Pakt mit dem Teufel - John Montana - E-Book

Pakt mit dem Teufel E-Book

John Montana

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Das dünne geflochtene Leder der Peitsche ringelte sich im Staub wie der Leib einer Schlange. Juan Ferreras Rechte umklammerte den Stiel, daß die Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. Das Gesicht des Banditen war eine Studie ungezügelter Wut. Wie Donnergrollen kam seine rauhe Stimme: »Eigentlich hast du den Tod verdient, Lopez. Du hast uns die Rurales auf den Hals gezogen. Wir konnten diese Hibridos nicht alle töten. Jene, die entkommen konnten, werden mit Verstärkung anrücken. Das heißt, daß wir diesen Platz aufgeben müssen.« Er bewegte die Peitsche. Ihr Ende schlängelte über den Boden und warf Staubfontänen in die Höhe. Ringsum standen die Banditen. Mitleidlos verfolgten sie, was sich anbahnte. Unter ihnen befand sich auch eine Handvoll Americanos – Kerle mit verwegenen Zügen, hartgesotten und falkenäugig. Lopez kniete drei Schritte vor Ferrera. Er hob die Hände. In seinen Zügen wühlte die Angst. »Padron«, rief er mit zitternder Stimme, »sie jagten mich. Wohin sollte ich fliehen, als in die Sierra Manquilla? Hier hoffte ich, sie abzuschütteln.

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Die großen Western – 312 –

Pakt mit dem Teufel

John Montana

Das dünne geflochtene Leder der Peitsche ringelte sich im Staub wie der Leib einer Schlange. Juan Ferreras Rechte umklammerte den Stiel, daß die Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. Das Gesicht des Banditen war eine Studie ungezügelter Wut. Wie Donnergrollen kam seine rauhe Stimme: »Eigentlich hast du den Tod verdient, Lopez. Du hast uns die Rurales auf den Hals gezogen. Wir konnten diese Hibridos nicht alle töten. Jene, die entkommen konnten, werden mit Verstärkung anrücken. Das heißt, daß wir diesen Platz aufgeben müssen.«

Er bewegte die Peitsche. Ihr Ende schlängelte über den Boden und warf Staubfontänen in die Höhe.

Ringsum standen die Banditen. Mitleidlos verfolgten sie, was sich anbahnte. Unter ihnen befand sich auch eine Handvoll Americanos – Kerle mit verwegenen Zügen, hartgesotten und falkenäugig.

Lopez kniete drei Schritte vor Ferrera. Er hob die Hände. In seinen Zügen wühlte die Angst. »Padron«, rief er mit zitternder Stimme, »sie jagten mich. Wohin sollte ich fliehen, als in die Sierra Manquilla? Hier hoffte ich, sie abzuschütteln. Aber diese Spürhunde…«

»Du hast sie in unser Lager geführt!« unterbrach ihn Ferrera gnadenlos. »Dafür muß ich dich bestrafen. Das war ein guter Platz, wir waren hier sicher vor den Rurales. Aber das hat sich geändert. Durch deine Schuld, Lopez.«

Das Flehen im Blick des jungen Banditen rührte ihn nicht. Wieder ließ Ferrera die Peitschenschnur durch den Staub gleiten.

Aber da erhielt Lopez Costilla Hilfe von einer Seite, von der sie niemand vermutet hätte. Juanita Ferrera trat neben ihren Vater hin und sagte mit dunkler, klingender Stimme: »Laß ihn, Padre, er hat wohl wirklich keinen Ausweg gesehen. Nur hier konnte er Hilfe gegen seine Verfolger erwarten. Du und deine Männer – ihr habt ein halbes Dutzend Rurales erschossen. Außerdem wolltest du sowieso über die Grenze gehen, um dich zuerst mit El Triador, dem Verräter, und dann mit Thunder Crow, dem Apachen-Bastard, den du deinen guten Amigo nennst, zu treffen. Wir hätten diesen Schlupfwinkel ohnehin früher oder später aufgegeben.«

Juan Ferrera winkte ab. »Unsere Sicherheit ist gefährdet. Unser Gesetz fordert dafür Strafe. Darum werde ich Lopez meine Peitsche spüren lassen. Und dann lassen wir ihn den Rurales.«

