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Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Das Mondlicht reichte nicht aus, um die Nacht zu erhellen. Immer wieder zogen Wolken vor die Scheibe des Mondes. Die kleine Herde ruhte in einer grasigen Senke. Es waren etwa fünfhundert Longhorns. Die Ruhe der Nacht lagerte über den Rindern. Nur das dumpfe Pochen der Hufe mischte sich in die Stille. Monty Nicholson ritt langsam um die Herde herum, Monty war müde. Um Mitternacht hatte ihn sein Gefährte aus dem besten Schlaf gerissen, damit er die Herdenwache übernehme. Chris Dawson hatte sich einen Schluck aus der Brandypulle genehmigt und war dann in seinen Schlafsack gekrochen. Verdrossen zog Monty seine Runden. Der Braune unter ihm schnaubte, als sich eine Fledermaus mit lautlosem, geisterhaftem Flügelschlag aus dem Ufergebüsch des Bouse Wash löste und dicht vor der Nase des Tieres vorbeizog. Monty beruhigte das Pferd und verließ den Fluß. Plötzlich hielt er an. Er drehte den Kopf nach Westen und lauschte. Sekundenlang zweifelte er, aber dann war er sicher, daß es sich tatsächlich um Hufschlag handelte, der vom lauen Nachtwind herangetragen wurde. Monty wartete. Er fragte sich, wer mitten in der Nacht durch die Gegend ritt. Von der Ranch war es niemand, denn die lag östlich des Bouse Wash. Monty hörte bald heraus, daß es sich um einen ganzen Reiterpulk handeln mußte. Viehdiebe?
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Seitenzahl: 135
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Das Mondlicht reichte nicht aus, um die Nacht zu erhellen. Immer wieder zogen Wolken vor die Scheibe des Mondes. Die kleine Herde ruhte in einer grasigen Senke. Es waren etwa fünfhundert Longhorns. Die Ruhe der Nacht lagerte über den Rindern.
Nur das dumpfe Pochen der Hufe mischte sich in die Stille. Monty Nicholson ritt langsam um die Herde herum, Monty war müde. Um Mitternacht hatte ihn sein Gefährte aus dem besten Schlaf gerissen, damit er die Herdenwache übernehme. Chris Dawson hatte sich einen Schluck aus der Brandypulle genehmigt und war dann in seinen Schlafsack gekrochen.
Verdrossen zog Monty seine Runden. Der Braune unter ihm schnaubte, als sich eine Fledermaus mit lautlosem, geisterhaftem Flügelschlag aus dem Ufergebüsch des Bouse Wash löste und dicht vor der Nase des Tieres vorbeizog. Monty beruhigte das Pferd und verließ den Fluß.
Plötzlich hielt er an. Er drehte den Kopf nach Westen und lauschte. Sekundenlang zweifelte er, aber dann war er sicher, daß es sich tatsächlich um Hufschlag handelte, der vom lauen Nachtwind herangetragen wurde.
Monty wartete. Er fragte sich, wer mitten in der Nacht durch die Gegend ritt. Von der Ranch war es niemand, denn die lag östlich des Bouse Wash. Monty hörte bald heraus, daß es sich um einen ganzen Reiterpulk handeln mußte.
Viehdiebe?
Monty schüttelte den Kopf und lächelte. Er ritt seit vielen Jahren für die Double-D-Ranch Dan Doughertys, aber Rustler waren noch nie aufgetaucht. Und dennoch: ein gewisses Gefühl der Unbehaglichkeit beschlich Monty.
Das Hufgetrappel wurde deutlicher. Unbewußt griff Monty nach seinem Gewehr. Er stellte es mit der Kolbenplatte auf seinen Oberschenkel. Seine Rechte krallte sich um den Kolbenhals. Schließlich tauchten die Reiter auf. Sie ritten in loser Ordnung über den Hügelkamm im Westen, und das fahle Licht umriß ihre Konturen. Monty zählte ein halbes Dutzend Reiter. Der Hufschlag brandete den Abhang herunter und Monty spürte instinktiv, daß diese Kerle nicht von ungefähr auf die Double-D-Weide geritten waren.
Sie verteilten sich. Rauhe Rufe ertönten, und plötzlich knallten Treiberpeitschen. In die ruhende Herde kam Bewegung. Die Rinder erhoben sich. Brüllen und Muhen vermischten sich und überlagerten die Schreie der Reiter.
