Warum Männer so schnell kommen und Frauen nur so tun als ob - Anne West - E-Book

Warum Männer so schnell kommen und Frauen nur so tun als ob E-Book

Anne West

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Beschreibung

Es gibt gewisse Dinge, die sich niemals ändern: - Frauen denken ständig: »Warum ruft er nicht an?«, Männern fällt es gar nicht auf. - Männer gaukeln Liebe vor, um Sex zu bekommen. Frauen haben Sex, wenn sie Liebe meinen. Anne West, die wohl erfolgreichste Erotikratgeberin der Nation, kennt die ungehörigen, aber wahren Antworten auf seltsame Alltagssituationen wie diese. Mit ihrem unnachahmlichen Charme beschreibt sie, wie es kommt, dass er so schnell kommt, und liefert damit den Schlüssel zum Selbstverständnis - und zum jeweils anderen Geschlecht. Warum Männer so schnell kommen und Frauen nur so tun als ob von Anne West: Prickelnde Erotik im eBook!

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Anne West

Warum Männer so schnell kommen und Frauen nur so tun als ob

Eine Gebrauchsanweisung für das andere Geschlecht

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Für Kara und Malcolm

Wenn es ums Denken geht,sind Unterschiede zwischen den Männerköpfenund Frauenköpfen ziemlich winzig;in der Liebe dagegen unendlich groß.

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INTRO

Frauen wollen Liebe, Männer wollen Sex

Sie: »Der Weg ist das Ziel!«Er: »Das Ziel ist das Ziel.«

Am besten sagen wir gleich, wie es ist: Frauen und Männer gehen unter völlig verschiedenen Voraussetzungen und Erwartungen miteinander ins Bett. Männer wollen Sex, Frauen wollen Liebe. Und denken doch, sie würden unisono im Takt der Leidenschaft ticken.

Aber, let’s face it: Wenn er kommt, ist der Spaß meist vorbei. Rammbadamm, thank you, Ma’am, Samen losgeworden, Feind erledigt, und ein wenig Schlummern wäre jetzt nicht schlecht. War’s für dich auch so gut, Schatz? Das »Danke, nein« hört er schon nicht mehr, weil seine leisen Schnarcher ihn sanft ins Traumland der Großen Liebhaber spülen.

Sein Ziel ist das Ziel.

Die Lady liegt dann da und denkt sich: Hm. Fing ja ganz gut an. Sexy, aufregend – aber leider war Schluss, als ich grad auf Touren gekommen bin. Hat der Typ eigentlich schon mal was von einer Klitoris gehört? Wieso grunzte er »Komm, wenn du kannst« – und kam dann kurze Zeit später selbst, als erster? Wieso ist seine Lust jetzt verflogen, hat er auf einmal auch keine Hände mehr? Könnte mich wenigstens mal in den Arm nehmen, bin ja schließlich keine Matratze mit Loch. Na ja. Vielleicht beim nächsten Mal. Liegt’s an mir? Es hätte noch ewig so weitergehen können …

Ihr Ziel ist der Weg.

Am nächsten Tag besprechen sich beide mit ihren Freunden. Er: »Boah. War gut, doch. Gehen wir ein Bier trinken. Meinst du, meine Haare auf den Schultern stören sie?« Sie: »Also, küssen kann er, aber ihm wachsen Haare auf dem Rücken. Er hat dies, er hat das, und dann haben wir … (halbe Stunde später) Ach ja, schlecht war’s nicht.«

Was soll uns dieses Gleichnis sagen, werte Eleven der Liebe?!

These 1: Wir reden gern über Sex, Liebe, etc.; wobei Frauen mehr darüber reden als Männer, vor allem, wenn es sie selbst angeht.

These 2: Wir stellen uns, geschlechtsunabhängig, mit Wonne immer wieder dieselben banalen Fragen, die mit Weisheit soviel zu tun haben wie ein Frosch mit Fallschirmspringen.

These 3: Viele Leute meinen, sie wüssten ungemein viel über diese Angelegenheiten, verbreiten aber heftigsten Dünnsinn. Faseln Dinge wie: Männer wollen nur das eine, Frauen wollen geheiratet werden, oder: Wer einen weißen Minirock trägt, tut’s auch für nen Schluck Cola. Andere glauben diesen Müll so lange, bis die Dame mit dem Mini ihnen eine schallert, sie die selbstauferlegten Denkverbote abschütteln und wieder bei null beginnen.

These 4: Dieses Buch hilft bei 1, 2 und vor allem 3.

Bevor Sie jetzt ungläubig den Kopf schütteln und dieses Handbuch der horizontalen Verständigung im nächstbesten Entsorgungsgefäß deponieren, sei noch hinzugefügt: Herzlichen Glückwunsch, wenn es bei Ihnen nicht so abläuft wie bei dem Paar Max und Eva von Allerwelt – er kommt, sie bleibt auf der Strecke, beide sind sprachlos. Alle anderen sind vielleicht nicht ganz so verkopft und bereit, das Darum! kennenzulernen.

Zum Beispiel weil sie sich fragen, wie eine Sache gleichzeitig so schön und doch so problembeladen sein kann: Sex. Sex im allgemeinen – und erst recht im speziellen, wenn das Geschenkpapier dazu kommt, wie Flirten, Liebe, Erotik, Leidenschaft, Langeweile, Zorn, Unsicherheit, Fürsorge, Sehnsucht, Risiko …

Es ist ein Glücksfall der Evolution, dass »Sex etc.« trotz seiner biologischen Eigenschaft als Werkzeug der Fortpflanzung eine prikkelnde Angelegenheit ist. Allerdings ein Glücksfall mit tragischen Folgen, denn es wurden schon Kriege wegen einer »smart pussy«, einem Kuss, einem knackigen Hintern, wegen spröder Sabinerinnen oder aus Eifersucht geführt, Menschen machten sich unglücklich, weil jemand bei ihnen verborgene Saiten zum Klingen gebracht hatte oder es wagte, sich in die Genitalien anderer zu verirren; auf jedem verdammten Zeitschriftencover prangt nacktes Fleisch, der verborgene Subtext dazu lautet »Sexsexsex, du kannst ihn haben, immer, überall und den besten der Welt sowieso«. Auch dem letzten müsste also klar sein: Sex hält die Welt in Bewegung. Erst recht, wenn wir ihn nicht haben.

Um so tragischer, dass Frau und Mann zwar an gewissen Stellen außerordentlich kompatibel sind, um den Glücksgriff der Evolution genießen zu können (ohne sich dabei seinem eigentlichen Zweck, der Fortpflanzung, zu unterwerfen) – aber dummerweise eben nicht so perfekt harmonieren, dass ein Rundum-sorglos-Paket der Erotik daraus erblüht. Ihr Datenaustausch ähnelt vielmehr der Stillen Post: Am Anfang sagt irgendeiner die Wahrheit, aber durchs generative und schamhafte Weiterflüstern kommt zum Schluss was ganz anderes dabei raus. Am Anfang steht zum Beispiel diese Wahrheit: Frauen mögen dicke Schwänze. Flüsterkicherflüster. Und hinten kommt raus: Auf die Größe kommt’s nicht an. Ha. Quatschkram, das sagen wir nur, damit Männer sich nicht gleich in die Hosen machen, weil sie fürchten, ihr Pipimann wäre ein Cocktailgürkchen. Ist schon okay, wir kommen mit dem zurecht, was da ist.

