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Drei märchenhafte Geschichten warten auf Sie und Ihr Enkelkind - perfekt zum Vorlesen und anschließenden Basteln. Gemeinsam können Sie die Geschichten genießen, sich darüber austauschen und kreativ werden. Dabei wird nicht nur die Fantasie angeregt, sondern auch das gemeinsame Tun bereitet viel Freude. In der ersten Geschichte lernt ein kleines Mädchen einen echten Wichtel kennen und erlebt mit ihm eine wunderbare Zeit. In der zweiten Geschichte ist eine Katze die Hauptperson. Sie lüftet alte Geheimnisse in einem Schloss. Der Zwerg Hüpfele lebt im Wald und erlebt mit seinen Freunden viele schöne Tage im Laufe eines Jahres. Beim Basteln werden wichtige Fähigkeiten Ihres Enkelkindes gefördert: Feinmotorik, Auge-Hand-Koordination, Gedächtnis, Konzentration und Sprachentwicklung. Eine wunderbare Gelegenheit, gemeinsam zu lernen und Spaß zu haben!
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhalt
Vorwort
Tina und der Wichtel
Kapitel 1
Wichtel nähen
Kapitel 2
Eine Tulpe falten
Kapitel 3
Tulpen ans Fenster
Malkittel herstellen
Kapitel 4
Tina, der Wichtel und die Kinder im Garten
Kapitel 5
Blumentöpfchen falten
Kapitel 6
Abendrot mit gefrorenen Farben malen
Kapitel 7
Schlüssel aus Salzteig
Kapitel 8
Buch falten und nähen
Balu
Kapitel 1- Balu und das Schlossgespenst
Ein Schloss zum Aufrollen
Kapitel 2: Balu und der Schatz im Schloss
Pokal basteln
Kapitel 3: Balu, der kleine Detektiv
Balu aus Filz nähen
Der Zwerg Hüpferle und seine Freunde im Wald
Kapitel 1: Kennt Ihr Hüpferle?
Einen Zwerg aus einem Kiesel gestalten
Kapitel 2: Wie Hüpferle zu seinem Namen kam
Zwerg aus Salzteig im Bilderrahmen
Kapitel 3: Hüpferle braucht Hilfe
Schnecke aus Papier mit Batik- Haus
Kapitel 4: Hüpferle und der kleine Fuchs
Selbst gemachter Veilchenzucker
Kapitel 5: Hüpferle und das Geheimnis der Raupe
Schmetterling aus einer Filtertüte
Kapitel 6: Hüpferle und der Schatz
Gänseblümchenbrot
Kapitel 7: Hüpferle und der Fliegenpilz
Kapitel 8: Hüpferle und der schreckliche Regen
Schnecke mit Sägemehlkörper
Kapitel 9: Wie Hüpferle sich im Wald verlaufen hatte
Brombeerquark
Kapitel 10: Hüpferle sorgt für den Winter vor
Apfelringe trocknen
Kapitel 11: Hüpferle und seine Untermieter
Mäuse aus Nussschalen
Kapitel 12: Hüpferle feiert Weihnachten
Weihnachtsbaum falten
Kapitel 13: Winter im kleinen Häuschen
Fingerspiel: Das ist Papa Maus
Kapitel 14: Hüpferle und der Frosch
Utensilo aus einer Dose
Kapitel 15: Hüpferle und der Abschied
Großes Schlussbild
Danksagung
Impressum
Drei märchenhafte Geschichten erwarten Sie und Ihr Enkelkind – perfekt zum Vorlesen und anschließenden Basteln. Gemeinsam können Sie die Geschichten genießen, sich darüber austauschen und kreativ werden. Dabei wird nicht nur die Fantasie angeregt, sondern auch das gemeinsame Tun bereitet viel Freude.
Während des Bastelns werden wichtige Fähigkeiten Ihres Enkelkindes gefördert: die Feinmotorik, die Hand-Auge-Koordination, das Gedächtnis, die Konzentration und die Sprachentwicklung. Eine wunderbare Gelegenheit, gemeinsam zu lernen und Spaß zu haben!
