Erste Hilfe für Verliebte - Anne West - E-Book

Erste Hilfe für Verliebte E-Book

Anne West

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Beschreibung

Erste Hilfe für Verliebte - Der ultimative Ratgeber für alle, die den Wahnsinn des Verliebtseins kennen! Verloren im Strudel der Gefühle? Niemand versteht die Höhen und Tiefen des Verliebtseins besser als Anne West, die erfolgreiche Erotikratgeberin. In diesem manisch-panischen Zustand liegen Glück und Unglück, Allmachtsgefühlte, Ängste und Selbstzweifel so nah beieinander wie nie zuvor. Alles Denken kreist nur noch um den einen: Wie kann ich ihn für mich gewinnen? Ist er wirklich der Traummann? Und wie soll es nach der ersten gemeinsamen Nacht weitergehen? In Erste Hilfe für Verliebte präsentiert Anne West brandneue Tipps, Tests und Träume für alle hoffnungsvoll und hoffnungslos Verliebten. Erotisch, sinnlich und romantisch begleitet dieser Beziehungsratgeber Sie durch die aufregende Zeit des Kennenlernens und der aufblühenden Liebe. Egal ob Single, frisch verliebt oder in einer Partnerschaft - dieser Ratgeber ist ein Muss für alle, die ihre Beziehung auf das nächste Level bringen möchten. Lassen Sie sich inspirieren und entdecken Sie die Geheimnisse erfüllter Liebe und Partnerschaft!

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Seitenzahl: 348

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Anne West

Erste Hilfe für Verliebte

Die besten Tipps für leidenschaftlichen Sex, rauschende Romantik und ein Leben voller Liebe

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

VorwortKAPITEL 1Flutwelle der Hormone – Verliebtsein ist eine KopfgeburtVerliebte sind zwangsneurotische VerhaltensgestörteVerlieben sich Männer anders als Frauen?Sich verlieben heißt ein neues Leben anfangenNarzissmus vom FeinstenZauber des Anfangs – Kosten Sie ihn aus!KAPITEL 2Vom Single zum VerliebtenRomantische IdealistenManisch VerliebteDer PessimistVerliebt ins VerliebtseinDer MasochistDie Lust, andere in sich verliebt zu machenWer sucht was? Die sieben Formen der LiebeLeidenschaftliche Liebe (Verliebtheit)Partnerschaftliche Liebe (Nähe und Verbindlichkeit)Verrückte Liebe (Leidenschaft und Verbindlichkeit)Totale Liebe (Leidenschaft, Nähe, Verbindlichkeit)Spielerische Liebe (zu allem, aber ohne Verbindlichkeit)Pragmatische LiebeHelfende Liebe (auch Selbstverleugnung genannt)KAPITEL 3Romantische Liebe – ein neues ModellPartnerwahl – angeboren oder anerzogen?Verlieben – eine Projektion?Aber warum bloß der, wieso bloß sie?Das Rollendrama »Familie«Die Lust an der WiederholungDer unerreichbare PartnerVerliebt in einen verbotenen, weil vergebenen MannSchluss mit lustig sollte sein, wenn …Die GeruchsdebatteEine(r) für alleRaus aus der Nummer!Der AlibipartnerKAPITEL 4KennenlernenVerabredungenErster SexDer erste Tag danachEs muss nicht alles jetzt und sofort seinKeine Taktik in der Werbephase!Vom Werben zur PflegeKAPITEL 5Die Drei-Monats-Tücken – oder auch: Die unnötigsten Fehler der VerliebtenAlte Ängste, neue LösungenLiebe kann nicht allesVerliebtheit als Vorlage für späterKAPITEL 6Was Frauen tun können – die Kunst der KleinigkeitenΠ Extra-TippsSexy Hinweise für verliebte FrauenWas Männer tun können: Meine Herren – Zeit für GefühlUnd jetzt wird’s konkret – Was Männer tun könnenExtra-TippsSexy Hinweise für verliebte MännerJa, bin ich denn noch ganz normal? Über erotische PhantasienDer Quickie mit dem FremdenLustsklavin für mehrere Männer seinBefehlshaberin über einen oder mehrere Männer seinSex mit einer anderen FrauEine Hure seinDabei gesehen werdenZwei Frauen zusehen (und mitmachen)Der eigenen Liebsten zusehen, wie sie es sich selbst machtErlaubte VergewaltigungDer Quickie mit der FremdenDie Harems-PhantasieMit der Freundin oder Schwester der Partnerin schlafenKAPITEL 7Nachwort
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Vorwort

»Der Verliebte hat keine Zeit, geistreich zu sein.«

Marie-Henri Beyle alias Stendhal, franz. Autor, 1783–1842

Mein gefühltes Alter lag in dieser Nacht bei zirka 12, knapp 13. Ich dachte bis dahin – mit damals immerhin 30 –, genug über das Leben, die Liebe und den wahnsinnigen Rest zu wissen, als dass mir das noch mal passieren würde: wie blöde kurz nach Mitternacht zu einem erleuchteten Fenster hinaufzustarren in der irren Hoffnung, er könnte just mal an der Scheibe vorbeigehen oder mich gar, o Himmel frohlocke, sehen! Wie ich total nervös auf der Straße auf und ab ging, dabei möglichst unbeteiligt aussah, als ob es mich nichts anginge, was ich hier gerade veranstaltete: wie ein liebestrunkenes Straßenkätzchen darauf zu lauern, dass sich die begehrte Gestalt zeigt und mich damit erlöst, umsonst hier rumgestanden zu haben, mitten im Nirgendwo – in, ach ja, Dinslaken.

Ich war in einem Zustand höchster Not. Und alles nur, weil ein Mann, den ich exakt sechseinhalb Stunden kannte, mich zu einem Schwimmausflug nach Xanten eingeladen hatte, gerade als wir uns eigentlich für immer und alle Zeiten voneinander verabschieden wollten. So wie das nun mal ist, wenn eine Autorin recherchiert und ihre Quelle nie wieder sieht.

Dabei hielt er meine Hand länger als nötig fest und sah mir meines Erachtens auch zu lange in die Augen. So etwa eine halbe Millisekunde zu lang. Außerdem sah er mir nach, als ich mit meinem Wagen vom Parkplatz bretterte. Hätte ich doch auf meinen Bauch gehört, der wummerte: Fahr zurück! Oder doch nicht? Ist es gut so, wie es ist? Wäre der Blitzreaktion ein neues Leben gefolgt oder nur eine weitere Nacht, schwitzend, neugierig, geil, aber voll bis über Oberkante Herzwand? Selten hat man das eigene Leben so sehr in der Hand wie bei der Frage:

Gehen – oder bleiben?

