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Im "Club der Schamlosen" steigen Nacht für Nacht fantasievolle Orgien, bei denen Analklistiere und Brustwarzenklemmen noch die harmloseren Sex-Varianten sind. Die junge, schöne Eva Svanberg wird mitgerissen von diesen animalischen Lust-Exzessen und lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein: Hinter dem Club verbirgt sich eine S/M-Geheimloge, die nun Evas strenge Erziehung zur "O" übernimmt.
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Seitenzahl: 160
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Das Titelbild steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches.
eBook-Ausgabe 02/2015 © Carl Stephenson Verlag GmbH & Co. KG, Schäferweg 14, 24941 Flensburg Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien E-Mail: [email protected] Internet: www.stephenson.de Besuchen Sie uns auf www.stephenson.de
Sie gefällt ihr auf den ersten Blick. Alabasterfarbene Haut. Kupferrotes Medusenhaar, das im Sonnenlicht glüht. Feurig. Lodernd. Kopf, Schultern und Brüste umzüngelnd wie ein Flammensturm. Dazwischen goldblonde Strähnen, deren Duft die Brise bis zu dem schweren, weißen Fauteuil trägt, in dem die Französin sitzt: Mondän, apart; anachronistisch im Stil und doch zeitlos elegant; ein makellos schönes, ovales Gesicht; die langen Beine lasziv übereinandergeschlagen, die Augen mit den leicht umschatteten Lidern hinter einer modischen Sonnenbrille verborgen. Zwischen ihren Spinnenfingern eine schwarzgoldene Zigarettenspitze, vor der sich in filigranen Pirouetten der Rauch kräuselt. Mit ihrem Pagenschnitt wirkt die Schwarzhaarige fast wie eine hedonistische Charleston-Schönheit aus den 1920er-Jahren. Zierlich und fragil. Es fehlt nur die Federboa um den Hals und das obligatorische Stirnband mit dem Federbusch, um das Bild der Femme fatale zu vervollständigen. Neben ihr, im Schatten unter dem Tisch, kauert ein Dalmatiner.
Von hier aus betrachtet glitzert das Meer morgens türkis wie die Karibik. Jetzt, im Licht der Mittagssonne, schimmert es silbern wie arktisches Eis. Und der Körper der Rothaarigen mit seinen opulenten Rundungen zeichnet sich als Schattenriss einer nordischen Göttin vor dem silberweißen Hintergrund ab.
Die Französin lächelt leise in sich hinein.
Nordische Göttin ist gut. Das trifft es irgendwie. Kein Zweifel, dass es sich dabei um Freya, die Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin, handelt, die soeben leibhaftig auf die Terrasse getreten ist; die Schatten des Grand Hotels wie ein Tarnumhang eng um ihre rassigen femininen Kurven geschmiegt, unter dem sie selbst nur schemenhaft als Silhouette erkennbar ist.
Die Schwarzhaarige verfolgt jede ihrer Bewegungen im Gegenlicht der Sonne mit unverhohlener Neugier. Mustert zuerst die ausladenden Pobacken der Schönen, deren Wölbungen unter dem Stoff des Sommerkleids an ein überbordendes, schaukelndes „W“ erinnern, von einem liebeskranken Poeten mit schwungvoll künstlerischen Rundungen aufs Papier gezeichnet.
Sinnlich. Prallrund und perfekt geformt. Eine lebende Kalligraphie.
Die Französin lässt ihren Schlafzimmerblick über das ellenlange Schenkelpaar gleiten. Richtet ihre Aufmerksamkeit auf die schlanke Taille, die fein gezeichneten Arme und Hände und, als die hinreißende Walküre ihren Oberkörper etwas zur Seite wendet, auf die prallen Brüste – die Pariserin ist gerade im Begriff, die Espressotasse an die Lippen zu heben, lässt sie jedoch in derselben Bewegung wieder sinken. Langsam und verzögert.
Ihre Pupillen weiten sich. Der spaltweit geöffnete Mund erstarrt zur Momentaufnahme. Verleiht ehrfurchtsvoller und andächtiger Bewunderung Ausdruck. Erstaunen liegt darin, ebenso wie Ungläubigkeit und maßloses Begehren.
Es sind die vollkommensten Brüste, die sie jemals zu Gesicht bekommen hat. So voluminös wie straff, als hätte ein Bildhauer dem Ideal weiblicher Form in Marmor ein stummes Versprechen auf Ewigkeit geben wollen.
