Faking Christmas 1 - 3 - Daniela Felbermayr - E-Book
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Faking Christmas 1 - 3 E-Book

Daniela Felbermayr

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Beschreibung

Ein Milliardär zu Weihnachten: Kaye Bradshaw sitzt in der Klemme. Die notorische Weihnachtshasserin, die alles um die schönste Zeit im Jahr ausblendet, hat, um einem Familienweihnachtsfest in Colorado zu entgehen, einen neuen Freund erfunden, mit dem sie die Feiertage verbringen will. Dumm nur, dass sie - voll im Fahrt - behauptet, der neue Mann an ihrer Seite wäre ihr Mandant David Holloway - schwerreicher Playboy, umwerfend gutaussehend und gerade mitten in seiner Scheidung. Als ihre Mutter droht, mitsamt der ganzen Familie nach New York zu reisen um den zukünftigen Schwiegersohn kennenzulernen, muss eine Lösung her - und zwar schnell. Um seine Ex-Frau, über die er immer noch nicht hinweg ist, eifersüchtig zu machen, willigt der Milliardär David Holloway in einen sehr seltsamen Deal ein. Seine Anwältin Kaye bittet ihn, über die Feiertage vor ihrer Familie ihren Freund zu spielen. Und so schließen die beiden einen Pakt: sie gaukeln Kayes Familie vor, frisch verliebt zu sein und tun alles dafür, um Davids Ex-Frau eifersüchtig zu machen. Gefühle: bleiben natürlich außen vor, immerhin kommen beide aus völlig verschiedenen Welten. Der perfekte Deal also. Oder? Ein Bad Boss zu Weihnachten: Brooke Kensington hat den fiesesten, gemeinsten, hinterhältigsten, aber leider auch den heißesten Chef von ganz Manhattan. Sein neuester Coup: er streicht Brookes heißersehnten Familien-Weihnachtsurlaub und zwingt sie, mit ihm auf Geschäftsreise zu gehen. Als Brooke dann aber nicht wie erwartet, als seine Assistentin bei einer Dienstreise gebraucht wird, sondern Stephen sie seiner Familie als seine neue Verlobte vorstellt, fällt sie aus allen Wolken. Bis plötzlich die Fassade auf beiden Seiten zu bröckeln beginnt, sodass nicht nur an Wunderkerzen die Funken sprühen … und Brooke und Stephen erkennen, dass sie sich ähnlicher sind, als sie zunächst angenommen haben. Ein Playboy zu Weihnachten: Ophelia Adams sitzt in der Klemme. Von ihrem Freund sitzen gelassen erfährt sie, dass ihre fiese Cousine Tessa sich ausgerechnet an Weihanchten mit Ophelias langjährigem Ex Mike verloben will - und Ophelia der Verlobung beiwohnen soll. Um ihr Gesicht zu wahren, muss ein Ersatzfreund her. Und zwar schnell. Da entdeckt sie zufällig das Inserat von Ben, einem Callboy, den sie ihrer Familie als neuen Mann an ihrer Seite präsentiert. Der perfekte Deal also! Dumm nur, dass das Leben sich nicht an Deals und Abmachungen hält - schon gar nicht zur Weihnachtszeit.

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FAKING CHRISTMAS

Band 1 – 3

 

Ein Milliardär zu Weihnachten

Ein Bad Boss zu Weihnachten

Ein Playboy zu Weihnachten

 

 

Inhalt:

Band 1 Faking Christmas – Ein Milliardär zu Weihnachten

Band 2: Faking Christmas – Ein Bad Boss zu Weihnachten

Band 3: Faking Christmas – ein Playboy zu Weihnachten

Band 1 Faking Christmas – Ein Milliardär zu Weihnachten

Copyright © 2019 Daniela Felbermayr

1. Auflage, 2019

Text & Titel: Daniela Felbermayr

Cover: www.rausch-gold.comCatrin Sommer,

unter der Verwendung von Shutterstock

Korrektorat: S.W. Korrekturen e.U.

All rights reserved.

www.danielafelbermayr.com

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlungen aus diesem Roman sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit oder Bezüge zu real existieren Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Buch vorkommen, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Besitzer.

 

 

 

Eins

 

 

Wieder einmal hatte die Weihnachtszeit Manhattan in Besitz genommen. Die Stadt, die für viele die tollste Stadt der Welt ist, lag unter einer dichten Schneedecke und wirkte wie verzaubert. Seit Tagen schneite es durchgehend und die Straßen und der Centralpark waren längst unter einer dicken Schicht Schnee verschwunden. Der Rockefeller Rink am Rockefeller Center mit seinem Weihnachtsbaum war mit einer der am meisten frequentierten Plätze, und an jeder Straßenecke standen Weihnachtsmänner, die um Spenden baten. Weihnachtsmusik hatte die Stadt schon vor Wochen, seit dem Tag nach Thanksgiving, fest in Griff genommen und in jedem Restaurant, in jeder Bar und jedem Supermarkt tüdelten „It’s beginning to look a lot like christmas“, „White Christmas“ und Konsorten aus den Lautsprechern. Ja, Weihnachten war zweifellos die schönste Zeit in Manhattan, und es schien so, als wenn auch die New Yorker in dieser Zeit allesamt etwas besinnlicher würden. Als wenn die Stadt, die niemals schlief, in den Tagen um den Heiligen Abend etwas ruhiger würde, es langsamer angehen ließe. Die Menschen rückten näher zusammen. Waren einander nachsichtiger und liebevoller. Der Weihnachtsfrieden war ins Land eingezogen und verströmte bereits jetzt, eine Woche vor Weihnachten, seine angenehme Wärme.