Diese eine Millisekunde an zu viel Aufmerksamkeit und Wärme im Blick, in der Körpersprache, in seinen Gesten, reichte aus, um aus mir, der ach so selbstbewussten Journalistin, ein schlotterndes Bündel Beben zu machen, das schon an die Namen der gemeinsamen Kinder dachte, obwohl wir uns bisher noch nicht mal geduzt hatten. Plötzlich phantasierte ich von seiner Haut, wie sie sich wohl anfühlt am Nacken, unterhalb der Haarlinie, von seinen Unterarmen, seiner Stimme, die sich verändert, wenn er heiser meinen Namen flüstert.

Ich konnte nicht schlafen diese Nacht, in diesem Hotel in Dinslaken. Ich legte mich auf den kühlen Marmor der Fensterbretter, nackt, und starrte ins Nichts, bereit, nach Dinslaken durchzubrennen und mein Leben fortan als Geliebte des Geschäftsführers der Trabrennbahn zu verbringen. Ich würde Hausfrau und Mutter werden und jeden Montag und Donnerstag mit ihm zusammen das Renngeschehen leiten. An unseren Jahrestagen würden wir uns daran erinnern, wie es gewesen war, als ich das erste Mal vor ihm stand, im Pünktchenkleid und mit Notizblock, er würde mir gestehen, dass ich in dem Moment die Frau seines Lebens gewesen sei. Aber vorher wollte ich vor allem eins: Sex mit ihm haben, auf dem Konferenztisch seines Büros.

Was war das denn nun? War ich verliebt? Wollte ich Sex? War ich verknallt? War es der Vollmond, der Hormonhaushalt oder Wahnsinn?

Auf jeden Fall erschien ich mir eins: hilfebedürftig. Dringend. So wie jeder Verliebte eigentlich dringend Hilfe braucht, weil verknallen, verlieben, den Gong hören, die Schmetterlinge aufscheuchen eben nicht immer nur wunderbar, rosig und gewichtsreduzierend ist. Sondern manchmal ein geradezu schrecklicher Zustand! Das Telefon wird zum persönlichen Feind. Nachdenken kann man überhaupt nicht mehr, arbeiten wird zur Qual.

Apropos Telefon: Ich Depp hatte keine Nummer von ihm. Hätte ich aber angerufen, nachts um eins, um zu sagen: Ach, fahren wir doch nach Xanten? Nee, nee. Ich ließ mir tags darauf subito nach dem Frühstück, bei dem ich zu viel rauchte und zu viel Kaffee trank und zu viel an ihn dachte, die Nummer geben. Und anstatt zu sagen: Tach, also, ich hab da noch ein paar Recherchefragen, wollen wir uns treffen, platzte aus mir heraus: »Wenn ich gestern Nacht geklingelt hätte, so um eins rum, hätten Sie sich gefreut?«, und was antwortete er, ohne zu zögern: »Ja.«

Ja, ja, JA! Verdammt, und ich hatte liebeskrank auf der zugigen Straße herumgestanden, quasi nackt und nass unterm Kleid, und unsere Zukunft geplant! Hätte ich doch geklingelt. Hätte ich doch erst gar nicht Adieu gesagt. Hätte, hätte, hätte. Hätte mir das mal jemand vorher sagen können, vor der schlaflosen Nacht? Wäre ich jetzt in Dinslaken und würde ein Buch schreiben oder mich eher verfluchen, weil ihn nur noch interessiert, was es heute Abend zu essen gibt?

Ich verbrachte weitere 48 Stunden in einem Zustand des Nicht-von-dieser-Welt. Ich kannte diesen Mann nicht mal und träumte mich bereits in alle Lebenslagen hinein. Ich rief mir jeden kleinen Blick in Erinnerung, jede Geste, alles. Selbst dass er mir einen Kaffee aus dem Automaten gezogen hatte, erschien mir im Nachhinein von allergrößter Bedeutung und Zuneigung. Und hatten wir nicht oft gemeinsam gelacht? Das war doch ein entscheidender Hinweis! Er mochte mich, und vielleicht sogar ein gewisses bisschen mehr …

Seufz. Nach drei Tagen war ich ziemlich kuriert, denn die Fakten sprachen gegen meine haltlosen Hoffnungen. Er rief nicht an, er kam nicht vorbei, es passierte das berühmte, gefürchtete NICHTS.

Und am besten sage ich gleich, wie es ist: Es gibt wenig Deutlicheres als nichts. Wenn er oder sie nichts tut, können Sie davon ausgehen, dass da auch nichts an größeren Gefühlen als Sympathie für den Moment stattgefunden hat. Falls Sie gebunden sind und davon ausgehen, dass der oder die andere nur zu ehrenhaft ist, um einem bereits vergebenen Menschen nachzustellen – ach. Ein bisschen nachstellen würde man Ihnen trotzdem. Wirklich. Es als Mittagessen verschleiern oder als harmlose Anrufe am Samstagnachmittag. Aber das nackte Nichts … Ganz selten ist es allenfalls die zeitlich begrenzte Liebe. Das ist die Ein-Tages-Liebe, die dann aufkommen kann, wenn zwei Menschen aufeinander treffen, das Universum ihnen eine gewisse Schwingung mitgibt, sie den Tag gemeinsam verleben und er so rund und perfekt ist, dass dem absolut nichts hinzuzufügen wäre, dass es also nur schlechter, nicht noch besser werden kann. Ausleben total, in 24 Stunden. Die Liebe, die dabei empfunden wird, ist mehr Dankbarkeit für das Geschenk und die Stimmung zwischen einem selbst und dem anderen Menschen, hat aber nicht viel mit der tatsächlichen Person zu tun.

Doch zurück zum Nichts. Beim Nichts braucht man auch nichts zu erwarten und erst recht nichts hineinzuinterpretieren. So von wegen: Vielleicht traut er sich auch nicht. Vielleicht sitzt sie jetzt genauso da, wie es immer so hübsch in den Filmen mit Splitscreen dargestellt wird, denkt an mich und starrt das Telefon an.

Nein, das ist wirklich so selten, dass ich Ihnen keine Hoffnungen machen möchte. Falls Sie es dennoch in Betracht ziehen, jetzt, da Sie dieses Buch in den Händen halten – wunderbar, rufen Sie den Menschen an, von dem Sie hoffen, er möge durch sein Büro tigern und nicht wissen, ob er Sie anrufen darf oder nicht, und klären Sie das. Die Ungewissheit hält ja keiner aus! Bis dahin erzähle ich kurz weiter:

In Dinslaken begegnete mir beides: die Liebe für einen Tag mit anschließendem Hormonstau, den ich – in Selbsttäuschung bewandert – als Verliebtheit empfand, und abruptes Verknalltsein mit den beschriebenen Folgen: dem NICHTS und jeder Menge Aufregung.