»Nur auf die Technik kommt’s an« hat übrigens ein Kerl hinter die Größe-ist-relativ-Theorie gesetzt, damit es glaubwürdiger klingt, obgleich, mal praxisnah gesehen: WasfürneTechnikbitteschön? Das Rein- und Rauszwurbeln in einer Handvoll Varianten als »Technik« zu bezeichnen ist doch eher gewagt. Trotzdem birgt auch dieser Satz eine Wahrheit, die durch die verstohlene Weitergabe nur noch wischiwaschi rüberkommt. Nämlich: Wenn’s der Schwanz nicht bringt, sollte sein Besitzer den Satz »Vorsprung durch Technik« auf andere Bereiche ausweiten, ich denke da an Finger, Hände, Zunge, Mund, Küssen, Körper, Hirn, Gehalt, Herkunft … Ja. Und was er damit anstellt, wenn der Kleine klein bleibt.

Zurück zum Sorglospaket und der – außer etwa in Höhe der Körpermitte – unmöglichen Kompatibilität der Geschlechter. Und wo wir grad bei der Größe sind, ich sag nur: Zwei Zentimeter. Etwa diese Distanz herrscht von Miss K. (Klitoris) zu Miss P. (Pussy), wo sich bei der Liebe die meiste Action abspielt – ein bisschen näher beisammen wäre schon netter, was das Will-auch-mal-als-erste-Kommen! angeht. Ungerechte Konstruktion. Aber es liegt nicht nur an den zwei Zentimetern – die mit ein bisschen Geschick oder wenigstens mit der Hand zu überbrücken wären –, dass Männer und Frauen so schlecht zueinander passen, es liegt vor allem daran, dass sie einander schon von der inneren Gefühlsstruktur her niemals ähneln werden. Ein Mann wird kaum je wissen, wie sich eine Frau fühlt, warum sie verletzt ist, und eine Frau wird sich selten so ganz in einen Mann hineinversetzen können. Ein Rest Je-ne-sais-pas-quoi wird immer bleiben.

Blind, aber eifrig tapsen wir trotzdem im Bett oder sonstwo umeinander herum und versuchen, das Beste daraus zu machen. Ständiger trial & error ist jedoch nicht jedermanns/frau Sache, Routine liegt uns da schon eher im Gemüt, und so verharren wir im Status quo und stellen uns leicht larmoyant die immer selben Fragen: Warum ruft er nicht an? Was hat sie, was ich nicht habe? Warum will er mich nicht mehr? Wieso nicht gleich so? – Gewisse Fragen des Zwischeneinanders je zu lösen, scheint aussichtslos zu sein.

Früher dachte ich, es liegt an mir, dass sich die Gespräche drei Sekunden, nachdem ich mich in eine Runde einklinkte, ruckzuck immer um das eine drehten. Irgendwann merkte ich, dass es auch ganz gut ohne mich klappt. Unabhängig von Ort, Zeit und Alkoholpegel: Bis zum Erbrechen wird am liebsten über »the opposite sex« geredet. Hey, guck mal, wie der rüberguckt. Hast du die gesehen, irre, wie die sich bewegt. Ob Dings schon mal Analverkehr hatte? Ob Sowieso wohl auch nur auf Affären steht?

Und so kommt es, dass wir mit der Freundin am Küchentisch sitzen, mit dem Kumpel an der Bar abtropfen, uns mit der Clique am Strand Sand durchs Haar wehen lassen und uns fragen: Was will das andere Geschlecht (oder auch dasselbe; es soll schon vorgekommen sein, dass selbst Frauen Frauen nicht verstehen)? Wieso ruft er nicht an? Warum stehen ältere Kerle auf junge Frauen? Wieso schaut er Pornos, obwohl wir ein Paar sind? Warum ist sie bloß so schwierig im Bett, warum nimmt sie ihn nicht in den Mund, wie kann ich ihr zeigen, dass sie schön ist, damit sie endlich mal das Licht anlässt? Und gibt es keine anderen Sorgen? Klar gibt’s die, jede Menge sogar – aber dafür, dass Sex & Co angeblich nur eine Nebensache sind, dreht sich ein Haufen Gehirnmasse nur darum. Mal ehrlich: Ist ja auch zu amüsant, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Bis man irgendwann verzweifelt, weil die Antworten fehlen.

Das Gute daran: Sie sind nicht allein. Die wenigsten durchschauen das andere Geschlecht. Und einige von denen, die so tun oder so wirken, als täten sie es, sind Blender.

Mit Wonne werden die Großen Fragen von Sex, Liebe, Erotik, Romantik und dem ganzen Rest interpoliert. Eine Endlosschleife von Vermutungen, Erfahrungen, Fragen und Widersprüchen knüpft sich daran, genährt von der Tatsache, dass wir alle einander nicht ins Herz und Hirn schauen können. Auf der Suche nach Antworten bohren wir im anderen herum und kapieren ihn doch nicht. Mütter werden alarmiert, Freunde zu Rate gezogen, Barkeeper belästigt, Gruppentherapien gestürmt, Ratgeber gewälzt oder, ganz schick, Homosexuelle als Vertraute missbraucht …

Aufgeklärt und abgeklärt, wie wir alle sind, bringt uns das Leben zwar eine Menge Antworten vorbei (wäre ja noch schöner, wenn mir mit 40 noch so durchgeknallt wären wie mit 15) – aber es wirft mit zunehmenden Alter auch immer komplexere Fragen auf. »Mit dem Alter« wird zwar vieles erträglicher, die großen Probleme werden etwas übersichtlicher, jeder Mensch entwickelt sich schließlich. Nichts und niemand bleibt immer gleich, nur die verdammten Scheißfragen hören nicht auf. Und die betreffen meist die Träger der anderen Chromosomen. Und den Sinn des Lebens natürlich, aber da es darauf nur eine Antwort gibt – zu leben –, gibt es eben jetzt die vor Ihnen liegende »Gebrauchsanweisung für das andere Geschlecht«. Irgendwann sollte jeder mal eine für sich ganz allein schreiben, ernsthaft.

Selbst Vollzeit-Charmeure mit Rentenanspruch fragen sich »Was will das Weib?«, und machen wahlweise einen Literaturklassiker daraus oder dengeln einfach weiter durchs Leben und zucken mit den Schultern, ohne sich darum zu scheren, warum Männer und Frauen so unterschiedlich sind in ihrem Fühlen und Handeln. Dass Sie diese Zeilen lesen, lässt darauf schließen, dass Sie entweder neugierig oder mutig sind. Unausgesprochenes satt haben. Sich nicht scheuen, die philosophische Metaebene des Beziehungsgequassels zu verlassen, um zu erfahren, warum zum Kuckuck gerade in Sachen Erotik etc. Männer und Frauen immer noch so deppert voreinander stehen wie Adam und Eva. Was für ein Zirkus!