Die Dunkelhaarige beißt sich auf die Unterlippe.
Diese Brüste sind schlichtweg nicht von dieser Welt.
Sie stehen unter beinahe greifbarer Anspannung, ihr Fleisch bebt sogar sacht. Damit ist für die heimliche Beobachterin auch der letzte Beweis erbracht, dass ihre Besitzerin kein bisschen mit Implantaten nachgeholfen, sondern ein reines Gottesgeschenk erhalten hat.
In diesem Moment lehnt die Fremde sich vor, reckt den Hintern, der neckisch erzittert, als sie das Gewicht von einem Bein aufs andere verlagert. Dann endlich stützt sie sich mit den Unterarmen auf der Balustrade ab. Ihr Blick, ziellos und leer, verliert sich irgendwo in der Unendlichkeit des Meeres.
Es ist in diesem Moment, da sie müde den Kopf senkt und aus den Schatten tritt, dass ihr silhouettenhafter Tarnumhang endgültig fällt und die Mittagsglut ihre rotblonde Mähne in Brand steckt.
Haare und Chiffon umflattern ihre Proportionen ausgelassen wie Flaggen im Wind. Ein Scirocco, der aus der Sahara übers Mittelmeer bläst bis an die französische Riviera. So intensiv, als hätte man einen Backofen geöffnet, der einen Schwall heißer Luft verströmt und einem dabei den Atem raubt.
Wenngleich es sich unglaublich gut und wohltuend auf der Haut anfühlt, wie der Wind darüberfächelt, den luftigen Kleiderstoff über dem ansonsten nackten Körper in Wellenbewegungen versetzt und dafür sorgt, dass sich die feinen Härchen sträuben. Wie er liebkosend den Chiffon über die Brustwarzen hebt, zärtlich den Bauch streichelt, warm zwischen den Schenkeln hindurchgleitet und mit unsichtbaren Geisterfingern von hinten die blanken Pobacken umfasst, sich simultan von vorn durchs krause Haar ihres Venushügels schlängelt, in jede Hautpore, jedes Fältchen und in jeden noch so feinen Spalt einsickernd.
Die nordische Göttin gibt sich selbstverloren der Erotik des Augenblicks hin. Spürt dem Hauch der Luftgeister nach, deren Existenz sie mit einem Mal durchaus für möglich hält. Denn sie fühlt die heißen Küsse der Sylphiden auf der Haut. Ihre herausfordernden Finger und Lippen, die sich ohne falsche Scham nehmen, was sie haben wollen.
Die Brustwarzen der Schönen verhärten sich, richten sich unter dem Strandkleid zu rosa Türmchen auf. Und eine schwül-feuchte Hitze breitet sich in ihrem Schoß aus, je länger die sinnliche Berührung andauert. Ein elektrisches Zucken durchfährt die Klitoris. Die Schamlippen schwellen an, teilen sich fleischig wie eine Venusmuschel, aus der erste klebrige Tropfen ihres Liebeshonigs hervorquellen.
Das ist also deine Vorstellung vom großen Glück, ja?, denkt sie. Stehst da, allein, auf der Marmorterrasse eines luxuriösen Grand Hotels, umgeben von Zypressen und Pinien, Agaven und Platanen, Lavendel und Oleander; blickst über die zerklüftete Felsküste aufs Meer ins Nirgendwo und lässt dich dabei von eingebildeten Luftgeistern vergewaltigen?
Komm, mach dich nicht lächerlich.
Eine Lustträne quillt zwischen ihren Labien hervor und rinnt heimlich an der Innenseite ihres Schenkels hinab. Da begreift sie, dass die Geister vielleicht eingebildet sein mögen und nur in ihrer Fantasie existieren. Aber die Leidenschaft und wachsende Erregung, die sie verspürt, sind echt. Und alles andere als lächerlich.
Die Welt sieht an diesem Ort einfach anders aus als die grau-beklemmenden Bürogebäude, die sie vor wenigen Stunden hinter sich gelassen hat. Das Leben hier lässt sich fast mit Händen greifen. Es ist alles so aufregend, intensiv, pulsierend und sinnlich.
