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In den oft gepriesenen Regionen des fernen Westen, mehrere hundert Meilen jenseits des Mississippi, dehnt sich ein großer Strich unbewohnten Landes aus, wo man weder das Blockhaus des weißen Mannes, noch das Wigwam des Indianers erblickt. Es besteht aus weiten graßigen Ebnen, mit Wäldern, Buschwerk und Baumgruppen untermischt, und von dem Arkansas, dem Grand Canadian, dem Red River und allen ihren tributbaren Flüssen bewässert. Ueber diese fruchtbaren und grünenden Landstriche streifen noch das Elenthier, der Büffel und das wilde Pferd in ihrer ganzen angebornen Freiheit.
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Seitenzahl: 259
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Washington Irving
Eine Reise auf den Prairien
Vorwort.
Erstes Kapitel.
Das Prairie-Jagdgebiet. — Reisegenossen. — Ein Commissär. — Ein Tausendkünstler. Ein Abentheuer-Süchtiger. — Ein Grenz-Gil Blas. — Eines jungen Mannes frohe Erwartungen.
Zweites Kapitel.
Getäuschte Erwartungen. — Neue Pläne. — Vorbereitungen mit einem Streifzug zusammenzutreffen. — Abreise vom Fort Gibson. — Ueberschreiten des Verdigris. — Ein Indianischer Reiter.
Drittes Kapitel.
Eine Indianische Agentschaft. — Jäger. — Osagen. — Creeks, Trappers, Pferde, Hunde. — Mestizen. — Beatte, der Jäger.
Viertes Kapitel.
Die Abreise.
Fünftes Kapitel.
Grenzscenen. Der Lycurg der Grenzen. — Grenzrecht. — Die Gefahr, ein Pferd zu finden. — Der junge Osage.
Sechstes Kapitel.
Spur der Osage-Jäger. — Abreise des Grafen und seiner Gesellschaft. — Das verlassene Kriegslager. — Ein herrnloser Hund. — Das Lager.
Siebentes Kapitel.
Nachrichten von den Schützen. — Der Graf und sein Indianischer Knappe. — Halt in den Wäldern. — Waldscene. — Osage-Dorf. — Osagebesuche in unserm Abendlager.
Achtes Kapitel.
Das Lager der Grenzjäger.
Neuntes Kapitel.
Eine Bienenjagd.
Zehntes Kapitel.
Lager-Unterhaltungen. — Berathungen. — Des Jägers Schmaus. — Lager-Gesang. — Das Schicksal einer musikliebenden Eule.
Eilftes Kapitel.
Abbruch des Lagers. — Malerischer Marsch. — Wild. — Lagerscenen. — Triumph eines jungen Jägers. — Unfall eines alten Jägers. — Mord eines Iltiß.
Zwölftes Kapitel.
Uebergang über den Arkansas.
Dreizehntes Kapitel.
Das Lager im Thalbecken. — Lager-Geplauder. — Pawnees und ihre Sitten. — Eines Jägers Abentheuer. — Pferde gefunden und Leute verloren.
Vierzehntes Kapitel.
Rehjagd. — Leben auf den Prairien. — Schönes Lager. — Jägerglück. — Anecdoten von den Delawaren und ihr Aberglauben.
Fünfzehntes Kapitel.
Das Elenthier-Lager. — Die Spur des Elenthiers. — Pawnee-Geschichten.
Sechszehntes Kapitel.
Ein krankes Lager. — Der Marsch. — Das lahme Pferd. — Der alte Ryan und die Zauderer. — Anzeichen einer Veränderung des Wetters und Veränderung der Laune.
Siebenzehntes Kapitel.
Gewitter auf den Prairien. — Das Sturmlager. — Nachtscene. — Indianische Geschichten. — Ein erschrecktes Pferd.
Achtzehntes Kapitel.
Eine große Prairie. — Cliff Castle. — Büffelspuren. — Rehe von Wölfen gejagt. — Cross Timber.
Neunzehntes Kapitel.
Des Jägers Erwartungen. — Die schlimme Furt. — Ein wildes Pferd.
Zwanzigstes Kapitel.
Das Lager der wilden Pferde. — Jägergeschichten. — Sitten der wilden Pferde. — Der Mestize und seine Beute. — Eine Pferdejagd. — Ein wilder Geist gezähmt.
Einundzwanzigstes Kapitel.
Uebergang über den Red Fork. — Die öden Wälder des Cross Timber. — Büffel.
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Das Lärm-Lager. — Feuer. — Die wilden Indianer.
Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Der Biberdamm. — Büffel- und Pferdespuren. — Ein Pawnee-Pfad. — Wilde Pferde. — Der junge Jäger und der Bär.
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Brodmangel. — Büffel. — Wilde Truthühner. — Fall des Büffelbullen.
Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Das Umringen, der wilden Pferde.
Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Uebergang über den North Fork. — Oede Scenerie des Cross Timber. — Ausreißen der Pferde in der Nacht. — Osage-Krieger. — Wirkung einer Friedensrede. — Büffel. — Wilde Pferde.
Siebenundzwanzigstes Kapitel.
