Eine völlig neue Leidenschaft - Becket Cook - E-Book

Eine völlig neue Leidenschaft E-Book

Becket Cook

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Beschreibung

Becket Cook, ein Homosexueller in Hollywood mit einer erfolgreichen Karriere als Set Designer, dachte selten über Gott nach – bis eine völlig unerwartete Begegnung in einem Coffee Shop sein Leben für immer veränderte. Eine völlig neue Leidenschaft entspricht zum Teil Memoiren, und zum Teil einer Apologetik, ist aber auch ein scharfsinniger Blick auf das, was die Bibel über Homosexualität sagt, doch im Wesentlichen ist es ein Zeugnis an die Macht des Evangeliums und die Tiefe der Liebe Gottes.

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Eine völlig neue Leidenschaft

Impressum

Solid Rock Verlag GbR, c/o Postflex #2889, Emsdettener Str. 10, 48268 Greven

Eine völlig neue Leidenschaft, Becket Cook

Veröffentlicht unter dem englischen Originaltitel:

A Change of Affection Copyright © 2019 by Becket Cook

Published by Nelson Books, an imprint of Thomas Nelson. Nelson Books and Thomas Nelson are registered trademarks of HarperCollins Christian Publishing Inc.

This edition is published by arrangement with Thomas Nelson, a division of HarperCollins Christian Publishing Inc. All rights reserved.

Diese Ausgabe wird aufgrund eines Vertrages mit Thomas Nelson, einem Bereich von HarperCollins Christian Publishing Inc., veröffentlicht. Alle Rechte vorbehalten.

Anmerkung des Autors:

Dies ist ein Sachbuch. Alle Ereignisse und Erfahrungen, die hier beschrieben sind, sind wahr und wurden akkurat wiedergegeben, so wie ich mich nach bestem Vermögen daran erinnern kann. Zudem habe ich auch Namen, Identitäten und Umstände einiger Menschen, die hier beschrieben werden, verändert, um deren Privatsphäre zu schützen.

Zitierte Bibelstellen:

Soweit nicht anders vermerkt:

Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen. Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft.

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung.

Alle Rechte vorbehalten.

Bibelstellen mit einem * versehen:

Lutherbibel, revidiert 2017, Copyright © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Bibelstellen mit einem ** versehen:

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, Copyright © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Paperback ISBN: 978-3-949836-02-2

ePub Kindle ISBN: 978-3-949836-03-9

Übersetzung: Solid Rock Verlag GbR

Lektorat: Christina Schremmer

Coverdesign: Nelson Books und Harald Klein, www.haraldklein.design

Satz und Design: Harald Klein, www.haraldklein.design

„Dieses kurze Buch bietet eine sehr gesunde Mischung aus ehrlicher Selbstoffenbarung und konsequentem Nachdenken. Es verbindet eine gelungene Erzählweise mit einem sorgfältigen Umgang mit der Bibel. Es ist immer ehrlich und nie oberflächlich. In der steigenden Flut von Literatur über gleichgeschlechtliche Liebe und Homosexualität ragt dieses Buch als eines der konstruktivsten heraus.“

D.A. Carson, Gründer und Präsident von The Gospel Coalition

„Eine völlig neue Leidenschaft ist eine der kraftvollsten und beeindruckendsten Geschichten, die ich je gelesen habe. Sie wird dich zu Tränen rühren, dein Vertrauen in Gottes Macht, Leben zu verändern, stärken und in dir ein größeres Verlangen wecken, Jesus zum Herrn deines Lebens zu machen. Das Buch ist einfach schwer aus der Hand zu legen! Es ist nicht nur interessant und inspirierend, sondern Becket Cook lehrt uns auch eine Menge über das Wesen und die Bedeutung der Nachfolge des Herrn Jesus. Einfach ausgedrückt ist es ein biblischer und verändernder, reichhaltiger Bericht über Cooks unglaubliche Reise. Ich empfehle es sehr.“

J.P. Moreland, renommierter Professor für Philosophie an der Talbot School of Theology und Autor von Finding Quiet: My Story of Overcoming Anxiety and the Practices That Brought Peace

„Sind Christen der größte Feind der schwulen Gemeinschaft? Sind Meinungsverschiedenheiten ein Ausdruck von Hass, wie meine Kultur behaupten will? Dieses ansprechende Buch erzählt eine ganz andere Geschichte und zwar eine viel realistischere. Es beginnt mit einem Paukenschlag: Becket trifft einen sogenannten Bible Guy, dessen Antworten auf seine skeptischen Fragen zum Christentum überraschend aufschlussreich sind, und eine Predigt, die so erhellend ist, dass ein Neuling wie Becket nicht wollte, dass sie endet (stell dir das mal vor). Und genauso wertvoll ist Teil 2: Reflexionen, in dem Cook sein großes Herz und seinen Verstand unter Beweis stellt.“

