Elefanten gibt es nicht - Erwin Heigl - E-Book

Elefanten gibt es nicht E-Book

Erwin Heigl

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Beschreibung

Das Spektrum von Heigls Gedichten reicht von linguistischem Nonsens bis zu hintergründiger Zeitkritik. Dabei nimmt er postfaktischen Politikersprech ebenso aufs Korn wie den scheinbar gesunden Menschenverstand des selbstzufrieden nörgelnden Spießers, der sich beharrlich weigert, all das zur Kenntnis zu nehmen, was nicht in sein bequemes Weltbild passt. Eine Lektüre, die seine Lesern häufig in schmunzelnder Entrüstung zurücklässt.

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INHALT

Lügenpresse

Arm und Reich

Nachtleben

Neo-Kreationismus

Trügerische Vernunft

Determinismus

Rosskur

Großmutters Festtag

Im Unglück behaust

Kulturschock

Wahlverwandschaften

Lied der Eintagsfliege

Personality

Missverständnis

Unschärferelation

Zyniker

Wunsch und Wirklichkeit

Tröstliche Aussicht

Himmel und Erde

Plüschbär

Vocalensemble

Perlen vor die Säue

Schweinerei

Versiegt

Blutsauger

Großmut

Alleinstellungsmerkmal

Chambres Séparées

Regression

Bookface

Denk ich an Deutschland

Rache

Alphabet

Taktik

Ein Mensch von Format

Licht und Schatten

Positivist

Gründlich

Global Player

Baum der Erkenntnis

Die Neudeuter

Tatsachenbericht

Reizend

Froschkönig (ein Märchen)

Der Reiter (kein Märchen)

Fehldiagnose

Maß für Maß

Stoßgebet eines Christenmenschen

Das Projekt

Enttäuschtes Fernweh

Statistik

Das Gute im Bösen

Plan B

Think positiv

Autopoiesis

Überläufer

Der Jaguar

Muh und Müh

Wer andern

Sauglück

Man soll den Tag

Anti-Veganer

Luftkurios

Kurschatten

Wär

Zweckreich

Rollenspieler

Der Fluch

Meuchelmörder

Suche nach der verlorenen Zeit

Götter in Weiß

Lyrik

Ur-Sache

Maßstäbe

Ungereimtheit

Zwitscher

Lebenswege

Der Fast-Aussteiger oder Jargon der Eigentlichkeit

Ein Mensch bleibt sich treu

Voyeur

Unisex

Neuzeit

Silvester

Fabelhafter Appetit

Erkenntnis

Die Erlöser (kein Märchen)

Freigeist

Platzhirsch

Haben

Der Wahrheitssucher

Prozesshansel

Der Aussteiger

Neusprichwörter

Das ALL-EINE

Genderitis

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Der Fassungslose

Das Notizheft

Das Wünschlein

Hier und Jetzt

Das Paradies ist nahe – Ein Manifest

Gescheit – gescheiter – gescheitert

Zeitgedicht

Musk-elspiele

Elternlos

Prinzip Hoffnung

Tiefmut

Hyperrealität

Dichterruhm

Schneebruch

Was Goethen nicht einfiel

Der Präsident

Das Clubmitglied

Der Entwickler

Bitcoin

Polaritäten

Performance

Vorsorge

Selbstoptimierung

Auf der Überholspur

Der Maulheld

Gemurmel

Zaunkönig

Vorsatz

Postfaktum

Weltschmerz

Kreuzfahrer 2018

So gut wie nie

Das Wahlross oder die Wahrung der Identität

Wahlkampf

Späte Reue

Honnî soit qui mal y pense

Silvester

Wissen ist Ohnmacht

Ich

Erfüllungsgehilfen Deutscher Kapitalisten

Aufsichts-Rat (Im Merz 2018)

Schutzmacht

Plattheiten

Altern

Humor

Genderitis

Der Austritt

Später Ruhm

Süchtlinge

Ursache

Das Statement

Der Ausweg

Das Schwarze Loch

Der Fatalist

Verwöhnt

Zoologisches Alphabet

Segen des Zweifels

Kontrafessor

Nach uns die Sintflut

Sieg der Moral

Klimakonsens

Der Präsident

Dichterische Freiheit

Der Realist

Der Äßjuwieh

Die Lösung

Mehr nehmen

Trügerische Hoffnung

Positiv bleiben

Neu und alt

Spurlos

Stoiker

Sinnsuche

Hohe Weisheiten für den niederen Alltag

Aphorismen

LÜGENPRESSE

Man kennt es ja, das Zwiegelichter,

die Journalisten, Fabeldichter,

die Lügner, welche dreist erfanden

das Fabeltier, den Elefanten.