Und was ich erlebte, erinnerte mich vor allem daran, dass es jedes Mal so oder ähnlich abläuft: Man trifft aufeinander. Es macht Dingeding und Gonggonggong. Man ist erwachsen und weiß viel, vor allem über die Liebe und ihre Vergänglichkeit. Man weiß, dass Taktiken nicht viel nützen, und wenn vielleicht doch, na ja, welche denn? Man spielt das Beziehungsspiel – und denkt leider nicht entfernt an all das, was bekannt ist. Man befindet sich in dem Stadium, in dem ALLES passieren kann oder NICHTS. Es ist der aufregendste, göttlichste, unerträglichste Zustand, den man als emotionaler Mensch durchleben, durchlachen, durchleiden kann. Und selten weiß man es beim nächsten Mal besser als vorher.

Sich zu verlieben hat viele Facetten. Zeitweise zählte Verlieben sogar durchaus zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Inzwischen denke ich: Hätte ich in Dinslaken ein Buch gehabt wie das, was Sie hier in den Händen halten, wäre ich wenigstens ruhiger eingeschlafen. Oder vielmehr, ich hätte überhaupt geschlafen in dieser Nacht! So kam ich damals nach Hause und wünschte mir, es gäbe Beistand für uns Verliebte. Für uns, die wir fürchten, zu viel falsch machen zu können. Die wir hoffen, dass der oder die andere auch so fühlt oder vielleicht auch ganz anders. Die wir nichts wissen und alles wollen, nur was genau, das wissen wir nicht so recht. Und die wir es am allerschönsten fänden, zu wissen: Wie merke ich es, wenn da der Beginn von etwas Großem, Wunderbarem eingeläutet wird? Was tun, damit es so schön bleibt? Ja, geht das denn überhaupt?

Dafür ist diese Erste Hilfe für Verliebte gedacht. Aus meiner Not geboren und aus der Not meiner Freundinnen und Freunde, die ähnlich wie ich und Sie von Mal zu Mal aufs Neue zu straucheln drohen, wenn die Liebe uns heimsucht. Wenn wir uns verlieben und nicht wissen, warum, uns vergucken und nicht ahnen, was daraus wird, uns verknallen und spüren: Das Leben wird sich ändern. Auf die Magie eines Augenblicks folgen Wochen voller Zaudern und Freude, Glück und Angst, Panik und Entschlossenheit. Wenig anderes zählt. Wir werden aufgesaugt und verschlungen und wollen alles richtig machen, wohl wissend, dass das völlig unmöglich ist, denn auch auf der anderen Seite haben wir es mit der unberechenbaren Größe Mensch zu tun.

Er ist jetzt zwei Jahre her, der Dreitageblitz in Dinslaken. Ich habe diesen Mann nie wieder getroffen, bisher. Ich weiß aber noch, wie sich seine Hand anfühlt und wie ich mich fühlte, als ich das innere Tor aufstieß und die manische Sucht einließ, meine Gedanken nur noch um ihn kreisen zu lassen.

In der Zwischenzeit habe ich mich noch zweimal verliebt und mich schließlich an all die Situationen erinnert, in denen ich meine Lebensgefährten traf, und daran, wie ich ihnen verfiel. Ich hab mein Leben gegen das Licht gehalten und festgestellt: Diese Zeiten waren die aufregendsten des Lebens. Stressig? Klar, das auch. Leidenschaft, auf den anderen Menschen ganz versessen zu sein, ist anstrengend. Fast gut, dass die Evolution es so eingerichtet hat, dass allemal aus zwei liebeskranken Menschen ein ruhiges Paar wird; alles andere würde doch sehr an den Nerven zerren, so auf Dauer. Und stellen Sie sich mal vor, Sie hätten bereits Kinder zusammen und würden sich immer noch fragen: Ruft er wohl an? – Eben.

Glauben Sie mir: Sie können viel falsch machen, wenn Sie alles richtig machen wollen. Deswegen gibt es auch hier keine Geheimrezepte, die auf alle und jeden in jeder Situation zutreffen. Allerdings habe ich Grundgesetze und Mechanismen des Verliebtseins entdeckt, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Sie können gern weiterhin schlaflos sein, aber mit hoffnungsvollen Träumen. In diesem Buch finden Sie Tipps, wie Sie Mut sammeln, um herauszufinden, was der andere für Sie fühlt, Hinweise, wie Sie sich selbst das Leben erleichtern können, Geschichten, wie Verliebte zueinander finden, und Anregungen, wie Sie diese herrliche Neurose mit in eine neue Partnerschaft bringen. Teilweise habe ich Paare, die sich verliebten, getrennt zu diesem Anfang befragt, dem je ein eigener Zauber innewohnt. Um herauszufinden: Sind wir alle panisch, manisch, neurotisch? Ist das Telefon auch des Mannes größter Feind? Fragen sich nur Frauen, ob sie taktieren oder lieber so sein sollen, wie sie sind? (Wenn da nicht das kleine Problem wäre, dass man in dem Zustand einfach nicht man selbst ist …) Kurz: Sie bekommen erste Hilfe. Aber keine ultimativen So-klappt’s!-Regeln, denn, wie gesagt, auch auf der anderen Seite steht die unberechenbare Größe Mensch.

Ich habe den Spagat zwischen Theorie und Praxis versucht: Sie erfahren auch, was in Ihrem Körper vorgeht, wenn Sie verliebt sind, und warum die Liebe Ihnen oft als einziges Glück erscheint. Sie bekommen also das Basiswissen an wissenschaftlichen, biologischen, neurologischen und bindungstheoretischen Erkenntnissen, das Sie brauchen, um die praktische Seite der Tipps nachzuvollziehen.

Ich fand es bisweilen schwierig, vor lauter Wissenschaft und akademischem Fachwissen, dem ich zwecks Überzeugungsarbeit und Neugier nachgehechelt bin, nicht aus den Augen zu verlieren, was uns eigentlich ausmacht: die Seele. Die will zwar wissen, WARUM merkwürdige Dinge passieren, aber das DARUM kann ihr oft nicht dabei helfen, es auszuhalten.

Falls Sie gerade weniger an Ursachenforschung interessiert sind, fahnden Sie nach den Fazits und Vorschlägen in den farbig markierten »Erste-Hilfe!«-Absätzen nach der jeweiligen »Darum!«-Liste und lesen das »Warum-Darum«, sobald Sie wieder Zeit und Lust dazu haben, also in etwa sechs Monaten, wenn sich Ihr Verliebtheitszustand einigermaßen normalisiert hat.

Nur eins werden Sie hier vergeblich suchen: Garantierte Tricks, wie Sie jemanden, in den Sie verliebt sind, der oder die aber nicht in Sie, dazu kriegen, sich doch für Sie zu entscheiden. Das geht nicht. Zum Wollen zwingen, bringen, tricksen kann man keinen Menschen.

Aber wenn sich jemand aus freiem Willen, gleich ob mit Angst oder unbändiger Freude, auf Sie und das, was zwischen Ihnen schwingt, einlässt, dann werden Sie das Schönste daraus machen, was Sie im Leben bekommen können: Liebe, von Kopf bis Fuß, und von Herzen.

