Eine Bluse macht noch keinen Sommer - Guido Maria Kretschmer - E-Book
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Eine Bluse macht noch keinen Sommer E-Book

Guido Maria Kretschmer

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Beschreibung

Die Mode schreibt ihre ganz eigenen Geschichten. Und wer könnte sie besser erzählen als Guido Maria Kretschmer? Freuen Sie sich auf verschwundene Mäntel, sprechende Leggings, Dirndl im Exil, ein Kostüm mit Pferdeschweif, fliegende Röcke und angetrunkene Cocktailkleider. Dazu außerdem wichtige Mode-Basics: Erfahren Sie, welches Kleidungsstück Sie wie und wann am besten tragen und welcher Schnitt zu welcher Figur passt. Ob Rock, Hosenanzug, Cocktail- oder Abendkleid – hier finden Sie die besten Tipps für den perfekten Auftritt!

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Inhalt

Vorwort

Halterlose Träger zur Damenwahl

Blusen und andere Oberteile

Der mäßige Umgang mit Geflügel oder das fliegende Textil

Röcke

Leggings oder das Lippenbekenntnis

Leggings

Komm doch mal wieder, wenn du weniger Zeit hast

Der Hosenanzug

Wer ein Kostüm trägt, hat nicht immer Karneval

Das Kostüm

Der Popelinepakt und seine Folgen

Parka und Popeline

Der weiße Mantel

Mantel und Mäntelchen

Dirndl in Paderborn

Das Dirndl

Ein Etuikleid kommt selten allein

Kleider, Kleider und nochmals Kleider …

Lebenskleidchen

Das Abschlussballkleid oder das Promdress

Das Cocktailkleid oder die Fähigkeit, einfach mal locker zu lassen

Das Cocktailkleid

Gut gewickelt auf dem Atlantik

»Petite Noire« oder das kleine Schwarze

Wenn ein Abendkleid auf Reisen geht

Das Abendkleid

Das Brautkleid oder zweimal Weiß und zweimal Rot, bitte

Das Brautkleid

Marry a woman

Ethnolook und Ibiza-Hippie-Style

Das ewige Mädchen

Lagenlook oder Layering

Danke!

Impressum

Vorwort

Eine Bluse macht noch keinen Sommer … Geschichten aus dem Kleiderschrank

Die Lust an der Veränderung ist der Motor der Mode und die ewige Suche nach dem neusten Schrei ist Vergnügen und Aufgabe gleichermaßen. Mode ist die Möglichkeit, mit Kleidung zu spielen, sich neu zu erfinden, ohne dabei seine Persönlichkeit zu verlieren.

Der ewige Wechsel kann so erfrischend wie mühsam sein, und einige von uns halten den Moment stofflicher Identität fest, um eine Persönlichkeit zu werden oder zumindest so auszusehen. Den Stoff zu wechseln kann befreiend und aufregend sein, Gleiches gilt für das An- und Ausziehen.

Die Lust auf etwas Neues ist in vielen von uns angelegt und kann eine unbändige Freude bereiten. Wer die Verpackung austauscht, der ändert aber nicht gleich den Inhalt. Einige halten fest an der Kleidung ihrer Vergangenheit und tragen immer das Gleiche, wie eine Uniform, und wundern sich eines guten Tages, nicht mehr entdeckt zu werden oder nur von denen, die sie schon kennen. Wer der Mode keine Chance gibt, vergibt sich nach meinem Dafürhalten so einiges, es ist so leicht, sich und den anderen zu gefallen und auch aufzufallen. Wir sollten finden und gefunden werden, sollten uns einlassen und weglassen, sollten die Arme für Neues öffnen und uns verschließen, um zu schützen, was uns wichtig ist. Mode ist so viel mehr als profane Verpackung, sie ist auch die Möglichkeit, sichtbar zu machen, was in uns schlummert und uns bewegt. Eine nonverbale Kommunikation mit Menschen, die uns hören, indem sie uns sehen. Es ist eine Freude, die visuell geteilt werden kann, und somit ist ein aufregender Look auch etwas, von dem auch die anderen etwas haben!