Die Maler, die davon gelesen,

sie malten dann die Fabelwesen.

Seitdem kann niemand uns den Glauben

an Elefanten wieder rauben ...

Obwohl - betrachtet man’s bei Licht -

ein jeder weiß: Die gibt es nicht!

ARM UND REICH

Ein Arm lässt sich durch stetes Raffen

von Anderen ein Reich erschaffen.

NACHTLEBEN

Da schlich ein Nachbar als es Nacht war

in eine arg verruchte Nachtbar.

Am andern Tage war der Nachbar

ganz selbstverständlich völlig achtbar.

NEO-KREATIONISMUS

Wer schuf die Giraffen?

Bestimmt nicht die Affen

auch nicht die Schlaraffen,

die trägen und schlaffen,

die immer nur gaffen.

Auch nicht jene Laffen,

die niemals was schaffen,

bloß raffen

und paffen!

Es waren die Pfaffen,

die gläubigen, taffen,

die aufrechten, straffen

aus winzigen Kaffen

an brackigen Haffen ...

Die haben die Affen

und auch die Giraffen

natürlich erschaffen!

TRÜGERISCHE VERNUNFT

Ein Mensch, der stets vernünftig handelt

und nur beschirmt im Regen wandelt,

erkennt, dass, was ihn da beschützt,

ihn töten könnte, wenn es blitzt.

DETERMINISMUS

Wie? Machen denn Gene

unsre Gefühle?

Oder gar jene

Second-Hand-Moleküle,

die schon in Herrn Goethe

Liebe entfachten

und uns heute Nöte

und Gewissensbiss brachten?

Nisten in uns Atome,

die einst Nero gehörten?

Evas Pheromone,

die einst Adam betörten?

Pulst in unsern Venen

(ich will‘s ja nicht hoffen)

nur wildfremdes Sehnen

aus geliehenen Stoffen?

Sind wir Unikate

oder bloß Konglomerate?

Ach, ich fürchte, die Frage

bleibt immerdar offen ...

ROSSKUR

Ein Pferd aus Rossdorf/Eifel fuhr

nach Baden-Baden in die Kur.

Dort hat man es zum Sieger gekürt.

Das hat das Ross postwendend kuriert.

GROßMUTTERS FESTTAG

Wie köstlich ist es für die Alten

ein Wickelkind im Arm zu halten!

Wie sind die Bäckchen schon so rot!

Wie duftet es nach frischem Brot!

Wie sind die Fingerlein so fein,

die Nägelchen so klitzeklein!

Wie pocht das Leben durch die Stelle

am Kopf, dort wo die Fontanelle

vom schwarzen Seidenhaar bedeckt ...

Und sieh, wie’s jetzt die Ärmchen reckt,

und wie’s voll Anmut und geziert

ein Streichorchester dirigiert!

Jetzt hat‘s ein Bäuerchen gemacht

und hat‘s nicht grad sogar gelacht?

Jetzt zieht es seine Stirne kraus ...

Wie niedlich sehn die Öhrchen aus!

Jetzt guck, wie es ein Schnütchen zieht

und staunt, wenn es die Oma sieht!

Jetzt drückt‘s im Bauch, da gibt’s’s Radau!

Die rosa Bäckchen werden blau,

weil es jetzt zeter mordio schreit ...

Ach ja, wie schön war doch die Zeit,

als man sein eignes Nest behütet

und zwei, drei Kindlein ausgebrütet.

Ja, stundenweise sanft es wiegen

und dennoch nachts nicht wach zu liegen

(denn schreit’s, dann reicht mans halt zurück):

Das ist, bei Gott, Großelternglück!

