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Von Begeisterungssturm bis Shitstorm: Potofskis kleines Kommentatoren-Kino
Der Intellektuelle, der Pragmatiker, der Volksheld, die Radiosirene, Generation Internet, der Lockenträger, der Wortgewaltige, der Gentleman, der Radiostar, der Ruhige, der Schreihals der Nation, der Lehrmeister – jeder Sportreporter hat seinen verdienten Spitznamen und jede(r) von ihnen wird gleichermaßen geliebt und gehasst.
Ulli Potofski, selbst ein bekannter und beliebter Sportmoderator, zeichnet ein liebevolles Bild seiner Kolleginnen und Kollegen und seziert auf sympathische Weise den Kern eines jeden von ihnen – siehe oben. Ganz nebenbei entsteht so auch ein vielschichtiges »Spiegelbild der deutschen Seele«.
Mit Beiträgen u.a. über Tom Bartels, Reinhold Beckmann, Manfred Breuckmann, Frank Buschmann, Wolff-Christoph Fuss, Werner Hansch, Ernst Huberty, Dieter Kürten, Monica Lierhaus, Rudi Michel, Heinz Florian Oertel, Béla Réthy, Marcel Reif, Steffen Simon, Michael Steinbrecher und Sabine Töpperwien.
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Seitenzahl: 131
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.
Redaktionelle Mitarbeit: Christiane Mitatselis, Benjamin Potofski, Marion Talke
Copyright © 2014 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Umschlagmotiv: © Randy Faris/Corbis
ISBN 978-3-641-13314-6
www.gtvh.de
INHALT
VORWORT
ANPFIFF
HERIBERT FASSBENDER
DER GOLDGERAHMTE
KATRIN MÜLLER-HOHENSTEIN
HOCHADEL IM SPORTJOURNALISMUS
TOM BARTELS
DIE ALLZWECKWAFFE
MARCEL REIF
DER INTELLEKTUELLE
BÉLA RÉTHY
DER POLYGLOTTE
ERNST HUBERTY
DER GESCHEITELTE
FRANK BUSCHMANN
DER ORKAN
RUDI MICHEL
DAS WEMBLEYTOR
HEINZ-FLORIAN OERTEL
EIN KESSEL BUNTES
SABINE TÖPPERWIEN
FRAUENPOWER PUR
MICHAEL STEINBRECHER
DER PROFESSOR
DIETER KÜRTEN
DER UMGANGSKÜNSTLER
REINHOLD BECKMANN
DER SYSTEMWECHSLER
MANFRED BREUCKMANN
DER GRAUE PANTHER
STEFFEN SIMON
DER ÖFFENTLICH RECHTLICHE
WERNER HANSCH
Kohle, Stahl und HERZLICHKEIT
WOLFF-CHRISTOPH FUSS
GENERATION INTERNET
JOHANNES B. KERNER
DER MANN FÜR ALLE FÄLLE
SEBASTIAN HELLMANN
DER PROTOTYP
WALDEMAR HARTMANN
DER LEBENSKÜNSTLER
ULLI POTOFSKI
DER MODERATIONSPUDEL
WIE WIRD MAN FUSSBALLREPORTER?
