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Aphorismen über das Leben und das Unsichtbare. Eine Bewusstseinserweiterung. Satz um Satz. Tweet um Tweet. Und schön wie ein Asteroid. Gleich nach dem Aufstehen twittern, eine Stunde lang, mit den „inneren Tropen“ der Nacht im Nacken. Das ist die literarische Morgengymnastik von Alan Mills. Der guatemaltekische Dichter, den El País zu einem der neuen spanischsprachigen Netzdichter zählt, wirft in 140 Zeichen alle Vorstellungen davon, wie das Schreiben heute auszusehen hat, über Bord. Es ist gleichzeitig linear und nicht-linear, es loopt, es springt, es zitiert, es zittert, es wittert den unsichtbaren Leser – oder es bleibt, klassisch, auf dem Boden der Tatsache, die das Internet ist. Mills ist respektlos: Er verdreht das literarische Welterbe von Kafka bis Borges, von Joyce bis Wilde. Alan Mills’ Tweets sind Meta-Tweets: klug, gebildet und schnell, aber gleichzeitig voller Überraschungen, etwa voller wilder Tiere oder obszöner, obskurer Tanzmusik. „Alan Mills’ Tweets sind komisch, seltsam und von einer geheimnisvollen Schönheit.“ Fabian Thomas, The Daily Frown „Manche seiner Gedichte klingen wie Geschichtenanfänge.“ Sarah Kugler Thomas, Potsdamer Neueste Nachrichten Alan Mills wurde 1979 in Guatemala geboren. Er hat in den vergangenen zehn Jahren in Buenos Aires, São Paulo, Paris, Madrid und Leipzig gelebt und auf Poesiefestivals in Europa und Lateinamerika gelesen. Seit 2012 wohnt er in Berlin, wo er an einer Doktorarbeit über zeitgenössische lateinamerikanische Literatur, insbesondere indigenistischer Science Fiction, schreibt. Er hat die Bücher Marca de agua, Síncopes (auch auf Französisch erschienen) und Pasan poesía en la televisión apagada veröffentlicht. Sein Twitteraccount ist @alan1000s. Seine Tweets wurden übersetzt von Johanna Richter.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 52
Alan Mills
Eine Subkultur der Träume
Auf Twitter
Aus dem Spanischen von Johanna Richter
ein mikrotext
Lektorat: Nikola Richter
Herstellung: Booktype
Cover: Andrea Nienhaus
Coverfoto:pixabay.com (Lizenz CC0 1.0)
Covertypo: PTL Attention, Viktor Nübel
www.mikrotext.de – [email protected]
ISBN 978-3-944543-29-1
Alle Rechte vorbehalten.
© mikrotext 2015, Berlin
Alan Mills
Eine Subkultur der Träume
Auf Twitter
Aus dem Spanischen von Johanna Richter
mikrotext
Impressum
Titelseite
Motto
Vorwort des Autors
Tweets
Weitersagen
Über den Autor
Über die Übersetzerin
Über mikrotext
Katalog
Essay von Alexander Kluge (Leseprobe)
Digitale Love Story (Leseprobe)
Der klügste Mensch im Facebook (Leseprobe)
Kontakt
Erst wollten die Rockstars wie Dichter sein. Dann wollten die Dichter wie Rockstars sein. Jetzt sind alle bei Twitter.
Kurz nachdem ich von Guatemala nach Deutschland gezogen war, sah ich mich einem dreamstorm ausgesetzt, einem Sturm unverständlicher und intensiver Träume.
Weil ich verstehen wollte, was da passierte, und weil ich den Bezug zu meiner eigenen Sprache beibehalten wollte, suchte ich therapeutische Linderung bei Twitter.
Ich schrieb fast jeden Tag etwa eine Stunde lang. Manchmal twitterte ich gleich das erste, was ich beim Aufwachen gedacht hatte, manchmal speicherte ich nur Entwürfe, die ich erst dann twittern würde, wenn vor mir im sozialen Netzwerk eine Tendenz oder eine alberne Mode aufschimmerte.
Gelegentlich war ich ein Opportunist, der mit der Welle schwamm: Wenn ich sah, dass viel über Tiere getwittert wurde – unvergesslich etwa das Foto des Wiesels, das sich einem Specht auf den Rücken gesetzt hatte, um mitzufliegen –, zog ich eine Hipsterkatze oder ein Wasserschwein aus meinem Zylinder.
Ich wollte die schnellste Pistole der hispanoamerikanischen Tweet-Szene sein. Ich wollte die intelligente Person töten, die in mir wohnte. Den Intellektuellen foltern, der meinen Körper besetzte. Den Dichter töten, der ich gewesen war.
Ich hatte einige Jahre zuvor meinen Rückzug aus der poetischen Arena angekündigt: Ich würde zu keinem Festival mehr fahren, kein einziges Gedichte mehr schreiben, hatte ich gesagt, aber all das stellte sich am Ende als eine große Lüge heraus.
Von Tweet zu Tweet erfuhr ich daraufhin eine andere Dimension des Schreibens: die Kontinuität zwischen Traum, Gedicht, Tweet, Aphorismus, Mikro-Fiktion, erzählter Realität, interstellarer Reise.
So merkwürdig es auch klingen mag, dank Twitter erinnerte ich mich an eine Technik, die von den Maya-Schamanen praktiziert wird: durch die Träume zu navigieren, als ob man an einem Kunstwerk arbeiten würde. Ich verstand, dass ich zu einer Subkultur gehörte, in der die Träume in Blöcken von einhundertvierzig Zeichen kommuniziert werden.
Alan Mills, Dezember 2015
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