Fake-Hochzeit mit dem Boss - Nancy Salchow - E-Book

Fake-Hochzeit mit dem Boss E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Eine Fake-Hochzeit mit dem eigenen Boss? Das kann nur im Chaos enden ... Abby liebt ihren Job als erfolgreiche Kolumnistin und auch mit ihrem Single-Leben hat sie sich arrangiert. Lieber allein, als einen Mann an der Seite zu haben, der sie in ihren Karriereplänen bremst. Doch ihr Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen, als ausgerechnet ihr Boss Chad sie zum wichtigsten Teil einer riesigen Story machen will. Voraussetzung dafür: Sie muss seine Verlobte spielen und darf absolut niemandem erzählen, dass es sich dabei um einen Fake handelt. Auch wenn Abby anfangs skeptisch ist, lässt sie sich auf das Angebot ein. Dass sie dafür vorübergehend in Chads Villa ziehen muss? Es könnte schlimmer kommen. Und dass sie sogar ihre eigene Familie belügen muss? Halb so wild, sie kann ihnen ja später alles erklären. Das Einzige, das ihr wirklich Sorgen bereitet, ist dieses aufregende Knistern, das sich zwischen dem attraktiven Chad und ihr entwickelt und dem sie auf keinen Fall nachgeben darf. Immerhin ist er ihr Boss. Doch wie sich schon bald herausstellt, ist das nicht ihr einziges Problem … Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Epilog

Zum Schluss noch

Danksagung und Nachwort

Impressum

Impressum

Nancy Salchow

Fake-Hochzeit mit dem Boss

________________

Liebesroman

Über das Buch

Eine Fake-Hochzeit mit dem eigenen Boss? Das kann nur im Chaos enden ...

Abby liebt ihren Job als erfolgreiche Kolumnistin und auch mit ihrem Single-Leben hat sie sich arrangiert. Lieber allein, als einen Mann an der Seite zu haben, der sie in ihren Karriereplänen bremst.

Doch ihr Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen, als ausgerechnet ihr Boss Chad sie zum wichtigsten Teil einer riesigen Story machen will. Voraussetzung dafür: Sie muss seine Verlobte spielen und darf absolut niemandem erzählen, dass es sich dabei um einen Fake handelt.

Auch wenn Abby anfangs skeptisch ist, lässt sie sich auf das Angebot ein. Dass sie dafür vorübergehend in Chads Villa ziehen muss? Es könnte schlimmer kommen. Und dass sie sogar ihre eigene Familie belügen muss? Halb so wild, sie kann ihnen ja später alles erklären.

Das Einzige, das ihr wirklich Sorgen bereitet, ist dieses aufregende Knistern, das sich zwischen dem attraktiven Chad und ihr entwickelt und dem sie auf keinen Fall nachgeben darf. Immerhin ist er ihr Boss. Doch wie sich schon bald herausstellt, ist das nicht ihr einziges Problem …

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Prolog

Chad

__________________

Mit nichts als einem weißen Trägerhemd aus Seide und einem hauchdünnen Slip am Körper läuft sie vor mir durch den feuchten Sand. Immer wieder dreht sie sich lachend zu mir um und sieht dabei noch umwerfender aus als sonst. Ihr langes Haar hat sich aus der Hochsteckfrisur gelöst und fällt ihr in weichen Strähnen auf die nackten Schultern.

Die Sommersonne ist schon fast untergegangen, seitdem wir das Brautkleid und meinen Anzug im Sand zurückgelassen haben. Getrieben von unseren eigenen unbändigen Gefühlen, aber auch der Gewissheit, sich endlich nicht mehr verstecken zu müssen, genießen wir die Anonymität des abgelegenen Strandes.

Nur sie und ich und eine Ahnung davon, was es bedeutet, einander zu lieben. Allein beim Gedanken daran übermannt mich schon wieder diese grenzenlose Lust auf alles, was mit dieser Frau zu tun hat.

Wie sehr ich sie begehre! Mit jeder Faser meines Körpers.

Als ich sie endlich erreicht habe, stehen wir bereits knöcheltief im Wasser. Sie dreht sich zu mir um und ich schlinge meine Arme um sie.