Glauben Sie bloß nicht, mir ginge es anders. Um dieses Buch zu schreiben, habe ich Unmengen von diskreten Beichten, offenen Bekundungen und schamlosen Übertreibungen angehört und ausgewertet; Allerweltsstudien dem Praxistest unterzogen; notfalls Psychologen und andere, die’s wissen müssten, ausgequetscht; den eigenen Verstand benutzt. Selbst die Launenhaftigkeit eigener und fremder Meinungen habe ich einkalkuliert. Und, ja klar, gaaanz viel relativiert. Denn schon allein um diesen oberschlauen Typen zuvorzukommen, die sich alles höflich anhören, um dann mit dem Dämlich-Argument zu kommen: »Das gilt aber auch nicht für jeden«, sollte man Verallgemeinerungen ja nun ausschließen. Meist sind solche Leute zwar selbst Gestalt gewordene Klischees, aber da müssen sie wohl alleine durch. »Gilt nicht für jeden.« Tss. Ach ja. Es gibt aber noch was Neueres: Vieles gilt für viele. Weil wir uns alle für so schrecklich individuell halten und auch nicht jedem die Monaden-Theorie Leibniz’ geläufig ist (die Sache mit der großen Einheit und der Dualität der Empfindungen), fühlen wir uns so unbehaglich, wenn einer daherkommt und meint, er habe eine Methode für alle gefunden. Für alle sechs Milliarden Menschen dieselbe Idee. Wir sind alle gleich, eins und eins ist zwei, das Wasser ist nass. Raten Sie, welche der drei Aussagen nicht stimmt.

Auf der anderen Seite wäre unseren kleinen unsicheren Seelchen nichts lieber, als nach Methode Sicher leben zu können. Ein wenig mehr Sicherheit im Umgang mit den anderen, und bitte dafür weniger Ungewissheit. Aufregung gern, aber mit Netz, Leidenschaft mit Schwimmflügeln, Abenteuer mit Happy-End-Garantie.

Nicht, dass wir auf unsere geliebten Küchengespräche verzichten möchten – aber ein paar Sachen wirklich zu wissen, wäre ja nicht schlecht. Wo, zum Beispiel, beginnt Intimität zwischen zwei Menschen? Mit dem ersten eingestandenen Pups oder wenn der andere als Begünstigter in die Lebensversicherung eingetragen wird? Kann man nur mit einem bestimmten Menschen glücklich werden oder lieben wir mehrfach? Reicht ein schlüpfriger Witz schon aus, um ihn zu schockieren? Kann aus einem One-Night-Stand eine Beziehung werden? Haben einem Bücher was zu sagen oder ist nur Mutti die Beste?

Betrachten Sie dieses Buch als Gesprächspartner, der Ihnen ein paar neue Drehs verpasst. Kompetent, nicht alkoholisiert und (anders als die Thekenfredis und männerbeleidigten Freundinnen) ohne jedes Interesse daran, Sie zu beeindrucken, zu manipulieren, zu verunsichern oder Ihnen besserwisserisch zu kommen – sondern nur mit der Absicht, zu informieren. Was Sie draus machen, wenn Sie erst mal erfahren haben, warum Frauen Orgasmen vortäuschen und Männer Wenker-Partys veranstalten, ist im Prinzip Ihr Kram. Die paar Tips und »BesserL(i)eben – jetzt!«-Vorlagen können zwar ganz hilfreich sein. Aber ob Sie die helfende Hand ergreifen oder doch lieber zubeißen – Ihre Sache. Ob Sie sich vor Fehlleistungen bewahren wollen oder eine Beziehung runder gestalten, in Partydiskussionen auftrumpfen oder aus den Antworten dieses Buches einen neuen Weg für sich finden möchten, liegt ganz bei Ihnen.

Ach, noch eins: Mehr als sieben Achtel der hier genannten Erfahrungswerte sind »von der Front«. Ich habe mit einer zweistelligen Zahl von Männern geschlafen, die näher an 100 als an 20 dran ist; habe mit fünfmal so vielen Männern geflirtet und mit zehnmal so vielen Frauen über Männer gesprochen. Und mit halb so vielen Männern über Frauen. Männer wie Frauen jeglichen Alters und jeglicher Herkunft übrigens, und die europäischen Nationen sind zumindest mit je einem Repräsentanten vertreten. Alle wissen, dass sie irgendwann in einem meiner Bücher vorkommen, keiner wird ohne sein Wissen beklaut. Bis auf jene vielleicht, die so laut über ihr Elend jammerten, dass nicht nur ich, sondern die halbe Kneipe es mitbekommen hat. Und doch ist alles life und aus dem Leben und keine Sitcom. Ganz abgesehen davon war ich in der glücklichen Position (nicht Stellung, da kann nur on top uns Frauen weiterbringen), Menschen in ihren ehrlichen Momenten zu erwischen. Das bedeutet, sie haben mir ihre Seelen geöffnet und kleine Einblicke gestattet. Keine Marktforschung kann das, keine Studie, kein EKG, keine Umfrage – wo es medizinisch und faktisch zugeht, lügt der eine oder andere lieber ein wenig und beschönigt sein Leben. In Sachen Liebe usw. ist das sogar häufiger der Fall als beim Einkommen.

Menschen sind ein Konglomerat von Für und Wider, denn was vollkommen sein will, muss sich oft wandeln. Und wenn es einige sachdienliche Hinweise zu dem alten Spiel gibt – dann haben Sie sie jetzt in der Hand.

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EINS

Frauen und Männer werden niemals gleich sein. Gut so.

Sie: »Liebst du mich?«Er: »Jetzt gleich?«

Gleichmacher sind Illusionisten

Wir hatten es ja schon immer geahnt – Männer sind anders als Frauen sind anders als Männer. No news today. Komisch ist nur, dass sie bisweilen trotzdem dazu neigen, so zu tun, als seien sie gleich. Es wäre alles nur halb so schlimm, wenn wir nicht alles gleichmachen würden. Doch dazu später.

Wenn auch Sie an den höchst informativen Büchern vom Ehepaar Pease oder dem Mars/Venus-Ding von John Gray nicht vorbeigelesen haben, wissen Sie ja bestens Bescheid über die »Unterschiede« mit dem höchsten Streitpotential; für alle anderen sei kurz zusammengefasst: Es sei normal, dass Frauen keine Straßenkarten lesen können, aber dafür Multitasking beherrschen, das heißt gleichzeitig kochen, Radio hören, telefonieren und mit ein wenig Anstrengung sogar ihren Kerl zurechtweisen können, indem sie ihm einen bösen Blick zuwerfen. Ein Mann könne nur eine Sache auf einmal machen – zum Beispiel Lesen, aber dabei nicht zuhören, oder Sex machen, aber dabei nicht reden; dafür könne er einen Laster mit Anhänger hochkant einparken und sei mehr der visuelle Typ, der auf optische Reize fliegt – was den Verkauf von Ausklappmagazinen mit Fleischbeschau vorwiegend an Männer erklärt. Und seine Schielerei auf fremder Frauen Hintern.

Die unterschiedliche Struktur des Gehirns, die absolut verschiedenen Hormone sowie das Selbstverständnis in der Gesellschaft tragen dazu bei, dass Frauen und Männer schon von Natur aus nicht gleich ticken können. Um es mit Berlins Erstem Mann (Stand: 2003) zu sagen: Und das ist auch gut so. Stellen Sie sich mal als Frau vor, mit so einem Schwanz unterm engen Kleid, wie sieht das denn aus. Oder Sie, als Mann, Sie würden pausenlos an Ihren Brüsten spielen, wie albern.

Gut, ernsthaft.

Männer werden heute oft als eine Art missglückte Frau bezeichnet, weil vieles, was Frauen ausmacht, in unserer Gesellschaft idealisiert wird. Schlecht ist das nicht, aber es hilft uns nicht sehr weiter. Eigentlich möchten wir ja miteinander umgehen, anstatt zu werten. Oder sogar zu entwerten.

