. Denn zum einen bietet eine solche Elementarversicherung Schutz gegen andere außergewöhnliche Naturgefahren – wie zum Beispiel Erdbeben oder Schneedruck. Außerdem kann ein Starkregen auch dort vorkommen, wo Hochwasser relativ selten zu finden ist. Die Statistik zeigt, dass Naturgefahren in letzter Zeit häufiger auftreten als in den letzten Jahrzehnten und in Zukunft noch zunehmen werden (siehe ab Seite 132).
Eine Elementarversicherung können Sie vor allem im Rahmen einer Wohngebäudeversicherung abschließen. Mehr dazu finden Sie ab Seite 100.
Die Haustür ist offen und in der Wohnung herrscht das Chaos. Alle Schubladen wurdendurchwühlt, ihr Inhalt liegt quer über den Fußboden verteilt. Sofort ist klar: Es wurdeeingebrochen! Was viele immer nur bei anderen vermuten, kann jeden treffen.
Wir hoffen natürlich sehr, dass dieses erschreckende Szenario für Sie nicht zur Realität wird.
Oft geschieht es aber, wenn man „nur kurz einmal weg war“, etwa beim Einkaufen oder bei einem Arzttermin um die Ecke. Fremde Personen im Hausflur? Hat keiner gesehen. Ohnehin sind es selten auffällig düster gekleidete Männer samt Sturmhaube, die bisweilen nachts mit dem Brecheisen durch das Fenster steigen. Immer häufiger geschehen Wohnungseinbrüche – auch am hellen Tag – von ganz normal wirkenden Menschen.
Eine relativ neue und unauffällige Methode stellt der Einsatz von akkubetriebenen Lötkolben dar. Mit denen lassen sich völlig geräuschlos Löcher in Fenster- oder Türrahmen aus Kunststoff brennen. Mit ein paar Kenntnissen über den Aufbau der Mechanik gelangen die Täter an den im Inneren des Rahmens befindlichen Schließmechanismus und entsperren diesen ganz einfach. Etwas aufwendiger, aber auch gerne angewandt: Die Einbrecher schieben eine Drahtschlinge durch das eingebrannte Loch, um damit von innen den Tür- oder Fenstergriff zu bewegen.
Um künftig optimal geschützt zu sein, sollte man die Gegenwart kennen. Immerhin präsentieren Polizei und Kriminalämter, Versicherer und Forschungsstellen jährlich aktuelle Zahlen.
Immerhin etwas beruhigend: Es gibt Länder, in denen bezogen auf die Einwohnerzahl noch häufiger eingebrochen wird. Die Bundesrepublik stand im internationalen Vergleich zuletzt nicht unmittelbar an oberster Position. So kommen in Deutschland auf 100 000 Einwohner 175 Einbrüche. Zum Vergleich: Italien schafft 395, Belgien sogar 724 Delikte pro Jahr und 100 000 Bewohner. Dies belegten im Jahr 2012 die Zahlen von Eurostat, dem Statistikbüro der EU.
Dennoch: Aktuellere Erhebungen der deutschen Polizei belegen wieder einen sprunghaften Anstieg bei Wohnungseinbrüchen innerhalb der letzten sechs Jahre. Anders als die meisten anderen Straftaten nimmt der Tatbestand des Wohnungseinbruchs regelmäßig zu. Für 2015 zählte die Polizei 167 136 dieser Delikte. Im Schnitt wird bundesweit also 19 Mal pro Stunde eingebrochen – etwa alle drei Minuten sucht ein ungebetener Gast eine fremde Behausung heim.
Aber wieso ist Deutschland bei Einbrechern aktuell so beliebt? Konkret begann der Trend im Jahre 2006 und nahm spätestens im Jahr 2009 richtig Fahrt auf. Tatsächlich ermittelten Ökonomen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung bereits im Jahr 2000, dass komplexe wirtschaftliche Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass die Zahl der Einbrüche in die Höhe schießt. Könnte also der eigene Erfolg eine Mitschuld tragen? Immerhin wuchs 2006 das Bruttoinlandsprodukt rasant an. Und tatsächlich: Im Jahr 2015 wurde im Vergleich zu 2006 um 60 Prozent häufiger in Deutschland eingebrochen. Vereinfacht gesagt bedeutet das: Wo es viel zu holen gibt, wird auch häufiger eingebrochen. Das heißt aber nicht auch automatisch, dass nur in den Gegenden eingebrochen wird, wo die reichen Mitglieder der Gesellschaft leben. Dort, wo sozial schwächere Menschen leben, wird ebenfalls überdurchschnittlich oft eine fremde Wohnung ausgeraubt. Auf der anderen Seite sind die nackten Zahlen kein Trost für diejenigen, die sich nach einem Einbruch in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlen. Doch wer sind die Menschen, die ungebeten in intimste Lebensbereiche anderer eindringen?