Dann küssen wir uns, während die Wellen unsere Waden streicheln. Ihre Lippen sind so weich und sinnlich, ihre Haut fühlt sich wie Samt unter meinen Fingern an.

In leidenschaftliche Küsse versunken lassen wir uns langsam ins Wasser nieder und geben uns unserem Verlangen hin. Die Erregung hat mich bereits jetzt voll im Griff und macht es mir schwer, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Aber sind Gedanken in Abbys Gegenwart nicht ohnehin überflüssig? Sind es nicht die Gefühle, die das Kommando übernehmen, sobald sie in meiner Nähe ist?

Ich spüre ihre zarten Finger an meinem Körper und wie wir uns zeitgleich den kläglichen Rest unserer Klamotten ausziehen. Unsere Lippen lassen dabei einander für keine einzige Sekunde los.

Oh, wie sehr ich mich danach gesehnt habe. Wie schwer es mir fiel, mein Verlangen zu zügeln. In der Stille dieses fast magischen Sommerabends scheint nun all der Druck von mir abzufallen, um den Weg endlich frei für unsere übermächtige Lust zu machen.

Zärtlich gleitet meine Hand zwischen ihre Schenkel, woraufhin sie ihre Beine ganz langsam auseinanderspreizt. Von genau diesem Moment an scheint die Zeit zu einem einzigen Nichts zu verschwimmen.

Wie in Zeitlupe werden wir eins und geben uns hemmungslos unserer Leidenschaft hin. Immer wieder stoße ich in ihr vor. Stöße, die ein süßes Stöhnen in ihr hervorrufen und mich dabei fast um den Verstand bringen.

Wieder und wieder treffe ich ihren empfindlichsten Punkt und treibe mich dadurch auch selbst in schwindelerregende Höhen.

Das Wasser gleitet über unsere Körper, unsere Lippen sind noch immer vereint, während wir alles um uns herum vergessen.

Alles, was ich spüre, ist diese atemberaubende Erregung, die mehr und mehr von mir Besitz ergreift. Doch während ich mich ihr hingebe, kann ich nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob wir uns noch immer im Meer befinden.

Ist das hier real? Träume ich nur? Warum wird plötzlich alles um uns herum dunkel?

Kapitel 1

Abby

__________________

»Und es ist wirklich in Ordnung, wenn ich die Story bringe?«, frage ich mit dem Telefonhörer am Ohr, während ich mich auf meinem Drehstuhl um die eigene Achse drehe.

»Klar ist das okay«, antwortet Lisa am anderen Ende der Leitung. »Du weißt doch, dass du mich nicht vorher fragen musst. Carl und ich haben nichts zu verbergen. Du kannst über uns schreiben, was auch immer du willst, solange es nur die Wahrheit ist.«

»Na ja«, kichere ich, »es ist aber eben noch mal etwas anderes, wenn man sein eigenes Ehe- und Familienleben in einer Zeitschriftenkolumne wiederfindet.«

»Ach, Schwesterchen«, antwortet Lisa, »ich nehme das alles ganz easy, und Carl sowieso. Lieb von dir, dass du mich vor jeder Kolumne neu fragst, aber wir vertrauen dir blind. Das müsstest du doch inzwischen wissen.«

»Na gut, dein Wort in Gottes Ohren. Dieses Mal habe ich nämlich eure Diskussion zum Thema Eifersucht aufgegriffen, die ihr neulich hattet. Ist also schon etwas heikel.«

»Ach, das meinst du. Carl und ich diskutieren doch ständig über irgendwas. Das hält unsere Liebe frisch. Und wie gesagt, wir haben nichts zu verbergen. Unsere Gewissen sind rein.«

»Das sagst du irgendwie ständig«, lache ich. »Also das mit dem Gewissen.«

»Na ja, weil es eben auch immer stimmt. Und weil du mich eben auch immer wieder dasselbe fragst, Abby. Das musst du wirklich nicht. Wir finden es sogar irgendwie cool, die Inspirationsquellen für deine Kolumne zu sein.«

Für einen Moment frage ich mich, ob ich Lisa nur deswegen vor jeder Veröffentlichung anrufe, weil ich ihre Bestätigung brauche, um meine eigene Nervosität auszublenden. Denn bei jeder neuen Kolumne packt mich so etwas wie Lampenfieber, zumindest kurz bevor das neue Magazin erscheint.

