Fug und Unfug - Erwin Heigl - E-Book

Fug und Unfug E-Book

Erwin Heigl

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Beschreibung

"Humor wird in Deutschland viel zu wenig ernst genommen." Diese Gedichte stehen ganz im Zeichen einer zügellosen Fabulierlust. Dennoch schleicht sich in das übermütige Spiel mit Worten und bizarren Gedanken immer wieder unvermutet hintergründige Zeitkritik ein. Stets augenzwinkernd lässt der Autor so das Absurde in der Maske des Selbstverständlichen auftreten und führt uns damit vor, wie sich in dieser Welt planvolle Ernsthaftigkeit mit barem Unsinn vielfach mischen. Dass er sich dabei traditioneller Reimschemata bedient und ganz bewusst auch Anleihen bei Bekanntem macht, wird bei den Lesern Erinnerungen an manchen Klassiker des Humors wachrufen.

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Seitenzahl: 66

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INHALT

FRÜCHTE DER NACHT

Der Dichter

Romantiker

Morgengrauen, Morgen-Grauen

Lebenszeichen

Säuferballade

Schambein

Der Bumerang

Die Maßnahme

Erotheologie

Berühmte Paare

Weiche

Winternachtstraum

Interpretation

Evolution I

Sackgasse

Der Wecker

artes universas sunt

Zugespitzt

Problembischof

Revolutionslehre

Der Kunstpreis

Midlife Crisis

Der Jodler

Unser Kühlschrank

Paul

Unser Hund

Deregulierung

Fragen eines lesenden Kindes

Meditation

Hybris

Unzeitgemäßes Duell

Paradoxon

Blinder Passagier

Taugenichts

Das Lichtjahr oder die Eroberung des Alls

Verdichtung

Zeitgedicht

Prosa

Straußenpolitik

Zeitgeist

Verlegenheit

Kompression

Tippfehler

Versmaß

Egomania

Reinkarnation

Verewigt

Ungereimtheit

Ungeist

L'être et le néant

Sprachschöpfung

Poetry Slam

ad infinitum

Höhlengleichnis

Fußnotfall

Alterungsprozess

Kroküsse

Sinneswandel

Fernweh

Halluzi-Nation

Großsprech

Re-Volte

Ballistik

Anzüglichkeiten

Der Handschuh

Ora et tempora

Summa cum laude

Das Virus

Der General

Albtraum

Das Alforn oder der Terror humanistischer Bildung

Existentialismus

Waidmanns Unheil

Abendrot

Eigentlich unleserlich

Der Staatsgast

Fröhliche Wissenschaft

Undank

Der Preis

Rauchwaren

Der Witz

Treppenwitz

Bauernschläue

Karriere

Nota bene

50er Jahre

Edisons Fluch

Labyrinthi medicorum

Überfliegerin

Vergünstigung

Anonymus

Erleuchtung

Manie

Ichzen und duzen

Globalisierung

Googlehupf

Zeitung

Heidemarie

Geflügelte Worte

Der Marsmissionar

Pünktlich verspätet

Heiliger Zorn

Yuppie

Apple I

Der Plagiator

Nasal

Gleichmut

Geburt eines Sprichworts

Parasit

Vertraulich

Parturient montes

Nachhaltiger Nachruhm

Politik oder Triumph der Unwahrheit

Egomane und Mauerblümchen

Unbeschriebenes Blatt

TIERISCH MENSCHLICH

Pfaueninsel

Der Maulheld

Würfelnatter

Das Rabenaas

Minimalismus

Sprachökonomie

Homo bonum est

Hugo

Verflixtes X

Glückliche Ehe

Ausfahrt

Sonderwunsch

Denotation

Teichkonzert

Liebesglück

I-Gel

Nur wer die Sehnsucht kennt

Relativ

Das G.N.U.