 

Keine Spur von Weihnachtsfrieden herrschte jedoch im Büro von Kayleigh Bradshaw, kurz Kaye genannt, die als Anwältin in der Kanzlei Donaldson, Peters und Swartzbaum arbeitete. Für Kaye waren die Weihnachtsfeiertage nur ein lästiges Übel – zumindest seit vier Jahren, seit ihr Verlobter sie direkt an Heiligabend, beim gemeinsamen Familienessen mit etwa zwanzig Personen darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass er seit einem halben Jahr eine Affäre mit seiner Sekretärin hatte und das Weihnachtsfest auch mit ihr verbringen würde, weil er sie liebte. Weil er noch nie im Leben so unsagbar tiefe, wahre Liebe empfunden hatte wie dieser Frau namens Candy gegenüber, die er vor acht Monaten eingestellt hatte, nachdem seine ehemalige Assistentin, Myrna, in Rente gegangen war. Nie im Leben würde Kaye vergessen, wie sie sich an diesem Tag gefühlt hatte. Vor ihrer ganzen Familie gedemütigt und blamiert. Das Fest des Jahres, das sie hoch und heilig liebte, auf das sie sich schon im September zu freuen begann und das sie Monate im Vorfeld plante, damit alles perfekt war, war mit einem Augenblick zerstört. Für immer. Und der Bruch der Beziehung hatte für sie ab diesem Zeitpunkt auch einen Bruch mit Weihnachten bedeutet. Sie hatte das Weihnachtsfest immer schon geliebt, von klein auf. Doch seit Burke sie damals vor versammelter Mannschaft hatte sitzen lassen, hatte sie mit Weihnachten abgeschlossen. Für Kaye war Weihnachten … verschwendete Zeit. Zeit, die selbst jetzt, vier Jahre nach der Trennung, immer noch Schmerz in ihr aufkeimen ließ. Und ein Gefühl, das es ihr unmöglich machte, sich noch einmal auf das Fest einzulassen. Weihnachten war für sie hinausgeschmissene Zeit. Zeit, die man nutzen konnte, um weiter produktiv zu sein. Tage, die verschwendet waren, wenn die halbe Welt zu Verwandten tingelte, die sie das ganze Jahr über nicht sah, und ihnen Geschenke machte, die sie sich selbst niemals kaufen würden, die halbherzig und in Eile ausgesucht worden waren, damit man überhaupt etwas zum Verschenken hatte und nicht mit leeren Händen dastand. Am Ende des Tages, so war ihr klar geworden, war Weihnachten längst aus der Mode, und vermutlich dachte neunzig Prozent der Menschheit genauso darüber. Nur wagte sich eben niemand, das Kind beim Namen zu nennen und zuzugeben, dass Weihnachten sinnlos war. Sie war froh, dass sie mit diesem ganzen Kram durch war. Kaye würde auch diese Weihnachten wieder so verbringen, wie sie sie die letzten Jahre über verbracht hatte. Sie würde an Heiligabend arbeiten und die beiden Weihnachtsfeiertage dazu nutzen, ein paar liegen gebliebene Akten in ihrem Appartement zu studieren. Es war großartig, am 24. ganz allein im Büro zu sein und sich aufs Wesentliche konzentrieren zu können, ohne von allen möglichen Menschen gestört zu werden, die einem fröhliche Weihnachten wünschten und sich nach jemandes Plänen für die Feiertage erkundigten. Stan Donaldson, einer der Seniorpartner, hatte sie vor drei Jahren fast entrüstet angesehen, als sie erwähnt hatte, auch am fünfundzwanzigsten und sechsundzwanzigsten Dezember im Büro zu sein. Er hatte ihr erklärt, dass er ihre Einsatzbereitschaft sehr zu schätzen wusste. Aber dass er auch keinesfalls duldete, dass Kaye Weihnachten im Büro verbrachte. Also hatte sie es die letzten Jahre über so gehandhabt, dass sie sich einiges an Arbeit mit nach Hause nahm, sich von Tiefkühlpizza und geliefertem chinesischem Essen ernährte, Schrott im Fernsehen ansah und vollkommen up to date war, wenn die anderen noch eher träge aus den Weihnachtsferien zurückkamen.

 

Die Gegensprechanlage auf ihrem Schreibtisch, von der Kaye sich gefragt hatte, aus welchem Jahrzehnt sie wohl stammen musste und warum die Kanzlei sie noch nicht hatte ausgetauscht, knackte. „Miss Bradshaw, Ihre Mutter ist dran“, meldete sich eine leicht piepsige Stimme aus Kayes Vorzimmer über den Sprechapparat. Kaye rollte mit den Augen. Die Sekretärin, die man ihr an die Seite gestellt hatte, seit Myra, ihre ehemalige Sekretärin, in den Ruhestand getreten war, war eine ganz besondere Nummer.

„Ich kann jetzt nicht, Lisa, ich habe gerade einen Mandanten hier drin, wie Sie doch hoffentlich noch wissen.“

„Was soll ich Ihrer Mutter ausrichten, Miss Bradshaw? Sie möchte wissen, ob Sie Weihnachten nach Hause kommen.“ Kaye zog eine Augenbraue hoch. Hatte Lisa sich mit ihrer Mutter darüber unterhalten, dass diese wünschte, Kaye an den Feiertagen zu sehen? Sie würde ein ernstes Wort mit ihrer Sekretärin reden müssen, so viel war sicher. Kaye seufzte und warf ihrem Mandanten, David Holloway, einen entschuldigenden Blick zu, den der noch nicht einmal wahrnahm.

„Ich rufe sie zurück“, sagte Kaye und wartete gar nicht erst ab, was Lisa zu erwidern hatte.