Trotzdem meinen viele Frauen, es ginge ihnen subjektiv besser, wenn sie wie ein Mann behandelt würden. Klar, was den Job angeht – ich jubele auch nicht, dass ich bis zu einem Drittel weniger Kohle bekomme als die werten Kollegen, die denselben Job tun, dass also meine Körperlichkeit über die materielle Versorgung entscheidet; und manchmal kriege ich den Brechreiz, weil der Kfz-Meister jedesmal meinen Kerl anschaut, wenn er über mein Auto redet, und mich ignoriert, als ob ich keine Ahnung hätte, was ein Bremsklotz ist. Aber gut, ich bezahl ihn ja auch nur.

Was also die Lohntüte, den Respekt der Handwerker oder die Chancengleichheit angeht, sollte sich noch einiges tun, das Sein dem Bewusstsein angeglichen werden – im besten Emanzipationssinne, aber minus die Verbissenheit und den Krampf, auf Kerl zu machen. Nee, lieber nicht, dafür ist Frausein wirklich zu schön.

Aber immer noch schielen Frauen auf die vermeintlichen Vorteile, ein Mann zu sein. Merken Sie eigentlich als Frau, dass Sie von den meisten Männern wie ein Kerl behandelt werden? Nicht zuletzt deshalb verstehen Sie manchen Mann nicht. Weil er in einer Männersprache spricht, Männersachen denkt und keinen Schimmer davon hat, was Ihre bunte Welt ist. Weil er denkt, Sie wären kirre, wenn Sie ihm zuhören, wie Sie einer Frau zuhören würden, mit den ganzen Ohs und Ahs und Nein, ach wirklich? Wieso sonst reagiert er erstaunt, wenn Sie sich beschweren, dass er nach dem ersten Mal nicht gleich angerufen hat? Wieso sonst glaubt ein Mann, dass es stimmt, wenn wir auf seine Frage »Hast du was?« mit »Nichts« antworten, obwohl »Nichts« eigentlich bedeutet: »DubistschuldduSackundwenndusnichtbisttuwenigstenswasdagegen!« Wieso sonst vergisst er zwei Sachen, wenn man ihm drei aufträgt? Warum sonst drückt er ihr die Straßenkarte in die Hand, obwohl sie doch wenig damit anfangen kann? Warum sonst meint er, ein Spaziergang von der Bar zu ihm gelte als Vorspiel? Warum sonst meinen Kerle, Frauen ständen auf reiche Typen? – Warum? Weil sie von sich ausgehen, weil es bei ihnen so ist, weil sie es tun.

Umgekehrt ist es genauso: Frauen behandeln Männer oft wie Frauen, manchmal auch wie Hunde, was ja in den Staaten populär sein soll, schüttel!!, es sei denn, sie flirten mit ihnen. Oder warum sonst erzählen Frauen ihrem Kerl erst ihre Sorgen und beschweren sich dann, dass er sie nicht in den Arm nimmt, sondern gleich mit rationalen, also »eiskalten« Lösungen kommt? Warum sonst verstehen Frauen nicht, dass er sie nicht täglich seiner Liebe versichert, wenn sie es doch tun? Warum sonst schleifen Frauen ihre Männer zum Shoppen, obwohl sie auf männliche Kommentare wie eine Furie reagieren? Warum sonst streicheln Frauen Männer von Kopf bis Fuß ausgiebig, obwohl ihn das kitzelt und seine erogene Zone nur an zwei Stellen steckt – Kopf und Gemächt? Warum sonst sind Frauen auf jene Frauen eifersüchtig, deren Körperbau dem eigenen Wunschbild entspricht, und unterstellen ihrem Kerl, er fände sie auch attraktiver? – Warum? Weil sie von sich ausgehen, weil es bei ihnen so ist, weil sie es tun.

Weil wir beide uns schwertun, einzusehen, dass wir nicht immer von uns selbst ausgehen können. Und es doch immer wieder tun. Wieso ist er nicht wie ich? Wieso versteht sie mich nicht? Was macht er da, und warum ist sie so? Das Ganze nennt sich Verhaltensreaktion: Sie reagieren unmittelbar auf die Taten des Partners, anstatt sich auf die gefühlsmäßige Motivation dahinter einzulassen. Das würde nämlich ein hohes Maß an abstraktem Denken voraussetzen und eine hochentwickelte emotionale Intelligenz. Eher selten in unserer Gesellschaft, wo Emotionen so lästig sind wie ein Herpes.

Statt uns also die Mühe zu machen, uns in den anderen hineinzuversetzen, gehen wir davon aus, dass ein Mann denkt und fühlt wie eine Frau oder dass sie zumindest ansatzweise sein Denken und Fühlen nachvollziehen kann (und andersherum natürlich genauso), obwohl das objektiv ziemlich unmöglich ist. Ein Hamster könnte sich nicht blöder fühlen in seinem Laufrad, in dem er sich abkämpft und doch nirgends ankommt. Und trotzdem liebt er es. Wir ja irgendwie auch, wir Hamster auf zwei Beinen, auch wir rennen lieber auf der Stelle, statt zu realisieren, dass wir nur in einem Käfig stecken. Meinethalben auch in einer Matrix, die uns vorgaukelt, auf einem Planeten zu leben, auf dem alle Menschen gleich sind und sich doch wirklich mal annähern könnten.

Hören wir also auf so zu tun, als ob der andere so sein müsste wie wir selbst; hören wir auf damit, andere Menschen verändern zu wollen, bis sie einem selbst ähneln; hören wir auf, uns über Unterschiede zu beschweren – sondern greifen wir uns die Biester und nehmen sie auseinander.

Denken Sie auch gerade an den Spruch »Gegensätze ziehen sich an«? Ich sag Ihnen was: Das gilt nur für die Tatsache, dass einer den Dings und die andere das passende Gegenstück hat. Ansonsten suchen wir nämlich immer nach Gemeinsamkeiten und sind ganz erleichtert, wenn wir sie finden. Denn dann besteht die Chance, dass der andere nicht nur dasselbe tut oder meint wie man selbst, sondern mit ein bisschen Glück auch unserem Selbst ähnlich ist. Dann gibt es weniger Schwierigkeiten, weil wir von Natur aus bequeme Zeitgenossen sind und schnell begreifen und uns zurücklehnen wollen.

Keinen Sinn macht es, natürliche Unterschiede zwischen Mann und Frau zu hassen. Selbst ansonsten eher intelligent und feinfühlig wirkende Menschen haben schon trotzig das andere Geschlecht abgelehnt, es schlecht gemacht, wo es geht, und alle in einen Topf geschmissen, ohne auch nur mal umzurühren. Und das nur deshalb, weil die Gleichmacherei nicht funktioniert. Weil es eben nicht bloß der eine kleine Unterschied ist, sondern vielevieleviele. Nur wer damit überfordert ist, dass niemand so ist wie er selbst, greift zu Verallgemeinerungen oder Ablehnung – also sollten Sie dem nächsten, der Ihnen erzählen will, wie schlecht die Weiber und wie doof alle Kerle sind, zuprosten und sagen: »Meine Güte, bist du ein Egoman.« Gilt auch für weibliche Männerhasser.

Denn letztlich ist es so: Trotz aller Unterschiede verstehen wir uns. Die Konflikte entstehen nicht aufgrund der Unterschiede, sondern wegen der Sucht nach Gleichmacherei.