Die Luft riecht nach Meeressalzen und -algen, nach wildem Thymian, Rosmarin und exotischen Pflanzen. Die Sonne brennt mit einer Kraft, die sie schon lange nicht mehr auf der Haut gespürt hat. Selbst der Wind ist hier ein lebendes, begieriges Wesen, das sie nach Herzenslust begrabscht. Und der Himmel ist von demselben leuchtenden Blau, das man sonst nur von Postkarten her kennt. Sie lebt hier mehr; hat sich schon lange nicht mehr so lebendig und so vital gefühlt wie in diesem Moment.
Ohne ein einziges Wort mit ihr gewechselt zu haben, weiß die Pariserin genau, wie es in dieser Frau aussieht, und was sie hierher nach Cap d’Antibes, ins Grand Hotel am Meer, in die „Villa Soleil“, geführt hat. Ihre Einsamkeit und Tristesse schreit sie förmlich an. Ihre Sinnlichkeit und ihr Verlangen. Sie fühlt den erwartungsvollen Pulsschlag der Fremden. Die Bereitschaft, sich ohne Widerworte ganz und gar hinzugeben. Ihre Begierde. Das Parfum ihrer ungestillten Geilheit umweht sie wie eine Aura aphrodisierender Substanzen.
Diese Frau ist ein berauschender Drogencocktail aus Belladonna und Tollkirschen.
Und der Anblick ihrer Schönheit schmerzt.
Selbst der Espresso ist vergessen, sobald sich ein Genuss anbietet, der verspricht noch köstlicher zu sein. Die Französin rückt den Stuhl, um aufzustehen. Sie wird sich neben sie an die Balustrade lehnen. Und sie wird ihr sämtliche unausgesprochenen Herzenswünsche erfüllen. Mit Leichtigkeit und Raffinesse. Auf eine Weise, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht einmal vorstellen kann. Erst dann, erst wenn dieser Teil der stillen Abmachung erfüllt ist, wird sie den Preis dafür verlangen. Und die Liebesgöttin wird ihn bezahlen.
Mit einem energischen Ruck zerrt die elegante Frau an der Leine. Ihr Dalmatiner springt auf, ein unterwürfiges Winseln ausstoßend, und ist sofort bei Fuß. Das Ende der Leine hat sie zu einer Schlaufe zusammengefasst, mit der sie dem Hund einen leichten Schlag versetzt. Erschrocken zieht er den Schwanz ein und beeilt sich, seiner Herrin zu folgen.
Sie lächelt zufrieden.
Obwohl die Haare ihr in naturgelockten Kaskaden bis weit über die Brüste fallen und mehr rot als blond glänzen, hat sie die lebenshungrige Ausstrahlung der betrunkenen, im Trevibrunnen badenden Schwedin aus Fellinis Meisterwerk „La Dolce Vita“. Da ist bei aller Sinnlichkeit auch immer eine gewisse Unnahbarkeit und Kühle. Eine skandinavische Attraktivität, die zugleich anziehend wie abstoßend wirkt.
Die Französin kennt diesen Frauentypus: Nach außen hin tun sie extrem arrogant und erwecken den Anschein, ihre Möse sei eine frostige Gletscherspalte. Aber mit genügend Alkohol im Blut und einigen anderen Mitteln tauen sie über Nacht auf. Ihre Eislöcher verwandeln sich dann in glutheiße Vulkanhöllen und die angestauten, unterdrückten Leidenschaften explodieren in einem wahnwitzigen Sexrausch. Aber bevor der nächste Morgen anbricht, erleiden sie jedes Mal auf unerklärliche Weise einen Filmriss. Können sich scheinbar an nichts mehr erinnern. Nachdem sie es sich dann noch drei, vier Mal selbst vorsagen, beginnen sie tatsächlich daran zu glauben, dass da gar nichts war und sie nichts Unanständiges getan haben. Nicht mal ein Lügendetektor könnte dann noch das Gegenteil beweisen.
Die Schwarzhaarige aus Paris ist da anders gestrickt. Sie zählt sich selbst zur jeunesse d’orée, und es gibt für sie keine schlimmere Vorstellung, als eine heißblütige Nacht exzessiver Fleischessünden zu erleben und dann plötzlich die Erinnerung daran zu verlieren, als sei nie etwas geschehen. Im Gegenteil, sie zehrt sogar noch tagelang von all den Eindrücken und Bildern, die sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben haben.
Sie hat die Theorie entwickelt, dass das etwas mit der Konfession zu tun haben könnte. Sie ist nämlich katholisch und davon überzeugt, dass der Himmel ihr jede Sünde vergibt, wenn sie diese reumütig während der Beichte bekennt.
