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Michelle Dostal erklärt Ihnen in diesem Buch, wie Sie Ihr Kind zu einem selbstbewussten, umsichtigen und glücklichen Menschen erziehen, ohne sich dabei völlig aufzugeben. Dabei geht sie nicht nur auf die Eltern-Kind-Beziehung ein, sondern hilft auch dabei das Verhältnis zu Geschwistern, Familienmitgliedern oder Freunden zu stärken. Lernen Sie kindliche Bedürfnisse wahrzunehmen, zu versorgen und Trigger zu umschiffen und fördern Sie die Stärke Ihres Kindes. Das Buch enthält auch zahlreiche Tipps für typische Konflikte, wie das Aufeinanderprallen von Bedürfnissen oder Zeitdruck im Alltag.
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Seitenzahl: 401
Elternratgeber starke Kinder für Dummies
Elternratgeber starke Kinder für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
©2023 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Print ISBN: 978-3-527-72088-0ePub ISBN: 978-3-527-84267-4
Coverfoto: © Rawpixel - stock.adobe.comKorrektur: Johanna Rupp
Michelle Dostal ist Erzieherin und zweifache Mutter. Aus ihrer langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Familien weiß sie, womit viele Eltern zu kämpfen haben und wie schwer der durchgetaktete Alltag mit Kindern manchmal sein kann.
Mit diesem Buch will die Autorin Eltern Mut machen, auf ihre individuellen Erziehfähigkeiten zu vertrauen und ihrem Kind zuzutrauen, dass es sich optimal entwickeln kann und will.
Die Autorin schreibt regelmäßig für Kita-Fachmagazine. Elternratgeber starke Kinder für Dummies ist nach Kindergeburtstag feiern für Dummies und Pubertät für Dummies ihr drittes Buch.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autorin
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Was Sie nicht lesen müssen
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Auf dem Weg zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und sozialen Persönlichkeit
Kapitel 1: Was ist eigentlich ein starkes Kind?
Die Eigenschaften starker Kinder
Doppelte Chance: Anlage und Erziehung
Selbstwert als Voraussetzung für Stärke
Regie führen im eigenen Leben
Kapitel 2: Als Eltern stark sein
Eltern dürfen sich selbst nicht vergessen
Wenn es Ihnen nicht gut geht
Armut in Familien
Ressourcen aktivieren
Kapitel 3: Gute Wünsche für Ihr Kind
Ihr Bild von Ihrem Kind
Ihr Kind loslassen
Immer stark sein – das kann niemand
Teil II: Von Erziehung und Beziehung
Kapitel 4: Die Eltern-Kind-Beziehung
Bindung
Was wir unseren Kindern mitgeben
Bedingungslose Liebe
Eltern sind Vorbilder
Verantwortung übernehmen
Kapitel 5: Beziehungen in der Familie
Das Kind im Geschwisterverbund
Die Eltern als Paar
Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf
Kapitel 6: Erziehung für das Leben in unserer Welt
Kompetenzen für ein erfolgreiches Leben
Erziehungsstile – was ist zeitgemäß?
Kinder ernst nehmen
Das braucht Ihr Kind von Ihnen
Teil III: Fit für die Widrigkeiten des Lebens
Kapitel 7: Kindliche Bedürfnisse wahrnehmen und befriedigen
Jeder Mensch hat Bedürfnisse
Wenn Bedürfnisse aufeinanderprallen
Kapitel 8: Widerstandskraft aktiv aufbauen
Resilienz – das Immunsystem der Seele
Krisen meistern
Kinder brauchen Autonomie
Kinder loslassen
Kapitel 9: Kinder vor Gewalt schützen
Wo Gefahren lauern
Grenzen kennen
Kinder brauchen Hilfe
Mobbing – Psychische Gewalt
Kapitel 10: Liebevolle Erziehung im stressigen Alltag
Schwierige Phasen
Von Strafen und vom Schimpfen
Kinder orientieren sich an uns
Teil IV: Kinder richtig fördern
Kapitel 11: Förderung im Familienalltag
Das Selbstbild Ihres Kindes
Die richtigen Weichen stellen
Alltagskompetenzen machen stark
Falsch verstandene Förderung
Kapitel 12: Mit Besonderheiten umgehen
Der Inklusionsgedanke
Selbstakzeptanz als Schlüssel zur Stärke
Ein ermutigendes soziales Umfeld
Kapitel 13: Die richtige Kita, die passende Schule
Wie Sie eine gute Kita finden
Der Wechsel in die Grundschule
Die Schulform muss passen!
Kapitel 14: Auf die Grundhaltung kommt es an
Schieflagen in der Familie vermeiden
Erziehung auf der Basis Ihrer Werte
Teil V: Top-Ten-Teil
Kapitel 15: Zehn Dinge, die sich alle Eltern vornehmen sollten
Sich Zeit nehmen
Authentisch sein
Interesse zeigen
Luft holen
Sich auch mal entspannen
Vertrauen in Ihr Kind setzen
Die Welt mit Kinderaugen sehen
Gleichwertigkeit leben
Konflikte aushalten
Kinder ernst nehmen
Kapitel 16: Zehn Dinge, die Eltern sich verkneifen sollten
Ihrem Kind etwas vorspielen
Ständig Harmonie herstellen wollen
Perfektionismus
Gefühle ungebremst an Ihrem Kind auslassen
Alles sofort erreichen wollen
Das Leben Ihres Kindes verplanen
Ein starres Bild von Ihrem Kind haben
Gefühle und Bedürfnisse als »Kinderkram« abtun
Sich schämen
Sich ständig Sorgen machen
Kapitel 17: Zehn Dinge, mit denen Sie Ihr Kind in schwierigen Zeiten stärken können
Liebe und Geborgenheit
Humor
Gespräche auf Augenhöhe
Mitbestimmung ermöglichen
Schöne Momente schenken
Neue Impulse
Ihrem Kind seine Stärken spiegeln
Stärke vorleben
Bewegung und frische Luft
Professionelle Hilfe suchen
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 8
Tabelle 8.1: Autonomieerlebnisse in den einzelnen Altersgruppen
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Titelblatt
Impressum
Über die Autorin
Inhaltsverzeichnis
Einführung
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Stichwortverzeichnis
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Vielleicht hört sich »starke Kinder« für Sie ein bisschen nach Selbstverteidigungskurs oder nach einem Programm zur Selbstbehauptung an. Das sind wichtige Themen, keine Frage. Aber um ein Kind ganzheitlich zu stärken, ist vor allem Beziehungsarbeit erforderlich. Das Gute daran: Egal wie alt Ihr Kind ist, können Sie jederzeit an Ihrer Beziehung zueinander arbeiten. Der Elternratgeber starke Kinder für Dummies richtet sich deshalb an Eltern von Kindern jeder Altersstufe. Übrigens – wenn hier von Eltern die Rede ist, sind damit immer die Haupt-Bezugspersonen des Kindes gemeint, ob sie nun ihre biologischen Mütter und Väter sind oder nicht.
