Erfolgreich Unternehmen gründen - Felix Thönnessen - E-Book

Erfolgreich Unternehmen gründen E-Book

Felix Thönnessen

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Beschreibung

Felix Thönnessen, Gründungsexperte, Berater, Speaker und Coach, zum Beispiel vier Jahre lang für die Teilnehmer von »Die Höhle der Löwen«, hat in diesem Buch seine Erfahrungen sowie Tipps und Anleitungen zusammengetragen, die für jede erfolgreiche Unternehmensgründung wichtig sind. Leicht verständlich und praxisnah erläutert er, was Gründer über Ideenbildung, Businessplan, erste Büroorganisation und vieles mehr wissen sollten. Er bietet Existenzgründern das nötige Rüstzeug für einen vielversprechenden Anfang und macht jedem Mut, seinen persönlichen Weg zu gehen und seine Geschäftsidee Schritt für Schritt zu realisieren.

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Seitenzahl: 328

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Neuauflage: 4. Auflage 2020

© 2015 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© Redline 2020

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Ulrike Kroneck, Melle-Buer

Umschlaggestaltung: Melanie Melzer, München

Umschlagabbildung: Boris Breuer

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

ISBN Print 978-3-86881-793-5

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-212-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-213-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Inhalt

Vorwort

Einleitung – kurz und knapp

Kapitel I: Existenzgründung – wann kann es endlich losgehen?

Kapitel II: Die Geschäftsidee – lass uns (k)ein Luftschloss bauen

Kapitel III: Voraussetzungen für eine Gründung – bevor es losgehen kann

Kapitel IV: Markt, Zielgruppe und Wettbewerb – was müssen Sie kennen wie Ihre Westentasche?

Kapitel V: Marketing – Fremde zu Freunden machen

Kapitel VI: Finanzierung – ich bin zu verkaufen

Kapitel VII: Zu guter Letzt – mit dem Bulldozer durch die Wand

Kapitel VIII: Ihr kleiner Bonus

Über den Autor

Vorwort

Liebe Leserinnen,

liebe Leser,

Ich freue mich sehr, dass Sie mein Buch in den Händen halten, in das ich persönlich ganz viel Arbeit und mein ganzes Herzblut gesteckt habe. Meine Erfahrung aus mehr als zehn Jahren Gründungs- und Unternehmensberatung findet sich in diesem Buch zusammengefasst wieder. Ich habe die wichtigsten Punkte, die bei einer Gründung in Frage kommen, zusammengetragen.

Dabei spielt es für Sie keine Rolle, ob sich diese Gründung im Bereich der Dienstleistungen, des Handwerks oder eines spezifischen physischen Produktes ansiedelt.

Ich habe Ihnen zu den unterschiedlichen Bereichen, wie Gründung, Ideenentwicklung, Marketing, Marktanalyse, Finanzierung und Organisation meine besten Tipps und Tricks für Sie als Gründer selber zusammengetragen. Ich freue mich persönlich sehr, wenn Ihnen diese Hilfestellungen auf Ihrem Weg zum Erfolg begleiten!

Für alle Gründerinnen und Gründer, als auch für alle Unternehmerinnen und Unternehmer habe ich aber noch ein kleines Schmankerl! Wir haben vor einiger Zeit die Erfolgsakademie ins Leben gerufen. Die Erfolgsakademie ist eine Online-Weiterbildungsmöglichkeit, in der wir in regelmäßigen Coachings-Sessions Gründer und Unternehmer zu erfolgreichen Selbstständigen machen.

In der Akademie findet man sowohl Videos und Kurse zu den wichtigsten gründungsrelevanten Themen als auch eine bärenstarke Community, die einen fortlaufend unterstützt. Des Weiteren gibt es Experten und Partner, die teilweise komplett kostenlos ihre Dienstleistungen zur Verfügung stellen.

So haben Sie in diesem Moment nicht nur ein Buch mit den besten Erfolgstipps an der Hand, sondern werden langfristig von meinem Team und mir, sowie den Experten der Erfolgsakademie bei Ihrem Vorhaben begleitet.

Alle weiteren Informationen dazu finden Sie unter http://felix.team. Ich freue mich sehr, Sie in der Akademie zu begrüßen und mit Ihnen Ihre Selbstständigkeit noch erfolgreicher zu machen.

Mit besten Grüßen,

Felix Thönnessen

Einleitung – kurz und knapp

Eigentlich hätte die Einleitung auch die Geschichte von Anne und Bernd heißen können. Warum? Na, weil das die einzigen beiden Personen sind, die außer Ihnen und mir in diesem Buch vorkommen. Keine Sorge, die beiden sind kein Paar.

Um es auf den Punkt zu bringen: Anne macht etwas mit Mode und Bernd hat was mit Feuerwehrautos zu tun. Nein, natürlich nicht! Das wäre zu klischeehaft. Das mit der Mode war schon richtig, aber Bernd betreibt einen Gewürzladen in München. Beide haben sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, in diesem Buch mitzuspielen. Okay, natürlich habe ich Bernd versprochen, dass er seine neuesten Gewürzmischungen jedem Exemplar des Buches beilegen darf. Eine kluge Marketingentscheidung, meint er. Ob das stimmt, werden Sie später erfahren.

Entsprechend finde ich es sehr angemessen, unsere beiden Weggefährten für die nächsten Seiten und Stunden vorzustellen. Vielleicht entwickelt sich daraus sogar eine Freundschaft. Nun, Anne ist 23 und möchte sich mit ihrem Faible für Mode selbst verwirklichen. Sie wohnt in Köln und will sich deshalb in der Stadt am Rhein selbstständig machen. Sie will eine Modeboutique eröffnen, und das, was die Boutique besonders machen soll, ist Folgendes: Sie will Mode von weitgehend unbekannten Modedesignern zum Verkauf anbieten. Um es einfach zu machen: Sie kauft Mode bei diesen Modedesignern ein und verkauft sie anschließend an hoffentlich viele interessierte Kunden weiter.

Jetzt aber zu Bernd. Bernd ist 45 Jahre und hat die letzten Jahre eigentlich als Industriemechaniker gearbeitet. Seine Leidenschaft aber war schon immer das Kochen. Nachdem sein Sohn ausgezogen ist, geht es nun endlich los mit dem Thema Selbstständigkeit. In seinem Gewürzladen in München will er hochwertige Gewürze, direkt importiert aus den jeweiligen Herkunftsländern, verkaufen und vielleicht auch Kochkurse anbieten. In Zeiten der rauschenden digitalen Möglichkeiten möchte Bernd ebenfalls die vielfältigen Chancen des E-Commerce nutzen – nicht nur um seinen Sohn mit seinen modernen digitalen Kenntnissen zu beeindrucken, sondern auch, um den Vertrieb seiner Gewürze über diesen Kanal geschickt am Markt zu forcieren.

