"Er schreibt über mich, also bin ich..." Das Selbstverständnis der deutschen Literaturkritik - Binia Ehrenhart - E-Book

"Er schreibt über mich, also bin ich..." Das Selbstverständnis der deutschen Literaturkritik E-Book

Binia Ehrenhart

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2006
Beschreibung

Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Potsdam (Germanistische Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Papst ist als Botschafter Gottes auf Erden, um die Menschen das heilige Testament zu lehren. Er ist in seinen Entscheidungen und Taten unfehlbar. Er wurde ernannt, um den Menschen die Kirche Christi und deren Gebote näher zu bringen und sie so auf dem tugendhaften Weg Gottes zu geleiten. Durch den Glauben an den Papst und seine Lehren können die Menschen ein besseres Leben führen. Der Literaturpapst, den es wie den der Kirche nur einmal geben kann, arbeitet im Dienste der Literatur. In ihrem Namen prangert er literarische Missstände und vor allem deren Verursacher an, um den Menschen die bestmögliche Literatur aufzeigen zu können. Außerdem handelt auch er in dem Glauben, die Menschen durch seine Gebote vor Schlimmem, in diesem Fall schlechter Literatur, zu bewahren und ihnen Besseres anzubieten. Sein Ziel ist es, durch die getroffene Auswahl erzieherisch auf die Leser einzuwirken. Marcel Reich-Ranicki ist in einer Reihe mit Christian Adolf Klotz, Paul Lindau und Alfred Kerr seit vielen Jahren der Erste, der wieder als Literaturpapst bezeichnet wird. Auch wenn dieser Titel weder bei den dreien vor Reich-Ranicki noch bei ihm selbst oft wohlwollend oder anerkennend benutzt wurde, so drückt er dennoch eines aus: Der Papst ist der Oberste seiner Zunft, seine Meinung ist, auch wenn sie oft angegriffen wird, niemals belanglos oder gar ignorierbar. Sogar die Gegner von Marcel Reich-Ranicki müssen zugeben, dass jede seiner Kritiken zumindest wahrgenommen wird. Freiwillig oder nicht, alle im Literaturbetrieb müssen sich mit ihm auseinandersetzen. Da sich Reich-Ranicki allerdings lieber als Anwalt der Literatur sieht, der sie gegen Behandlungen und Misshandlungen aller Art verteidigt, überlässt er es seines Erachtens den Rezipienten, ein endgültiges Urteil über ein Werk zu fällen. Er erhebt auch keinen Anspruch auf Wahrheit bei seinen Kritiken, allerdings versteht er es durch Polemisierung, Vereinfachung und Zuspitzung seine Leser oder sein Publikum zu beeinflussen. Schon seit Beginn seiner Karriere scheiden sich die Meinungen über die Art und Weise, wie Reich-Ranicki mit Autoren und deren Werken umgeht und auch wie mit ihm umgegangen wird. Ein Ereignis übertrifft 2002 aber alles in der literarischen Welt bisher da Gewesene. Martin Walsers Roman „Tod eines Kritikers“ führt bereits vor dessen Erscheinen zu einem Skandal.

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