Eine Frau, die in einem leicht schwingenden wunderschönen Sommerkleid die Straße entlangschlendert, freut sich und erfreut uns. Wenn eine Gesellschaft uniformiert und vorschreibt, was getragen wird, dann ist es das Ende von Demokratie und Freiheit! Entzaubert und langweilig sind wir unserer Selbstbestimmung beraubt. Das heißt aber nicht, dass wir nur glücklich sein können, wenn wir individuell sind, und uns erst Textiles zu einem Unikat werden lässt. Solange jeder von uns das anzieht, was ihm Freude macht, kann auch irgendeine Bluse der Himmel auf Erden sein, und das auch, wenn Hunderte die gleiche Idee hatten.

In diesem, meinem zweiten Buch möchte ich wieder von Menschen erzählen und ihren Beziehungen und ihrer Liebe zu ausgesuchten Kleidungsstücken. Jede Geschichte stellt ein Kleidungsstück in das Zentrum und im Anschluss erzähle ich von all den Möglichkeiten der Kombination und welcher Figurtyp sich dieses oder jenes zu eigen machen sollte. Es handelt von Frauen, die Mode lieben, die eine ganz besondere Beziehung zu einem speziellen Kleidungsstück haben, weil es ihnen etwas bedeutet und diese Leidenschaft eben auch vieles von ihrer Persönlichkeit und ihrem Leben preisgibt.

Ich möchte euch erzählen von verliebten Traumfrauen und verlassenen Mädchen und ihren Kleidern und Röcken. Aber auch von jenen Damen, die vermeintlich alles haben und manchmalerstzuspätmerken,dasswertvollnichtimmerkäuflich ist. Von einem Mädchen, das alles geben würde, noch einmal ein Kleid tragen zu können, und von einer Frohnatur, die es so nimmt, wie es kommt, und ihr Herz immer wieder an etwas Schönes verliert.

Es sind Berliner Damen, die in Hosenanzügen auf dem Ku’damm flanieren, und New Yorker Mädchen, die mit Leggings durch Harlem wackeln, und sie haben mehr gemeinsam, als es vermuten lässt. Frauen, die neben mir in einem feststeckenden Fahrstuhl einschlafen, und von einer, die lieber ein Kleid vor mir ausziehen wollte, anstatt in ein Neues zu schlüpfen. Es sind Männer und Frauen, und manchmal verschiebt sich auch noch die Linie zwischen den Geschlechtern, wenn die Liebe zu Kleidern die Oberhand gewinnt.

Meine Geschichten erzählen von Menschen aus meinem Leben und der Freude an Genähtem und das verbindet mich mit ihnen. Meine Erinnerungen an diese Frauen sind wie mit der Hand genäht, Stich für Stich verbunden, für die Ewigkeit in mir, fein säuberlich auf Bügel gehangen, und jetzt öffne ich die Türen und teile sie mit euch, denn eine Bluse macht noch keinen Sommer …

Herzlichst

Euer Guido Maria Kretschmer

Für Luise…

Halterlose Träger zur Damenwahl

Damenwahl ist für manche Männer eine Herausforderung und für einige gar eine ganz neue Erfahrung, wenn eine Frau die Initiative ergreift.DasweiblicheGeschlechtkostetesKraftund Überwindung, einen Mann um den nächsten Tanz zu bitten. Die Entscheidung, seinen sicheren Platz zu verlassen, braucht Mut und mancher gestandenen Frau fehlt es eben genau an jenem. Die Dreisten marschieren gleich los, wenn die Aufforderung »Damenwahl« von einer Band in den Tanzsaal gehaucht wird. Damenwahl wird immer gern gesäuselt, oder besser noch übertrieben lang gesprochen, damit sich nur die Mädels trauen, die ohnehin schon den ganzen Abend angetanzt wurden. Der anrüchige Unterton ist für die Schüchterne die Berechtigung, sitzen zu bleiben. Mancher Bandleader oder DJ hat sicher keine Ahnung, was »Daaamenwaaahl« in der ein oder anderen Frauenseele anrichten kann. Besonders wenn die kleine Seele in einer großen stämmigen Frau ein Zuhause gefunden hat, die vom Tanzen träumt und die sich nie traut, dieser Aufforderung Folge zu leisten.

