Es begann in Las Vegas ... - Maureen Child - E-Book

Es begann in Las Vegas ... E-Book

Maureen Child

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Beschreibung

"Die Hochzeit war ein Fehler. Ich will keine Frau. Ich will keine Kinder." Nie hat Penny vergessen, mit welch eiskalten Worten Colton King sie vor zwei Jahren nach ihrer Blitzhochzeit in Las Vegas und sieben heißen Nächten abserviert hat. Sie hat wirklich allen Grund, den Millionär zu hassen! Warum verspürt sie dann gleichzeitig dieses verzehrende Verlangen, als er jetzt unerwartet bei ihr auftaucht? Schließlich muss sie fürchten, dass Colton nur aus einem Grund zu ihr zurückgekommen ist: Weil er ihr Geheimnis kennt - und sich holen will, was sie ihm in vorenthalten hat …

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Seitenzahl: 209

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Maureen Child Originaltitel: „Double the Trouble“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1877 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733721237

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY, CORA CLASSICS

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1. KAPITEL

Colton King sah den Schlag nicht kommen, der sein Kinn traf.

Er schüttelte sich kurz, um den Kopf wieder klarzukriegen, und wehrte den nächsten Schlag rechtzeitig ab.

Der wütende Mann, der einen Moment zuvor in sein Büro gestürmt war, wich einen Schritt zurück. „Das hatten Sie verdient“, keuchte er.

„Was in aller Welt …“ Colt ließ seine gepackte Reisetasche auf den Boden fallen. „Ich hatte es verdient?“

Er überlegte blitzschnell. Nichts. Er kannte den jungen Mann nicht, und ihm fiel auch niemand ein, der ihm Prügel angedroht hatte. Seine stets kurzen Beziehungen mit Frauen endeten ausnahmslos freundschaftlich. Selbst mit seinem Zwillingsbruder Connor hatte er seit Wochen keinen Streit gehabt.

Sicher, er hatte verärgerten Kunden gegenübergestanden, die im Büro von King’s Extreme Adventures in Laguna Beach, Kalifornien, auftauchten, wenn sie nicht die Monsterwellen vorfanden, die ihnen versprochen worden waren. Oder wenn eine Bergtour wegen einer Lawine abgesagt werden musste.

Colton und Connor King arrangierten Abenteuerreisen für die wohlhabenden Adrenalinjunkies der Welt. Dabei war es natürlich schon häufiger passiert, dass ein Kunde so wütend war, dass er einen Aufstand veranstaltete. Aber keiner hatte jemals zugeschlagen. Bis jetzt.

„Wer zum Teufel sind Sie?“, fragte Colt.

„Ich habe den Sicherheitsdienst gerufen!“, rief eine Frau von der Tür her.

Colt warf nicht einmal einen Blick auf Linda, die Sekretärin, die für seinen Bruder und ihn arbeitete. Er behielt lieber den Fremden im Auge. „Danke. Holen Sie Connor.“

„Schon unterwegs“, entgegnete Linda und verschwand.

„Den Sicherheitsdienst zu holen, ändert nichts daran, dass Sie ein egoistischer Schweinehund sind“, sagte der Mann, der ihm gerade einen Kinnhaken verpasst hatte.

„Okay“, murmelte Colt. Das hörte er nicht zum ersten Mal. Doch ein paar mehr Informationen wären hilfreich. „Wollen Sie mir nicht sagen, was los ist?“

„Das wüsste ich auch gern.“ Connor trat in den Raum und stellte sich neben seinen Zwillingsbruder.