Dick Lucas, emeritierter Rektor der St. Helen‘s Church, Bishopsgate, London

„Eine völlig neue Leidenschaft ist ein fesselndes Buch. Ich konnte es nicht aus der Hand legen. Mit Überzeugung, Klarheit und Mitgefühl erzählt Becket seine bemerkenswerte Geschichte auf eine Weise, die Gläubige inspirieren und Suchende herausfordern wird. Ich hoffe wirklich, dass dieses Buch viel gelesen und diskutiert wird, denn es bietet eine kraftvolle Geschichte der Erlösung und Hoffnung in unserer einsamen und verletzten Welt.“

Sean McDowell, PhD, Professor an der Biola University, bekannter Redner und Autor von So the Next Generation Will Know

„Becket Cook hat einen ehrlichen, weisen, bewegenden und fesselnden Bericht darüber geschrieben, wie es ist, ein schwuler Mann zu sein, der schließlich sein volles Leben und seine tiefste Liebe in Jesus Christus entdeckt. Ich fand es inspirierend!“

Sam Allberry, Autor von Is God Anti-Gay?

„Geschrieben von derselben göttlichen Liebe, die ihn überwältigt und in den Bann gezogen hat, enthält Becket Cooks Eine völlig neue Leidenschaft überzeugende Weisheiten für Skeptiker und Gläubige gleichermaßen. Es ist voll von dem, was Jakobus 3,17 die „Weisheit, die von oben kommt“ nennt, „[die] in erster Linie rein und heilig [ist], dann aber auch friedfertig, freundlich und bereit, sich etwas sagen zu lassen. Sie ist voll Erbarmen und bringt eine Fülle von Gutem hervor; sie ist unparteiisch und frei von jeder Heuchelei.“ Solche Schätze erwarten den Leser auf jeder Seite. Wo immer das Thema Homosexualität dein Leben berührt, wirst du von Cooks Bericht über seine Begegnung mit der tiefen Liebe des lebendigen Gottes profitieren.“

Mark R. Saucy, Professor und Co-Vorsitzender an der Talbot School of Theology

„Eine völlig neue Leidenschaft ist eine Meisterleistung. Die Geschichte von Becket Cook wird dein Herz berühren und deinen theologischen Verstand inspirieren. Mehr noch, sie wird dich dazu anregen, Jesus mit deinen LGBTQ-Freunden zu teilen. Dieses Buch ist ein Muss!“

Caleb Kaltenbach, Gründer der Messy Grace Group und Autor von Messy Grace und God of Tomorrow

„In Hollywood steht das Glück auf der Seite der Wagemutigen. Als ich also Becket zum ersten Mal auf den Knien sah, dachte ich: Was macht dieser kluge, gut aussehende und erfolgreiche Mann in der Kirche? Beckets Wandlung und seine aufopferungsvolle Demut, in einer Zeit wie dieser mutig für Jesus Christus einzutreten, sind beeindruckend und kommen zur rechten Zeit! Eine völlig neue Leidenschaft läutet einen Richtungswechsel für die nächsten Generationen ein.“

Stephen Baldwin, Schauspieler, Autor und Evangelist

„Sexualität ist eines der wichtigsten, aber auch am meisten missverstandenen Themen in unserer heutigen Gesellschaft. Zum Glück bietet Becket Cook in einer Schlagwort-Kultur, die voll Wortwechsel ist, eine Perspektive, die zutiefst persönlich, biblisch fundiert und praktisch ist. Als einer von Beckets Pastoren in Los Angeles kann ich sagen, dass sein Leben wirklich ein Beweis für Gottes Gnade ist und dass die Worte in diesem Buch einen lebendigen und verkörperten Glauben an Christus widerspiegeln. Ich hoffe, dass viele Menschen Eine völlig neue Leidenschaft lesen, und ich vertraue darauf, dass die Kirche dadurch gestärkt wird.“

Jeremy Treat, PhD, Pastor bei Reality LA, Lehrbeauftragter für Theologie an der Biola University und Autor von Seek First und The Crucified King

Vorwort

Ich habe buchstäblich geschrien, als ich Becket zum ersten Mal sprechen hörte. Ich glaube, das habe ich erst zweimal in meinem Leben getan. Normalerweise verstecke ich mich lieber schweigend in Menschenmengen, aber er sagte etwas, das mich zum Schreien brachte, bevor ich mich wieder einbremsen konnte.