Weitere Infos gebe ich Ihnen an den Stellen, wo die beiden auftauchen. Ich weiß, eine Frau und ein Mann, die Dame jung und der Herr etwas älter – damit sind alle Klischees erfüllt. Ich versuche, Sie eben bereits in der Einleitung abzuholen.

Wie gesagt, die beiden spielen zwar in unserem Buch mit, aber der Hauptcharakter sind definitiv Sie. Ich hoffe wirklich, dass Ihnen dieses Buch Tipps zum Thema Existenzgründung gibt und – was mir noch viel wichtiger wäre: Ich hoffe, dass es dazu führt, dass Sie diesen Weg zwar bedacht, aber dennoch voller Elan einschlagen.

PS: Ich habe zwei Besonderheiten für Sie integriert. Zum einen gibt es sogenannte Specials, in denen ich Sonderthemen vorstelle. Zum anderen werden in »Gründertalks« häufig gestellte Fragen beantwortet.

Kapitel I: Existenzgründung – wann kann es endlich losgehen?

Fangen wir mit der entscheidenden Frage an: Was bedeutet Selbstständigkeit für Sie? Da wir hier »unter uns« sind, dürfen Sie gerne ehrlich sein. Schreiben Sie Ihre Antwort ruhig auf – von mir aus auch direkt ins Buch. Ob das Stichworte oder ganze Sätze sind, ist egal.

Wenn Sie sich das Wort »Selbstständigkeit« anschauen, merken Sie auch ohne mich, dass sowohl »selbst« als auch eine Variante von »stehen« im Begriff vorkommen. Damit ist nicht gemeint, dass Sie es schaffen, auf den eigenen zwei Beinen zu stehen – im Sinne des Nicht-Umfallens. Nein, es geht um das Auf-eigenen-Beinen-Stehen, darum, sich selber etwas aufzubauen. Auch wenn Sie sich den englischen Begriff »self employed« näher ansehen, bedeutet das frei übersetzt »sein eigener Angestellter« sein – und das ist in keiner Weise mit einer Persönlichkeitsstörung verbunden, zeigt aber dennoch, dass Sie als GoG – ich hoffe, Sie erinnern sich an meine Wortschöpfung aus dem Vorwort – mehrere Personen sind. Sein eigener Chef sein, sein eigenes Unternehmen führen, selber bestimmen können und vor allem für sich selber wirtschaften. Klingt gut, oder?

Was verbinden Sie also mit dem Wort »Selbstständigkeit«? Wirtschaftlichen Erfolg, finanzielle Unabhängigkeit oder vielleicht Zeitmangel, Stress und Ängste? Es ist kein Zufall, dass Sie Stress und Zeitmangel mit der Selbstständigkeit verbinden, aber genauso kann es sein, dass Ihnen die Begriffe »Erfolg« und »Unabhängigkeit« in den Sinn kommen. Das Abenteuer Selbstständigkeit – und ich nenne es an dieser Stelle bewusst »Abenteuer« – kann sich für jeden GoG anders gestalten. Genauso wie Sie mit dem Begriff »Lotto« sowohl Pech als auch Hoffnung oder das Glück verbinden können. Das kommt ganz drauf an, wie Sie Ihre Prioritäten setzen.

Für mich sind etwa die Stunden vor der Lottoziehung ein großer Genuss, wenn ich mir ausmale, was ich mache, wenn ich gewinne, und vor allem, was ich mit dem Geld alles anstelle. Letztendlich habe ich leider noch nie gewonnen – zumindest noch nie mehr als fünf Euro –, aber darauf kommt es nicht an. Sondern darauf, darüber nachzudenken, wie es sich anfühlen würde, wenn Sie gewinnen. Und genau diese Gedanken machen das GoG-Sein aus. Denken Sie darüber nach, wo Sie irgendwann stehen könnten. Und wenn Ihr Ziel die Weltherrschaft ist, dann ist das auch in Ordnung. Okay, tut mir leid: Ich habe natürlich noch unsere beiden Freunde Anne und Bernd als Konkurrenten vergessen. Bevor ich zu weit abschweife, komme ich darauf zurück, warum ich Ihnen überhaupt von meinen Erfahrungen beim Lottospielen berichte. Selbstständig zu sein ist nämlich für manche GoGs schon deswegen erfüllend, weil sie ihr eigener Chef sind und ihren Traum leben. Darum müssen auch Sie genau abstecken, warum Sie selbstständig sein wollen. Glücklich sein ist das Ziel, Erfolg kann eine Voraussetzung dafür sein oder »nur« ein Bonus. Aber genau dieses Glücklichsein halte ich für sehr wichtig. Viele Menschen gehen den Schritt in die Selbstständigkeit, weil sie in ihrem jetzigen Beruf nicht glücklich sind. Klar, Schokolade macht auch glücklich und viel Joggen ebenfalls. Doch eine Gründung ist gesünder und macht bei jedem Wetter gleich viel Spaß. Also, Lust aufs Gründen?