„Tut mir leid, Mr. Holloway“, entschuldigte sie sich bei David, „meine Mutter ist in der Vorweihnachtszeit immer etwas aus dem Häuschen.“

David sah sie unverwandt an, fast so, als habe er gar nicht mitbekommen, was in den letzten Minuten passiert war. Er seufzte schwermütig und Kaye setzte ein mitleidiges Gesicht auf. Mandanten wie David Holloway hatte sie schon haufenweise gehabt. Gehörnte Ehemänner, die viel zu lange versucht hatten, eine Beziehung zu retten, die längst nicht mehr zu retten war. Jetzt standen sie vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens, hingen ihrer Ex-Partnerin – Gott allein wusste, wieso – immer noch nach und wussten nichts mit sich anzufangen. Einen kleinen Unterschied gab es bei David Holloway jedoch schon. Er war kein übergewichtiger Mittfünfziger mit beginnender Halbglatze und Hornbrille, der seine Brötchen als drittklassiger Buchhalter verdiente, sondern ein wahnsinnig attraktiver Enddreißiger, der früher dafür bekannt gewesen war, ein richtiger Lebemann zu sein. Er hatte sich in seinen Zwanzigern, als die Internetwelle zu Rollen begann, eine Dotcom-Firma aufgebaut, die mittlerweile zu einem Imperium angewachsen war und sich auf die Vernetzung globaler Vertriebspartner in einer Cloudlösung konzentrierte. Kaye hatte sich Davids Firma schon mehrmals im Internet angesehen, was genau er aber machte, das wusste sie selbst nicht. Sie wusste aber, dass er einer der ersten IT-Milliardäre war, die das Netz hervorgebracht hatte, und dass Geld für ihn keine Rolle spielte. Er hatte alles. Privatjets, Anwesen rund um den Erdball, prominente Freunde und ein Leben, für das so manch anderer sich wohl einen Arm abgehackt hätte. Und gleichzeitig war sein Dasein das beste Beispiel dafür, dass man mit Geld nicht alles kaufen konnte. Zumindest nicht wahre Liebe, wie sich im Falle seiner Frau Erin herausgestellt hatte. Er hatte Erin Baxter bei einer Benefiz-Modenschau kennengelernt, sich vom Fleck weg in sie verliebt und seine Eskapaden als Playboy auf Eis gelegt. Bei dem Erstgespräch, das Kaye seinerzeit mit ihm geführt hatte, hatte er von sich behauptet, vor Erin niemals geglaubt zu haben, eine Frau lieben zu können. Doch dann war sie ihm über den Weg gelaufen und hatte sein Leben von Grund auf geändert. Kaye hatte sich damals ein Seufzen unterdrücken müssen. Klar. Es waren immer die Erins der Welt, die das Leben von tollen Männern „von Grund auf“ änderten. Und das dann sogar noch ein zweites Mal schafften, wenn sie ihren Angebeteten hintergingen, ihn ausnahmen, ihn betrogen und ihm den Boden unter den Füßen wegrissen. In ihrer Karriere als Scheidungsanwältin hatte Kaye schon so manchem verliebten Gockel am liebsten eins über die Rübe geben wollen, wenn ein Mann Ende fünfzig, schwerreich und ebenso verliebt, mit einer Anfang zwanzigjährigen Püppi in ihr Büro kam, um sich nach einem Ehevertrag zu erkundigen, der dann ohnehin nicht abgeschlossen wurde. Denn … es war doch die große Liebe. Natürlich war es die große Liebe. Es war immer die große Liebe, wenn es einen Mann um die sechzig und eine Frau um die zwanzig anbelangte, erst recht, wenn er steinreich und sie Stripperin war. Kaye hatte, als sie Davids Scheidungsfall übernommen hatte, einige Artikel von damals gelesen, die über ihn publiziert worden waren. Die ganze Welt hatte erstaunt dabei zusehen können, wie aus dem Playboy, der es selten länger als eine Nacht bei einer Frau aushielt, ein handzahmer, liebender Ehemann wurde. Man könnte es als höhere Gerechtigkeit bezeichnen oder als „jeder bekommt, was er verdient“, dass Erin David schon nach kurzer Zeit nach Strich und Faden betrogen hatte. Mit allem, was sich irgendwie anbot und nicht bei drei auf den Bäumen war. Bei ihrem ersten Gespräch hatte David Kaye erzählt, dass er lange schon gewusst hatte, dass Erin ihm nicht treu war. Aber dass er das hingenommen hatte, weil er sie liebte und alles in Kauf nehmen würde, solange sie nur seine Ehefrau blieb. Kaye hatte das in dem Moment erbärmlich gefunden. Und sich an einen Kerl erinnert, den sie nach der Trennung von Burke einmal gedatet hatte. Der hatte ihr brühwarm ins Gesicht gesagt, dass er eigentlich seit zwei Monaten eine Freundin hatte. Aber dass es ihr nichts ausmachte, wenn er sich mit anderen traf, weil sie so verliebt in ihn war, dass sie ihm zugestand, hinter ihrem Rücken noch andere Frauen zu daten. Kaye hatte den Abend nach dieser Information abgebrochen und sich auf der Heimfahrt gefragt, was für eine Frau man wohl sein musste, wenn man sich so unter Wert verkaufte, dass man dem Mann, von dem man sich vorsagte, ihn zu lieben, gestattete, in der Gegend herumzuvögeln. Ja, dieses Verhalten fand sie schlichtweg erbärmlich. Das hatte sie ihm natürlich nicht gesagt, sondern nur genickt, während er begonnen hatte, Erin wie eine Heilige dastehen zu lassen. Sich gefragt hatte, ob es an ihm lag, dass sie sich von ihm abgewendet hatte. Ob er vielleicht zu viel Zeit im Büro verbracht und ihr nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Kaye jedoch kannte Frauen wie Erin Baxter. Sie hätte David nicht eines Blickes gewürdigt, wäre der bloß Tankwart oder Automechaniker gewesen. Und wenn man ihre neue „große Liebe“ betrachtete, einen Mann in seinen Achtzigern, schwerreich und an den Rollstuhl gefesselt, so konnte man sich ausrechnen, auf welche Werte eine Frau wie Erin achtete.