IM UNGLÜCK BEHAUST

Ein Schneck beklagt sich bitterlich:

Uns ließ der Schöpfer arg im Stich.

Die andern Tiere, selbst die kleinen

Ameisen, wuseln auf sechs Beinen.

Den Spinnen hat er sogar acht

und selbst den Vögeln zwei gemacht.

Wie er den Tausendfuß beschenkt -

das hat uns wahrlich tief gekränkt!

Sie alle schreiten springen, rennen

und keines scheint die Müh zu kennen,

die ‘s kostet, auf dem Bauch zu schleichen,

um mühsam Ziele zu erreichen.

Und nicht nur, dass man mühvoll zuckelt.

Er hat uns auch noch aufgebuckelt

(als wär das Zuckeln nich genuch!)

nen ganz besonders fiesen Fluch:

Täglich vierundzwanzig Stunden

sind wir an diese Last gebunden.

Statt in der Welt uns rumzutreiben

müssen wir stets zu Hause bleiben!

KULTURSCHOCK

Ein Mensch hat sein Schwein mit Perlen gefüttert

und hat dies kurz drauf bereits bitter bereut:

Statt dass sich das Tierchen darüber freut,

stirbt es aus Undank völlig verbittert.

WAHLVERWANDSCHAFTEN

Das Walross wählt entschieden keck

als Führer einen Weinbergschneck:

Will höchste Gipfel mit ihm stürmen.

Doch ach! Man sieht die Schnecke türmen

auf einen Kirchturm, wo fünf Glocken

wie Glucken auf fünf Stühlen hocken

und unerbittlich Stunden schlagen.

Die müssen – schuldlos – dies ertragen …

Der Schneck jedoch hat tief erschreckt

im Weinberg weinend sich versteckt.

Das Walross aber spricht gequält:

„Verzeihung, hab mich wohl verwählt.“

LIED DER EINTAGSFLIEGE

Ich bin nicht mehr jung und ich werde nicht alt.

Zeit ist für mich Illusion.

Mein Leben hat eine Kugelgestalt1,

Ich hab keinen Ort, wo ich wohn.

Ich hab keine Ziele und erstrebe kein Glück,

für mich gibt es nur Jetzt und Hier.

Ich blicke nicht vorwärts und auch nicht zurück

und lebe ganz einfach nur mir.

PERSONALITY

Ein Mensch sagt ständig „ich persönlich“

und meint nichts anderes als „gewöhnlich“.

MISSVERSTÄNDNIS

Das Dromedar, das Dromedar

wünscht sehnlichst sich nen Jaguar.

Es führ‘ gepolstert über Land,

führ‘ auch in Bars zum Whiskysaufen,

statt sich im heißen Wüstensand

die zarten Hufe wundzulaufen.

Und siehe, unterm Weihnachtsbaum

erfüllt sich schon der stolze Traum:

Da lauert echt ein Jaguar ...

Dran ist es dann verstorben. -

So ward dem armen Dromedar

die Weihnacht arg verdorben.

UNSCHÄRFERELATION

Die Wanderratte und das Dromedar

machen einen Spaziergang zum Mond.

Du zweifelst, Leser, ob das auch wahr?

Bedenke: Die zwei sind das Reisen gewohnt!

Ob sie ihr Ziel auch haben erreicht,

das kann ich dir aber leider nicht sagen.

Es steckt halt in allem ein Körnchen Vielleicht;

selbst in unsern gesicherten Tagen.

ZYNIKER

Ein Mensch mit viel Sinn für Humor und Macht

hat zehntausend andere totgelacht.

WUNSCH UND WIRKLICHKEIT

Elefant und Kriebelmück

sehnen sich nach Eheglück.

Versprechen sich den Bund fürs Leben ...

Doch leider geht das arg daneben. -

Da nehmen sie den Schwur zurück

und leben weiter solo eben.

TRÖSTLICHE AUSSICHT

Ein Apfel, herzlos und gestopft

mit Marzipan und Mandeln

schmort hier in diesem Römertopf.

Er tut sich stark verwandeln.