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Die dritte Auflage dieses bewährten Lehrbuchs bietet in seiner gründlichen Überarbeitung und mit zahlreichen Ergänzungen eine konzise Übersicht über die Physik der Elementarteilchen und ihrer Wechselwirkungen. Die Autoren - beide Wissenschaftler mit langjähriger und umfassender Forschungs- und Lehrerfahrung an renommierten Einrichtungen - stellen in einzigartiger Weise den Kanon der Elementarteilchenphysik gleichzeitig verständlich und übersichtlich zusammen. Das Lehrbuch dient der effizienten Prüfungsvorbereitung, ist aber auch zum Nachschlagen für Diplom- und Doktorarbeiten geeignet, dies nicht zuletzt dank des umfangreichen Tabellenanhangs.
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Seitenzahl: 726
Contents
Chapter 1
Chapter 3
Copyright page
Chapter 5
Chapter 6
I Einleitung
1 Historische Entwicklung
2 Qualitativer Überblick
2.1 Leptonen, Mesonen, Baryonen
2.2 Grundbegriffe
II Grundlagen
3 Symmetrien als Ordnungsprinzip
3.1 Symmetrie in der klassischen Mechanik
3.2 Symmetrie in der Quantenmechanik
3.3 Relativistische Invarianz
3.4 Quantenzahlen
3.5 Der Spin
3.6 Fermionen und Bosonen
3.7 RäumlicheSpiegelung
3.8 Zeitliche Spiegelung (Bewegungsumkehr)
3.9 Teilchen-Antiteilchen-Konjugation
3.10 Das CPT-Theorem
3.11 Phasentransformation und Ladungserhaltung
3.12 Der Isospin, SU(2)
3.13 Die unitäre Symmetrie SU(3)
4 Wechselwirkungen durch Felder
4.1 Teilchenaustausch
4.2 Yukawa-Potential
4.3 Virtuelle Teilchen
5 Eichsymmetrien als dynamisches Prinzip
5.1 Die Eichsymmetrie U(1) in der Quantenmechanik
5.2 Das Prinzip der Eichsymmetrie
5.3 Höhere Eichsymmetrien
6 Experimentelle Methoden der Elementarteilchenphysik
6.1 Beschleuniger
6.2 Detektoren
III Die elektromagnetische Wechselwirkung
7 Geladene Leptonen
7.1 Das Elektron
7.2 Elektronenspin
7.3 Positronen
7.4 Myonen
8 Beispiele für elektromagnetische Wechselwirkung
8.1 Elastische Streuung
8.2 Annihilation
8.3 Unelastische Prozesse
9 Prüfung der Quantenelektrodynamik
9.1 Präzisionsmessungen bei niedrigen Energien
9.2 Strahlungskorrekturen, Renormierung
9.3 Test bei hohen Energien
9.4 Invarianz gegenüber C, P und T
10 Elektromagnetische Formfaktoren
10.1 Formfaktoren für Proton und Neutron
11 Unelastische Lepton-Nukleon-Streuung
11.1 Unelastische Formfaktoren
11.2 Skalenverhalten
11.3 Partonen
11.4 Quark-Partonen
11.5 Myon-Kern-Streuung
12 Elektron-Positron-Vernichtung bei hohen Energien
12.1 Die leichteren Vektormesonen
12.2 Der totale Wirkungsquerschnitt der Reaktionen e+e− → Hadronen
12.3 Die Quantenzahl „Farbe“
12.4 Die neuen Teilchen
IV Die schwache Wechselwirkung
13 Charakteristische Eigenschaften
13.1 Übersicht über die Prozesse der schwachen Wechselwirkung
13.2 Der β-Zerfall
13.3 Nachweis der Neutrinos
13.4 Nichterhaltung der Parität
14 Phänomenologische Beschreibung
14.1 Die V-A-Form der schwachen Wechselwirkung
14.2 Der Zerfall des Myons
14.3 Die Zerfälle Pion → Lepton + Neutrino
14.4 Strom-Strom-Kopplung und der erhaltene Vektorstrom
14.5 Zerfälle der seltsamen Teilchen und die Universalität
15 Die K0-Zerfälle
15.1 Erzeugung und Zerfälle
15.2 Regeneration
15.3 Oszillation der Intensitäten
15.4 CP-Verletzung
16 Neutrinophysik
16.1 Neutrinostrahlen und Detektoren
16.2 Elastische Neutrinostreuung
16.3 Unelastische Neutrinostreuung
16.4 Neutrale Ströme
17 Versagen der bisherigen Theorie bei hohen Energien
17.1 Grenzen der Strom-Strom-Kopplung
17.2 Die intermediären Vektorbosonen
18 Vereinheitlichte elektromagnetische und schwache Wechselwirkung
18.1 Spontane Symmetriebrechung
18.2 Spontane Symmetriebrechung bei Eichtheorien (Higgs-Mechanismus)
18.3 Die SU(2) × U(1)-Eichtheorie der elektroschwachen Wechselwirkung
18.4 Einbeziehung der Hadronen
18.5 Experimentelle Prüfung der GSW-Theorie
18.6 CP-Verletzung in B-Zerfällen
18.7 Neutrino-Oszillationen
V Die starke Wechselwirkung
19 Charakteristische Eigenschaften
19.1 Wechselwirkung zwischen Nukleonen
19.2 Die π-Mesonen
19.3 Der Nukleonenspin
20 Die seltsamen Teilchen (Strangeness)
20.1 Kaonen
20.2 Hyperonen
21 Resonanzen
21.1 Baryonische Resonanzen
21.2 Mesonische Resonanzen
21.3 Höhere Resonanzen
22 Hadronische Prozesse bei hohen Energien
23 Das Quarkmodell der Hadronen
23.1 Ordnung durch Symmetrie: Die Multipletts von SU (3)
23.2 Die Hadronen im Quarkmodell
23.3 Massenrelationen, magnetische Momente
23.4 Quarks – eine neue Substruktur
24 Eichtheorie der starken Wechselwirkung
24.1 Die Grundvorstellungen der Quantenchromodynamik
24.2 Asymptotische Freiheit
24.3 Farbeinschluß
24.4 Modelle: Bag und String
24.5 Eichtheorie auf dem Gitter
24.6 Quarkonium
24.7 Experimentelle Prüfung der QCD
VI Ausblick
25 Die große Vereinigung
25.1 Vereinigte Wechselwirkungen
25.2 Das SU (5)-Modell
25.3 Die Lebensdauer des Protons
25.4 Die Entwicklungsphasen des frühen Universums
25.5 Die Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie
25.6 Schlußbemerkungen
Literatur
Chapter 38
Index
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Einführung in die Kern- und Elementarteilchenphysik
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Buckel, W., Kleiner, R.
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Griffiths, D.