»Das Gesetz!« rief Juanita entrüstet. »Por Dios, Padre, dieses Gesetz hast du gemacht.« Sie warf den Kopf in den Nacken. Ihre schwarzen rückenlangen Haare flogen. Ihre roten sinnlichen Lippen sprangen auseinander und die Reihe ihrer weißen, ebenmäßigen Zähne wurde sichtbar. »Dieses Gesetz ist nichts wert, denn es kennt nur Gewalt. Lopez war immer ein guter Compañero. Er ist jung. Eines Tages hätten die Rurales diesen Schlupfwinkel sowieso aufgespürt. Und dann wären wir vielleicht nicht gewarnt gewesen, wenn sie über uns hergefallen wären wie die Teufel. Gib Lopez eine Chance, Padre. Er wird es dir danken.«

Ferreras Brauen hatten sich zusammengeschoben wie schwarze Raupen. »Du hast zuviel Herz, Juanita.« Er grunzte unheilvoll und unerbittlich. »Ist er etwa dein Geliebter, weil du dich so für ihn einsetzt? Habe ich dir nicht schon tausendmal erklärt, daß du dich niemals in meine Angelegenheiten einmischen darfst? Geh zur Seite. Lopez hat Glück, daß ich ihn nicht eigenhändig umbringe. Wenn wir verschwinden, hat er seine Chance. Es kann ein Tag vergehen, vielleicht verstreichen auch zwei Tage, bis die Rurales hier eintreffen. Diese Zeit hat Lopez, um sich vor ihnen in Sicherheit zu bringen.«

»Irgendwann läuft dir auch der letzte Mann davon«, murmelte Juanita und sah ihren Vater fest an. »Sie sind nicht deine Leibeigenen, mit denen du umspringen darfst, wie es dir gefällt. Sie haben sich dir angeschlossen, weil du ihnen versprochen hast, ihre Armut zu beenden. Die Reichen und Mächtigen haben sie unterdrückt und gedemütigt. Aber du bist noch schlimmer.«

»Maldito! Geh in deine Hütte!« brüllte Ferrera wutentbrannt. »Oder willst du dich neben Lopez in den Staub knien? Sabe dios, ich lasse auch dich die Peitsche spüren. Ungehorsam kann ich nicht dulden. Noch viel weniger nehme ich in Kauf, daß du meine Autorität untergräbst.«

Er war außer sich vor Zorn. Plötzlich wurden seine Augen eng. Sein Kopf stach vor wie der Kopf eines Raubvogels.

»Sag, Tochter, ist Lopez dein Geliebter?«

»Nein!« erwiderte sie. »Muß er mein Geliebter sein, nur weil ich nicht will, daß du ihn schlägst?«

»Ich glaube dir. Sein Glück! Denn wenn er seine dreckigen Hände nach dir ausgestreckt und dich beschmutzt hätte, würde ich ihm die Ohren abschneiden. – Verschwinde jetzt. Adelante, geh!«

Das kriegerische Funkeln in Juanitas Blick wich einem Ausdruck hilfloser Ohnmacht, vermischt mit düsterer Schwermut. Sie wandte sich Lopez zu, sah ihn bedauernd an, und ihr entging nicht, daß er zitterte. Aber sie konnte nichts mehr für ihn tun. Ihre rassigen Züge muteten wie erstarrt an. Plötzlich setzte Juanita sich in Bewegung. Sie ging langsam auf eine der Hütten zu und verschwand in der Düsternis.

Die Peitsche in Juan Ferreras Faust zuckte hoch. Juanita hörte das Klatschen und den Aufschrei Lopez Costillas. Sie preßte die Hände gegen die Ohren und stöhnte. Der schmerzerfüllte, gepeinigte Aufschrei traf Juanita bis ins Mark.

*

Deadlock verhielt den Falben. Im Norden wolkte dunkler Rauch über die zerklüfteten Felsgrate. Deadlock kam von Cananea herauf und war auf dem Weg nach Tucson. Er überlegte, was mitten in der Felswüste brennen mochte. Der Qualm ballte sich über den Felsen und wurde nur langsam vom Wind zerpflückt.

Deadlock trieb den Falben wieder an. Er lenkte das Tier durch Schluchten und Senken, über tafelflache, felsige Ebenen, bis er ein Plateau erreichte, das nach etwa zweihundert Yards schroff abbrach. Ein Canyon spaltete auf eine Breite von über hundert Yards das flache Terrain, und über die schroffen Ränder wogte der Rauch. Scharf stieg der Brandgeruch Deadlock in die Nase.