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KAPITEL 1

Vom Wahnsinn der Verliebten

»Liebe ist wie ein Verkehrsunfall: Man wird angefahren und fällt um. Entweder überlebt man oder nicht.«

Juliette Gréco, Sängerin und Schauspielerin, *1927

Runner’s High. Wie, das kennen Sie nicht? Dann sind Sie wohl gerade nicht sonderlich verliebt. (Legen Sie das Buch weg, gehen Sie raus um die Ecke und verlieben Sie sich, bitte schön! Das macht die Haut schön und bringt die Augen zum Glitzern.) Runner’s High bezeichnet das Gefühl, das manche Menschen – mich nicht, ich bin so faul – befällt, wenn sie beim Laufen über die Schmerzgrenze gehen und ein Hormoncocktail durch ihre Blutbahnen jagt, auf dass sie sich fühlen wie der King aller Parkrenner. Frei, weit, ungebändigt, wild und unbesiegbar, glücklich, zu leben, zu atmen und einen Fuß vor den anderen setzen zu dürfen.

Das fühlt sich ganz wunderbar an – wenn alles gut läuft. Und man allein vor sich hin trabt.

Dummerweise gehören zum Verlieben immer zwei. Zwar gibt es auch selbstverliebte Menschen, aber sie bedürfen keiner Hilfe, sondern höchstens einiger zusätzlicher Spiegel.

Und da, bei zwei, da fangen die Probleme an.

Denn es herrscht AUSNAHMEZUSTAND.

Flutwelle der Hormone – Verliebtsein ist eine Kopfgeburt

Es fängt an mit einem sehr egozentrischen Zustand: Ich bin verliebt! Jipiiey! Das hat nicht viel mit der anderen Person zu tun, auch wenn sie der Auslöser all dessen ist, was jetzt in uns vorgeht. Sind wir von dem, was wir sehen, angetan, setzt unser Körper eine Kettenreaktion in Gang. Sofort werden die Lustzentren aktiv. Dagegen stellen die für Traurigkeit zuständigen Regionen im Gehirn ihre Arbeit ein. Um genau zu sein: Nach neurologischen Erkenntnissen schalten ganze Areale einfach ab, nämlich jene, die für Erinnerung, Angst und Problemlösungen gebraucht werden. Verliebte sehen deswegen mit anderen Augen und nehmen nur selektiv wahr; sie begreifen fast nur auf der Gefühlsebene. Sehr schön, wenn das zwei Leuten gleichzeitig passiert – rosa Herzen schweben über den beiden Verliebten, wenn sie es einander denn endlich gestanden haben. Ganz schlecht, wenn es bisher nur einer weiß; dann gehen ihm Gedanken durch den Kopf, die von der Ausstattung der Hochzeitsparty reichen bis hin zu Fragen wie: Und wenn’s nur ein großer Irrtum war und sich alle über mich lustig machen? Während sich der andere fragt, warum mit dieser Person kein normales Gespräch mehr möglich ist. Einseitig Verliebte wirken leicht irre und nehmen alles ernster, als es gemeint ist.

Erste Hilfe für einseitig Verliebte

Versuchen Sie, die auslösende Person nicht mehr zu sehen, wenn Sie eindeutig festgestellt haben, dass sie nicht in Sie verliebt ist. Versuchen Sie, nicht mehr in die Nebensätze, Blicke oder Gesten hineinzuinterpretieren, als da ist. Nehmen Sie zu einer Begegnung mit der geliebten Person einen Freund oder eine Freundin mit, der oder die schonungslos offen zu Ihnen ist und keine Hoffnungen verabreicht. Lassen Sie sich hinterher die bittere Wahrheit sagen, dass die Flamme zwischen Ihnen leider nicht lodert. Hören Sie auf, bei anderen telefonisch Rat einzuholen, der nur auf Vermutungen beruht. GET A LIFE! Holen Sie sich Ihr Leben zurück, anstatt darauf zu warten, dass der andere es ausfüllt. Melden Sie sich zum Sport an, kaufen Sie sich eine CD mit einem Fremdsprachenkurs, kochen Sie für sich und schreiben Sie alles auf, was Ihnen durch den Kopf geht. Reden Sie dafür weniger darüber, denn damit verletzen Sie nur sich selbst. Schwimmen Sie ruhig weiter auf der Woge der Melancholie der Verliebten, denn ein Gutes hat es: Sie werden, weil Sie offensichtlich nicht suchen, von anderen als begehrenswerter empfunden, als wenn Sie das Schild »Traumfrau/Traummann gesucht« auf Ihrer Stirn trügen. Gehen Sie aus und schauen Sie nicht mehr weg, wenn jemand Sie ansieht.

Verantwortlich für die Wirrnis, ganz gleich ob einseitig oder gegenseitig verliebt, ist ein Cocktail aus chemischen Botenstoffen, die so genannten Neurotransmitter. Sie werden in großen Mengen im Gehirn freigesetzt und überschwemmen die Blutbahnen des frisch Verliebten. Dabei werden im Gehirn vor allem die für Freude, Genuss, Neugier, Lust und Abenteuer zuständigen Regionen aktiviert. Untersuchungen der Hirnaktivität belegen zudem, dass dagegen Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, komplizierte Aufgaben zu lösen, deaktiviert werden.

Deswegen ist einem dann nicht mal mehr die Augenfarbe des Geliebten präsent, aber dafür weiß man genau, welche wunderbaren Orte man mit ihm oder ihr noch in diesem Leben besuchen wird. Und deswegen ist es so schrecklich schwierig, Entscheidungen zu fällen. Manch Verliebter fragt sich: Soll ich nach Bauch oder Kopf entscheiden?

Mal ehrlich: Da der Kopf so ziemlich abgeschaltet ist, nehmen Sie lieber gleich den Bauch.

Erste Hilfe bei der Frage: Kopf oder Bauch?

Ihr Gehirn ist nicht mehr wie vorher, aber Ihre Intuition ist dieselbe. Hören Sie auf Ihren Bauch! Wenn der Ihnen sagt: Weg hier, dann gehen Sie. Wenn der Ihnen sagt: Das Leben ist zu kurz, um auf Anrufe zu warten, dann rufen Sie an. Entscheiden Sie aus dem Bauch heraus! Sie spüren mehr und besser, als Sie ahnen. Falls Sie sich nicht entscheiden können: Schreiben Sie drei Möglichkeiten auf, was Sie tun könnten. Und führen Sie eine davon aus. Nehmen Sie nicht mehr als drei, sonst sitzen Sie übermorgen noch da und grübeln, während das Leben an Ihnen vorüberzieht.