Das Lager bei schlechtem Wetter. — Anecdoten von der Bärenjagd. — Indianische Begriffe von Vorzeichen. — Bedenklichkeiten hinsichtlich der Todten.
Achtundzwanzigstes Kapitel.
Eine geheime Unternehmung. — Rehblätter. — Zauberkugeln.
Neunundzwanzigstes Kapitel.
Die große Prairie. — Die Büffel-Jagd.
Dreißigstes Kapitel.
Ein Gefährte verloren. — Suchen nach dem Lager. — Der Commissär, das wilde Pferd und der Büffel. — Eine Wolfserenade.
Einunddreißigstes Kapitel.
Die Jagd nach einem verirrten Gefährten.
Zweiunddreißigstes Kapitel.
Eine Republik von Prairie-Hunden.
Dreiunddreißigstes Kapitel.
Berathung im Lager. — Gründe zur Rückkehr. — Verlorne Pferde. — Rückreise mit einer Abtheilung. — Moor. — Wilde Pferde. — Lagerscene bei Nacht. — Die Eule, Vorbote der Dämmerung.
Vierunddreißigstes Kapitel.
Altes Creek Lager. — Mangel an Lebensmitteln. — Schlechtes Wetter. — Ermüdender Weg. — Eine Jägerbrücke.
Fünfunddreißigstes Kapitel.
Der Ausguck nach Land. — Harter Marsch und hungriger Halt. — Ein Grenz-Farmhaus. — Ankunft im Fort.
Der Verfasser beabsichtigt, den gehäuften Inhalt seiner Reise-Mappe, so wie die zufälligen Ergebnisse seines Nachdenkens in gelegentlichen Heften bekannt zu machen, die erscheinen sollen, wie die Umstände es erlauben.
Man hat ihm sehr angelegen, eine Reise, welche er nach dem fernen Westen gemacht, zu beschreiben, und verschiedene Schriften über diesen Gegenstand sind, als aus seiner Feder kommend, angekündigt worden, während er wirklich die Feder noch nicht angesetzt hatte. Um den auf diese Art erregten Erwartungen einigermaßen zu entsprechen, bietet er einen Theil jener Reise, der einen Besuch auf den Büffel-Prairien umfaßt, dem Publikum dar. Es ist eine einfache Darstellung von Thatsachen, welche auf einen künstlerischen Effekt keinen Anspruch macht. Sollte sie jedoch gefallen, so dürfte er versucht werden, in künftigen Heften fernere Umrisse Amerikanischer Scenen zu geben.
In den oft gepriesenen Regionen des fernen Westen, mehrere hundert Meilen jenseits des Mississippi, dehnt sich ein großer Strich unbewohnten Landes aus, wo man weder das Blockhaus des weißen Mannes, noch das Wigwam des Indianers erblickt. Es besteht aus weiten graßigen Ebnen, mit Wäldern, Buschwerk und Baumgruppen untermischt, und von dem Arkansas, dem Grand Canadian, dem Red River und allen ihren tributbaren Flüssen bewässert. Ueber diese fruchtbaren und grünenden Landstriche streifen noch das Elenthier, der Büffel und das wilde Pferd in ihrer ganzen angebornen Freiheit. Hier ist das wahre Jagdgebiet der verschiedenen Stämme des fernen Westen. Hierher gehen der Osage, der Creek, der Delaware, und andere Stämme, welche sich dem geselligen Leben angeschlossen haben und in der Nähe weißer Niederlassungen wohnen. Hierher ziehen auch die Pawnees, die Comanches, und andere wilde und bis jetzt unabhängige Stämme, die Nomaden der Prairien, oder die Grenzbewohner der Rocky Mountains.
Die Region, deren ich eben gedacht habe, ist ein streitiges Gebiet dieser kriegerischen und rachsüchtigen Stämme. Keiner derselben mag eine dauernde Wohnung innerhalb ihrer Grenzen aufschlagen. Während der Jagdzeit begeben sich ihre Jäger und „Tapfern“ in zahlreichen Schaaren dahin, schlagen ihre vorübergehendes Lager, aus leichtem Gezweig und Buschwerk oder Häuten bestehend, auf; erlegen eilig einen Theil der zahllosen Heerden, welche auf den Prairien weiden, und ziehen sich, wenn sie sich mit Wildpret und Büffelfleisch beladen haben, schleunig aus dem gefährlichen Bezirke zurück. Diese Züge haben stets etwas von einem kriegerschen Charakter; die Jäger sind immer zum Angriffe oder zur Vertheidigung gewaffnet, und müssen ohne Unterlaß auf ihrer Hut seyn.
Wenn sie bei ihren Ausflügen auf die Jäger eines feindlichen Stammes stoßen, findet ein heißer Kampf statt. Auch ihre Lager sind plötzlichen Angriffen solcher wandernden Krieger stets blosgestellt, und ihre Züge müssen, wenn sie sich bei dem Verfolgen des Wildes zerstreuen, gewärtig sein, von auflauernden Feinden gefangen oder niedergemetzelt zu werden. —
Modernde Schädel oder Gerippe, die in irgend einer dunkeln Schlucht oder in der Nähe der Spuren eines Jagdlagers bleichen, bezeichnen hier und dort den Schauplatz einer verübten blutigen That, und lehren den Reisenden den gefährlichen Charakter der Gegend kennen, die er durchschneidet. Die nachstehenden Blätter setzen es sich zur Aufgabe, einen vierwöchentlichen Ausflug in jene berüchtigten Jagdgebiete, welche theilweis bis jetzt noch nicht von weißen Männern untersucht worden sind, zu erzählen.