In diesem Buch geht es darum, dass Kinder, die sich selbst ernst und wichtig nehmen, die ihre Gefühle erkennen und äußern können, nach und nach in die Lage kommen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Um sich selbst zu verteidigen, muss man nämlich zuallererst einmal bemerken, dass man sich in einer bedrohlichen Situation befindet – was für Kinder nicht immer offensichtlich ist. Dann muss man wissen, dass man das Recht dazu hat, für sich selbst einzustehen und den Glauben daran, dass Veränderung möglich ist. Starke Kinder zu erziehen, bedeutet deshalb vor allem, eine verlässliche und stabile Beziehung zu ihnen aufzubauen, die ihnen immer wieder zeigt, wie wertvoll sie sind. Es bedeutet außerdem, ihnen Erfahrungsräume zu ermöglichen, in denen sie sich selbst gut kennenlernen, und ihnen auch in stürmischen Zeiten ein Vorbild zu sein.
Kinder stark zu machen, beginnt bereits in der Schwangerschaft. Es ist ein Prozess, der sich durch die gesamte Kindheit und Jugend zieht und der immer wieder korrigiert und verbessert werden kann. Machen Sie sich keine Sorgen – alles, was Sie dazu brauchen, haben Sie bereits. Hier können Sie nachlesen, was genau das ist.
Der Elternratgeber starke Kinder will Ihnen bewusst machen, welche Haltungen und Einstellungen von Eltern förderlich sind, damit ein Kind sich optimal innerhalb seiner Familie entwickeln kann. Dabei geht es insbesondere um diese Themen:
Aufbau des Selbstwertgefühls
Eine starke Beziehung zueinander pflegen
Kindliche Bedürfnisse ernst nehmen und Grenzen achten
Aufbau von psychischer Widerstandskraft
Erziehung in stressigen und schwierigen Phasen
Umgang mit Besonderheiten
Loslassen können und mit Sorgen umgehen
Als Eltern auf sich selbst achten
Sie können jedes Thema für sich lesen, je nachdem, was bei Ihnen gerade wichtig ist. Allerdings werden Sie auch in den anderen Kapiteln Informationen finden, die nützlich für Ihre Situation sein können, denn in der Entwicklung Ihres Kindes beeinflussen sich die einzelnen Lebensbereiche gegenseitig.
Durch dieses Buch können Sie sich von einem groben Inhaltsverzeichnis zu Beginn leiten lassen oder von dem ausführlicheren im Anschluss daran. So finden Sie punktgenau, was Sie suchen. Auch der Index kann Sie schnell zu den richtigen Seiten führen, damit Sie Ihre Fragen beantwortet bekommen. In vielen Kapiteln finden Sie außerdem Verweise auf andere Kapitel, da in der Kindererziehung vieles ganzheitlich betrachtet werden sollte.
Sie selbst bestimmen, mit welchen Themen Sie sich befassen wollen und in welcher Reihenfolge. Manches ist für Ihre aktuelle Lebenssituation vielleicht uninteressant oder Sie wissen einfach schon genug darüber. Wenn Sie ein Kapitel besonders interessiert, empfiehlt es sich allerdings, auch den Verweisen auf andere Kapitel zu folgen, weil hier ein Zusammenhang besteht.
Wie alle Eltern wünschen auch Sie Ihrem Kind mit Sicherheit nur das Allerbeste und dazu gehört es natürlich auch, sich im Leben behaupten zu können. Das eigene Kind durch seine Erziehung zu stärken ist ein Wunsch, den sicherlich die meisten Mütter und Väter miteinander teilen. Dabei ist es egal, ob Sie erst ein Kind erwarten, ob Ihr Sohn bereits die Schule besucht oder Ihre Tochter schon in der Pubertät angekommen ist. Sie können sehr viel dafür tun, dass Ihr Kind sich zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit entwickelt. Das Gute ist, dass Sie sich jeden Tag neu dazu entschließen können, egal wie der gestrige verlaufen ist – Ihr Kind hat immer etwas davon.
Der Elternratgeber starke Kinder besteht aus fünf unabhängigen Teilen, die sich mit einem bestimmten Thema befassen. Dieses gliedert sich in mehrere Kapitel auf. Anhand des Inhaltsverzeichnisses finden Sie so leicht, was Sie suchen.
Kapitel 1 beschäftigt sich zunächst einmal damit, was ein starkes Kind eigentlich ausmacht und gibt Ihnen so einen Überblick darüber, was Sie im Folgenden in diesem Buch erwartet. Danach geht es um zwei wichtige Voraussetzungen dafür, dass Sie Ihr Kind stärken können: Ihr eigenes Befinden, das Sie nicht aus dem Blick verlieren sollten, sowie das Bild, das Sie sich von Ihrem Kind machen.
Dieser Teil behandelt das Herzstück der Kindererziehung: Ihre Beziehung zueinander. Es geht hier um den Aufbau von Bindung und die unterschiedlichen Bindungstypen. Außerdem lernen Sie die wichtigsten Erziehungsstile kennen und bekommen Anregungen dafür, zu überlegen, was Ihnen in der Erziehung wichtig ist. Es wird der Frage nachgegangen, welche Elemente der Erziehung Kinder auf das Leben in unserer heutigen Welt vorbereiten.
Auch in Kinderleben können die Wellen bereits hochschlagen. In diesem Teil lernen Sie deshalb das Prinzip der Resilienz – der psychischen Widerstandsfähigkeit des Menschen – kennen und erfahren, was Sie tun können, damit Ihr Kind resilient wird. Außerdem geht es um kindliche Bedürfnisse und Gefühle, wie beide zusammenhängen und wie Sie auch in schwierigen Phasen auf diese eingehen können. Kapitel 9 widmete sich außerdem konkret der Prävention von sexualisierter Gewalt und dem Umgang mit dem Thema Mobbing.