Falls Sie ein leidenschaftlicher Bingo-Spieler sind, dann kennen Sie das, was ich Ihnen jetzt erzähle. Sie sitzen in einem überfüllten Raum, den wir jetzt einmal als Ihren Markt für Ihre Geschäftsidee verstehen. Um Sie herum sind andere eifrige Bingo-Spieler, die konzentriert auf die Trommel mit den Bingo-Zahlen starren. Nennen wir diese anderen Spieler Ihre Konkurrenz. Sie kommen gut miteinander aus, aber es ist jedem klar, dass es nur einen Gewinner geben kann – zumindest in dieser Runde. Manche Konkurrenten schauen mürrisch herüber und sind Ihnen vielleicht schon voraus. Andere sitzen unsicher auf ihrem Stuhl und sind außerdem das erste Mal dabei. Plötzlich ein Freudenschrei irgendwo links von Ihnen. Sie schauen schnell noch mal auf Ihren Bingo-Schein, um sicherzugehen, ob Sie nicht ebenfalls Glück haben. Aber nein, der Jackpot geht an die Konkurrenz. Natürlich träumen Sie davon, »Bingo« quer durch den Raum zu rufen und den einen oder anderen rüstigen Rentner damit aus seinem Schläfchen zu wecken. Aber macht das Spiel nicht auch ohne diesen Moment schon Spaß genug, sodass Sie es nicht bereuen, mitgemacht zu haben, und es jederzeit wieder versuchen würden? Und nicht nur beim Bingo gibt es mehrere Runden und mehrere Gewinner. Sicher würden Sie also erneut wiederkommen, um Ihr Glück zu wagen, die Spannung auszukosten und die Atmosphäre zu genießen Ja, ich weiß. Es ist leicht gesagt: »Hey, Sie müssen auch Niederlagen einstecken können.« Aber genau darum geht es bei einer Gründung! Sie müssen einstecken können. Bereits ein weiser Mann namens Forrest Gump sagte einmal – jetzt ein wenig übertragen gemeint: »Die Gründung ist wie eine Schachtel Pralinen – Sie wissen nie, was Sie bekommen.« Manchmal geht es im Leben, insbesondere dem eigenen GoG-Sein, nicht darum, wie hart Sie zuschlagen können, sondern darum, wie viel Sie einstecken können. Manchmal macht einen der Weg – also das Spielen an sich – schon glücklich und nicht nur das erhoffte Ergebnis.

Für alle anderen, die noch nie Bingo gespielt haben und generell dem Glücksspiel wenig abgewinnen können, ein anderer Ansatz. Schaut man online im Duden nach Synonymen für »Selbstständigkeit«, erscheint Folgendes:

Alleingang, Eigeninitiative, Eigenmächtigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Selbstverantwortlichkeit, Eigenständigkeit, Emanzipation, Erwachsensein, Freiheit, Mündigkeit, Reife, Unabhängigkeit, Ungebundenheit; (Politik, Soziologie) Selbstbestimmung, Autarkie, Eigenstaatlichkeit, Selbstverwaltung, Souveränität; (bildungssprachlich) Autonomie, Freiberuflichkeit, Unternehmertum1

1 Abfrage Duden online

Sie sehen, es gibt nicht nur viele Gründe für eine Selbstständigkeit, sondern auch eine Menge sinngemäßer Übersetzungen. Auch ich habe am Anfang mehr als nur einen Grund für meine eigene Gründung gehabt. Was erwarten Sie von der Selbstständigkeit und was wollen Sie erreichen? Das müssen Sie in erster Linie mit sich selber klären. Wie definieren Sie den Erfolg Ihrer Selbstständigkeit? Wann macht Ihnen das Bingo-Spiel Spaß? Schauen Sie in sich hinein und stecken Sie Ihre Ziele ab. Anders als beim Bingospielen ist das Risiko des GoG-Seins eben mehr als nur »nicht gewinnen«, da heißt es manchmal, wirklich zu verlieren.

Natürlich wollen Sie darüber ungern sprechen oder lesen. Es ist eine Gefahr für die Luftblase, in der Sie vielleicht stecken, aber auch damit müssen Sie sich auseinandersetzen. Das Risiko ist die Nadel unter der schicken Blase, die zwischen Traumverwirklichung und Scheitern steht. Je besser Sie Ihre eigene Gründung vorbereiten und sich mit allen Variablen im Vorfeld auseinandersetzen, desto höher fliegen Sie mit Ihrem schimmernden Flugobjekt davon und winken dem Risiko aus erfolgreicher Ferne zu. Gleichzeitig bin ich mir aber ziemlich sicher, dass Ihnen das nicht neu ist, und ich bin froh, dass Sie sich dennoch für die Selbstständigkeit interessieren. Wenn Sie Risiken vorher identifizieren, sind diese manchmal nachher gar nicht mehr so groß. Wenn Sie an dieser Stelle (Selbst-)Zweifel bekommen, ist das ganz normal und gehört dazu.

Wenn Sie es sich jetzt noch einmal anders überlegen und sich gegen die Selbstständigkeit entscheiden, kann ich das genauso gut verstehen. Das Buch sollten Sie trotzdem zu Ende lesen. Ich bin der Letzte, der Ihnen einen Vorwurf macht, aber seien wir ehrlich: Sie haben sich dieses Buch nicht gekauft, um dann nur die ersten Seiten zu lesen, oder? Sie wollen mehr. Und das ist auch gut so. Warum (nur) die dunkle Seite vom Toast betrachten? Legen wir den Toast also einfach andersherum auf den Teller oder schmieren eine dicke Schicht einer bekannten Nuss-Nougat-Creme darauf. Man(n) gönnt sich ja sonst nichts. Für die gesundheitsbewussten GoGs unter Ihnen darf es natürlich auch gerne Magerquark mit nur 0,01 Prozent Fett sein. Der Aufstrich könnte für Ehrgeiz und Leidenschaft stehen und wenn Sie genug auf den Toast schmieren, dann schmeckt die verbrannte Seite »Risiko« auch gar nicht mehr so bitter. Doch bevor Sie herzhaft in Ihren Toast beißen: Stimmt es eigentlich, dass das Brot immer auf die bestrichene Seite fällt? Ist es nicht eher reiner Zufall? Und bitte, was hat das mit Existenzgründung zu tun?

Fakt ist, dass der Toast sich dreht, wenn er vom Tisch fällt. Das passiert, weil der Toast schräg über die Kante rutscht. Da unser schöner Toast aber bis zum Boden nicht genug Zeit hat, sich komplett zu drehen, landet er leider auf der leckeren Seite. Platsch! Aber was wäre, wenn wir beim Essen einfach stehen oder wenn wir auf dem großen roten Stuhl einer Möbelhauskette essen oder den Toast falsch herum halten würden beim Essen? Was wäre also, wenn wir uns unkonventionell verhalten, einfach etwas anders machen, einfach unser Schicksal selber in die Hand nehmen – was passiert dann mit unserem Toast? Ganz einfach, das Toastbrot hat genug Zeit, um sich einmal komplett zu drehen – und das Geschmierte ist gerettet. Lassen Sie jetzt bloß nicht alle Ihre Toasts fallen, nur um das Ganze zu testen. Nein, nein, nein, ich sage lediglich, dass Sie die Chance haben, Ihre beschmierte Seite zu retten. Also, wenn Sie bereit sind, Ihr Frühstück vielleicht ein wenig anders als üblich zu sich zu nehmen oder für Ihr GoG-Sein genug Einsatzbereitschaft, Durchhaltevermögen und Leidenschaft mitbringen, dann ist alles möglich. Vielleicht ist Ihnen das Beispiel zu suspekt, aber in dem Falle hilft es, wortwörtlich über den Tellerrand hinauszublicken.