Colt war froh, dass sein Bruder gekommen war, auch wenn er sich den Fremden gern selbst noch einmal vorgeknöpft hätte. Aber eine Schlägerei hier im Büro wäre vermutlich keine gute Idee. Connors Anwesenheit würde ihm helfen, sein Temperament zu zügeln. Außerdem gab ihm eine Schlägerei keine Antwort auf seine Fragen. „Sie haben Ihren Treffer gelandet“, sagte er an den Fremden gewandt. „Jetzt verraten Sie mir, warum.“

„Mein Name ist Robert Oaks.“

Oaks. Lang verdrängte Erinnerungen kamen hoch, und Colt wurde flau im Magen. Er betrachtete den Fremden und sah in dessen zusammengekniffenen grünen Augen etwas … Vertrautes.

Verdammt.

Er hatte schon einmal in solche Augen geschaut. Vor nicht ganz zwei Jahren. In Las Vegas, am Ende einer Woche, die eigentlich ganz normal hätte sein sollen, die aber stattdessen … erstaunlich gewesen war. Eine ganz bestimmte Erinnerung wurde wach. Colt wünschte, er könnte sie auslöschen, doch das war ihm nie gelungen.

Es war der Morgen nach seiner Hochzeit mit Penny Oaks in einer schäbigen Kapelle auf dem Vegas Strip gewesen. Der Morgen, an dem er ihr gesagt hatte, dass sie sich wieder scheiden lassen würden – bevor er ihr für die tolle Woche gedankt und sie dann in ihrem gemeinsamen Hotelzimmer allein zurückgelassen hatte.

Er wollte nicht an jenen Tag denken. Was jetzt allerdings kaum möglich war, da ein Mann, der ihr Bruder sein musste, vor ihm stand.

Robert Oaks nickte langsam, als er sah, dass es bei Colt dämmerte. „Gut. Sie erinnern sich zumindest.“

„Woran erinnerst du dich?“, fragte Connor.

„Nichts.“ Er würde nicht mit Connor darüber sprechen. Zumindest jetzt nicht.

„Ach, nichts. Das ist ja großartig.“ Robert Oaks schüttelte empört den Kopf. „Genau, was ich erwartet hatte.“

Colt presste die Lippen aufeinander. Was auch immer zwischen ihm und Penny gewesen war, es ging nur sie beide etwas an. Ihn interessierte nicht, was ihr Bruder dachte. „Warum sind Sie hier? Was wollen Sie?“

„Ich möchte, dass Sie das einzig Richtige tun“, fauchte Robert. „Aber ich bezweifle, dass Sie es tun werden.“ Er ballte die Fäuste. „Deshalb dachte ich, Sie zu verprügeln, würde mir reichen. Tut es aber nicht.“

Langsam wurde Colt ungeduldig. Ein KingJet wartete darauf, ihn nach Sizilien zu fliegen. Er hatte zu tun. Und er würde keine weitere Minute mit Robert Oaks verschwenden. „Hören Sie endlich auf, um den heißen Brei herumzureden, und kommen Sie zum Punkt. Warum sind Sie hier?“

„Weil meine Schwester im Krankenhaus liegt.“

„Krankenhaus?“ Sofort tauchten andere Erinnerungen auf. Bilder eines anderen Krankenhauses schossen ihm durch den Kopf. Kalte grüne Wände, ein trostloser grauer Linoleumboden, der üble Geruch von Angst und Desinfektionsmitteln.

Für einen Moment hatte Colt das Gefühl, als würde ihn ein Gewicht zurück in die Vergangenheit ziehen, auf eine Reise, die er nie wieder antreten wollte. Mühsam verdrängte er die dunklen Erinnerungen und kämpfte sich zurück in die Gegenwart. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, während er seinen Blick auf Pennys Bruder richtete und wartete.

„Meine Schwester hatte gestern eine Blinddarmoperation“, sagte Robert.

Ein Seufzer der Erleichterung, weil es nichts Schlimmeres war, kam Colt über die Lippen, und der Knoten in seinem Magen löste sich. „Geht es ihr gut?“

Robert lachte verächtlich. „Ja, es geht ihr gut. Abgesehen von der Sorge, wie sie die Krankenhausrechnungen bezahlen soll. Und der Sorge um die Zwillinge. Ihre Zwillinge.“

Plötzlich schien es keine Luft zum Atmen mehr im Raum zu geben.