In der ersten Geschichte zieht ein Mädchen in ein altes Haus am Waldrand. Sie ist traurig, weil sie ihre Freunde zurücklassen musste. Doch nach kurzer Zeit findet sie einen Freund, den nur jüngere Kinder sehen können: einen Wichtel. Wie sie gemeinsam ein lang gehütetes Geheimnis lüften und am Ende alle glücklich sind – davon erzählt diese Geschichte.
Balu ist eine kleine Katze, die in einem Schloss wohnt und davon träumt, ein richtiges Abenteuer zu erleben. Wie sie es schafft, ein großes Rätsel zu lüften, erzählt die zweite Geschichte.
Hüpferle ist ein Zwerg, der im Wald lebt. Wir begleiten ihn ein ganzes Jahr und erleben mit ihm und seinen Freunden viele Abenteuer.
Tina seufzte. Sie saß auf den Treppenstufen und schaute in den Garten hinaus.
Seit ein paar Wochen wohnte sie mit ihren Eltern und mit ihrer großen Schwester Laura in diesem alten Haus am Waldrand.
Tina hatte nicht in dieses Haus umziehen wollen. Alles war hier alt. Die Türen und Treppen, die Fliesen auf dem Boden und die Fenster. Wirklich schön war nur der Garten, fand Tina. Auch wenn Papa schimpfte, dass er selten einen so verwahrlosten Garten gesehen hätte. Tina freute sich auf die vielen Blumen, die sicher bald blühen würden. Trotzdem wäre sie lieber in der Stadt geblieben und hätte ihre Freunde nicht zurücklassen müssen.
„Das ist doch kein Problem“, hatte Mama gemeint. „Deine Freunde kommen uns sicher besuchen. Es sind nur zehn Minuten mit dem Auto.“
Aber niemand war gekommen, keiner hatte sie bisher besucht. Tina war sehr traurig darüber. Die Tage hier am Waldrand waren sehr langweilig. Papa fuhr früh morgens los. Laura ging zur Schule, und Mama kämpfte noch immer mit den großen Umzugskartons, die nicht leer wurden. Nur sie hatte nichts zu tun. Der Kindergarten im Dorf hatte keinen Platz für sie. Erst nach den Sommerferien durfte sie hingehen.
Und jetzt war Mai. Was sollte sie bloß so lange tun?
Ihre große Schwester war neidisch auf die vielen Stunden, die Tina frei hatte und meinte, sie würde gern ein paar Wochen Ferien haben.
Papa nickte mit dem Kopf und sagte, dass ihm das auch gefallen könnte und Mama hatte sofort eine Idee: Tina könnte ihr helfen, die vielen restlichen Umzugskartons auszupacken und alles einzuräumen.
Komische Ideen hatte ihre Familie, fand Tina. Versonnen blinzelte sie in den Garten hinaus. Hatte sich eben etwas im Blumenbeet bewegt? Sie schaute genauer. Nein, sie hatte sich getäuscht. Es war nichts zu sehen. Außer ein paar Tulpenstängeln, die verblüht und traurig zur Erde hingen. Welche Farbe ihre Blüten wohl hatten? Tina seufzte. Im nächsten Frühjahr würde sie sehen können, in welchen Farben die Tulpen im Beet blühten. Wenn sie dann nicht vor Langeweile gestorben war. Ob das wohl möglich war? Vor Langeweile sterben? Tina lachte leise.
Wenn sie hier auf der Stufe sitzen bleiben würde, dann könnte eher eine Hecke um sie wachsen, wie bei Dornröschen. Tina kicherte.
Aber – war da nicht etwas im Beet? Hatte sich da nicht etwas bewegt? Tatsächlich! War da etwas Rotes? Vorsichtig stand Tina auf. Langsam, ganz langsam setzte sie Schritt vor Schritt. Nur nicht schnell bewegen! Sie wollte das kleine Tier nicht ängstigen, sonst würde es bestimmt weglaufen. Noch ein Schritt, dann war sie an der steinernen Umrandung des Beetes angekommen. Sie blieb stehen. Noch immer sah sie das kleine rote Stückchen, das aussah wie ein Stoff.