Früh im October des Jahres 1832 kam ich nach Fort Gibson, einem Grenzposten des fernen Westen, an dem Neosho oder großen Fluß, nicht fern von dessen Ausmündung in den Arkansas, gelegen. Ich war mit einer kleinen Gesellschaft den Monat vorher von St. Louis die Ufer des Missouri herauf und die Grenzlinie der Agentschaften und Missionen, welche sich von dem Missouri bis zum Arkansas hinziehen, entlang gereißt. An der Spitze unserer Reisegesellschaft stand einer der Commissäre, welche von der Regierung der Vereinigten Staaten angestellt waren, die Niederlassungen der Indianischen Stämme zu überwachen, die von Osten nach dem Westen des Mississippi wanderten. Im Gefolge seines Auftrags besuchte er jetzt die verschiedenen Außenposten der Civilisation.
Man erlaube mir hier der Verdienste dieses würdigen Anführers unserer kleinen Gesellschaft zu gedenken. Er war in einer der Städte von Connecticut geboren, und ein Mann, der seine natürliche Einfachheit und Herzensgüte in einer ausgedehnten juristischen Praxis und in dem politischen Treiben unversehrt bewahrt hatte. Er hatte den größern Theil seines Lebens im Schoos seiner Familie und in der Gesellschaft von Zunftvorstehern, Aelteren und städtischen Bedienstigten, an den friedlichen Ufern des Connecticut, hingebracht, als er plötzlich aufgefordert wurde, sein Roß zu besteigen, seine Büchse auf die Schulter zu nehmen und sich in den unwegsamen Wildnissen des fernen Westen mit rauben Jägern, Hinterwäldlern und nackten Wilden einzulassen.
Ein anderer meiner Reisegefährten war Hr. L., von Geburt ein Engländer, aber einem fremden Geschlechte entstammt; er hatte die ganze Elastizität und den fügsamen Geist eines Eingebornen des Festlandes. Da er viele Länder bereist hatte, war er bis zu einem gewissen Grade ein Weltbürger geworden, und fand sich leicht in jeden Wechsel. Er beschäftigte sich mit tausend Dingen: er war Botaniker, Geologe, Käfern- und Schmetterlings-Jäger, Dilettant in der Musik, Skizzist von nicht geringen Ansprüchen, — kurz, ein vollkommener Tausendkünstler; dazu kam noch, daß er ein unermüdlicher, wenn auch nicht immer glücklicher Jagdfreund war. Nie hatte jemand, „mehr Eisen im Feuer,“ und niemand war sonach geschäftiger und munterer.
Mein dritter Reisegenosse hatte jenen aus Europa begleitet und reiste als sein Telemach mit ihm; er mochte wohl, wie sein Vorbild, seinen Mentor gelegentlich in Verlegenheit und Unruhe versetzen. Er war ein junger Graf aus der Schweiz, kaum einundzwanzig Jahre alt, voller Geist und Talent, aber lebhaft bis zum Übermaas und jeder Art wilden Abentheuers zugethan.
Nach dieser Schilderung meiner Reisegefährten darf ich eine Person niedrigern Ranges, aber alldurchdringender und allvermögender Wichtigkeit nicht unerwähnt lassen — ich meine den Knappen, den Reitknecht, den Koch, den Zeltbauer, mit einem Worte, das Factotum, und ich muß hinzufügen, den allgemeinen Einmischer und Unheilstifter unserer Gesellschaft. Er war ein kleiner, schwarzbrauner, dürrer, drähterner, französischer Kreole, der Antoine hieß, aber vertraulich Tonisch benams't wurde: eine Art Grenz-Gil Blas, der ein bewegtes Leben geführt und zuweilen unter weißen Männern, zuweilen unter indianischen Agenten, zuweilen unter den Osage-Jägern sich herumgetrieben hatte. Wir fanden ihn zu St. Louis, in dessen Nähe er eine kleine Besitzung, eine indianische Frau und ein Nest voll halbbürtiger Kinder hatte.
Seiner eigenen Aussage nach hatte er eben bei jedem Stamm eine Frau; in der That, darf man allem, was dieser kleine Landstreicher von sich aussagte, Glauben beimessen. so war er ohne Moral, ohne Kaste, ohne Glauben, ohne Heimath, und selbst ohne Sprache, denn er sprach ein babylonisches Gewälsch von gemischtem Englisch, Französisch und Osage. Dabei war er ein ruchloser Aufschneider und ein Lügner von der ersten Art.