Introduction to Elementary Particles
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Autoren
Klaus Bethge
Johann-Wolfgang-Goethe-Universität
Max-von-Laue-Str. 1
60438 Frankfurt am Main
Ulrich E. Schröder
Am Hang 19
25588 Oldendorf
Titelbild
Titelbild nach DESY: Supermikroskop
HERA (2002) S. 83
3. überarb. u. erw. Auflage 2006
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Print ISBN 9783527405879
Epdf ISBN 978-3-527-66216-6
Epub ISBN 978-3-527-66215-9
Mobi ISBN 978-3-527-66214-2
Vorwort zur 3. Auflage
Die zweite Auflage des Buches „Elementarteilchen und ihre Wechselwirkungen“, die 1991 im Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt erschienen war, ist seit einigen Jahren restlos vergriffen. Der Verlag Wiley-VCH, Weinheim, hat sich dafür interessiert, eine Neuauflage herauszubringen. Diese Neuauflage erforderte nach gründlicher Durchsicht eine Reihe von Ergänzungen und Korrekturen, mit denen die wesentlichen neuen Erkenntnisse berücksichtigt werden konnten. So werden insbesondere in zwei zusätzlichen Abschnitten die neuen Entwicklungen bei den Neutrino-Oszillationen und den CP- verletzenden Zerfällen der BMesonen behandelt. Weitere neue Forschungsergebnisse haben wir ebenfalls aufgenommen. Zu erwähnen sind z.B. die Bestimmung des Kopplungsparameters der QCD, der Masse des top-Quarks, die Untersuchungen der Quarkverteilungsfunktionen des Protons sowie die Messung des anomalen magnetischen Moments des Myons. Das Buch enthält neue und ergänzte Abbildungen. Eine Reihe von Kollegen hat durch Rat und Hinweise zu dieser Neuauflage beigetragen, wobei besonders zu nennen sind Prof. H. Meyer (Universität Wuppertal/DESY), Prof. H. J. Kluge und Dr. S. Lange (GSI), Dr. J. Bonn und Dr. Ch. Kraus (Universität Mainz), M. Rosenstihl (TU Darmstadt). Wir bedanken uns beim Verlag Elsevier für die Genehmigung, die Summary Tables aus Physics Letters B 592 abzudrucken.Vor allem ist Frau C. Freudenberger aus dem Institut für Kernphysik in Frankfurt zu danken für die ständige Bereitschaft, viele Bilder neu zu erstellen oder entsprechend unseren Wünschen anzupassen. Die hervorragende Zusammenarbeit mit Dr. A. Großmann, Dr. C. von Friedeburg sowie Frau Esther Dörring vom Wiley-VCH Verlag hat wesentlich zum Gelingen beigetragen.
Darmstadt, Oldendorf, im November 2005
K. Bethge, U. E. Schröder
Vorwort zur 1. Auflage
Die Physik der Elementarteilchen hat in den letzten beiden Jahrzehnten eine besonders stürmische Entwicklung erfahren. Die dabei erzielten Fortschritte haben unsere Vorstellungen von den Grundbausteinen der Materie und ihren Wechselwirkungen wesentlich verändert. So ist es nach heutiger Auffassung möglich, die fundamentalen Wechselwirkungen unter dem einheitlichen Gesichtspunkt der Eichsymmetrien zu verstehen. Die starke, elektromagnetische und schwache Wechselwirkung werden durch Eichfelder vermittelt, die aufgrund entsprechender Eichsymmetrien einzuführen sind. Man darf davon ausgehen, daß diese Theorien auch in vorhersehbarer Zukunft den geeigneten Rahmen für die Interpretation weiterer theoretischer und experimenteller Fortschritte bilden werden. Im Verlauf der äußerst raschen Entwicklung der letzten Jahre ist mit den 1983 nachgewiesenenVektorbosonen der schwachen Wechselwirkung (W±,Z0) ein gewisser Höhepunkt erreicht worden. Dies ist ein geeigneterAnlaß, die wesentlichen Ergebnisse in einer Darstellung zusammenzufassen, die sich an einen größeren Kreis interessierter Leser wendet.
Bei der immer noch zunehmenden Spezialisierung auf Teilgebiete ist es selbst für den gut ausgebildeten Physiker oft schwierig, die interessanten Ergebnisse eines ihm nicht vertrauten Nachbargebietes zu verfolgen. Für viele potentielle Leser mag dies hinsichtlich der Elementarteilchenphysik zutreffen. Das ist um so bedauerlicher weil gerade dieses Gebiet für ein tieferes Verständnis der Physik von grundlegender Bedeutung ist und daher eine gewisse Kenntnis hierüber zum allgemeinen Bildungsgut des Naturwissenschaftlers, insbesondere des Physikers, gehören sollte.
In dem vorliegenden Buch haben wir versucht, die neuen Vorstellungen und Erkenntnisse der Elementarteilchenphysik vorwiegend für alle diejenigen Interessenten zusammenfassend darzustellen, die auf anderen Sachgebieten arbeiten, z. B. in der Lehre an Schule oder Hochschule, in der Forschung oder der industrieellen Praxis tätig sind, sich aber gerne einen Überblick über den Stand und die neuesten Entwicklungen der Hochenergiephysik verschaffen wollen. Auch der Student, dem die grundlegenden Begriffe der Quantenmechanik und der speziellen Relativitätstheorie geläufig sind, wird hier einen ersten Eindruck gewinnen und könnte so zu weiterführenden Studien angeregt werden. Man sollte allerdings beachten, daß es sich hier nicht um ein Lehrbuch im herkömmlichen Sinn handelt. Damit der Inhalt auch für den Nichtfachmann verständlich bleibt, wurden detaillierte formale Herleitungen weitgehend vermieden. Vielmehr haben wir uns bemüht, soweit dies ohne wesentlichenVerlust an Genauigkeit möglich erschien, die Zusammenhänge bzw. Ergebnisse physikalisch anschaulich zu begründen, einfache Dimensionsbetrachtungen oder passende Analogien heranzuziehen. Andererseits sollte auf eine, wie wir meinen, maßvolle Verwendung der Formelsprache, nicht verzichtet werden. Denn gerade bei den Aussagen über die physikalischen Vorgänge im Bereich sehr kurzer Abstände (d. h. hohen Energien), die sich unserer unmittelbaren Anschauung entziehen, ist man zu deren genauer Formulierung auf die Sprache der Mathematik angewiesen. Schließlich waren wir auch bemüht, das Zusammenspiel und die gegenseitige Befruchtung von Theorie und Experiment, die für das Voranschreiten der Forschung gleichermaßen wichtig sind, deutlich werden zu lassen. Wir hoffen, daß der hier eingeschlagene Mittelweg vom Leser nicht als zu schwer empfunden wird.
Bei der Auswahl des zu behandelnden Stoffes, die notwendigerweise subjektiv ist, haben wir uns auf die nach dem heutigen Stand der Forschung gesicherten und wesentlichen Erkenntnisse konzentriert, von denen man annehmen darf, daß sie auch für die zukünftige Entwicklung von Bedeutung sein werden.
Im einleitenden Kapitel gehen wir kurz auf die historische Entwicklung ein und geben einen ersten qualitativen Überblick, wobei an einige elementare Begriffe der Quantenmechanik erinnert wird. Im zweiten Kapitel werden die grundlegenden theoretischen Vorstellungen und die experimentellen Methoden diskutiert, die zumVerständnis und zur Erforschung der Elementarteilchen notwendig sind. Wir legen die Betonung bereits am Anfang auf die Symmetrien, die als ordnendes Prinzip der Teilchen und der Gesetze ihrer Wechselwirkungen angesehen werden können. Grundlegende Bedeutung kommt dabei den Eichsymmetrien zu, die es gestatten, die fundamentalen Wechselwirkungen unter dem einheitlichen Gesichtspunkt der Eichfelder zu behandeln, deren Kopplung an die Materiefelder aufgrund der Eichsymmetrie festgelegt ist. In den darauffolgenden Kapiteln werden dann die verschiedenen Wechselwirkungen nacheinander diskutiert.