Zu einer ausführlicheren Beschreibung der Chancen und Risiken des GoG-Seins kommen wir jetzt. Bis dahin: Guten Appetit.

Chancen und Herausforderungen gibt es immer

Ich habe aus Risiken Herausforderungen gemacht, das klingt doch gleich viel entspannter.

»In einem Jahr werde ich zehn Millionen Euro Umsatz machen. Ich werde Kunden in zehn Ländern haben und wir werden ein Team aus 100 jungen und engagierten Leuten sein, die alle gemeinsam erfolgreich sind. Und dann, im zweiten Jahr, werde ich in einem Wolkenkratzer in New York in der obersten Etage sitzen und die Weltherrschaft an mich reißen…« Das war ein kleines Zitat von Bernd. Na ja, wie dem auch sei: Sicher geht es jedem von uns ein bisschen so – zumindest für eine kurze Zeit. Sie sehen das Geschäftsvorhaben wie durch einen Schleier, verständlich durch die Konsistenz der Luftblase, in der Sie anfangs sitzen – Sie bauen sich vielleicht ein Luftschloss. Schlösser sind zwar toll, aber besser, sie sind aus Stein, Holz – oder von mir aus auch aus Schokolade – als aus Luft.

Wenn Sie sich beim Lesen dieser Worte als möglichen Luftschloss-Baumeister ertappt haben, ist dies ein guter Schritt in die richtige Richtung. Sie erkennen, dass Sie vielleicht manche Aspekte falsch einschätzen. Dafür gibt es eine recht nüchterne Lösung: Lesen Sie dieses Buch weiter. Vor allem das Kapitel IV »Markt, Zielgruppe und Wettbewerb – was müssen Sie kennen wie Ihre Westentasche?« ist für Sie von großer Bedeutung. Recherche ist hier das Stichwort.

Wenn Sie plötzlich merken, dass die benachbarten Luftschlösser immer größer und größer werden und Ihr eigenes immer kleiner zu werden scheint, erschrecken Sie nicht. Seien Sie froh, dass es nicht über die Planung Ihres Luftschlosses hinausgegangen ist, denn sonst hätte es vielleicht ernstere Konsequenzen gegeben. Planungen können Sie ändern und optimieren. Ein fertiges Schloss umzubauen ist aufwendiger und meistens auch sehr teuer. Können Sie sich den Aufwand vorstellen, den es braucht, um ein großes Schloss zu errichten, in Schuss zu halten und sogar noch schöner zu machen? Wissen Sie, dass dafür ganze Teams aus Bauarbeitern, Handwerkern, Gärtnern und Reinigungskräften benötigt werden? Und jetzt stellen Sie sich vor, dass Sie all das als GoG alleine machen müssen. Das bedeutet viel Arbeit. Denn als Ihr eigener Chef müssen Sie wohl oder übel auch die Drecksarbeit machen, bis Sie sich irgendwann selber befördern. Aber wenn Sie die Ärmel hochkrempeln und sich auch nicht zu schade sind, ein bisschen Unkraut zu zupfen, ist alles möglich.

Starten Sie nicht mit der Vorstellung eines Luftschlosses in Ihrem Kopf. Haben Sie Geduld. Starten Sie mit einem kleinen Häuschen auf einem weiten Feld, das Sie in Ruhe und mit Zeit immer weiter ausbauen können, bis es vielleicht irgendwann zu dem Schloss wird, das Sie sich von Beginn an gewünscht haben. Sie müssen die Welt ja nicht an einem Tag erobern, manchmal dürfen es auch zwei Tage sein.

Sehr oft lege ich GoGs nahe, dass es neben den großen Chancen auch Herausforderungen gibt, die auf jeden Fall berücksichtigt werden müssen. Das sage ich Ihnen hiermit auch: Es gibt Herausforderungen, denen Sie unbedingt Wert beimessen müssen. Was also tun, um Chancen und Herausforderungen gegeneinander abzuwägen?

Da sich Chancen und Herausforderungen für jeden Einzelnen individuell bilden, kann ich leider keine allgemeine Aussage treffen. Wir können uns aber zusammen beide Seiten der Medaille ansehen und einige Dinge festhalten. Ja, mir ist bewusst, dass das Bild der Medaille oft benutzt wird, aber hier passt es doch sehr gut. Von mir aus nehmen wir eben eine alte Medaille aus Rom, die sonst keiner hat.

Beginnen wir mit der schönen Seite der Medaille: den vielen Chancen, die das GoG-Sein bietet. Da ist zum einen der hoffentlich eintretende finanzielle Erfolg. Um viel Geld zu verdienen, bleiben einem eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Konzernvorstand werden oder eine eigene Existenz gründen. Natürlich können Sie auch erben oder reich heiraten, aber die Vorstellung, etwas mit eigenen Händen aufzubauen, gefällt mir persönlich besser. Zum anderen ist sicherlich die berufliche Unabhängigkeit eine Chance, obwohl wir darüber durchaus diskutieren können. So können Sie als Selbstständiger natürlich entscheiden, wann und wie oft Sie arbeiten, aber gerade zu Beginn werden Sie höchstwahrscheinlich mehr arbeiten als in einem Angestelltenverhältnis und den morgendlichen, frisch gebrühten Kaffee stellen Sie sich anfangs auch selber auf Ihren Schreibtisch. Ihr eigenes Sekretariat im Vorzimmer kommt irgendwann mit der Weltherrschaft. Als GoG müssen Sie sich darauf einstellen und sollten sich sogar darauf freuen. Wenn Sie auch ohne viel Arbeit ein Businessmodell entwickeln, was horrende Gewinne generiert, stehe ich als Investor gerne bereit. Schicken Sie mir einfach eine E-Mail oder rufen Sie an!

