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"Der erste deutsche Hadji." Johann Gottfried Herder über Carsten Niebuhr Was für die sechsköpfige königlich-dänische Arabienexpedition am 4. Januar 1761 als wissenschaftliches Unternehmen zur Erforschung des Südens der Arabischen Welt begann, wird schon bald zu einem Kampf um Leben und Tod. Nach strapaziösen Karawanenzügen durch die Wüsten Arabiens, von Proviantmangel ausgezehrt, von Räubern und Krankheiten heimgesucht und von vermeintlichen Freunden in eine tödliche Falle gelockt, versuchen sich die wenigen Verbliebenen der Expedition ins Landesinnere des Jemen durchzuschlagen. Sechs Jahre später wird der deutsche Kartograf und Forschungsreisende Carsten Niebuhr als einziger Überlebender dieses abenteuerlichen Unterfangens nach Kopenhagen zurückkehren und dort seinen Aufsehen erregenden Forscherbericht veröffentlichen. Dieser trug ihm zahlreiche Auszeichnungen ein, denn Niebuhr ermöglichte u.a. mit seinen akribischen Kopien der altpersischen Schrift deren spätere Entzifferung.
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Seitenzahl: 453
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Carsten Niebuhr (1733 – 1815) wurde in Lüdingworth als Sohn eines Bauern geboren. Nach dem Tod seines Vaters ging er im Jahr 1755 nach Hamburg, wo er das Gymnasium besuchte und Privatunterricht nahm. Nach einem Mathematikstudium wurde er im Jahr 1758 für die königlich-dänische Arabienexpedition verpflichtet und zur Vorbereitung umfassend astronomisch instruiert. Die während der Expedition erworbenen Forschungsergebnisse trugen Niebuhr nach seiner Rückkehr bis weit über seinen Tod hinaus hohes Ansehen ein.
Robert und Evamaria Grün sind Kenner der historischen Geographie und der Entdeckungsgeschichte. In der Edition Erdmann haben sie u.a. bereits Das Bordbuch von Christoph Kolumbus herausgegeben.
Was für die königlich-dänische Arabienexpedition im Jahr 1761 als wissenschaftliches Unternehmen begonnen hatte, wurde zu einem Kampf um Leben und Tod. Nach strapaziösen Karawanenzügen durch die Wüsten Arabiens, von Proviantmangel ausgezehrt, von Räubern und Krankheiten heimgesucht und von vermeintlichen Freunden in eine tödliche Falle gelockt, versuchten sich die wenigen Verbliebenen ins Landesinnere des Jemen durchzuschlagen. Sechs Jahre später kehrte der deutsche Kartograph und Forschungsreisende Carsten Niebuhr als einziger Überlebender dieses abenteuerlichen Unterfangens nach Kopenhagen zurück und veröffentlichte dort seinen aufsehenerregenden Reisebericht.
Die Aufzeichnungen, die der deutsche Geograph Carsten Niebuhr nach sechs Jahren aus dem Orient mitbrachte, gelten heute als eines der größten Werke der Reise- und Forschungsliteratur des 18. Jahrhunderts und sind Zeugnis eines enormen wissenschaftlichen Tatendrangs. Niebuhr zeichnete u.a. detaillierte Karten der arabischen Küsten, verfertigte in Persepolis Aufzeichnungen der altpersischen Schrift, die ihre spätere Entzifferung ermöglichten, und lieferte eine hervorragende Beschreibung Bombays. Was hinter ihm lag, gleicht allerdings mehr dem Inhalt eines Abenteuerromans als einer Forschungsreise: Harsches Klima, Pest, Räuber und das Wechselfieber brachten seinen Begleitern den Tod, und Niebuhr war der einzige Teilnehmer der königlich-dänischen Expedition, die im Jahr 1761 in den geheimnisvollen und gefährlichen Süden Arabiens aufgebrochen war, der lebend zurückkehrte.
DIE 100 BEDEUTENDSTEN ENTDECKER
Titelblatt des ersten der drei Bände der Originalausgabe
Carsten Niebuhr
Reise durch Arabien im Auftrag des dänischen Königs
1761 – 1767
Herausgegeben und bearbeitet von Robert und Evamaria Grün
Mit 45 Original-Darstellungen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Alle Rechte vorbehalten
Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012
Der Text wurde behutsam revidiert
nach der Edition Erdmann Ausgabe Stuttgart, 1983
Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop
Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH
nach der Gestaltung von Nele Schütz Design, München
Bildnachweis: akg-images GmbH, Berlin
eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0312-0
www.marixverlag.de
Vorbericht
Erster Teil
Die Reise von Kopenhagen nach Konstantinopel
Die Reise von Konstantinopel bis Alexandria
Beschreibung von Alexandria
Die Reise von Alexandria nach Káhira
Beschreibung der Stadt Káhira
Die Einwohner Káhiras
Der Handel der Stadt Káhira
Die Tracht der Morgenländer
Zeitvertreib der Morgenländer
Altertümer in Ägypten
Reise von Káhira nach Sues und zum Berg Sinai
Reise von Sues nach Dschidda
Beschreibung von Dschidda
Die Reise von Dschidda nach Loheia
In Loheia
Die Reise von Loheia bis Beit El-Fakih
Reisen in der Umgebung von Beit El Fakih
Die Reise ins Gebirge
Die Reise von Mochha nach Taäs
Die Reise von Taäs nach Sana
Die Reise von Sana nach Mochha