Wir beginnen mit der am leichtesten zugänglichen, der elektromagnetischen Wechselwirkung. Sie wird mit hoher Präzision durch die Quantenelektrodynamik (QED) beschrieben, die als einfachstes Beispiel einer Eichtheorie aufgefaßt werden kann. Die in diesem Kapitel ebenfalls diskutierte tiefunelastische Streuung geladener Leptonen an Nukleonen und die Elektron-Positron-Paarvernichtung bei hohen Energien führen auf die Substruktur der Hadronen, die leichten und schweren Quarks, die außer den Flavourquantenzahlen drei neue ladungsartige Freiheitsgrade, Farbe genannt, besitzen.
Das vierte Kapitel ist der schwachen Wechselwirkung gewidmet, deren Beschreibung durch den phänomenologischen Ansatz der Strom-Strom-Kopplung bei hohen Energien versagt. In Analogie zur QED kann aber auch die schwache Wechselwirkung als Eichtheorie formuliert werden. An die Stelle des Photons treten dabei die intermediären Vektorbosonen, die infolge spontaner Symmetriebrechung die erforderlichen hohen Massenwerte erhalten. Außerdem können beide Theorien zu einer Eichtheorie der elektroschwachen Wechselwirkung zusammengefaßt werden.
Die Eichtheorie der starken Wechselwirkung zwischen den farbigen Quarks, die Quantenchromodynamik, diskutieren wir im KapitelV, nachdem zuvor die wesentlichen Eigenschaften der Hadronen und ihre Beschreibung im Quarkmodell behandelt wurden.
Das letzte Kapitel ist schließlich einer möglichen großen Vereinigung der fundamentalen Wechselwirkungen gewidmet. Besonders interessant sind die sich daraus ergebenden Zusammenhänge zwischen Problemen der Astrophysik und Kosmologie einerseits und den neuen Vorstellungen auf dem Gebiet der Teilchenphysik andererseits. Diese symbiotische Beziehung zweier scheinbar getrennter Gebiete eröffnet neue unerwartete Einsichten und dürfte auch für die weitere Entwicklung unserer Erkenntnisse über die Entstehung der „Welt im Großen“ und ihre Beschaffenheit „im Kleinen“ von großer Bedeutung sein. Weitere Einzelheiten über den Inhalt des Buches sind dem Inhaltsverzeichnis zu entnehmen.
Den Kapiteln I bis VI sind jeweils kurze Zusammenfassungen vorangestellt, die in das Thema einführen und zur ersten Orientierung dienen sollen. Am Ende jedes Kapitels findet der Leser eine Auswahl einschlägiger Literaturhinweise. Die hier angegebenen Monographien und Übersichtsartikel mögen bei ergänzenden oder weiterführenden Studien nützlich sein. Die im Text anzutreffenden Literaturzitate weisen in der Regel auf die Originalliteratur hin, gelegentlich auch auf Lehrbücher, in denen weitere Einzelheiten zu finden sind, auf die wir hier nicht näher eingehen konnten. Nicht immer ist die gewünschte Literatur leicht zugänglich. Wir haben deshalb in den Anhang (A1) einen Auszug aus der Ausgabe 1984 der alle zwei Jahre erscheinenden Datensammlung „Review of Particle Properties“ aufgenommen. In dieser Tabelle sind die wichtigsten Daten über die Elementarteilchen zu finden.
Das maschinengeschriebene Manuskript haben Frau P. Behrens, Frau U. v. Graevenitz und Frau E. Kühn erstellt. Den größten Teil der Bilder zeichneten Frau G. Boffo, Frau C. Freudenberger, Herr N. Kroker, Frau E. Steuer und Herr N. Tschocke. Nützliche Hinweise erhielten wir von Herrn Dipl.-Phys.W. Schadt, der die erste Fassung des Manuskripts gelesen hat. Ihnen allen sei für diese Mitwirkung herzlich gedankt.
Wir danken dem American Institute of Physics für die Erlaubnis, die Teilchentabelle aus Rev. Mod. Phys. 56 (1984) im Anhang wiedergeben zu dürfen. Die Abteilungen für Ö ffentlichkeitsarbeit von CERN und DESY haben uns Abbildungen zur Verfügung gestellt, wofür wir ihnen ebenfalls danken.
Dem Lektor der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Herrn Dr. H.-D. Schulz, sind wir für wertvolle Anregungen zu Dank verpflichtet.
Frankfurt a. Main, Juli 1985
Klaus Bethge, Ulrich E. Schröder
Der Begriff Elementarteilchen hat sich aufgrund physikalischer Forschungsergebnisse ständig verändert. Viele der früher als Elementarteilchen bezeichneten Teilchen können heute nicht mehr als Urbausteine der Materie angesehen werden. Ebenso wie der ursprünglich von Demokrit für den Urbaustein der Materie eingeführte Begriff Atom seinem Sinn nicht mehr gerecht wurde, als man feststellte, daß im Atom Unterstrukturen existieren, in die es geteilt werden kann, wandelte sich mit neuen Erkenntnissen auch die Vorstellung vom elementaren Teilchen. Neue Einsichten in den Aufbau der Materie wurden stets mit der Erweiterung der Forschung auf neue Energiebereiche möglich. Wenn man die Unterstrukturen der Atome, Kerne, Elementarteilchen verfolgt, findet man auffallende Ähnlichkeiten, wie ein Vergleich der in Abb. 1.1 dargestellten Anregungsenergien zeigt. Zu beachten sind in den drei Beispielen die sehr unterschiedlichen Energieskalen. Für die atomare Spektroskopie sind Energien in eV (Elektronenvolt) angegeben. Die Massen der beteiligten Elementarteilchen hingegen sind wesentlich größer als die Energieabstände der Niveaus. Bei den Übergängen zwischen den Zuständen werden Photonen, die Feldquanten des elektromagnetischen Feldes, absorbiert bzw. emittiert.
Abb. 1.1:Vergleich atomarer, nuklearer und subnuklearer Spektren. Man beachte die Skalenunterschiede.
Wir wissen jedoch auch heute noch nicht, ob wir auf immer neue Substrukturen stoßen werden, oder ob dieses „Baukastensystem“ der Natur schließlich bei den „wirklich“ elementaren Teilchen enden könnte.
Im Rückblick auf die historische Entwicklung der Physik zeigt sich, daß experimentelle und theoretische Fortschritte wechselseitig neue Anstrengungen herausgefordert haben. Dieses Prinzip gilt insbesondere auch für das Gesamtgebiet der Elementarteilchenphysik. Fortschritte in experimenteller Technik werden ergänzt durch zusammenfassende neue Einsichten und Berechnungsmethoden der Theorie. Diese kann umgekehrt zu Vorhersagen führen, die dann mit erneuten experimentellen Anstrengungen nachzuprüfen sind. Neue Erkenntnisse über Elementarteilchen wären im vergangenen Dreivierteljahrhundert ohne Entwicklungen in der experimentellen Beschleunigertechnik nicht denkbar gewesen. Beschleunigen lassen sich aber nur Ladungen, und deshalb beginnt die Elementarteilchenphysik mit der Entdeckung der elektrischen Ladung. Bereits im 18. Jahrhundert war bekannt, daß es elektrische Ladungen mit zweierlei Vorzeichen gibt – C.-A. de Coulomb hat das nach ihm benannte Gesetz 1785 aufgestellt.1 Die Annahme zweier verschiedener Vorzeichen der elektrischen Ladung wurde bestätigt. In diesem Zusammenhang wurde auch erkannt, daß es willkürlich ist, welche der Ladungen als positiv und welche als negativ zu bezeichnen ist. Historisch wurde die Ladung, die wir heute mit dem leichteren Teilchen verbinden, als die negative eingeführt. Den Namen des Teilchens mit der negativen Ladung hat im Jahre 1894 der englische Physiker G. J. Stoney geprägt: Er nannte dieses Teilchen Elektron, nach dem griechischen Namen für Bernstein. Unbewußt war damit das erste Elementarteilchen gefunden. Obwohl bekannt war, daß es zur negativen Ladung eine dazu entgegengesetzte positive Ladung geben muß, dauerte es noch eine ganze Reihe von Jahren, bis durch Lord Rutherford geklärt werden konnte, wo sie in der Materie lokalisiert ist.