Im Jahr 2015 waren meine Frau und ich in einem Raum in San Francisco eingepfercht, in den die Menschen strömten, um Becket zu hören, wie er seine Lebensgeschichte erzählt und Fragen beantwortet. Viele waren von den Geschichten seiner Vergangenheit fasziniert, aber das war es nicht, was mich schockierte. Es war sein Auftreten. Es war die Art und Weise, wie er seine Besessenheit von Jesus demonstrierte. Er verhielt sich wie ein Mann, der gerade im Lotto gewonnen hatte; wie jemand, der sich von dem Strafzettel, den er erhalten hatte, nicht beeindrucken ließ, weil er sein neues Glück entdeckte und über den Schatz staunte, den er erhalten hatte. Alles andere erschien ihm nebensächlich, sogar seine Sexualität.

Es erinnerte mich an die Szene in der Bibel, als Jesus das Haus des Zachäus betrat (Lukas 19). Zachäus war so überglücklich, dass er Jesus sagte, er wolle die Hälfte seines Geldes den Armen geben und dann allen, die er bestohlen habe, das Vierfache zurückzahlen! Sein Reichtum bedeutete ihm nichts, wenn er Jesus haben konnte. Und Christus antwortete: „Der heutige Tag hat diesem Haus Rettung gebracht“ (V. 9). Zachäus kümmerte sich plötzlich nicht mehr um das Geld, das er sein ganzes Leben lang gehütet hatte, weil er etwas unendlich Größeres erhielt.

Heute würde diese Art von Reaktion in vielen amerikanischen Kirchen als außergewöhnlich übereifrig auffallen. Doch in Wirklichkeit war Zachäus’ Reaktion völlig angemessen. Es war die Antwort eines wahren Gläubigen und die Art von Antwort, die Jesus erwartet.

In Matthäus 13,44 sagt Jesus: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war und von einem Mann entdeckt wurde. Der Mann freute sich so sehr, dass er, nachdem er den Schatz wieder vergraben hatte, alles verkaufte, was er besaß, und dafür den Acker kaufte.“ Gott erwartet von uns, dass wir von ihm besessen sind. Dass wir ihn als so wertvoll ansehen, dass wir alles aufgeben würden, um Teil seines Reiches zu sein. Diese Art von Enthusiasmus in Becket zu sehen, ist erfrischend – besonders in Amerika, wo Gott oft als eine Verpflichtung oder sogar als ein Störfaktor angesehen wird.

Vieles von dem, was Becket in diesem Buch schreibt, wird einem wie völliger Unsinn vorkommen, es sei denn, man versteht, was er meint, wenn er das Wort Gott verwendet. Das Bild, das er im Kopf hat, wenn er dieses Wort benutzt, ist wahrscheinlich anders als das, was du dir jetzt gerade vorstellst. Nur wenn du einen Einblick in Beckets Gottesbild bekommst, kannst du verstehen, wie er zu seinen Schlussfolgerungen über das Leben und die Sexualität kommt.

Vergiss das Bild, das du von Gott im Kopf hast, und lass diese Beschreibung aus der Bibel auf dich wirken:

Nun habt ihr Gott ja auf ganz andere Weise kennen gelernt als die Israeliten damals am Sinai. Der Berg, zu dem sie kamen, war ein irdischer Berg. Er stand in Flammen und war in dunkle Wolken gehüllt. Es herrschte Finsternis, ein Sturm tobte, Posaunenschall ertönte, und eine Stimme sprach zu ihnen, vor der sie sich so fürchteten, dass sie inständig baten, kein weiteres Wort mehr hören zu müssen. Denn schon zuvor, als es hieß, alle müssten gesteinigt werden, die dem Berg zu nahe kämen – gleich, ob Menschen oder Tiere –, hatten Angst und Schrecken sie befallen. Das ganze Geschehen, das sich vor ihren Augen abspielte, war so Furcht erregend, dass selbst Mose bekannte, er zittere vor Angst. Ihr hingegen seid zum Berg Zion gekommen, zur Stadt des lebendigen Gottes, zu dem Jerusalem, das im Himmel ist. Ihr seid zu der festlichen Versammlung einer unzählbar großen Schar von Engeln gekommen und zu der Gemeinde von Gottes Erstgeborenen, deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Ihr seid zu Gott selbst gekommen, dem Richter, vor dem sich alle verantworten müssen, und zu den Gerechten, die bereits vollendet sind und deren Geist bei Gott ist. Und ihr seid zu dem Vermittler des neuen Bundes gekommen, zu Jesus, und seid mit seinem Blut besprengt worden – mit dem Blut, das noch viel nachdrücklicher redet als das Blut Abels. (Hebräer 12,18-24)