Die nordischen Frauen sind in ihrer Mentalität jedoch durch die protestantische Erziehung geprägt. Und Protestanten kennen die Beichte nicht. Sie sind davon überzeugt, dass sie die Last ihrer Sünden selbst bis zum Ende auf den eigenen Schultern tragen müssen, und versuchen, unter dieser selbstauferlegten Zwangsbestrafung nicht psychisch zu zerbrechen. Beklagenswert, aber eine unerwartete Amnesie kann da durchaus entlastend wirken. Wahlweise auch der Besuch auf der Couch eines Psychotherapeuten.
Die Französin kann über solche Dinge nur schmunzeln. Wenn diese Frauen nur wüssten, wie lustvoll und erfüllend es sein kann, während der Beichte das Sündenregister einer stürmischen Liebesnacht durchzuexerzieren, sich die erregenden Details noch einmal vor Augen zu führen und die Erinnerung daran nicht nur wachzuhalten, sondern dabei alles noch einmal zu durchleben und sich heimlich selbst zu streicheln … während der Atem des Priesters im Beichtstuhl nebenan sich beschleunigt und man glaubt, der Stoff seiner Soutane würde sich unvermittelt bewegen, rhythmisch raschelnd hin und her rutschen … und wie erleichtert beide anschließend wieder ins Freie treten, der Priester und die Sünderin.
„Bonjour, Mademoiselle“, sagte sie nun.
Die rothaarige Schönheit blickte auf. Lächelte schüchtern. Brachte nur ein scheues „Hallo“ hervor.
„Herrlicher Ausblick, nicht wahr?“
Die Angesprochene blickte wieder aufs Meer und nickte stumm.
„Stört es Sie, dass ich …?“
„Nein“, sagte die Rote. „Überhaupt nicht, bitte.“
„Sie sind gerade erst angekommen?“
Die Schöne nickte erneut. „Ja, vor knapp zwei Stunden.“
Die Französin richtete ihren Blick aufs Meer. „Oh, dann möchten Sie bestimmt etwas Zeit für sich allein haben. Erst einmal ankommen …“
Damit wandte sie sich halb um, machte Anstalten zu gehen.
„Nein, wirklich“, sagte die Schöne hastig. „Sie stören mich nicht. Ich bin gerne in Gesellschaft. Außerdem bin ich ganz allein hier.“
Ich weiß.
Die Liebesgöttin streckte ihr unwillkürlich eine Hand entgegen.
„Eva“, sagte sie artig. „Eva Svanberg.“
Die Französin lächelte und ergriff die angebotene Hand.
„Sehr erfreut. Bouchet, Alisienne Bouchet.“
Eva betrachtete sie nun genauer. Ihre offene Art wirkte sympathisch und anziehend auf sie. Sie schien ein unkomplizierter Mensch zu sein. Und ihr Händedruck fühlte sich angenehm warm an.
„Alisienne“, wiederholte Eva nickend, genoss es, wie die einzelnen Silben ihr dabei über die Zunge gingen. Prickelnd wie Champagner.
„Ein schöner Name. Der Klang gefällt mir.“
„Merci.“ Es klang wie ein zischendes Kichern aus dem Mund der Französin.
Eva ließ einen Blick über die geschwungenen Lippen der Frau huschen. Er entging Alisienne nicht. „Haben Sie vielleicht Lust, etwas die Gegend zu erkunden?“
„Ja. Sicher.“
„Ich zeige Ihnen die schönen Seiten der ‘Villa Soleil’, wenn Sie wollen?“
In Evas Augen blitzte es ungläubig.
„Noch schöner als das hier alles?“
Alisienne strahlte sie an.
„Noch viel schöner, glauben Sie mir. Vous n’avez encore rien vu. – Sie haben noch gar nichts gesehen. – Kommen Sie.“
Wie eine gute Freundin aus Jugendtagen hakte sie sich bei Eva unter, riss sie mit ihrem Schwung fort. Mit oder gegen ihren Willen. Das spielte jetzt alles keine Rolle mehr.
„Aber, bitte …“, begann Eva unsicher.