Hier dreht sich alles um Stärken und Besonderheiten. Wie viel Förderung ist angemessen? Welche Art der Förderung braucht ein Kind überhaupt? Außerdem erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Qualitätskriterien einer Kita und Grundschule. Zum Schluss wird noch einmal zusammengefasst, welche Grundhaltung Ihnen dabei hilft, Ihr Kind richtig zu fördern und für sein Leben stark zu machen.
In diesem abschließenden Teil verschaffen Ihnen drei Listen einen Überblick über die wichtigsten Informationen und Denkanstöße in diesem Buch. Es geht darum, was Sie sich angewöhnen sollten, worauf Sie am besten verzichten und wie Sie gut in Notlagen reagieren. Hier können Sie immer mal wieder reinschauen, um sich zu erinnern oder in schwierigen Lagen Mut zu machen.
Sie werden immer wieder auf einige Symbole stoßen, die bestimmte Textpassagen hervorheben. Dazu gehören:
Hier handelt es sich um einen besonders wichtigen Gedankengang, den Sie im Gedächtnis behalten sollten.
Dieses Symbol warnt Sie vor einem Verhalten oder einer Denkweise, die in die falsche Richtung führen könnten. Deshalb sollten Sie kurz innehalten und nachdenken, wenn Sie in eine vergleichbare Situation geraten.
Selten kommt dieses Symbol im Text vor. Es verweiset auf Handlungen, die schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen können und deshalb möglichst nicht vorkommen sollten.
Hier erhalten Sie konkrete Tipps, wie Sie sich verhalten können sowie Anregungen, worüber es sich nachzudenken lohnt.
Konkrete Beispiele verdeutlichen, was genau gemeint ist. So können Sie sich besser in das jeweilige Thema einfühlen.
Vielleicht möchten Sie sich zunächst einen Überblick darüber verschaffen, welche Fragen und Themen im Elternratgeber starke Kinder besprochen werden. Dann können Sie das Inhaltsverzeichnis durchlesen oder den Index durchstöbern. Möglicherweise wollen Sie auch erst einmal eine Einführung in den gesamten Themenkomplex erhalten, um sich darauf einzustimmen, wie man Kinder stark machen kann. Dann ist es empfehlenswert, mit Kapitel 1 zu beginnen.
Eventuell haben Sie das Buch aber auch aufgrund einer bestimmten Fragestellung angeschafft und wissen schon genau, mit was Sie sich zuerst beschäftigen wollen. Wie auch immer – nehmen Sie sich Zeit, um den Einstieg ins Thema zu finden, der zu Ihrer momentanen Situation am besten passt.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Was macht ein starkes Kind eigentlich aus? Dieser erste Teil des Buches beschäftigt sich mit der Beantwortung dieser Frage und gibt Ihnen einen Überblick, was Sie in den nächsten Kapiteln erwartet. Außerdem geht es darum, dass auch Sie als Mutter oder Vater für sich selbst sorgen müssen – um stark genug für die Herausforderungen der Erziehung und Ihrem Kind ein Vorbild zu sein und weil Sie es ganz einfach verdient haben! Es wird auch ein Blick darauf geworfen, welches Bild Sie sich von Ihrem Kind machen.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Was starke Kinder ausmachtWomit Sie Ihr Kind unterstützen könnenWie Sie das Selbstwertgefühl Ihres Kindes stärkenWarum Selbstwirksamkeit so wichtig istAls Mutter oder Vater wünschen Sie Ihrem Kind bestimmt nichts sehnlicher, als dass es lernt, souverän mit allen Herausforderungen des Lebens umgehen zu können. Und mal Hand aufs Herz – wünschen wir uns das nicht alle auch für uns selbst? Die Wirklichkeit sieht leider oft anders aus. Wir regen uns über Kleinigkeiten auf, die wir übermorgen schon wieder vergessen haben, liegen abends im Bett und machen uns viel zu viele Sorgen oder bekommen einen Nervenzusammenbruch beim Anblick des unaufgeräumten Kinderzimmers. Aber das ist menschlich!
Genauso wenig wie Sie wird Ihr Kind jede Hürde des Lebens auf die leichte Schulter nehmen. Aber die Chancen stehen gut, dass es an seinen Aufgaben wächst und Krisen meistert, denn darauf können Sie Ihr Kind vorbereiten. Erziehen Sie es liebevoll zu einer starken Persönlichkeit, die weiß, dass sie auch mal schwach sein darf!
Es gibt keine allgemeingültige Definition davon, was ein starkes Kind ausmacht. Je nachdem, in welcher Kultur Kinder aufwachsen und was für Werte ihre Eltern verinnerlicht haben, können die Vorstellungen davon, was ein starkes Kind ist, sehr unterschiedlich ausfallen.
Dieses Buch orientiert sich an dem gesetzlich festgelegten Erziehungsziel der eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit, auf das jedes Kind in Deutschland ein Recht hat. Dieses Ziel gilt sowohl für die elterliche Erziehung als auch für Kindertagesstätten und für die Kinder- und Jugendhilfe.
Das Recht auf eine solche Erziehung leitet sich von dem Menschenbild unseres Grundgesetzes sowie von der UN-Kinderrechtskonvention ab.
Ein eigenverantwortlicher und gemeinschaftsfähiger Mensch ist in der Lage,
selbstständig zu denken
eigene Entscheidungen zu treffen
Verantwortung für sich und andere zu übernehmen
sich selbst als ein Individuum in einer Gemeinschaft von Individuen zu begreifen
Eine Anleitung, wie sich Ihr Kind am besten und ohne Rücksicht auf Verluste durchs Leben schlägt, bietet dieses Buch nicht.
Es geht um eine liebevolle Erziehung, die die Kinder auf die Herausforderungen unserer Zeit vorbereitet – indem sie sich selbst als starke Persönlichkeiten verstehen lernen.
Im Folgenden geht es um verschiedene Eigenschaften, die Kinder auf ihrem Weg zu einer starken Persönlichkeit entwickeln.
Ob Kleinkind, Teenager oder Erwachsene – wir Menschen sind unterschiedlich und haben verschiedene Bedürfnisse, die zu unserer Persönlichkeit passen. Je besser wir wahrnehmen können, was wir in welcher Situation brauchen, was uns guttut und was uns schadet, desto besser können wir für uns selbst sorgen. Mehr zum Thema Bedürfnisse lesen Sie in Kapitel 7.
