Endlich wieder im Gleichgewicht bei Hashimoto - Jörn Klasen - E-Book

Endlich wieder im Gleichgewicht bei Hashimoto E-Book

Jörn Klasen

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Beschreibung

In Deutschland leiden etwa 8 Mio. Menschen an Hashimoto, einer chronischen Entzündung der Schilddrüse. Vor allem Frauen zwischen 30 und 50 sind von der tückischen Autoimmunkrankheit betroffen. Die genauen Ursachen sind bislang nicht bekannt – als gesichert gilt jedoch, dass Hashimoto unheilbar ist. Eine wichtige Säule der Therapie ist die Ernährung: Wird die auf anti-entzündlich umgestellt, können typische Symptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und Haarausfall in Schach gehalten und das Entzündungsgeschehen eingedämmt werden. Ernährungs-Doc Klasen erläutert in seinem neuen Buch alles Wissenswerte rund um Hashimoto, gibt viele nützliche Tipps und serviert über 40 leckere Anti-Entzündungs-Rezepte: für ein leichteres und energiegeladeneres Leben!

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Seitenzahl: 176

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INHALT

 

Vorwort

Auf einen Blick: Hashimoto-Thyreoiditis – was ist das?

Die Schilddrüse: kleines Organ, großer Einfluss

Über- und Unterfunktion: Wenn die Schilddrüse nicht mehr mitspielt

Wie Hashimoto entsteht: Warum ausgerechnet die Schilddrüse?

Gut zu wissen: Wie unser Immunsystem funktioniert

Die Symptome: Was die Autoimmunkrankheit mit uns macht

Die Diagnose: Wie Hashimoto festgestellt werden kann

Selbsttest: Habe ich Hashimoto?

Konventionelle Therapie: Was kann man tun?

Aus meiner Praxis – komplexes Leiden

Hilfe aus der anthroposophischen Medizin

Gutes für Seele und Geist: was noch hilft

Meine Meditation – so geht’s

Die Ernährung: heilende Wirkung mit Genuss

Die mediterrane Ernährung und wie sie wirkt

Richtig essen bei Hashimoto: Was muss ich meiden?

Besonderheiten bei Zöliakie und Autoimmungastritis

Auf einen Blick: Lebensmittelauswahl bei Hashimoto

Erfolgreich abnehmen mit Intervallfasten

Eine Patientin berichtet – Hashimoto und Morbus Basedow: Was mir geholfen hat

Die Rezepte

Frühstück

Warme Mahlzeiten

Kleine Gerichte

Wochenplan

Gut zu wissen: weitere Erkrankungen, die mit Hashimoto zusammenhängen

Literatur

Zum Autor

Impressum

Die Icons im Rezeptteil

Vegan

Eiweißreich

Low Carb

Vegetarisch

Laktosefrei

Glutenfrei

VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

die Schilddrüse ist zwar eines der kleinsten Organe in unserem Körper, doch wenn sie erkrankt, kann das weitreichende Folgen für die Gesundheit haben – so wie bei der Hashimoto-Thyreoiditis. Die chronische Entzündung zerstört nicht nur nach und nach das Drüsengewebe des „Schmetterlingsorgans“. Wenn sie sich im Körper ausbreitet, können neben dem Hormonhaushalt noch andere Organe und auch die Psyche in Mitleidenschaft gezogen werden. Schnell gerät so der ganze Mensch aus der Balance!

Das Tückische an Hashimoto-Thyreoiditis: Viele Betroffene wissen gar nichts von ihrer Erkrankung. Und wenn die Diagnose endlich gestellt wurde, ist zur Behandlung mehr nötig, als nur die fehlenden Schilddrüsenhormone zu ersetzen. Denn die Ursache für die Krankheit ist nicht etwa in der Schilddrüse selbst zu finden, sondern in einem fehlgeleiteten Immunsystem. Hashimoto gehört zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen überhaupt.

Die Hormontherapie ist das eine. Als Arzt für innere Medizin, anthroposophische Medizin und Naturheilkunde gehe ich die Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis aber von verschiedenen Seiten an. Einige sehr hilfreiche Methoden möchte ich Ihnen in diesem Buch vorstellen. Und weil sich die Schilddrüsenhormone stark auf unser psychisches Befinden auswirken, mitunter so sehr, dass die Schilddrüse sogar als „Sitz der Seele“ bezeichnet wird, darf der Blick hier nicht nur auf dem rein Körperlichen liegen. Deshalb finden Sie neben naturheilkundlichen Verfahren auch Tipps, Methoden und Übungen für Ihr seelisches Gleichgewicht und Ihre innere Harmonie.