„Ja? Was denn?“
„Sag doch einfach Eva zu mir. Dieses ‘Sie’ wirkt so … so förmlich.“
Alisienne lachte bloß und eilte auf die geschwungene Barock-Treppe zu, deren romantisch-verwitterte Stufen vom Rand der Terrasse hinabführten. Üppige Blumenbouquets in bauchigen Terracotta-Vasen zierten die Treppe. Gewaltige Löwenstatuen hockten wachsam auf mannshohen Säulen. Die Schatten ihrer Reißzähne huschten gierig über Evas Brüste.
„Entschuldige“, sagte Alisienne, „mein Fehler. ‘Du’ also.“
Es klang, als hätte sie Eva unter Tausenden auserwählt.
„Wohin gehen wir als Erstes?“, wollte die Rote wissen, als sie die Stufen hinabstiegen.
Alisienne ging in der Mitte, rechts von ihr Eva, links der Dalmatiner.
Die Französin lächelte hintergründig.
Dann sagte sie: „Zu meiner Cabana.“
Eva sah die Cabana zum ersten Mal im Leben: Eine von 31 schlicht gehaltenen Holzhütten, die unmittelbar über den weißen Felsklippen am Meer thronten. Der Fußweg war gänzlich mit terracottafarbenen Marmorplatten ausgelegt, von schwarzen Zaunpfählen gesäumt, durch die sich je zwei dicke Taue zogen.
„Und das alles für nur 550 Euro Aufpreis pro Tag“, erklärte Alisienne in geschwätzigem Plauderton. „Inklusive privatem Strandzugang.“ Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und ging barfüßig voraus. Eva folgte ihrem Beispiel. Die Marmorplatten hatten sich im Sonnenschein aufgewärmt wie eine Fußbodenheizung.
Dicht hinter Alisienne betrat sie die geflieste Terrasse der Cabana. Sichtgeschützt, der Boden hier ebenfalls in sandigen Terracottatönen gehalten, zwei Sonnenliegen standen parat.
„Zwei Liegen hier draußen“, sagte Alisienne. „Zwei drinnen, in der Cabana. Alles so wie früher, in den guten alten Zeiten. Kein Strom, kein fließend Wasser. Aber wenn du willst, lasse ich uns gleich etwas Kaviar, Entrecôte und Zitronentartes servieren.“ Mit diesen Worten löste sie die Leine vom Halsband des Dalmatiners, der sich dankbar in den kühlen Schatten der Strandhütte zurückzog.
Eva strich mit der Handfläche übers schwarze Holz der Cabana, betastete die weiß getünchten Fensterverschläge und spähte aufs Meer hinaus. Das Wasser war kristallklar, blau und türkis schimmernd. Auf den Wellen tanzten goldene Lichtreflexionen.
„Alle waren sie hier – Hemingway, Picasso, Kennedy, die Dietrich, Elizabeth Taylor … Gefällt es dir hier?“
„Genauso habe ich mir immer das Paradies vorgestellt“, murmelte Eva versonnen. „Wie geschaffen für romantische Nächte zu zweit.“
„Ah-ah“, machte Alisienne und wedelte mit erhobenem Zeigefinger. „Die Cabanas dürfen nur tagsüber benutzt werden. Wer bei der Hotelleitung um Erlaubnis fragt, sich hier nachts aufzuhalten, wird damit kein Glück haben.“
„Wie schade.“
Alisienne schüttelte den Kopf.
„Überhaupt nicht … Wir fragen ja schließlich niemanden um Erlaubnis, unseren Spaß haben zu dürfen, oder?“
Eva Svanberg starrte Alisienne überrascht an. Sie hatte begriffen.
Die Französin lächelte neckisch und nahm zum ersten Mal die Sonnenbrille ab. Alisiennes Augen funkelten kastanienbraun. Und ein Ausdruck lag in ihnen, der Eva wohlige Schauer zwischen die Schenkel und übers Rückgrat jagte.
Unwillkürlich wich sie dem hypnotischen Blick der Französin aus. Suchte hastig nach irgendetwas, um nur nicht dem apodiktischen Ausdruck von Alisiennes Pupillen ausgeliefert zu sein. Die Welt verschwamm für Sekunden vor Evas Augen. Sowie sie erneut fokussierte, geriet das Spinnennetz in ihr Gesichtsfeld: Ein glitzerndes Gespinst in einem Winkel der Cabana.
Eine Fliege hatte sich in dem Labyrinth aus klebrigen Fäden verfangen, strampelte und zappelte und weckte dadurch erst recht die Aufmerksamkeit der Spinne, die am äußersten Rand des Netzes lauerte. Mit langsamen, verstörend gegenläufigen Bewegungen näherte sich die achtbeinige Kreatur ihrem sicheren Opfer.