Subjektiv

Surrogat

Leben nach dem Tode

Sprichwörtlich

Radikalkur

Unglückliche Liebe

Hahnenfehltritt

Der Dirigent

Missglückte Evolution

Zoologik

Kulturrevolution

Ursus eluit pecuniam

Der Sonnenwurm

Verunkt

Der Klimawandel

Tragisches Ende eines Höhenflugs

Verschwörung

Evolution II

Sauhund

Efrauzipation

Hecht-Ballade

Antwort

Farbtemperatur

Kontro-Verse

Harmonielehre

Speiseplan

Exposition

Burnout

Very Important Person

Tagtraum

Schätzfehler

Blähung

Invers

Tragik

Guiness-Buch

Undank

Der Knurrhahn

Artenschutz

Platzhirsch

MENSCH UND ÜBERMENSCH

Querdichter

Pilgerfahrt

Der Spekulant

Schuld und Sühne

Naturbursche I

Infekt

Geiz ist geil

Digital Native

Nachruhm – ein innerer Monolog

Wohlstandsbauch

Bequemes Glück

Genderforschung

Geraubtes Glück

Störenfried

Sparsamkeit

TV-Entspannung

Digicam

Maß für Maß

Urbanisierung

Apple II

Prävention

Abstinenzler

Milch und Honig

Ungeduld

Zeitplanung

Fruchtbarkeit

Höflichkeit

Verrenkung

Vorsorge

Fehlalarm

Edelbitter

Vierte Dimension

Toleranz

Glaube, Liebe, Hoffnung

Ars musica

Torso

Solokonzert

Inversion

Weltbürger I

Weltbürger II

Synthese

Rollendistanz

Abhilfe

Hygiene

Falscher Trost

Begegnung

Naturbursche II

Karriere

Schöner scheitern

Upper Class

Der Maßname

Nachruf

Rote Liste

Stoßgebet

Ausweglos

Autogamie

Radikaler Konstruktivismus

Sechzig plus

Prozentrechnung

Ranking

Sinnsuche

Konsumterror

Rache

Eine ganz persönliche Persönlichkeit

Vertikalspannung I

Vertikalspannung II

Vertikalspannung III

Zeitlos

Quadratur des Kreises

Antimaterie

Übermensch und Gutmensch

Zirkelschluss

Der Übermensch

FRÜCHTE DER NACHT

Ein Dichter hat, bei Nacht erwacht,

stets gleich ein Sinngedicht erbrütet.

Hat er drei Verse dann gemacht,

ist er gleich wieder eingeschla...

DER DICHTER

Ein Dichter, mitten in der Nacht

durch einen Geistesblitz erwacht

versucht, an Ort und Stelle diesen

in einen schönen Vers zu gießen.

Er ringt um Worte, kämpft mit Reimen,

sucht einen Rhythmus, findet keinen,

will den Gedanken fester fassen,

und sieht ihn – langsam erst – verblassen.

Bis dieser nach und nach ganz hinten

in neuem Schlummer tät verschwinden.

Am Morgen schrickt er auf, ganz nass

und fragt sich: Hallo, war da was?

ROMANTIKER

Ein Dichter schnitzt aus einer Gänsefeder

mit großer Sorgfalt sich ein Schreibgeräthe,

taucht’s tief ins Tintenfass auf dem Katheder

und tippt, damit die Welt von seiner Glut erführe,

damit ins Internet brandheiße Liebesschwüre

an seine hochverehrte Margaräthe.

MORGENGRAUEN, MORGEN-GRAUEN

Der Morgenmensch - schon früh erwacht -

verlässt erfrischt das Bett der Nacht.

Die Nebel steigen aus den Auen,

am Horizont grüßt Morgengrauen,

die Spatzen flink am Neste bauen,

und ahnungsvoll die Himmel blauen.

Den Nachtmensch - grade heimgekehrt -

der Vogelsang gewaltig stört.

Er will an seinen Träumen kauen,

ihm bringt der Morgen nichts als Grauen,

die Dämm’rung will den Schlaf ihm klauen,

die Sonne ihm den Tag versauen.

Ist dann sein Tagewerk vollbracht,

spricht jener dankbar "gute Nacht".