Stell dir vor, du stehst auf einem offenen Feld, während ein gewaltiger Hurrikan auf dich zukommt. Dein Reichtum wird dir in diesem Moment sehr unwichtig sein. Ganz gleich wie viel Macht oder Verstand du hast, du bist hilflos. Gott setzt sich selbst mit einem „Sturm“ gleich. Der Hebräerbrief erklärt, dass wir es hier nicht mit einem normalen Menschen zu tun haben. Er ist unantastbar. Er „stand in Flammen und war in dunkle Wolken gehüllt“. Heutige Bibellehrer verwenden keine Worte wie „Finsternis und Sturm“, um Gott zu beschreiben. Viele Christen sprechen beiläufig davon, dass sie seine Stimme hören wollen, ohne zu bedenken, dass diejenigen, die ihn gehört hatten, „baten, kein weiteres Wort mehr hören zu müssen“. Wir haben vergessen, dass Mose entsetzt war und „vor Angst [zitterte]“. Wir sprechen von dem „obersten Richter der ganzen Erde“, der im Himmel wohnt und von einer „unzählbar großen Schar von Engeln“ feierlich angebetet wird.

Stelle dir nun vor, du stündest vor einem Wesen mit all diesen Eigenschaften und noch mehr. Stell dir vor, dieser heilige, ehrfurchtgebietende Gott erklärt dich zu seinem Kind und liebt dich als solches. Deine Stellung als geliebtes Kind Gottes würde zur einzigen Identität werden, die du haben willst.

Beckets Zeugnis an diesem Tag war für mich so kraftvoll, weil er so sprach, als ob er wirklich glaubte, dass er von einer so großen Person geliebt wurde. Als er sich im Wunder dieser unglaublichen Wahrheit sonnte, verblassten alle Freuden der Erde.

Es gibt eine andere Geschichte in der Heiligen Schrift, die in starkem Gegensatz zu Zachäus und dem Gleichnis vom verborgenen Schatz steht. In Lukas Kapitel 18 begegnet Jesus einem reichen jungen Herrscher. Jesus bittet ihn, alles zu verkaufen, was er besitzt, um ihm nachzufolgen, aber stattdessen geht der Mann traurig weg. Anders als Zachäus oder der Mann, der den Schatz auf dem Feld fand, hatte dieser junge Mann das Gefühl, eine Entscheidung treffen zu müssen. Die Tatsache, dass er überhaupt über eine Entscheidung nachdenken musste, zeigte, dass er den wahren Wert von Christus nicht verstand.

Genau das ist auch heute die vorherrschende Haltung gegenüber Gott. Die meisten Menschen sind sich nicht sicher, ob er das Opfer wert ist, das er verlangt. Manche versuchen, die Forderungen Jesu zu ignorieren oder herunterzuspielen:

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, mein Jünger zu sein, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, mein Jünger zu sein. Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist es nicht wert, mein Jünger zu sein. Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. (Matthäus 10,37–39)

Die Welt ist von Männern und Frauen bevölkert, die wie der reiche junge Herrscher den wahren Wert Gottes nicht erkennen können. Sie weigern sich, „ihr Leben zu verlieren“, weil sie sich selbst für wertvoll und Gott für zweitrangig halten. Beckets Geschichte ist das seltene Beispiel eines Menschen, der bereitwillig alles losließ, was er hatte, um ein größeres Leben zu finden.

Francis Chan

Autor des New York Times Bestsellers

Eine vollkommen verrückte Liebe

TEIL EINS

ZUM LEUCHTTURM

EINS

Being there1

Der 12. September 2009 war für mich ein typischer Samstag in Los Angeles: Ich wachte spät auf, fuhr von West Hollywood nach Venice Beach, um mich mit meinem besten Freund Ryan zum Brunch in unserem bevorzugten schlichten und überteuerten Farm-to-Table-Restaurant zu treffen, und fuhr dann quer durch die Stadt nach Silver Lake, um unseren Faulenzertag bei Intelligentsia, einer lokalen Künstler-Kaffeebar, fortzusetzen. Auf dem Weg zur Eastside kauften wir gewöhnlich in verschiedenen Bekleidungsgeschäften auf dem Abbot Kinney Boulevard ein, fuhren nach Beverly Hills zu Barneys oder schauten bei Fred Segal und Maxfield in West Hollywood vorbei. Das immerwährende perfekte Wetter in Los Angeles, vierundzwanzig Grad Celsius und Sonne, war genau das richtige Klima für diese luftigen, unbeschwerten Tage. Wenn der Nachmittag in den Abend überging, fanden wir wahrscheinlich den Weg zu einem anderen Lieblingsrestaurant der gehobenen Schicht für ein leckeres Abendessen.

