Enter ermittelt - Claudia Rossbacher - E-Book

Enter ermittelt E-Book

Claudia Rossbacher

4,6

Beschreibung

Von wegen Goldenes Wienerherz! Hier wird zugeschlagen, vergiftet, geschossen, gewürgt und zugestochen, bis der Tod eintritt. Wien ist gefährlich. Doch der kultige Kommissar Franz Enter legt jedem Verbrecher schnell das Handwerk, dafür braucht er nur ein paar Seiten. Helfen Sie ihm 30 knifflige Fälle zu lösen und lernen Sie dabei die Stadt mit ihren unterschiedlichen Milieus kennen - schwarzer Humor, morbider Charme und Wiener Schmäh inklusive!

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Seitenzahl: 146

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Claudia Rossbacher

Enter ermittelt

Texte erstmals erschienen in der ›Presse am Sonntag‹

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2013–Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Sven Lang

Herstellung: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

Perfekt bis in den Tod

1. Rätsel-Krimi

Wien. Konferenzzimmer der Werbeagentur Benson & Benson. 15 Uhr.

Die Hände der Kreativdirektorin Sabine Potuzak zitterten nach wie vor, als sie weitersprach: »Sie war eine jener Frauen, denen die Männer zu Füßen lagen. Und nicht nur die … Angie bekam immer, was sie wollte. Auch privat …« Potuzak nahm die schwarz gerahmte Designerbrille ab, um ihre Tränen wegzuwischen, bevor sie sich einmal mehr an diesem Nachmittag laut schnäuzte.

Dunkle Haare, asymmetrischer Schnitt – typische Kreative, stellte Franz Enter, Kriminalinspektor bei der Mordkommission, fest. Sie mochte vielleicht Ende 20, höchstens Anfang 30 sein. »Sie waren also mit der Toten befreundet?«, hakte er nach.

»Von Anfang an. Seit sie bei uns zu arbeiten begonnen hat.« Die Augen der Frau füllten sich erneut mit Tränen.

»Angelika Berger war bei uns Etatdirektorin seit fast zwei Jahren«, ergänzte der Controller Jürgen Schmid. Mittdreißiger, grauer Anzug, unscheinbar bis auf die große Nase und die mit reichlich Gel nach hinten frisierten halblangen Haare.

»Angie verfügte über Stil und Charme. Sie war intelligent und sah dazu blendend aus. Ein perfekter Engel, mit dem jeder von uns gerne ein Stück weit schwebte«, ergriff nun auch der Geschäftsführer, Andreas Raffeis, das Wort. Smarter Typ, Anfang 40, schwarzer Anzug, graues Hemd, teure Schuhe. Sein Blick wanderte vom Kriminalinspektor zur Leiche, die mit Folie zugedeckt auf dem Boden des Konferenzzimmers auf den Abtransport wartete. Raff­eis seufzte schwer, während in Enters Kopf Mick Jagger ›Angie‹ anstimmte.

»Angie war klug und talentiert. Keiner konnte die Kunden so rasch von einer Idee überzeugen wie sie. Sie hatte Charisma, war wunderschön und sexy – ohne dabei jemals billig zu wirken. Und sie war mir eine wunderbare, zuverlässige Freundin.« Die Kreativdirektorin kämpfte tapfer gegen weitere Tränen an.

Enter hatte schon viel gehört, aber eine derartige Lobeshymne war ihm in all den Jahren nicht unterkommen. ›Angie, A-engie …‹, dröhnte die Melodie in seinem Schädel. »Hatte Frau Berger denn gar keine Feinde? Ich meine, solch eine Perfektion zieht doch meist auch Neider an«, bemerkte er.

Sabine Potuzak biss sich auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass sie neuerlich losheulte.

Der Geschäftsführer versicherte, dass Angie keine Feinde gehabt hatte. »Glauben Sie mir. Unsere Kunden liebten Angie, auch die Lieferanten und unsere Mitarbeiter sowieso … Jeder mochte Angie, einfach jeder«, erklärte er im Brustton der Überzeugung.

Nun ja, fast jeder, fügte Enter gedanklich hinzu. Sonst würde der perfekte Engel jetzt nicht hier liegen. Tot, erschlagen mit einer goldenen Werbepreisstatuette, welche die Agentur erst vor Kurzem für eine Versicherungskampagne gewonnen hatte. Gar kein schöner Anblick mehr. ›Angie, I still love you, baby …‹

»Andreas mochte Angie ganz besonders. Jedenfalls bis zum vergangenen Freitag. Nicht wahr?«, ätzte die Kreativdirektorin.

Raffeis sah sie wütend an. Wenn Blicke töten könnten, wäre Potuzak wohl auf der Stelle neben ihrer ermordeten Freundin gelandet, ging es Enter durch den Kopf.

Dem Controller war die Situation sichtlich unangenehm. Er kaute nervös am Nagel seines Zeigefingers.

»Was wollen Sie damit andeuten, Frau Potuzak?«, hakte Enter nach.