Was viele nicht wissen: Was wir essen, hat ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Vor allem die mediterrane Ernährung, die aufgrund ihrer antientzündlichen Wirkung als eine der gesündesten der Welt gilt, ist für Hashimoto-Betroffene ideal. Wichtig ist es außerdem, mit den richtigen Lebensmitteln das Darmmikrobiom zu stärken, schließlich sitzt im Darm ein Großteil unseres Immunsystems. Damit Sie Ihre Ernährung leicht in Richtung gesund umstellen können, zeigen Ihnen mehr als 50 Rezepte, wie Sie die einfachen Regeln genussvoll und ohne großen Aufwand im Alltag umsetzen können.

Alle Anregungen in diesem Buch sollen Ihnen helfen, mit der hochkomplexen Erkrankung Hashimoto-Thyreoiditis umzugehen. Ich möchte Ihnen Mut machen, auch einmal (vielleicht noch) unbekannte Wege zu beschreiten, um neue Energie zu gewinnen und beschwerdefrei zu werden. Denn auch wenn die Autoimmun-erkrankung bis heute nicht heilbar ist, kann Ihnen eine ganzheitliche Behandlung ein gutes Leben ohne Einschränkungen ermöglichen!

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Ich wünsche Ihnen alles Gute!

AUF EINEN BLICK

 

HASHIMOTO-THYREOIDITIS – WAS IST DAS?

Wie entsteht Hashimoto und wie erkenne ich die Erkrankung? Bin ich gefährdet? Werde ich wieder ganz gesund und wie lässt sich Hashimoto behandeln? Die wichtigsten Fakten hier zunächst im Überblick:

Es beginnt meist schleichend, mit Schwäche, Abgeschlagenheit und Konzentrationsstörungen. Gelegentlich aber auch mit genau den gegenteiligen, jedoch ebenso unspezifischen Symptomen wie Nervosität, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Kurz gesagt: mit harmlos wirkenden Anzeichen, die wahrscheinlich jeder kennt. Weil all diese Symptome einerseits wenig besorgniserregend sind und andererseits genauso gut Begleiterscheinungen sehr vieler Erkrankungen sein könnten, bleibt die Hashimoto-Thyreoiditis anfangs oft unerkannt.

HASHIMOTO ERKENNEN

Weil es meist sehr plausible Erklärungen für die Beschwerden gibt, die noch dazu oft schon fast „normalen“ Erscheinungen unserer heutigen Lebensweise gleichen – mal wieder viel zu wenig geschlafen, dazu der Stress bei der Arbeit und in der Familie und vom Sofa kommt man auch viel zu selten hoch –, suchen die wenigsten Betroffenen gleich einen Arzt auf. Warum auch, wenn man sich „nur“ müde und ausgelaugt, hibbelig oder zittrig fühlt? Der Verdacht, dass hinter all dem vielleicht eine ernsthafte Erkrankung stecken könnte, kommt meist erst später auf – dann, wenn sich die für eine Schilddrüsenunterfunktion typischen Symptome zeigen: Man friert leicht, Herz und Puls werden schwächer. Obwohl man kaum Appetit hat, nimmt man zu, Gewicht zu verlieren, ist nahezu unmöglich. Das ist dann auch der Moment, an dem man eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen sollte.

VERBREITETER, ALS MAN DENKT

Auch wenn bei Hashimoto die Schilddrüse betroffen ist, verursacht das kleine Organ die Krankheit nicht. Vielmehr ist das Immunsystem für sie verantwortlich. Denn Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem die Zellen der Schilddrüse nach und nach zerstört und so eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht. Schilddrüsenerkrankungen sind allgemein sehr weit verbreitet, jeder dritte Deutsche ist mittlerweile davon betroffen. Hashimoto gilt dabei als die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion, die Erkrankung gehört zu den verbreitetsten Autoimmunerkrankungen im Erwachsenenalter überhaupt. Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung sind allein hierzulande betroffen, so schätzt man.