Ach, wie dumm. Da lag sicher etwas von ihren Vormietern im Beet. Aber warum bewegte es sich dann? Ach, das konnte nur der Wind sein. Tina bückte sich, damit sie noch besser sehen konnte. Das rote Stückchen bewegte sich jetzt nicht mehr auf und ab, sondern schlängelte sich zwischen den Tulpenstängeln hindurch.
Vorsichtig bog Tina ein paar davon zur Seite und erstarrte: das rote Stückchen war eine Mütze und darunter? Unter der Mütze konnte sie ein kleines Gesichtchen erkennen, dazu einen runden Bauch, Arme, kleine Beine und winzige Füßchen.
Tina blinzelte. Sie drehte den Kopf von einer zur anderen Seite. Aber egal, wie sie schaute: das Männchen war zu sehen, es verschwand nicht. Es bewegte sich weiter zwischen den Stängeln, als wenn es etwas suchen würde. Tina nahm jetzt ein leises Murmeln wahr. Sie hörte genau hin.
„Wo ist es denn? Es kann doch nicht weg sein? Wo soll ich denn noch suchen? Für alle Menschen auf der Erde kann ich alles finden, nur für mich nicht. Wenn mir doch jemand helfen könnte!“
„Pst...“, flüsterte Tina leise. „Nicht erschrecken, ich will dir nur helfen!“ Das kleine Kerlchen erstarrte. Dann drehte es langsam den Kopf
und schaute nach oben. Mit weit aufgerissenen Augen blickte es Tina an.
„Wer bist du?“, fragte es aufgeregt.
„Ich bin Tina, aber wer bist denn du? So einen kleinen Kerl habe ich noch nie gesehen! Bist du etwa ein Zwerg?“
„Phh, Frechheit!“, regte sich der Kleine auf. „Ich bin natürlich kein Zwerg! Wie kommst du darauf? Nur weil ich klein bin? Nein, ich bin ein Wichtel! Ich hoffe doch, du kennst den Unterschied!“ Damit sah er Tina herausfordernd an.
„Gibt es da einen Unterschied?“, fragte Tina erstaunt.
„Nicht zu fassen, diese Unwissenheit! Sag mal, was lernt ihr eigentlich in der Schule, he?“, fragte der kleine Kerl und kam näher.
„Ich bin erst fünf, ich gehe noch nicht in die Schule. Ich habe frei. Bis im Sommer muss ich zuhause bleiben.“
„Das ist doch nicht schlecht“, meinte der Kleine. „Zuhause kannst du viel lernen. Wie die Blumen heißen, warum die Bienen keine Kälte mögen und alle diese wichtigen Dinge.“
„Na ja, wirklich wichtig sind andere Sachen. Schreiben und lesen und rechnen. Das sagt meine große Schwester. Die kann das. Aber ich bin noch klein.“ Auf einmal lachte Tina. „Gegen dich bin ich aber riesengroß! Erzähl mal, was machst du den ganzen Tag?“
„Sag bloß, das weißt du auch nicht? Was weißt du eigentlich, he?“ Der kleine Wicht schüttelte den Kopf. „Dann erkläre ich dir alles ganz genau: ich bin ein Wichtel. Hoffentlich weißt du, welche Aufgaben ein Wichtel hat.“
„Ja - oder eigentlich nein“, musste Tina zugeben. „Wenn du kein Zwerg bist, bist du dann ein Heinzelmännchen?“
Der Kleine schnaubte verächtlich.