Ryan war ein erfolgreicher Künstler und ich war ein erfolgreicher Szenenbildner. Wir hatten reichlich Einkommen, das wir gerne ausgaben. Uns fehlte es nie an Möglichkeiten, den Tag auszufüllen, und fast immer gab es nach dem Abendessen eine Kunstausstellung oder eine Hausparty, die wir besuchen konnten. Diese Samstage waren fast ein Jahrzehnt lang unser heiliges, wöchentliches Ritual gewesen. An diesem speziellen Samstag jedoch lag etwas in der Luft. Etwas, das eine Kette von Ereignissen in Gang setzen und mein Leben für immer verändern sollte.

Nach dem Brunch standen wir in der langen Schlange bei Intelligentsia. Ich bestellte meinen bevorzugten Cappuccino und Ryan nahm seinen Lieblingstee mit Blumengeschmack. Irgendwie hatten wir einen tollen Tisch auf der Terrasse ergattert, obwohl an diesem Tag so viele Leute dort waren. Während wir an unseren Getränken nippten und die Menschenmenge um uns herum betrachteten, fiel uns etwas auf, das besonders für diesen Teil von Los Angeles merkwürdig war. Ein eleganter Mann, vielleicht Anfang dreißig, ging an unserem Tisch vorbei, in der einen Hand einen Kaffee zum Mitnehmen, in der anderen ein großes gebundenes Buch mit dem Titel Kommentar zum Römerbrief auf dem Buchrücken. Obwohl weder Ryan noch ich in unserem Erwachsenenleben mit der Kirche zu tun hatten, wussten wir genug, um zu erahnen, dass dieses Buch etwas mit der Bibel zu tun hatte. Aber wir befanden uns in Silver Lake, einer der liberalsten und fortschrittlichsten Enklaven im Großraum von Los Angeles.

Ryan und ich warfen uns einen verwirrten Blick zu. Wer war dieser gut aussehende Mann und warum trug er dieses religiöse Buch bei sich? Unsere Faszination wurde noch größer, als er neben einer Handvoll hipper junger Erwachsenen stehen blieb, die alle eine Bibel in der Hand oder auf dem Tisch vor sich hatten. Was? In Los Angeles öffentlich Bibeln tragen? Das hatte ich in all den fünfzehn Jahren, die ich hier lebte, noch nie gesehen. Nicht ein einziges Mal.

Wir beobachteten, wie der Mann ein paar Minuten lang Umarmungen und Höflichkeiten mit den Bibelmenschen austauschte, bevor er wieder ging. Ryan und ich waren verblüfft. War es der Kaffee, den sie tranken? Machte sich eine Art religiöser Kult in Silver Lake breit? Planten sie eine Reise nach Jonestown, Guyana? Nach einer kleinen, spekulativen Diskussion nahmen wir unser normales Gespräch wieder auf und warfen gelegentlich einen Blick auf die Gruppe, um neue Entwicklungen zu beobachten. Dann bemerkten wir, dass jeder am Tisch den Kopf senkte und zu beten begann. Ehrlich gesagt, wir waren halb angewidert, aber auch fasziniert. Auf der Religiositätsskala lagen wir beide irgendwo zwischen Agnostikern und Atheisten. In unseren Kreisen wurde Gott nie erwähnt und wenn Religion überhaupt im Gespräch aufkam, dann immer mit Verachtung und Misstrauen. Nach einigen Minuten war das Gebet zu Ende und bis auf einen Mann standen alle auf, verabschiedeten sich und gingen.

Ryan, immer für ein kontroverses Gespräch zu haben, drängte mich, den verbliebenen Typ zu fragen, was er und seine Begleiter getrieben hatten. Ich weigerte mich zunächst, aber er drängte mich weiter, vermutlich weil er hoffte, damit unser langweiliges Gespräch aufzulockern. Nach einem widerwilligen Seufzer wandte ich mich schließlich an den Bibeltypen: „Entschuldige. Hi. Ähm ... bist du ein Christ oder ...“

„Ja.“ Seine Antwort war schnell und selbstbewusst.