Woher stammt der Name „Hashimoto“?Die Erkrankung ist nach dem japanischen Arzt Dr. Hakaru Hashimoto (1881–1934) benannt. Als Medizinstudent beschrieb er 1912 in seiner Doktorarbeit erstmals das Aussehen des entzündeten Schilddrüsengewebes unter dem Mikroskop. Er vermutete, dass es „einen Faktor geben muss, der die Expansion lymphatischer Zellen stimuliert, aber zum derzeitigen Zeitpunkt noch unbekannt ist“ und es sich damit um eine eigenständige Krankheit handeln müsse. Mit dieser Entdeckung war er seiner Zeit weit voraus. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde seiner Forschung wieder Aufmerksamkeit geschenkt. Im Jahr 1956 entdeckten schließlich die britischen Forscher Deborah Doniach und Ivan Roitt, dass es sich bei Hashimoto um eine Autoimmunkrankheit handelt.

WER IST BETROFFEN?

Das mittlere Alter, in dem die Diagnose Hashimoto gestellt wird, liegt bei 30 bis 50 Jahren; Frauen sind bis zu zehnmal häufiger betroffen als Männer. Dazu passt, dass hormonelle Veränderungen etwa während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren ein Auslöser für die Erkrankung sein können. Allerdings häuft sich die Erkrankung in den letzten Jahren auch bei deutlich jüngeren Menschen, so wie sich allgemein eine Zunahme an entzündlichen Erkrankungen der Schilddrüse feststellen lässt. Die Gründe dafür liegen im Unklaren, im Verdacht stehen jedoch eine zu hohe Jodaufnahme sowie Umweltfaktoren und negativer Stress.

Was auf jeden Fall feststeht: Es gibt eine gene-tische Veranlagung. Wer Fälle von Hashimoto in der Familie hat, sollte daher besonders aufmerksam sein. Das Risiko, selbst daran zu erkranken, ist dann nämlich deutlich erhöht.

In den letzten Jahren ist ein weiterer Faktor hinzugekommen, der die Gefahr, eine Autoimmunkrankheit zu entwickeln, signifikant ansteigen lässt: das Coronavirus. Eine Studie konnte nachweisen, dass das Risiko für Hashimoto oder andere Autoimmunerkrankungen als Spätfolge einer Covid-19-Erkrankung um 43 Prozent zunimmt.

WIE BEHANDELN?

Zuerst die schlechte Nachricht: Autoimmunkrankheiten sind bis heute nicht heilbar. Wer unter einer von ihnen leidet, wird die Erkrankung an sich nicht mehr los. Zum Glück gibt es aber auch eine wirklich gute Nachricht: Eine ganzheitliche Behandlung von Hashimoto zeigt so positive Ergebnisse, dass die Betroffenen ein ganz normales Leben führen können, frei von jedwelchen Symptomen. Zur Behandlung gehört dabei nicht nur die Einnahme von Schilddrüsenhormonen, die die fehlende körpereigene Produktion ausgleichen sollen. Auch Änderungen im Lebensstil sind wichtig. Nicht zuletzt ist die richtige Ernährung ein entscheidender Faktor bei der Bekämpfung von Entzündungen im Körper – wobei bei der Ernährungsumstellung natürlich auch mögliche Begleiterkrankungen wie etwa eine Zöliakie mitberücksichtigt werden müssen.

Auf einfache, natürliche Weise behandelt, können Sie trotz Hashimoto neue Kraft, innere Balance und Lebensfreude gewinnen!

DIE SCHILDDRÜSE:KLEINES ORGAN, GROSSER EINFLUSS

Klein, aber oho: Über einen fein austarierten Hormonregelkreislauf sorgt die Schild-drüse dafür, dass all unseren Körperzellen die nötige Energie zur Verfügung steht. Das Powerorgan erfüllt damit eine lebenswichtige Aufgabe in unserem Organismus.

Die daumengroße Schilddrüse hat ein Volumen von lediglich 18 (Frauen) bis 25 Millilitern (Männer) und ist damit ein echtes Leichtgewicht, verglichen mit Organen wie dem Herz, der Leber, der Lunge oder dem Darm. Trotzdem ist sie unter den hormonproduzierenden Drüsen im Körper die größte – und die wichtigste. Denn sie sorgt dafür, dass alle anderen Organe ordnungsgemäß funktionieren können.

