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"Humor wird in Deutschland viel zu wenig ernst genommen." Diese Gedichte stehen ganz im Zeichen einer zügellosen Fabulierlust. Dennoch schleicht sich in das übermütige Spiel mit Worten und bizarren Gedanken immer wieder unvermutet hintergründige Zeitkritik ein. Stets augenzwinkernd lässt der Autor so das Absurde in der Maske des Selbstverständlichen auftreten und führt uns damit vor, wie sich in dieser Welt planvolle Ernsthaftigkeit mit barem Unsinn vielfach mischen. Dass er sich dabei traditioneller Reimschemata bedient und ganz bewusst auch Anleihen bei Bekanntem macht, wird bei den Lesern Erinnerungen an manchen Klassiker des Humors wachrufen.
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Seitenzahl: 66
INHALT
FRÜCHTE DER NACHT
Der Dichter
Romantiker
Morgengrauen, Morgen-Grauen
Lebenszeichen
Säuferballade
Schambein
Der Bumerang
Die Maßnahme
Erotheologie
Berühmte Paare
Weiche
Winternachtstraum
Interpretation
Evolution I
Sackgasse
Der Wecker
artes universas sunt
Zugespitzt
Problembischof
Revolutionslehre
Der Kunstpreis
Midlife Crisis
Der Jodler
Unser Kühlschrank
Paul
Unser Hund
Deregulierung
Fragen eines lesenden Kindes
Meditation
Hybris
Unzeitgemäßes Duell
Paradoxon
Blinder Passagier
Taugenichts
Das Lichtjahr oder die Eroberung des Alls
Verdichtung
Zeitgedicht
Prosa
Straußenpolitik
Zeitgeist
Verlegenheit
Kompression
Tippfehler
Versmaß
Egomania
Reinkarnation
Verewigt
Ungereimtheit
Ungeist
L'être et le néant
Sprachschöpfung
Poetry Slam
ad infinitum
Höhlengleichnis
Fußnotfall
Alterungsprozess
Kroküsse
Sinneswandel
Fernweh
Halluzi-Nation
Großsprech
Re-Volte
Ballistik
Anzüglichkeiten
Der Handschuh
Ora et tempora
Summa cum laude
Das Virus
Der General
Albtraum
Das Alforn oder der Terror humanistischer Bildung
Existentialismus
Waidmanns Unheil
Abendrot
Eigentlich unleserlich
Der Staatsgast
Fröhliche Wissenschaft
Undank
Der Preis
Rauchwaren
Der Witz
Treppenwitz
Bauernschläue
Karriere
Nota bene
50er Jahre
Edisons Fluch
Labyrinthi medicorum
Überfliegerin
Vergünstigung
Anonymus
Erleuchtung
Manie
Ichzen und duzen
Globalisierung
Googlehupf
Zeitung
Heidemarie
Geflügelte Worte
Der Marsmissionar
Pünktlich verspätet
Heiliger Zorn
Yuppie
Apple I
Der Plagiator
Nasal
Gleichmut
Geburt eines Sprichworts
Parasit
Vertraulich
Parturient montes
Nachhaltiger Nachruhm
Politik oder Triumph der Unwahrheit
Egomane und Mauerblümchen
Unbeschriebenes Blatt
TIERISCH MENSCHLICH
Pfaueninsel
Der Maulheld
Würfelnatter
Das Rabenaas
Minimalismus
Sprachökonomie
Homo bonum est
Hugo
Verflixtes X
Glückliche Ehe
Ausfahrt
Sonderwunsch
Denotation
Teichkonzert
Liebesglück
I-Gel
Nur wer die Sehnsucht kennt
Relativ
Das G.N.U.
Subjektiv
Surrogat
Leben nach dem Tode
Sprichwörtlich
Radikalkur
Unglückliche Liebe
Hahnenfehltritt
Der Dirigent
Missglückte Evolution
Zoologik
Kulturrevolution
Ursus eluit pecuniam
Der Sonnenwurm
Verunkt
Der Klimawandel
Tragisches Ende eines Höhenflugs
Verschwörung
Evolution II
Sauhund
Efrauzipation
Hecht-Ballade
Antwort
Farbtemperatur
Kontro-Verse
Harmonielehre
Speiseplan
Exposition
Burnout
Very Important Person
Tagtraum
Schätzfehler
Blähung
Invers
Tragik
Guiness-Buch
Undank
Der Knurrhahn
Artenschutz
Platzhirsch
MENSCH UND ÜBERMENSCH
Querdichter
Pilgerfahrt
Der Spekulant
Schuld und Sühne
Naturbursche I
Infekt
Geiz ist geil
Digital Native
Nachruhm – ein innerer Monolog
Wohlstandsbauch
Bequemes Glück
Genderforschung
Geraubtes Glück
Störenfried
Sparsamkeit
TV-Entspannung
Digicam
Maß für Maß
Urbanisierung
Apple II
Prävention
Abstinenzler
Milch und Honig
Ungeduld
Zeitplanung
Fruchtbarkeit
Höflichkeit
Verrenkung
Vorsorge
Fehlalarm
Edelbitter
Vierte Dimension
Toleranz
Glaube, Liebe, Hoffnung
Ars musica
Torso
Solokonzert
Inversion
Weltbürger I
Weltbürger II
Synthese
Rollendistanz
Abhilfe
Hygiene
Falscher Trost
Begegnung
Naturbursche II
Karriere
Schöner scheitern
Upper Class
Der Maßname
Nachruf
Rote Liste
Stoßgebet
Ausweglos
Autogamie
Radikaler Konstruktivismus
Sechzig plus
Prozentrechnung
Ranking
Sinnsuche
Konsumterror
Rache
Eine ganz persönliche Persönlichkeit
Vertikalspannung I
Vertikalspannung II
Vertikalspannung III
Zeitlos
Quadratur des Kreises
Antimaterie
Übermensch und Gutmensch
Zirkelschluss
Der Übermensch
Ein Dichter hat, bei Nacht erwacht,
stets gleich ein Sinngedicht erbrütet.