Die Kerle arbeiteten sicher und zügig. Montys Herz schlug bis zum Hals. Er lud die Winchester durch und spornte sein Pferd an. Überall ruckten die erschreckten Longhorns in die Höhe. Montys Pferd wurde immer schneller. Dumpfes Rumoren erfüllte nun die Senke.
Die Rustler hatten im Westen bereits damit begonnen, die Rinder zum Abtrieb zu formieren. Rudelweise trieben sie die Longhorns zusammen. Schwarz und drohend konnte Monty die Gestalten der Reiter über das Gewühl der Rinderleiber hinweg ausmachen. Er feuerte einen Schuß in die Luft.
Am Fluß schälte sich Chris Dawson aus seinem Schlafsack. Automatisch griff er nach seinem Gewehr. Sein verstörter Blick tastete durch die Nacht. Er überlegte, ob er sein Pferd satteln sollte, um einzugreifen, und entschloß sich, zu laufen. Er rannte am Ufergebüsch entlang. Zweige streiften sein Gesicht. Der Cowboy achtete nicht darauf. Mittlerweile hatten die Rinder so viel Staub aufgewirbelt, daß Chris Dawson jede Sicht genommen war. Aber er glaubte, in das Getöse hinein den dünnen Klang eines Schusses zu vernehmen.
Abrupt hielt er an. Wenn Monty auf einen Nachträuber geschossen hatte, dann war er verrückt geworden! Ein Schuß konnte die ohnehin schon ausgesprochen nervösen Longhorns in Panik versetzen. Jähe Anspannung erfüllte den Cowboy.
Niemals! Monty war ein erfahrener Rindermann. Unwillkürlich dachte auch Chris Dawson an Viehdiebe. Er warf sich herum, rannte zurück und begann sein Pferd zu satteln.
Währenddessen fegte Monty auf die schwarze Wand aus Longhorns zu. Es mochte ein Drittel der Herde sein, das in Marschordnung stand. Um ausbrechende Rinder kümmerten sich die Rustler nicht. Zwei von ihnen wandten sich Monty zu. Sie lösten sich schemenhaft aus der wogenden Staubglocke. Monty sah sie und zerrte seinen Braunen auf der Hinterhand zurück. Sein Warnschuß hatte die Rustler nicht vertrieben, sondern bloß auf ihn aufmerksam gemacht. Nun erst bemerkte Monty seinen Fehler. Panik raste durch seinen Verstand und blockierte sein Denken. Die beiden Rustler ritten auseinander. Monty zog sein Pferd herum. Fliehen konnte er nicht mehr. Er dachte an Chris und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß der bald zu Hilfe kam. Der Braune tänzelte nervös, als hätte sich die Unruhe seines Reiters auf ihn übertragen.
Die beiden Rustler kamen von zwei Seiten. Monty drehte das Pferd erneut. Der Tier schleuderte den Kopf in den Nacken und wieherte trompetend. Monty richtete das Gewehr auf den linken der beiden Rustler. Immer wieder ließen vorbeiwallende Staubschleier seine Silhouette verschwimmen. Monty feuerte. Er schoß überstürzt und von Angst getrieben. Wieder versank der Reiter in einer Staubfahne, und Monty war davon überzeugt, getroffen zu haben. Er wollte sich gerade dem zweiten Burschen zuwenden, als der vermeintlich Getroffene sich aus dem Gewoge schälte. Bei ihm blitzte es auf. Zweimal, dreimal…
Unter Monty brach das Pferd zusammen. Der Cowboy hatte Mühe, die Füße aus den Steigbügeln zu bekommen. Trotzdem krachte der schwere Pferdekörper auf sein linkes Bein. Stechender Schmerz schoß wie ein glühender Pfeil unter Montys Schädeldecke. Tränen wurden ihm in die Augen getrieben. Verzweifelt versuchte er, das gebrochene Bein unter dem toten Pferd hervorzuziehen. Er merkte gar nicht, daß er dabei brüllte wie am Spieß. Er stemmte das rechte Bein gegen den Pferderücken, der Schmerz drohte ihm die Besinnung zu rauben.
Plötzlich spürte Monty einen furchtbaren Schlag gegen die Brust. Sein Oberkörper fiel zurück. Aus tränennassen Augen starrte er in die Höhe. Riesengroß erschien ihm der Reiter, der nur zwei Pferdelängen vor ihm verharrte. Monty röchelte.
Und plötzlich riß Montys Bewußtsein. Sein Kopf kippte zur Seite. Seine starren, blicklosen Augen wirkten im vagen Licht wie Glas.