„Ein Heinzelmännchen!“, äffte er Tina nach. „Zwerg, Heinzelmännchen! Wie kommst du auf so einen Blödsinn?“
„Na, du hast eine rote Mütze auf deinem Kopf. Die sieht wie ein Zwergenhut aus. Und dann bist du klein. Wie ein Zwerg oder wie ein Heinzelmännchen.“
„Mein liebes Kind!“ Der Wichtel konnte sich vor Zorn kaum halten. „Jetzt höre bitte genau zu: die Geschichte von den Heinzelmännchen hat sich irgendein Mensch ausgedacht. Vielleicht wollte er kleinen Kindern eine Freude machen. Zwerge gibt es dagegen. Sie leben oft in Höhlen und suchen nach Edelsteinen. Sie sind sehr schlau, und manche können sich unsichtbar machen. Vielleicht denkst du jetzt, du hättest gern einen Zwerg vor dir. Aber glaube mir, ein Zwerg würde sich nicht mit dir unterhalten. Meist sind sie recht mürrisch und reden nicht gern.
Jetzt kommt das Wichtigste: wir Wichtel sind für Menschen, Tiere und
Pflanzen da und helfen ihnen. Wir wohnen in den Häusern der Menschen oder im Stall bei den Tieren oder zwischen den Wurzeln eines großen Baumes im Garten. Wir helfen, wo es nur möglich ist. Wenn die Menschen aber miteinander streiten und schimpfen, dann ist es für uns unerträglich und wir gehen weg. Ich hoffe doch, du bist kein Kind, das ständig streitet. Oder immer quengelt und schlechte Laune hat. Oder?“
Mit dieser Frage beendete der Wichtel seine Rede. Tina hatte sich inzwischen auf den Boden gesetzt, damit sie den Kleinen besser sehen konnte. So war das also mit den Wichteln? „Oder?“, fragte der Wichtel nach.
„Ähm, nein, ich streite nicht so oft. Nur manchmal. Wenn mich meine Schwester ärgert.“
„Und sonst? Wie ist das mit den Eltern? Haben diese immer Zank? Oder hört ihr schrecklich laute Musik? Ihr seid neu eingezogen, das möchte ich gerne wissen!“
Tina hatte das Gefühl, als würde sie der Wichtel ins Verhör nehmen. Ihre Eltern stritten sich nur manchmal, wenn Papa wieder die Socken auf dem Boden liegen ließ. Oder wenn Mama stundenlang telefonierte. Oder wenn Laura das ganze Brot nach Hause brachte und sich stattdessen in der Schule ein süßes Stückchen gekauft hatte. Nein, das waren keine richtigen Streitereien. Das gehörte dazu. Und dass sie manchmal mit ihrer großen Schwester stritt, das fand sie auch nicht schlimm.
„Nein, wir streiten nicht viel“, meinte sie schließlich.
„Das werden wir sehen! Ich hoffe doch sehr, dass ihr eine friedfertige Familie seid. Schließlich bin ich da, um euch zu helfen. Ihr werdet schon“ … sehen, wollte, der Wichtel sagen. Aber in diesem Augenblick kam Mama in den Garten. Der Wichtel hatte ihre Schritte gehört und war wie der Blitz verschwunden.
„Warum hockst du hier auf dem Boden? Schaust du die verblühten Blumen an?“, fragte Mama.
„Nein, ich habe einen Wichtel gesehen. Einen Richtigen, Echten!“, erklärte Tina.
„Ach so“, lächelte Mama. „Einen Wichtel. Na, dann warst du wenigstens nicht alleine. Aber komm jetzt, wir sollten einkaufen gehen. Wir müssen uns beeilen, sonst ist Laura vor uns zu Hause. Wenn ich nur wüsste, was ich kochen könnte. Hast du vielleicht einen Wunsch?“
Tina schaute versonnen ins Blumenbeet. Mittagessen? Sie sollte ich etwas wünschen? Viel lieber hätte sie sich weiter mit dem Wichtel unterhalten. Aber na gut, jetzt war eben Mama an der Reihe.