»Also dann«, ich schaue von meinem Schreibtisch auf, »ich mache erst mal Schluss. Wir sehen uns, Schwesterherz.«

Als ich auflege, sehe ich meinen Boss Chad durch das Großraumbüro unserer Redaktion in Richtung Meetingraum gehen. Sicher hat er mit irgendwem einen Termin und muss sich beeilen, um pünktlich zu sein. Wenn man es ganz genau nimmt, hat er eigentlich immer irgendwelche Termine und ist selten für lange Zeit an einem Ort.

Heute sieht er besonders gut aus. Das cremefarbene Hemd trägt er lässig in der schwarzen Stoffhose. Kein besonders extravaganter Look, wirklich aufregend wird das Ganze erst durch die beiden oberen Knöpfe, die er offen trägt und die eine Ahnung seines durchtrainierten Oberkörpers wecken. Aber im Grunde ist es sowieso egal, was er trägt, weil es vor allem seine aquamarinblauen Augen sind, die jeder Frau schon nach einem flüchtigen Blick in Erinnerung bleiben. Zusammen mit dem raspelkurzen schokobraunen Haar, dem verwegenen Zehn-Tage-Bart und dem wissenden Grinsen machen sie ihn fast schon unverschämt attraktiv und geheimnisvoll.

Aber diese Gedanken behalte ich natürlich für mich. Ohne darauf zu achten, wohin genau er nun verschwindet, schaue ich wieder auf meinen Bildschirm und betrachte den Text meiner aktuellen Kolumne erneut, als würde ich ihn gerade zum ersten Mal überhaupt lesen.

Dieses Mal ist sie mir besonders gut gelungen, finde ich. Als Kolumnistin unseres Magazins »Familienmomente« fällt es mir schwer, als Single-Frau Erfahrungen zum Thema »Eigene Familie« beizusteuern, deshalb nutze ich schon seit meiner allerersten Kolumne vor zwei Jahren die Familie meiner Schwester Lisa als Vorbild. Denn obwohl sie mit ihren 28 Jahren nur ein Jahr älter ist als ich, ist sie bereits seit sieben Jahren verheiratet und Mutter von zwei kleinen Töchtern.

»Ist ja echt mal wieder zum Kaputtlachen«, höre ich Cleos Stimme hinter mir und drehe mich erschrocken um.

»Oh Gott, wo kommst du denn plötzlich her?«, frage ich. »Ich habe dich ja gar nicht kommen hören.«

»Wollte nur mal einen Blick in deine neue Kolumne werfen«, antwortet sie.

Sie steht hinter mir und ist damit beschäftigt, den Entwurf über meine Schulter hinweg zu lesen. Dabei hat sie ein breites Grinsen auf den Lippen.

»Sorry, aber ich muss echt mal wieder über deinen Schwager lachen.« Ihr Blick ist noch immer auf den Bildschirm gerichtet. »Seine Eifersucht ist ja echt schon fast süß, oder?«

»Ach, du redest von Carl.« Ich schaue ebenfalls auf den Bildschirm. »Ja, dieses Mal hat es besonderen Spaß gemacht, die Kolumne zu schreiben. Die beiden liefern mir aber auch immer echt gutes Material, das muss man ihnen lassen.«

Cleo liest gespannt weiter, während ich ihren wieder mal besonders auffälligen Lippenstift bewundere. Nicht, dass ich selbst derart auffälliges Make-Up benutzen würde, ich ziehe eher dezenten Lidschatten und Kajalstift vor, während ich meine Lippen so gut wie nie schminke. Aber Cleo stehen die dramatisch geschminkten Wimpern und der korallfarbene Lippenstift einfach ausgezeichnet. Aber zu ihren figurbetonten und stets farbenfrohen Kleidern passt eben auch auffälliges Make-Up. Ebenso zu dem grundsätzlich in aufwendigen Frisuren zur Schau gestellten platinblonden Locken, die ihr, sofern sie sie offen trägt, bis weit über die Schultern reichen.