Im Jahre 1896 war von H. Becquerel bei der Untersuchung von Mineralien entdeckt worden, daß einige von ihnen Strahlung aussenden. Dieser Erscheinung gab Becquerel den Namen Radioaktivität. Die Entdeckung Becquerels stellt die eigentliche Geburtsstunde der Kernphysik dar, denn es sollte sich herausstellen, daß die Aussendung von radioaktiver Strahlung mit einer Elementumwandlung verknüpft ist, wie J. Elster und H.F. Geitel 1899 klar erkannten. Im Verlauf der Untersuchungen über den Atomkern führte Rutherford mit den Mitarbeitern H. Geiger und E. Marsden im Jahre 1909 die grundlegenden Alphateilchen-Streuexperimente durch, mit denen nachgewiesen wurde, daß der Atomkern eine positive Ladung trägt, die auf sehr kleinem Raum innerhalb des demgegenüber sehr ausgedehnten Atoms konzentriert ist. Damit war gezeigt, daß das Atom – das als nicht weiter teilbar angenommene Teilchen – Unterstruktur besitzt. Ein Teil dieser Unterstruktur ist der Atomkern, der andere die Elektronenhülle des Atoms. E. Rutherford war es auch, der 1911 erkannte, daß das leichteste Element, der Wasserstoff, einen Atomkern besitzt, der nicht weiter unterteilbar ist. Diesen Atomkern des Wasserstoffs konnte er 1919 als Produkt der ersten künstlichen Kernumwandlung nachweisen. Er nannte ihn Proton, als den ersten Kern im Periodensystem der Elemente. Damit war das zweite Elementarteilchen entdeckt, das heute als ein Zustand des Nukleons angesehen wird, es ist der Träger der positiven Ladung.
Zwischen einer positiven Ladung, der des Protons, und einer negativen Ladung, der des Elektrons, besteht ein elektrisches Feld. Mit dem elektrischen Feld und der darauf beruhenden Bindung innerhalb des Atoms ist die gesamte Chemie, d. h. die molekularen Vorgänge im überwiegenden Teil der Natur, bestimmt. Die atomaren Systeme besitzen verschiedene Energiezustände, wie N. Bohr im Jahre 1913 postulierte, deren Größe im Bereich von einigen Elektronenvolt (eV) liegt. Nach Bohr werden bei energetischen Veränderungen im Atom Lichtquanten, d. h. Photonen, ausgesandt oder absorbiert. In den ersten kernphysikalischen Experimenten, den Streuexperimenten Rutherfords, dienten Lichtemissionen der Atome eines Fluoreszenzschirmes zum Nachweis einer Kernreaktion. Während diese Messung noch visuell erfolgte, bahnte sich parallel dazu die Entwicklung neuer, besserer Nachweisgeräte an, die auf Erkenntnissen der Gasentladungsphysik basierten. Der erste Ionisationsdetektor von E. Rutherford und H. Geiger beruhte auf dem Ladungstransport in einem elektrischen Feld: Wenn ein energiereiches Teilchen durch eine Gasatmosphäre hindurchtritt, werden elektrische Ladungen erzeugt, die sich durch wiederholte Stöße weiter vermehren können, so daß meßbare Signale entstehen.
Im Jahre 1907 entwickelte J. J. Thomson mit einer geeigneten Anordnung von elektrischen und magnetischen Feldern den ersten Massenspektrographen. Mit diesem auf der Wirkung der Lorentz-Kraft beruhenden Gerät können entweder Teilchen gleicher Energie, aber verschiedener Masse oder Teilchen gleicher Masse, aber verschiedener Energie getrennt werden, ein Meßprinzip, das in der Experimentalphysik, insbesondere der Beschleunigerphysik, vielfältig angewendet wurde.
Im Jahre 1911 entdeckte der englische Physiker C.T.R. Wilson den Mechanismus der Expansionsnebelkammer. In der Nebelkammer können Teilchenspuren sichtbar gemacht werden und der Bahnverlauf z. B. in einem von außen angelegten Magnetfeld vermessen werden. So gelingt es, den Impuls von Teilchen zu bestimmen. Dieses Meßinstrument hat in der weiteren Entwicklung der Elementarteilchenphysik eine wesentliche Rolle gespielt. Kernphysikalische Untersuchungen wurden anfangs mit Alphateilchen aus radioaktiven Präparaten wie Radium, Thorium, Polonium ausgeführt, deren Energien bei einigen MeV lagen. Eingehendere Untersuchungen erforderten jedoch Teilchen unterschiedlicher Energien. So begannen zunächst drei verschiedene Arbeitsgruppen damit, Beschleunigungsmethoden für geladene Teilchen zu entwickeln. Als Ergebnis dieser Untersuchungen ist der Bandgenerator nach R. van de Graaff im Jahre 1931 entwickelt worden, bei dem eine Potentialdifferenz durch mechanischen Ladungstransport aufgebaut wird. Ein anderer Beschleunigertyp ist der Kaskadenbeschleuniger nach J. Cockroft und E. Walton, für den eine Spannungsvervielfacherschaltung verwendet wird. Schließlich wurde von E. Lawrence (1930) der erste Kreisbeschleuniger gebaut, eine Maschine, die Zyklotron genannt wird (siehe Abb. 6.1).
Im Jahr 1932 wurde von J. Chadwick eine neue Strahlungsart entdeckt. Bei ihr handelte es sich um ein fast ebenso schweres Teilchen wie das positiv geladene Proton, aber ohne nach außen wirksame elektrische Ladung, demzufolge nannte man es Neutron. Aufgrund dieser Entdeckung postulierte W. Heisenberg noch im selben Jahr, daß Atomkerne sich aus Protonen und Neutronen zusammensetzen. Damit wurde es möglich, den von F. Soddy eingeführten Begriff der Isotopie zu erklären.
Mit der von Wilson entwickelten Nebelkammer gelang es C. D. Anderson und S. H. Neddermeyer 1932, ein positiv geladenes leichtes Teilchen, etwa von der Masse des Elektrons (Abb. 1.2) nachzuweisen. Ein hochenergetisches positiv geladenes Teilchen wird innerhalb der Kammer in einem Metallstück abgebremst, und deshalb hat die Teilchenspur nach Verlassen des Metallblockes einen kleineren Krümmungsradius, die Richtung bleibt jedoch erhalten. Diesem Teilchen wurde der Name Positron gegeben. Die Entdeckung dieses Teilchens bewies eine von P.A.M. Dirac schon 1928 aufgestellte Hypothese, wonach zu geladenen Teilchen auch jeweils Antiteilchen mit entgegengesetzter Ladung existieren sollten.
Die Entwicklung der Beschleuniger zu höheren Energien ging nach anfänglichen Erfolgen langsamer vonstatten. So waren die Elementarteilchenphysiker während der 30er Jahre darauf angewiesen, die aus dem Weltraum auf die Erde gelangenden Strahlungsarten, die man kosmische Strahlung nannte, zu untersuchen. Dabei wurde nach weiteren elementaren Teilchen und solchen mit sehr großer Energie gesucht.