Die große Frau war ein Riesenmädchen, oder vielleicht sogar ein Riesenbaby, und hatte von ihren Eltern auch noch den Namen Püppi bekommen. Ich hatte keine Ahnung, ob auch Püppi in ihrem Ausweis stand, eines war jedoch klar, dieser Name hatte absolut nichts mit ihr gemein. Püppi war sicher 185 cm groß und mit einem extrem flachen Po, aber einer nicht zu unterschätzenden Brust ausgestattet. Die Oberweite hatte immer freie Fahrt gehabt, da Püppi nie einen BH trug. Wenn ein gewaltiger Busen einfach hängen darf, dann hängt er, in Püppis Fall bis fast unter die Taille. Gleiches galt für ihre hüftlangen glatten Haare. Ihre Mutter hatte dem Riesenmädchen jeden Morgen die goldblonden Haare gebürstet und sie zu allem Überfluss mit unsinnigen Spangen vorn fixiert. Die langen, gepflegten Haare waren ihr großer Stolz. Sie wurden gebürstet und gepflegt und auch noch von der erwachsenen Frau mit Spängchen fixiert. Die seitlichen Klammern teilten das Gesicht in der Mitte und gaben ein freundliches Stückchen Gesicht frei. Sie sah aus wie eine Mischung aus Yoko Ono und KingKongmitSpängchenundwarsotanzbegeistertwieMotsi Mabuse und Herr Llambi zusammen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Frau gesehen, die eine so schlechte Haltung hatte wie Püppi. Die Großen glauben immer, dass vorn einrollen kleiner wirken lässt, ein Irrtum!

Unsere erste Anprobe war ein Vergnügen und sollte einmalig bleiben, so eine Püppi hat nie mehr danach unser Atelier betreten. Diesen Tag vergesse ich nie, ich war ein Geburtstagsgutschein! Pünktlich um 10 Uhr bollerte es an der Tür und Püppi trat in mein Leben. Ich kann an dieser Stelle mit Recht behaupten, ich habe nie wieder eine Frau gesehen, die in der ersten Sekunde ihrer Erscheinung so laut rief: »Ich trage keinen BH!« Wie konnte sie nur so eine gewaltige Brust ungebändigt durch den Alltag schaukeln? Ihre Stimme hatte etwas von einem kleinen Mädchen, war leicht und etwas zu hoch angelegt, als ob sie sich ständig freute. Sie stellte sich vor mit dem Satz: »Mein Name ist Püppi und ich bin so aufgeregt, seit über einer Stunde habe ich jetzt schon im Auto vor Ihrem Haus gewartet, ich bin froh nicht wieder weggefahren zu sein, Sie sind mein Geschenk!« Manchmal war es nicht leicht, ein Gutschein zu sein!

Tanzschulen sind heute vielleicht nicht mehr ganz so in Mode, aber es war häufig ein erster Kontaktmarkt für gut behütete Töchter und für pickelige Söhne, die an den Mann bzw. an die Frau gebracht werden sollten. In der Regel fanden sich die Paare wie von Zauberhand, jedoch gab es immer einige Kandidaten, die bei dem Verteilungsreigen leer ausgingen. Püppi war genau solch ein Fall und hatte immer die wechselnden Tanzlehrer als Partner bekommen. Wer immer leer ausgeht, der träumt von Damenwahl! Während Püppi losplapperte und ihre Stimme immer höher wurde, bekam ich es langsam mit der Angst zu tun. Sie wollte einen Tanzrock, er solle schwingen auf Teufel komm raus und unabdingbar, mit einem Gummizug, bequem und aufregend. Gummizug ist in der Anfertigung ein böses Wort, genauso wie ein isolierter Rock, ohne Oberteil. Wir Designer machen immer noch gern ein Jäckchen dazu oder etwas anderes für oben, maßgefertigt spielt sich nicht nur unten ab. Bringen Sie einmal einer stolzen Musterschneiderin bei, einen Gummizug in einen Rock einzubauen – die erklärt Sie für meschugge und wird den Satz sagen: »Wieso? Den machen wir doch perfekt, der braucht kein Gummi …«