Grundbedürfnisse wie Hunger nehmen Kinder von Anfang an wahr und drücken sie auch aus. Wie gut sie Bedürfnisse, die darüber hinausgehen wahrnehmen und kommunizieren können, hängt zum einen von ihrem Alter, zum anderen aber auch von ihrem bis dahin entwickelten Charakter ab. Manche Kinder wissen schon sehr früh, was ihnen guttut.
Der vierjährige Benny findet es immer spannend, wenn seine Eltern abends Besuch haben. Er mag ihre Freunde und ist gern dabei. Aber wenn er müde wird, will er ins Bett. Es macht ihm nichts aus, dass die Erwachsenen dann noch am Tisch sitzen, lachen und reden. Er hat bereits verstanden, dass ihm das im müden Zustand keinen Spaß macht.
Selbstverständlich ist ein Fall wie der oben beschriebene eine Ausnahme. Die meisten Kinder brauchen länger, um sich darüber klar zu werden, was sie brauchen und worauf sie besser verzichten sollten. Sie können aber vieles tun, um Ihr Kind auf diesem Weg zu unterstützen, zum Beispiel:
Ihrem Kleinkind immer wieder spiegeln, was für ein Bedürfnis Sie an ihm wahrnehmen, zum Beispiel
»Du bist sehr müde
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den Willen Ihres Kindes wahr- und ernst nehmen, auch wenn er sich gerade nicht erfüllen lässt, etwa
»Ich weiß, du möchtest heute gern bei Lucy übernachten und das verstehe ich gut. Das macht dir immer sehr viel Spaß. Morgen ist Schule, da geht es leider nicht. Am Wochenende könnt ihr euch gern zum Übernachten verabreden
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mit Kindern etwa ab dem Grundschulalter über ihre Werte sprechen, also in Worte fassen, was ihnen wichtig ist, zum Beispiel
»Du hast dich geärgert, dass die ganze Klasse in der Pause drinbleiben musste, weil ein paar Kinder so laut waren. Das findest du nicht gerecht. Gerechtigkeit ist dir wichtig.«
mit Ihrem Kind über seine Stärken sprechen, ihm also spiegeln, was es gut kann, ihm seine Erfolge verdeutlichen und sich mit ihm freuen.
seine Schwächen nicht tabuisieren. Reden Sie mit ihm auch darüber, was ihm schwerfällt und warum. Bleiben Sie gelassen, wenn es um Misserfolge geht. Besprechen Sie, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten es vernachlässigen kann, weil sie nicht weiter wichtig sind und auch woran es wie arbeiten kann.
Wenn Sie mit Ihrem Kind über Schwächen sprechen, sollten Sie es unbedingt vermeiden, dass sich falsche Annahmen verfestigen. Ihr Kind lernt ständig dazu – was ihm heute noch schwerfällt und wofür es scheinbar gar keine Motivation zeigt, kann in der Zukunft sein schönstes Hobby werden!
Hüten Sie sich also unbedingt vor Generalisierungen wie »Ballspiele sind eben nichts für dich« oder »Mathe konnte ich auch nie«. Sprechen Sie lieber von der momentanen Situation und leben Sie Ihrem Kind eine offene Haltung vor, etwa »Mathe ist mir auch eine Zeit lang sehr schwergefallen. Später wurde es dann wieder besser.« Niemand muss alles können, aber wenn ein Kind erst einmal in einer Schublade steckt, kommt es nur schwer wieder heraus.
Sich selbst gut zu kennen, zu wissen, was man will, braucht und kann, ist eine wichtige Voraussetzung, um gute Entscheidungen treffen zu können. So zu leben, dass man seine Bedürfnisse befriedigt und mit seinen Werten im Einklang steht, ist aber häufig leichter gesagt als getan. Spätestens im Teenageralter ist der Gruppendruck oft so hoch, dass es den Jugendlichen schwerfällt, sich an ihrem eigenen Kompass zu orientieren. Das ist normal und gehört zur Entwicklung dazu! Ihre Aufgabe ist es, Ihrem Kind ein möglichst starkes Vorbild zu sein. Überlegen Sie,
ob Sie selbst nach Ihren persönlichen Werten leben.wann es Ihnen schwerfällt, sich gegen andere zu behaupten.wie oft Sie Ihre eigenen Bedürfnisse nicht beachten.Ermutigen Sie Ihr Kind immer wieder dazu, auf sein Bauchgefühl zu hören und das zu tun, was es für richtig hält – auch wenn seine Freunde es einmal anders sehen. Sprechen Sie darüber, dass das eine schwierige Aufgabe ist, mit der auch viele Erwachsene noch zu kämpfen haben.
Das Thema Grenzen spielt in Erziehungsratgebern häufig eine große Rolle. Meistens geht es dann darum, dass Kinder Grenzen brauchen und wie Eltern sie am besten setzen. Das ist ein wichtiger Punkt – Kinder brauchen tatsächlich Grenzen, in einer grenzenlosen Welt erfahren sie keinen Halt und damit auch keine Sicherheit.
Allerdings geht das Thema über erzieherische Maßnahmen weit hinaus. Jeder Mensch hat Grenzen, seien es körperliche, mentale oder emotionale. Sie sagen uns: »Bis hierher und nicht weiter!« und sind damit ein wichtiges Alarmsystem, das uns dazu anregt, für uns selbst zu sorgen. Viele Menschen haben aber Schwierigkeiten damit. Probleme sind beispielsweise, die eigenen Grenzen
nicht akzeptieren zu können,
sie zu ignorieren,
sie nicht zu erkennen oder
sie nicht zu verteidigen.
Kennen Sie vielleicht das Problem, nicht »Nein« sagen zu können? Vielleicht kommen Ihnen diese Situationen bekannt vor:
Es kostet Sie immer wieder Überwindung, Ihrem Kind einen Wunsch abzuschlagen, auch wenn Sie sich sicher sind, dass Sie damit richtig handeln.
Sie lassen sich auf dem Elternabend als Elternvertreterin wählen, obwohl Sie nicht möchten.
Sie erklären sich bereit, auf dem Schul- oder Kitabazar am Sonntag Kuchen zu verkaufen, obwohl Sie dringend einen freien Nachmittag bräuchten.