Er saß ab, ließ den Falben zurück und lief zum Rand der steil abfallenden Felswand. Auf dem Bauch schob er sich so weit nach vorn, daß er in die Tiefe blicken konnte. Da unten brannten fast ein Dutzend Hütten, die aus dünnen Baumstämmen und Zweigen errichtet worden waren. Reiter in dunklen Uniformen trieben ihre Pferde durch das Chaos. In ihren Fäusten blitzten Colts und Säbel. Asche und Funkengarben wurden aufgewirbelt. Rauhe Rufe steilten an den Felswänden in die Höhe und erreichten Dead­locks Gehör. Außer den Rurales konnte Deadlock keinen Menschen sehen.

Vor dem engen Einlaß in den Canyon verharrten zwei Reiter auf ihren Pferden. An den Rangabzeichen identifizierte Deadlock sie als Offiziere. Ein Capitan und ein Leutnant. Der Capitan köpfte wie in einem Anfall von Jähzorn mit seinem Säbel einen Kaktus, brüllte irgendeinen Befehl, stieß ungeduldig den Säbel in die Scheide und trieb sein Pferd ein Stück nach vorn.

Deadlock ahnte, daß dies eine Banditensiedlung gewesen war, die Renegaten aber rechtzeitig die Flucht ergriffen hatten.

Er beobachtete weiter. Unten sanken die Hütten zusammen. Sie waren zumeist an den Felswänden errichtet worden. Die hochschlagenden Flammen schwärzten das Gestein. Durch den Canyon wand sich ein schmales Rinnsal, das sich in der Mitte zu einem kleinen See verbreitete. Ringsum gab es Gras und Büsche. Die Einzäunung eines Stangencorrals war von den Säbeln der Rurales regelrecht zu Kleinholz zerhackt worden. Es hatte den Anschein, als machten die Grenzpolizisten ihrem Zorn und ihrer Enttäuschung Luft.

Auf einen scharfen Befehl des Capitans hin sammelten sie sich. Gleich darauf ritten sie in klirrendem Trab davon. Die Schlucht lag hernach wie ausgestorben vor Deadlocks Blick. Der Hufschlag der Ruralespferde entfernte sich. Als Deadlock ihn nicht mehr hören konnte, lief er zu seinem Pferd.

Er suchte sich einen Weg nach unten. Er war beschwerlich, und Dead­lock mußte alle Reitkunst aufwenden. Stellenweise mußte er absitzen und den Falben führen. Das Tier scheute vor dem Abgrund, stemmte die Beine gegen das Gefälle, schnaubte erregt.

Als Deadlock einmal in die Tiefe schaute, sah er den Mann. Auf allen vieren kroch er aus einer engen Felsspalte, die von Sträuchern nahezu verdeckt wurde. Das Hemd des Burschen war zerfetzt. Sein Rücken war rot von eingetrocknetem Blut. Er fiel auf den Bauch, vergrub das Gesicht im Staub, schob sich weiter auf den Bach zu, gelangte auf den Streifen Gras und blieb keuchend liegen, als müßte er erst wieder Kraft schöpfen, um die wenigen Schritte zum Wasser zu überwinden.

Deadlock erreichte die Sohle des Canyon. Knacken, Knistern und Bersten erfüllte den Platz zwischen den Felswänden.

Der Bursche mit dem zerschlagenen Rücken lag nun am Bach und trank. Er hatte Deadlock noch nicht wahrgenommen. Hundert Yards etwa trennten Deadlock von ihm. Der Mann kämpfte sich stöhnend in eine sitzende Haltung. Er riß sich die letzten Fetzen vom Körper, tauchte einen der Lappen ins Wasser und kühlte sich damit das Gesicht.

Deadlock ruckte im Sattel. Die Hufe klirrten. Der Mann am Bach zuckte herum, der Schmerz, den diese abrupte Bewegung verursachte, verzerrte sein verschmutztes Gesicht. Er sah den Fremden und taumelte in die Höhe, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Deadlock nahm wahr, daß auch seine Brust und seine Schultern mit blutverkrusteten Striemen übersät waren.

»Keine Angst, Amigo!« rief Dead­lock. »Ich tu dir nichts.«

Der Mexikaner schwankte wie ein Schilfrohr im Wind. Plötzlich knickten seine Beine ein, er fiel auf die Knie. Sein Kopf kippte nach vorn, baumelte vor der Brust, Speichel rann aus seinem Mundwinkel und tropfte zu Boden. Auch im Gesicht konnte Dead­lock die Spuren einer Peitsche erkennen.