„Was meinten Sie?“

Kaye sah ihn an. Es war schier unvorstellbar, dass dieser wirklich attraktive, große, intelligente und sonst so selbstbewusste Mann wie ein Häufchen Elend vor ihrem Schreibtisch hockte und einem einfältigen Hungerhaken nachweinte, der nicht zu schätzen gewusst hatte, was er an David gehabt hatte.

„Ich … gar nichts, ich sagte nur, dass meine Mutter an den Feiertagen immer etwas aus dem Häuschen gerät“, sagte Kaye.

„Ach ja, Weihnachten.“ David tat fast so, als habe er vergessen, dass es bereits Mitte Dezember war.

„Haben Sie schon Pläne?“, fragte Kaye, eher aus Pflichtgefühl als aus reinem Interesse. Sie hasste es, wenn man sie nach ihren Plänen für Weihnachten fragte, doch was ein Mann wie David an Heiligabend tat, interessierte sie dann doch.

„Vermutlich werde ich mir die Feiertage mit ein paar Flaschen Whiskey reinziehen und mich ausknocken, bis der ganze Trubel vorüber ist“, sagte David und sah sie aus seinen grünen Augen so intensiv an, dass sie ein leichtes Kribbeln in ihrer Magengegend verspürte. Sie schüttelte den Kopf. Eine Schwäche für einen ihrer Mandanten zu entwickeln, war ein Fehler. Erst recht, wenn es sich um David Holloway handelte, der sowieso bereits mit seinem gebrochenen Herzen zu kämpfen hatte. Und selbst wenn er im Moment aktiv auf der Suche gewesen wäre – Männer wie David dateten keine Frauen wie Kaye. Sie wusste ja, welches Kaliber man sein musste, um an Davids Herz zu gelangen.

„Sie sollten unter Leute gehen, David“, sagte Kaye und lachte in sich hinein. Dass gerade sie jemandem riet, die Feiertage nicht allein zu verbringen, amüsierte sie. Doch bei David war es etwas anderes. Sie hatte, als sie seinen Scheidungsfall übernommen hatte, über ihn im Internet recherchiert, auf der Website seines Unternehmens Weihnachtsgrüße entdeckt, in denen er sich als absoluter Weihnachtsfan geoutet hatte. Fast so, wie sie selbst einmal einer gewesen war. Gemeinsam mit Erin hatte er vor einem riesigen, geschmückten Baum gesessen und hatte für seine Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter ein Selfie-Video aufgenommen. Während er wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt und allen schöne Feiertage gewünscht hatte, hatte Erin fast sauertöpfisch dreingeblickt. Selbst ein Blinder hätte erkannt, dass sie ihre Weihnachtsstimmung nur vorspielte – schlecht vorspielte –, und Kaye hatte sich vorgestellt, dass sie, sofort nachdem David die Kamera ausgemacht hatte, entnervt aufgestanden war und das Zimmer verlassen hatte. Bestimmt war auch anderen Zusehern des Videos aufgefallen, dass es sich dabei nicht um einen Clip handelte, der Weihnachtswärme verströmte – zumindest nicht von Erins Seite aus.

„Ich habe mich an diesem Weihnachtsfest von allen Feierlichkeiten entbunden, glauben Sie mir“, sagte David. Jetzt wirkte er schon etwas gefasster. „Ich werde die Feiertage dazu nutzen, um über diesen ganzen Mist wegzukommen. Und dabei werde ich mich in meinem Haus einschließen und mich ordentlich betrinken. Mehrfach.“

Kaye wollte etwas erwidern, als ihr Telefon zu klingeln begann.

„Entschuldigen Sie mich, David“, sagte sie und griff zum Hörer.

„Lisa, ich sagte doch schon, dass ich jetzt keine …“

„Kaye? Liebes, ich bin’s, deine Mutter.“

„Mum?“ Kaye bereute immer noch, ihrer Mutter ihre Durchwahl im Büro gegeben zu haben – für „absolute Notfälle“. Wenn ihr Elternhaus jetzt also nicht in Flammen stand oder eine ihrer Großtanten kurz davor war, das Zeitliche zu segnen, würde sie wirklich sauer werden.

„Ich dachte, du wolltest mich zurückrufen. Die nette junge Dame in deinem Vorzimmer sagte mir, du würdest mich in Kürze anrufen.“

„Ich … Mum, das ist jetzt gerade einmal drei Minuten her. Ich kann jetzt wirklich nicht …“

„Du bist unglaublich schwer zu erreichen, Schatz, und das, obwohl ich großartige Neuigkeiten habe“, fiel ihre Mutter ihr ins Wort. Kaye war heilfroh, dass David Holloway nichts rund um sich herum wahrnahm.

„Großartige Neuigkeiten?“

„Ja. Erinnerst du dich noch an das hübsche Blockhaus in den Bergen von Colorado, das wir vor zwanzig Jahren an deinem Geburtstag besucht haben?“

„Natürlich. Dads Boss hatte es ihm für dieses eine Wochenende überlassen“, sagte Kaye und eine Erinnerung, wie sie als kleines Mädchen gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer Schwester Sarah Schlitten fuhr und Kuchen backte, kam in ihr hoch. Wärme breitete sich in ihr aus und sie vermisste das Gefühl von damals.