Das Vermächtnis der Ur-Gene

Alle reden immer vom Alphabullen. Dabei ist es eigentlich immer ein weibliches Wesen, das ein Rudel und sein Fortkommen aufrechterhält (nicht nur bei Rentieren, aber da auch). Das Weib sucht sich den stärksten Kerl aus, weil der am ehesten fähig ist, ihren Nachwuchs zu beschützen. Nicht er hat die Wahl – sie wählt, sie gestattet ihm, sie zu besamen. Er kann sie verletzen, hintergehen, kränken oder die Socken im Bett anlassen – solange er den Nachwuchs behütet oder dafür sorgt, dass sie in Ruhe und Sicherheit diese Aufgabe erfüllen kann, wird er der Erwählte bleiben.

Eine gewagte Theorie, viel zu sehr vereinfacht? Sicher, ich hätte sie auch hinter wissenschaftlichem Geschwafel verstecken können, trotzdem wäre sie deshalb nicht wahrer. Mein Freund Bernhard sagt immer, zu viele Leute verstecken ihre Ansichten hinter germanistischem Blabla, würden also, während sie etwas sagen, sich dafür entschuldigen, dass sie es überhaupt ansprechen. Ich tu es nicht. Nicht mehr.

Frauen wählen und Männer jagen und sammeln – allerdings Zeug für die Frau. Das Bild vom einsamen Wolf, dem Chef der ganzen Bande, ist eben nur eins: ein Bild. Denn kuscheln kommt er dann doch.

Deswegen haben heutzutage auch kleinwüchsige Kerle mit Glatze und kleinem Schwanz, aber dickem Benz, Hirn und Bankkonto die Chance, eine Frau vom Markt zu schnappen. Eine Frau kann sich ohne weiteres entscheiden, den Schönling mit den zehntausend Talenten und großem Dingens links liegen zu lassen und statt dessen den Zweifler mit nur fünf Begabungen zu wählen, der ihren kritischen Augen aber standhält, weil er für sie sorgen wird, weil er der Aufopferung fähig sind. Weil er die Demut und den Willen und die Kraft hat, sich zu quälen, damit er diese Frau bei sich hält. Wenn Sie Irma la Douce kennen, wissen Sie, was ich meine: Er rackert sich ab, schafft seiner Geliebten sogar eine Illusion in Form des Lords, der er selbst ist und doch nicht ist, damit sie alles hat, Sicherheit, Leidenschaft und das Selbstbild, in dem sie sich gefällt. Ja, so sehr können Männer leiden, wenn sie wollen und wenn eine Frau ihr Begehren erweckt hat.

Jahrhundertelang haben Männer ihre Liebe dadurch bewiesen, dass sie arbeiten gegangen sind. »Ich sorge für dich, für unsere Familie« war die Sprache der Zuneigung. Heute sieht das ganz anders aus, da reicht es nicht mehr, das Geld nach Hause zu bringen. Frauen verdienen ihr eigenes Geld, und das mit großer Lust und Selbstbewusstsein. Also müssen Liebesbeweise her, von deren Existenz die Männer noch vor ein paar Jahrzehnten keine Ahnung hatten! »Ich arbeite mich doch für euch ab, damit es euch gutgeht …«, sorry, das zieht nicht mehr. Und dann stehen die Herren der Erschöpfung auch noch vor der misslichen Lage, dass wir Frauen dank Antibabypille auch noch ganz präzise entscheiden können, wer der Vater unserer ungeborenen Kinder sein wird. Reich sein ist dann eine Sache, praktisch, aber nicht ausschlaggebend; denn jetzt wird zusätzlich nach einem Prinzen mit Herz & Hirn gefahndet. Mit Charme und Anstand, mit Biss und Gefühl, und er wird einer sehr, sehr langen Checkliste unterzogen. Männer müssen zusehen, wo sie ihren Genpool loswerden. Allein mit Beschützerinstinkt, den die meisten immer noch intus haben, kommen sie heutzutage nicht mehr weit.

Diese Wahlmöglichkeit der Frauen und die Regeln der Balzrituale werden ein wenig übertüncht durch den heutigen Lebenswandel. Es mag so aussehen, als ob Männer sich Frauen nehmen, in Wahrheit ist es eher so, dass Frauen immer noch entscheiden, von wem sie sich schwängern lassen. Die Wahl wird getroffen. Es ist die Alphakuh, die wählt.

Och, nöööö! rufen jetzt passionierte Feministinnen und Intellektuelle, hier geht’s doch nicht zu wie auf unserer kleinen Farm! Natürlich nicht. Es gibt Millionen Facetten dazwischen, und auf zwei Beinen können wir auch stehen. Aber eines muss jedem klar sein: Auch wenn wir uns in schicke Kostümchen schmeißen, in Pumps zwängen, im Internet so selbstverständlich surfen wie auf der Welle des Erfolgs, auf den Mond fliegen und Atome spalten, in jedem von uns steckt ein Urschleim an alten Genen, Verhaltensmustern, von Generation zu Generation weitergegebenen Regeln und Lebensversuchen. Und sehr viel später erst kam der Verstand dazu. Und die Methodik. Die Taktik. Plötzlich hatte da einer die Idee, dass Liebe nicht allein auf Instinkten beruht, sondern wohl bedacht sein sollte. Plötzlich gibt es eine Kultur des Streitens, Lebens, Versöhnens. Es gibt so vieles zu bedenken. Die Fassaden wollen aufrechterhalten werden. Jetzt bloß keinen Fehler machen! Steuern, manipulieren und dann wird das schon.

Ach? Im Straßenverkehr oder im Sommerschlussverkauf tobt ein Kampf, wie er archaischer nicht sein kann – und ausgerechnet im Bett oder in der Beziehung sollten plötzlich Zivilisation und Kultiviertheit ausbrechen?

Bis vor kurzem galt als anerkannte Wahrheit, Mädchen und Jungen kämen als ähnliche Wesen auf die Welt, gleich fast sogar, und würden erst durch Erziehung und Einfluss zu dem gemacht, was sie später sind – typisch Mann, typisch Frau.

Biologische Forschungsergebnisse indes liefern handfeste Beobachtungen, dass Männer nie etwas anderes sein werden als Männer. So sind Jungs biologisch gesehen um einiges fragiler als Mädels, viermal häufiger kommen sie als Frühgeburt zur Welt, viermal häufiger plagen sie sich mit Hirnschäden und Hyperaktivität.

Kleine Jungen, so eine Studie des Londoner Kinderpsychiaters Sebastian Kraemer, reagieren stärker emotional als Mädchen, sind mehr auf die Mutter fixiert, empfinden häufiger Kummer und suchen mehr den Kontakt zu anderen als ihre weiblichen Pendants, ganz abgesehen davon, dass sie trotz all ihres Nähebedürfnisses ziemlich unkommunikativ, wenn nicht sogar sprachlos sind. Babyboys reagieren interessierter auf Sachen, Dinge, Mobiles oder quietschende Stoffschildkröten und fühlen sich bei intensivem Blickkontakt mit Mama ziemlich unbehaglich – Babygirls konzentrieren sich auf Menschen, Gesichter, die lächeln oder interessante Augen haben, Blickkontakt ist für sie wichtig. Männliche Kleinkinder bauen Gebäude, die hoch und ausgeklügelt sind – Mädels nehmen einen Karton und setzen Dinge hinein, die Menschen darstellen sollen, und lassen sie miteinander reden. Wenn man einem kleinen Jungen einen Miniroboter schenkt, wird er ihn nach kürzester Zeit zerlegen, um zu gucken, wie er funktioniert – während Mädels das Ding zu einem Gesprächspartner machen. Wenn Jungs und Mädchen von einem Klassenausflug erzählen sollen, fällt den Mädchen ein, wer alles dabei war und wie die Stimmung war; den Jungs aber eher, was es zu essen gab und wie groß die Zelte waren. Männliche Schulkinder erzählen wenig über ihren Alltag, außer »Geht so«, »Tolle Wurst« oder »Ja, war okay« wird man wenig aus ihnen herausbekommen. Schülerinnen dagegen sprudeln fast über vor Geschichten. Na ja. Und, hey: Niemand hat ihnen gesagt, sie sollen das tun – sie tun es einfach.