Kommen solche Situationen in Ihrem Alltag häufig vor, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, wie es um Ihre persönlichen Grenzen bestellt ist. Auf lange Sicht tut es niemandem gut, immer wieder über sie hinwegzugehen. Die Folgen können eine ernsthafte Erschöpfung sein oder auch das Gefühl, im eigenen Leben gar keine Rolle mehr zu spielen – was leicht in einer Depression enden kann.
Als Mutter oder Vater sind Sie Ihrem Kind ein Vorbild. Deshalb kann es sich nicht nur für Sie selbst, sondern auch für Ihr Kind negativ auswirken, wenn sich seine Eltern nicht ausreichend um sich selbst kümmern. Zum einen kann Ihnen irgendwann die Kraft ausgehen, sich so um Ihr Kind zu kümmern, wie es braucht. Zum anderen sind Sie sein Vorbild und sollten ihm unbedingt einen gesunden Umgang mit den eigenen Grenzen und Bedürfnissen vorleben! Ein Kind, das seine Grenzen erkennt und weiß, dass es wichtig ist, sie zu verteidigen, lässt sich weniger leicht herumschubsen, ausnutzen oder überfordern.
Gerade am Vorbild lernen Kinder, dass Menschen Grenzen haben, dass Sie Dinge ablehnen und sich abgrenzen können.
»Nein« sagen und Grenzen setzen ist außerdem ein wichtiger Bestandteil der Prävention von sexualisierter Gewalt. Mehr zu diesem Thema finden Sie in Kapitel 9. Sie unterstützen Ihr Kind neben Ihrer Vorbildrolle auch durch:
Das Akzeptieren seiner körperlichen Grenzen – wenn es nicht kuscheln will, dann ist das sein Recht!Das Reflektieren seiner Vorlieben und Abneigungen, etwa »Ich habe das Gefühl, du wirst gern am Rücken gekrault. Stimmt das?« oder »Möchtest du lieber mit dem Waschlappen oder dem Schwamm gewaschen werden? Was fühlt sich besser an?«Die Ermutigung dazu, »Nein« zu sagen, wenn es etwas nicht will.Die Basis für eine gelingende Erziehung ist Ihre Beziehung zu Ihrem Kind. Eine stabile Eltern-Kind-Beziehung ist die Voraussetzung für
»Urvertrauen
«:
also das Vertrauen, dass die Welt ein grundsätzlich guter Ort ist.
Selbstwertgefühl
:
Kinder, die sich geliebt fühlen, vertrauen eher auf sich selbst oder sind in der Lage, sich Hilfe zu holen, wenn sie selbst nicht weiterwissen.
Gelingende Kommunikation
:
Ist Ihre Beziehung grundsätzlich sicher und stabil, finden Sie auch nach einem Streit – etwa in der Pubertät – wieder zusammen und können über alles reden. Ihr Kind wird sich viel eher mit Sorgen oder Problemen an Sie wenden, wenn es keine Angst vor Strafen oder Vorwürfen haben muss.
Gute Beziehungen im Leben Ihres Kindes:
Der Umgang miteinander in einer Familie hat auch Auswirkungen darauf, wie Kinder ihre außerfamiliären Beziehungen, später auch Paarbeziehungen, gestalten. Auch hierin sind Sie Ihrem Kind ein Vorbild.
Insgesamt gesehen ist eine sichere und stabile Beziehung zwischen Eltern und Kind eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Entwicklung von psychischer Gesundheit. Eine gute Beziehung entwickelt sich auf der Grundlage der Bindung, die direkt nach der Geburt, im Fall der Mutter bereits während der Schwangerschaft beginnt. In Kapitel 4 erfahren Sie mehr über die verschiedenen Bindungstypen.
Orientieren Sie sich an den folgenden drei »Leitsternen«, um eine stabile Beziehung zu Ihrem Kind aufzubauen und zu erhalten. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 6.
Seien Sie authentisch!Zeigen Sie Empathie!Bleiben Sie einschätzbar!Ein Kind vor der Pubertät, das sich auf seine Eltern verlassen kann, dem zu Hause Verständnis entgegengebracht wird und das echte Zuneigung erfährt, kann zwar harte Zeiten erleben, lässt sich in seinem Innersten aber nur sehr schwer erschüttern. Seine Familie bietet ihm im Bestfall einen so sicheren Hafen, dass ihm Alltagsschwierigkeiten nur wenig anhaben können. Es weiß dann, dass es mit seinen Sorgen und Nöten zu seinen Eltern kommen kann, dass es hier Trost und Schutz finden wird und dass sie sich um Probleme kümmern.
Lucy geht in die dritte Klasse. Sie hat dort drei gute Freundinnen, Carla, Lena und Ilayda, mit denen sie die Pausen und oft auch die Nachmittage verbringt. Aber seit ein paar Tagen ist alles anders. Lucy ist mit Carla in Streit geraten. Eigentlich war es gar kein schlimmer Streit, aber plötzlich standen die anderen Mädchen alle auf Carlas Seite. Jetzt tuscheln sie hinter Lucys Rücken und gehen weg, wenn sie dazu kommt. Auch die anderen Kinder in der Klasse machen dabei manchmal mit.
Lucy ist sehr verletzt, verwirrt und traurig. Auch zu Hause muss sie oft daran denken. Trotzdem fühlt sie sich hier wohl. Sie konnte gut mit ihren Eltern darüber sprechen, was in der Schule passiert. Sie weiß jetzt, dass sie nichts falsch gemacht hat, sondern dass ihre Freundinnen sich nicht richtig verhalten. Ihre Eltern unternehmen schöne Dinge mit ihr und trösten sie. Sie haben auch schon mit dem Klassenlehrer geredet und ihr Mut gemacht, dass die Situation nicht für immer so bleiben wird!
Je mehr sich Kinder mit zunehmendem Alter von zu Hause abnabeln, desto weniger benötigen sie den elterlichen Schutz. Was aber bleibt, wenn es bis dahin eine gute Eltern-Kind-Beziehung gab, ist das Gefühl von Vertrauen, dass Probleme sich lösen lassen.
Es ist ein Bild, das man täglich beobachten kann: Eltern sind mit ihren Babys oder Kleinkindern im Kinderwagen unterwegs und die meiste Zeit mit ihren Handys beschäftigt – etwa beim Warten auf den Bus, bei der Fahrt in der Straßenbahn, im Wartezimmer oder auch auf dem Spielplatz.