Auf der anderen Seite der Medaille gibt es etwa sozialen und gesellschaftlichen Misserfolg. In unserer Gesellschaft sind wir uns Spott und Häme sicher, wenn wir als GoG scheitern. Ich finde allerdings, dass es an der Zeit ist, diese Fehlerkultur für beendet zu erklären. Hätten wir diese Einstellung nicht oder die Angst davor, gäbe es sicher deutlich mehr GoGs. In anderen Ländern ist diese negative Einstellung weit weniger zu finden. Dort feiert man sogar Partys, wenn das Start-up scheitert. Jetzt sollen Sie bitte noch keine Party planen, aber manchmal hilft Leichtigkeit doch, die Dinge etwas leichter zu sehen. »Apropos Fehler: Jeder macht mal Fehler. Schauen Sie sich doch einmal Ben Hur – also den prämierten Film – an, da trägt einer der Hauptdarsteller eine Armbanduhr und das, obwohl es erst Jahrhunderte später Uhren gab. Sie sehen: Fehler passieren jedem. PS: Der Film hat übrigens elf Oskars gewonnen.

Natürlich gibt es auch das finanzielle Risiko. Haben Sie einen großen Investitionsbedarf, so müssen Sie einen Kredit aufnehmen, einen Investor finden und sich vielleicht verschulden. Welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, Ihr Vorhaben zu finanzieren, damit werden wir uns später ausgiebiger beschäftigen.

Mein Motto ist immer gewesen: »Mit Volldampf voraus.« Das trifft vielleicht auch auf Sie zu. Ja, schon wieder so eine Floskel, aber keine Sorge, davon kommen sicher noch mehr.

Tipp

Nehmen Sie ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand, skizzieren Sie eine Tabelle mit zwei Spalten und schreiben Sie links »Chancen« und rechts »Herausforderungen« über die Felder. Jetzt listen Sie alle Punkte zu diesen beiden Überschriften auf, so wie sie individuell auf Sie zutreffen. Ist gesellschaftlicher Misserfolg ein Risiko für Sie? Nein? Dann schreiben Sie es nicht auf. Ist finanzieller Erfolg für Sie wichtig? Na, aber so was von? Dann schreiben Sie es schnell auf. Die fertige Liste gibt Ihnen am Ende einen guten Überblick. Wenn auf Ihrer Liste am Ende mehr Herausforderungen stehen, bedeutet das nicht, dass Sie es sein lassen sollten. Es bedeutet nur, dass eine sorgsame Planung für Sie noch wichtiger ist. Natürlich ist das nur eine einfache Möglichkeit, das Ganze vorab abzuwägen, aber irgendwo müssen Sie ja anfangen.

Eigenschaften – was braucht ein Super-GoG?

Sie stellen sich vielleicht die Frage, was also einen erfolgreichen GoG ausmacht. Und wie Sie ein Super-GoG werden können.

Mit einem erfolgreichen GoG werden viele Fähigkeiten verknüpft. Er braucht Fach- und Branchenkenntnisse, muss belastbar sein, Selbstvertrauen haben, kontaktfreudig und kritikfähig sein, vor Kreativität und Ideen sprudeln und Zielstrebigkeit in sich tragen. Klingt nach einer ziemlichen Herausforderung. Auf mich trifft nicht mal die Hälfte zu. Also, bin ich wohl eher ein Mini-Super-GoG, aber na ja, trotzdem halt »super«. Ein schönes Beispiel ist auch der allseits bekannte Fußballtrainer Jürgen Klopp. Ein kreativer, kluger Mann, der mit viel Herzblut, Leidenschaft und der Motivation seines Teams viel, sehr viel erreicht hat. Wir erinnern uns gerne an die zähnefletschenden Jubelsprünge und die charismatischen Pressekonferenzen. Egal zu welcher Zeit, egal in welcher schwierigen Lage – er ist seinem Weg treu geblieben, hat jeder Kritik standgehalten und trotzdem weiter auf sich selbst vertraut und zielstrebig seine Ziele verfolgt. Klingt, als wäre ich ein Fan. Okay, es muss nicht jeder so sein wie Jürgen Klopp, aber diese Zielstrebigkeit und diese Motivation sind für GoGs ausschlaggebend.

Sie müssen sicher nicht allen Punkten der Aufzählung zu 100 Prozent entsprechen und der einmalige Branchenexperte sein. Es gibt immer Neues, von dem ein GoG keine Ahnung hat. Sie können schließlich nicht alles wissen. Dennoch sollten Sie sich vor der Gründung immer wieder fragen, ob Sie der Richtige für das GoG-Sein sind. Um schon mal einen kleinen Bogen zum Ende des Buches zu schlagen: Sie sitzen am Steuer, Sie dürfen hupen und lenken, aber Sie müssen eben auch Gas geben. Am Ende des Buches dürfen Sie sogar einen Bulldozer fahren.

Eine Existenzgründung ist neben der wirtschaftlichen auch eine persönliche Herausforderung. Deswegen überlegen Sie ganz genau: Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen? Und bevor Sie anfangen zu überlegen: Schummeln bringt nichts. Das machen Sie nicht für mich oder jemand anderen. Das ist ganz allein für Sie. Von welchen Stärken können Sie profitieren und an welchen Schwächen müssen Sie vielleicht arbeiten?

Ich zeige Ihnen hier einmal, was einen Super-GoG ausmachen kann. Ein Leitfaden zum Superhelden.

Branchenerfahrung

Ich weiß, der Begriff klingt ein wenig staubig, aber wirklich schwer zu verstehen ist er eigentlich nicht. Vielleicht haben Sie schon Kontakte zu Kunden oder Lieferanten, was Ihre Gründung vereinfachen würde. Aber auch, wenn Sie noch keine Erfahrung vorzeigen können, verzagen Sie nicht. Mit genug Motivation und Begeisterung lässt sich dieser Mangel schnell ausgleichen. Natürlich starten Sie bei null, wenn Sie etwa einen Onlineshop für Bekleidung etablieren wollen und keine Ahnung vom Markt haben. Aber dann liegt es an Ihnen, diese fehlende Erfahrung durch Motivation und Lernbereitschaft auszugleichen. Ich habe zu Beginn meines GoG-Seins auch nur im Studium von Buchhaltung oder Jahresabschlüssen gehört, gemacht hatte ich das nie. Was Sie nicht können, können Sie lernen. Sie müssen eben nur genug Motivation mitbringen.

PS: Die Buchhaltung und den Jahresabschluss habe ich auch nur ein Jahr selber gemacht. So viel zum Thema Motivation.