„Genau. Und jetzt rate mal was? Im Zuge der Pensionierung deines Vaters hat Mr. Caine ihm die Hütte über die ganzen Feiertage überlassen. Wir können ab sofort hinein und müssen sie erst Anfang nächsten Jahres wieder aufgeben. Ist das nicht großartig?“

„Das ist toll. Ihr werdet sicher schöne Weihnachten dort haben. Aber, Mum, ich muss jetzt auflegen, ich habe einen Mandanten hier.“

„Ich dachte, du kommst uns diese Weihnachten in Colorado besuchen. Es gibt nämlich etwas zu feiern.“

„Mum, ich muss jetzt wirklich Schluss machen, ich melde mich später bei dir, okay?“

„Das sagst du immer und dann bist du plötzlich nicht mehr erreichbar.“ Maggie Bradshaws Stimme hatte einen vorwurfsvollen Ton angenommen.

„Ich verspreche dir, dich in zehn Minuten zurückzurufen, ja?“

„Gut. Ich verlasse mich darauf.“

Kaye legte auf.

„Entschuldigen Sie bitte“, sagte sie noch einmal zu David.

„Kein Problem. Ich denke, wir sind jetzt durch, oder?“ Sein Blick fiel auf den Scheidungsvertrag, den sie beide die vergangenen zwei Stunden miteinander aufgesetzt hatten.

„Genau. Die Scheidungspapiere werden Ihrer Frau … Ihrer Ex … ähm … Erin in den nächsten Tagen zugestellt. Dann ist die Scheidung an sich nur noch eine Formalität.“

David sah sie an. Er wirkte mitgenommen. Wie ein geschlagener Hund. Kaye hatte Mitleid mit ihm. „Verrückt. Wie solche Dinge irgendwann zu Formalitäten verkommen.“ Er schüttelte den Kopf, streckte ihr die Hand hin und sah ihr dabei in die Augen. Kaye verdrängte das kribbelige Gefühl, das er dabei in ihr auslöste, und wischte es mit einem Gedankenzug weg. Idiotisch, sich zu einem Mann wie David hingezogen zu fühlen. Zum einen spielte sie nicht in seiner Liga und zum anderen lebte er gerade in Scheidung. Sie hatte schon oft mitbekommen, dass Mandanten, die gerade durch eine Scheidung gegangen waren, emotional massiv angeschlagen und für eine Beziehung nicht zu gebrauchen waren.

„Fröhliche Weihnachten, Kaye“, sagte er und drehte um.

„Fröhliche Weihnachten, David“, sagte sie. Sie sah ihm nach, wie er an Lisas Tisch vorbeiging, auch ihr schöne Feiertage wünschte und dann aus dem Büro verschwand. Auf dem Gang bemerkte sie, wie einige Assistentinnen, die rund um den großen Weihnachtsbaum in der Lobby standen, sich nach ihm umdrehten. Ja, David Holloway wirkte auf Frauen. Er hätte wohl eine jede haben können. Und in diesem Moment vermutlich auch eine jede verschmäht. Dann drehte sie sich zu ihrem Schreibtisch um und ließ sich in den Sessel fallen. Sie sah auf das Telefon und war versucht, ihr Versprechen nicht einzuhalten. Ihre Mutter war es ohnehin schon gewohnt, nichts von Kaye zu hören, und eigentlich war sie es leid, sich ständig anhören zu müssen, wann sie nun endlich wieder Weihnachten im Kreise ihrer Familie feierte. Bestimmt würde Maggie in zwanzig Minuten von sich aus erneut anrufen. Kaye überlegte. Dann griff sie zum Telefonhörer und wählte die Nummer ihrer Mutter.

 

„Kaye, Liebes, schön, dass du dich meldest“, sagte Maggie überschwänglich, die bereits nach dem ersten Klingeln ans Telefon gegangen war. Kaye schmunzelte. Es hatte ganz den Anschein, als habe ihre Mutter vor dem Telefon gewartet und den Hörer an sich gerissen, sobald es den ersten Ton eines Klingelzeichens von sich gab.

„Hab ich doch gesagt, Mum“, sagte Kaye. „Du meintest vorhin, es gäbe etwas zu feiern?“

„Richtig. Es ist noch nicht offiziell, aber ich denke, dir kann ich es schon sagen. Sarah und Ted haben sich verlobt. Sie geben die Verlobung an Weihnachten bekannt, und wir möchten sie zum Anlass nehmen, mit der Familie in Colorado ganz groß zu feiern. Deine Tanten und Onkel kommen, deine Cousinen, es wird wie früher.“

„Das ist … großartig“, sagte Kaye abwesend. Sie erinnerte sich an längst vergangene Weihnachtsfeste im Kreise ihrer gesamten, großen Familie. Alle waren gekommen, Tanten, Onkel, Cousins, Cousinen. Steinalte Urgroßtanten, die sie immer nur diese wenigen Tage im Jahr zu Gesicht bekam. Und jedes Mal hatte sie diese Festtage geliebt. Jetzt … wurde dieses warme Gefühl von etwas Bitterem verdrängt. Sie konnte sich bereits denken, dass ihre Familie erwartete, dass sie zur Verlobung ihrer Schwester aufkreuzte. Und es würde sie einiges an Überredungskunst kosten, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass es sich in diesem Jahr leider ebenfalls nicht ausging.