Hier geht wertvolle Beziehungs- und Bildungszeit verloren! Gerade Babys und Kleinkinder brauchen sehr viel Ansprache, um das Sprechen zu lernen. Sie brauchen eine zugewandte Haltung ihrer Bezugspersonen, um Urvertrauen aufbauen zu können. Bekommen sie das Gefühl, das Handy sei interessanter und wichtiger für ihre Eltern, kann sich das sehr negativ auf ihr Selbstbild auswirken. Und da Kleinkinder durch Beziehung lernen, auch auf ihre weitere kognitive Entwicklung.
Grenzen setzen und sie zu verteidigen, gelingt Kindern nur, wenn sie sich äußern, ihrer Umwelt also zu verstehen geben können, was sie wollen und was nicht. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, wie weit sie bereits sprachlich entwickelt sind. Ein Baby kann den Eltern schon sehr deutlich zeigen, wenn es Hunger hat, obwohl es noch kein einziges Wort sprechen kann. Je älter ein Kind ist, desto differenzierter kann es sich natürlich ausdrücken. Je größer sein Wortschatz ist, desto angemessener kann es im Idealfall dann auf Situationen reagieren, in denen es wichtig ist, sein Bedürfnis, seinen Willen oder seine Gefühle zu zeigen. Während Zweijährige oft noch einfach hauen oder brüllen, wenn ihnen ein gleichaltriges Kind ein Spielzeug wegnehmen will, können Grundschulkinder schon Kompromisse aushandeln. Hier ist eine gute Sprachfähigkeit eine der wichtigsten Voraussetzungen.
Oft bekommen Eltern, die selbst eine nichtdeutsche Muttersprache haben, immer noch in Kita oder Grundschule zu hören, sie sollten deutsch mit ihrem Kind sprechen. Diese Forderung hat sich als nicht besonders förderlich für die Kinder erwiesen!
Familien sollten zu Hause in ihrer eigenen Sprache sprechen, um gut miteinander kommunizieren zu können. Gerade Emotionen bringen Menschen am besten in ihrer Muttersprache rüber und das tut Kindern besonders gut.
Deutsch als Zweitsprache lernen sie im Umgang mit anderen Kindern in der Regel sehr schnell. Sie unterstützen Ihr Kind am besten dadurch, dass Sie Kontakte mit deutsch sprechenden Freundinnen und Freunden fördern und Ihr Kind einen Sportverein oder Ähnliches besucht.
Ihre Aufgabe ist es, Ihr Kind dabei zu unterstützen, sich immer besser ausdrücken zu können. Dazu gehört:
schon Babys und Kleinkindern zu signalisieren, dass Sie ihnen zuhören, auch wenn sie nur erste Lall-Geräusche machen. Kinder, die sich äußern können, haben gelernt, dass sie sich äußern dürfen.
Ihr Kind zum Sprechen und Mitteilen zu ermutigen, wenn es sich nicht traut.
es nicht zu verurteilen, wenn es aufgrund seines Alters und Entwicklungsstandes noch »unangemessen« in manchen Situationen reagiert, ihm aber alternative Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
seine Gefühle zu respektieren, sie zu benennen und ihm zu ermöglichen, sie auszuagieren – natürlich ohne dass andere dadurch beeinträchtigt werden.
Interesse zu zeigen, es viel erzählen lassen und sich oft mit ihm zu unterhalten.
auch von sich selbst zu erzählen. Kinder, die immer nur gefragt werden, fühlen sich schnell »verhört«.
Ihrem Kind vorzuleben, dass sich Probleme häufig durch Gespräche klären lassen. Einen konstruktiven Streit unter Eltern dürfen Kinder daher ruhig mitbekommen – ebenso wie die Versöhnung danach.
Starke Kinder wissen, dass sie sich immer an ihre Eltern wenden können, wenn sie Sorgen oder Probleme haben. Kinder, die befürchten, geschimpft oder bestraft zu werden oder die das Gefühl haben, auf taube Ohren zu stoßen, suchen das Gespräch bei Schwierigkeiten eher nicht.
Sorgen Sie daher unbedingt für ein Klima, in dem Ihr Kind seine Nöte angstfrei und jederzeit mit Ihnen besprechen kann.
Kinder stark zu machen bedeutet, sie auf ihr gesamtes weiteres Leben vorzubereiten, ihnen eine solide Basis für ihren weiteren Weg mitzugeben. Dieses Erziehungsziel erstreckt sich über die gesamte Kindheit und Jugend und sollte nicht irgendwann als abgeschlossen betrachtet werden.
Ihr Kind kann Sie dabei auch immer wieder verblüffen und plötzlich Dinge erreichen, die Sie nicht für möglich gehalten hätten. Ein anderes Mal kann es auch wieder Rückschritte geben. Seine Entwicklung ist mit großer Wahrscheinlichkeit kein steil nach oben verlaufender Pfad, sondern ein kurviger Weg mit Hügeln und Tälern.
Übrigens können auch wir Erwachsenen immer noch viel dafür tun, uns selbst zu stärken, um mit den Widrigkeiten des Alltags besser klarzukommen.
Sehen Sie die Persönlichkeitsentwicklung als eine lebenslange Aufgabe an. Sie als Eltern begleiten Ihr Kind für das wichtigste Teilstück auf diesem Weg und geben ihm seine Ausrüstung mit. Am Ziel kommen Sie aber nicht gemeinsam an!
Diese Denkweise schützt Sie davor, Ihr Kind mit unangemessen Erwartungen zu überfordern.
Ein Kind kommt nicht als unbeschriebenes Blatt zur Welt, auf das nach und nach sein Leben geschrieben wird. Die Wissenschaft ist sich einig, dass Menschen sich aufgrund ihrer genetischen Veranlagung und der Umwelteinflüsse von Familie und anderen Bezugspersonen entwickeln. Allerdings herrscht Uneinigkeit über die Gewichtung der beiden Faktoren. Wie auch immer – als Eltern sollten Sie die Genetik, also das, was Ihr Kind »mitbringt«, ebenso als Chance für eine gesunde Entwicklung sehen wie seine Erziehung, also das, was Sie ihm mitgeben können.