Nach einer peinlichen Pause drehten Ryan und ich unsere Stühle um, um uns an seinen Tisch zu setzen. Er lächelte und hatte mit unserer Aufdringlichkeit offenbar kein Problem. Obwohl Ryan streitbare Diskussionen liebte, neigte er dazu, sich zurückzuhalten, während ich in solchen sozialen Situationen die Hauptarbeit leistete. Ich erklärte dem Bibelfritzen Colin, dass ich katholisch erzogen worden war, aber mit den Einzelheiten des Christentums und der Bibel nicht so recht vertraut war. Und danach fragte ich ihn einfach geradeheraus: „Woran glaubst du eigentlich?“

Es stellte sich heraus, dass er ein evangelikaler Christ war und zu einer Kirche in Hollywood namens Reality LA gehörte. Er war sehr offen, uns seinen Glauben zu erklären, und so löcherte ich ihn mit Fragen:

• „Wie kannst du sicher sein, dass Gott existiert?“

• „Wie kann die Bibel wahr sein?“

• „Was ist mit dem menschlichen Leid?“

• „Was ist mit den Menschen, die das Evangelium ablehnen oder nicht mal mehr davon hören wollen?“

Seine Antworten waren erstaunlich durchdacht. So brachte ich schließlich den Mut auf, die Gretchenfrage zu stellen, der größte Knoten in meinem Kopf, die Eine-Million-Dollar-Frage: „Was ist mit Homosexualität? Wie ist die Haltung deiner Kirche dazu? Ist es eine Sünde oder nicht?“

Seine Antwort hat mich nicht schockiert. Er redete nicht um den heißen Brei herum und erklärte ganz sachlich, dass sowohl er als auch seine Kirche der Meinung seien, dass Homosexualität tatsächlich eine Sünde sei. Dann gab er zu, dass auch er mit gleichgeschlechtlicher Anziehung kämpfte, aber seine Überzeugung in dieser Frage stand fest: Jesus nachzufolgen war es wert, diesen Aspekt seiner selbst zu verleugnen.

Früher hatte ich auf so eine Erklärung in der Regel damit reagiert, dass ich dem Betreffenden sagte, dass er komplett einem Wahn erlegen sei, dass er wahrscheinlich eine Therapie brauche oder dass er offensichtlich als Kind, das in einer christlichen Familie aufgewachsen war, einer Gehirnwäsche unterzogen worden sei. Aber aus irgendeinem Grund war es dieses Mal anders. Ich fühlte mich weder bedroht noch wütend oder entfremdet. Ich war nur überrascht und leicht verwirrt. Ich empfand auch einen seltsamen Respekt für ihn, weil er an etwas glaubte und den Mut hatte, dazu zu stehen, vor allem, wenn es so unpopulär war wie diese Sache. Seine Ehrlichkeit und Kühnheit fand ich erfrischend. In meiner persönlichen, postmodernen Welt, in der alle Wahrheit subjektiv ist, hat mich der Gedanke beeindruckt, dass es eine Art objektive Wahrheit geben könnte, ob ich sie nun mag oder nicht. Ich hatte keine Antwort darauf, was für mich eher die Ausnahme war.

Dann musste er gehen. Aber bevor er ging, fragte er Ryan und mich, ob wir Interesse hätten, am folgenden Wochenende in seine Kirche zu kommen. Wieder einmal war ich von seinem rücksichtsvollen Selbstvertrauen überrascht. Ich nahm seine Einladung sofort an, wahrscheinlich aus Höflichkeit, denn innerlich war ich mir nicht so sicher. Was Ryan betraf, so war an seiner Körpersprache zu erkennen, dass er nicht wirklich daran interessiert war, sich mit der Idee auseinanderzusetzen. Ich war also auf mich allein gestellt. Colin und ich tauschten unsere Telefonnummern aus und gingen auseinander.

SHOULD I STAY OR SHOULD I GO?2

In den folgenden Tagen hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, was es bedeutete, in Colins Kirche zu gehen. Es machte für mich keinen Sinn, dorthin zu gehen. Erstens glaubte ich nicht einmal an Gott. Zweitens gibt es da diesen kleinen Fehler mit der Homosexualität. Als schwuler Mann war Gott für mich nie eine Option gewesen, da er so etwas nicht guthieß. Ende der Geschichte.

Ich hatte auch das Gefühl, dass ich mein ganzes Umfeld verraten würde. Wir alle hielten die Christen für den Feind. Wie konnte ich auch nur in Erwägung ziehen, mich in die Höhle dieser Feinde zu begeben? Sie glauben, dass es falsch ist, schwul zu sein. Sie glauben, dass das, was ich bin, eine Sünde ist. Ich habe mich mein ganzes Leben lang von ihnen entfremdet und ausgegrenzt gefühlt. Ich kann diesem Club nicht beitreten.