In ihrer Form erinnert die Schilddrüse an einen Schmetterling. Sie schmiegt sich unterhalb des Kehlkopfs an die Luftröhre und besteht aus zwei Gewebelappen, die durch eine schmale Brücke miteinander verbunden sind. Die einzelnen Schilddrüsenzellen, Thyreozyten genannt, sind bläschenförmig. Dort werden die Hormone in einer gelartigen Flüssigkeit gelagert, dem sogenannten Kolloid (siehe Grafik rechts). Auf der Rückseite und seitlich der Schilddrüse befinden sich die Nebenschilddrüsen, die andere Aufgaben haben: Ihre vier reiskorngroßen Drüsen produzieren das Parathormon, ein Hormon, das unter anderem den Kalziumstoffwechsel reguliert.

DIE SCHILDDRÜSENHORMONE

Die Aufgabe der Schilddrüse ist – neben dem Speichern von Jod – primär die Produktion von Hormonen, die ihrerseits unter anderem wieder weitere Hormone steuern. Damit ist das kleine Organ im gesamten Stoffwechsel der Chef des Hormongeschehens.

Die Hauptakteure: T3 und T4

Auch wenn man heute weiß, dass die Schilddrüse etwa 30 verschiedene Hormone produziert, sind es im Wesentlichen zwei, die die wichtige Regulierungsfunktion ausüben: das Triiodthyronin (T3) und das Tetraiodthyronin, auch Thyroxin genannt (T4). Beide sind nahezu baugleich, mit dem kleinen Unterschied, dass T4 vier und T3 drei Jodatome besitzt, wodurch sich auch die „Nummerierung“ erklärt. Die Hormone werden direkt in der Schilddrüse gebildet. Im Blut sind sie in freier Form als fT3 und fT4 messbar.

T4 kommt zwar etwa 40-mal häufiger in der Schilddrüse vor als T3, hat aber eine viel schwächere und langsamere Wirkung als dieses. Als weitgehend inaktive Form gilt es somit eher als Reservoir. Um die aktive Form zu erhalten, wird T4 in Darm und Leber transportiert, wo ihm ein Jodatom abgespalten wird. Als T3 gelangt es dann über das Blut zu seinem Wirkungsort, kann dort über einen Rezeptor andocken und wie ein Postbote eine Nachricht im Briefkasten hinterlassen. Die Botschaft: Die Zelle soll Energie bereitstellen.

Ein wichtiges Element: JodEin zentrales Element für die Schilddrüsenhormone ist das Spurenelement Jod. T3 und T4 bestehen jeweils aus der Aminosäure Tyrosin sowie drei Jodatomen bei T3 und vier Jodatomen bei T4. Unsere Schilddrüse kann auf Jod also nicht verzichten. Sie erhält es über die Nahrung, wo es in verschiedenen Lebensmitteln vorkommt. Ob und wie viel Jod bei Hashimoto angemessen ist, lesen Sie auf Seite 55.

Das Steuerungssystem: TSH und TRH

Die beiden Hormone T3 und T4 werden nicht willkürlich ausgeschüttet, sonst würde das reinste Hormonchaos herrschen. Wann sie produziert werden und ins Blut gelangen, muss vielmehr durch eine kleine Hormonkaskade sehr genau gesteuert werden.

Wie aber weiß der Körper, wie viel T3 er gerade braucht? Zum einen melden unzählige Sensoren kontinuierlich den aktuellen Stand von Körperfunktionen wie Magenfüllung, Körpertemperatur, Blutzuckerspiegel etc. Zusätzlich sorgt ein Hormon aus der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), das Thyreoidea stimulierende Hormon (TSH), dafür, dass genau die Menge an Hormonen in den Blutkreislauf geschickt wird, die für die optimale Versorgung nötig ist.

Ohne den Anstoß des TSH würde die Schilddrüse keine Hormone produzieren. Doch auch das TSH hat quasi einen „Vorgesetzten“. Es wird von einem übergeordneten Hormon, dem TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon) aus dem Hypothalamus (einem Teil des Zwischenhirns), kontrolliert. TRH überprüft ständig den Hormonmonstatus im Blut und gibt erst dann ein Signal zur Ausschüttung von TSH weiter, wenn dieser zu niedrig ist (siehe Grafik unten).