Alarmierende Zahlen
2015: Im letzten Erhebungszeitraum zählte die Polizei
1
67
1
36 Wohnungseinbrüche (+ 9,9 % gegenüber dem Vorjahr, Quelle: PKS 2015).
Die Polizei belegt mit ihren aktuellen Zahlen: 59,8 Prozent der Tatverdächtigen haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Damit geht ein Großteil der Gefahr von Einheimischen aus. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 40,2 Prozent der Täter Nichtdeutsche sind und laut Kriminalstatistik sind davon wiederum nur 10,2 Prozent legale Zuwanderer. Heißt: 30 Prozent dieser Personen sind reisende Einbrecher. Sie kommen laut Polizeibericht hauptsächlich aus Serbien, Rumänien, Türkei, Albanien, Polen und Georgien.
Interessant dabei ist, dass die Tätergruppen aus Osteuropa laut der Ermittler durch ihre professionellere Vorgehensweise auffallen. Zum einen erzielen sie im Schnitt höhere Beuten mit einem deutlich höheren Gesamtwert. Zum anderen gehen sie bei ihren Einbrüchen gezielter vor und durchsuchen beispielsweise die Schubladen effizient von unten nach oben. Auch suchen sich diese Täter vermehrt Objekte mit günstiger Verkehrsanbindung zur nächsten Hauptstraße aus. Allerdings sind es auch nicht immer die Fremden, die das eigene Heim gefährden.
… haben 60 Täter die deutsche Staatsangehörigkeit.
… handeln 48 Täter allein.
… sind 12 Konsumenten harter Drogen.
Viele fragen sich: Gibt es eine spezielle Zeit im Jahr, in der die Einbrecher häufiger zuschlagen? Und wer sind die Täter überhaupt? Die Polizei kennt die genauen Zahlen.
Das Landeskriminalamt in Düsseldorf kommt in einer aktualisierten Fallstudie mit Zahlen aus den Jahren 2011 und 2012 zu einer weiteren, äußerst interessanten Erkenntnis: In 47,7 Prozent der 10 000 untersuchten Fälle kannten sich Täter und Opfer bereits vor der Tat. Bedeutet: Die Täter sind häufig eben auch Familienangehörige, Verwandte, ehemalige Partner, Arbeitskollegen oder Nachbarn.
Ob nun bekannt oder unbekannt, deutscher oder eingereister Einbrecher: Die meisten sind nicht auf eine Konfrontation aus. Das ist beruhigend, und laut einer Untersuchung des LKA NRW fliehen die meisten Verbrecher (84,4 Prozent), sollten sie bei ihrer Tat entdeckt werden. Dennoch empfehlen die offiziellen Stellen, sich den Tätern nicht in den Weg zu stellen, sondern lieber sofort die Polizei zu alarmieren.
Eines haben die Ganoven nämlich garantiert nicht: Zeit. Daher bleibt es bei fast der Hälfte (42,7 Prozent) der Taten beim Einbruchsversuch. Die meisten Täter geben nach zwei bis fünf Minuten einen Versuch als gescheitert auf – und ziehen weiter zur nächsten Wohnung.
Die Mitarbeiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen beschäftigten sich ebenfalls eingehend mit dem Phänomen Wohnungseinbruchdiebstahl. Die Forscher kamen unter anderem zu dem Ergebnis, dass bei den meisten gescheiterten Einbruchsversuchen (52,8 Prozent) eine sichere Tür den Bruch verhinderte. Bei rund einem Drittel der Versuche störten anwesende Personen die Gauner außerhalb der Wohnung, etwa im Flur. Ein Viertel der gescheiterten Einbrüche war gesicherten Fenstern zu verdanken. Nur selten benutzen Einbrecher rohe Gewalt. Fenster einschlagen, Türen eintreten – all diese brachialen Methoden erzeugen zu viel Lärm. Das Risiko entdeckt zu werden, steigt dabei erheblich.
