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Verspannter Nacken, Muskelkrämpfe, Hexenschuss oder Muskelkater - fast jeder kennt diese zum Teil quälenden Beschwerden. Aber lange leiden muss nicht sein: Die Muskelschmerzen selbst in den Griff zu bekommen ist leichter, als Sie denken. Heilpraktiker und Apotheker Dr. Oliver Ploss klärt Sie über die Ursachen von Muskelschmerzen auf und zeigt, wie Sie Symptome behutsam selbst behandeln können. Daneben geht er auch auf das Krankheitsbild Fibromyalgie sowie das häufige Auftreten unruhiger Beine (Restless Legs Syndrom) ein.
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Seitenzahl: 100
Fast die Hälfte der Menschen bei uns wird regelmäßig von schmerzhaften Muskelkrämpfen und Verspannungen geplagt. Vielen von ihnen kann geholfen werden.
mehr als 30 Millionen Deutsche werden regelmäßig von schmerzhaften Muskelkrämpfen und Verspannungen geplagt. Die Tendenz ist aufgrund der Bevölkerungsentwicklung steigend, denn ältere Menschen sind häufiger betroffen als jüngere. Immer öfter suchen Patienten mit schwierigen Erkrankungen des Muskelapparats auch naturheilkundlich arbeitende Ärzte und Therapeuten auf.
Die Ursachen für die Schmerzzustände sind vielfältig. Sie reichen von Durchblutungsstörungen über Mineralstoffmangel und die Einnahme bestimmter Medikamente bis hin zur Überbeanspruchung der Muskulatur durch körperliche Aktivitäten.
Oft sind auch Beschwerden, bei denen ein unmittelbarer Zusammenhang gar nicht erwartet wird, auf Verkrampfungen kleinster Muskelfasern zurückzuführen. Dies ist zum Beispiel der Fall bei der »Fibromyalgie«, die unter anderem durch chronische Schmerzen in der Muskulatur gekennzeichnet ist. Das Gleiche gilt für das »Restless Legs Syndrom«, bei dem es vor allem abends und nachts zu einem unkontrollierbaren Bewegungsdrang in den Beinen kommt.
Werden die Muskeln ständig und in starker Weise angeregt, zum Beispiel durch anhaltende psychische und physische Belastungen, kann es zu Muskelkrämpfen und -schmerzen kommen. Diese Beschwerden können auch chronisch werden. Auch wenn sie in etwa einem Viertel aller Fälle ohne erkennbaren Grund auftreten: Falls Sie häufiger unter Muskelkrämpfen und schmerzhaften Verspannungen leiden, sollten Sie dies als Warnsignal Ihres Körpers ansehen. Gehen Sie also rechtzeitig zum Therapeuten, und lassen Sie untersuchen, ob dahinter nicht eine ernst zu nehmende Erkrankung steckt. Dieses Buch stellt Ihnen Möglichkeiten einer sinnvollen Vorbeugung und Behandlung muskelkrampfbedingter Beschwerden vor. Es zeigt Ihnen aber auch die Grenzen dieser Möglichkeiten. Der Ratgeber kann und soll allerdings das Gespräch mit Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker nicht ersetzen. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich stets, professionellen Rat einzuholen, Ihrer Gesundheit zuliebe!
Dr. Oliver Ploss
Bei einem Krampf zieht sich ein Muskel durch einen unkontrollierten Nervenreiz schmerzhaft zusammen. Fachleute sprechen deshalb auch von einem »Kurzschluss im Nervenkabel«.
Über die Entstehung von Muskelschmerzen, Krämpfen und Verspannungen ist nur wenig Genaues bekannt; die wirksame und gleichzeitig schonende Behandlung von Patienten mit Muskelbeschwerden ist daher nach wie vor eine therapeutische Herausforderung.
Muskelschmerzpatienten berichten zumeist über langjährige Leidenserfahrungen, im Spezialfall der Fibromyalgie noch verstärkt durch eine Reihe typischer Begleitsymptome, die von Mundtrockenheit über chronische Müdigkeit und Beeinträchtigung der Gedächtnisfunktionen bis hin zu Depressionen und Angsterkrankungen reichen.
Schmerzhafte Muskelbeschwerden treten vergleichsweise häufig auf. Allein für die Fibromyalgie geht man in Deutschland von einer Verbreitung im Bereich von zwei Prozent der Bevölkerung aus, wobei Frauen stärker betroffen sind als Männer.
Wichtig zu wissen
Sie sind nicht allein: Millionen von Menschen hierzulande haben unter schmerzhaften Muskelbeschwerden zu leiden!