“Vielleicht Pommes? Mit Grillwürstchen? Oder Spaghetti und Tomatensoße?“ Ob der Wichtel wohl wiederkommen würde? Aber er hatte
gesagt, dass er ihnen helfen würde. Sie musste ihn dringend fragen, was er im Garten gesucht hatte!
„Wo bist du bloß mit deinen Gedanken, Kind!“, schalt Mama.
„Pst, nicht schimpfen, sonst erschreckt sich der Wichtel und möchte nicht mehr bei uns wohnen“, flüsterte Tina.
Mama schaute ihre Tochter überrascht an, dann lächelte sie und flüsterte ebenfalls.
„Komm, lass und gehen, wir sind schnell wieder zurück und dann kannst du wieder mit deinem Zwerg reden.“
„Wichtel, nicht Zwerg, Mama! Das ist ein großer Unterschied!“
„Na gut, wenn du meinst. Das kannst du mir auf der Fahrt zum Einkaufen erzählen!“
So kam es, dass an diesem Vormittag ein strahlendes Mädchen im Kindersitz saß und ihrer Mama alles erzählte, was es eben über Wichtel erfahren hatte.
Was meinst du: Hatte Mama schon davon gehört?
Ein Wichtel, den das Kind (ab etwa 3 Jahren) mit ins Bett nehmen kann.
Material:
• Filzreste
• Filzstift
• Schere
• Nähgarn
• Nähnadel
• Füllwatte
So geht’s:
Zeichnen Sie den Körper des Zwerges 2x auf. Schneiden Sie ihn ½ cm außerhalb der Linien aus. Nähen Sie ihn am Rand zusammen und füllen Sie ihn mit Füllwatte. Die untere Naht schließen.
Zeichnen Sie den Wichtelhut ebenfalls 2x auf und nähen Sie ihn ringsum auf der linken Seite. Drehen Sie ihn um und knicken Sie die untere Seite etwas nach innen. Setzen Sie ihn auf und nähen Sie ihn ringsum an.
Malen Sie ihm zwei Augen auf und kleben Sie den Bart an.
Tina war mit Mama nach Hause gekommen. Sie hatten neben vielen anderen Lebensmitteln die ersten heimischen Erdbeeren gekauft. Hmm, das ganze Auto duftete nach Erdbeeren! Tina freute sich riesig auf das heutige Dessert.
Jetzt schnallte sie sich schnell ab und kletterte flink aus dem Auto, als Mama endlich die Tür öffnete. Schnell in den Garten! Sie musste dringend mit dem Wichtel sprechen! Mama hatte während der Autofahrt zwar zugehört, aber Tina war das Lächeln in Mamas Augen nicht entgangen. Sie wusste genau, was das bedeutet: Mama amüsierte sich. Sie glaubte nicht, dass es ganz echte Wichtel gab. Die Unterscheidung von Zwerg, Heinzelmann und Wichtel kannte sie auch nicht.
Schade! Die Erwachsenen waren manchmal erstaunlich unwissend! Jetzt saß Tina neben dem Blumenbeet. Nichts bewegte sich. Nur die verblühten Tulpen waren zu sehen. Schade. Vielleicht war das Blumenbeet gar nicht sein Zuhause? Vielleicht wohnte er in einem Stall, weil er für die Tiere sorgen musste? Warum hatte er sich in ihrem Gartenbeet umgesehen? Und was hatte er gesucht? Er hatte gemurmelt, dass er für die Menschen alles finden konnte, nur nicht für sich. Das war schon traurig.
So träumte Tina vor sich hin. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken
gerissen.
„Kind, bist du wieder da?“ Zwischen den Tulpen stand der kleine Wichtel. Er sah sie freundlich an.
„Oh, schön, dass du da bist! Sag mal, was hast du vorhin gesucht?“
„Das ist schwer zu erklären“, lächelte der Wichtel. „Aber zuerst hätte ich gern gewusst, wie du eigentlich heißt. Ich mag dich nicht gern mit „Kind“ ansprechen.“
„Ich heiße Tina – und du?“
„Ich heiße Friedrich. Wie mein Vater, mein Großvater, mein Urgroßvater, mein Ururgroßvater und vorher alle Männer meiner Familie.“
„Und wie könnt ihr auseinandergehalten werden? Bist du Friedrich der Jüngste?“ Tina lachte.