Es war ergötzlich ihn zuzuhören, wenn er von seinen gräßlichen Thaten und den mit Noth. überstandenen Todesgefahren in Jagd und Krieg windbeutelte und aufschnitt. Inmitten seiner Zungengeläufigkeit befiel ihn zuweilen ein krampfhaftes Schnappen nach Athem, als wenn sein Schlund plötzlich gelähmt wäre; ich bin aber fast versucht zu glauben, daß es durch eine in der Kehle stecken gebliebene Unwahrheit veranlaßt wurde, denn ich habe allgemein bemerkt, das unmittelbar darauf eine Lüge von der ersten Größe heraus platzte.
Unsere Reise war angenehm gewesen; wir hatten zuweilen unsere Wohnung in den weit getrennten Anstalten der indianischen Missionäre genommen, aber im Allgemeinen unter dem schönen Laubwerk, das die Bäche begrenzt, gelagert und im Schutz eines Zeltes geschlafen. Während des letzten Theils unserer Reise hatten wir uns beeilt, in der Hoffnung, noch zeitig genug zu Fort Gibson einzutreffen, um die Osage-Jäger bei ihrem Herbst-Besuche auf den Büffel-Prairien zu begleiten.
Die Phantasie des jungen Grafen war in der That von diesem Gegenstande ganz hingerissen. Die großartige Szenerie und die wilden Sitten der Prairien hatten seinen Sinn vollkommen bethört und die Geschichten, welche ihm der kleine Tonisch von Indianischen Tapfern und Indianischen Schönheiten, von dem Jagen der Büffel und dem Einfangen wilder Pferde erzählte, hatten ihn ganz lüstern gemacht, sich einmal in das wilde Leben zu stürzen. Er war ein kecker und abgehärteter Reiter und sehnte sich, die Jagdgebiete zu durchstreifen. Es war ergötzlich. zu hören, was er in seinem jugendlichen Eifer alles zu sehen und zu thun und zu genießen hoffte, wenn er sich unter die Indianer mischte und ihre kühnen Abentheuer theilte, und es war noch weit ergötzlicher, den Aufschneidereien des kleinen Tonisch zuzuhören, der sich freiwillig erbot, seinen treuen Knappen bei diesen gefährlichen Unternehmungen abzugeben, ihn zu lehren, wie man die wilden Pferde einfange, die Büffel bewältige und die Huld Indianischer Prinzessinnen erwerbe. Und wenn wir nur eine brennende Prairie sehen können!“ sagte der junge Graf. — „Sapperment, ich stecke selbst eine an!“ rief der kleine Franzose.
Die Erwartungen der Jugend werden gar leicht getäuscht. Zum Unglück für des Grafen Pläne zu einem wilden Ausflug erfuhren wir, ehe wir das nächste Ziel unserer Reise erreichten, daß die Osage-Jäger bereits ihren Zug zu dem Jagdgebiet angetreten hatten. Der junge Mann beschloß dennoch, ihrer Spur, wenn möglich, zu folgen und sie einzuholen; zu diesem Zweck hielt er bei der Osage-Agentschaft, einige Meilen von Fort Gibson an, um Nachrichten einzuziehen und seine Vorbereitungen zu treffen. Sein Reisegefährte, Hr. L., blieb bei ihm, während der Commissar und ich, von dem treuen und wahrheitsliebenden Tonisch gefolgt, nach Fort Gibson reiseten.
Ich spielte bei dem letztern auf sein Versprechen an, den Grafen auf seinem Zuge zu begleiten, fand aber, daß der kleine Taugenicht seine Interessen scharf in das Auge zu fassen wußte. Er übersah nicht, daß der Commissar in Folge seiner Aufträge eine lange Zeit in dem Lande bleiben und ihm wahrscheinlich eine dauernde Beschäftigung geben würde, während der Aufenthalt des Grafen nur vorübergehend war. Mit den Aufschneidereien des kleinen Prahlers hatte es daher plötzlich ein Ende. Er sprach mit dem jungen Grafen kein Wort mehr von Indianern, Büffeln und wilden Pferden, sondern schloß sich schweigend dem Gefolge des Commissairs an und schlenderte still hinter uns drein zu dem Fort.
Als wir hier anlangten, bot sich die Möglichkeit zu einem Kreuzzug auf die Prairien von neuem dar. Wir erfuhren, daß eine Kompagnie berittener Grenzjäger, oder Schützen, erst drei Tage vorher abgegangen war, um das ausgedehnte Gebiet zwischen dem Arkansas und Red River, einschließlich eines Theile des Pawnee Jagdgebiets, wohin bis jetzt noch keine Gesellschaft weißer Männer vorgedrungen war, zu durchstreifen. So bot sich also eine Gelegenheit, diese gefährlichen und anziehenden Gegenden unter dem Schutze eines starken Geleites zu bereisen und diesen Schutz auch ansprechen zu dürfen, denn der Commissair konnte, kraft seines Amtes, die Dienste dieses neu errichteten Schützenkorps in Anspruch nehmen, und eben das Gebiet, welches sie durchstreifen sollten, war zu Niederlassungen für einige der wandernden Stämme bestimmt.