Das ausgeschüttete TSH regt die Produktion von T3 und T4 an, sobald mehr davon nötig ist. Ist dagegen zu viel davon im Blut, kommt das bremsende Signal von den Hormonen selbst. Die „Postboten“ erkennen also selbstständig, wenn sie überhandnehmen. In diesem Fall hemmen sie die Produktion von TSH, wodurch dann wiederum ihre eigene Produktion in der Schilddrüse gedrosselt wird. TSH, TRH, T3 und T4 arbeiten also über eine sehr fein austarierte negative Rückkopplung, die – vorausgesetzt, die Schilddrüse ist gesund – dafür sorgt, dass der Hormonspiegel im Blut durchweg konstant bleibt.

Was sind Hormone überhaupt?

Hormone sind biochemische Botenstoffe des Körpers, also tatsächlich so etwas wie Postboten. Sie werden in spezifischen Zellen gebildet und über das Blut an die Zellen ihres Wirkungsorts transportiert. Dort docken sie nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an die Zellmembran an und geben ihre Information an sie weiter. Hormone übermitteln meist Signale zur Aktivierung: So erhöht beispielsweise das „Stresshormon“ Adrenalin den Blutdruck und fördert Aktivität; Cortisol und Testosteron sind Wachmacher-Hormone und Insulin sorgt dafür, dass Energie in Form von Zucker (Glukose) in die Zellen gelangt.

Und was machen die Schilddrüsenhormone?

Fast jede Zelle des Körpers besitzt Rezeptoren für Schilddrüsenhormone. Das heißt, dass diese Hormone nahezu überall andocken können – und dort auch gebraucht werden. Sie sorgen dafür, dass die Zelle Energie bereitstellt, und steigern dadurch unter anderem den Herzrhythmus, die Körpertemperatur sowie den Abbau von Fetten und gespeicherten Kohlenhydraten, sie fördern das Wachstum und die Hirnreifung. Kurzum: Sie sind an nahezu allem beteiligt, was im Körper vor sich geht, und maßgeblich dafür verantwortlich, dass unser Organismus wie am Schnürchen läuft. Und eben weil die Schilddrüse so eine grandiose Multitaskerin ist, sind auch die Symptome so vielfältig, wenn das Powerorgan in irgendeiner Weise seiner Funktion gestört ist.

Wie Hormondrüsen zusammenarbeiten

Vor allem die drei Hormondrüsen – Schilddrüse, Geschlechtsdrüsen und Nebennieren – regulieren sich gegenseitig. Dabei nimmt die Schilddrüse eine Art Leitdrüsenstatus ein. Das heißt: Schwächelt die Schilddrüse, wirkt sich das auch auf die anderen beiden Hormondrüsen aus.

In den weiblichen Geschlechtsdrüsen, den Eierstöcken, werden Östrogen und Progesteron gebildet. Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch sollten daher immer auch ihre Schilddrüse untersuchen lassen. Ebenso wird bei Männern im Falle eines Schilddrüsenhormonmangels in den Hoden nicht mehr ausreichend Testosteron gebildet. Die Schilddrüse kann zudem die Libido bei Mann und Frau hemmen.

Die Nebennieren produzieren gleich zwei Hormongruppen: Aus ihrem Mark stammen die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, die kurzfristig viel Energie zur Verfügung stellen. Ein Mangel hat den Verlust von Energie zur Folge. In den Nebennierenrinden werden in kleinen Mengen Sexualhormone (z. B. Androgene) gebildet. Zudem entstehen dort auch Hormone, die den Salz- und Wasserhaushalt regulieren, sowie Steroidhormone (z. B. Cortisol).

Wie die Schilddrüse die Seele beeinflusst

Schilddrüsenhormone haben auf fast alle Organfunktionen einen Einfluss – sogar auf unser Seelenleben, denn sie regulieren auch den Hirnstoffwechsel. Mitunter wird die Schilddrüse deshalb als „der Sitz der Seele“ bezeichnet. Bei Stimmungstiefs bis hin zu Depressionen oder bei innerer Unruhe sollte man daher auch immer an ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone denken.