Da zog Alisienne wieder Evas Aufmerksamkeit auf sich, trat näher auf sie zu, kam ganz dicht heran und strich ihr vertraulich über die Oberarme …
Dann, ihre abgesenkte Stimme: „Eva … weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte? Ganz ehrlich?“
Ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe. Alisiennes warmer Atem streifte sie. Eva schluckte nervös, als ihr klar wurde, dass sie einwilligen würde. Jetzt und hier. Egal, worum es ging.
„Worauf?“, hauchte sie.
In Alisiennes Pupillen funkelten Sterne. Evas Blick wanderte unruhig von Alisiennes Augen zum geschwungenen Amorbogen ihrer Oberlippe und wieder zurück.
Tu es, schien dieser Blick zu sagen. Oh, bitte, tu es einfach …
„Ich habe plötzlich eine entsetzlich große Lust“, sagte Alisienne leise, „schwimmen zu gehen. Kommst du mit?“
„Ich …“ Evas Stimme klang mit einem Mal brüchig und heiser. „Meine Badesachen sind noch oben im Hotel …“ Sie machte eine hilflos wirkende Geste.
Alisiennes Lachen klang glockenhell.
„Na und? Meine doch auch.“
Eva hatte nicht gesehen, dass Alisienne irgendwo einen Reißverschluss, eine Öse oder eine Schnürung ihres Kleides geöffnet hatte. Trotzdem glitt, noch während sich Alisienne von ihr abwandte, der Stoff von ihrem Körper und rauschte bis über die schlanken Fesseln zu Boden.
Splitterfasernackt stand sie nun vor ihr. Präsentierte ihre Blöße, als sei das das Normalste von der Welt. Die Schamesröte schoss Eva in die Wangen. Alisiennes straffer Po sah aus wie ein gespaltener Pfirsich. Saftig. Rund. Süß.
Zum Anbeißen.
„Was ist jetzt? Kommst du nicht?“
Eva Svanberg zögerte noch einen Augenblick. Dann, mit zaghaft schüchternen Bewegungen, streifte sie die Träger ihres Chiffonkleids über die Schultern, ließ sämtliche Hüllen und Bedenken fallen.
Alisienne winkte ihr zu, während sie schon zum Strand vorlief.
Verstohlen griff sich Eva zwischen die Schenkel. Als sie die Fingerkuppen ins Sonnenlicht hielt, glänzten sie vor Nässe.
Scheiße … Ich muss verrückt geworden sein … völlig verrückt …
Dann eilte sie Alisienne zum Strand nach und stürzte sich kopfüber ins Meer.
Die Spinne hatte nun die Mitte des Netzes erreicht. Für ihr Opfer gab es jetzt nicht mehr die geringste Chance zu entkommen.
Die Luft entwich geräuschvoll, mit einem lang gezogenen, obszön klingenden Laut, aus der viel zu engen Öffnung, hinter der sich ein ungeheurer Druck aufgestaut hatte. Dann spritzte es nass auf Evas Haut, verteilte sich klatschend in einer Eruption auseinanderstiebender Sprenkel auf Rücken und Schulterblättern, dass sie erschrocken aufschrie.
Ein spöttisches Grinsen verzog Alisiennes Lippen.
Sie legte das Fläschchen beiseite und betrachtete das Kunstwerk: Eva Svanberg, nackt auf der Sonnenliege, ihr den prachtvollen Arsch zuwendend. In der Vorstellung der Französin verwandelte sich die Sonnencreme auf Evas Körper in weißes, zähflüssiges Sperma, das sich seinen Weg in den schattigen Spalt zwischen diesen herrlichen Pobacken bahnte.
Genüsslich streckte sie nun die Handflächen danach aus, um es ihr auf dem entblößten Leib zu verreiben.
Eva stöhnte lustvoll auf, entspannte sich unter den Massagegriffen der Französin. Alisienne wendete dabei weder zu viel noch zu wenig Kraft auf und traf genau das rechte Maß. Sie knetete ihr die Schultern und verteilte die Creme (das Sperma) mit gleichförmigen Strichen über dem Rücken.
„Na, wie gefällt dir das?“, fragte sie.
Evas Antwort war ein wollüstiges, kehliges Gurren.
„Himmlisch …“, sagte sie endlich.