Unser Entschluß war schnell gefaßt und in Ausführung gebracht. Der Kommandant des Fort Gibson schickte ein paar Creek Indianer als Boten fort, die Schützen einzuholen und ihnen aufzutragen, zu warten, bis der Commissair und seine Gesellschaft zu ihnen stoßen könnten. Da unser Weg drei oder vier Tage lang durch eine wilde Gegend führte, ehe wir uns mit der Schützenkompagnie vereinigen konnten, wurde uns ein Geleite von fünfzehn berittenen Jägern, unter dem Befehle eines Lieutenants, beigegeben.
Wir meldeten dem jungen Grafen und Hrn. L. in der Osage-Agentschaft unsern neuen Plan und unsere Aussichten, und luden sie ein, uns zu begleiten. Der Graf wollte jedoch nicht auf die Freuden verzichten, die er sich von dem Eintreten in ein durchaus wildes Leben versprochen hatte. Er erwiederte uns, er wolle sich zu uns halten, bis wir den Osage-Jägern auf die Spur gekommen, dann aber sey es sein fester Entschluß, sich in die Wildniß zu begeben und jenen zu folgen; sein treuer Mentor war ein zu ergebener Freund, um ihn zu verlassen, obgleich er über die Tollheit des Planes seufzte.
Der nächste Morgen war zu einem allgemeinen Zusammentreffen unserer Gesellschaft und des Geleites in der Agentschaft bestimmt. Wir richteten nun alles zu einer schnellen Abreise her. Unser Gepäck war bisher auf einem leichten Wagen fortgebracht worden; jetzt sollten wir aber unsern Weg durch ein unbesuchtes Land uns bahnen, das von Flüssen, Schluchten und Buschwerk durchschnitten war und wo ein Fuhrwerk dieser Art in jeder Hinsicht nur hinderlich sein konnte. Wir mußten zu Pferd, in der Jägerweise, und mit so wenig Belästigung, als nur immer möglich, reisen.
Unser Gepäck erfuhr daher eine sehr strenge Musterung und Reduction. Jeder brachte seine knappe Garderobe in ein paar Mantelsäcke, die keineswegs überfüllt wurden; diese und ein Ueberrock wurden auf das Pferd geschnallt, das er ritt. Das übrige Gepäck kam auf Packpferde. Jeder hatte ein Bärenfell und einige Tücher für das Bett; auch fehlte es nicht an einem Zelte, um uns zu schützen, wenn einer krank oder das Wetter schlecht würde. Dann sorgten wir für einen ziemlichen Vorrath von feinem Mehl, von Kaffee und Zucker, und für gesalzenes Schweinenfleisch für den Fall der Noth, da wir in Hinsicht des Lebensunterhaltes hauptsächlich auf die Jagd verwiesen waren.
Der Theil unserer Pferde, die durch die letzte Reise nicht zu abgemüdet waren, nahmen wir als Packpferde und als Aushülfe mit uns; da wir aber eine lange und beschwerliche Reise antraten, wo dann und wann gejagt werden sollte, und wo, im Falle eines Zusammentreffens mit feindlich gesinnten Wilden die Sicherheit des Reiters von der Güte seines Pferdes abhängen konnte, sorgten wir, daß wir gut beritten waren. Ich verschaffte mir ein starkes, silbergraues Thier, das etwas rauher Natur, aber tüchtig und kräftig war; ein gutes Pferdchen, das ich bisher geritten und das jetzt etwas abgetrieben war, behielt ich und ließ es mit den Packpferden gehen, um es nur im Fall der Noth zu brauchen.
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, verließen wir am 10. October 1832 das Fort Gibson, überschritten den Fluß, der vor demselben fließt, und zogen unserm Zusammenkunftsort, der Agentschaft, entgegen. Ein Ritt von wenigen Meilen brachte uns an die Furt des Verdigris, eine wilde felsige Gegend, von Waldbäumen düster überspannt. Wir stiegen an das Ufer des Flußes hinab und ritten, einer hinter dem andern, hinüber, wobei unsere Pferde sorgfältig von Feld zu Fels schritten und in dem rauschenden und schäumenden Wasser gewissermaßen nach einem Halt für die Hufe tappten.
Tonisch, unser kleiner Franzose, machte mit den Packpferden den Nachtrapp aus. Er war sehr vergnügt, da ihm eine Art Beförderung zu Theil geworden war. Auf unsrer bisherigen Reise hatte er den Wagen geführt, was er für eine seiner nicht sehr würdige Beschäftigung anzusehen schien; jetzt war er Stallmeister. Er hockte, wie ein Affe, hinter einem Pack auf einem der Pferde, sang, jubelte, johlte wie ein Indianer und schmähte jeden Augenblick die zaudernden Packpferde.
Als wir zur Furt kamen, sahen wir an dem andern Ufer einen Creek-Indianer zu Roß. Er hielt auf dem Vorsprung eines Felsen, um uns und unser Beginnen zu beachten, und bildete einen malerischen Vorwurf dar, der im Einklang mit der wilden Scenerie um ihn war. Er trug ein hellblaues Jagdhemd mit Scharlachfranzen besetzt; ein buntfarbiges Tuch war, fast in der Art eines Turbans, um seinen Kopf geschlagen und ein Ende hing an der Seite nieder; er hatte eine lange Büchse in der Hand und sah einem wilden Araber, der auf Raub ausging, ähnlich.