*
Als Chris Dawson angesprengt kam, trieben die Rustler bereits an die zweihundert Longhorns in die Lücke zwischen den Höhenzügen. Die Herde zog nach Westen, auf die Plomosa-Mountains zu.
Dawson konnte sich nicht entscheiden. Er hielt an und starrte den ziehenden Longhorns hinterher. Was sollte er tun? Siedend durchfuhr es ihn: Der Schuß! Was war aus Monty geworden?
Langsam kamen die Rinder zur Ruhe. Der Staub senkte sich. Wolkenschatten zogen über den Boden. Das Dröhnen der marschierenden Herde entfernte sich. Die Rustler trieben schnell. Die Erregung, die in Chris wütete, war nahezu schmerzhaft.
Dann fand er Monty. Mit einem Satz war er vom Pferd. Der Cowboy lag auf dem Rücken. Sein linkes Bein war unter dem Pferdekadaver begraben. Chris beugte sich über ihn. Er sah die glasigen Augen und nahm wahr, daß Monty noch die Winchester mit beiden Händen umklammert hielt. Sie lag quer über seinem Leib, die Mündung wies schräg zum Nachthimmel.
»Monty!« brach es entsetzt aus Dawsons Mund. »Gütiger Gott, Partner…«
Er rüttelte den schlaffen Körper. Haltlos rollte der Kopf hin und her. Und dann spürte Chris das Blut. Das Hemd klebte förmlich an Montys Brust.
Plötzlich ruckte Dawson hoch. Wie von Sinnen schwang er das Gewehr über dem Kopf. »Mörder!« schrie er gellend.
Er zerrte den toten Freund unter dem Pferdeleib hervor. Montys Blut klebte an seinen Händen. Chris wußte selbst nicht, wie es ihm gelang, den schlaffen Körper auf sein Pferd zu wuchten. Jeder seiner Handgriffe wurde nur vom Unterbewußtsein gelenkt. Sein Wille wurde vom Grauen überlagert. Er handelte, als würde er von Schnüren gezogen.
Er führte das Pferd davon. Bei ihrem Lagerplatz holte er eines der Reservepferde aus dem kleinen Korral. Auf dieses Tier legte er den Leichnam. Er band ihn mit seinem Lasso fest, warf eine Longe über den Kopf des Tieres und schwang sich auf sein Pferd. Er ritt nach Osten, immer das schreckliche Bild vor Augen, als er Monty fand. Im Morgengrauen erreichte er die Double-D-Ranch. Er feuerte einen Schuß in die Luft. Dan Dougherty kam wenig später aus dem Ranchhaus. Fünf Männer verließen das Bunkhouse. Im Zwielicht sahen sie die makabre Last auf dem Rücken des Handpferdes.
»Viehdiebe!« krächzte Dawson. »Sie haben Monty…« Seine Stimme erstarb.
»Großer Gott«, flüsterte Dan Dougherty.
Das Entsetzen, das die Gemüter beherrschte, legte sich. Es wich hilfloser Ohnmacht. Und dann kam der Haß auf die Viehdiebe.
»Bringt Monty in die Scheune!« Doughertys Organ war rauh, als läge Wüstensand auf seinen Stimmbändern. »Wir beerdigen ihn, wenn wir die Rustler geschnappt haben. Sattelt Gäule, Männer, und bewaffnet euch. Die Schufte dürfen nicht ungeschoren davonkommen.«
Sie folgten der Spur der Herde nach Westen. In den Plomosa-Bergen aber verloren sie die Fährte. Es sah aus, als liefe sie auf einen engen Canyon zu, aber im Canyon, dieser langen, von herabgestürzten Felsblöcken oftmals fast völlig versperrten Rinne, schien sie sich in Luft aufzulösen.
Dougherty deutete auf einen der Cowboys. »Wir beide reiten hinein. Vielleicht können wir die Fährte wieder aufnehmen. Ihr anderen seht euch hier um. Irgendwo muß die Spur ja wieder zum Vorschein kommen.«
Er ritt mit dem Cowboy durch das Labyrinth von Felsbrocken, dicht an der Canyonwand entlang. Von oben rieselte Staub in die Tiefe. Sandkörner prasselten auf die Männer herunter. Ihre Blicke huschten über die scharfen Vorsprünge, tasteten den Boden ab. Sie fanden nicht das Haar eines Longhorns. Der Boden war glatt. Der herabfallende Staub und der stetige Wind, der an den Felswänden entlangstrich, hatten etwaige Hufabdrücke ausgelöscht.
Die Schlucht mündete auf ein weitläufiges Felsplateau. Auch hier gab es keine Spur von der Herde. Gedankenvoll ritten sie zurück.