Aber gleichzeitig ließ mich der Gedanke nicht los, dorthin zu gehen. Irgendetwas drängte mich, zu gehen. Vielleicht hatte ich doch nicht mit allem so recht, wie ich dachte. Was zum Teufel wusste ich schon? Vielleicht gab es mehr im Leben, als man auf den ersten Blick sieht. Was, wenn Gott wirklich existierte? Aus irgendeinem Grund nahm ich an, diese winzige Chance könnte tatsächlich bestehen. Und wenn es ihn gäbe, welche Auswirkungen hätte das auf mein Leben? Für mein Leben nach dem Tod, wenn es so etwas überhaupt gäbe?

Nein, das ist dumm! Ich verbesserte mich in Gedanken. Natürlich ist die Bibelgeschichte ein Mythos, wie alle alten Mythen und Weltreligionen. Ich bin ja nicht dumm. Ich kannte und bejahte Karl Marx‘ scharfsinnige Erklärung der Religion: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.“3 Und selbst wenn mich einige Behauptungen des Christentums ansprechen würden, blockierte mich ihre Beharrlichkeit, der einzige Weg sein zu wollen. Und 1,6 Milliarden Muslime, 500 Millionen Buddhisten und 1,1 Milliarden Hindus liegen alle falsch? Die Menschen fühlten sich doch nur deshalb zu ihren Religionen hingezogen, weil sie zufällig in einem Teil der Welt geboren wurden, in dem dieser besondere Mythos aufrechterhalten wurde. Dann gab es noch die kaltherzige Behauptung, dass diejenigen, die noch nie etwas von den Evangelien gehört haben, zur ewigen Verdammnis verurteilt sind. Diese Menschen hatten wohl einfach Pech gehabt, oder?

Was war mit der Wissenschaft? Machten die Evolutionstheorie von Charles Darwin und die Urknalltheorie von Georges Lemaître Gott und die Bibel nicht endgültig und vollkommen überflüssig? Hatte Richard Dawkins nicht recht gehabt, als er sagte: „Der Glaube ist eine faule Ausrede, die große Entschuldigung, um der Notwendigkeit zu entgehen, nachzudenken und Beweise zu bewerten. Glaube ist der Glaube trotz, vielleicht sogar wegen, des Mangels an Beweisen.“4 War der Glaube an Gott denn nicht dasselbe wie der Glaube an den Weihnachtsmann oder die Zahnfee? Oh, und vergessen wir nicht das wirklich große Problem: das menschliche Leid. Wie konnte ein vermeintlich guter Gott zulassen, dass kleine Kinder an Krebs erkranken und sterben?

Selbst als ich innerlich mit all den Argumenten rang, die ich gegen das Christentum hatte, wollte mir Colins Einladung nicht aus dem Kopf gehen. Ich hätte problemlos die Einladung vergessen oder ihm einfach schreiben können: „Danke, aber besser nicht.“ Und wenn er mir eine SMS schickte, hätte ich sie ignorieren können, denn ich kannte den Mann ja nicht einmal. Wir hatten eine mäßig interessante Unterhaltung gehabt, das war alles. Ich sagte mir, dass ich mich umsonst gestresst hatte, und beschloss, dass ich auf keinen Fall hingehen und ihm auch keine SMS schreiben würde. Ich war ihm nichts schuldig.

Aber ich konnte die Sache trotzdem nicht vergessen. Schließlich dachte ich mir: Was kann es eigentlich schaden, diese Kirche wenigstens einmal zu besuchen? Ich beschloss, die ganze Angelegenheit als eine Art anthropologische Studie zu betrachten; eine Chance, alle meine Befürchtungen über die Lächerlichkeit des Christentums wahr werden zu lassen. Solange keine kleinen Pappbecher mit Kool-Aid herumgereicht wurden, konnte doch nichts schiefgehen, oder?

Natürlich wollte ich nicht, dass meine fortschrittlichen, liberalen, kultivierten Freunde wussten, dass ich einen solchen Akt der Blasphemie in Erwägung zog. In meinem Freundeskreis galt das Christentum nicht nur als Witz, sondern geradezu als gefährlich, vor allem wegen der ganzen Sache „Homosexualität ist eine Sünde“.