Einen Vorteil hat der selektive Festplattenputz allerdings: Durch das Abschalten der Spielverderber wie Angst, Vergleiche mit früher oder Sorge vor Hindernissen und das Anschalten der emotionsgeladenen Areale sind wir fähig, die andere Person in ihrer ganzen Emotionsfähigkeit kennen zu lernen. Äußerlichkeiten werden erst mal ignoriert, es zählt, was der andere fühlt, was sein Inneres ausmacht, ob es mit unserer Gefühlswelt deckungsgleich ist. Endlich zählen die inneren Werte, am Anfang so sehr wie später nur selten. Wenn wir hier und jetzt zueinander passen, so murmelt das verliebte Herz, kann der Rest – zusammen leben, arbeiten, Geld verdienen, was gibt’s zu essen?, willst du ein Kind?, wirst du treu sein?, ich mag deine Eltern nicht, wieso schmeißt du die Socken nicht in den Wäschekorb, sondern daneben – schon zu stemmen sein.

Was für glückliche Zeiten! Alles so schön bunt und aufregend. Kein Wunder, das Stresshormon Cortisol flutet die Adern. Herzklopfen, Schmetterlinge und anderes Getier im Bauch, rote Wangen, Mut zum Risiko, irrationale »Jetzt-oder-nie«-Gedanken. Nichts aber wird als schlimmer empfunden als eine Trennung von der alles bedeutenden Person.

Bei Frauen steigt der Testosteronspiegel – lässt sie also einen Hauch männlicher werden, aktiver, selbstbewusster, sie sagen, was sie wollen, blühen oft im Job auf. Bei Männern sinkt er ein wenig ab, sie werden einen Hauch weiblicher, verstehen Frauen auf einmal besser, gehen mit ihnen zum Konzert, obwohl sie Geigen gar nicht mögen, oder mit einkaufen, obwohl sie sonst dabei geradezu Kreislaufprobleme bekommen. Die Hormonspiegel nähern sich einander an, und genauso hofft auch das frisch verliebte Pärchen, sich einander anzunähern. Dass diese Harmonie der Hormone nach zwei Jahren nachlässt, ist beiden im Moment so egal wie eine Qualle im Wattenmeer. Dann wird der Mann wieder zum Mann, die Frau wieder zur Frau, und sie fangen an, die Probleme wahrzunehmen, die aus den Unterschieden heraus entstehen können. Aber, hey, das ist noch lange hin! Jetzt ist heute, und heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens – vielleicht mit ihr, mit ihm, YES!

Erste Hilfe bei der großen Frage: Meint sie mich? Ist er verliebt?

Für Frauen: Woran Sie erkennen, dass er in Sie verliebt ist:

Er singt bei einem Liebeslied mit und sieht Sie dabei an.

Er geht freiwillig mit zu Ihrer Familie oder hält einen Abend als einziger Mann mit Ihren Freundinnen durch.

Er lässt Ihre Hand nicht abrupt los, wenn Ihnen jemand beim Spazierengehen entgegenkommt, den er kennt.

Er lächelt oder küsst Sie, wenn Sie ihn Bekannten vorstellen, die Sie beide zufällig treffen.

Er erledigt ungefragt Dinge für Sie.

Er hört Ihnen zu und weiß am nächsten Tag noch, was Sie gesagt haben.

Er meldet sich regelmäßig aus dem Urlaub, den er geplant hatte, als Sie sich noch nicht kannten.

Er lässt die Bundesliga, Formel 1, seinen Jungs-Abend sausen, um Ihnen bei irgendetwas beizustehen, und sei es der Abend vor einer Wurzelbehandlung.

Er genießt es, sich um Sie zu kümmern, und freut sich, wenn er Sie glücklich machen kann.

Er starrt Sie an und weiß nicht, was er sagen soll.

Er stellt Sie seinen Freunden, Bekannten oder Familienangehörigen als seine Freundin, seine Liebste, seinen Augenstern vor.

Er fasst Sie gern an, ohne dass es auf Sex hinauslaufen muss.

Er zieht sich nicht zurück, wenn Sie krank sind, und wischt ein »Ich seh aber so scheiße aus …« mit einem »Red keinen Unsinn« vom Tisch.

Er sagt, was ihm gefallen würde, was Sie für sich tun können, anstatt für ihn.

Er liebt Ihr Lachen, wenn er Sie kitzelt.

Für Männer: Woran Sie erkennen, dass sie in Sie verliebt ist:

Sie putzt die Wohnung, bevor sie Sie nach Hause einlädt, rasiert sich die Beine, die Bettwäsche riecht frisch und es liegen Zeitschriften neben der Toilette, von denen die Lady annimmt, dass sie bei Ihnen auf Interesse stoßen.

Sie schafft in ihrem Bad Platz für Ihren Rasierer und kauft eine Zahnbürste in Ihrer bevorzugten Farbe und Stärke.

Sie massiert Ihnen die Füße.

Sie hat Ihren Lieblingskäse, Ihren Lieblingsjoghurt, Ihre Lieblingskaffeesorte, Ihre Lieblingsschokoriegel vorrätig.

Sie macht Sie mit ihrem Kind bekannt.

Sie kennt Ihre besten Freunde mit Vornamen.

Sie stellt Ihnen ihren Vater vor.

Sie weiß, wann Ihre Mutter Geburtstag hat.

Sie schert sich nicht mehr um Ihren Aszendenten.

Sie macht eine Diät, ohne Ihnen davon zu erzählen.

Sie trinkt aus derselben Flasche wie Sie, nimmt Ihre Haarbürste oder leiht sich Ihr getragenes Hemd, obwohl sie sonst krüsch oder pingelig ist.

Sie weint vor Ihren Augen, obwohl sie sonst so tough ist.

Sie hört auf, perfekt sein zu wollen und Ihnen auf Teufel komm raus zu gefallen.

Sie macht Sie mit ihrem Leben vertraut in der Hoffnung, Sie könnten ein Teil davon werden.

Sie nimmt »Sex and the City« auf und trifft sich mit Ihnen, anstatt den Dienstagabend zu blockieren (gilt auch für »King of Queens« oder »Six Feet under«).