Und ob nun aufmerksamere Nachbarn oder gut gesicherte Türen und Fenster: Die Polizei stellt fest, dass „über den Zeitraum von 15 Jahren der Anteil von vollendeten Fällen stetig gesunken ist. Dies könnte durchaus auf Verbesserungen der Sicherungsmaßnahmen im privaten Bereich gegen Wohnungseinbruch beruhen.“ Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2015 weist einen Versuchsanteil von 42,7 Prozent aus (von den insgesamt 167 163 angezeigten Einbrüchen), bei denen die Täter nicht erfolgreich waren. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2005, lag der Anteil bei nur 36,6 Prozent.
Kurz: Die Zahl der Einbrüche nimmt zwar zu – die Täter kommen aber auch immer schwieriger an die Beute heran. Das ist – für den Einzelnen – unter dem Strich eine gute Entwicklung: Die Chance, einem Einbruch aus dem Weg zu gehen, ist mit entsprechenden Vorkehrungen sehr gut. Trotzdem vernachlässigen viele den Eigenschutz beinahe schon sträflich und machen es den Einbrechern viel zu einfach: Die meiste Sicherheitstechnik, wenn überhaupt ein gesonderter Schutz vorhanden ist, ist hoffnungslos veraltet. Wohnungstüren etwa, die von außen keinen sichtbaren, mechanischen Schutz aufweisen, werden gerne als erstes Ziel in Angriff genommen. Bei derart ungesicherten Türen benötigen Einbrecher keine 15 Sekunden, um sie mit einem handelsüblichen Schlitzschraubendreher und nahezu geräuschlos aufzuhebeln. Kein Wunder also, dass die Einbruchzahlen im letzten Jahr weiter gestiegen sind. Dabei sind die Kosten für einen grundlegenden Schutz überschaubar (siehe Seite 52). Niemand kann sein Heim dauerhaft selbst bewachen. Und die Ganoven probieren es nahezu zu jeder Tages- und Nachtzeit – und zwar das gesamte Jahr über.
Einbrecher gibt es in allen Gesellschaftsschichten. Allerdings lassen sich laut Polizei statistische Schwerpunkte feststellen. Der statistische Einbrecher …
… ist männlich.
… ist über 21 Jahre alt.
… hat die deutsche Staatsangehörigkeit.
… ist bereits polizeilich bekannt (nicht unbedingt wegen Einbruchs).
… schlägt am häufigsten in Nordrhein-Westfalen zu.
… vermeidet, solange es geht, die Konfrontation.
Traurig, aber wahr: Nicht nur bei Abwesenheit schlagen dieGanoven zu. Wann sie kommen und wie Sie sich dagegen schützen, lesen Sie hier.
Einbrüche geschehen nicht nur im Winter oder während der Dunkelheit. Aktuelle Zahlen belegen, dass über das ganze Jahr Einbrüche begangen werden.
Die kriminellen Bemühungen nehmen allerdings in den Wintermonaten massiv zu: So verzeichnet die Polizei ab den Monaten Oktober, November und Dezember einen Zuwachs an ungeklärten Einbruchsdelikten. Bis zum Frühjahr des Folgejahrs nimmt die Zahl der nicht geklärten Einbrüche ab, bis sie sich über den Sommer auf etwa gleicher Höhe mit den aufgeklärten Delikten befindet. Der Grund liegt auf der Hand: Während der Herbst- und Wintermonate ist es tagsüber länger dunkel. Eben auch dann, wenn die betroffenen Bewohner noch ihrer geregelten Arbeit nachgehen, ist es morgens noch finster oder gegen Nachmittag bereits wieder dunkel. Das Risiko, im Schutz der Dämmerung beim Einbruch entdeckt zu werden, ist geringer als während der langen Sonnenstunden im Sommer. Beweise für den Einfluss der Lichtverhältnisse liefert einmal mehr die Kriminalstatistik: Die Anzahl der aufgeklärten Fälle ist bei Helligkeit um fast 12 Prozent höher als bei Dunkelheit (siehe „Fallzahlen pro Tatmonat“, Seite 19 oben).
Ausbaldowert
Jemand zu Hause? Laut LKA Düsseldorf ist in der Regel keiner da, wenn die Einbrecher zuschlagen.