Doughertys Hoffnungen, daß die zurückgebliebenen Weidereiter die Spur wieder aufnehmen hatten können, wurden enttäuscht. Einer der Cowboys sagte kratzig: »Diese Schufte verstehen ihr Handwerk. Die Herde ist verschwunden, als hätte die Erde sie verschluckt. Hol mich dieser oder jener, aber wir werden wohl umkehren müssen.«
»Wir reiten in die Stadt!« kam es von Dan Dougherty. »Sheriff Landers muß informiert werden, daß ein Mord geschehen ist.«
Sie ritten nach Coyote Well. Es war früher Nachmittag, als sie in der Stadt ankamen.
Landers saß im Schaukelstuhl vor seinem Office und hatte die Beine auf dem Vorbaugeländer liegen. Als er in die finsteren und bedrückten Gesichter der Double-D-Männer schaute, ahnte er Schlimmes. Seine Gesichtszüge entgleisten etwas, als er die Beine herunternahm und sich gerade setzte. Er hatte in der Nacht wieder einen Rheumaschub, seine Knie waren dick angeschwollen.
Landers erhob sich, atmete gepreßt, da die Schmerzen kaum zu ertragen waren. Er stützte sich mit beiden Armen auf das Geländer und entlastete auf diese Art seine geplagten Beine. Randvoll mit düsteren Ahnungen sagte er: »Euren Gesichtern nach zu schließen, Dougherty, seid ihr nicht zum Spaß in die Stadt gekommen. Was ist passiert?«
»Viehdiebe!« rief der Rancher grimmig. »Sie waren in der Nacht da und haben Monty Nicholson erschossen.«
Landers glaubte, sich verhört zu haben. Die Worte Doughertys waren gefallen wie Peitschenhiebe. Landers’ Wirbelsäule versteifte sich, er dachte plötzlich nicht mehr an seine schmerzenden Knie. Monty Nicholson erschossen! echote es in seinem Kopf. Er griff sich an die Stirn und fluchte. »Viehraub und Mord!«
»Yeah!« grollte Doughertys Baß. »Viehraub und Mord, Sheriff. Wir sind der Bande gefolgt, haben aber ihre Spur verloren. Jetzt bist du dran, Landers.«
Ungläubig schüttelte der Sheriff den Kopf. »Wie kommen plötzlich Rustler in diesen Landstrich?« murmelte er geistesabwesend. »Hier herrscht doch seit vielen Jahren Ruhe.«
»Das hat sich vergangene Nacht geändert, Landers«, klirrte Doughertys Stimme. »Darum bist du gefordert, Landers. Schließlich trägst du den Stern. Die Zeit, wo du dich hinter deinem Abzeichen verstecken konntest, ist vorbei. Es geht um Mord. Daß die Rustler mein Vieh gestohlen haben, ist nur nebensächlich.«
Landers schluckte. Sein Kehlkopf hüpfte hinauf und hinunter. In seinem bleichen, kränklichen Gesicht zuckte es. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. »Ich hatte letzte Nacht einen furchtbaren Rheumaanfall. Meine Knie – sie sind dick wie Kohlköpfe. Ich komme nicht alleine aufs Pferd. Ich kann kaum laufen. Du mußt warten, Dougherty, bis das Rheuma abklingt. Erst dann kann ich…«
»Das kann Wochen dauern, Landers!« fauchte Dougherty. »Bis dahin ist auch die letzte Spur verwischt. Verdammt, Landers, weshalb gibst du nicht den Stern zurück?«
»Als ich noch gesund war, hättest du nicht so dahergeredet, Dougherty!« begehrte Landers auf. »Da hättest du mit mir auch gar nicht in diesem Ton sprechen dürfen.«
»Ein vernünftiger Mann weiß, wann er aufhören muß«, versetzte der Rancher nicht gerade feinfühlend. »Du aber klammerst dich an den Stern – und degradierst ihn zu einem Stück Blech.«
Landers schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trocknen. Aber ehe er eine böse Antwort geben konnte, wischte Doughertys Rechte durch die Luft. Der Rancher stieß zornig hervor: »Vielleicht kommen die Schufte wieder. Dann werde ich sie schnappen. Und ich werde das Gesetz der freien Weide praktizieren, nachdem das geschriebene Gesetz zu versagen scheint. Was das heißt, weißt du sicher, Landers.«
»Tu, was du willst, Dougherty«, schnaubte der Sheriff erbost. »Ich kann dir nicht helfen, solange ich mich kaum auf den Beinen halten kann vor Schmerzen. Und was deine Beleidigungen betrifft, darauf komme ich zurück.« Seine Stimme war keifend geworden.