Er saß neben dem jungen Mexikaner ab. Die Hitze, die sich in der Schlucht staute, berührte ihn. Der Falbe trabte zum Wasser. Deadlock schob sich den schwarzen Stetson aus der Stirn und trat vor den Jungen hin. Nun erst wurde deutlich, wie übel dieser zerschlagen worden war. Der Bursche war am Ende. Deadlock holte seine Decke und eine flache Flasche mit Whisky aus seiner Satteltasche, breitete die Decke am Boden aus und legte den Verletzten seitlich darauf. Dann flößte er ihm etwas von dem Whisky ein.

Der junge Mexikaner röchelte und ächzte, aber der Schnaps schien ihn etwas zu beleben. Der Ausdruck dumpfer Benommenheit wich aus seinen Augen. Seine Lider zuckten wie im Fieber. Seine Lippen formten tonlose Worte.

»Du brauchst nichts zu sagen, Junge«, murmelte Deadlock. »Komm erst wieder zu Kräften. Ich werde mich in der Zwischenzeit um deine Wunden kümmern.«

Er wusch die tiefen Striemen, die das Peitschenleder gerissen hatte, erst mit dem klaren Wasser aus, dann desinfizierte er sie mit dem Whisky. Der Junge schrie jämmerlich. Der Schmerz ließ seine Augen tränen, seine Arme und Beine zuckten unkontrolliert. Er warf den Kopf hin und her.

»Es muß sein, Amigo«, knurrte Dead­lock.

Er ließ den Burschen noch einmal vom Whisky trinken, dann kauerte er sich neben ihm auf die Hacken nieder und fragte: »Jetzt erzähl mal, Compañero. Wer hat dich so zugerichtet, und warum haben die Rurales hier gehaust wie die Vandalen?«

»Ich heiße Lopez«, gurgelte der Mexikaner. »Lopez Costilla…« Seine Stimme erstarb. Er stöhnte. »Juan Ferrera hat mich geschlagen. Er…« Wieder zerrannen seine Worte.

»Der Comanchero?« fragte Dead­lock. Sein Gesicht wirkte plötzlich angespannt. Sein erwartungsvoller Blick brannte sich an den Lippen des Mexikaners fest.

»Si, si«, wand es sich über die Lippen Costillas. »Er ist ein elender Lump, ein Bastard.«

»Gehörst du zu seiner Bande?«

Wieder bejahte Costilla. Dann erzählte er mit brüchigem Tonfall: »Ich war in Del Rio, um meine Eltern zu besuchen. Die Rurales erfuhren es und umstellten unser Haus, aber mir gelang die Flucht. Ich floh zurück in die Berge, weil ich hoffte, dort die Rurales abzuschütteln. Aber sie klebten auf meiner Fährte wie Bluthunde. Sie folgten mir bis zu unserem Schlupfwinkel. Da ich jedoch Ferrera warnen konnte, schlug er sie mit seinen Leuten zurück. Sechs starben. Einige entkamen. Sie kehrten mit Verstärkung zurück.«

Lopez Costilla atmete nach dieser langen Erklärung rasselnd.

»Und weil du ihm die Rurales auf den Hals gelockt hast, hat Ferrera dich so fürchterlich verprügelt, wie?«

Costilla nickte und holte Luft. »Wer bist du überhaupt, Gringo?« fragte er dann lahm.

»Man nennt mich Deadlock.«

Costilla sperrte die Augen weit auf. In ihnen flackerte plötzlich wieder namenlose Angst. »Der Kopfgeldjäger?« ächzte er.

»Genau der.«

»Madre mia.«

Langsam setzte Costilla sich auf. Sein unsteter, gehetzter Blick irrte an Deadlock vorbei, als suchte er nach einem Ausweg. Aber da war die Schwäche, die grenzenlose Schwäche, da waren die übelkeiterregenden Schmerzen, und da war dieser große, hagere Mann mit den pulvergrauen Augen, der etwas Gefährliches, Zwingendes und Unnachgiebiges ausstrahlte.

»Wirst du – wirst du mich den Rurales ausliefern?« entrang es sich Costilla, und seine Stimme raschelte wie trockenes Laub im Herbstwind.