Als meine Direktrice Püppis Maße aufnahm, schüttelte sie leider etwas viel mit dem Kopf und hauchte mir noch zwischen Rückenbreite und Höhe zu: »Uns bleibt aber auch nichts erspart …« Eine meiner älteren Mitarbeiterinnen brachte eine Stoffauswahl von Materialien, die wir als Lagerware bezeichnen.DirektverfügbarunddaherfürPüppisAnsinnen,den Rock so schnell wie möglich tragen zu können, unabdingbar. »Sie hat keinen BH an«, war der Satz, der im Raum stand, und etwas ungeschickt von jener älteren Mitarbeiterin ausgesprochen worden war. »Nein«, sagte Püppi, »den brauch ich nicht, der stört mich beim Sport und engt ein«, sie hätte nie so ein unsinniges Stückchen Stoff getragen. Fassungslosigkeit machte die Runde. Sport? Püppi macht Sport? Ich sah sie schon in meiner Fantasie mit einigen Männern in Schottland Baumstämme weit werfen. »Ja«, sagte sie voller Stolz und mit einem Strahlen in den Augen, »ich tanze, kennen Sie den Film Flashdance?«

Es sind ja meistens Bilder, die in unserer Fantasie Realität werden, wenn Worte den Startschuss dazu geben. Schlagartig sah ich dann Püppi mit Stulpen und einem knallengen Body durch die Bude springen, und um das Bild noch zu krönen, an einem Seil ziehend einen Eimer Wasser über sich ergießen. Wer jemals Jennifer Beals in diesem Tanzfilm gesehen hat, der wird unsere Verwunderung verstehen. Die Hauptdarstellerin brauchte auch beim Tanzen und Salto rückwärts keinen BH, Püppi allerdings schon im Stehen … Noch heute, Jahrzehnte später, brauche ich bei einigen Mitarbeitern nur den Song »Schies a meeniäck, meeniäck, ei schur nou« anzusingen, da schreit die versammelte Truppe »Püppi!« und freut sich des Lebens. Obwohl ihr Trainingsprogramm eben jener Tanzfilm war, träumte sie von der Damenwahl in ihrem Tanzlokal, das sie an jedem Mittwochabend aufsuchte. Sie kannte alle Tanzschritte und scheute sich auch nicht, mir bei der zweiten Anprobe eine kleine Vorführung zu geben. Ihre Wahl war ein tellerförmiger Rock aus einer bedruckten Seide. Weiße Punkte in unterschiedlicher Größe auf blauem Grund. Eine gute Wahl, da ihr flacher Po durch das Muster etwas Proportion bekam, wäre da nicht die Brust gewesen. Die hing leider so schwer an ihr runter, dass sie fast den Bund ihres Tellerrockes berührte. Mehrmals versuchte ich sie davon zu überzeugen, dass nur ein Büstenhalter der Masse an Brust Herr werden könne. Die Aussicht auf eine Taille und sogar ein Dekolleté prallte genauso an ihr ab wie der Versuch, sie von einer neuen Frisur und dem Verzicht auf die Spangen zu überzeugen. Püppi war stur und beratungsresistent! Aussichtslos war auch, sie von der von ihr gewünschten Rocklänge abzuhalten. Eine Handbreit über das Knie, »Wir haben nicht so schöne Knie, hat Mutti immer gesagt«, sagte sie. Warum Mutti wohl nie über die Oberweite gesprochen hatte, bleibt ein Rätsel, Gleiches gilt für die elenden Spangen, die bei unserer zweiten Begegnung zwei Kiwischeiben zierten.

Ich war mir sicher, unser Rock tat etwas für ihre Figur. Er war ein wenig zu lang, aber er zauberte ihr etwas Proportion und er schwang leicht und locker hin und her. Was leider auch für ihr glattes Haar und natürlich für die beiden Brüste galt. Während ich sie ohne Pause in einen Büstenhalter und ein für sie passendes Oberteil quatschen wollte, hatte sie das Objekt ihrer Begierde bereits entdeckt. Ein Seidentop mit Spaghettiträgern! Es handelte sich bei diesem Oberteil um ein simples Top, wie es gern von Damen unter einem Kostüm getragen wird. Sie riss es blitzschnell vom Bügel und hielt sich das gute Stück vor den Oberkörper. Noch nie haben alle Anwesenden in meinem Atelier gemeinsam so schnell »Nein, nein« gerufen, »Bitte nicht, Püppi!« Der Satz, ein Top geht doch immer, hat seine Berechtigung, aber nicht für Püppi ohne BH! Ich versuchte ihr zu erklären, dass ein Top eine gute Wahl wäre, aber nicht mit Spaghettiträgern und schon gar nicht ohne Büstenhalter. Es war aussichtslos, der Gutschein war für einen Rock ausgestellt worden und nicht für ein komplettes Outfit.