„Du kommst doch auch, Liebes, oder?“, fragte Maggie. „Die Verlobung deiner einzigen Schwester darfst du dir nicht entgehen lassen. Und … diese … Sache … ist jetzt schon vier Jahre her.“

„Ich … kann nicht“, sagte sie entschlossen. Sie hatte wirklich keine Lust, ihre chaotische Familie die ganzen Feiertage über am Hals zu haben. Ständig würde man sie fragen, warum sie sich die letzten Jahre über nicht hatte blicken lassen, wann sie denn nun endlich heiratete und ob sie überhaupt an Nachwuchs dachte.

„Aber, Kaye, dieses Weihnachtsfest wird etwas ganz Besonderes. Alle werden da sein. Und es ist bestimmt das letzte Mal, dass wir das Haus in Colorado bekommen, ehe dein Vater in Rente geht. Bitte, es bedeutet uns allen so viel.“

Kaye überlegte auf Hochtouren. Sie brauchte eine anständige Ausrede, um sich aus der Sache hier zu befreien.

„Ach, Mum, ich würde ja gerne“, sagte sie und versuchte, möglichst enttäuscht zu klingen, „aber … in diesem Jahr geht es leider wirklich nicht. Ich … habe schon etwas vor.“

„Du hast etwas vor? Willst du etwa wieder arbeiten wie die letzten Jahre über? Das hat nichts mit ‚Ich habe Weihnachten etwas vor‘ zu tun.“

„Nein, natürlich arbeite ich an den Feiertagen nicht.“ Kaye seufzte. Es schien so, als wäre ihr Gehirn blockiert. Sie hatte keine Idee, was sie ihrer Mutter erzählen konnte, warum sie keinesfalls Weihnachten mit ihrer Familie feiern konnte.

„Was ist es dann?“, fragte Maggie. „Hast du jemanden kennengelernt?“

Ein Lächeln zeichnete sich auf Kayes Lippen ab. Ihre Mutter war Gold wert.

„Ja. Ja, genau, ich habe vor Kurzem einen Mann kennengelernt und wir wollen die Feiertage gemeinsam verbringen“, schoss sie wie aus der Pistole.

Nach allem, was Kaye damals mit Burke durchzustehen hatte, war sie sich sicher, dass Maggie sie nicht zwingen würde, nach Colorado zu kommen.

„Wirklich? Du hast einen Freund? O Kaye, das sind ja wundervolle Neuigkeiten, erst recht an Weihnachten. Erzähl von ihm, wer ist er, was macht er, wo habt ihr euch kennengelernt?“

Kaye überlegte. Sie war zum Fenster ihres Büros gegangen und sah auf das verschneite Manhattan hinunter. David stand gegenüber dem Büro vor einem Weihnachtsmann und warf etwas Geld in seinen Spendentopf. Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.

„Sein Name ist David. David Holloway. Er hat eine Firma, die sich mit IT-Lösungen …“ Sie brach ab. Ihre Mutter hatte bestimmt keine Ahnung von „IT-Lösungen“, „die sich mit Computersoftware beschäftigt“, sagte sie stattdessen. Sie grinste. Es fühlte sich irgendwie gut und kribbelig an, ihrer Mutter David als ihren neuen Freund zu verkaufen. Maggie Bradshaw hatte zwar bestimmt keine Ahnung, wer David Holloway war, aber dennoch genoss sie das Gefühl, sich – in diesem geschützten Raum, und auch nur einmalig – als seine Freundin zu bezeichnen.

„Dein neuer Freund ist David Holloway? DER David Holloway?“, unterbrach Maggie ihre Tochter ungläubig.

„J-ja“, sagte die langsam. Ein mulmiges Gefühl keimte in ihr auf. Woher sollte ihre Mutter Ahnung haben, wer der bekannteste IT-Magnat in der Stadt war? Sie wehrte sich nach wie vor gegen ein einfaches Smartphone, wie kam sie da dazu, zu wissen, wer David Holloway war?

„O mein Gott, du hast dir einen der reichsten Männer New Yorks geangelt? Ach Quatsch, des ganzen Landes. Aber ich dachte, er sei mit diesem Model verheiratet?“

„Er lebt in Scheidung“, sagte Kaye, und ihr fiel ein, dass ihre Mutter so ziemlich alle Klatschmagazine abonniert hatte, die es in den Staaten gab. Natürlich kannte sie David. Und Erin.

„Lässt er sich etwa deinetwegen scheiden?“, wollte Maggie wissen. Bestimmt tolerierte sie es nicht, dass ihre Tochter einer anderen den Mann wegschnappte.

„Nein, seine Frau will die Scheidung“, erklärte Kaye. „Sie hat sich einen noch reicheren Typen geangelt und David vor den Latz geknallt, dass sie die Trennung will.“

„Gut, dass die beiden keine Kinder haben. Kinder leiden unter solchen Trennungen ja immer am meisten.“

„Ja, vermutlich“, sagte Kaye. Ihr war ganz heiß geworden. Sie musste sich schnellstmöglich wieder aus der Situation herausmanövrieren, in die sie sich selbst gebracht hatte.

„Ich habe eine Idee“, rief Maggie plötzlich aus, und Kaye fragte sich, ob ihre Mutter irgendwelche Höhenflieger genommen hatte. „Warum bringst du David nicht einfach mit nach Colorado? Wir haben genug Platz und dann lernt er gleich deine Familie kennen.“ „Das geht nicht“, schoss Kaye aus der Pistole. Sie hatte sich da ja ganz schön in etwas hineinmanövriert. Warum hatte sie ihrer Mutter erzählen müssen, dass David Holloway ihr neuer Freund war? Warum nicht irgendein langweiliger, kahlköpfiger Buchhalter, den sie nach den Feiertagen einfach so wieder abservierte, weil sie herausgefunden hatte, dass sie beide verschiedene Ziele im Leben verfolgten. Warum nicht einen Mann jüdischen Glaubens, der Weihnachten gar nicht feierte. So ein Mist. Das wäre der Plan gewesen. Sie hätte sagen müssen, ihr neuer Freund war jüdisch. Dann hätte ihre Mutter bestimmt nicht von ihm erwartet, dass er mit der ganzen Familie Weihnachten feierte. „Wir haben unsere Feiertage schon durchgeplant, der vierundzwanzigste und der fünfundzwanzigste sind regelrecht eingetaktet.“

Maggie war eine Weile still, und Kaye glaubte schon, sie habe die Sache ausgestanden.