»Dass ich mit Angie ein Verhältnis hatte, können Sie ruhig wissen«, kam Raffeis ihrer Antwort zuvor.

»Bis sie vergangenen Freitag mit ihm Schluss gemacht hat und er sie daraufhin gekündigt hat. Angie war heute nur hier, um ihre Sachen abzuholen«, ergänzte die Potuzak.

»Aha. Jetzt wird’s interessant. Reden Sie ruhig weiter«, ermunterte er sie.

Raffeis verschränkte die Arme vor der Brust und suchte den Blick des Controllers, der kaum merkbar mit den Schultern zuckte.

»Angie hat ein Buch geschrieben, in dem sie bis ins kleinste Detail schilderte, was hier wirklich läuft: schwachsinnige Kunden, eitle Kollegen, abgesprochene Deals hinter den Kulissen, einfach alles. Na ja, genau genommen war es erst ein Manuskript. Aber letzten Donnerstag hat sich ein Verlag bei ihr gemeldet, der es veröffentlichen wollte. Das Buch hätte die Webebranche aufgemischt. Und manche wären dabei gar nicht gut weggekommen …« Sabine Potuzak funkelte ihren Chef böse an.

»Herr Raffeis etwa?«, fragte Enter scheinheilig.

»Was soll das? Ich wusste doch gar nichts von Angies Roman. Sie hat ihn mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt«, protestierte Raffeis.

»Wer’s glaubt … Angie war sich absolut sicher, dass du ihr Manuskript gefladert hast. Wenn das Buch erschienen wäre, hättest du die Agentur zusperren können.«

Die Männer von der Gerichtsmedizin setzten den Ausführungen der Kreativdirektorin ein jähes Ende. Der Leichnam wurde in den Sarg gehoben und abtransportiert. Sabine Potuzak wurde einmal mehr von ihren Emotionen überwältigt. Sie schluchzte heftiger denn je in ihr Taschentuch.

Enter wandte sich an Raffeis: »Sie behaupten also, nichts von dem Buch gewusst zu haben?«

»Nein! Ich schwöre es. Ich habe keine Ahnung, was Angie da geschrieben hat.«

»Glauben Sie ihm kein Wort. Der Mann lügt, wenn er den Mund aufmacht. Das ist schließlich sein Geschäft.« Potuzak hatte ihre Sprache wiedergefunden.

»Von dem du bisher ganz gut gelebt hast … Aber weißt du was? Hiermit bist du gefeuert!«, schnauzte Raffeis zurück.

»Mir doch egal! Oder glaubst du, ich arbeite für einen Mörder?«

»Nun gehst du aber zu weit, Sabine«, warnte der Controller.

»Ich bin mir sicher, dass Andreas Angie umgebracht hat, damit ihr Buch nicht erscheint«, behauptete Potuzak.

»Unsinn. Jeder hätte das Manuskript aus ihrem Büro klauen können«, erwiderte Raffeis. Nun mischte sich Enter wieder ein: »Auf jeden Fall lügen Sie, Herr Raffeis, wenn Sie behaupten, dass Sie von dem Buch nichts wussten. Stellt sich nur noch die Frage, ob Sie Frau Berger auch erschlagen haben. Kommen Sie freiwillig mit mir aufs Revier oder muss ich Ihnen Handschellen anlegen?«

Warum ist Kriminalinspektor Franz Enter sich sicher, dass Andreas Raffeis vom Buch der Angelika Berger wusste?

Lösung 1. Rätsel-Krimi

Alter schützt vor Morden nicht

2. Rätsel-Krimi

Die alte Dame war tot. Mausetot. An sich nicht weiter verwunderlich, hatte sie doch fast 78 Jahre auf dem etwas krummen Buckel gehabt. Erst kürzlich war ihr ein Herzschrittmacher implantiert worden. Für 28.000 Euro! Dagegen nahmen sich die Kosten für Medikamente, die Ilse Reichenbach seit Jahren täglich gegen diverse Wehwehchen eingenommen hatte, wie der berühmte Lercherlschas aus, stellte Franz Enter, Kriminalinspektor bei der Wiener Mordkommission, anhand der ihm nunmehr vorliegenden Unterlagen fest. Kein Wunder, dass die Krankenkassen bankrott waren. Was für eine Geldverschwendung! Erst recht, wenn man bedachte, dass der sündhaft teure Schrittmacher den Abgang der alten Dame nicht hatte verhindern können. Enter räusperte sich. So etwas Respektloses durfte er nicht einmal denken, rief er sich zur Ordnung. Wo er doch wusste, dass die wohlhabende Unternehmerwitwe keines natürlichen Todes gestorben war. Dem aufmerksamen Hausarzt der privaten Seniorenresidenz waren die blutunterlaufenen Flecken an den Innenseiten der Lippen und die geplatzten Äderchen in den Augen der Verstorbenen gleich aufgefallen. Beides sprach dafür, dass die alte Dame am helllichten Sonntag auf ihrer Chaiselongue erstickt worden war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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