Püppi hatte etwas Grobes, war gewaltig, aber auch auf eine seltsame Art zart und leicht. Sie wusste genau, was sie wollte, und eben auch, was es nicht sein sollte! Ein Mann und eine Familie und ein glückliches Leben, sagte sie, seien ihre Träume. Sie erzählte mir von ihrem Traummann, der immer schon da war, wenn sie das Tanzlokal aufsuchte. Wie sie tanzte er nie und hatte, obwohl er keine Damenwahlchance hatte, wohl auch nicht den Mut, eine Tanzwillige anzusprechen. Er sei groß und trage eine Brille und wippe wunderbar im Takt. »Uns verbindet die Schüchternheit und Coca-Cola«, sagte sie und strahlte wie nicht von dieser Welt. Ich verabschiedete sie mit den Worten: »Püppi, bitte sprich ihn an, nutze die Damenwahl zur ersten Kontaktaufnahme«, in der Liebe ist doch alles möglich. Auch versäumte ich nicht, ihr nochmals einen Büstenhalter an ihr warmes Herz zu legen und den Rat, die Hände von Spaghettiträgern zu lassen, und ihr den Wunsch mitzugeben, mich aufdem Laufenden zu halten. Sie verschwand genauso lautstark, wie sie gekommen war, sie riefso hell und glockenklar »Schüß dann«, dass unser Bürohund Minuten brauchte, um sich wieder zu beruhigen. Bewaffnet mit einem neuen Rock und meinen Ratschlägen verließ Püppi mein Leben.

Einige Jahre später erhielt ich einen Brief aus den USA. Püppi hatte geheiratet und lebte jetzt in Arizona und hatte nicht vergessen sich zu melden. Sie hatte den Schwarm aus dem Tanzlokal bei der Damenwahl angesprochen und sich verliebt. Das beigefügte Foto zeigte Püppi neben einem Mann mit sehr kurzen Beinen und einem sehr langen Oberkörper. Ein Sitzriese, der ihr bis zur Mitte des Oberkörpers reichte und strahlte wie Bobby Brown. Sie trug ein Top mit hauchdünnen Spaghettiträgern und ich war mir sicher, wenn eines der dünnen Bändchen reißt, wird das Männchen von ihren Brüsten erschlagen. Aufdem Foto war kein Büstenhalter zu entdecken, aber eine Frau, die glücklich strahlte, zwei Spangen zierten ihre Haare, neben ihr ein Mann, der sie vermutlich auch noch liebte, wenn ihr die Brüste an den Kniekehlen hingen, was durchaus im Bereich des Möglichen lag. Sie schrieb: »Ich lerne gerade Rock ’n’ Roll mit Überschlag.« … Mut haben die Amerikaner, auch die kleinen, das muss man ihnen lassen.

Blusen und andere Oberteile

»Wer sich nicht sicher ist, was zu unten passt, der sollte bei einem Oberteil nicht immer volles Risiko fahren …« GMK

Was ist eigentlich ein Oberteil?

Wie der Name es schon vermuten lässt, ist es etwas, das am Oberkörper seinen Dienst erfüllt, und diese Aufgabe kann ganz unterschiedlicher Natur sein. Vom Verhüllen bis zum »Alles zeigen« geht die Bandbreite der Oberteile. Das Oben bei einer Frau ist auch häufig das Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Busen ist, wenn es gut läuft, im oberen Drittel beheimatet und es heißt, ihn mit einem Oberteil zu schützen, zu stützen, aber eben auch so zu bekleiden. Wichtig ist bei einem Oberteil, dass es sich damit gut bewegen, wohlfühlen und weiblich fühlen lässt. Ein falsches Oberteil hat schon so manchen Look ruiniert! Ein zu enges Oberteil schränkt nicht nur die Bewegungsfreiheit erheblich ein, sondern ist einfach unbequem und lästig.