Unser geschwätziger und in alles sich mischender Franzose rief ihm in seinem Babylonischen Kauderwelsch zu; der Wilde aber, der seine Neugiede befriedigt hatte, schwenkte seine Hand in der Luft, wandte den Kopf seines Pferdes, gallopirte das Ufer entlang und verschwand bald unter den Bäumen.
Als wir über der Furt waren, erreichten wir bald die Osage-Agentschaft, wo Obrist Choteau sein Büreaux und Magazin zur Förderung der Indianischen Angelegenheiten, und zur Vertheilung von Geschenken und Vorräthen hatte. Sie bestand aus wenigen Blockhäusern an dem Ufer des Flusses und gab eine bunte Grenzscene ab. Unser Geleite harrte hier unserer Ankunft: einige waren zu Pferd, andere zu Fuß; einige saßen auf den Stämmen gefällter Bäume, andere schossen nach der Scheibe; es war ein bunt zusammengesetzter Haufe; einige trugen Fräcke, die aus grüner Leinwand gemacht waren; andere hatten lederne Jagdhemden an; die Mehrzahl war aber in wunderbar schlecht zugeschnittene Kleider gesteckt, die, viel zu schlecht zum Tragen, offenbar zu rauhem Dienste angelegt worden waren.
In der Nähe dieser war eine Gruppe Osagen, stattliche Bursche, ernst und einfach in Kleidung und Charakter. Sie trugen keinen Schmuck; ihre Kleidung bestand aus Umwürfen, lederner Beinbedeckung und Mocassins. Ihr Kopf war unbedeckt und ihr Haar knapp abgeschnitten, einen emporstehenden Streifen, oben einem Helmbusch ähnlich, und die lange hinten hinabhängende Scalplocke ausgenommen. Sie hatten hübsche römische Gesichter und eine starte, gewölbte Brust; da sie fast durchgehens ihre Umwürfe um die Lenden geschlagen hatten, so daß Arme und Oberleib bloß blieben, glichen sie eben so vielen edeln Bronzfiguren. Die Osagen sind die schönsten Indianer, welche ich im Westen gesehen habe. Sie haben sich bis jetzt dem Einflusse der Sittigung noch nicht ganz fügen mögen, so daß sie ihre einfache Indianische Bekleidung abgelegt und den Sitten des Jägers und Kriegers sich entschlagen hätten; ihre Armuth hindert sie, einem großen Luxus der äußeren Erscheinung nachzuhängen.
Mit ihnen kontrastirte eine bunt geputzte Schaar von Creeks. Es ist nach dem ersten Eindruck etwas ganz Orientalisches in dem Aeußern dieses Stammes. Sie kleiden sich in zitzene Jagdhemden von mannigfachen glänzenden Farben, mit bunten Franzen geziert; breite mit Knöpfen besetzte Gürtel umschließen sie. Ihre Beinbekleidung besteht aus gegerbter Bockshaut oder aus grünem oder rothem Wollentuch mit gestickten Kniebändern und Trotteln. Ihre Mocassins sind prachtvoll gearbeitet und verziert; um den Kopf werden bunte Tücher geschmackvoll gewunden.
Außer diesen sah man hier eine Menge Trappers, [Biberjäger; wir behalten den amerikanischen Ausdruck bei, da er jetzt auf alle ausgedehnt wird, die von der Jagd in den Urwäldern und Steppen leben.] Jäger, Mestizen, Creolen, Neger von jeder Farbenabstufung, und die ganze hergelaufene Schaar nicht zu beschreibender Wesen, die, zwischen dem gesittigten und wilden Leben inne liegend, die Grenze umschwärmen, wie jenes zweideutige Geschlecht, die Fledermäuse, sich in den Grenzen des Lichts und der Dunkelheit bewegen.
Das kleine Dorf der Agentschaft war in einem vollkommenen Aufruhr; besonders bot der Schoppen des Schmiedes eine bewegte Scene dar: ein riesiger Neger beschlug ein Pferd; zwei Mestizen machten sich eiserne Löffel, um darin Blei zu Kugeln zu gießen. Ein alter Trapper, in einem ledernen Jagdfrack und Mocassins, hatte seine Büchse an eine Arbeitsbank gelehnt, während er den Mestizen zusah und von seinen Jagdthaten plauderte; mehrere große Hunde streiften in und außerhalb der Werkstätte umher oder schliefen in der Sonne, während ein kleines Thier, die eine Seite des Kopfes emporhebend und das eine Ohr spitzend, mit der, kleinen Hunden gewöhnlichen Neugierde, auf das Geschäft des Beschlagens des Pferdes acht gab, als wollte er die Kunst auch erlernen oder warten, bis die Reihe, beschlagen zu wer: den, an ihn käme.
Wir fanden den Grafen und seinen Begleiter, den Tausendkünstler, marschfertig. Da sie sich zu den Osagen begeben, und einige Zeit damit hinbringen wollten, den Büffel und das wilde Pferd zu jagen, hatten sie die nöthigen Vorkehrungen getroffen, indem sie den Pferden, mit welchen sie die Reise gemacht, andere von der ersten Qualität zugefügt hatten, welche auf der Reise geführt und nur auf der Jagd geritten werden sollten.