In Mochha
Die Reise von Mochha nach Bombay
Zweiter Teil
Die Insel Bombay
Die Reise von Bombay nach Surat
Die Reise nach Maskat und Abuschehr
Die Reise von Abuschehr nach Schiras
In Schiras und Persepolis
In Charedsch
In Basra
Die Reise von Basra nach Bagdad
Die Stadt Bagdad
Über die Kurden
Die Reise von Bagdad nach Mosul
In Mosul
Die Reise von Mosul nach Mardin
Reise von Mardin über Diarbekr nach Haleb
Über Syrien und die Bewohner des Berges Libanon
Die Drusen
Die Nassairier
Die Maroniten
Von den Prinzen vom Berge Libanon
Über die Stadt Beirut
Über die Religion der Mohammedaner
Über die Regierung des Nadir Schah
Dritter Teil
Die Stadt Haleb
Die Reise von Haleb nach Zypern
Auf Zypern
Über den Herrn Montague
Die Reise von Zypern nach Jerusalem
In Jerusalem
Die Gegend rings um Jerusalem
Die Reise von Jerusalem nach Damaskus
In Damaskus
Die Reise von Damaskus nach Haleb
Die Reise von Haleb nach Konje
In Konje
Die Reise von Konje nach Karahissar
In Karahissar
Die Reise von Karahissar nach Brusa
In Brusa
Die Reise von Brusa nach Konstantinopel
In Konstantinopel
Die Reise von Konstantinopel nach Adrianopel
In Adrianopel
Die Reise von Adrianopel bis zur Donau
In Rusjuk
Die Reise von Rusjuk nach Bukarest
In Bukarest
Über die Walachei
Die Reise von Bukarest nach Jasch
Die Reise von Jasch nach Dänemark
Vierter Teil
Nachrichten über Abessinien, im Morgenland gesammelt
Das Leben Carsten Niebuhrs, von seinem Sohn geschildert
Im Jahre 1755 gab der König von Dänemark, Friedrich V., den beiden Förderern der Künste und Wissenschaft am Hofe, den Grafen von Bernstorff und von Moltke, den Auftrag, eine Reise nach dem glücklichen Arabien vorzubereiten. Als Teilnehmer wurden bestimmt:
Professor Friedrich Christian von Haven, den in Rom Minoriten die morgenländischen Sprachen gelehrt hatten.
Peter Forskål, ein Naturgeschichtsprofessor, der mehrere morgenländische Sprachen beherrschte.
Carsten Niebuhr, geboren in Lüdingworth an der Niederelbe, dem die Beschreibung Arabiens aufgetragen wurde.
Der Arzt Christian Carl Cramer.
Der Maler und Kupferstecher Georg Wilhelm Baurenfeind.
Titelblatt des dritten Bandes der Originalausgabe
Carsten Niebuhr in arabischer Kleidung
Nachdem wir im Dezember 1760 in Kopenhagen eingetroffen waren, gab uns der König den Befehl, auf einem Kriegsschiff zunächst nach Smyrna zu reisen. So begaben wir uns am 4. Januar 1761 an Bord. Wir sahen schon anfangs, dass diese Seereise bequem und angenehm werden würde. Der Befehlshaber des Schiffes, Konteradmiral Heinrich Fischer, hatte für uns Reisende zwei Kammern einrichten lassen, die zwar klein, aber gemütlich waren. Mittags und abends aßen wir in der großen Kajüte, und nicht nur der Kommandeur, sondern auch die anderen Offiziere behandelten uns freundlich und höflich.
Der Wind war uns günstig, sodass wir gegen Ende des Monats das gefährliche Kattegatt glücklich passieren und die Nordsee erreichen konnten. Dann aber, im Februar, wurde der Sturm so heftig, dass wir auf dem Schiff kein Feuer machen durften. Einer der Matrosen ging über Bord und konnte nicht gerettet werden. Wohl legte sich der Wind später wieder, er blies aber noch immer derart, dass wir nicht weiterkamen. Das ging viele Tage so, und die Folge war, dass mehrere Matrosen starben und an die dreißig krank daniederlagen. Erst im März kam das schöne Frühlingswetter, das wir herbeigesehnt hatten.
Nachdem viele Tage lang kein Land zu sehen gewesen war, erblickten wir am 21. April Kap Vincent. Dort versorgten wir uns mit allem Nötigen. Unsere weitere Fahrt, die auf der Mittelländischen See, war dann angenehm. Wir hatten schöne Ausblicke auf Gebirge an der europäischen oder afrikanischen Küste, oft sogar auf beide zugleich. Waren uns in der Nordsee die stürmischen Winde unangenehm gewesen, plagte uns hier allerdings manchmal Windstille. Außerdem war das Trinkwasser kaum noch genießbar.
Wir hielten dennoch durch. Von der Meerenge von Gibraltar sahen wir nicht viel, und am 15. Mai erreichten wir Marseille. Dort lagen unzählige Handelsschiffe, vor allem französische, die sich wegen des Krieges mit England nicht mehr auf See wagen durften. Der Aufenthalt in Marseille war uns nach der langen Seereise sehr angenehm. Wir besuchten die Buchläden, die Handlungen, in welchen man billig allerhand Seetiere, so zum Beispiel rote Korallen, kaufen kann, und die berühmten Jesuiten Pezenas und La Grange, welche hier eine mit vortrefflichen Instrumenten ausgerüstete Sternwarte haben. Überall wurden wir freundlich aufgenommen.
In Marseille stießen wir auf drei dänische Handelsschiffe, deren Ziel Smyrna war. Ende Mai gingen wir an Bord. Aber widrige Winde sorgten dafür, dass wir erst am 3. Juni unter Segel gehen konnten. Am Nachmittag des 5. Juni erblickten wir in der Ferne vier Schiffe und sahen bald, dass es Engländer waren. Da Dänemark mit England in Frieden lebte, ließen sie uns in Ruhe.