Eltern von Geschwisterkindern werden es kennen: Ihre Kinder können sehr unterschiedlich sein, sogar wenn es sich um zweieiige Zwillinge handelt. Das, was beim älteren Bruder immer gut funktioniert hat, muss bei der jüngeren Schwester nicht zwingend eine praktikable Lösung sein. Erziehung bedeutet auch, sich individuell auf ein Kind einzustellen zu können.
Lernen Sie Ihr Kind von Anfang an gut kennen! Beobachten Sie es und sprechen Sie mit ihm in einer altersgerechten Form über das, was Sie wahrnehmen, also über
seine Vorlieben,
seine Gefühle und
seine Lernfortschritte.
Achten Sie aber unbedingt darauf, es nicht mit Ihren Sorgen zu belasten! Sollte Ihnen etwas auffallen, das Sie beunruhigt, kann es besser sein, zunächst mit einer anderen erwachsenen Person darüber zu reden und es weiter zu beobachten. Besonders, wenn es um mögliche Entwicklungsverzögerungen oder Defizite geht, sollten Sie besser so vorgehen. Bleibt die Sorge bestehen, können Sie sich Hilfe bei einer Fachperson holen und Ihren Sohn oder Ihre Tochter dann in kindgerechter Form in Ihr weiteres Vorgehen einbeziehen.
Auch als Eltern sollten Sie sich über Ihr Kind untereinander austauschen. Sprechen Sie auch mit anderen Bezugspersonen über das, was Sie an Ihrem Kind wahrnehmen, etwa mit Großeltern, Erzieherinnen oder Lehrern. Je besser Sie Ihr Kind verstehen, desto besser können Sie auf es eingehen.
Die Kindheit sollte eine Phase im Leben sein, in der die Heranwachsenden möglichst viel ausprobieren können, um zu erkennen, was zu ihnen passt und was nicht.
Als Eltern haben Sie dabei die Aufgaben,
Ihr Kind zu motivieren und zu ermutigen,
es zu begleiten und zu beobachten,
mit ihm gemeinsam zu reflektieren, was es mag oder nicht, was es gut kann und wobei es hartnäckiger sein sollte,
das, was Ihnen selbst als Sackgasse erscheint, Ihrem Kind aber momentan wichtig ist, auszuhalten und nicht zu bewerten.
Auch wenn Ihr Kind ein »Päckchen« mitbringt, zum Beispiel Förderbedarf hat oder bereits in frühen Jahren einige Hürden meistern muss, versuchen Sie immer wieder, sich auf das Positive, also seine Ressourcen zu konzentrieren! Jedes Kind hat Stärken, Vorlieben und hilfreiche Eigenarten, manches findet sich allerdings erst durch geduldiges Ausprobieren oder auch dadurch, dass man die Perspektive wechselt: Nicht immer empfinden Eltern das, was ihrem Kind am Herzen liegt, auf den ersten Blick als Bereicherung. Aber das, was Kindern wichtig ist, ist das, woran man anknüpfen kann, um ihnen bei ihrer Entfaltung zu helfen.
Auf den ersten Blick erscheint alles ganz einfach: Kinder brauchen die Liebe ihrer Eltern, die ihnen als Superkraft durch ihr ganzes Leben hilft. In dieser Annahme steckt tatsächlich auch viel Wahrheit. Das Problem ist nur, dass es nicht immer leicht ist, diese Liebe so auszudrücken, dass sie für die Erziehung förderlich ist. So handelt es sich zum Beispiel um »falsch verstandene« Liebe, wenn Eltern
ihrem Kind alles erlauben und keine Grenzen setzen.
ihr Kind mit Geschenken und materieller Zuwendung überhäufen.
Streit und Diskussionen aus dem Weg gehen, um für ständige Harmonie zu sorgen.
ihre Kinder vor jedem kleinsten Risiko bewahren wollen, damit ihnen niemals etwas geschieht.
nicht loslassen und mit zunehmendem Alter des Kindes nicht akzeptieren können, dass es immer selbstständiger wird.
nicht einsehen können, dass jedes Kind seinen individuellen Lebensweg finden und dieser nicht immer mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen muss.
mit einer besonders strengen Erziehung und einem hohen Druck für schulischen und später beruflichen Erfolg sorgen wollen.
Ein Kind bedingungslos zu lieben bedeutet, keine Gegenleistung für diese Liebe zu erwarten. Natürlich freuen sich alle Eltern über gute Leistungen in der Schule, kooperatives und freundliches Verhalten des Kindes sowie Zuneigung, die es seinen Eltern zeigt. All das sollten Eltern aber nicht von ihrem Kind erwarten. Ein Kind hat das Recht, geliebt zu werden, einfach weil es da ist. Liebe ist keine Belohnung! Sie ist aber ein sehr guter Nährboden für all das, was Sie Ihrem Kind wünschen, weil sie für Optimismus und Selbstvertrauen sorgt.
Natürlich tut es Ihrem Kind und auch Ihnen gut, viel Zeit miteinander zu verbringen und auch die Beobachtung seiner Entwicklung und das Reflektieren von dem, was Sie wahrnehmen, hilft Ihnen in der Erziehung weiter. Passen Sie aber auf, dass Sie
nicht in Aktionismus
verfallen
. Ihr Kind braucht weder ein ständiges Programm noch ein Rund-um-die-Uhr-Förderpaket.
nicht alles gleich bewerten
. Lassen Sie sich Zeit, um sich über Ihre Beobachtungen eine Meinung zu bilden. Der erste Eindruck ist nicht immer der richtige.
nicht ungeduldig
werden
. Ein Kind hat nicht nur ein Recht darauf, sich nach seiner individuellen Persönlichkeit zu entfalten. Es darf das auch in seinem eigenen Tempo tun.
Manchmal ist es deshalb einfach das Beste, eine möglichst unbeschwerte Zeit zusammen zu genießen und miteinander Spaß zu haben. Ideal sind dabei Aktionen, von denen wirklich alle Familienmitglieder etwas haben und niemand über seine Grenzen gehen muss. Tipps für solche Aktionen finden Sie in Kapitel 2.
Als Selbstwert wird das bezeichnet, was wir von uns selbst halten, also unser Bild von uns selbst, das sich auf eine Vielzahl von eigenen Annahmen über uns stützt.
Kinder sind noch mittendrin, sich ein solches Bild aufzubauen. Sie sind also in der wichtigsten Phase, um ein stabiles Selbstwertgefühl zu erwerben. Erfahrungen aus der Kindheit beeinflussen das Selbstwertgefühl ein Leben lang.