Abb. 1.2:Wilsonkammeraufnahme eines Positrons. Das Teilchen dringt von unten in die Kammer, verliert in der Materialschicht (Mitte) Energie, so daß die Krümmung der Spur stärker wird. Aus Magnetfeldrichtung und lonisierungsdichte schloß Anderson auf ein positiv geladenes Teilchen mit der Masse des Elektrons [An33].
Wesentlich für die Entwicklung der Theorie der Elementarteilchen war das Konzept der Feldquantisierung, das seit 1927 zunächst für das elektromagnetische Feld und bald danach auch für das Materiefeld verfolgt wurde. So war es folgerichtig, daß H. Yukawa auf dieser Basis eine Theorie der Kernkräfte formulierte, in der die Kernkräfte durch ein massebehaftetes Feldquant vermittelt werden sollten. Protonen und Neutronen müssen im Kern von einer Kraft zusammengehalten werden, die eine sehr kurze Reichweite hat, woraus sich feldtheoretisch (in Analogie zur Elektrodynamik) die Existenz eines massiven Austauschteilchens ergab. Dieses Feldquant nannte er Meson, weil er aus dem Abstand der Nukleonen im Kern abschätzen konnte, daß die Mesonenmasse im Bereich von 200MeV liegen sollte.
Dem Entdecker des Positrons C. D. Anderson und seinem Mitarbeiter S. H. Neddermeyer gelang es 1936 ebenfalls in Nebelkammeraufnahmen ein Teilchen nachzuweisen (Abb. 1.3), das aufgrund seiner Spur eben diesem Meson sehr stark ähnelte, so daß man glaubte, damit das Quant des Kernfeldes entdeckt zu haben. Es zeigte sich jedoch, daß die Eigenschaften dieses Teilchens, dem man zunächst den Namen Mesotron, später µ-Meson, heute Myon, gab, nicht in allen Einzelheiten denen des von H. Yukawa postulierten Mesons entsprachen. Die Yukawa-Mesonen wurden erst 1947 als Spuren in Kernemulsionsplatten gefunden, die man in sehr großen Höhen exponiert hatte. Diese Teilchen erhielten von ihren Entdeckern G. P. S. Occhialini, C. F. Powell und C. M. G. Lattes den Namen π-Mesonen (Pionen).
Abb.1.3: Spur des Myons in der Wilsonkammer. Das Myon dringt von oben ein. Es hat nach Durchdringen von Materialschichten (Zählrohrwände) eine geringere Energie und wird stärker abgelenkt. Die Dichte der Spur ist wesentlich größer als die einer Elektronenspur mit gleichem Krümmungsradius [Ne 37].
Die Entwicklung der Kern- und Elementarteilchenphysik wäre mit Kernemulsionsplatten nicht sehr viel weiter fortgeschritten, als bis zur Entdeckung einiger weniger Spuren. Im Jahre 1928 bereits hatten aber H. Geiger und W. Müller eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Ionisationszählers vorgestellt, ein Zählrohr, das später den Namen Geiger-Müller-Zählrohr erhielt. Im Zählgas des zylinderförmigen Entladungsraumes erzeugt ein geladenes Teilchen weitere Ionenpaare durch Stoßionisation. Die dabei gebildeten Elektronen werden in der Nähe des im Zentrum des Rohres als positive Elektrode benutzten Zähldrahtes besonders stark beschleunigt und können selbst wieder ionisieren. Es entstehen Ladungslawinen, die zu einer großenVerstärkung des ursprünglichen Ladungspulses führen. Mit derartigen Zählrohren wurde in den frühen Tagen der Kernphysik vorwiegend experimentiert. Im Jahre 1928 entwickelte W. Bothe die Koinzidenzmethode, die für spätere Entdeckungen wichtig wurde. Sie erlaubt es, die Gleichzeitigkeit zweier Zählereignisse mit Hilfe geeigneter elektronischer Schaltungen festzustellen.
Bevor die weitere Entwicklung der Elementarteilchenphysik hier vorgestellt wird, seien noch einige Daten für die Entdeckung von wichtigen Eigenschaften der bis dahin bekannten Elementarteilchen genannt. Bereits in der klassischen Physik ist bekannt, daß mit jeder auf geschlossener Bahn umlaufenden Ladung auch ein magnetisches Moment verknüpft ist. S. Goudsmit und G. E. Uhlenbeck postulierten 1925 den Eigendrehimpuls (Spin) des Elektrons, mit dem zwangsläufig auch ein magnetisches Moment verknüpft sein mußte. Aus diesem Grunde war von Interesse festzustellen, wie groß das magnetische Moment des Elektrons und des Protons ist. Das magnetische Moment des Protons wurde im Jahre 1933 von O. Stern und O. R. Frisch aus derAblenkung einesWasserstoffatomstrahls in einem inhomogenen Magnetfeld gemessen. P. Kusch hat 1947 ebenfalls an Atomstrahlen das magnetische Moment des Elektrons gemessen, an freien Elektronen in einem Elektronenstrahl wurden 1954 erstmals von H. R. Crane und Mitarbeitern Präzisionsmessungen ausgeführt. Die besseren elektronischen Methoden, die durch zahlreiche technische Entwicklungen während des Zweiten Weltkrieges vorangetrieben wurden, sind schnell in die experimentelle Physik aufgenommen worden. Nach der bereits erwähnten Entdeckung der Pionen wurden weitere umfangreiche Messungen der kosmischen Strahlung mit elektronischen Nachweisgeräten durchgeführt. Bereits im Jahre 1944 haben L. Leprince-Ringuet und M. Lheritier auf Teilchen hingewiesen, die sich durch eigenartige Spuren in Kernemulsionen auszeichneten. Hierüber berichteten 1947 zuerst G. D. Rochester und C. C. Butler. Die ersten „seltsamen“ Teilchen, denen eine Quantenzahl „Strangeness“ zugeschrieben wurde, haben später den Namen K-Meson und Lambda-Hyperon bekommen. Erst 1952 konnte A. Pais eine theoretische Erklärung dafür geben, daß sie „seltsamer“weise stets in Paaren assoziiert erzeugt werden.
Einen wichtigen Schritt in der Beschleunigerentwicklung stellte die Entdeckung des 1945 von V. I. Veksler und E.M. McMillan unabhängig voneinander publizierten Synchrotronprinzips und der Phasenfokussierung für Kreisbeschleuniger dar. Im Synchrotron werden Teilchen in einem Magnetfeld geführt, jedoch bleibt der Radius der Kreisbahn im Gegensatz zu den Bahnen im Zyklotron konstant. Der relativistischen Massenzunahme kann durch variable Beschleunigerfrequenz und ein veränderliches Magnetfeld Rechnung getragen werden. Die Phasenfokussierung erlaubt es, die in Teilchenbündeln beschleunigten Teilchen zusammenzuhalten. Mit der Verwirklichung dieser Prinzipien war es möglich, die Beschleuniger zu höheren Energien weiterzuentwickeln. Auch die Meßtechnik wurde in den Jahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wesentlich bereichert. Besonders bedeutsam waren die Entdeckung des Szintillationsdetektors durch H. Kallmann sowie J.W. Coltman und F. Marshall im Jahre 1947. Ebenso wurden die Gasdetektoren, so wie sie von Geiger und Müller in Form eines Zählrohres gebaut wurden, weiterentwickelt. Im Jahre 1949 wurden von J.W. Keuffel Funkenkammern vorgestellt: Bei ihnen wird an zwei großflächige Plattensysteme, zwischen denen sich ein Gas befindet, eine gepulste Spannung gelegt, die nur dann eingeschaltet ist, wenn durch den Gasraum des Zählers ein ionisierendes Teilchen hindurchtritt und einen Entladungsfunken auslöst.