Steckbrief: Die Schilddrüse ...

schmiegt sich schmetterlingsförmig unter dem Kehlkopf an die Luftröhre

wiegt 20 bis 60 Gramm

hat ein Volumen von 18 bis 25 Milliliter

ist das größte hormonproduzierende Organ

produziert die Hormone Triiodthyronin (T3) und Tetraiodthyronin (Tyroxin, T4)

hält mit ihren Hormonen die Stoffwechselbilanz des Körpers aufrecht

braucht Jod aus der Nahrung zur Hormonsynthese

hat einen Leitdrüsenstatus für andere Hormone aus den Geschlechtsdrüsen und den Nebennieren

ÜBER- UND UNTERFUNKTION: WENN DIE SCHILDDRÜSE NICHT MEHR MITSPIELT

Wenn das kleine Organ auf einmal nicht mehr so kann, wie es soll, kommt es zu schwerwiegenden Folgen. Denn weil Schilddrüsenhormone auf nahezu alle Zellen einwirken, gerät bei einem Ungleichgewicht der ganze Organismus aus dem Lot.

Um noch einmal auf unser Postbotenbeispiel zurückzukommen: Gibt die Schilddrüse bei einer Überfunktion zu viele Hormone ins Blut ab, kommt es zu einem regelrechten Run von „Zustellern“ auf die „Briefkästen“ der Zellen. Dementsprechend werden diese mit Aktivierungsinformationen überschüttet. Das Ergebnis: eine Reizüberflutung, die die Zellen dazu zwingt, alles zu geben – und zwar auch dann, wenn dies gar nicht notwendig wäre.

Im anderen Fall, also bei einer Schilddrüsenunterfunktion, wird der Briefkasten wegen chronischen „Personalmangels“ dagegen nur sehr mäßig gefüllt. Weil die Zellen dadurch zu wenig Aktivierungsanreiz erhalten, laufen alle Funktionen im Sparmodus ab. Da bei einer Hashimoto-Thyreoiditis anfangs auch eine Überfunktion vorliegen kann, soll diese Symptomatik zuerst unter die Lupe genommen werden.

TURBO AUFGEDREHT: SCHILDDRÜSENÜBERFUNKTION

An einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) leidet etwa einer von 100 Menschen, sie ist also relativ häufig. Meist wird eine Hyperthyreose durch die Basedow’sche Krankheit bzw. Morbus Basedow ausgelöst – eine Autoimmunkrankheit. Frauen sind fünf- bis zehnmal häufiger betroffen als Männer. Die Krankheit bricht dabei in den meisten Fällen zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr aus.

Typische Symptome

Ist die Schilddrüse überaktiv, sind alle Stoff- wechselfunktionen beschleunigt. Der Motor läuft quasi permanent auf Hochtouren, alle Prozesse werden im Schnellverfahren abgewickelt. Deshalb ist ein beschleunigter Puls mit starkem Herzklopfen typisch. Wer unter einer Schilddrüsenüberfunktion leidet, gehört zu den hibbeligen und fahrigen Zeitgenossen, die selten stillsitzen können und wegen ihrer zittrigen Hände kaum zu feinmotorischen Bewegungen in der Lage sind. Auf der anderen Seite können aber auch Müdigkeit und Schwäche Folgeerscheinungen des überreizten Systems sein.

Die Betroffenen können sich schlecht konzen-trieren, sich nicht sehr lange mit einer Sache beschäftigen, sind oft sehr hager bzw. dünn und regelrecht aufgeheizt. Sie schwitzen selbst bei kühlen Temperaturen schnell und haben eine feuchtwarme Haut. Zyklusstörungen und Verlust der Libido kommen ebenfalls vor. Typisch bei der Basedow’schen Krankheit sind zudem die hervorquellenden Augäpfel.

Menschen mit einer Hyperthyreose müssen außerdem öfter Wasser lassen als normal. Auch das Essen „rutscht nur so durch sie hindurch“, weshalb sie nicht zunehmen können. Sie haben häufiger Stuhlgang und leiden oft unter Durchfall. Meist verlieren sie sogar dann an Gewicht, wenn sie viel essen – und das tun sie gerne, weil sie oft unter Heißhunger leiden. All diese Symp-tome sind deutlich als Energieüberschuss zu erkennen – kein Wunder, denn die Schilddrüse beeinflusst Kreislauf, Stoffwechsel und Wachstum. Da das psychische Wohlbefinden ebenfalls von ihrer Funktion abhängt, kann es zu psychotischen Zeichen und örtlicher sowie zeitlicher Desorientierung kommen. Übernervosität und Schlaflosigkeit sind verbreitet.