„Dann kommen wir nach Manhattan“, stieß sie plötzlich hervor und löste eine Welle der Übelkeit in Kaye aus. Was hatte sie nur geritten, um ihrer Mutter diesen Bären aufzubinden? „Wir mieten uns allesamt in einem schönen Hotel ein und treffen euch, wenn es bei euch passt. Die Hütte in den Bergen ist zwar nett, aber ich werde bestimmt nicht darauf verzichten, an jenem Weihnachtsfest teilzunehmen, an dem meine Tochter ihren Sinn für Weihnachten wiederentdeckt hat.“

„Nein“, rief Kaye, doch Maggie war längst im Planungsmodus.

„Aber sicher doch. Wir können Weihnachten natürlich auch hier verbringen und fliegen am sechsundzwanzigsten frühmorgens nach New York. Dann sind wir mittags da und können den zweiten Weihnachtsfeiertag gemeinsam verbringen. Ich muss die anderen fragen, ob sie auch alle Lust haben, mitzukommen. Weißt du, ob es Rabatte gibt, wenn an die zwanzig Personen buchen? Ich bin schon so gespannt, deinen neuen Freund kennenzulernen. Er sieht ja wahnsinnig gut aus, was man in den Magazinen so erkennen kann. Das wird das beste Weihnachtsfest überhaupt.“

Kaye wurde schlecht. Wenn sie etwas noch weniger wollte, als über Weihnachten nach Colorado zu fahren, so war es, ihre chaotische Familie von Colorado nach New York zu beordern, um ihnen einen Freund vorzustellen, der von seinem Glück gar nichts wusste. Außerdem würde sie es sich niemals verzeihen, dass sie ihren Eltern die letzte Gelegenheit nahm, die Hütte in den Bergen für sich zu haben. Sie musste sich etwas einfallen lassen.

„Vielleicht lässt es sich doch einrichten, dass David und ich nach Colorado kommen. Wir haben eigentlich nichts Besonderes vor. Ein paar Tischreservierungen in Restaurants, aber die können wir absagen. Wir … wir kommen nach Colorado.“

 

Zwei

 

 

„O Mann, da hast du dich ja ganz schön in was reingeritten.“ Lilly sah Kaye mitleidig an, während sie von ihrem Rotweinglas nippte. Kaye hatte sich mit ihrer besten Freundin zum Kriegsrat getroffen, nachdem sie ihrer Mutter versprochen hatte, mit einem Millionär an ihrer Seite an Weihnachten zum Familienfest aufzutauchen. Sie hoffte inständig, dass Maggie nicht so viel Eigeninitiative ergriff, um David anzurufen. Sie wusste zwar nicht, ob man einen Mann wie ihn so einfach anrufen konnte, aber ihrer Mutter traute sie so etwas schon zu. Quasi, um ihm mitzuteilen, wie sehr sie sich darüber freute, ihn in der Familie willkommen zu heißen. O Gott. Wenn Maggie das wirklich tat, dann war Kaye vermutlich nicht nur David als Mandanten, sondern am Ende des Tages ihren Job los. Wer würde schon eine Anwältin haben wollen, die sich in ihrer Freizeit ausmalte, eine Beziehung mit x-beliebigen Mandanten zu haben?

„Ich weiß.“ Kaye seufzte. „Mir wird nichts anderes übrig bleiben, als meiner Mutter reinen Wein einzuschenken und als Wiedergutmachung wirklich nach Colorado zu fahren. Es ist ja bisher noch nichts passiert, außer dass ich geschwindelt habe.“ Kaye hoffte inständig, dass ihre Mutter die Neuigkeit, ihre Tochter wäre jetzt mit einem Millionär zusammen, nicht bereits wie ein Lauffeuer verbreitet hatte.„Du könntest argumentieren, dass du einfach so überrascht warst wegen der Verlobung und du dir deshalb, ohne darüber nachzudenken, diese Lüge ausgedacht hast. Oder dass es im Büro Eggnogg gegeben hat und du ein Glas zu viel erwischt hast.“ Lilly lachte.„Oder so, ja.“

„Natürlich könntest du David auch als deinen Freund anheuern und ihn deiner Familie präsentieren“, sinnierte Lilly weiter vor sich hin. „Ich meine, nachdem du ja erwähnt hattest, dass er so niedergeschlagen wegen der Scheidung ist, vielleicht muntert es ihn ja auf, mit deiner chaotischen Familie zu feiern.“

„Klar. Und Schweine können fliegen“, sagte Kaye und tat diesen Gedanken ohne weiter darüber nachzudenken ab.