Das von N. C. Christophilos, E. D. Courant, M.S. Livingstone und H. S. Snyder 1952 entdeckte Prinzip der alternierenden Gradienten führte zu wesentlichen Fortschritten in der Beschleunigerentwicklung. In einem solchen Beschleuniger wechseln fokussierende und defokussierende magnetische Linsen ab. Insgesamt hat diese Anordnung jedoch, ähnlich wie in der Lichtoptik, eine fokussierende Wirkung auf den Teilchenstrahl zur Folge.
Auch das Jahr 1952 sollte für die Entwicklung der Meßtechnik eine herausragende Bedeutung erlangen, als D. Glaser die Blasenkammer entdeckte. So wie sich bei der Expansionsnebelkammer in einem überhitzten Dampf beim Durchgang eines geladenen Teilchens eine Spur bildet durch Kondensation der Tröpfchen, kann sich in einer überhitzten Flüssigkeit beim Durchgang von ionisierenden Teilchen eine Spur von Gasblasen ausbilden. Es ist also möglich, in einer überhitzten Flüssigkeit – man benutzt Propan oder Wasserstoff – Teilchenspuren zu beobachten. Die weitere Entwicklung der Elementarteilchenphysik wäre ohne den Einsatz von Blasenkammern sicher nicht so erfolgreich gewesen. Im Jahre 1953 berichten A. Bonetti und Mitarbeiter über Ergebnisse von Experimenten, in denen sie eine Gruppe von drei Teilchen, ein positiv geladenes, ein negativ geladenes und ein neutrales Teilchen, beobachtet haben. Da diese Teilchen Massen hatten, die weit über denen der Nukleonen liegen, gab man ihnen den Namen ∑-Hyperon. Auch das von G. D. Rochester entdeckte Lambda-Teilchen war ein solches Hyperon, allerdings trat es nur als neutrales Teilchen auf. Im Jahre 1953 wird von zwei Forschergruppen die Entdeckung eines Teilchens der Masse 2600 · me in einer Nebelkammer berichtet, das zunächst als Kaskadenhyperon bekannt wurde, später den Namen -Teilchen bekam. Schließlich wurde ein weiteres, nur in einem Ladungszustand auftretendes Teilchen, das Omega-Hyperon, im Jahre 1964 in einer Blasenkammeraufnahme am Beschleuniger des Brookhaven Nationallaboratoriums entdeckt. Ebenso stieß man auf sehr viele Mesonen und kurzlebige Resonanzen, die geordnet und klassifiziert werden mußten. Dazu wurden auf gruppentheoretischer Basis Systeme aufgestellt, in die diese Teilchen eingeordnet werden können. Ähnlich dem genialen Gedanken D. I. Mendelejews, 100 Jahre zuvor, bei der Aufstellung des Periodensystems der chemischen Elemente Lücken für noch unbekannte chemische Elemente zu lassen, blieben in den von M. Gell-Mann angegebenen Schemata zur Klassifizierung der Elementarteilchen noch Plätze für Teilchen frei, deren Eigenschaften zwar vorhergesagt, die selbst aber noch unbekannt waren. Diese Teilchen wurden später in gezielten Experimenten entdeckt und mit ihnen konnte das System vervollständigt werden.
Eine neue Situation in der Physik der Elementarteilchen brachte die völlig überraschende Entdeckung von „langlebigen“ Teilchen mit großer Masse durch S. C. C. Ting und B. Richter im Jahre 1974. Diese J/ψ-Teilchen genannten Elementarteilchen förderten auch theoretische Arbeiten sehr stark. Mit dem Postulat der Quantenzahlen „Farbe“ wurde die Quantenchromodynamik als Theorie der starken Wechselwirkung entwickelt, aber auch stärker begründet, daß es Grundbausteine der Nukleonen gibt, die von M. Gell-Mann als hypothetische Quarkteilchen eingeführt worden waren. Damit begann ein neuer Abschnitt in der Elementarteilchenphysik.
Eine besonders wichtige Entdeckung wurde 1983 aus dem CERN bekannt. Die Vermittlung der schwachen Wechselwirkung sollte durch intermediäre Bosonen großer Masse erfolgen, wie die Theorie der Vereinigung von elektromagnetischer und schwacher Wechselwirkung verlangt. Diese geladenen und neutralen Bosonen, W± und Z0 genannt,wurdenin Stoßexperimenten am SPS des CERN entdeckt.
1Die intensive und systematische Untersuchung der Eigenschaften und des Verhaltens von Ladungen begann jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als man Gasentladungen im Laborexperiment studierte.
Ausgehend von der Entdeckung N. Bohrs, daß es im Atom stationäre Energiezustände gibt, zwischen denen Übergänge möglich sind, die mit der Absorption oder Emission von Lichtquanten (Photonen) verbunden sind, wurde der Atomaufbau eingehend studiert und vor allem die Gesetzmäßigkeiten der physikalischen Prozesse festgelegt.Wichtigstes Resultat dieser Untersuchungen ist die Erkenntnis, daß die atomaren Systeme Energien aufnehmen oder abgeben können, die im Bereich von eV liegen (siehe Abb. 1.1), d. h. Energien, die sehr viel kleiner sind als die Energien, die in der Ruhmasse der beteiligten Teilchen festgelegt sind.
Der Atomkern ist, wie W. Heisenberg postulierte, aus Protonen und Neutronen zusammengesetzt und die mikroskopischen Kernmodelle, wie z. B. das Einteilchen-Schalenmodell und das kollektive Modell des Atomkerns, haben nachzuweisen gestattet, daß sehr ähnliche Systeme von Energieniveaus wie im Atom existieren, anhand deren die Eigenschaften der Kerne festgelegt werden können. Auch hier werden Energieaufnahme oder Energieabgabe durch Photonen vollzogen, allerdings liegen die Energien dieser Photonen im Bereich einiger MeV, also um einen Faktor 106größer als im Atom.
Das System selbst bleibt dem des Atoms ähnlich. Demzufolge bleibt auch die Spektroskopie der Kerne der Atomspektroskopie ähnlich. Die Bindungsenergien im Atomkern liegen bei einem Promille der Ruheenergien der Kerne, so daß sie nur kleine Störungen darstellen. Wenn es in der subnuklearen Welt ähnliche Gesetzmäßigkeiten gibt wie beim Atomkern, dann würde es sich anbieten, auch für Elementarteilchen eine Spektroskopie aufzubauen. Dies ist tatsächlich der Fall, wenn man die starke Wechselwirkung betrachtet. Hier lassen sich angeregte Systeme von Elementarteilchen wie z. B. dem Nukleon denken, bei denen die Anregungsenergie noch einmal um einen Faktor 1000 größer ist als beim Kern und bei denen dann aber die Anregungsenergie in den Bereich der Ruhmasse des Nukleons gelangt. Prinzipiell wäre in diesem Fall die Spektroskopie die gleiche wie beim Atom oder dem Atomkern, nur der Skalierungsfaktor an der Energieskala wäre ein anderer (siehe Abb.1.1).
Wenn die Bindungsenergien zwischen den Bausteinen eines Systems die Größenordnung ihrer Ruhmasse erreichen, läßt sich ein statisches Bild von Teilchen als Konstituenten eines übergeordneten Systems nicht länger zeichnen, weil freigesetzte Bindungsenergien die Ruhmasse merklich verkleinern. Auch sind die Anregungsenergien der Elementarteilchen ein Zeichen für das Vorhandensein weiterer Teilchen, die als Quanten des Feldes aufzufassen sind, das die Anregung bewirkt hat. So versteht man die Mesonen als die Quanten der Felder, die die starke Wechselwirkung vermitteln.