„Da gibt es nichts zu lachen, Tina. Vermutlich weißt du es nicht: wir Wichtel werden uralt. Deshalb wird mein Ururgroßvater seit meiner Geburt auch so genannt: Ururgroßvater. Und wie es das bei dir? Heißt deine Mama auch Tina?“
„Nein, meine Mama heißt Claudia. Aber ich heiße auch noch Claudia.“
„Also doch!“, lachte Friedrich.
„Nein, anders! Ich heiße Tina Claudia. Aber jeder sagt nur Tina. Dass ich noch Claudia heiße, weiß keiner von meinen Freunden.“
„Komisch! Warum denn das? Rufen sie nur Tina?“
„Sie rufen gar nicht, sie sind nämlich nicht da. Sie wohnen alle dort, wo wir früher gewohnt haben. Und keiner kommt mich besuchen.“ Tina blinzelte betrübt in die Ferne. Friedrich sah eine Träne, die langsam über ihre Wange hinunter kullerte.
„Bist du jetzt nur traurig oder auch noch böse? Es ärgert dich sehr, dass dich deine Freunde nicht besuchen kommen, stimmt´s?“, fragte Friedrich voller Verständnis.
„Ja, ich bin stinksauer! Was haben sie mir nicht alles versprochen: wir kommen jede Woche, wir besuchen dich, noch bevor du deine Spielsachen ausgepackt hast!“, äffte Tina ihre Freunde nach. „Und? Keiner ist gekommen, alle haben mich angelogen!“
„Das tut dir sehr weh, das kann ich gut verstehen“, murmelte Friedrich. „Schade, dass ich dir nicht helfen kann. Ich bin ein Gartenwichtel und für Blumen und Tiere im Garten zuständig. Aber lass mich einmal nachdenken…“
Friedrich legte den Kopf in den Nacken und blickte in den blauen Himmel hinauf. „Zuerst müsstest du überlegen, was du selbst machen kannst, um dein Problem zu lösen.“
„Ich kann mich doch nicht selbst besuchen! Wie stellst du dir das vor?“ Tina schüttelte den Kopf. „So einfach ist das nicht! Und wenn du nur ein Gartenwichtel bist, dann nützt du mir sowieso nichts. Schade!“
Friedrich war entsetzt. „Ich kann dir nicht nützlich sein? Wie bitte?
Meine liebe Tina, du hast so schrecklich wenig Ahnung von der Welt, dass es mich direkt schüttelt.“
Und tatsächlich – Friedrich schüttelte sich von oben bis unten.
„Also: ich bin sehr nützlich, auch wenn du meinst, ein Gartenwichtel wäre für dich unwichtig. Stell dir bitte einmal vor, hier würden nicht diese verblühten Tulpen stehen, sondern Erdbeeren wachsen. Dann würde ich dafür sorgen, dass sie keine einzige Schnecke belästigen würde. Und ich würde zusehen, dass sie genügend Wasser bekommen. Und ich würde die Vögel verscheuchen, die gerne an den Erdbeeren herum picken. Und ich würde zu jeder Zeit Stroh unter die Früchte schieben, damit sie nicht faulen. Und ich würde dafür sorgen, dass du alle reifen Erdbeeren direkt vor deiner Nase findest. Aber bitteschön: ihr habt noch nichts im Garten getan, ich kann also nichts helfen. Ich hoffe sehr, dass sich das bald ändert!“
Tina sah ihn überrascht an. So ärgerlich hatte sie Friedrich noch nicht erlebt.
„Meine Eltern hatten noch keine Zeit für den Garten. Und außerdem war es noch viel zu kalt. Aber das kommt noch“, tröstete sie den Wichtel. „Dann gibt es bestimmt genug für dich zu tun“.