Ich dagegen bin meist eher leger unterwegs: Jeans, Shirt und das lange dunkelbraue Haar meist zu einem simplen Zopf gebunden, so auch heute.

»Sag mal, hast du später noch ein Date?«, frage ich Cleo neugierig.

»Wieso?«, entgegnet sie, ohne den Blick von meinem Text abzuwenden.

»Na, weil du heute einfach ganz besonders toll aussiehst«, antworte ich.

»Oh, findest du?« Sie legt eine Hand auf ihre Hüfte. »Das Kleid ist schon total alt, weißt du?«

»Ja ja«, ich rolle grinsend mit den Augen, »das sagst du immer.«

Sie wedelt lachend mit der Hand und widmet sich erneut der Kolumne. Ein Interesse, das wahnsinnig wohltuend ist. Cleo ist für den Beauty-Bereich des Magazins verantwortlich und teilt sich mit mir, wie die meisten der Redaktion, das Großraumbüro. Doch inzwischen ist sie weit mehr als nur eine Kollegin, sondern eine echt gute Freundin geworden. Nicht selten verbringen wir unsere Abende zusammen, gehen etwas Essen oder veranstalten echte Zweier-Mädels-Abende mit Netflix und zehn verschiedenen Eissorten.

»Dieses Mal hast du dich echt selbst übertroffen«, sagt Cleo, als sie sich endlich vom Bildschirm abwendet. »Hat Chad den Text schon abgesegnet?«

»Noch nicht«, antworte ich. »Ich habe ihm vorhin erst gemailt.«

»Ich bin mir sicher, er wird begeistert sein.« Sie legt schwärmend die Hand auf ihren Brustkorb. »So wie immer.«

»Na ja«, ich winke ab, »wir werden sehen.«

Als hätte er in genau diesem Moment unser Gespräch belauscht, klingelt der Firmenanschluss auf meinem Schreibtisch. Normalerweise nutzen wir in der Redaktion die Festnetzanschlüsse nur für interne Telefonate, weil wir das meiste über unsere Handys klären. Deshalb habe ich schon im ersten Moment die Ahnung, dass es Chad sein könnte. Und tatsächlich, als ich aufs Display schaue, sehe ich seine Nummer.

Ich werfe Cleo einen flüchtigen Blick zu, dann nehme ich ab.

»Hey Chad«, begrüße ich ihn, während ich mich frage, wie er so schnell wieder in sein Büro gekommen ist. War er nicht eben gerade noch auf dem Weg in den Meetingraum?

»Hey Abby, kannst du mal eben in mein Büro kommen?«

»Klar, gern.« Ich lege auf und schaue Cleo an. »Sicher geht’s um die Kolumne.«

Während ich zu ihm gehe, stelle ich wieder einmal fest, wie sehr mir die Ungezwungenheit gefällt, die hier über allem schwebt. Selbst dass wir unseren Boss duzen, ist für alle Angestellten völlig normal und gibt dem Job hier etwas wahnsinnig Unbeschwertes.

Ich gehe fast schon routiniert durch das Großraumbüro und erreiche am Anfang des angrenzenden Flures seine Zimmertür. Ich bin entspannt wie immer, doch in der einen Sekunde, in der ich anklopfe, überkommt mich doch eine gewisse Nervosität. Was, wenn er etwas an der Kolumne auszusetzen hat?

Nein, die Nervosität hat einen anderen Ursprung, denn so sehr ich inzwischen auch daran gewöhnt bin, mit Chad zusammenzuarbeiten, so aufgeregt bin ich immer noch, wenn wir zwei alleine sind.

Ob es an seinen Augen liegt? Seiner Art, mit Menschen zu reden?

Doch der Anflug ist nicht von langer Dauer, als er mit einem »Komm rein« antwortet.

»Du wolltest mich sehen?«, entgegne ich so entspannt wie möglich, als ich sein Büro betrete und die Tür hinter mir schließe.