Ein derartiges System aus Teilchen und Feldquanten, das nur einen sehr kurzen Zeitraum existiert, nennt man in der Elementarteilchenphysik eine Resonanz. Da es wie beim Atom oder beim Atomkern Anregungsenergien bis zur Desintegrationsgrenze – beim Atom heißt sie Ionisationsgrenze – gibt, wird das Anregungssystem sehr viele Stufen haben, die in der Frühzeit der Elementarteilchenphysik eigene, oft unsystematische Namen bekamen und als neue Elementarteilchen selbst angesehen wurden.
Entgegen früheren Auffassungen, solche Systeme als Elementarteilchen zu betrachten, deren mittlere Lebensdauer wesentlich länger sein muß als ihre Erzeugungszeit, sind es jetzt die durch Quantenzahlen charakterisierten physikalischen Eigenschaften, die das Kriterium liefern, zu beurteilen, ob ein Elementarteilchen vorliegt. Wie im Kapitel III dieses Buches ausgeführt, werden für die Beschreibung der Zustände von Elementarteilchen wesentlich mehr charakterisierende Größen als beim Atom benötigt.
Die Auffassung, daß Bosonen die Feldquanten der starken Wechselwirkung darstellen, folgt aus einer grundlegenden Vorstellung. Diese Vorstellung geht davon aus, daß Elementarteilchen einen halbzahligen Eigendrehimpuls haben. Sie unterliegen dem Pauli-Prinzip, nach dem jeder energetisch mögliche Zustand von nur einem Teilchen besetzt sein kann, der durch Quantenzahlen festgelegt ist. Ihre statistische Verteilung nennt man Fermi–Dirac-Statistik und die Teilchen selbst Fermionen. Dagegen haben die bei Wechselwirkung ausgetauschten Feldquanten ganzzahligen Spin, sie gehorchen der Bose–Einstein-Statistik und deshalb nennt man sie Bosonen. Insofern sind Fermionen Felderzeuger, Bosonen Feldvermittler, wie es das Beispiel des elektromagnetischen Feldes sehr anschaulich zeigt. Dieser Sachverhalt ist in Tabelle 2.1 noch einmal zusammengefaßt. In die Tabelle ist der Vollständigkeit halber auch die fundamentale Gravitations-Wechselwirkung aufgenommen, obwohl sie im Rahmen dieses Buches nicht behandelt wird.
Die gegenwärtig bekannten Elementarteilchen sind auszugsweise in Tabelle 2.2 zusammengestellt (siehe auch ausführliche Tabelle im Anhang).
Dabei ist die gegenwärtig allgemein akzeptierte Unterteilung in Leptonen (= leichte Teilchen, die nur der schwachen Wechselwirkung unterworfen sind), Mesonen (= mittelschwere Teilchen, die eigentlich nur als Feldquanten der starken Wechselwirkung auftreten, selbst aber durch schwache Wechselwirkung zerfallen können) und Baryonen (= schwere Teilchen) gewählt. Die zur Beschreibung der Zustände nötigen Quantenzahlen sind ebenfalls angegeben, wobei freie Positionen entweder „nicht definiert“, aber auch „nicht bekannt“ bedeuten können.
Die erste genannte Gruppe von Teilchen, die Leptonen, sind zwar als „leichte“ Teilchen eingeführt worden, sie lassen sich aber heute besser durch ihre Wechselwirkung charakterisieren, nicht durch die Masse. Alle Teilchen dieser Gruppe haben Spin 1/2 . Charakteristisch ist, daß sie jeweils in Paaren auftreten, so daß bei Reaktionen die Summe der Quantenzahlen, durch die man den Leptonencharakter bestimmt, Null sein muß.
Leptonen können Masse und Ladung besitzen, wenngleich sie, im Rahmen der gegenwärtigen Ortsauflösung von Messungen (< 10–16 cm), als punktförmige Teilchen angesehen werden müssen. Mit den geladenen Leptonen assoziiert treten jeweils ungeladene Leptonen auf, die demzufolge nicht der elektromagnetischen Wechselwirkung, sondern nur der schwachen Wechselwirkung unterworfen sind, und für deren vermutlich geringen Massenwerte man bisher nur obere Schranken angeben kann. Diese Teilchen nennt man Neutrinos.
Tabelle 2.1: Charakteristische Eigenschaften der Wechselwirkungen.
Die Antiteilchen der negativ geladenen Leptonen sind diejenigen mit positiver Ladung, aber sonst gleichen Eigenschaften. Das bekannteste Beispiel ist das Antiteilchen zum Elektron, das den Namen Positron trägt. Geladene Paare von Lepton und Antilepton zerfallen über elektromagnetische Wechselwirkung in γ-Quanten.
Antiteilchen der neutralen Leptonen (Neutrinos) sind von diesen verschieden, wie in zahlreichen Experimenten nachgewiesen wurde. Infolge von Oszillationen können die unterschiedlichen Neutrinoarten ineinander übergehen.
Eine zweite Gruppe von Elementarteilchen, die den feldvermittelnden Charakter haben, und die alle einen ganzzahligen Spin tragen, sind die Mesonen. Unter ihnen sind die π-Mesonen am längsten bekannt, die als Quanten der starken Wechselwirkung zwischen Nukleonen in Erscheinung treten. Der Charakter dieser Bosonen erlaubt es, das π–-Meson als das Antiteilchen des π+-Mesons anzusehen, während das π0-Meson mit seinem Antiteilchen identisch ist.
Die Mesonen mit größerer Masse als die Pionen unterscheiden sich von den Pionen außer durch die Masse noch durch weitere Quantenzahlen, so ist das K-Meson ein Teilchen mit der Quantenzahl „strangeness“ (s) und das D-Meson ein solches mit der Quantenzahl „charm“ (c). Mesonen zerfallen vorwiegend aufgrund schwacher Wechselwirkung.
In der dritten Gruppe sind die Baryonen aufgeführt, deren bekanntester Vertreter das Nukleon mit seinen beiden Zuständen Proton und Neutron ist. In diese Gruppe gehören alle Elementarteilchen, deren Unterstruktur aus drei Quarks besteht, sie haben alle halbzahligen Spin (vgl. Abschnitt. 23).
Tabelle 2.2: Fundamentale Teilchen. Quantenzahlen: q Ladung in Einheiten der Elementarladung, J Drehimpuls (Spin), π Parität, I Isospin, I3 dritte Komponente des Isospins, B Baryonenzahl, L Leptonenzahl, s strangeness, c Charm, b beauty (bottom)
Die Eigenschaften der bekannten Teilchen, ihre Zerfallskanäle und spektroskopischen Daten sind in Tabelle A1 (im Anhang) zusammengestellt.
Zur Beschreibung und Erläuterung von Vorgängen im Bereich der Elementarteilchen werden eine Vielzahl an Begriffen aus anderen Gebieten der Physik benutzt. Es werden Informationen aus der Atom- und Kernphysik vorausgesetzt, von denen einige nachfolgend noch einmal zusammengestellt und erläutert werden.
Naturkonstanten sind physikalische Größen, die einen Zahlenwert und eine meist zusammengesetzte Dimension haben. Dazu gehören u. a. die Lichtgeschwindigkeit
(2.1)
und die durch 2π dividierte Plancksche Konstante
(2.2)
(2.3)
Der relativistische Zusammenhang zwischen Energie und Dreierimpuls
(2.4)
nimmt die Form
(2.5)
Hier erhält man als Compton-Wellenlänge eine reziproke Masse
(2.6)
Kombiniert mit der Energieberechnung gilt auch
(Energie gleich reziproker Länge).