Positionserfahrung

GoG-Sein bedeutet in der Regel, eine Menge Positionen zu übernehmen. Wo in einem großen Unternehmen Hunderte Angestellte für bestimmte Aufgaben zuständig sind, gibt es bei Ihnen nur einen Angestellten – nämlich Sie. Sie müssen sich um den Vertrieb, um das Marketing, die Buchhaltung und noch viel mehr kümmern. Die Liste ist lang, da ist es hilfreich, wenn Sie bereits Erfahrungen in einigen dieser Bereiche haben. Andererseits ist es natürlich auch möglich, Mitarbeiter für diese Aufgaben einzustellen. Aber das ist gerade am Anfang eine besondere Herausforderung. Lesen Sie dazu unbedingt das Kapitel zur Aufgabenplanung. Dort finden Sie ein System, wie Sie vorgehen können.

Motivation

Motivation ist vermutlich die wichtigste Eigenschaft, die Sie mitbringen sollten. Es liegt an Ihnen, sich jeden Tag selbst zu motivieren und für Ihren Traum des GoG-Seins zu begeistern. Die Selbstständigkeit ist, wie man so schön sagt, kein Ponyhof. Sie werden jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Ich mache Ihnen da nichts vor, aber neu sollte Ihnen diese Tatsache natürlich auch nicht sein. Aber wer will auch schon dauerhaft auf einem Ponyhof leben – also ich zumindest nicht. Und zum Thema tägliche Motivation: Ich bin auch nicht jeden Tag gleich motiviert. Das ist auch viel zu viel verlangt. Aber wenn Sie wissen, wofür Sie arbeiten, dann gibt Ihnen das einen ordentlichen Schub. Und wer morgens nicht aus dem Bett kommt, der darf sich gerne einen militärähnlichen Weckruf aufs Handy sprechen und als Wecker einstellen. Man hört bekanntlich am liebsten auf sich selber.

Bei der Motivation unterscheidet man zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Intrinsisch motiviert sind Sie, wenn die Motivation aus Ihnen selbst kommt und Sie etwas tun, weil es Ihnen zum Beispiel Spaß macht. Ein Beispiel: Sie spielen Bingo, weil Ihnen Bingo spielen an sich Spaß macht, auch wenn Sie nicht gewinnen, oder Sie schreiben gerne Gedichte, weil Sie gerne etwas erschaffen. Bei extrinsischer Motivation kommt die Motivation von außen, deshalb auch extrinsisch, wegen des »ex«. Andere motivieren Sie, Ihr Ziel zu erreichen. Das ist toll und eine gute Hilfe, aber nichts geht über die Motivation, die in Ihnen entsteht. Das Feuer muss in Ihnen brennen und vor allem sollten Sie es selber entfachen.

Risikobereitschaft

Wie Sie bereits zuvor mitbekommen haben, ist das GoG-Sein mit Herausforderungen verbunden. Darum führt auch kein Weg an einer ordentlichen Portion Risikobereitschaft vorbei – Herausforderungsbereitschaft ist als Begriff einfach zu lang. Als GoG können Sie nur schwer genaue Arbeitszeiten und Urlaubstage festlegen, noch bekommen Sie von Ihrem netten Chef am Ende des Monats ein sicheres Gehalt aufs Konto. Sie übernehmen Verantwortung für Ihr Produkt, für Ihre Mitarbeiter und für alles andere eigentlich auch. Trotz dieser Situation müssen Sie Entscheidungen treffen und diese vertreten. Zögern Sie nicht. Sie müssen bereit sein, mit Anlauf ins kalte Wasser zu springen. Aber kann das nicht nach einem heißen Sommertag erfrischend sein? Gerne dürfen Sie anfangs auch Schwimmflügel anziehen.

Gründertalk:

GoG: »Und was passiert, wenn ich allein gründe und krank werde? Dann kann ich nichts mehr verdienen, oder?«

Der nette Autor: »Während meiner Tätigkeit als Berater werde ich das sehr oft gefragt. Sie sind also definitiv nicht der Erste und einzige GoG, der diese Sorgen hat. Natürlich gibt es auch Absicherungen für Selbstständige wie eine Krankengeldversicherung. Wichtig ist, dass Sie sich eben gut beraten lassen – auch GoGs sollte es vergönnt sein, mal eine Grippe zu bekommen und dann im Bett zu bleiben. Wichtig ist aber, dass Sie sich frühzeitig Gedanken dazu machen, wie Sie mit einer solchen Situation umgehen können.«

Durchsetzungsvermögen und emotionale Stabilität

Die eigene Existenzgründung ist kein Zuckerschlecken. Sie müssen lernen, viele Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen und viele Entscheidungen zu treffen – und das am besten schon gestern. Das bedeutet zeitweise Stress. Wichtig ist, dass Sie sich durchbeißen. Schreien Sie ruhig mal in der stillen Kammer oder lassen Sie Ihre Angespanntheit an einem Boxsack aus. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: Der Schrei ist Schwäche, die den Körper verlässt und Platz für den Ausbau Ihrer Stärken schafft. Sie können auch auf der Straße schreien, aber das weckt nur Neider. Dieser Stress ist ganz normal. Ich würde mir Sorgen machen, wenn es bei Ihnen anders wäre. Wir sind nur Menschen, wenn es zu viel wird, dann wird es halt zu viel. Atmen Sie durch, erlauben Sie sich Schwäche und machen Sie dann weiter. Glauben Sie mir, ich habe meine eigene Selbstständigkeit mehr als einmal verteufelt. Vor allem am Anfang sind Krisen und Fehler ganz normal. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern und zeigen Sie Stärke. Sie sind nicht der Erste, der ein wenig strauchelt, und bestimmt auch nicht der Letzte. Und wenn Sie hinfallen, dann stehen Sie einfach wieder auf.

Familie und privates Umfeld

Ihre Familie und Ihr komplettes Umfeld spielen eine große Rolle bei Ihrem GoG-Sein. Eine Gründung bedeutet zwar oft, dass Sie etwas alleine auf die Beine stellen, jedoch nicht, dass Sie nicht auch Unterstützung gebrauchen können. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie Ihre Freizeit und Ihr Privatleben ein wenig opfern oder besser gesagt vielleicht ein wenig umstrukturieren müssen. Überlegen Sie sich genau, wie Sie beides managen können, das GoG-Sein und Ihr Privatleben. Planen Sie Zeit für private Dinge ein – nur mit Tunnelblick vorauszustürmen ist wenig sinnvoll. Gönnen Sie sich Pausen, denn genau da sammeln Sie Kraft für das Vorausfahren.