Er antwortet nicht sofort, sondern betrachtet gerade irgendein Schriftstück, das vor ihm auf seinem gewaltigen Schreibtisch liegt. In den wenigen Sekunden, die ich also auf eine Antwort von ihm warte, betrachte ich ihn fast automatisch.

Verdammt, wenn er so konzentriert ist, sieht er noch umwerfender aus. Kaum zu glauben, dass er selbst erst einunddreißig ist und schon ein so erfolgreiches Magazin leitet. Wenn man ihm bei der Arbeit zusieht, wirkt es immer so, als würde er jede noch so gute Idee einfach so aus dem Ärmel schütteln.

Kapitel 2

Chad

__________________

»Tut mir leid.« Ich lege den Rechnungsstapel zur Seite. »Musste nur gerade etwas prüfen. Schön, dass du gleich kommen konntest.«

»Klar.« Sie steht mit ineinander gefalteten Händen vor mir. »Alles okay mit meiner Kolumne?«

»Ähm, darum geht es ehrlich gesagt nicht.« Ich lehne mich in meinem Ledersessel zurück und deute mit meiner Hand auf den Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch. »Setz dich doch.«

Die Bitte, Platz zu nehmen, scheint sie irgendwie zu verwirren. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass wir eigentlich alles immer zwischen Tür und Angel besprechen und meist im Stehen. Dass sie sich dieses Mal setzen soll, macht sie offenbar nervös.

»Guck nicht so«, sage ich mit einem Grinsen, »ich habe nicht vor, dich aufzufressen.«

Sie lächelt, als ich das sage. Dieses ganz besondere Lächeln, von dem ich nie weiß, was es zu bedeuten hat. Einerseits wirkt sie dadurch immer ein wenig schüchtern, andererseits folgt kurz darauf meist ein Kommentar, der ihr Selbstbewusstsein offenbart. Heute jedoch sagt sie nichts weiter, sondern schaut mich stattdessen einfach nur erwartungsvoll an, während sie endlich Platz nimmt.

In den wenigen Sekunden, die ich benötige, um meine Idee in die richtigen Worte zu fassen, frage ich mich ein letztes Mal, warum ich ausgerechnet Abby für meinen Plan ausgewählt habe.

War es so etwas wie ein Instinkt? Oder ein konkretes Gedankenkarussell, das bei ihrem Namen zum Stehen kam?

Ich weiß es einfach nicht. Nur, dass sie die Erste war, die mir einfiel, als mir dieses spezielle Vorhaben in den Sinn kam. Ob es daran liegt, dass Abby schon immer ein gewisses Interesse in mir geweckt hat?

Und wenn schon. Ein gewisses Interesse weckt doch jeder irgendwie in jedem, oder? Nur eben auf immer unterschiedliche Weise.

»Chad?«, fragt sie plötzlich.

»Ja?« Ich schaue sie an.

»Hat es dir die Sprache verschlagen?«, hakt sie nach, die Mundwinkel noch immer leicht zu einem Grinsen geformt.

»Ähm, nein.« Ich falte die Hände ineinander. »Entschuldige. Ich musste nur gerade überlegen, wo ich am besten anfange. Das fällt mir heute nicht so leicht.«

»Dir?« Sie hebt die Augenbrauen. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Du findest doch immer die richtigen Worte.«

»Dieses Mal ist es anders«, antworte ich.

»Wieso?«, fragt sie. »Was ist denn dieses Mal anders als sonst?«

»Hm«, murmele ich, »wie erkläre ich dir das am besten?«

Sie runzelt die Stirn und mustert mich skeptisch.

»Alles okay?«, fragt sie

»Ja, im Grunde schon«, antworte ich, »solange wir nicht zum Stillstand kommen.«

»Stillstand?«, fragt sie. »Was meinst du damit?«

»Na ja, jedes Unternehmen und auch jedes Magazin, so wie unseres, ist im ständigen Wandel der Zeit. Es ist wichtig, mit der Zeit zu gehen und sein gesamtes Tun Tag für Tag neu zu hinterfragen.« Ich halte eine Sekunde inne. »Versteh mich nicht falsch, natürlich sollte man nichts in Zweifel ziehen, was einem bisher Erfolg gebracht hat. Treu bleiben sollte man sich selbstverständlich schon. Was ich sagen will: man darf nie zum Stillstand kommen.«

»Stillstand«, sagt Abby. »Da ist es wieder, dieses Wort.«

Die Verwirrung steht ihr regelrecht auf die Stirn geschrieben. Verdammt, ich verstehe meine eigenen Worte ja selbst nicht einmal.