Weiter im Hormontango von Neurotransmittern und Monoaminen. Wenn wir verliebt sind, wird im Gehirn in großen Mengen ein wichtiger Botenstoff produziert: das Hormon Dopamin. Dopamin soll unter anderem Euphorie und Appetitlosigkeit auslösen, das heißt, wir leben von Lust, Liebe und brauchen weder Essen noch Schlaf. Dazu kommt eine Prise Amin, das wirkt berauschend und versetzt uns in eine Art Glückstaumel, in ein Hochgefühl, bei dem wir negative Eigenschaften der geliebten Person einfach ignorieren. Sehr praktisch, nicht wahr? Die rosarote Brille ist also eigentlich eine von körpereigenen Drogen hervorgerufene Kurzsichtigkeit! Wenn sie sie aufhaben, können Verliebte mit Bedenken von anderen allerdings gar nichts anfangen. Sie empfinden es fast als persönliche Beleidigung, wenn sie jemand vorsichtig auf logische Hemmnisse aufmerksam macht, etwa: Er lebt auf der anderen Seite des Kontinents, er ist verheiratet, du bist verheiratet, sie ist Therapeutin und du ihr Patient … Amin macht große Probleme zu nichtigen: Er ist 30 Jahre älter? Egal, her mit ihm. Sie verdient mehr Geld als ich? Ein Problem? Ach was, ihr niedliches Kinngrübchen wird’s schon richten …

Erste Hilfe bei Spielverderbern, die Verliebtheit madig machen

Sehen Sie es ihnen nach, denn zwischen dem Gehirn der Nicht-Verliebten und Ihrem liegen zurzeit Welten. Erzählen Sie weder Frischgetrennten noch jungen Müttern von Ihrer Verliebtheit. Auch nicht Ihrem Chef, Ihrer Kollegin, Ihrem Vater, Ihrem Therapeuten. Erst recht nicht Freunden, von denen Sie wissen, dass Sie ohnehin nur Tipps bekommen, die deren Lebenswandel entspricht. Sie werden von jemandem, der nach der Heirat bitter enttäuscht wurde, kaum eine positive Resonanz erhalten, wenn Sie berichten, nach sechs Wochen Dating in Las Vegas heiraten zu wollen. Falls Sie dennoch Einwände oder Werd-doch-vernünftig-Kommentare bekommen: Sehen Sie sich erst den Botschafter an und dann die Botschaft. Wie viel von ihm und seinem eigenen Leben und Scheitern steckt in dem, was er sagt, und wie viel davon ist ehrliche Anteilnahme an Ihrem Schicksal? Erst wenn es mehr mit Ihnen denn mit der ratgebenden Person zu tun hat, sollten Sie darüber nachdenken, ob an dem Ratschlag nicht vielleicht doch etwas dran sein könnte.Vergessen Sie nicht: Man beneidet Sie. Sie sind strahlender als sonst und entwickeln plötzlich Fähigkeiten, die das Verliebtsein oder die auslösende geliebte Person in Ihnen hervorlockt. Sie sind wie neugeboren, schweben über allen anderen. Außerdem kennen Sie gerade kein anderes Gesprächsthema, das nervt bisweilen. Kein Wunder, dass die anderen sich ausgeschlossen fühlen! Bleiben Sie Ihren Freundinnen und Freunden in der Zeit treu, und sei es nur, indem Sie sie regelmäßig anrufen. Die ärmsten kommen sich sonst nämlich total abgestellt vor.

Nicht zuletzt schüttet jemand, der seine Gefühle kaum mehr kontrollieren kann und nach dem anderen wie verrückt ist, 36 Stunden am Tag an ihn denkt und merkwürdige Dinge tut, eine Menge an Noradrenalin aus. Mit diesem Botenstoff – auch als Norepinephrin bekannt – wird der Gefühlswirrwarr zwischen Hochstimmung und Verzweiflung abgeschmeckt. Das im Nebennierenmark gebildete Hormon wirkt vorwiegend an Schlagadern (Arterien) und führt durch Gefäßverengung zur Blutdruckerhöhung. Dadurch steigert es auch die Erregbarkeit – ein Grund, warum bereits flüchtige Berührungen, ein Streifen der Hand, ein zufälliger Kniekontakt mit dem Zielobjekt, für Gänsehauttaumel und Herzrasen sorgen. Angeblich soll dieser Erregungsstoff auch in Aphrodisiaka stecken, in Zimt und Austern, in Strychnin und Yohimbin, in Trüffel und Muskat.

Aber mal unter uns: Probieren Sie es gar nicht erst aus. Sie müssten Massen davon vertilgen, also essen Sie besser, was Sie wollen, und sorgen auf andere Weise für feuchte Hände und Herzklopfen …

 

Das Ziel beim Verlieben und beim Sex ist rein wissenschaftlich betrachtet Fortpflanzung und Sorge für den Nachwuchs. Das sollen jene Hormone gewährleisten, die das Gefühl der Verliebtheit auslösen. Bis zu eineinhalb Jahre kann deren Produktion anhalten. Dazu gehört das angesprochene Dopamin. Es macht die Liebe rauschhaft, besessen und begünstigt die Fixierung auf eine Person, ist der Brennstoff der romantischen Gefühle (und kann auch beim Sport entstehen!). Gefahr und der Reiz des Neuen erhöhen die Produktion; je spannender eine Begegnung ist, desto mehr wird von dem Zeug durchs Hirn gejagt. Skurril dabei: Diese Stoffe sind mit dem Adrenalin eng verwandt, dem Stimulator, der nach Ärger, Angst, Stress oder beim Sport ausgeschüttet wird. Deswegen sind sexuelle Versöhnungen nach einem Streit sehr befriedigend und können sogar das Gefühl romantischer Leidenschaft noch erhöhen. Und: Je mehr spannende Dinge ein Paar miteinander anstellt – nachts schwimmen, Last-Minute-Theaterkarten, Gebirgspfade erklettern, fremde Städte besichtigen –, desto höher ist der Dopamin-Level. Einige behaupten sogar, dass wir nicht deshalb Herzklopfen bekommen, weil wir uns verlieben, sondern dass wir uns verlieben, weil wir Herzklopfen haben.

Verfällt ein frisch verliebtes Paar dagegen in langweilige Routine ohne kleinere Abenteuer und Wagnisse, verschwinden auch Dopamin und Adrenalin, die Begegnung wird bald zur Selbstverständlichkeit, aber weniger als kraftvolle Liebeschance empfunden. Damit hätten Sie gleich schon einen kleinen Hinweis, wie Sie den Rausch der Verliebtheit erhalten können: Bleiben Sie abenteuerlich, wenn auch nur im Kleinen, führen Sie kein ödes Spießerleben mit immer gleichen Abläufen. Auch wenn sich Selbstverständlichkeit durchaus schön und geborgen anfühlt, so stellen Sie sich doch selbst ein Bein, wenn Sie nicht wach bleiben und wenigstens alle zwei Wochen die Routine unterbrechen.