Sie hatten ferner einen jungen Mann, Namens Antoine, einen Mestizen, Französischen und Osage Ursprungs, angenommen, der auch ein Tausendkünstler in seiner Art sein, d. h. kochen, jagen und für die Pferde sorgen sollte; er hatte aber eine heftige Vorliebe, nichts zu thun, da er der nichtswerthen Brut angehörte, die in den Missionen gezeugt und erzogen wird. Er war überdies ein wenig verhätschelt, da er wirklich ein schöner, junger Bursche, ein Grenz-Adonis war, und was noch schlimmer ist, sich auf seine vornehme Verwandtschaft etwas zu gut that, denn seine Schwester war das Kebsweib eines reichen weißen Handelsmannes!
Der Commissär und ich verlangten sehr, vor dem Aufbruch eines andern Dieners habhaft zu werden, der mit dem Waidwerk bekannt wäre und uns als Jäger dienen könnte, denn wir sahen, daß unser kleiner Franzose in dem Lager mit Kochen und auf dem Wege mit der Sorge für die Packpferde die Hände voll zu thun haben würde. Ein solcher bot sich uns dar oder vielmehr, wurde uns empfohlen, in der Person des Pierre Beatte, eines Mestizen von Französischem und Osage Blut. Man versicherte uns, er sei mit allen Theilen des Landes bekannt, da er es in allen Richtungen bei Jagd- und Kriegzügen durchwandert hätte; er würde uns als Führer und Dolmetscher gleich nützlich sein, und gelte mit Recht für einen der besten Jäger.
Ich gestehe, er gefiel mir nicht, als man mir ihn zum ersten Male zeigte. Er strich in einem alten Jagdrock und Metussen oder Beinkleidern von Bocksleder umher, die schmierig und fettig und durch langen Gebrauch wie überfirnißt waren. Er war, wie es schien, gegen 36 Jahre alt, und stark und kräftig gebaut. Seine Züge waren nicht übel, denn sie hatten einige Aehnlichkeit mit denen Napoleons, aber hohe indianische Backenknochen gaben ihnen zu viel Eckiges. Vielleicht vermehrte die dunkelgrüne Farbe seines Gesichts seine Aehnlichkeit mit einer alten Bronzbüste, die ich vom Kaiser gesehen hatte. Seine Züge hatten jedoch einen wirschen, mürrischen Ausdruck, der durch einen breitrandigen wolligen Hut und durch die wirren um seine Ohren hängenden Haare noch erhöht wurde.
Der Art war die äußere Erscheinung des Menschen und seine Sitten waren eben nicht einnehmender. Er war kalt und lakonisch; er gab keine Versprechungen und keine Versicherungen; er nannte die Bedingungen, unter denen er und sein Pferd uns zu Diensten stünden; wir fanden sie ziemlich hoch, aber er zeigte keine Neigung, sie zu ermäßigen und keinen Drang, sich die Stelle zu sichern. Er zeigte überhaupt mehr von dem rothen als dem weißen Mann in seinem Character, und da ich gelehrt worden war, auf alle Mestizen als auf ein unzuverläßiges und treuloses Geflecht mit Mißtrauen zu blicken, so hätte ich den Dienst des Pierre Beatte gern entbehrt. Wir hatten aber keine Zeit, uns nach jemand, der mehr nach unserm Geschmack gewesen wäre, umzuthun und mußten uns auf der Stelle mit ihm abfinden. Er ging sonach weg, um seine Vorbereitungen zu treffen und versprach, in unserm Abendlager zu uns zu stoßen.
Nur Eines fehlte nur noch zur Ausrüstung für die Prairie-Reise — ein durchaus zuverläßiges Pferd. Ich war nicht nach meinem Sinne beritten. Der Silbergraue, den ich gekauft hatte, war zwar stark und willig, aber ungestüm. In dem letzten Augenblick gelang es mir, ein vortreffliches Thier zu erkaufen; es war ein dunkelbraunes, kräftiges, munteres, edles und herrlich gehaltenes Roß. Freudig schwang ich mich in den Sattel und überließ den Silbergrauen dem kleinen Tonisch, der so entzückt war, sich nun ganz und gar en cavalier zu sehen, daß ich fürchtete, er möchte das alte und wohlbekannte Sprüchwort von dem Bettler zu Pferd verwirklichen.
Die langgezogenen Töne eines Hornes gaben endlich das Zeichen zur Abreise. Die Jäger traten, einer hinter dem andern reitend, in die Wälder ein; wir setzten uns zu Pferd und folgten ihnen, wurden aber durch die Unregelmäßigkeit der Packpferde aufgehalten. Diese waren nicht gewöhnt, in der Reihe zu bleiben und streiften von einer Seite zur andern im Dickigt herum, ungeachtet alles Fluchens und Verwünschens von Seiten unseres Tonisch, der, auf seinem wackern Grauen sitzend, mit einer langen Büchse auf der Schulter, ihnen nachjagte und sie mit derben Flüchen und Schlägen in reichem Maas beschenkte.