„Meine …“ Colt schüttelte den Kopf, während er zu begreifen versuchte, was Pennys Bruder ihm gerade gesagt hatte. Aber wie sollte etwas Sinn ergeben, was wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam? Was zum Teufel sollte er jetzt tun? Sagen? Denken?

Colt rieb sich das Gesicht, zwang sich, ruhig durchzuatmen, und schaffte es schließlich zu fragen: „Zwillinge? Penny hat ein Baby?“

„Zwei“, korrigierte Robert und sah von Colt zu Connor und wieder zurück. „Zwillinge scheinen bei Ihnen in der Familie zu liegen.“

„Und sie hat es ihm nicht gesagt?“

Connor klang so bestürzt, wie Colt sich fühlte. Wut stieg in ihm hoch und erstickte ihn fast. Penny hatte nie auch nur ein Wort gesagt. Sie war schwanger gewesen und hatte es ihm verschwiegen. Sie hatte zwei Kinder zur Welt gebracht, und er wusste nichts davon.

Er hatte Kinder?

Schon wieder wollte er an Penny, an ihre gemeinsame Vergangenheit denken, doch dieses Mal ignorierte er den Drang.

„Wo sind sie?“ Die Frage war kurz und knapp.

Robert sah ihn argwöhnisch an, und Colt wusste, dass sich in seinem Gesicht die Wut spiegelte, die in ihm brodelte.

„Meine Verlobte und ich haben uns um sie gekümmert.“

Zwei Kinder. Colt konnte es immer noch nicht ganz begreifen. Er war Vater von Zwillingen und wusste nichts davon. Wie war das überhaupt möglich? Er war immer vorsichtig gewesen.

Aber offensichtlich nicht vorsichtig genug.

Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte, dass alles eine Lüge sein könnte. Dass Penny ihren Bruder angelogen haben könnte. Dass die Babys nicht von ihm waren. Doch er verwarf diese Möglichkeit sofort wieder. Das wäre zu einfach.

„Ein Junge und ein Mädchen, falls es Sie interessiert.“

Colt riss den Kopf hoch und richtete den Blick auf Robert.

Ein Junge und ein Mädchen.

Er hatte zwei Kinder. Mann, er wusste im Moment nicht, wie er damit umgehen sollte. Das Einzige, was er sicher wusste, war, dass ihm die Mutter seiner Kinder eine Erklärung schuldig war.

„Natürlich interessiert es mich“, knurrte er. „Und jetzt sagen Sie mir, in welchem Krankenhaus Penny liegt.“

Er bekam alle Informationen von Robert, einschließlich dessen Handynummer und Adresse. Der Sicherheitsdienst erschien, doch Colt schickte ihn wieder weg. Er würde Pennys Bruder nicht anzeigen – der Mann war sauer und beschützte seine Familie. Er selbst hätte dasselbe getan. Doch kaum war Robert fort, gab Colt seiner Reisetasche einen wütenden Tritt, sodass sie quer durch den Raum flog.

Connor lehnte sich gegen den Türpfosten. „Der Flug nach Sizilien ist also gecancelt?“

Eigentlich sollte Colt schon in der Luft sein, um auf Sizilien neue Absprungmöglichkeiten für Base-Jumping auszuprobieren. Genau das war sein Job – die gefährlichsten Sportarten an den ungewöhnlichsten Orten der Welt für den wachsenden Kundenstamm ihres Unternehmens zu testen.

Colt warf seinem Bruder einen scharfen Blick zu. „Die ganze Reise ist erst mal gecancelt.“

„Und du bist Vater.“

„Sieht so aus.“

Er klang ruhig, oder? Er war es aber nicht. Zu viele Gefühle, zu viele Gedanken strömten auf ihn ein, als dass er einen vom anderen trennen könnte. Vater. Er hatte zwei Kinder gezeugt, und bis vor ein paar Minuten hatte er nichts davon gewusst. Wie war das möglich? Hätte er nicht etwas fühlen müssen? Hätte man ihm nicht sagen müssen, dass er Vater war?