Gründertalk:

GoG: »Mein Umfeld nimmt meinen Plan, mich selbstständig zu machen, nicht ernst beziehungsweise belächelt mich.«

Der nette Autor: »Ich muss schmunzeln. Sie erinnern mich wirklich an mich selber, als ich das Projekt Selbstständigkeit gestartet habe. Auf manchen Veranstaltungen wurde ich belächelt und es kam nicht nur einmal vor, dass ich aufgrund meines Alters für einen Kellner gehalten wurde. Davon dürfen Sie sich aber nicht aufhalten lassen. Natürlich ist die Unterstützung des familiären Umfelds sehr wichtig. Überzeugen Sie Ihr Umfeld durch Standhaftigkeit und Ausdauer von Ihrer Geschäftsidee. Sehen Sie das Ganze als ein kleines Spiel oder noch besser als eine Übung mit freiwilligen Mitspielern. Sie stehen voll und ganz hinter Ihrer Idee? Sehr gut. Jetzt müssen Sie nur noch Ihre Freunde und die Familie davon überzeugen. Wenn Ihnen dies gelingt, wird das spätere Kundengespräch für Sie das reinste Kinderspiel. Bleiben Sie am Ball und bitten Sie ganz speziell um Unterstützung und Beistand. Letztendlich brauchen Sie auf lange Sicht ein Umfeld, das Ihnen den Rücken stärkt, besonders in stressigen Zeiten, die mit Sicherheit kommen werden.«

Viele GoGs fragen mich nach Tests, die sie machen können, um herauszufinden, ob sie ein wirklicher Super-GoG wären. Leider halte ich fast alle diese Tests für Unsinn. Entschuldigen Sie bitte meine pauschale Antwort. Was ich hilfreich finde, ist, wenn Sie ein paar Fragen für sich ganz klar und im Stillen beantworten. Und noch mal: Schummeln ist lediglich Selbstbetrug – es gibt hier keine Fleißsternchen. Vielleicht helfen Ihnen diese Fragen weiter:

Glauben Sie an Ihre Idee und an Ihren Erfolg?Haben Sie bereits Erfahrungen als GoG?Können Sie von Ihrem Umfeld Unterstützung erwarten?Was ist mit Rückschlägen – können Sie damit umgehen?Können Sie leicht andere Menschen ansprechen?Können Sie Ihr eigenes Produkt gut verkaufen?Sind Sie in der Lage, Verantwortung zu übernehmen?Kennen Sie sich mit BWL, Marketing und in der jeweiligen Branche aus?

Natürlich müssen Sie jetzt nicht alle Fragen mit »Ja« beantworten, das kann wahrscheinlich niemand. Aber wie gesagt, das Ganze ist nur eine »kleine Hilfestellung«. Es gibt auch keine Punkteauswertung nach dem Motto:

6–8 Punkte: Sie sind ein Super-GoG.3–5 Punkte: Überlegen Sie es sich lieber noch mal.0–2 Punkte: Bitte verstecken Sie sich unter der Couch und kommen Sie nie mehr heraus.

Aber: Es ist wichtig, wie Sie sich in bestimmten Situationen verkaufen können. Sicher erinnern Sie sich noch an die Frage zur Ernsthaftigkeit. Eben habe ich gesagt, dass manche Berater bei mir auf bestimmten Businesstreffen ein Bier bestellen wollten, weil Sie dachten, ich wäre der Kellner. Wissen Sie, was ich gemacht habe? Ich bin zur Bar gegangen und habe zwei Bier geholt. Bin damit zurück zu dem anderen Berater und habe gesagt: »Hier sind zwei Bier, ich bin zwar kein Kellner, aber Bier besorgen kann ich trotzdem gut. Und jetzt Prost.« Glauben Sie mir, der Kollege wurde ein wenig rot und wir haben herzlich zusammen gelacht.

Selbstmarketing – auf Sie kommt es an

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie steigen morgens in eine Bahn und machen sich auf den Weg zur Arbeit. Mit Ihnen zusammen tun dies viele andere Menschen. Was fällt Ihnen auf, wenn Sie den Blick durch die Bahn schweifen lassen? Wer steht neben Ihnen? Wie verhält sich die Person Ihnen gegenüber? Wer unterhält sich miteinander? Es sind so viele Eindrücke, dass Sie gar nicht alle aufnehmen können – niemand kann das, außer vielleicht der Super-GoG. Daher filtern wir unsere Eindrücke. So sortieren wir die Menschen in Schubladen – anhand von Aussehen, Verhalten und anderen, im ersten Moment oberflächlichen Faktoren.

Sie selber werden tagtäglich auf dieselbe Art und Weise von Mitmenschen einsortiert und in eine Schublade gesteckt. Vor allem als GoG spiegeln Sie Ihr Unternehmen wider. Oder besser: Sie sind das Unternehmen. Daher ist Selbstmarketing für den Erfolg des GoG-Seins eminent wichtig.

Der erste Eindruck

Können Sie den ersten Eindruck beeinflussen? Schließlich möchten Sie doch sicher selber entscheiden, in welcher Schublade Sie landen. Stellen Sie sich noch einmal die Situation in der Bahn vor. Ihnen gegenüber steht eine junge Frau. Sie beginnen zunächst eine Art »Scan« mit den Augen. Das Gesicht hat bei Weitem die auffälligsten Merkmale. Die Nase, die Augen, der Mund, die Zähne – ein Gesicht bietet viel zu sehen. Ebenso sind Kleidung, Schuhe und Stil auffällig. Ist sie eher schick oder eher sportlich gekleidet? Trägt sie Schmuck oder außergewöhnliche Accessoires? Schon nach ein paar Sekunden glauben Sie so, die Frau einschätzen zu können. Neben den offensichtlichen Merkmalen beschäftigen Sie sich natürlich auch mit ihrem Verhalten. Lächelt sie andere Fahrgäste an? Ist ihr Blick gesenkt? Was sagt die Haltung über sie aus? Sie merken, es gibt viel zu analysieren, und unser Hochleistungscomputer im Kopf führt diese Analyse schnell durch und formt daraufhin ein entsprechendes Bild. Und genau darum geht es. Sie können den ersten Eindruck beeinflussen. Wenn Sie wissen, was dazu führt, dass Sie in eine bestimmte Schublade gesteckt werden, dann wissen Sie auch, was Sie anpassen müssen, sofern Sie in einer anderen Schublade landen möchten. Die Frage ist also nur: In welche Schublade wollen Sie gesteckt werden?