Frauen tragen heute ganz selbstverständlich Blusen, Tops und T-Shirts. Doch wie immer in der Mode dauerte es eine Weile, bis sie en vogue waren. Als einer der Vorreiter der klassischenBlusegiltdasGaribaldi-Hemd.DerLegendenachtrug der Italiener Giuseppe Garibaldi um das Jahr 1840 immer ein rotes Oberteil mit weiten Ärmeln. Er war ein Revolutionär; und so ein früher »Bad Boy«, der so ein Kleidungsstück trägt, weckt dann eben auch das Interesse der Frauen. Die Bluse wurde zum Symbol derUnabhängigkeit und die weiblicheAntwort auf das Männerhemd. Dank seiner Knopfleiste und seines Materials, wie Baumwolle, Leinen oder Seide, war dieses Kleidungsstück im 19. Jahrhundert das populärste Oberteil für Frauen und ist es heute noch immer. Das Kombinationspotenzial der Bluse sucht seinesgleichen. Zu festlichen Anlässen oder zum Besuch der Sonntagsmesse wurde die weiße feine Bluse getragen. Die Oberteile der schwer arbeitenden Frauen der Industrialisierung waren Blusen aus robustem Leinen und Baumwolle. Sie bot Bewegungsfreiheit und nahm den Schweiß auf. Die Bluse im klassischen Sinne hat ein knöpfbares Vorder- bzw. Rückenteil. Lange Ärmel mit einer Manschette, ein kleines Bändchen oder ein Gummiband zur Einhaltung der Ärmelweite. Heute gibt es so viele verschiedene Blusenmodelle, sie kommen mit Bubi- oder Stehkrägen daher und haben gern auch einmal Rüschen und Biesen.Unzählige Möglichkeiten wie Taschen, Abnäher und Stickereien zeigen die Vielfältigkeit dieses Kleidungsstückes.

Ein weiteres sehr angesagtes Oberteil und aus keinem Kleiderschrank mehr wegzudenken ist das T-Shirt. Auch hier war es ein »Bad Boy«, der das weibliche Interesse an diesem Kleidungsstück weckte. Das ehemalige weiße Unterhemd war unsere erste Funktionswäsche und aufgrund seiner dienlichsten Aufgabe, Schweiß aufzunehmen, ein eher versteckter Partner, der im Verborgenen seinen Dienst zu erfüllen hatte. Amerikanische Soldaten trugen die engen Unterhemden in glatter weißer und gerippter Baumwolle. Der Hollywoodstar Marlon Brando trug dieses schlichte weiße T-Shirt in seinem Kultfilm Endstation Sehnsucht(1951) und löste damit den unaufhaltsamen Erfolg dieses kleinen Stückchens Stoff aus. Er trug dieses T-Shirt in der wichtigsten Liebesszene und somit war das kleine weiße Funktionsshirt aus seinem Schattendasein befreit. Heute ist das T-Shirt aus der Alltagsgarderobe nicht mehr wegzudenken. Das erste Mal wurde das Wort »T-Shirt« übrigens 1920 in Websters Wörterbuch erwähnt. Zu guter Letzt gibt es noch die Kategorie der Tops, die kleinen Helfer, die genug verdecken und ebenso viel Haut zeigen, sodass wir nicht mehr auf sie verzichten können.

Wie und wozu trage ich eine Bluse, ein Top und ein T-Shirt?

Eine klassische Bluse passt in der Regel zu allem und kann wunderbar kombiniert werden.

Weiße Blusen neutralisieren jeden Style, lassen ihn clean und chic wirken. Die gerade geschnittenen weißen Blusen sind wunderbar zu Jeans und allen Hosen aus Baumwolle und machen jeden Look unkonventionell und unaufgeregt. Sie sind idealer Sommerbegleiter und besonders schön mit natürlichen Knöpfen, wie Perlmutt in all seinen einzigartigen Farbnuancen. Es ist mir immer ein Rätsel, warum Perlmuttknöpfe in Plastik nachgebautwerden,woesdochdieseseinmaligeNaturprodukt gibt. Sie erkennen einen echten Perlmuttknopf daran, dass er sich immer etwas kalt anfühlt, wenn sie ihn sich auf die Haut legen. Weiße Blusen sind erste Wahl für einen Hosenanzug oder ein Kostüm und somit der Büropartner Nummer eins. Es gibt Blusen in allen Mustern und Farben, mit den wildesten Applikationen und Stickereien. Erlaubt ist, was gefällt, doch sollten Sie immer darauf achten, ein wildes Oberteil braucht unten etwas Ruhe in Form und Farbe. Mustermix kann wunderbar sein, doch dabei nicht vergessen, dass dieser Look gern einmal etwas aufträgt und Unruhe schafft! Eine neutrale Bluse beruhigt fast jeden Look und lässt Sie immer angezogen wirken. Offen getragene Hemdblusen mit einem tollen Schmuck sind aufregend, modern und kosten nicht die Welt, aber Sie sehen immer gepflegt aus! Vielleicht kennen Sie die Designerin Carolina Herrera, sie trägt ausnahmslos weiße Hemdblusen und sieht genau wie Jane Fonda auch im fortgeschrittenen Alter wunderbar in ihnen aus.