Colt schüttelte den Kopf. Er versuchte immer noch, alles zu begreifen. Unmöglich. Verdammt, kein Kind verdiente es, ihn als Vater zu haben. Das war einfach eine Tatsache. Er rieb sich die Brust, um das seltsame Gefühl dort zu vertreiben, und atmete tief durch.

„Und wann wolltest du mir davon erzählen?“

Colt starrte seinen Zwillingsbruder an. „Das fragst du nicht im Ernst. Ich habe es selbst gerade erst erfahren, schon vergessen?“

„Ich rede nicht von den Zwillingen. Ich spreche von ihrer Mutter.“

„Da gibt es nichts zu erzählen.“ Lüge, dachte Colt. Lüge. In Wahrheit gab es viel zu erzählen, allerdings nichts, worüber er sprechen wollte. Es war das einzige Mal in seinem Leben, dass er seinem Zwillingsbruder etwas verschwiegen hatte. Warum, konnte er nicht sagen.

Colt fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Es war bei dem Kongress in Vegas vor fast zwei …“ Er dachte kurz nach. „Nein, es ist eher anderthalb Jahre her.“

„Du hast sie dort kennengelernt?“

Colt durchquerte den Raum und nahm die Tasche, die er eigentlich für die Reise nach Sizilien gepackt hatte. Er hängte sie sich über die Schulter und drehte sich zu seinem Bruder um. „Ich will jetzt nicht darüber sprechen, okay?“

Wenn er nicht in den nächsten zehn Sekunden von hier fortkam, dann würde er platzen.

„Schade“, bemerkte Connor kurz. „Ich habe gerade erfahren, dass ich Onkel bin. Also erzähl mir von der Frau.“

Colt wusste, dass sein Bruder nicht lockerlassen würde. Wenn die Situation andersherum gewesen wäre, hätte er auch Antworten eingefordern. Was die Sache nicht leichter machte.

„Es gibt nicht viel zu sagen. Ich habe sie bei dem Kongress für Extremsport kennengelernt. Wir haben die Woche zusammen verbracht und dann …“

„Ja?“

Colt atmete tief aus. „Dann haben wir geheiratet.“

Wenn er nicht so schlechte Laune gehabt hätte, hätte er jetzt über den Gesichtsausdruck seines Bruders gelacht. Er hatte Connor noch nie so schockiert gesehen.

„Du hast geheiratet?“ Connor stieß sich vom Türpfosten ab und kam näher. „Und du hast es nicht für nötig befunden, mir davon zu erzählen?“

„Die Ehe hat nur … einen Moment gedauert“, sagte Colt. Noch immer konnte er nicht fassen, dass er der Leidenschaft, die er in Pennys Armen erlebt hatte, so ausgeliefert gewesen war, dass er sie tatsächlich geheiratet hatte. Und da er sein Verhalten nicht einmal sich selbst gegenüber rechtfertigen konnte, hatte er Connor nichts erzählt.

Er drehte sich um und blickte aus dem Fenster über den Ozean. Surfer glitten durch die Wellen. Touristen schlenderten den Strand entlang und schossen Fotos. Weiter draußen schaukelten Segelboote auf dem Wasser, bunte Fahnen flatterten im Wind.

Die Welt drehte sich weiter wie zuvor. Alles wirkte völlig normal. Nichts hatte sich geändert. Und doch … Für ihn war nichts mehr wie zuvor.