Chronische oder unregelmäßig wiederkehrende Verspannungsschmerzen und Muskelkrämpfe, die nicht mit der Fibromyalgie in Zusammenhang stehen, dürften einen zweistelligen Prozentsatz der Bevölkerung betreffen. Und mit wiederkehrenden schmerzhaften Wadenkrämpfen plagen sich bei uns mehr als die Hälfte der Menschen in der zweiten Lebenshälfte.
Alles in allem sind also allein in Deutschland mehrere Millionen Menschen betroffen, und in den Nachbarländern sieht es kaum anders aus.
Die Behandlung von Muskelschmerzen, Krämpfen und Verspannungen umfasst medikamentöse, physikalische und psychologische Verfahren, die häufig parallel zum Einsatz kommen. Zu den eingesetzten Medikamenten gehören die klassischen Schmerzmittel; zusätzlich werden Psychopharmaka und insbesondere muskelentspannende Mittel eingesetzt.
Unser Körper verfügt über drei Arten von Muskeln: die glatte Muskulatur (der Eingeweide und Blutgefäße), die Herzmuskulatur und die gestreifte Skelettmuskulatur. Nur diese, auch äußerlich sichtbaren, Skelettmuskeln, kann der Mensch bewusst steuern. Sie bestehen, wie zum Beispiel der Wadenmuskel, aus mehreren millimeterkleinen Bündeln von Zellen, von denen jede bis zu 30 Zentimeter lang gestreckt sein kann.
Zusammengehalten werden diese sogenannten Muskelfasern von Bindegewebe. Im Innern der Fasern finden sich lange, als Myofibrillen bezeichnete Eiweißstränge. Diese wiederum bestehen aus speziellen, parallel angeordneten Untereinheiten: den Proteinen Aktin und Myosin. Verschieben sich diese beiden in den Myofibrillen gegeneinander, so verkürzt sich der Muskel und entwickelt dabei seine Kraft.
Nach einem Impuls des Gehirns bringen elektrische und chemische Reize des Nervensystems den Muskel dazu, sich zu bewegen.
Auf ein wenig »Fachchinesisch« können wir an dieser Stelle nicht verzichten: Bei jeder Arbeit eines Muskels, egal an welchem Ort er sich befindet, laufen die gleichen physiologischen Vorgänge ab. Damit ein Muskel sich zusammenziehen kann, müssen zwei »Teilnehmer« miteinander in Verbindung treten: die Muskelfasern auf der einen sowie elektrische und chemische Reize des Nervensystems auf der anderen Seite.
Muskelbewegungen können auch willentlich gesteuert werden, und zwar über Nervenfasern, die über unser Gehirn direkt mit den Muskelfasern in Verbindung stehen. Das Gehirn sendet hierzu einen Impuls aus, der über die Nervenfasern bis zum Verbindungsstück zwischen Nerv und Muskel, zur sogenannten »motorischen Endplatte«, gelangt.
Durch die Ankunft des Nervenimpulses an der motorischen Endplatte wird aufgrund eines automatisch ablaufenden biochemischen Vorgangs der Nervenbotenstoff Acetylcholin dorthin ausgesandt. Dieser bewirkt dann, vereinfacht dargestellt, das Gegeneinanderverschieben von Aktin und Myosin und damit das Zusammenziehen des Muskels.
Bei der Muskelkontraktion spielen Kalium-, Natrium- sowie Calciumionen eine zentrale Rolle. Nach der Ankunft des Nervenimpulses an der motorischen Endplatte werden die Calciumkanäle geöffnet. Calcium wird freigesetzt und setzt den chemischen Ablauf in Gang, durch den eine Kontraktion des Muskels stattfindet.
In hoher Geschwindigkeit müssen Nervenimpulse aufeinanderfolgen, damit der Muskel beginnt, sich anzuspannen.
Jeder Erregung folgt dann eine Entspannung des Muskels. Sie setzt dann ein, wenn die Calciumionen wieder aktiv zurückgepumpt werden. Ebenso ändern sich bei diesen Vorgängen auch die Kalium- und Natriumkonzentrationen. Wichtig zu wissen: Diese Abläufe müssen in hoher Geschwindigkeit mehrmals hintereinander stattfinden, um eine wirkliche Muskelanspannung zu erreichen. Ein einzelner Impuls sorgt nur für ein heftiges Muskelzucken.