Es war ja mittlerweile so, dass Homosexualität in der amerikanischen Kultur endlich auf breiter Ebene akzeptiert wurde. In Fernsehsendungen und Filmen traten schwule Charaktere als Helden auf, nicht als Bösewichte. In den 1990er Jahren schrieb die Sitcom Ellen mit Ellen DeGeneres in der Hauptrolle Fernsehgeschichte, als sich ihre Figur als lesbisch outete. In den späten 1990er und frühen 2000er Jahren folgten eine Reihe äußerst einflussreicher Fernsehsendungen und Filme: Will & Grace, Queer Eye for the Straight Guy, Brokeback Mountain und Milk, um nur einige zu nennen. Ich erinnere mich noch daran, wie die Reality-Fernsehserie Queer Eye im Jahr 2003 herauskam. Das war so etwas wie ein Wendepunkt in unserer Kultur. Nicht nur Schwule schalteten sich ein, auch heterosexuelle Männer und Frauen schauten sich das an! Wann hatte es das vorher gegeben? Heterosexuelle waren besessen von einer Sendung über fünf schwule Männer, die sich über stillose Männer lustig machten? Irgendetwas war im Gange. Man konnte es einfach in der Luft spüren. Die Show war ein Wendepunkt. Und natürlich hat der exquisit inszenierte Film Brokeback Mountain die Akzeptanz von Schwulen noch um einiges erhöht. Was hätte ich also tun sollen? Ich habe mir nicht umsonst acht schrille Staffeln von Will & Grace angesehen!

Auch die politische Landschaft veränderte sich rasant. Die sogenannten Sodomiegesetze wurden landesweit aufgehoben, gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften waren nun in mehreren Staaten legal, und die Homo-Ehe wurde langsam zur Realität. Warum sollte ich also in der Zeit zurückgehen und mich in diese anachronistische, evangelikale Kirche begeben? Hatte ich den Verstand verloren? Das Christentum war doch etwas für ignorante Leute in den Staaten im Landesinneren, nicht aber für kultivierte Küstenbewohner, oder? Ich würde gegen alles verstoßen, was ich war und woran ich glaubte. Nein, danke!

Dann bekam ich am Donnerstag eine SMS von Colin, in der er mich fragte, ob ich immer noch Interesse hätte, am Sonntag in die Kirche zu kommen. Zuerst war ich darüber verärgert, dass er mir schrieb, aber später wurde mir klar, dass ich meinen Besuch dort aus irgendeinem Grund immer noch in Betracht zog. Ich sagte Colin, dass ich plante, zu kommen, auch wenn ich mich tatsächlich noch nicht endgültig entschieden hatte. Ich hatte noch ein paar Tage Zeit, um darüber nachzudenken, und beschloss, keine voreilige Entscheidung zu treffen. Ich würde einfach bis zum Tag der Veranstaltung warten, um zu sehen, wie ich mich dann fühlte, und dann entscheiden.

LOS GEHT’S

Am Sonntagmorgen war es endlich so weit: Ich wachte auf, zog mich an, verließ meine Wohnung, stieg in mein Auto und fuhr zu Colins Kirche. Ich wusste, dass es seltsam war. Ich hatte weder einen Grund dafür, noch wusste ich, was ich da tat oder was mich erwartete. Als ich mich der Kirche näherte, konnte ich immer noch nicht glauben, dass ich gerade im Begriff war, dorthin zu gehen. Mir kam kurz der Gedanke, wieder umzudrehen und nach Hause zu gehen – aber ich war ja schon fast da! Also beschloss ich, einfach hineinzugehen und es mir anzuschauen.

Der Gottesdienst fand in einer öffentlichen Highschool in Los Angeles statt. Nachdem ich mein Auto in einem nahe gelegenen Parkhaus geparkt hatte, ging ich eine Treppe hinauf und über einen Innenhof. Als ich mich dem Eingang näherte, begrüßte mich eine Frau mit den Worten: „Hallo, wir lieben dich.“ Aha, vielleicht ist das hier ja eine weitere Hollywood-Sekte. Zufälligerweise befand sich das Gebäude nur wenige Häuserblocks vom Celebrity Centre der Scientology-Kirche entfernt.

Nachdem ich mich bei der liebevollen Dame bedankt hatte, ging ich in die Aula. Der Gottesdienst begann gerade, und ich erschrak sofort, als ich die christliche Musik hörte, die von der Band gespielt wurde. Meine Güte. Ich hatte ganz vergessen, wie sich christliche Musik anhört! Christliche Lobpreismusik war etwas, das ich im Fernsehen als Satire kennengelernt hatte und was meine Freunde und ich als einfach nur kitschig empfanden.

---ENDE DER LESEPROBE---