„Colt, es ist fast zwei Jahre her, und du hast nie ein Wort gesagt?“

Er blickte über die Schulter zu seinem Bruder. „Ich wusste nicht, wie.“ Er schüttelte den Kopf, atmete tief aus und schluckte den Ärger hinunter, der wieder in ihm aufwallte. „Ich bin nach Hause gekommen, bin geschieden worden und dachte, das war’s. Warum sollte ich dir davon erzählen? Es war vorbei.“

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du verheiratet warst.“

„Ich auch nicht“, murmelte er und drehte sich wieder zum Fenster. „Ich dachte, es gibt einfach nichts zu erzählen.“

„Nun, du hast dich getäuscht.“

Das war die Untertreibung des Jahrhunderts.

„Sieht so aus.“ Er hatte Kinder. Zwei. Sie mussten jetzt acht Monate alt sein. Acht Monate, und er hatte sie noch nie gesehen. Hatte nichts von ihrer Existenz geahnt. Wut stieg in ihm auf. Sie legte sich wie ein eisernes Band um seine Brust. Penny hatte ihm ganz bewusst seine Kinder vorenthalten. Es war schließlich nicht so, dass er schwer zu finden gewesen wäre. Er war Colton King, Herrgott noch mal, und die Kings waren in Kalifornien bekannt.

„Schön. Was willst du also tun?“

Colt drehte sich zu seinem Bruder um. Knallharte Entschlossenheit schwang in seiner Stimme mit, als er sagte: „Ich werde meine Ex-Frau besuchen. Und dann hole ich meine Kinder.“

Jedes Mal, wenn Penny sich rührte, verspürte sie einen stechenden Schmerz. Aber sie biss die Zähne zusammen und drehte sich ganz langsam und vorsichtig im Bett um, bis sie den Rolltisch erreichte, auf dem ihr Laptop stand.

Penny war daran gewöhnt, sich mit Höchstgeschwindigkeit durchs Leben zu bewegen. Anders könnte sie Beruf, Haus und zwei Babys gar nicht unter einen Hut bringen. Still in einem Krankenhausbett liegen zu müssen, das sie sich nicht leisten konnte, machte sie verrückt.

Jede Stunde, die sie hier verbrachte, erhöhte die Rechnung, die man ihr bald aushändigen würde. Und ihre Babys mussten ohne sie auskommen. Obwohl Penny ihrem jüngeren Bruder und seiner Verlobten Maria vertraute, so vermisste sie ihre Zwillinge doch sehr. Da sie von zu Hause aus arbeitete, war sie normalerweise ständig mit ihnen zusammen. Von ihnen getrennt zu sein, fühlte sich an, als fehlte ein Körperteil.

Sie zog den Rolltisch näher zu sich heran und schnappte nach Luft, als ein stechender Schmerz durch ihren Körper schoss. „Aua!“

„Du solltest wohl besser liegen bleiben.“

„Oh mein Gott.“ Penny erstarrte. Sie kannte die Stimme, hörte sie jede Nacht in ihren Träumen. Sie klammerte sich an der Tischkante fest und drehte sich langsam zur Tür um, wo er stand. Colton King. Der Vater ihrer Kinder, der Star in jeder ihrer Fantasien, ihr Exmann und definitiv der letzte Mann auf Erden, den sie jetzt sehen wollte.

„Überrascht?“, fragte er.

Das Wort beschrieb nicht annähernd, was sie empfand. „Das könnte man so sagen.“

„Dann weißt du vielleicht …“, knurrte er sie an, „… wie ich mich fühle.“

Robert, dachte sie grimmig. Sie würde ihren kleinen Bruder umbringen. Auch wenn sie ihn praktisch großgezogen hatte und von Herzen liebte. Aber dafür, dass er Colton King aufgesucht und sie verraten hatte, sollte er büßen.

„Was machst du hier?“, fragte sie nur scheinbar ruhig.

Colt kam näher. Mit seinen langen Beinen hatte er den Raum mit wenigen Schritten durchquert. Er bewegte sich fast träge, doch Penny ließ sich nicht täuschen. Sie spürte seine Anspannung, und sie wappnete sich für die Konfrontation, die jetzt bevorstand – gut anderthalb Jahre zu spät.