Und lange leben tun Jungs auch nicht – sie werden schneller krank, sterben früh (sieben Jahre früher als Frauen) und sind so was von, ja: wehleidig. Frauen sind eigentlich (dank Östrogen, das die Aktivität des Nervensystems stimuliert und Schmerzen schneller und intensiver weiterleitet) schmerzempfindlicher als Männer (die haben ihr Antischmerzhormon Testosteron am Start), aber die Wehleidigen hören stets auf männliche Namen. Klar ist es schön, sich dank weiblicher Pflegekraft umsorgt und betüddelt zu fühlen, da macht man aus einem Schnupfen gern mal eine Viruspest und aus Kopfweh einen Tumor; aber über ernsthafte Beschwerden schweigt Mann sich aus. Der John Wayne in ihm verbietet es, ernsthafte Schwächen einzugestehen, vor allem, wenn sie mit Kontrollverlust verbunden sind. 70 Prozent aller Männer fürchten sich vor dem Zahnarzt. Männer ignorieren Vorsorgeuntersuchungen oder Hinweise ihres Körpers, und so erkranken Männer öfter als Frauen, an Krebs, denn wir haben gelernt, auf unseren Körper zu hören und auf ihn zu achten. Männer lassen es bei Kleinigkeiten drauf ankommen (und hoffen auf fürsorgliche Pflege und »Unverwundbarkeit«), bei größeren Sachen weigern sie sich anzunehmen, dass es sie erwischt hat. Mann ist arm dran: Testosteron beschleunigt das Altern, und im letzten Lebensdrittel baut Mann erst recht ab – Eunuchen geht es da besser.

Weiblichkeit sichert bereits vor der Geburt bessere Überlebenschancen. Bei der Befruchtung gewinnen häufiger die Spermien mit X-Chromosomen, dem weiblichen genetischen Code, den Wettkampf ums Leben – und vor allem ums Überleben. Die Y-Spermien sind zwar schneller, dafür aber empfindlicher. Hat die mögliche Mutter in der Empfängnisphase Stress, sterben sie sofort ab, weibliche Chromosomen überstehen das Befruchtungstrauma besser. Diese Empfindlichkeit begleitet Männer von der Wiege bis zur Bahre. Und das sind messbare Werte, meine Herren, keine Frage der Erziehung – Sie werden nun mal nie wie eine Frau sein, und die nicht wie Sie.

Ein XY-Keimling ist anfälliger für Erbkrankheiten, der männliche Fötus stärker gefährdet, an einer vorgeburtlichen Krankheit zugrundezugehen. Auf rund 100 Mädchen werden zwar über 120 Jungen gezeugt, doch bei der Geburt kommen nur 105 Jungen auf die Welt. Im späteren Leben gefährdet die hohe Produktion von Stresshormonen kleine und große Helden. Diese Stressanfälligkeit ist ein Relikt aus der Urzeit, als die Hormone den Jäger noch zu Höchstleistungen anspornten. Heute sind sie kräftezehrende Krankmacher. Ein Mann zu sein könnte sich, böse gesagt, als genetischer Defekt herausstellen.

Fatal ist es, wenn dieser »Defekt« durch traditionelles Rollenverhalten noch verstärkt wird. Der Bielefelder Soziologe Klaus Hurrelmann beklagt, dass Männer bis zur Selbstzerstörung am Mythos der Unverwundbarkeit festhalten, daher auch viel höhere Risiken beim Sport oder im Verkehr auf sich nehmen und entsprechend oft verunglücken. Er empfiehlt ein grundsätzliches Umdenken, da eine Erziehung nach dem Motto »Ein Indianer kennt keinen Schmerz« nachgerade eine Aufforderung zum Selbstmord auf Raten sei.

Die feministische Forderung, Männer und Frauen müssten sich einander angleichen, verschiebt sich beim Nachwuchs zu einem beängstigenden Ungleichgewicht, das frühestens unsere eigenen kleinen Töchter spüren werden: Männer werden zum nachweisbar schwächeren Geschlecht. Ihre Erziehung wird der Erziehung von Mädchen angeglichen, ihre natürlichen, biologischen Bedürfnisse werden im Vergleich zu den weiblichen abgewertet. Ihr natürlicher und höherer motorischer Drang zum Beispiel wird ihnen rasch als Aggression ausgelegt, ihre Risikobereitschaft als Unsinn, und immer weniger Eltern sind in der Lage, den Bübchen trotz ihrer enormen Emotionalität beizubiegen, wie sie ihre Gefühle kommunizieren. Mit ein bisschen Pech produzieren wir gerade ein männliches Volk an Nullnummern; an Männern, die sich weiblichem Verhalten anzunähern versuchen, ohne über die natürlichen Möglichkeiten und quasi die Basisausstattung dafür zu verfügen. Zumeist werden sie auch noch von Frauen aufgezogen, von Müttern, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen. Maskuline Erziehung ist oft Fehlanzeige, Männer sind in der Erziehungsschleife in der Minderheit. Die Pädagogin Katharina Rutschky bringt es brachial auf den Punkt: Jungen ohne männliche Vorbilder oder Bezugspersonen mausern sich in der Defensive zu so dummen Machos, wie man sie noch nicht gesehen hat. Und man muss als erzieherisch tätige Frau schon eine Menge Einfühlungsvermögen einbringen, um sich in Jungs-Seelen einzufühlen. Das sieht man ja auch an sich selbst.

Schauen wir doch mal auf eine klassische Situation: Er und sie haben einen petit Krach. Er ist betrunken, sie übermüdet. Er sagt Dinge, die sie kränken, einfach weil sich alles in ihm aufgestaut hat und sie durch einen einzigen Satz wie »Toll, kommst morgens um sieben nach Hause und hast auch noch meinen Falafel vergessen« die Schleusen seines Gefühlsozeans öffnet. Da verliert er den Boden unter den Füßen, in einem Moment der Klarheit wird er sich der Kraft ihrer Ablehnung bewusst, ihrer Macht, zu wählen. Er bekommt es mit der Angst zu tun. Bisher hat er ihr all diese Ängste wie »Geh doch zu anderen Kerlen, ich bin dir eh nicht gut genug; du bist die Tolle, ich bin der Idiot, du verdienst mehr, ich bin ein Säufer« nie gestanden, weil er sie nicht belasten, verletzen, geschweige denn auf seine Defizite hinweisen wollte. Plötzlich bricht alles aus ihm heraus.