Auch das magnetische Moment, , wird dann in der Form benutzt.
Der Wirkungsquerschnitt stellt eine physikalische Größe dar, mit der die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Prozesses im submikroskopischen Bereich beschrieben wird. Für Stoßprozesse wird er nur für Anfangszustände mit zwei Stoßpartnern, Teilchen oder Quanten, definiert. Damit gibt er die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein Prozeß auftritt. Im Gegensatz zu einer dimensionslosen statistischen Wahrscheinlichkeit wird der Wirkungsquerschnitt in einer Flächeneinheit, m2, cm2, angegeben. Dies beruht auf folgender Vorstellung: Die Form eines Teilchens, projiziert auf eine Ebene, ergibt eine Fläche. Beim Stoß zweier Teilchen können sich die beiden Flächen überlagern, wodurch eine Überlagerungsfläche entsteht, die dann den Bruchteil einer Wahrscheinlichkeit für eine Reaktion im Stoß angibt. Dieses rein geometrische Bild läßt sich auch auf solche Fälle ausdehnen, in denen Kräfte über die geometrische Begrenzung der Teilchen hinausreichen oder die Teilchen als punktförmig angesehen werden. Dadurch wird die bei der Streuung „wirksame Fläche“ der Teilchen entsprechend vergrößert. Die Anzahl der Reaktionen in der Zeiteinheit ist
In der Quantenmechanik werden Zustände eines Systems durch eine Wellenfunktion ψ beschrieben. Das Absolutquadrat der Wellenfunktion gibt die Wahrscheinlichkeitsdichte an, das System in diesem Zustand zu finden. Geht ein System von einem Anfangszustand in einen anderen Zustand über durch einen physikalischen Prozeß, so wird dies mathematisch durch die Einwirkung eines Operators Ô auf die ursprüngliche Wellenfunktion beschrieben. Das Integral über das Produkt aus dem durch den Operator Ô geänderten Anfangszustand und dem zu messenden Endzustand gibt die Wahrscheinlichkeit des Übergangs an. Numeriert man die Zustände mit ganzen Zahlen n, greift dann aus der Merge zwei heraus, z. B. n und m, so stellt das Integral die Amplitude für den Übergang von ψm nach ψn unter Einwirkung des Operators Ô dar. Die Gesamtheit aller Übergänge läßt sich in Matrixform mit n Zeilen und m Spalten anordnen. Der Ausdruck
wird Matrixelement genannt. Die Übergangswahrscheinlichkeit, d. h. die Zahl der Ü bergänge pro Zeiteinheit (die Reaktionsrate), enthält außer dem Quadrat des Matrixelements auch die Zahl der im betreffenden Energieintervall auftretenden Zustände , in die Übergänge möglich sind. Daraus ergibt sich in erster Näherung als Fermis „Goldene Regel“für die Übergangswahrscheinlichkeit:
(2.7)
Der im Experiment gemessene Wirkungsquerschnitt σ ist wegen der Gleichsetzung von Übergangswahrscheinlichkeit und Reaktionsrate direkt proportional dem Quadrat des Matrixelements:
Der Proportionalitätsfaktor wird durch den Teilchenstrom, die Targetbelegung und einen statistischen Faktor gegeben, der die durch Drehimpulse charakterisierte Vielfachheit der Zustände angibt.
Die Berechnung der Übergangswahrscheinlichkeiten ist in völliger Allgemeinheit wegen der Vielzahl der zu berücksichtigenden Einflüsse schwierig und häufig unmöglich. Deshalb wurden Verfahren entwickelt, die Einflüsse je nach ihrer Stärke zu berücksichtigen oder zu vernachlässigen. Besonders häufig benutzt man in der Quantenmechanik die Störungstheorie [Sc 68]. Analoge Verfahren wurden auch für die Quantenfeldtheorie entwickelt, wobei heute die Methode der Feynman-Graphen am häufigsten verwendet wird.Auch in dem vorliegenden Buch wird zur Veranschaulichung von Wechselwirkungen darauf zurückgegriffen.
Feynman-Graphen sind Diagramme, mit denen Wechselwirkungsprozesse anschaulich dargestellt werden können. Darin werden die ein- und auslaufenden Teilchen durch Linien mit Pfeilen und die ausgetauschten (virtuellen) Teilchen durch Wellenlinien gekennzeichnet. In den Knotenpunkten, auch Vertizes genannt, in denen sich die Linien treffen, werden die Teilchen entsprechend der Wechselwirkung aneinandergekoppelt. Die Regeln für diese graphische Darstellung folgen aus der störungstheoretischen Entwicklung der Quantenfeldtheorie. Die Feynman-Graphen ergeben so eine relativistisch invariante Beschreibung der bei einer bestimmten Wechselwirkung möglichen Prozesse in der betreffenden Ordnung der Störungstheorie und sind ein viel benutztes Hilfsmittel bei der Berechnung von Streuamplituden und Wirkungsquerschnitten. Die Topologie der Graphen ist durch die Struktur der Wechselwirkung bestimmt.
Spontan auftretende Prozesse, wie z. B. der radioaktive Zerfall, werden durch die Zerfallsrate bzw. Zerfallswahrscheinlichkeit charakterisiert und gemessen. Die Zerfallsrate gibt die Zahl der Zerfälle in der Zeiteinheit (meist s) an. Ist die Zerfallsrate groß, ist es auch die Zerfallswahrscheinlichkeit, die quantenmechanisch ein Maß für den Überlagerungsbereich von Anfangsund Endzustand, die durch je eine Wellenfunktion beschrieben werden, darstellt. Die zur Zerfallswahrscheinlichkeit reziproke Größe heißt mittlere Lebensdauer T eines Zustandes. Das Gesetz des radioaktiven Zerfalls lautet
(2.8)
wobei N(t) die Zahl der nach einer Zeit t noch nicht zerfallenen Teilchen ist, wenn zu Beginn eines Experiments N(0) Teilchen vorhanden waren. Die Größe λ heißt Zerfallskonstante mit der Dimension [s−1]. Die Zeit t1/2, nach der gerade die Hälfte der ursprünglich vorhandenen Teilchen, ½N(0), zerfallen sind, heißt Halbwertzeit. Ihre Beziehung zur Zerfallskonstanten ist gegeben durch
(2.9)
Auch hier ergibt sich aus der Gleichsetzung der Zerfallsrate mit der Übergangswahrscheinlichkeit eine Proportionalität der Zerfallskonstanten λ mit dem Quadrat des Matrixelements:
Häufig wird die Zerfallsbreite als charakterisierende Größe benutzt. Sie ist definiert als
Kann z. B. ein Zustand auf verschiedene Arten zerfallen, so setzt sich die Gesamtzerfallsbreite additiv aus den Partialbreiten zusammen.
Literatur
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NACHTMANN, O.: Phänomene und Konzepte der Elementarteilchenphysik, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1986.
Die Vielzahl der beobachteten Teilchen und ihre Wechselwirkungen lassen sich mit Hilfe von Symmetrien übersichtlich zusammenfassen und klassifizieren. Die Invarianz der Elementarprozesse gegenüber Symmetrietransformationen impliziert eine bestimmte Struktur der physikalischen Gesetze, nach denen die Vorgänge ablaufen. Die Formulierung der Gesetze wird dadurch wesentlich erleichtert. Deshalb können Symmetrien als ordnendes Prinzip der Naturgesetze angesehen werden.
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