Vielleicht sollte ich direkter an die Sache herangehen. Ohne Umschweife.

»Chad?«, hakt sie erneut nach.

Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich schon wieder viel zu lange geschwiegen habe. Und habe ich sie schon wieder angestarrt dabei?

Scheiße, ich muss mich echt besser im Griff haben. Ich bin hier der Chef des Ganzen, das muss ich mir wirklich viel öfter in Erinnerung rufen.

»Sorry«, ich verschränke die Hände hinter meinem Kopf, »ich finde heute einfach nicht die passenden Worte. Ist alles ein bisschen ungewohnt für mich.«

»Ungewohnt?« Sie legt die Hand auf ihren Brustkorb. »Aber warum denn? Ich bin’s, Abby. Wir arbeiten doch schon ewig zusammen. Wenn dir also irgendwas nicht an der Kolumne gefällt oder an meiner Arbeitsweise oder …«

»Um Himmelswillen, nein«, falle ich ihr ins Wort, »es ist nichts davon. Glaub mir. Ich bin mehr als zufrieden mit deiner Arbeit. Genau das ist auch der Grund, warum ich dich ausgewählt habe. Meiner Meinung nach kommst du als einzige Person ernsthaft für das Projekt in Frage.«

»Projekt?« Sie befeuchtet ihre Lippen, als wäre sie selbst nervös. »Was für ein Projekt?«

»Nun ja«, ich kratze mich am Kinn, »du … du bist doch Single, oder?«

Kapitel 3

Abby

__________________

Moment! Hat er mich gerade ernsthaft gefragt, ob ich Single bin?

Oh! Mein! Gott!

Was soll ich denn davon halten, dass mein Boss mir diese Frage stellt? Versucht er etwa gerade, bei mir zu landen? Mich einzuladen? Und wenn ja, finde ich das gut oder schlecht?

Verdammt, ich kann nicht mehr denken.

»Ähm, wie bitte?«, ist alles, was ich entgegne.

»Ich weiß, das klingt etwas überfallartig«, er lächelt gequält, »aber deine Antwort ist wichtig für alles Weitere.«

»Alles Weitere?« Ich lege die Hände in den Schoß. »W-was soll denn das bed…«

»Keine Sorge«, unterbricht er mich, »das hier soll keine billige Anmache oder so etwas werden. Aber … na ja … du schreibst in deiner Kolumne immer, dass du selbst noch nicht den Richtigen gefunden hast und nimmst deshalb die Familie deiner Schwester als Inspiration für deine Themen.«

»Stimmt«, brumme ich verwirrt vor mich hin.

»Und das entspricht doch auch der Wahrheit, oder?«, fragt er weiter. »Also, es gibt niemanden, vor dem du dich rechtfertigen müsstest, wenn du dich plötzlich mit einem Mann treffen würdest, richtig?«

»Ähm«, ich rutsche nervös auf meinem Stuhl hin und her, »nein, gibt es nicht. Ich … äh … meine Kolumnen sind zu hundert Prozent authentisch. Hundert Prozent ICH sozusagen.«

»Sehr gut«, antwortet er und lehnt sich mit zufriedenem Grinsen zurück.

Ein paar Sekunden schaue ich ihn irritiert an, dann kann ich meine Gedanken nicht mehr für mich behalten.

»Sehr gut?«, frage ich. »Was zum Teufel soll das bedeuten, Chad? Ich weiß, du bist mein Boss. Und trotz der lockeren Atmosphäre in der Redaktion sollte ich dich respektieren und so … schon klar, aber … verdammt noch mal, sag mir endlich, worum es geht, okay? Deine merkwürdigen Fragen lösen nämlich ein Kopfkino in mir aus, das mich noch ganz irre macht.«

Plötzlich beginnt er lauthals zu lachen.