Seine Hände steckten tief in den Taschen seiner schwarzen Jeans. Die weichen Sohlen seiner Stiefel verursachten kaum ein Geräusch. Sein schwarzes Haar lockte sich im Nacken und fiel bis auf den Kragen seines blutroten Polopullovers. Doch es waren seine Augen, die sie fesselten und noch genauso faszinierten wie damals.

Colts Augen hatten die blassblaue Farbe eines Eishimmels, umrahmt von dichten schwarzen Wimpern. Und jetzt gerade war der Blick dieser kalten Augen fest auf sie gerichtet.

Er war immer noch der aufregendste Mann, den sie je kennengelernt hatte. Immer noch besaß er eine Ausstrahlung, die Frauen wie ein Magnet anzog. Und immer noch wollte sie in seine Arme sinken – und gleichzeitig etwas Schweres nach ihm werfen.

„Robert war bei mir“, sagte Colt leichthin. Als hätte es nichts zu bedeuten. Aber Penny wusste es besser.

Ja, sie waren nur eine Woche zusammen gewesen, vor anderthalb Jahren, aber seitdem hatte sie jeden Moment dieser kurzen gemeinsamen Zeit immer wieder in Gedanken durchlebt. Zuerst hatte sie versucht, ihn zu vergessen, weil die Erinnerung nur Kummer brachte.

Doch dann stellte sie fest, dass sie schwanger war, was ein Vergessen unmöglich machte. So hatte sie stattdessen in Erinnerungen geschwelgt. Hatte sie frisch und lebendig erhalten, indem sie im Geiste jede Unterhaltung und jeden Moment mit ihm analysierte. Sie kannte noch den Klang seiner Stimme. Wusste, wie sich seine Haut anfühlte und wie seine Lippen schmeckten.

Und jetzt musste sie ihn nur ansehen, und ihr war klar, dass er sauer war.

Nun, ihr ging es ebenso. Sie wollte ihn nicht hier haben. Sie brauchte ihn hier nicht. Penny holte tief Luft und wappnete sich für den nahenden Sturm.

Colt blieb am Ende des Krankenhausbetts stehen und bedachte sie mit einem knallharten Blick. „Also“, sagte er. „Was gibt es Neues?“

Zorn blitzte in den kalten blauen Augen auf, und ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. Er umklammerte die Stange am Fußende ihres Betts so fest, dass seine Finger ganz weiß wurden.

„Robert hatte kein Recht, es dir zu sagen.“ Penny lehnte sich im Bett zurück und zog ihre dünne Decke höher.

Schon vor der Geburt der Zwillinge hatte ihr Bruder sie gedrängt, Colt die Wahrheit zu sagen. Doch sie hatte ihre Gründe gehabt, weshalb sie das Geheimnis für sich behielt, und daran hatte sich nichts geändert. Außer, dass ihr kleiner Bruder zum Verräter geworden war.

Colt lachte kurz auf. „In der Hinsicht hast du recht. Du hättest es mir sagen sollen.“

Seine Stimme war so eiskalt wie seine Augen. Ohne Zweifel wartete er darauf, dass sie unter seinem stahlharten Blick erzitterte. Nun, nahm Penny sich vor, sie würde weder klein beigeben noch hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Entscheidung. Als sie festgestellt hatte, dass sie schwanger war, hatte sie alle Alternativen in Gedanken durchgespielt.

Ja, das Leben wäre vielleicht leichter gewesen, wenn sie Colt informiert hätte. Aber es hätte auch Groll, Vorwürfe und Streit gegeben. Ganz zu schweigen von dem Kampf ums Sorgerecht. Sie hätte keine Chance gehabt. Er war ein King, Himmel noch mal, und sie hatte nicht einmal genug Geld, um hin und wieder auswärts essen zu gehen!