Wir verloren daher unser Geleite bald aus den Augen, suchten aber ihre Spur zu behalten, indem wir durch stolze Wälder und verwachsenes Gebüsch ritten und an indianische Wigwams und Negerhütten vorbeiritten, bis wir gegen Abend an eine Grenzbesitzung kamen, die einem Ansiedler, Namens Berryhill, gehörte. Das Haus lag auf einem Hügel, an dessen Fuß die Jäger sich in einem Laubgang, an dem Saume eines Flusses, gelagert hatten. Der Besitzer des Hauses empfing uns freundlich, konnte uns aber wegen einer Krankheit, die in seiner Familie herrschte, keine Bequemlichkeit bieten. Er schien selbst nicht in den besten Umständen zu sein, denn, obgleich von kräftiger Gestalt, hatte er eine bleiche, ungesunde Gesichtsfarbe und eine pfeifende, überschlagende Stimme, die abgebrochen vom Discant in den tiefsten Baß überging.
Da sein Blockhaus ein wahres Hospital war, das von Kranken wimmelte, ließen wir unser Zelt in dem Hofe aufschlagen.
Wir waren nicht lange gelagert, als unser neu geworbener Diener Beatte, der Osage-Mestize, eintraf. Er ritt auf seinem einen Pferde und führte das andere, das mit Vorräthen für den Zug ganz gut bepackt schien. Beatte war augenscheinlich ein „alter Soldat“, was die Kunst betrifft, für seine Bedürfnisse zu sorgen und sich auf unvorgesehene Fälle gefaßt zu machen. Da er wußte, daß er in dem Dienste der Regierung war, indem er zum Gefolge des Commissärs gehörte, hatte er sich Rationen Mehl und Speck zu verschaffen gewußt und sie gegen die Launen des Wetters trefflich verwahrt.
Neben dem Pferd, das für die Reise und den gewöhnlichen Dienst bestimmt war, einem lebhaften, starken Thiere, hatte er ein zweites für die Jagd mitgenommen. Dies war ein Halbblut, wie er, indem es von einem zahmen und einem wilden Prairie-Pferd abstammte, und es war ein edles Thier, stolz, schön in seinen Bewegungen und trefflich auf den Beinen. Er hatte Sorge getragen, daß seine Pferde auf der Agentschaft gut beschlagen wurden. Er stellte sich ein, in allen Beziehungen auf Kampf und Jagd vollständig gerüstet — seine Büchse auf der Schulter, sein Pulverhorn und die Tasche mit Kugeln an der Seite, das Jagdmesser im Gürtel und an dem Sattelbogen ein Knäul von Strickwerk, Lariats oder verschlungene Stricke, wie man sie nannte, zum Einfang der wilden Pferde.
So ausgerüstet und ausgestattet gleicht der indianische Jäger auf der Prairie dem Kreuzer auf der See, vollkommen unabhängig von der Welt und im Stande sich selbst zu schützen und selbst zu erhalten. Er kann sich von einem Jeglichen lossagen, seinen eigenen Weg verfolgen und sein Schicksal nach Willkühr bereiten. Ich glaubte, Beatte dürfte seine Unabhängigkeit fühlen und sich jetzt, da wir uns in die Wildniß zu wagen im Begriff standen, uns allen überlegen glauben. Er behielt einen halbstolzen, mürrischen Blick und eine große Schweigsamkeit bei; seine erste Sorge war, seine Pferde abzupacken und sie für die Nacht unter sicheres Obdach zu bringen. Sein ganzes Benehmen stand in vollkommenem Contrast mit unserm prahlerischen, schnatternden, lärmenden kleinen Franzosen.
Auch schien der Letztere auf den neuen Ankömmling eifersüchtig. Er flüsterte uns zu, diese Mestizen seien eine empfindliche, launische Menschensorte, auf die man sich wenig verlassen könne; Beatte habe sich augenscheinlich darauf eingerichtet, auf seinen eigenen Füßen zu stehen und er wäre jeden Augenblick während unserer Reise im Stande', uns plötzlich seine üble Laune, oder Trotz zu zeigen und uns augenblicklich zu verlassen, da er die Mittel habe, sich selbst zu helfen, und auf den Prairien vollkommen zu Haus sei.
Am nächsten Morgen — den 11. October — machten wir uns um halb acht Uhr auf den Weg und ritten durch tiefe, üppige Gründe von angeschwemmtem Boden, mit reicher Vegetation und Bäumen von ungeheurer Größe geschmückt. Unser Weg lag in einer Linie mit dem Westufer des Arkansas, an dessen Saum wir, in der Nähe der Einmündung des Red Fork, auf die Compagnie unserer Jäger zu stoßen hofften. Die Gegend war eine Zeitlang mit Creekdörfern und Farmhäusern bedeckt, deren Bewohner mit bedeutender Leichtigkeit die Anfänge der Gesittung angenommen zu haben und in dessen Folge zu gedeihen schienen. Ihre Farmen waren gut versehen und ihre Wohnungen zeugten von Behaglichkeit und Ueberfluß.