»Ich glaube nicht, Amigo«, versetzte Deadlock. »Wie alt bist du?«

»Zwanzig, und ich habe noch niemand umgebracht. Bei der Heiligen Jungfrau von Guadelupe…«

»Die Rurales würden dich schon allein aufgrund der Tatsache erschießen, daß du zu Juan Ferreras Haufen gehörst. Er macht mit den Apachen Geschäfte, stimmt’s?«

»Si, Señor.«

»Wohin ist er geflohen?«

»In die Staaten. Er will sich dort einen neuen Schlupfwinkel suchen. Er hat in Arizona einige große Coups vor. Dazu will er sich mit Thunder Crow verbinden.«

»Mit Thunder Crow also«, wiederholte Deadlock nachdenklich. »Das ist einer der schlimmsten Apachenhäuptlinge, die je das Land unsicher gemacht haben.« Laut fragte er: »Was für Coups sind das, Muchacho?«

»Ich weiß es nicht. Keiner weiß es. Ferrera hat sich in Schweigen gehüllt. Jeder würde hinterher reich sein, meinte er. Es gibt einen Mann, einen Gringo, wir kennen ihn nur unter dem Namen El Triador. Von ihm hat Ferrera Informationen erhalten. Aber niemand hat eine Ahnung, wer sich hinter El Triador verbirgt.«

»El Triador heißt ›Der Verräter‹, Amigo. Weißt du wirklich nicht mehr von diesem Mann?«

»Nein, Señor Deadlock, wirklich nicht.«

»Wie viele Leute hat Ferrera?«

»Fünfzehn. Juanita, seine Tochter, ist auch dabei.«

Deadlock runzelte die Stirn. »Er hat eine Tochter?«

»Ja. Aber sie ist das Gegenteil von ihrem Vater. Juanita ist gut. Sie wollte nicht zulassen, daß er mich schlägt.«

Deadlock starrte versonnen vor sich hin. Er hatte von dem Jungen eine Menge erfahren, konnte damit aber nicht viel anfangen.

»Ich bin auf dem Weg nach Tucson. Mitnehmen kann ich dich nicht, Muchacho. Bis Del Rio zu deinen Eltern sind es ungefähr zwanzig Meilen. Wirst du es schaffen, dich durchzuschlagen?«

»Nach Hause kann ich nicht!« rief Costilla entsetzt. »Die Rurales warten nur darauf, daß ich mich dort blicken lasse. Wie du schon sagtest – es reicht für sie, um mich zu erschießen, daß ich zu Juan Ferrera gehört habe.«

»Was wirst du tun?«

»Ich weiß es nicht.« Costilla ließ resignierend den Kopf hängen.

Deadlock erhob sich. »Tut mir leid, Amigo, aber ich kann mich nicht weiter um dich kümmern. Was ich tun konnte, habe ich getan. Du mußt selbst sehen, wie du weiterkommst.«

»Bitte, Señor Deadlock, laß mich nicht hier zurück. Hier draußen gehe ich vor die Hunde. Ob mich nun die Rurales umbringen oder die Wildnis – jedenfalls schaffe ich es nicht, in eine Stadt zu gelangen, wo ich sicher bin.«

Schwer trug Deadlock an seiner Unschlüssigkeit. Der Bursche tat ihm irgendwie leid. Andererseits aber war er ein Bandit, und hätte er sich nicht irgendwann Juan Ferreras Renegaten angeschlossen, wäre er nie in diese Situation gekommen.

Deadlock forschte in dem schmutzigen Gesicht, sah den offenen Blick und entschied sich. »All right, Mu­chacho. Ich nehme dich mit bis Nogales.«

»Gracias, Señor, du wirst es nicht bereuen.«

*

Colonel Fred McKenzie hielt eine nagelneue Winchester 73 in seinen Händen. Wohlgefällig betrachtete er die Waffe. Vor ihm am Boden stand eine offene Kiste. Sie beinhaltete weitere Gewehre dieses Modells. Ein Schlutter-Wagen mit brüchiger Plane war vor der Kommandantur des Armeepostens von Tucson abgestellt. Er war vollbeladen mit Kisten.

Einige Männer in der blauen Uniform der Kavallerie standen um den Colonel herum. »Zweihundert funkelnagelneue Winchester für Fort Huachua«, sagte er. »Dazu zehntausend Schuß Munition. Damit können die Männer dort den aufrührerischen Apachen höllisch zusetzen. Das ist schon etwas anderes, als die schwerfälligen Karabiner.«

Er zog den Ladebügel nach unten, spähte in den Ladeschlitz und drückte dabei das andere Auge zu. Dann schloß er den Lademechanismus wieder.

»Man sollte jedes Fort im Indianerland mit diesen Gewehren ausstatten«, hub er wieder an. »Dann könnten wir das Apachenproblem sehr bald abhaken.«