Deshalb hatte sie entschieden, die Schwangerschaft für sich zu behalten.

„Ich verstehe, wie du empfindest, aber …“, begann sie.

„Du verstehst überhaupt nichts“, unterbrach er sie scharf. „Ich habe gerade herausgefunden, dass ich Vater bin. Von Zwillingen – und ich habe sie noch nie gesehen.“ Er umklammerte die Stange am Bett noch fester. „Ich kenne nicht einmal ihre Namen.“

Okay, sie konnte verstehen, wie er sich fühlte. Aber das bedeutete nicht, dass ihre Entscheidung falsch gewesen war. Natürlich beurteilte er die Lage anders, aber was Colton King über sie dachte, spielte wirklich keine Rolle. Oder?

„Ihre Namen, Penny“, beharrte er. „Ich habe ein Recht darauf, die Namen meiner Kinder zu erfahren.“

„Dein Sohn heißt Reid und deine Tochter Riley“, sagte sie.

Er schluckte hart, holte tief Luft und stieß den Atem wieder aus. „Reid und Riley. Und wie weiter?“

„Ihr Nachname ist Oaks.“

Sein Mund war nur eine schmale Linie, und es kam Penny vor, als würde er innerlich bis zehn zählen. „Das wird geändert.“

Panik durchschoss ihren Körper, die sich blitzartig in Wut verwandelte. „Du glaubst, du kannst hier das Kommando übernehmen und ihre Namen ändern? Nein. Du kannst nicht einfach in mein Leben zurückkehren und entscheiden, was das Beste für meine Kinder ist.“

„Warum nicht?“, entgegnete er kalt. „Vor anderthalb Jahren hast du diese Entscheidung für mich getroffen.“

„Colt …“

„Stehe ich als Vater auf der Geburtsurkunde?“

„Natürlich.“ Ihre Zwillinge hatten ein Recht darauf zu erfahren, wer ihr Vater war. Sie hätte es ihnen gesagt … irgendwann.

„Das ist ja wenigstens etwas“, murmelte er. „Ich werde meine Anwälte damit beauftragen, sich um die Namensänderung zu kümmern.“

„Wie bitte?“ Mühsam setzte Penny sich auf und schnappte nach Luft, als wieder ein stechender Schmerz durch ihren Bauch schoss. Atemlos ließ sie sich zurück in die Kissen fallen.

Colt war sofort an ihrer Seite. „Alles in Ordnung? Soll ich eine Krankenschwester rufen?“

„Alles gut“, log sie, als das Stechen zu einem gerade noch erträglichen Schmerz verebbte. „Und nein, ich brauche keine Krankenschwester.“ Sie brauchte ein Schmerzmittel und Ruhe, damit sie weinen konnte. „Ich möchte, dass du gehst.“

„Das wird nicht passieren.“

Sie schloss die Augen und murmelte: „Ich könnte Robert umbringen.“

„Ja, ja, da ist endlich jemand ehrlich zu mir, und du willst ihn umbringen.“

Wütend starrte sie Colt an. Verdammt, hätte er nicht fett werden können? Glatzköpfig? Irgendetwas? Warum musste er immer noch der tollste Mann sein, den sie je kennengelernt hatte?

Und war es nicht typisch, dass sie die Unterhaltung, vor der sie sich schon so lange fürchtete, ausgerechnet dann führen mussten, wenn sie in einem Krankenhausbett lag? In einem hässlichen Nachthemd? Sie hatte Schmerzen, sie hatte Hunger, weil das Krankenhausessen fürchterlich war, und ihr Haar sah sicherlich auch schrecklich aus.

Ja, Penny. Mach dir Gedanken darüber, wie du aussiehst.

Es ist schwer, es nicht zu tun, dachte sie. Vor allem, wenn Colton King direkt vor ihr stand, noch besser aussehend als damals. Sein Anblick hatte ihr schon beim ersten Kennenlernen den Atem verschlagen, und anscheinend war es heute noch genauso.