SPRÜCHE
FÜR DIE EWIGKEIT
Vorwort Anpfiff
Seit etwa 55 Jahren verfolge ich Fußballreportagen. Erst nur im Radio, später dann auch im Fernsehen. Seit 40 Jahren (eine unglaubliche Zahl) habe ich selber damit beruflich zu tun. Früher nur im Radio – seit fast 30 Jahren nun nur noch im Fernsehen. Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück, als ich zusammen mit meinem Vater und meinem Bruder in unserer winzigen Wohnung in Gelsenkirchen-Schalke Fußballreportagen lauschte. Besonders lebhaft ist mir eine Übertragung 1962 von der Weltmeisterschaft in Chile in Erinnerung geblieben. Nach der Gruppenphase traf Deutschland im ersten K.o.-Spiel auf Jugoslawien. Wir hörten über Kurzwelle der Kommentierung aus dem unglaublich weit entfernten Santiago de Chile zu. Eine Stimme kam näher, entfernte sich, war zwischenzeitlich kaum zu verstehen. Ein Rauschen wie zwei Meere zusammen ließ manchmal nur erahnen, was da mit heiserer Stimme in ein Mikrofon geflüstert, geschrien, berichtet wurde. Lange stand es 0:0. Der Reporter verstand es, plastisch (wenn man ihn denn verstand ) das Match zu schildern. Etwa in der 80. Minute dann ein Aufschrei aus Südamerika und ein heiseres »Tor für Jugoslawien. Fahrian hatte gegen diesen Mordsschuss keine Chance. Deutschland rennt an – aber Jugoslawien wankt nicht. Lässt nichts zu.«
Ich, damals zehn Jahre alt, knabberte an meinen Fingernägeln. Dann kam die Schreckensnachricht aus dem Lautsprecher: »Das Spiel ist aus – Deutschland ist aus der Weltmeisterschaft ausgeschieden.« Fernsehbilder von diesem Spiel gab es erst Tage später. In mir hatte das Ereignis aber etwas ausgelöst. Ich wollte Fußballreporter werden.
Bis zur Verwirklichung dieses Traumes war es aber noch ein weiter Weg. Darüber berichte ich auch in diesem Buch. Ulli über Ulli ist natürlich mit das schwierigste Kapitel gewesen, denn auch an meiner Person scheiden sich, Gott sei Dank, die Geister. Aber ich kann gut über mich selber lachen, wenn ich jetzt im Panini-Sammelalbum mein Bild aus der ersten »Anpfiff«-Sendung 1988 bei RTL finde, dann ist das schon extrem lustig.
Was sich in den letzten 40 Jahren im Bereich Sportjournalismus und in unserer Sportreportersprache geändert hat – davon handelt dieses Buch. In erster Linie beschäftige ich mich aber mit den Protagonisten der Sportreportage. Mit den Erzählern und den Erzählerinnen, mit denen, die mit dem Ball sprechen. Selbstverständlich mache ich das respektvoll, gelegentlich mit einem kleinen Augenzwinkern. Sicherlich würde der eine oder andere Leser hier gerne lesen, dass ich bei Sabine Töpperwien das Radio ausschalte. Nein, das mache ich nicht. Höchstens etwas leiser. Jeder meiner Kolleginnen und Kollegen hat eine Daseinsberechtigung, sonst wären sie nicht da, wo sie sind – glaube ich wenigstens.
Unser Berufsstand hat so viel Aufmerksamkeit wie kaum ein anderer erreicht, Menschen regen sich über uns fürchterlich auf oder loben den einen oder anderen Reporter über den grünen Klee oder – um in unserem Sportreporterbild zu bleiben – über den grünen Rasen. Das Internet hat an Macht gewonnen. Und wenn man Pech hat, erzeugt man einen Shitstorm. Oder es wird eine Seite gegründet, die eine Forderung erhebt wie: »Stoppt Marcel Reif!«
Eigentlich ist das der Ritterschlag eines jeden Sportreporters – aber nur, wenn die anderen 50 Prozent des Publikums vor dem Bildschirm sagen: »Ich höre den Reif gerne!« Grundsätzlich gilt: Subjektiver als Sportkommentatoren wird kaum eine andere Berufsgruppe wahrgenommen. Man liebt uns – man hasst uns: Aber kaum jemandem ist man einfach nur egal. Obwohl das im Grunde die richtige Einstellung uns gegenüber wäre. Es kann aber auch sein, dass ich uns gerade viel zu wichtig nehme. Es gibt sicher auch Zuschauer und Zuhörer, die nach einem Spiel sofort vergessen haben, wer da alles gerade auf sie eingeredet hat. Vielleicht ist gerade diese Person der ideale Reporter. Das gilt ja auch für Schiedsrichter so.