BREMSE ANGEZOGEN: SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION

Die Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) ist eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen überhaupt. Etwa fünf von 100 Menschen leiden allein hierzulande darunter. Meist entwickelt sich die Unterfunktion erst im Lauf des Lebens, nur jedes 3000. bis 4000. Kind wird bereits mit ihr geboren. Das Risiko zu erkranken, steigt mit dem Alter, Frauen sind dabei wieder häufiger betroffen als Männer.

Typische Symptome

Wie sich eine Schilddrüsenunterfunktion auswirkt, kann man sich gut vorstellen: Es werden weniger Hormone gebildet als nötig. Im Wesentlichen sind die Symptome genau gegensätzlich zu denen einer Hyperthyreose. Wo eine Überfunktion Nervosität und Schlaflosigkeit verursacht, macht die Unterfunktion umgekehrt müde, träge, antriebs- und teilnahmslos. Wo bei einer Hyperthyreose Anspannung und Hibbeligkeit auffallen, haben Menschen mit Unterfunktion verlangsamte Reflexe. Sie nehmen auch schnell und teilweise extrem zu, obwohl sie nur wenig Appetit haben und nicht viel essen. Es fällt ihnen trotz aller Anstrengungen und Diätversuche schwer abzunehmen. Während Hyperthyreotiker eine feuchtwarme Haut haben, ist sie bei Hypothyreotikern kühl, blass, rau und trocken. Und was die Verdauung betrifft, ist die Neigung zu chronischer Verstopfung ebenfalls genau das Gegenteil von den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion.

ZU VIEL ODER ZU WENIG?

Was zu einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse führt, ist klar: Im Fall der Überfunktion sind zu viele „Postboten“ unterwegs, im Fall der Unterfunktion macht sich ein „Fachkräftemangel“ bemerkbar. Verursacht bei einer Überfunktion also ein Überschuss an Hormonen die beschriebenen Symptome, so fehlt es im Fall der Unterfunktion daran. Die Frage ist nur: Wie kommt es dazu?

Mögliche Ursachen einer Überfunktion

Die weitaus häufigste Ursache für eine Überfunktion ist im Immunsystem zu finden. Bei der Basedow’schen Krankheit setzt eine Fehlfunktion des Immunsystems den Anreiz für die vermehrte Hormonbildung. Ein weiterer Grund findet sich im Hormonsteuerungssystem. Liegt eine sogenannte Schilddrüsenautonomie vor, reagiert das System nicht mehr auf die Steuerungshormone aus der Hypophyse und bildet eigenmächtig Hormone. Auch eine Entzündung der Schilddrüse selbst kann vor-übergehend einen gesteigerten Hormonausstoß bewirken.

Mögliche Ursachen einer Unterfunktion

Jodmangel ist zwar verantwortlich für eine endemische Struma (vergrößerte Schilddrüse) und den Kretinismus (angeborene Schilddrüsenstörung), aber nur selten die Ursache für eine Hypothyreose. Erst ein sehr ausgeprägter Jodmangel kann tatsächlich eine Unterfunk-tion verursachen. Paradoxerweise kann hingegen eine chronische Überversorgung mit Jod zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen. Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis sind dafür besonders anfällig und sollten deshalb kein zusätzliches Jod aufnehmen. Aber auch bestimmte Medikamente (z. B. Lithium, Amiodaron oder Sunitinib) können eine Unterfunktion der Schilddrüse hervorrufen.

Zur Unterfunktion kann es auch kommen, wenn nicht genug Schilddrüsengewebe vorhanden ist, um die erforderliche Menge an Hormonen zu produzieren. Relativ häufig ist das durch einen ärztlichen Eingriff bedingt (iatrogen) – etwa durch eine Operation, bei der Gewebe entfernt wurde, oder durch eine gewebezerstörende Strahlentherapie bei der Basedow-Krankheit. In beiden Fällen kann sich die Schilddrüsenfunktion aber innerhalb von einigen Monaten wieder erholen.

Auch die medikamentöse Therapie einer Hyperthyreose kann zu einer Unterfunktion führen, ist aber durch eine Anpassung der Medikamente leicht zu beheben. In den meisten Fällen steckt allerdings eine chronisch-entzündliche Erkrankung wie die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis dahinter, wie Sie im Weiteren noch genauer erfahren werden.

Eine Unterfunktion stört die Entwicklung des Embryos