Erste Hilfe bei sich einschleichender Selbstverständlichkeit

Ziehen Sie nicht nach acht Wochen gegenseitig bei sich ein. Zahnbürste oder Unterwäsche reicht, nach sechs Monaten können Sie erhöhen. Unternehmen Sie aufregende Dinge in regelmäßiger Folge, nicht alle auf einmal; gehen Sie zum Beispiel nach dem gemeinsamen Kochen noch auf einen Espresso in eine Hotelbar und ziehen Sie sich für diesen Gang extra um. Auch wenn Sie alles am liebsten in drei Wochen erleben möchten – wegfahren, Sextoys ausprobieren, Ausstellungen besuchen, ein gemeinsames Hobby anfangen, tanzen gehen –, machen Sie ruhig alles, aber lieber nach und nach; es reicht bereits, wenn Sie eineinhalb Stunden pro Woche eine Aktivität einplanen (ja, planen Sie Herzklopfen mit ein!), die etwas aufregender ist als nur mit Freunden zu kochen oder ein Café zu besuchen: Ski fahren, einen Hügel oder Berg besteigen, tanzen gehen, ein Konzert anhören, sich auf einer Vernissage einschleichen; sich erst im Kino treffen, anstatt gemeinsam von zu Hause aus loszuziehen, beim Picknick Tarotkarten legen oder was Ihnen sonst Vergleichbares einfällt. Solche Dinge gewährleisten, dass die gegenseitige Begeisterung länger anhält, als wenn Sie auf Krampf sofort ganz dicht zusammenrücken, gleichzeitig die Leidenschaft füreinander beibehalten wollen und sich mit Aktivitäten überfordern. Treffen Sie sich nicht jeden Tag, sondern nur jeden zweiten. Freuen Sie sich über ein gemeinsames Hobby – Tennis spielen, DSA spielen, französische Filme ansehen, essen gehen –, aber üben Sie es nicht bis zum Erbrechen dauernd aus, um auf der sicheren Seite zu sein! Schreiben Sie eine Liste von Dingen, die Sie noch nie getan haben. Und versuchen Sie jede Woche, eins davon mit Ihrem neuen Augenstern auszuführen. Und wenn es nur Kleinigkeiten sind: Pilze sammeln, am Sonntagvormittag ins Kino gehen, sich eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen, eine Teeverkostung besuchen …

Muss man sich dieser Mühe der Abwechslung und Dopamin-Pflege unterziehen, oder soll man auf die Wissenschaft warten? Dort haben sie sich, nachdem sie den Verliebten in die Köpfe geschaut haben, was Wahnwitziges einfallen lassen: eine Art Viagra für die romantische Liebe.

»DARPP-32« heißt der Stoff aus Dopamin und Noradrenalin, aus dem Gefühle entstehen sollen – wie es im Film »Zeit des Erwachens« gezeigt wurde. Dahinter verbirgt sich das körpereigene Protein, welches maßgeblich für unser sexuelles Verlangen verantwortlich ist. Inzwischen versucht auch die Pharmaindustrie, sich die Eigenschaften des Gefühlsproteins zunutze zu machen. »Innerhalb der nächsten fünf bis acht Jahre werden entsprechende DARPP-Medikamente auf den Markt kommen, welche bei ihren Anwendern sexuelles Verlangen stimulieren sollen«, prophezeite Bert O’Malley, leitender Molekularbiologe am Baylor College. Da er dies schon im Jahr 2000 kundtat, können wir also leider schon bald damit rechnen, uns mit einer Art romantischen Praline in Glückseligkeit zu versetzen. Und vor allem beides zu empfinden: Liebe und Lust. »DARPP-32 reguliert den Dopamin-Haushalt im Gehirn, der die Chemie zahlreicher emotionaler Reaktionen steuert – wie etwa das Ausmaß sexueller Erregung«, bestätigten Wissenschaftler von der New York Rockefeller University. Natürlich sind für die künftigen DARPP-Präparate auch andere medizinische Einsatzmöglichkeiten denkbar, beispielsweise die Behandlung von Parkinson, Schizophrenie und anderen psychischen Erkrankungen, denen eine abnormale Dopamin-Aktivität zu Grunde liegt.

Mäh. Ein bisschen eklig ist das schon. Liebe und Sex per Pille? Wo bleibt denn da der Sinn des Schicksals, der Wink Amors, die ganze Story von wegen Gesucht und Gefunden?

Im Zustand des Verliebtseins erhöht sich zwar der Dopaminspiegel, er unterliegt aber auch einem Hin und Her. Wer dem Werben zu früh nachgibt, stoppt bei der anderen Person die Dopaminproduktion. Und je weniger Dopamin, desto weniger Mjamm. Herrscht beim guten D Ebbe, hat Mann weniger Lust auf die immer gleiche Person. Beim vierten, fünften Mal Sex beginnt er bereits, nach etwas Neuem Ausschau zu halten. Dass dieser scheußliche Mechanismus »Coolidge-Effekt« heißt, macht die Sache nicht besser.

Erste Hilfe bei frühzeitig erschlaffender Neugier

Machen Sie sich um Himmels willen nicht künstlich interessant, indem Sie zum Beispiel Telefonate mit Exfreundinnen oder Exfreunden vorgaukeln oder den neuen Schwarm plump eifersüchtig machen, indem Sie offensiv mit allem flirten, was da ist. Da reißen Sie eine Baustelle auf, die Sie später reparieren müssen. Zudem ist Eifersüchtigmachen eine Kurzzeitstrategie, die für den Moment helfen mag, aber nicht auf Dauer angelegt ist. Wenn Sie dieses Muster in der Anfangszeit einführen und durch häufigen Gebrauch zementieren, bauen Sie sich hübsche Probleme für später auf. Lassen Sie es!

Richten Sie Ihren Terminkalender keinesfalls nach der Person, auf deren Anruf Sie hoffen.

Schlafen Sie nicht sofort miteinander, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es doch zu früh ist. Sind Sie sich aber sicher, dass es passt, tun Sie es.

Lassen Sie um sich werben, anstatt es dem anderen abzunehmen, etwas für Sie tun zu wollen. Werben Sie selbst. Reagieren Sie auf Geschenke nicht jedes Mal mit Sex. Unterliegen Sie nicht dem »Ich-brauch-deinen-Scheiß-Hammer-nicht«-Effekt: Nur weil Sie sich schämen, dauernd an den anderen zu denken, müssen Sie nicht gleich annehmen, der würde Sie eh nur ausnutzen, sei gar nicht interessiert an Ihnen und überhaupt der Überlegenere – und nach diesem Um-16-Ecken-Denken extra unfreundlich sein, um das eingebildete Machtgefüge wieder aufzurichten! Schlechte Gefühle sind meist nur eins: hausgemacht! Lesen Sie dazu bitte dringend bei Stefan Klein in »Glücksformel« (Rowohlt) nach.

Für Frauen: Lernen Sie, Angebotenes anzunehmen, anstatt auf einem pseudoemanzipierten »Kann ich alleine« zu beharren.

Für Männer: Sagen Sie es mit Blumen und/oder Gedichten und rufen Sie sie an, so oft Sie können; fragen Sie täglich, wie es ihr geht.

Je länger man auf etwas warten muss, was man gern hätte, desto intensiver flutet der Brennstoff das Gehirn und desto erfüllender ist letztlich die Belohnung. Fazit: Wer sich zu schnell aufeinander stürzt, hat weniger davon als jene, die sich und einander etwas zappeln lassen. Das ist zwar anstrengender, aber umso kostbarer. Alles was schnell zu haben ist, verliert an Reiz und Wirkung, was mühsam zu erobern ist, erscheint umso wertvoller. Hatte Oma etwa Recht, als sie sagte: Lass ihn zappeln? Dabei war sie nicht mal Neurologin. Zum Glück gibt’s noch Wege dazwischen, wie Sie als Verliebte das Wissen ums Gehirn nutzen können.