Dennoch gibt es große Unterschiede. Ist Marcel Reif eher der Intellektuelle der Branche, so kam Werner Hansch immer besonders volkstümlich rüber – und Sabine Töpperwien aus dem Radio erlaubt sich etwas Ungeheuerliches: Sie ist eine Frau.
Erfahren Sie also in diesem Buch etwas mehr über die Personen, die ständig mit dem Ball sprechen müssen oder dürfen. Aber tun Sie mir einen Gefallen. Behaupten Sie nicht, Sie würden den Ton bei den Übertragungen abstellen. Das kaufe ich Ihnen nicht ab, denn dann könnten Sie sich nicht mehr so schön über unseren Beruf aufregen und alles im Radio oder Fernsehen würde nur noch halb so viel Spaß machen. Dabei sind wir ja eigentlich nur die Beilage zum Gericht. Also die Kartoffeln oder die Nudeln zum Fleisch.
Ach ja … Ungezählte Menschen möchten ebenfalls ausgeschimpft und angegriffen werden – deshalb gibt es in diesem Buch das Kapitel »Wie wird man Fußballreporter?« Übrigens mit einer praktischen Übung – und so können Sie sehr schnell Ihrer Frau, Ihrem Mann oder Ihren Freunden auf den Wecker gehen. Es kann aber auch sein, dass Sie bald einen Werbevertrag für Weißbier in der Tasche haben – und könnte das nicht auch ein Lebensziel sein?
Mit diesem Buch unternehmen wir etwas, das viele Bücher so noch nicht angeboten haben. Es kann zu Ihnen sprechen. Zu jedem Protagonisten gibt es einen so genannten O-Ton (typischer Fernsehausdruck für Original-Ton). Sie rufen diesen einfach mit dem entsprechenden QR-Code ab oder klicken auf den entsprechenden Link – und schon haben Sie die Stimme im Ohr. Sie finden die Hörproben auch direkt auf unserer Internetseite www.gtvh.de/sportkommentare. Ich gebe zu, diese Ausschnitte haben wir recht subjektiv aus den unterschiedlichsten Internetforen ausgesucht. Aber viel Spaß dabei dennoch ... oder gerade deshalb.
Schließlich: Mit Hilfe dieses Buches können Sie etwas gewinnen, einen Satz Trikots aus dem Hause »Hummel« für Ihre Mannschaft oder eine Jugendmannschaft nach Wahl. Allerdings sollten Sie zu jeder bislang gespielten Fußball-Weltmeisterschaft eine Frage auf der Internetseite www.gtvh.de/wm-gewinnspiel beantworten können – und jetzt kommt das »Fiese«: Die Lösungen veröffentlichen wir erst am Endspieltag der WM 2014 in Brasilien – und dort erfahren Sie dann auch, wer gewonnen hat.
Schön, dass Sie sich damit nicht blamieren können, Sie glauben gar nicht, was Sportreporter alles nicht wissen.
Damit sind wir beim Fazit: Entscheidend ist auf`m Platz!
Viel Spaß und Erfolg!
Ihr
Heribert Fassbender
Der Goldgerahmte
Jahrgang 1941
Geboren in Ratingen
Nach dem Abitur studierte er zunächst Rechtswissenschaften.
Berufliche Laufbahn
1963
Reporter beim WDR-Radio
1979 - 1982
Studioleiter des WDR-Studios Düsseldorf
1982 - 2006
Leiter der Programmgruppe »Sport« beim WDR-Fernsehen
2000
Mitglied des Kuratorium »Sportstiftung NRW«
Als Sportreporter berichtete Faßbender von neun Olympischen Spielen sowie acht Fußball-Weltmeisterschaften. Bei TV-Übertragungen begann er stets unverkennbar mit dem Satz: »’n Abend allerseits«, der durch ihn Kult wurde.
2001 bekam er den Verdienstorden des Landes NRW verliehen.
Hier geht’s zur Hörprobe: http://bit.ly/1m6l6tW
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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