„Wann kommst du hier raus?“, riss er sie aus ihren Gedanken.

„Wahrscheinlich morgen.“ Penny konnte es kaum abwarten. Sicher, sie hatte noch Schmerzen, aber sie hasste es, im Krankenhaus zu liegen. Sie vermisste ihre Kinder. Außerdem bat sie Robert und Maria nicht gern darum, die Zwillinge zu hüten. Sie hatten mit der Vorbereitung ihrer bevorstehenden Hochzeit genug um die Ohren.

„Also gut“, sagte Colt. „Wir setzen diese Unterhaltung bei dir zu Hause fort.“

„Nein, das werden wir nicht. Das Gespräch ist beendet, Colt.“

„Noch lange nicht. Du wirst mir noch einiges erklären müssen.“

„Ich muss gar nichts.“ Die Worte klangen selbst in ihren Ohren schal.

Sie hatte etwas vor ihm geheim gehalten, und sie hatte es bewusst getan. Kein Außenstehender hätte dafür Verständnis. Aber sie hatte gute Gründe für ihre Entscheidung gehabt. Gute Gründe, dachte sie und bedauerte nichts. Auch nicht, als sie in die kalten blauen Augen schaute, die sie in ihren Träumen immer noch verfolgten.

Sie hatte getan, was sie für das Beste für ihre Kinder hielt. Und dazu stand sie.

„Du irrst dich“, sagte Colt leise. Der sanfte Tonfall täuschte nicht über seine Wut hinweg.

Eine Krankenschwester betrat geschäftig das Zimmer. „Tut mir leid, aber Sie müssen draußen warten, während ich Mrs Oaks versorge.“

Penny ließ Colt nicht aus den Augen, und einen Moment lang glaubte sie, er würde sich weigern, zu gehen. Dann wich er zurück und nickte.

„Okay. Ich komme morgen und hole dich ab.“

Panik ergriff sie. „Das ist nicht nötig. Robert holt mich.“

„Wir brauchen Robert nicht. Ich bin morgen früh hier.“

„Moment mal“, mischte sich die Krankenschwester ein. „Sie wird vermutlich nicht vor morgen Nachmittag entlassen.“

Colt schenkte den Worten keine Beachtung. „Ich bin morgen hier.“

Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er das Zimmer. Penny sah ihm nach und starrte noch auf die Tür, als seine Schritte längst verhallt waren.

„Wow!“, murmelte die Krankenschwester. „Ist das Ihr Mann?“

„Nein“, erwiderte Penny. „Er ist …“ Was? Ein Freund? Ein Feind? Der Vater ihrer Kinder? Ihre Vergangenheit, die ihre Gegenwart auf den Kopf stellte? All das konnte sie nicht sagen, deshalb entschied sie sich für: „Er ist mein Ex.“

Die Krankenschwester seufzte. „Wie kann man so einen Mann loslassen?“

Sie hatte keine Wahl gehabt. Um einer weiteren Unterhaltung aus dem Weg zu gehen, schloss Penny die Augen und ließ die Krankenschwester ihre Arbeit machen.

Doch ihre Gedanken rasten. Gedanken an Colt blockierten ihren Verstand, bis sie nur noch seine Augen sah. Kalt. Eisig. Stechend.

Und so wütend, dass Penny wünschte, der nächste Morgen wäre Jahre entfernt.

2. KAPITEL

Colt besuchte seine Zwillinge nicht.

Er war noch nicht bereit für die erste Begegnung.

Stattdessen ging er an den Strand. Er kochte innerlich und musste irgendwie seinen Zorn und den Frust abbauen. Aber die sanften Wellen in Laguna Beach würden nicht ausreichen, um sich abzureagieren. Er brauchte Action, Nervenkitzel, irgendetwas, was seinen Adrenalinspiegel gehörig in die Höhe trieb.