Oder anders gesagt: Wer im Dunkeln einsteigt, hat eine bessere Chance nicht erwischt zu werden. Ideale Bedingungen also für Einbrecher, die sich ein Zielobjekt ausgeguckt haben, dessen Bewohner einem geregelten Job nachgehen: Fast die Hälfte der Einbrüche (42,1 Prozent) findet am Tage statt. Daher ist ebenfalls nicht verwunderlich, dass die Ganoven am Wochenende eher eine Pause einlegen – die Bewohner sind zu der Zeit eher daheim als unter der Woche. Haben es die Verbrecher dennoch unbemerkt in die fremden Räumlichkeiten geschafft, erbeuten sie teils ordentliche Summen, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft für das letzte Jahr vermeldet.
Entwarnung für Hi-Fi- und TV-Fans: Die teuren Großgeräte eines Haushalts stehen nur an fünfter Stelle der begehrtesten Diebesgüter (siehe dazu die „Hitliste der Diebesgüter“, Seite 20). Laut GDV klauen Einbrecher viel lieber Schmuck, Uhren, Geld und elektronische Kleingeräte wie beispielsweise Smartphones, Handys und Kameras. Wegen ihres hohen Wiederverkaufswerts sind diese Waren neben Bargeld besonders beliebt. Darüber hinaus sind sie viel einfacher zu entwenden: Euronoten und Münzen, Handy und die teure Rolex passen in nahezu jede Jackentasche. Der Ganove ist ohne großen Beutel beweglicher und fällt bei entsprechender Kleidung überhaupt nicht auf.
Hinzu kommt ein Trend, der Einbrechern zunehmend Freude bereitet: Seit öffentlich um die Stabilität des Euro gestritten wird und es auf der Bank ohnehin keine Zinsen aufs Ersparte mehr gibt, steigt das Misstrauen in die Sicherheit der Banken. Da kommt manch einer auf die Idee, das Geld doch gleich selbst aufzubewahren. Leider sind die Geldverstecke zu Hause nicht gerade sicher.
Keine Aussicht bei Bestechung
Geld als Besänftigung hinlegen, um Schlimmeres zu verhindern? Das hat
laut der Polizei selten Aussicht auf Er
folg.
Laut dem Gesamtverband der Versicherer liegt der durchschnittliche Schaden nach einem einzelnen Einbruch bei 3250 Euro. Dieser Wert ist zudem seit Jahren konstant – ganz anders der Durchschnitt bei den ausgezahlten Versicherungsleistungen. Logisch, denn die Anzahl der Einbrüche nimmt vehement zu. So mussten die Versicherer im letzten Jahr rund 530 Millionen Euro berappen. Das sind 51 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Gut ist dran, wer entsprechend versichert ist. Schließlich gibt es nie eine hundertprozentige Sicherung und wer hat schon die Möglichkeit, Tag und Nacht sein Hab und Gut zu bewachen?
Fenster geknackt – reinins Haus. Einrichtung und Mobiliar sind den Ganoven egal.
In puncto Versicherung und Schadenfälle spielt aber nicht nur das Diebesgut eine Rolle. Haben die Einbrecher es ins Haus geschafft, gehen sie meistens rabiat zur Sache. So meldet der Gesamtverband der Deutschen Versicherer, dass bei jedem zweiten Einbruch die Wohnung größtenteils oder teilweise verwüstet wird.
Immerhin, so heißt es aber auch, bleiben in 41,5 Prozent der Fälle die Behausungen nahezu unverändert, und nur in sehr seltenen Fällen werden Gegenstände oder Kleidung beschmutzt oder gar mutwillig zerstört. Schließlich heißt für die Gauner jeder weitere Handgriff ein erhöhtes Risiko aufzufliegen und schließlich doch geschnappt zu werden.
Allzu große Sorge brauchen sich die Ganoven aber nicht zu machen. Die offizielle Quote ist schließlich sehr ernüchternd: Von den insgesamt gezählten 167 136 Einbruchsdelikten wurden gerade einmal 25 376 Fälle geklärt – das entspricht einer Quote von 15,2 Prozent. Der Anteil der vollendeten Einbrüche lag bei 95 836 und der dabei entstandene Schaden war erheblich: Über 440 Millionen Euro. Das Fatale: Die Chance, geschnappt und auch letztlich verurteilt zu werden, ist sehr gering.
Schlechte Zahlen auf Seiten der Polizei