Der Nachtmensch (der jetzt auch erwacht)

fragt: Was hab ich heut bloß gemacht?

Der Tag hat‘s - ehrlich - nicht gebracht!

Mir bleibt zum Leben bloß - die nächste Nacht.

LEBENSZEICHEN

Ein Lebenszeichen stand und stand

seit Ewigkeit am Wegesrand.

Der Teufel ist vorbeigekommen

und hat es dreist mit sich genommen.

Seitdem ist mancher tief verwirrt

vom Lebenswege abgeirrt.

SÄUFERBALLADE

Ein Segelschiff aus Löschpapier

stand im Salon auf dem Klavier.

Um Mitternacht klammheimlich schleicht

es sich hinaus zum Gartenteich.

Man fand‘s am Morgen sturzbetrunken

tief auf des Teiches Grund gesunken.

SCHAMBEIN

Das Schambein hat sich tief empört,

als seinen Namen es gehört.

Es schämte sich so abgrundtief,

dass es in der Verzweiflung rief:

„Der Kerl, der mir den Namen gab,

der soll sich schämen bis ins Grab.“

DER BUMERANG

Ein Bumerang fing vorne an

zu fliegen seine runde Bahn

und kam am Ausgang wieder an.

Da fing der gute Bumerang

grad noch einmal von vorne an

zu fliegen seine runde Bahn

und kam ...

DIE MAßNAHME

Eine Kommission beschloss tiefgreifende Maßnahmen.

gegen Alkoholismus und Nikotin.

Worauf ihre Mitglieder alle ne Maß nahmen

und einen Stumpen dazuhin.

EROTHEOLOGIE

Ohne Sünde keine Gnade

spricht der Pfarrer zu Agathe.

Drum gib der Gnade eine Chance.

Agathe nimmt dies als Avance.

Sie gibt sich ganz der Gnade hin

und opfert sich als Sünderin.

BERÜHMTE PAARE

Graf Mirabeau und seine Frau, die Mirabelle,

waren zu Gast beim Sultan und der Sultanine.

Auch war ein Mandarin da, mitsamt Mandarine.

So saßen sie vergnügt im Garten bei der Quelle.

Verzeiht, dass ich erst jetzt den Fakt erwähne

auch König Claudius und Frau Reine Claude

(mit Rosenbäckchen, wie’s gerade Mode)

war’n da. Und Herr Fontane nebst Fontaine.

WEICHE

Zwei Schienenstränge, eng verbunden,

haben nie ganz zusammengefunden.

Erst dort, wo einer ausscheren muss

kommt es zu einem flüchtigen Kuss.

WINTERNACHTSTRAUM

Ein SCHNEEMANN, der sich stark verkühlte,

der hustet „CHN“ und spuckt es raus.

Worauf er sich als SEEMANN fühlte. -

Die Sonne kommt! Der Traum ist aus!

INTERPRETATION

Ein Maler malt mit Öl (und keck)

auf Leinwand einen grünen Fleck.

Durchzuckt von der Erkenntnis Wonne

ruft gleich ein Kenner: „Seht, die Sonne“!

EVOLUTION I

Oh Mensch, du Überpavian,

Krone der Schöpfung, sieh dir an,

wie Geist, Geduld und tät‘ges Schaffen

und Gier dich schuf zum höchsten Affen.

SACKGASSE

Ein Unbefugter hat ungeniert

einen Weg nur für Befugte passiert.

Den Weg ließ dieses ungerührt.

Er hat ohnedies ins Nichts geführt.

DER WECKER

Ein müder Mensch sucht seinen Schlaf.

Vergeblich zählt er Schaf um Schaf.

Vierhundertelf, vierhundertzehn ...

es will und will und will nicht gehn ...

vierhundertneun, vierhundertacht,

unendlich währt die Schlaflosnacht.

Ihn plagen harte Alltagssorgen.

Doch endlich, endlich gegen Morgen

versenkt ein tiefer Traumesschlummer

des Menschen schweren Alltagskummer.

ZACK!!! reißt ihn aus dem Paradiese -