Die Skelettmuskulatur besteht aus vielen Fasern, die sich bei Bewegung zusammenziehen und danach wieder entspannen. Dies ermöglicht eine bewusst gesteuerte Verkürzung oder Verlängerung des Muskels, je nachdem, welche Bewegung gerade ausgeführt werden soll (Fibromyalgie-Patienten haben oft das Gefühl einer zu kurzen Muskulatur). Dabei schickt das Gehirn in der vorhin beschriebenen Weise über Nerven einen Reiz, der die Muskelfasern zum Zusammenziehen anregt.
Die gemeinsame Kontraktion dieser Fasern nehmen wir dann als die gewünschte Anspannung des gesamten Muskels wahr.
Ist dieses komplizierte System gestört, kann es zu einem spontanen, unwillkürlichen Zusammenziehen einzelner kleiner Muskelfasern kommen. Die meisten Menschen kennen dies in Form eines feinen, nicht kontrollierbaren, allerdings auch nicht weiter beeinträchtigenden Muskelzuckens. Hierbei handelt es sich bereits um kleine Muskelkrämpfe, die, wenn viele Muskelfasern auf einmal betroffen sind, sich zu einem »echten«, das heißt, sich zu einem starken und sehr schmerzhaften Krampf weiterentwickeln können.
Bei einem Krampf tritt jedoch ein unwillkürlicher Nervenreiz auf, den der Muskel zunächst teilweise und dann ganz mit äußerst schmerzhaftem Zusammenziehen beantwortet. Hierbei spricht man von einem Muskelkrampf (besonders häufig ist der Wadenkrampf) oder auch von einem »Kurzschluss im Nervenkabel«.
Ausgelöst werden Muskelkrämpfe beispielsweise bei unzureichender Durchblutung. Auch anstrengende Körperhaltungen im Alltag, orthopädisch bedingte Fehlstellungen oder ungünstige Positionen während des Schlafens können zu spontanen Krämpfen führen.
In manchen Fällen kommt auch ein Mangel an Mineralstoffen, allen voran Magnesium, Calcium und Kalium, ohne die ein Muskel nicht einwandfrei funktionieren kann, als Ursache für das Auftreten von Krämpfen in Frage. Vor allem Sportler und schwer körperlich arbeitende Menschen können hiervon betroffen sein, da der Körper bei starkem Schwitzen wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente über die Haut ausscheidet.
Wer unter Muskelkrämpfen leidet und häufig Abführmittel einnimmt, dem könnte der Umstieg auf ein sanfter wirkendes Präparat helfen.
Bestimmte entwässernde Medikamente, sogenannte Diuretika, können ebenfalls (über den Urin) zu einer Mineralstoffverarmung des Körpers führen. Ein besonderes, weil bekanntlich weitverbreitetes Problem stellen in diesem Zusammenhang auch falsch dosierte, drastisch wirkende Abführmittel dar, da sie bei Dauergebrauch zu Verlusten an Mineralstoffen führen. Menschen, die ohnehin häufig unter Krämpfen leiden, sollten daher stark wirksame Abführmittel meiden und auf sanfte, aber ebenso wirksame Mittel der neueren Generation (auf der Basis moderner Makrogole, insbesondere in fixer Kombination mit dem pflanzlichen Präbiotikum Inulin; rezeptfrei in der Apotheke erhältlich) umsteigen, da diese den Mineralstoffhaushalt nicht belasten.
Muskelkrämpfen und -schmerzen vorbeugen
Liegt Ihren Beschwerden keine Erkrankung zugrunde, kann oft eine Änderung der Lebensweise vorbeugend wirken. Genießen Sie Alkohol, Nikotin und Kaffee nur in kleinen Mengen, da starker Konsum Muskelkrämpfe auslösen kann. Vermeiden Sie Fehlhaltungen, wenn möglich auch körperliche und seelische Überlastungen, denn auch sie gehen mit muskulären Reaktionen einher, die sich schmerzhaft auswirken können.
Regelmäßige Gymnastik und Wechselbäder verbessern die Durchblutung und die Muskelfunktion. Bei nächtlichen Wadenkrämpfen kann eine untergelegte Knierolle Abhilfe schaffen.
Bei einem Muskelkrampf sollte man direkt versuchen, ihn durch gymnastische Maßnahmen zu lösen oder ihm mit geeigneten muskelentspannenden Mitteln auf der Basis des Wirkstoffs Chininsulfat (rezeptfrei in Apotheken erhältlich) rechtzeitig entgegenzuwirken (siehe → Seite 15).
Zu den Erkrankungen, die häufig mit Muskelkrämpfen einhergehen können, gehören vor allem die Fibromyalgie und das Restless Legs Syndrom, denen deshalb in diesem Buch je ein eigenes Kapitel gewidmet ist.