Gründertalk:

GoG: »Ich bin eigentlich eher ein schüchterner Typ, kann ich mich dann überhaupt selbstständig machen?«

Der nette Autor: »Natürlich kann es hilfreich sein, wenn Sie ein Stück aus sich herausgehen können, weil Sie Ihre Produkte oft selber verkaufen müssen – da ist eine gewisse Extrovertiertheit sicher nicht schlecht. Das heißt aber nicht, dass schüchterne Menschen nicht auch erfolgreich sein können, ein wenig Training kann Ihnen hier bestimmt helfen, die Schüchternheit zu überwinden. Aber zu dem Thema komme ich gerne nachher noch mal zurück.«

Es gibt mehr als nur das Auge

Nichts kann mehr erfassen als das Auge. Doch wo Werbung in der Vergangenheit vor allem die Ansprache visueller Reize war, ist heute mehr gefragt. Was das alles mit Ihnen zu tun hat? Eine ganze Menge. Sie haben die Dame in der Bahn »gescannt«, aber Sie können natürlich noch mehr erfassen. Nehmen Sie sich als Nächstes Ihren olfaktorischen Sinn – den Geruchssinn – vor. Ich stimme Ihnen zu, die Eindrücke in einer Bahn sind nicht immer die besten, dennoch haben wir eine feine Nase, die uns hilft, auch den Geruch des Gegenübers wahrzunehmen und unser zuvor gewonnenes Bild zu festigen oder infrage zu stellen. Wir erfassen in unserem Beispiel einen frischen, zitronenartigen Geruch und schließen aufgrund der Kleidung auf ein gepflegtes Gegenüber. Gerüche spielen häufig eine dominante Rolle. Den Ausdruck »jemanden gut riechen können« haben Sie bestimmt schon gehört. Neben der Nase haben wir natürlich noch weitere Sinne zur Verfügung, auch das ist sicher nicht neu für Sie. Nun müssen Sie nicht gleich Parfum kaufen gehen, aber gerade auf einer persönlichen Ebene spielt eben auch der Geruch eine Rolle.

Bereitwillig macht die Probandin ihren Sitzplatz frei und spricht kurz ein paar Worte mit der älteren Dame, die nun dort sitzt. Dabei erfassen wir als Außenstehender oder Außenstehende die Stimme, das Sprachtempo, eventuell einen Akzent sowie die Stimmlage und bekommen so weitere Informationen.

Abschließend stehen unser Tast- und unser Geschmackssinn zur Verfügung. Innerhalb einer Bahnfahrt kommt es selten dazu, dass Sie hier weitere Informationen sammeln können, zumindest nicht bei einer »normalen« Bahnfahrt. Aber in einem Kundengespräch sind etwa das Händeschütteln oder der Geschmack des Kaffees gute Beispiele.

Dieses Beispiel führt uns dazu, dass wir uns bewusst machen, dass uns ein Gegenüber – sei es in einem Kundengespräch, in einer Kooperationsverhandlung oder auf einem Businessevent – nicht nur mit dem Auge wahrnimmt, auch wenn das sicher eine übergeordnete Rolle spielt. Man nennt das Ganze »multisensual Branding«. Das ist das Optimieren einer Marke durch den Transport einer bestimmten Botschaft mithilfe verschiedener Reize – und diese Marke sind in dem Fall Sie. Ja, ein gruseliger Anglizismus, aber hier doch recht passend. Sie sind ab jetzt also kein Mensch mehr, sondern eine Marke.

Wie können wir nun also vorgehen, wenn wir uns bewusst sind, dass wir häufig nur ein paar Sekunden Zeit haben, um einen ersten Eindruck zu schaffen, der bleibend positiv ist? GoGs fällt gerade das häufig sehr schwer. In vielen Gesprächen stelle ich fest, dass vor allem zu Beginn eine gewisse Unsicherheit besteht. Genau diese Unsicherheit nimmt das Gegenüber wahr und verarbeitet diese Wahrnehmung vielleicht zu einem Ergebnis, das Ihnen nicht gefällt. Die Unsicherheit kann von Unerfahrenheit zeugen, aber wer möchte einem neuen, unerfahrenen Geschäftspartner gutes Geld für nicht vorhandene Erfahrung geben? Zugegeben, dieses Gedankenmuster ist einfach gestrickt, und doch spielt sich das häufig so ab. Gerade im klassischen Kundengespräch kann dies zum Verhängnis werden. Genau darum sollten Sie sich die Punkte vor Auge führen, die eine Rolle spielen, um bestmöglich gewappnet zu sein. Einige davon werde ich Ihnen an dieser Stelle vorstellen. Die Betonung liegt auf »einige«, um Ihren Anspruch nicht ins Unermessliche wachsen zu lassen.

Das große Fragezeichen

Auch Sie dürfen Wissenslücken haben – das ist völlig normal. Keiner weiß am Anfang alles, aber Sie müssen Unwissenheit vor Kunden geschickt kaschieren können. Na ja, eigentlich weiß man auch am Ende nicht alles. Wenn Sie gerade keine passende Antwort haben, sagen Sie etwas wie: »Darauf kommen wir gleich zu sprechen«, und informieren Sie sich in der Zwischenzeit schnell, ohne dass der Kunde das merkt. Ein Tarnanzug hilft hier leider nicht weiter. Was ich Ihnen damit sagen will, ist, dass Sie professionell wirken können, selbst wenn Sie überhaupt keine Ahnung haben. Das Beherrschen der Kunst, auch in einer Situation völliger Ahnungslosigkeit kompetent zu wirken und die Wissenslücken schnell und versteckt nachzuholen, war schon damals in der Schule sehr wichtig, später im Studium und in der Berufswelt erst recht – sei es als GoG oder als Arbeitnehmer.

Letztendlich haben Sie genauso viele Fragezeichen im Kopf. Viele davon bleiben unbeantwortet. Ich glaube, es gibt unendlich viele Fragen, also kann niemand alle beantworten. Nehmen wir doch mal dieses Buch. Mit Sicherheit wissen Sie noch nicht allzu viel über mich. Ja, mir ist bewusst, dass Sie das recherchieren können. Aber: Es gibt Fragen, die beantwortet werden, und solche die offen bleiben. Niemand weiß alles, manchmal geht es nur darum, die Unwissenheit gut zu verpacken.

Kleider machen Leute