Erste Hilfe bei der Frage: Wie kann ich mich interessant machen, ohne gleich verfügbar zu sein?

Grundsätzlich: gar nicht. Sie sind so, wie Sie sind, und die einzige Person, die im Moment darüber befindet, wie spannend Sie sind, sind Sie selbst. Sie allein zweifeln an sich. So viel dazu. Was die Verfügbarkeit angeht, sieht es anders aus: Sie machen sich immer dann nicht verfügbar, wenn Sie nach Ihrem eigenen Zeitplan leben und nicht nach dem des anderen. Wenn Sie abwägen, was Ihnen mehr bringt: Lieber allein zu Hause rumpusseln, oder sich aufbrezeln und auf die Spontaneinladung eingehen?, entscheiden Sie nicht nach taktischen Gründen, sondern nach Ihrem eigenen Willen, sonst fangen Sie an, sich und Ihr Leben nach Regeln fremder Leute zu richten, anstatt nach Ihren eigenen!

So.

Vorab: Was heute ginge, geht auch morgen noch. Das ist Ihr neues Mantra, vor allem in den ersten Tagen und Wochen der Verliebtheit. Verliebtsein hält an, wenn Sie es mit vielen kleinen Dosen füttern, statt mit einer Einmalladung und sofort. Und: Sie brauchen sich nicht zu verbiegen. Denn wenn Sie sich vor lauter Angst, nicht interessant genug zu sein, zu willig, zu billig, zu sonst was, bereits am Anfang verhalten wie eine Gummipuppe, dann werden Sie sich auch künftig anbiedern. Und Ihr Gegenüber durchschaut es früher oder später. Machen Sie dem anderen nichts vor!

Verharren Sie als Frau nicht in der Schneewittchenposition, er wählt mich aus, weil ich ihn angelockt habe, also muss er auch was tun, um mich zu erobern. Sonst kann es später nämlich dazu kommen, dass der Mann als ständig aktiver Partner irgendwann die Nummer des Fordernden, Bewegenden satt hat! Geben Sie ihm die Chance, auf Sie zuzukommen, aber überraschen Sie ihn auch mit Aktivitäten. Warten Sie nicht ab, sondern bewegen Sie sich. Schlagen Sie etwas vor, anstatt nur zwischen »zustimmen« oder »abblocken« zu entscheiden.

Machen Sie sich Komplimente – Menschen, die einen mögen, mag man automatisch auch.

Planen Sie regelmäßig 48 Stunden Abstinenz voneinander ein.

Seien Sie so, wie Sie sind, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Hören Sie auf, nur deshalb nichts Nettes zu sagen, weil Sie befürchten, es ihm/ihr sonst zu einfach zu machen.

Hören Sie auf, einerseits 20 SMS am Tag zu schreiben, aber andererseits so zu tun, als hätten Sie am Wochenende keine Zeit, weil Sie »reparieren« wollen, was Sie angeblich durch Überkommunikation »kaputt« gemacht haben. Schreiben Sie von vornherein nur eine SMS pro Tag, aber die ganz besonders zauberhaft.

Seien Sie diplomatisch. Sie müssen nicht bei den ersten fünf Dates sagen, was Sie alles nicht wollen im Leben. Sie brauchen sich weder auszuschütten noch zu produzieren oder zu beweisen, dass Sie mehr sind als ein Macho, ein Manager, eine Zicke, eine Femme fatale. Geben Sie sich, wie Sie sind, am besten in homöopathischen Dosen.

Schreiben Sie auf, was Sie wollen und was nicht. Merken Sie sich Ihre persönlichen Grenzen und handeln Sie danach. Haben Sie keine Furcht, deswegen weniger geliebt zu werden. Erhalten Sie sich Ihre Chance, für das geliebt zu werden, was Sie sind. Aber lassen Sie dem anderen, genauso wie sich selbst, die freie Entscheidung, Sie zu mögen, wie Sie sind – oder eben nicht! So bleiben Sie beide authentisch und können sich Ihrer eigenen Würde immer sicher sein, auch wenn es mit der Liebe nicht klappen sollte.

Geben Sie weder Ihre Freundschaften zugunsten seiner auf und genauso wenig Hobbys oder Religion. Benutzen Sie Sexualität nicht, um den anderen gefügig zu machen. Machen Sie sich nicht gefällig, aber auch nicht mühsam zickig. Gehen Sie von sich aus und nicht von dem, was Sie glauben, dass der andere will.

Seien Sie kein Ausbund an Anpassung und färben sich die Haare oder wechseln Ihr Outfit, nur weil Sie meinen, das könnte ihm gefallen.

Wenn Sie stark lieben, sollten Sie sich selbst genauso intensiv lieben. Raum für Liebesbereitschaft darf nicht nur in die Richtung des anderen bestehen, sondern auch auf sich selbst zu. Das heißt, wenn Sie eines Tages mehr leiden als lieben, die Liebe Sie nicht über Ihre Schmerzen der enttäuschten Hoffnung trägt, dann stellen Sie alles »Geben« ein, um sich erst mal wieder selbst zu finden!

Lesen Sie im 5. Kapitel nach, welche »Regeln« Sie sich außerdem sparen können.

Weitere Hormonwellen schlägt das Serotonin. Es ist chemisch eng mit dem Melatonin verwandt (das Zeug, das uns im Frühling und Sommer so aufgeregt, lebendig und energiegeladen macht). Serotonin wirkt wie ein Rauschmittel, vor allem, wenn der Gehalt im Blut schwankt. Das bedeutet aber auch, dass bei mehrmaligem Partnerwechsel eine Gewöhnung an den erhöhten Serotoninspiegel eintritt, so dass stärkere Dosen und Reize nötig werden, um die Erregung unbedingten Verliebtseins zu erreichen! Oder praktisch gesehen: Wer einen One-Night-Stand nach dem anderen durchzieht, kickt sich zwar enorm an, kann aber das Gefühl, verliebt zu sein, schwieriger erreichen oder jagt ihm ständig hinterher – es wird zur Lieblingsbeschäftigung. Vor allem im Teenageralter ein bevorzugtes Hobby; ich kenne es aus meinen Jahren Anfang zwanzig, als an jeder Ecke einer lauerte, in den ich mich für ein paar Nächte verliebte. Und dann, auf zum Nächsten. Mit der Suche wuchs die Sehnsucht nach dem einen, dem Richtigen, der all diese Gefühle noch mal potenzieren sollte. Je öfter ich mich verliebte, desto schwieriger wurde das letztlich. Verrückt, oder? Dabei nicht schlecht und unmoralisch, nur ein Trick der Evolution, die Liebe und das Drumherum ein bisschen schwieriger zu machen.