Sie weint. Und schämt sich, dass sie weint, weil sie Schwäche zeigt, den Panzer ankratzen lässt, der doch so modern ist – taff muss man sein und autonom und bloß nicht anstrengend, wer weiß, vielleicht will er lieber eine unkomplizierte Frau … Sie weint, weil sie ihn doch liebt, er das aber nicht akzeptieren will. Nicht jetzt, nicht hier, nicht in dieser Kampfsituation. Sie kann den Zusammenhang zwischen dem Falafel und seinem Angebot, aus ihrem Leben zu verschwinden, nicht einordnen. Sie entschuldigt sich, obwohl sie gar nicht weiß wofür. Instinktiv erfasst sie, dass er Probleme hat, für die sie Verständnis zeigen würde, wenn sie nicht so geballt kämen. Aber jetzt und hier könnte sie den Scheißkerl rauswerfen, am liebsten gleich, und hinterher drei Jahre leiden, weil die Wunde doch zu tief ist und er nicht geblieben ist, sich nicht hinweggesetzt hat über ihr Verbot, sie je wieder anzurufen, obwohl sie es sich insgeheim wünschte. Sie weint, weil seine Art zu reagieren eine Beleidigung ist, und weil, obwohl sie rational über das Geschehen nachdenken kann, auch die emotionale Gehirnhälfte reagiert.

Er findet das außerordentlich befremdlich, fühlt sich als Versager und Volltrottel, wehrt sich nach Kräften, macht die Schotten dicht, um auch die ihren zu schließen … Und dann steht man ziemlich dumm da.

Was schiefläuft, ist folgendes: Irgendwann fingen die Leute an, über Beziehungen und ihre Form zu reden. Als ob man der Liebe nur eine äußere Form zu geben bräuchte, damit sie klappt, fassbar, kontrollierbar sei. Aber haben Sie schon mal versucht, Wasser oder Luft eine äußere Form zu geben? Bei der Liebe versuchen wir festzulegen, wie sie zu leben ist. Lauter schlaue Menschen entwickelten Tips für dieses und jenes und jegliche Situation. Da heißt es dann: Keine Schwäche zeigen. Wer jammert, macht sich uninteressant. Droh ihr zu gehen, dann wird sie schon sehen, was sie davon hat. Ich will es ihm doch nicht schwermachen, also warum weine ich? Erpresst sie mich jetzt mit ihren Tränen? Ich will allein sein. Kann ich ihn gehen lassen, wird er dann nicht denken, er ist mir egal? Und einer will immer das letzte Wort haben. Dabei weiß kein (in Worten: kein!) Forscher bis heute, warum Liebe bei manchen Paaren über fünfzig. sechzig Jahre hält. Nur warum es nicht klappt, das wissen wir ganz gut.

Häufig verletzen beide sich, um einen Grund zu haben, zu leiden, und sich damit endlich dem Gefühlsstrom hingeben zu können. Manchmal provozieren wir uns gegenseitig, damit der andere versucht ist, es uns mit gleicher Münze heimzuzahlen. So wird Liebe auf den Prüfstand gestellt. Dabei wird nur eines vergessen: Alles, was du durchmachst, macht der andere auch durch. Dazu muss man nicht mal Rilke lesen, sondern ein wenig runterkommen von der Vorstellung, nur man selbst trage das Leid der Liebe auf den Schultern.

Und dabei wollen beide vielleicht doch nur eins: Sie wollen sich selbst sehen, zu zweit, im Sonnenlicht. Vielleicht ein kleines Mädchen neben sich, auf einem Fahrrad mit Stützrädern. Sie wollen gemeinsam nach Hause kommen, er weiß, dass sie grünen Tee mag, das Mädchen Kakao, und für ihn Orangensaft. Er will ihren Duft für immer bei sich behalten. Sie will ihm in die Augen sehen und darin lesen, dass sie für ihn existiert. Sie will ihm ansehen, dass er ihre Liebe sieht. Er will spüren, dass er vollkommen angenommen wird von ihr, auch in seinen Schwächen. Sie will, dass er begreift, dass sie auch im Jähzorn zu ihm stehen wird und er ihr Held ist. So soll es sein. »Soll«, nicht »sollte«, denn der Konjunktiv würde die Realisierung der Möglichkeit ausschließen, und es bliebe nur eine Illusion. So soll es sein.

Aber dann … kommt die Methodik, der Stolz, die Angst, die Vorstellung, »sich bloß nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen«. So sind wir Deutschen. Bloß nicht klein beigeben, Liebe gilt rasch als Schwäche. Hey, wo ist hier eigentlich das Regelwerk zum »guten Streit«? Und wieso funktioniert das nicht mit dem »Punktesammeln auf dem Partnerschaftskonto«? Verfahren und hilflos und zu keinem klaren Gedanken fähig stehen sie voreinander. Er geht. Sie zerreißt es.

Am nächsten Tag schläft er lang und will sich an möglichst wenig erinnern und am liebsten nicht darüber diskutieren – und sie geht zum Friseur oder shoppen und übt sich in Verdrängung.

Das ist doch ein blödes Spiel. Es ist Show, es ist Fassade, es folgt Regeln ohne jede Emotionalität – anstatt methodisch zu lieben, sollten wir es instinktiv tun. Aber dafür haben wir zu viel widersprüchliches Wissen angehäuft. Wir sind inzwischen so verkopft und auf die Manipulation des anderen orientiert, dass für instinktives Vertrauen kein Platz mehr ist. Wir haben Angst, uns abhängig zu machen – dabei ist nichts von jemandem abhängig. Wer liebt und miteinander alt werden möchte, nimmt es an, wenn sie weint. Dann weint sie eben. Anstatt eine emotionale Erpressung dahinter zu vermuten oder sich selbst als schwach zu empfinden, sollten Tränen in einem Krach als das empfunden werden, was sie ausdrücken: Trauer darüber, an Probleme zu stoßen. Angst, etwas zerstört zu haben. Wer liebt, akzeptiert. Und spielt nicht nach Methode.

Doch da kommt uns wieder ein Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Denken und Handeln in die Quere: Frauen wählen oft den kürzesten Weg, um zu einer Lösung zu gelangen. Sie leben mehr im Jetzt, reagieren unmittelbar, manchmal sogar ohne nachzudenken. Wenn sie ins Wasser fallen, schwimmen sie los.

Männer dagegen denken achtzig Schritte voraus, wägen ab, überlegen alle möglichen Szenarien vorab. Wenn ein Mann ins Wasser fällt, denkt er erst mal nach. Ob er lieber kraulen soll oder wassertreten, um sich warmzuhalten. Ob er seine Schuhe ausziehen soll oder jemanden anrufen. Ob er die Bewegung der Wellen ausnützen oder erst einmal seine Lungen aufpumpen sollte. Er überlegt und denkt – bis er auf einmal untergeht.

Deswegen stehen wir so oft vor der Situation, dass Frauen spontan und unmittelbar reagieren, während Männer fast untergehen im Für und Wider, bis sie in einer Ecke hängen, sich ducken und alles aus sich heraussprudeln lassen. Und dagegen soll Methodik helfen? Sind wir Menschen oder am Reißbrett entworfene Apparaturen mit vorhersagbaren Reaktionsweisen?