Ein gesundes Gefühl davon, als Persönlichkeit einen Wert zu besitzen, der weder unzureichend noch übersteigert ist, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, psychisch gesund zu bleiben und im Leben gut zurechtzukommen.
Zu wenig Selbstwertgefühl kann dazu führen,
sich schlecht behandeln oder ausnutzen zu lassen,
wichtige Bedürfnisse nicht zu befriedigen,
unter den eigenen Möglichkeiten zu bleiben,
eine psychische Erkrankung wie eine Depression zu riskieren.
Ein übersteigertes Selbstwertgefühl hingegen kann ebenfalls zu Problemen führen und wird in seiner krankhaften Form als »pathologischer Narzissmus« bezeichnet. Diese Menschen ecken ständig an, neigen dazu, andere zu manipulieren oder zu tyrannisieren und sind in der Folge häufig unglücklich und einsam.
Die Entstehung von pathologischem Narzissmus ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Eine Theorie besagt, dass solche Patienten in der Kindheit Liebe und Zuwendung nur für ein erwünschtes Verhalten oder eine bestimmte Leistung erhalten konnten. Eine gegenteilige Annahme geht eher davon aus, dass Verwöhnung und Überbehütung verantwortlich für die Persönlichkeitsstörung sind. Auch das Vorleben von Selbstüberhöhung mag eine Rolle spielen, ebenso wie eine genetische Vorbelastung.
Überlegen Sie einmal kurz, was das Wort »Selbstwertgefühl« genau bedeutet. Es geht darum, dass man selbst einen Wert besitzt, also wertvoll ist und dass man diese Tatsache nicht nur theoretisch weiß, sondern sie auch fühlen kann. Ein Mensch, der davon überzeugt ist, einen Wert zu haben, empfindet es als selbstverständlich, diesen auch zu verteidigen. Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl sehen sich anderen gegenüber auf Augenhöhe. Sie haben es weder nötig, ihre Mitmenschen abzuwerten noch sich zu unterwerfen. Jemand, der dieses Gefühl für den eigenen Wert nicht hat, läuft häufig Gefahr, sich ausnutzen und schlecht behandeln zu lassen oder viel zu viel für andere Menschen zu tun.
Mit anderen Worten: ein mangelndes Selbstwertgefühl ist ein häufiger Grund dafür, seine eigenen Grenzen nicht zu kennen oder immer wieder über sie hinwegzugehen.
Es gibt unterschiedliche Definitionen davon, wie sich das Selbstwertgefühl eines Menschen zusammensetzt. Die Psychologinnen Friederike Potreck-Rose und Gitta Jacob beschreiben es in ihrem Buch »Selbstzuwendung Selbstakzeptanz Selbstvertrauen« als ein Dach, das sich auf vier Säulen stützt:
Selbstakzeptanz
Wer sich selbst akzeptiert, nimmt sich so an, wie er oder sie ist, unabhängig von Schwächen oder Misserfolgen. Die Einstellung zum eigenen Ich ist grundsätzlich positiv, auch wenn man sich das ein oder andere Mal über sich selbst ärgert.
Selbstvertrauen
Hier geht es um das Wissen, mit den Anforderungen des Lebens klarzukommen, etwas bewirken und schaffen zu können.
Soziale Kompetenz
Die Fähigkeit, soziale Beziehungen aufbauen und erhalten sowie mit Konflikten umgehen und sich behaupten zu können, spielt eine große Rolle für das Selbstwertgefühl.
Soziales Netz
Sich zugehörig zu fühlen und Menschen zu haben, auf die man sich verlassen kann und die einen respektieren, sorgt ebenfalls dafür, den eigenen Selbstwert positiv einzuschätzen.
Je mehr Defizite es innerhalb der Säulen gibt, desto schiefer und instabiler ist das Dach, also das Selbstwertgefühl.
Ein starkes Selbstwertgefühl erlangt Ihr Kind also dadurch, dass die vier Säulen eine gute Tragkraft entfalten. Dabei helfen ihm vor allem positive Erfahrungen. Mit ihm zu sprechen und ihm Mut zu machen, ist auch wichtig, bringt aber weniger als Erlebnisse, die es seinen Selbstwert fühlen lassen.
Im Folgenden finden Sie einige Tipps dafür, wie Sie die einzelnen Säulen des Selbstwerts bei Ihrem Kind stärken können.
Selbstakzeptanz
Liebe und Zuwendung darf keine Belohnung für Ihr Kind sein! Es sollte Ihre Liebe zu jeder Zeit spüren können, auch wenn Sie mal sauer sind.
Selbstakzeptanz können Sie Ihrem Kind vor allem dadurch näherbringen, dass Sie sie vorleben. Es muss nicht immer perfekt zugehen und man kann auch mal über sich selbst lachen.
Selbstvertrauen
Loben Sie es nicht ständig für jede Kleinigkeit. Solch ein schnell daher gesagtes Lob nutzt sich ab und wird bald kaum noch ernst genommen. Bringen Sie ihm stattdessen ernst gemeintes Interesse entgegen. Zeigen Sie Ihre Freude, wenn ihm etwas gelungen ist, und Ihr Mitgefühl, wenn es Enttäuschungen erleben muss.
Übertragen Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn zu Hause altersgerechte Aufgaben und nehmen Sie ihm nicht die Verantwortung für persönliche Dinge, zum Beispiel die Hausaufgaben, ab! Bedanken Sie sich, wenn Ihr Kind sich kooperativ zeigt und Ihnen hilft.
Zeigen Sie Ihrem Kind durch Ihr eigenes Handeln, dass es sich lohnt, an Dingen dranzubleiben, auch wenn es mal unangenehm wird. Motivieren Sie es, wenn es mal einen Durchhänger hat, erlauben Sie ihm aber auch, Dinge aufzugeben, die keinen Sinn mehr machen.
Soziale Kompetenz
Führen Sie zu Hause Regeln ein, über die Sie altersgerecht mit Ihrem Kind sprechen. Ältere Kinder können Regeln auch gemeinsam mit Ihnen festlegen.
Verstecken Sie Konflikte unter Erwachsenen nicht vor Ihren Kindern und versuchen Sie stattdessen, konstruktiv zu streiten. Erklären Sie ihnen, dass ein Streit nicht bedeutet, sich nicht mehr zu lieben.