»Was?«, frage ich genervt.

»Sorry, Abby.« Er lacht noch immer. »Aber deine Offenheit ist einfach immer wieder aufs Neue herzerfrischend. Was mich nur noch mehr in meiner Entscheidung bestärkt.«

»Deiner Entscheidung?«, frage ich. »Was denn für eine Entscheidung?«

Sein Lachen wird leiser, bis sich auch seine Miene langsam wieder normalisiert. Mit einem leisen Räuspern beugt er sich schließlich über den Tisch und faltet die Hände geradezu verschwörerisch ineinander.

»Kann ich mich darauf verlassen, dass das, was wir jetzt miteinander besprechen, auch wirklich unter uns bleiben wird?«, fragt er.

Diese Frage macht meine Nervosität nur noch schlimmer.

»Natürlich«, antworte ich verwirrt, »auch wenn ich noch immer keinen Plan habe, worauf das hier hinauslaufen wird.«

Da ist es wieder, dieses umwerfende Lächeln auf seinem markanten Gesicht. Dieses Lächeln, das das Wissen der ganzen Welt in sich zu tragen scheint. Vermutlich ist seine Intelligenz ein weiterer Faktor für seine umwerfende Ausstrahlung.

»Also schön«, sagt er schließlich, »dann komme ich wohl mal auf den Punkt.«

Ja, verdammt! Sag endlich, was Sache ist, bevor ich noch durchdrehe!

Doch ich schlucke jedes weitere Wort herunter und sehe ihn einfach nur erwartungsvoll an.

»Weißt du, Abby, unsere Umsätze haben sich in der letzten Zeit leider verschlechtert.« Sein Blick ist ernst. »Die Tendenz ist noch nicht extrem besorgniserregend, die Zeiten bringen das einfach mit sich. Zeitschriften haben es schwerer als früher, auch wenn wir uns zusätzlich digital präsentieren. Aber …« Er gerät ins Stocken.

»Aber?«, frage ich.

»Na ja, ich warte ungern ab, was die Zeit mit sich bringt, sondern handele lieber rechtzeitig, um das Schiff immer in sicheren Gewässern zu halten, verstehst du?«

»Ja.« Ich seufze. »Auch, wenn mich deine Andeutungen natürlich irgendwie verunsichern. Ich liebe meinen Job hier, weißt du?«

»Wir alle lieben das Magazin. Und ich verspreche dir, alles dafür zu tun, dass auch unsere Zukunft immer rosig sein wird.«

»Und wenn du so etwas sagst«, beginne ich vorsichtig, »spielst du dann darauf an, warum du mich heute hergebeten hast?«

Er lächelt vielsagend. »Sozusagen.«

Nun komm doch endlich zur Sache, verdammt! Sag mir endlich, was los ist.

»Weißt du«, fährt er endlich fort, »die Leute lieben es, am Leben anderer Menschen teilzuhaben. Mit ihnen zu leiden, zu lachen, zu hoffen. Besonders bei Menschen, zu denen sie bereits eine Beziehung aufgebaut haben. Und nicht nur deshalb bist du mir für meine Idee eingefallen. Denn schon seit Ewigkeiten lesen sie deine Gedanken und Erlebnisse zum Thema Familie und eben auch über deine eigene Hoffnung, irgendwann selbst den Richtigen zu finden.« Er hält einen Moment inne. »Und genau hier setzt mein Plan an, Abby. Die Leserinnen kennen dich, sie lieben dich, sie hoffen und leiden mit dir. Und genau darum bist du auch die perfekte Person für den Plan, eine ganz besondere Liebes- und Hochzeitsgeschichte zu dokumentieren und den Leserinnen somit die Chance zu geben, dich dabei zu begleiten. Sozusagen mit Haut und Haaren. Die Leute lieben das. Das ist das, was läuft. Das ist das, was Leserinnen an unser Magazin bindet, sowohl im klassischen Sinne einer Zeitschrift als auch auf unseren Social-Media-Kanälen.

---ENDE DER LESEPROBE---