Noch einmal winkte Dougherty geringschätzig ab. Dann stieß er hervor: »Wir reiten, Leute. Wir haben unsere Zeit vergeudet. Vorwärts!«
*
Fast eine Woche war vergangen. Die Rustler waren nicht wieder aufgetaucht. Dan Dougherty nahm immer mehr an, daß es sich um eine durchziehende Horde Banditen gehandelt hatte, die sich die günstige Gelegenheit, Beute zu machen, nicht entgehen ließ. Er zog die Zusatzwachen bei den Herden wieder zurück. Auf den Weiden schien wieder Ordnung eingekehrt zu sein.
Der Cowboy Phil Carter sprang neben dem Fluß aus dem Sattel. Er riß sich den Stetson vom Kopf und schleuderte ihn auf die Erde, kniete am Ufer ab und wusch sich Staub und Schweiß aus dem Gesicht. Er fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch die kurzen, borstigen Haare. Sein Pferd war zum Wasser getrottet und trank.
Phil Carter erhob sich, dehnte und reckte seine Glieder, um die Steifheit daraus zu vertreiben, holte seinen Hut und stülpte ihn sich wieder auf den Schädel. Zwölf Stunden härteste Sattelarbeit lagen hinter ihm. Sie hatten Mavericks gebrändet. Der Cowboy hatte noch den penetranten Geruch verschmorenden Felles in der Nase. Während die Mannschaft auf die Ranch zurückgeritten war, blieben er und Dave Longtree als Herdenwache zurück.
Die Umgebung war ruhig. Phil kletterte wieder in den Sattel. Die Wärme hatte sein Gesicht schon wieder getrocknet. Er schnalzte mit der Zunge und trieb das Pferd mit einem Schenkeldruck an. Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln ein grelles Aufblinken auf der Kuppe rechts von sich. Phil reagierte augenblicklich, war aber dennoch nicht schnell genug. Eine fahle Feuerzunge folgte dem Lichtreflex, ein helles Peitschen, und der Cowboy, der gerade dabei war, sein rechtes Bein über die Kruppe des Braunen zu schwingen, wurde vom Pferd gerissen. Den Aufschlag spürte er schon nicht mehr.
Dave Longtree vernahm den Schuß. Er hockte, mit dem Rücken an einen Felsbrocken gelehnt, auf der Erde und rauchte. Sein Pferd stand wenige Schritte entfernt und graste. Das Peitschen und die auseinanderprallenden Echos rissen Longtree hoch. Er schleuderte die Zigarette fort. Verwirrt schaute er um sich. Die Herde stand ruhig. Es waren die Jungtiere, die sie zwei Tage lang gebrändet hatten. Etwa dreihundert Stück Vieh.
Die Detonation war verhallt. Plötzlich schlug Hufgetrappel heran. Dave lief zu seinem Pferd und zog die Winchester aus dem Sattelhalfter. Er repetierte. Dann sah er die Reiter. Sie hatten sich Halstücher bis über die Nasen gezogen und schwärmten auseinander. Mit einem Satz war Dave auf dem Pferd. Furcht, kalt und stürmisch wie ein Blizzard, hatte ihn ergriffen. Dazu kam der Selbsterhaltungstrieb, der ihn die Flucht ergreifen ließ. Er war sich in diesen Augenblicken selbst der Nächste.
Zwei Stunden später erreichte er die Ranch. Das Pferd war am Ende und taumelte nur noch in den Hof. Als Dave absprang, knickte er in den Knien ein. Er mußte sich am Sattelknauf festhalten.
»Die Rustler«, krächzte er dann, als Dougherty und einige Cowboys ihn umringten, »sie sind zurückgekehrt und treiben die gebrändete Herde ab. Ein Schuß fiel – ich weiß nicht, was aus Carter geworden ist. Ich konnte mich nicht darum kümmern. Gegen die Viehdiebe hätte ich keine Chance gehabt.«
»Sattelt die Gäule, Männer!« brüllte Dan Dougherty mit kippender Stimme. »Diesmal erwischen wir die Hundesöhne!«
Im stiebenden Galopp preschten sie eine Viertelstunde später von der Ranch. In ihren Herzen brannte der Haß, in ihren Gemütern fraß die Sorge um Phil Carter. Sieben Reiter, die sich geschworen hatten, dem Rustlerunwesen ein für allemal ein Ende zu setzen.