Die mittlerweile so beliebte Schluppenbluse ist ursprünglich das Lieblingsteil der Jahrhundertwende gewesen und wurde später in den 1930er-Jahren die seriöse Variante der weiblichen Bluse. Jahrzehntelang war sie die »Uniform der Sekretärinnen« und fehlte in keinem Büro. Zusammen mit einer Brille an einer baumelnden Kette und einer Hochsteckfrisur brauchte es nicht viel Fantasie, um zu erraten, welcher Tätigkeit eine so gestylte Frau nachging. Diese Blusenform ist einfach perfekt zu einer lässigen Jeans, unter einem kleinen Blazer oder einer Oversizedstrickjacke. Die leicht verspannte und angezogene Schluppenbluse ist perfekt für Frauen, die unzählige Kombinationen lieben. Blusen mit Plissee sind elegant und können sehr leicht wirken, aber bergen immer die Gefahr, dass sie extrem auftragen und im ungünstigsten Fall auch noch die Proportion verändern. Tragen Sie plissierte Blusen zu schmalen Unterteilen, und auch unter einem Blazer sind sie wunderbar. Zarte Plissees in Pudertönen sind meine Favoriten und zu schmalen Röcken und Hosen einfach umwerfend. Wichtig ist vielleicht noch ein Hinweis: Bitte bügeln Sie Ihre Blusen. Die schmalen mit genügend Elastan mögen noch so manche Knitterfalte verzeihen, aber die weiten Hemdblusen brauchen den heißen Kontakt zu Ihrem Bügeleisen. Die Fasern lieben die Hitze und Sie pflegen Baumwolle und Leinen noch dazu!

Tops sind die Allrounder der Mode und nicht mehr wegzudenken. Unter einem Kostüm ist ein Top aus Seide oder Jersey der ultimative Partner und die richtige Wahl. Ein Top ist leicht und trägt nicht auf. Es verdeckt im günstigsten Fall den BH und es gibt sie in den verschiedensten Formen und Ausführungen. Die wichtigsten Tops sind mit schmalen Trägern oder auch mit Spaghettiträgern gearbeitet. Es gibt Tops mit überschrittenen Ärmeln, die besonders für etwas füllige Schultern ideal sind. Tops mit aufwendigen Falten und Drapierungen sind Figurenschmeichler und lenken manchmal auch etwas ab von kleinen Problemzonen. Knopfleisten und kleine Bänder, Schleifchen, Strassapplikationen und Prints sind wunderbare Möglichkeiten, ein einfaches Top aufzuwerten.

Spaghettitops und auch Bandeaus sind praktische Helfer und können toll zu Jeans, kleinen Shorts und langen Sommerröcken aussehen.

Wer kann Blusen und Tops tragen?

Natürlich sind Blusen für jede Frau eine Option und es gibt keinen Figurtyp, der sie nicht tragen kann. Aber es gilt, einiges zu beachten. Große Größen sollten nicht zu enge Blusen tragen. Eine Bluse, die hinten etwas länger geschnitten wurde, ist der perfekte Kaschierer für den Po und die Hüften. Aufgesetzte Taschen sollten nur Verwendung finden, um fehlende Oberweite zu kaschieren. Eine schmal geschnittene Bluse kann sehr sexy wirken, und wenn Sie nur den Ansatz von einem Spitzen-BH zeigen und einen Knopf zu viel öffnen, sind Ihnen Blicke der Bewunderung sicher! Kleine zarte Elfenfrauen sollten nicht zu große Blusen tragen, da sie schnell wie ein Kittel anmuten können. Die Himmelsmädchen oder Alles-oben-Damen sollten immer Dekolleté zeigen, um harmonisch zu wirken. Jedoch sollten sie vermeiden, die Ärmel zu hoch zu krempeln, da die Stoffmenge ihre üppige Oberweite noch massiver wirken lässt. Schmale, zarte und sehr schlanke Mädchen und Damen können wunderbar eine Bluse knoten, sie wirkt umso lässiger und schafft etwas Volumen.