Hat er drei Verse dann gemacht,
ist er gleich wieder eingeschla...
Ein Dichter, mitten in der Nacht
durch einen Geistesblitz erwacht
versucht, an Ort und Stelle diesen
in einen schönen Vers zu gießen.
Er ringt um Worte, kämpft mit Reimen,
sucht einen Rhythmus, findet keinen,
will den Gedanken fester fassen,
und sieht ihn – langsam erst – verblassen.
Bis dieser nach und nach ganz hinten
in neuem Schlummer tät verschwinden.
Am Morgen schrickt er auf, ganz nass
und fragt sich: Hallo, war da was?
Ein Dichter schnitzt aus einer Gänsefeder
mit großer Sorgfalt sich ein Schreibgeräthe,
taucht’s tief ins Tintenfass auf dem Katheder
und tippt, damit die Welt von seiner Glut erführe,
damit ins Internet brandheiße Liebesschwüre
an seine hochverehrte Margaräthe.
Der Morgenmensch - schon früh erwacht -
verlässt erfrischt das Bett der Nacht.
Die Nebel steigen aus den Auen,
am Horizont grüßt Morgengrauen,
die Spatzen flink am Neste bauen,
und ahnungsvoll die Himmel blauen.
Den Nachtmensch - grade heimgekehrt -
der Vogelsang gewaltig stört.
Er will an seinen Träumen kauen,
ihm bringt der Morgen nichts als Grauen,
die Dämm’rung will den Schlaf ihm klauen,
die Sonne ihm den Tag versauen.
Ist dann sein Tagewerk vollbracht,
spricht jener dankbar "gute Nacht".
Der Nachtmensch (der jetzt auch erwacht)
fragt: Was hab ich heut bloß gemacht?
Der Tag hat‘s - ehrlich - nicht gebracht!
Mir bleibt zum Leben bloß - die nächste Nacht.
Ein Lebenszeichen stand und stand
seit Ewigkeit am Wegesrand.
Der Teufel ist vorbeigekommen
und hat es dreist mit sich genommen.
Seitdem ist mancher tief verwirrt
vom Lebenswege abgeirrt.
Ein Segelschiff aus Löschpapier
stand im Salon auf dem Klavier.
Um Mitternacht klammheimlich schleicht
es sich hinaus zum Gartenteich.
Man fand‘s am Morgen sturzbetrunken
tief auf des Teiches Grund gesunken.
Das Schambein hat sich tief empört,
als seinen Namen es gehört.
Es schämte sich so abgrundtief,
dass es in der Verzweiflung rief:
„Der Kerl, der mir den Namen gab,
der soll sich schämen bis ins Grab.“
Ein Bumerang fing vorne an
zu fliegen seine runde Bahn
und kam am Ausgang wieder an.
Da fing der gute Bumerang
grad noch einmal von vorne an
zu fliegen seine runde Bahn
und kam ...
Eine Kommission beschloss tiefgreifende Maßnahmen.
gegen Alkoholismus und Nikotin.
Worauf ihre Mitglieder alle ne Maß nahmen
und einen Stumpen dazuhin.
Ohne Sünde keine Gnade
spricht der Pfarrer zu Agathe.
Drum gib der Gnade eine Chance.
Agathe nimmt dies als Avance.
Sie gibt sich ganz der Gnade hin
und opfert sich als Sünderin.
Graf Mirabeau und seine Frau, die Mirabelle,
waren zu Gast beim Sultan und der Sultanine.
Auch war ein Mandarin da, mitsamt Mandarine.
So saßen sie vergnügt im Garten bei der Quelle.
Verzeiht, dass ich erst jetzt den Fakt erwähne
auch König Claudius und Frau Reine Claude
(mit Rosenbäckchen, wie’s gerade Mode)
war’n da. Und Herr Fontane nebst Fontaine.
Zwei Schienenstränge, eng verbunden,
haben nie ganz zusammengefunden.
Erst dort, wo einer ausscheren muss
kommt es zu einem flüchtigen Kuss.
Ein SCHNEEMANN, der sich stark verkühlte,
der hustet „CHN“ und spuckt es raus.
Worauf er sich als SEEMANN fühlte. -
Die Sonne kommt! Der Traum ist aus!
Ein Maler malt mit Öl (und keck)
auf Leinwand einen grünen Fleck.
Durchzuckt von der Erkenntnis Wonne
ruft gleich ein Kenner: „Seht, die Sonne“!
Oh Mensch, du Überpavian,
Krone der Schöpfung, sieh dir an,
wie Geist, Geduld und tät‘ges Schaffen
und Gier dich schuf zum höchsten Affen.
Ein Unbefugter hat ungeniert
einen Weg nur für Befugte passiert.
Den Weg ließ dieses ungerührt.
Er hat ohnedies ins Nichts geführt.
Ein müder Mensch sucht seinen Schlaf.
Vergeblich zählt er Schaf um Schaf.
Vierhundertelf, vierhundertzehn ...
es will und will und will nicht gehn ...
vierhundertneun, vierhundertacht,
unendlich währt die Schlaflosnacht.
Ihn plagen harte Alltagssorgen.
Doch endlich, endlich gegen Morgen
versenkt ein tiefer Traumesschlummer
des Menschen schweren Alltagskummer.
ZACK!!! reißt ihn aus dem Paradiese -