Hinzu kommen Durchblutungsstörungen, venöse Stauungen (z. B. Krampfadern), die sogenannten Polyneuropathien, die bei Diabetikern häufig auftreten, sowie Probleme aus dem orthopädischen Bereich, wie Schulter-Arm-Syndrom, Fußfehlstellungen und die Beschwerdesyndrome an Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule.
Auch starke Dauerbelastungen können Auslöser von Muskelkrämpfen sein. In erster Linie sind hier anhaltender psychischer und körperlicher Stress zu nennen, aber auch eine Beanspruchung der Muskulatur durch körperliche Überlastung im Alltag oder beim Sport.
Es bleibt keineswegs dabei, dass Erkrankungen oder Dauerbelastungen mit der Zeit zu Muskelkrämpfen und -schmerzen führen. Es kommt auch umgekehrt häufig vor, dass die Schmerz- und Krampfzustände ihrerseits zum Auslöser für weitere Symptome werden. Dazu gehören in erster Linie Spannungskopfschmerzen, ein ausgeprägtes Missempfinden in den Fingern (ein ständiges Kribbeln oder das Gefühl von »Ameisenlaufen«) sowie Rückenschmerzen.
Im wachen Zustand reagiert der Körper bei einem möglicherweise beginnenden Krampf oft mit einem aktiven Dehnen der betroffenen Muskelabschnitte. Und er beugt so – häufig unbewusst – der Weiterentwicklung zu einem schmerzhaften Krampf des gesamten Muskels vor. Im Schlaf werden diese Warnsignale nicht wahrgenommen, das aktive Dehnen fällt aus, ein stärkerer, sehr schmerzhafter Krampf kann die Folge sein. Ist der Krampf nicht überaus stark, wacht der Betroffene dabei nicht immer vollständig auf.
Der Schlaf kann dennoch beeinträchtigt, zum Teil auch erheblich gestört sein. Man erinnert sich zwar morgens an nichts, fühlt sich allerdings häufig wie gerädert. Hinzu kommt, dass die betroffenen Muskeln am nächsten Morgen und auch tagsüber häufig noch schmerzhaft verhärtet sind, was sich vor allem beim Gehen bemerkbar macht. Man hat sozusagen lange etwas davon: Das Risiko, einen weiteren, oft deutlich stärkeren Krampf oder hartnäckige Verspannungen zu erleiden, ist jetzt deutlich erhöht.
Wichtig zu wissen
Muskelverspannungen und Krämpfe entstehen oft aus einem Schutzmechanismus des Körpers gegen übermäßige Belastungen.
Wadenkrämpfe können äußerst schmerzhaft sein. Das kräftige Beugen der Zehen in Richtung Schienbein löst den Krampf wieder.
Unser Gehirn verhält sich bei der »Abwehr « nächtlicher Krämpfe wie nach einem intensiven Training. Sorgt man hier nicht für ausreichende Erholungsphasen, so »entscheidet« das Gehirn (mit dem Ziel, unsere überbeanspruchte Muskulatur zu schützen), einen Muskel wegen Überlastung einfach »abzuschalten«. Dazu sendet es so viele Impulse in sehr schneller Reihenfolge aus, dass es zu einer Dauerkontraktion und somit zu einer Inaktivierung, einer Ruhigstellung des betroffenen Muskels kommt. Die Folge – die sogenannten Muskelverspannungen – sind wohl jedem schmerzlich bekannt. Insbesondere der steife Nacken, aber auch spannungsbedingte Rückenschmerzen zählen hierzu. Vor allem im kalten Zustand sind unsere Muskeln diesbezüglich gefährdet, weshalb bei jeder bewegungsreichen Sportart ein ausgiebiges Aufwärmtraining unbedingt erforderlich ist. Jeder Übungsleiter sollte deshalb auf »Aufwärmen und Dehnen« bestehen.
Erste Hilfe bei Wadenkrämpfen
Rasch hinsetzen, das betroffene Bein ausstrecken und mit den Fingern aktiv die Zehen zu sich ziehen. Ist ein Helfer zur Stelle: hinsetzen, Bein ausstrecken und von der Hilfsperson den Fuß nach oben drücken lassen.
Da ein Krampf meist von einem Punkt ausgeht und sich über den ganzen Muskel ausbreitet, helfen Sie sich besonders gut, wenn Sie schnell eingreifen. Also schon bei den ersten Anzeichen eines Muskelkrampfs an die vier »B« (Beugen, Bewegen, Bearbeiten, Brausen) denken!