Eine Bluse mit einer verdeckten Knopfleiste in einer fließenden Seide und einem kragenlosen Schnitt ist ein Must-have für jeden Kleiderschrank. Diese Bluse ist in allen Farben ein exzellenter Begleiter und kann mit einem schönen Schmuck zu fast allem getragen werden. Große Krägen und Unmengen von Rüschen sind nicht mehr so angesagt und zudem auch Proportionskiller. Hemdkrägen sind perfekt und alles, was ein Kragen nicht kann, das zaubern Sie mit Hals, Dekolleté und dem richtigen Schmuck.

Tops gehören zu jeder Frau, sie sind die kleinen Helfer und können ausnahmslos von allen getragen werden! Einzige Einschränkung: Die größeren Figurtypen sollten sie als Basis benutzen und gekonnt mit einer zweiten Lage, in Form einer Bluse oder einer Tunika, tragen. Die schmalen und alle weiblichen Frauen sind mit einem tollen Top, egal in welcher Form, in jedem Sommer gut angezogen. Es gibt die abgeschnittenen, bauchfreien Cropped Tops, die schulterfreien und die Tops mit Spaghettiträgern. Bauchfrei können natürlich auch alle tragen, ob es allerdings eine Freude für Sie und Ihre Mitmenschen ist, das möchte ich mal dahingestellt sein lassen. Ein Top kann immer noch als Unterhemd getragen werden und ist unter jedem Blazer, jeder Bluse oder auch unter einem Pullover ein unverzichtbarer Freund und Helfer. Zudem sind Tops günstig zu haben und warum dann nicht mal eines mehr kaufen …?

T-Shirts sind unsere verlässlichen Freunde, kaum ein Textil ist so oft produziert worden wie eben jenes kleine Stückchen Stoff. Es gibt sie in unzähligen Aufmachungen und Designs und vermutlich haben auch Sie den Schrank voll. Unendlich viele Prints und Variationen von Sprüchen und Logos zieren diese praktischen und schönen Shirts. T-Shirts sind die Werbeflächen fast aller Marken und ihrer Produkte. Ein geschicktes Design und eine gute Marketingstrategie lässt die halbe Welt mit ihnen um den Globus laufen, und so manch einer hat zuweilen keine Idee, was da so alles aufgedruckt wurde. Die wichtigsten Formen sind das Rundhals- und das V-Neck-Shirt. Es gibt über die Schulter fallende Ausschnitte und kleine Krägen, die dann als Polo bezeichnet werden, wenn das Material ein Pikee ist und das Shirt noch eine kleine Knopfleiste aufweist.

Polos sind auch eine Art von T-Shirt und ein Artikel, der bei Frauen wie Männern sehr beliebt ist. Ein Polo ist nur so schön wie sein Kragen! Diese »Schwachstelle« ist das Problem bei einem Polo, leider auch häufig bei teuren Marken. Poloshirts mit ausgeleierten und lappigen Krägen sind unansehnlich und leider auch nicht mehr zu retten. Kleiner Tipp: Hängen Sie ein Poloshirt nie zum Trocknen an seinem Kragen auf!

Es gibt Shirts mit Ärmeln, halben und gar keinen, dann bezeichnen wir Modemenschen sie allerdings als Singlet oder Trägershirt. Diese Form des T-Shirts ist bei vielen der Sommerhit, und auch ein farbiger BH kann, gekonnt eingesetzt, jung und modern wirken. Frauen mit einer großen Oberweite sollten immer damit rechnen, dass ein T-Shirt nichts verbirgt, und wenn Sie die Blicke der anderen genießen, dann viel Vergnügen …