Vergessen Sie nie den Urtrieb, Ihre Instinkte und die pure Kraft und Ohnmacht des Männlichen und Weiblichen. Schämen Sie sich nicht, wenn Ihre Reaktionen nicht dem entsprechen, was die Ratgeber predigen. Halten Sie sich nicht für dumm, bloß weil bei Ihnen irgendwelche Tricks mit Gelinggarantie nicht funktionieren. Machen Sie nicht mit dabei, eine Gesellschaft und die darin zu führende Beziehung zu simulieren, sondern lernen Sie, Ihre Gefühle wieder zu verstehen und sich für die Unterschiede zu öffnen.

Denn es ist geht überhaupt nicht darum, wer besser ist. Bei Äpfeln und Birnen ist das ja auch keine Frage. Deswegen: Amüsieren Sie sich nicht nur über die Unterschiede, hören Sie auf, sie zu ignorieren. Integrieren Sie sie in Ihr Leben, lassen Sie instinktives Begreifen zu. Fühlen Sie sich ein bei jenen, die es wert sind. Denn eines ist klar: Gefühle können nicht vom Verstand beeinflusst werden. Der Verstand aber immer von Gefühlen.

Emotionale Intelligenz: Der Schlüssel heißt Reflektieren

Neben den offensichtlichen emotionalen und kommunikativen Unterschieden der Geschlechter gibt es noch ein geschlechtsunabhängiges Element: die Entwicklung der persönlichen emotionalen Intelligenz (EI oder auch EQ; ich bevorzuge die inländische Variante). Was nach einem Widerspruch in sich klingt – Emotion und Intelligenz, Gefühl und Verstand, hä? –, ist nichts anderes als die Fähigkeit, sich nachdenklich mit den eigenen Gefühlen und denen des anderen zu beschäftigen. Es meint die Fähigkeit, neben der eigenen Befindlichkeit die Emotionen anderer anzuerkennen. Emotionale Intelligenz ist die Gabe, nicht nur auf eine Handlung zu reagieren – er hat das Abendessen vergessen, er kümmert sich nur um seinen Job, er sitzt seit Stunden im Hobbykeller und ignoriert mich, der Mistkerl –, sondern zu erfassen, was diese Handlungen an emotionaler Motivation beinhalten. Es ist die Fähigkeit, selbst in einem Streit instinktiv zu erfassen, warum der andere überhaupt ausflippt. Diese Fähigkeit sorgt dafür, dass wir uns nicht beim kleinsten Missverständnis die Köpfe einschlagen, sie ist das Bindeglied zwischen Individuum und Verantwortung für eine Gruppe, sie lässt aus dem Wunsch nach Intimität, Geborgenheit, Vertrauen überhaupt erst Wirklichkeit werden. Sie bringt Licht ins Dunkel unserer Empfindungen und macht uns zu Menschen, mit denen man leben möchte; zu Menschen, die sich ohne große Worte verstehen, anstatt zu egomanen Soziopathen zu werden.

Nachdem jahrzehntelang die verstandesgemäßen Funktionen des Gehirns erforscht wurden, widmen sich inzwischen immer mehr Wissenschaftler auch den Emotionen; jenseits von Bauchgefühl und Intuition wollen sie erkläen und verstehbar machen, wie unsere Gefühle wirken und was sie bewirken. »Gute Gefühle« sind das kommende Lieblingsthema der Psychologen. Dahinter steht die These, die Fähigkeit, angemessen zu fühlen, würde uns dem Glück näher bringen; die Abwesenheit dieser Fähigkeit hingegen kann Leben und Gesellschaften zerstören, weil die Menschen dann trotz hoher Intelligenz unfähig sind, mit anderen normal zu leben. »Ich fühle, also bin ich« statt »Ich denke, also bin ich«.

Was bedeutet diese mögliche emotionale Wende? Kann sie gegen die Mythen der Methodik helfen, die man uns bislang auf Gefühle anzuwenden hieß? Auf einen einfachen Nenner gebracht, sagen die Glücks- beziehungsweise Gefühlsforscher, dass der Verstand kein Ersatz für Gefühle ist. Banale Tips nach dem Motto: Bist du unglücklich, mach eine Schreitherapie; wenn du traurig bist, weine und höre traurige Musik, dann bessert es sich – sind also fragwürdig, wenn sie die Rolle der Gefühle nicht angemessen berücksichtigen.

Mathematiker haben bewiesen, dass sogenannte Bauchentscheidungen besser funktionieren als rationale Strategien: Menschen handeln klüger, wenn sie wenig berechnen, und sogar noch richtiger, wenn der Zeitdruck hoch und die Informationen denkbar gering sind. Denken sei in solchen Situationen zu gefährlich, weil man zu viel abwägt, auf zu viele Möglichkeiten kommt, und dabei eben auch auf zu viele falsche. Auch die Biologie liefert uns einen guten Grund für mehr Gefühl: Emotionalität sei nicht irrational, sondern beruhe auf dem limbischen System im Gehirn, das auf uralte Erfahrungen zurückgreift. Mehr Gefühl für sich, für andere entwickeln – ganz großes Tennis. Wenigstens ein Trend, der nicht nur schick zu sein scheint.

Also gilt: Wer nichts empfindet, kann auch nichts begreifen. Wer versucht, sich in Verhaltensschablonen zu pressen oder immer mehr rationale Gründe für oder gegen eine Handlung zu sammeln, ist ärmer dran als jene, die einen Kerl zum Beispiel nur deshalb heiraten, weil er blaue Augen hat. Das ist evolutionstheoretisch gesünder als immer mehr Argumente zu suchen, die für oder gegen einen Partner sprechen, und sich dann letztlich doch nicht entscheiden zu können. Instinkt, Emotion, Gefühl – ein neuer Weg für mehr Glück? Könnte gut sein. Fühlt sich zumindest gut an.

Zwei Menschen mit hoher ausgeprägter EI werden im besten Fall direkter ein höheres Maß an Verbundenheit erreichen. Statt auf der Ebene rein handlungsbezogener Verhaltensreaktionen stehenzubleiben, werden sie sich zusätzlich ineinander einfühlen. Sich klarer werden, aus welchen Gefühlen heraus der andere wie handelt. Sie reflektieren. Sie entwickeln Emphatie, sie geben ihre Neigungen und Erwartungen preis, sie gehen über ihre individuellen Bedürfnisse hinaus und berücksichtigen auch die des anderen. Wechselseitig, damit Harmonie und Freiheit entsteht. Sie beschweren sich nicht gleich, warum der andere etwas so oder so tut, sondern sie blicken dahinter oder lassen es einfach mal so stehen, anstatt es zu sezieren. Machen einander eben nicht gleich, sondern lassen Unterschiede zu. Menschliche Unterschiede, nicht allein geschlechtsgeprägte. Und wissen über sich selbst: Emotionale Intelligenz schön und gut, aber ich kann trotzdem nicht 24 Stunden am Tag wissen, was der andere fühlt, und auch nicht immer hundertprozentig meinen Gefühlen nachspüren. Sie geben sich selbst die Chance, nicht mehr zu wissen als andere – aber bei sich und dem Partner zu akzeptieren, dass es so ist. Sie öffnen sich, machen sich verletzbar – aus der Ahnung heraus, dass sie so zu einer intimen Nähe gelangen.

Soweit die Theorie, die sich immer schneller schreiben als leben lässt. Bringt uns dieses Wunschbild in der Praxis wirklich nach vorn? Ein Beispiel, ganz banal: Ein Paar will Sex haben. Sie fangen also an, murkeln rum, und plötzlich sinkt er ihm ab. Frauen mit wenig EI