 

Als sie einige Zeit später in ihrem Bett lag und darüber nachgrübelte, wie sie ihrer Familie am besten verklickerte, dass die Sache mit David Holloway eine ziemlich lahme Lüge gewesen war, kam ihr Lillys Vorschlag wieder in den Sinn. Es war lächerlich, anzunehmen, dass David sich wirklich auf so etwas einlassen würde, oder? Er war steinreich und stadtbekannt. Ja, er hatte zwar davon gesprochen, dass er Weihnachten allein verbrachte, aber zum einen musste das überhaupt nicht stimmen. Bestimmt gab es tausend Frauen, die nichts lieber taten, als den armen David Holloway aus seiner Scheidungsmisere zu holen. Selbst wenn sie dafür das Weihnachtsfest mit ihrer Familie ausfallen lassen mussten. Zum anderen hieß es noch lange nicht, dass David tatsächlich Lust hatte, die Feiertage mit ihr zu verbringen, nur, weil er das Fest in diesem Jahr allein feierte. Sie hatten ja überhaupt nichts miteinander zu tun. Sie waren Geschäftspartner, sie war seine Dienstleisterin. Was für eine irre Idee war es da eigentlich, anzunehmen … Es war gut möglich, dass der Rotwein, der Kaye den ganzen Abend über zu Kopf gestiegen war, daran schuld war, dass sie sich jetzt Gedanken darüber machte, wie es wohl wäre, mit David an ihrer Seite in Colorado aufzuschlagen. Zweifellos würde sie alle Blicke auf sich ziehen und es würde ihr Ego ganz schön pushen. Sie fischte ihr Handy heran, das auf dem Nachttisch neben dem Bett lag, und googelte ihn. Ob es wohl jemanden gab, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah und der über Weihnachten in die Rolle von David schlüpfte? Immerhin hatte niemand aus ihrer Familie ihn jemals leibhaftig kennengelernt. Wenn sie nun also versuchte, über eine Schauspielagentur einen Doppelgänger zu finden … Nein. Sie schüttelte den Kopf. Wie verrückt war sie denn schon. Anstatt ihrer Mutter die Wahrheit zu sagen, grübelte sie darüber nach, einen Doppelgänger von David Holloway zu engagieren, der sich ihrer Familie gegenüber als ihr neuer Freund ausgab. Sie war wirklich tief gesunken.

 

Kaye hatte nicht sehr lange geschlafen, als ihr Wecker sie am nächsten Morgen aus dem Bett klingelte. Die halbe Nacht über hatte sie wach gelegen und darüber nachgegrübelt, ob es ihr wohl wirklich gelingen könnte, David Holloway mit nach Colorado zu bringen – und ihrer Familie aufzutischen, dass er ihr neuer Freund war. Die Chancen dafür standen in etwa so hoch wie dafür, dass der Weihnachtsmann dieses Jahr mit gemachten Brüsten und im Bikini den Kamin hinunterrutschte. Und doch, als sie schließlich aufwachte, hatte sie eine Entscheidung gefällt. Vermutlich war es die dümmste Idee seit Menschengedenken, aber sie würde es versuchen. Sie würde mit David reden und ihm von ihrer kleinen Notlüge erzählen. Vielleicht war er jetzt in der Weihnachtszeit ja etwas zugänglicher. Vielleicht gab es auch nur den Funken einer Hoffnung, dass er sich auf ihren Plan einlassen würde. Und selbst wenn nicht, so hatte sie es wenigstens versucht. Ja, wahrscheinlich würde er sie für verrückt halten und nicht mit ihr nach Colorado kommen. Aber wenn zumindest eine kleine Chance bestand, dass er doch mit ihr kam, so wollte sie sie nützen. Dafür sprach, dass er sich in einer Ausnahmesituation befand. Natürlich hätte er niemals zugesagt, wenn er noch mit Erin glücklich gewesen war. Aber … es ging ihm schlecht, und er hatte ihr selbst erzählt, dass er an Weihnachten nichts weiter vorhatte, als sich zu betrinken. Vielleicht … vielleicht ließ er sich in einer schwachen Minute auf ihren Vorschlag ein. Und wenn er tatsächlich Ja sagte, dann … Sie brauchte es einfach, allen zu zeigen, was in ihr steckte. Dass sie darüber hinweg war, dass Burke sie mit seiner zwanzigjährigen Sekretärin betrogen hatte. Dass sie etwas viel Besseres als ihn abgeschleppt hatte und dass er mit seiner Tippse ruhig glücklich werden konnte. Dass sie einen Kerl abbekam, der um Galaxien heißer war, als Burke es jemals sein würde.

 

Den ganzen Tag über hatte sie sich die Idee durch den Kopf gehen lassen. Sich zurechtgelegt, was sie sagen würde, würde sie David gegenüberstehen. Sie hatte ihre Mittagspause dafür aufgewendet, mit Lilly darüber zu diskutieren, ob sie es wirklich wagen sollte, David Holloway als ihren Freund anzuheuern, und obwohl beide sich sicher waren, dass es die größte Schnapsidee unter der Sonne war, ihn überhaupt zu fragen, machte Kaye sich an diesem Abend auf ins Waldorf Astoria, wo David im Rahmen einer Charityveranstaltung eine größere Spende an das St.-Pauls-Kinderkrankenhaus überreichte. Auch Lilly war Feuer und Flamme für die Idee gewesen, und selbst wenn die Sache in die Hose ging – was zweifellos passieren würde –, so wäre sie in ein paar Jahren eine lustige Anekdote, an die man sich gerne zurückerinnern würde – frei nach dem Motto: „Weißt du noch, wie du damals diesen Milliardär gefragt hast, ob er dein Fake-Freund sein möchte?“

 

„Ma’am, kann ich Ihre Einladung sehen?“

Ein überspitzt wirkender Türsteher sah sie fast von oben herab an, als sie aus einem Taxi hetzte und die Stufen hochhastete. Sie hoffte, David hier draußen abfangen zu können. Dass man sie tatsächlich zu der Veranstaltung hineinlassen würde, konnte sie sich nicht vorstellen. Vor ihr wurden jede Menge aufgestylte Männer und Frauen eingelassen, ohne dass das Wort „Einladung“ fiel. Kaye sah an sich herunter. Sie trug Jeans, einen Wollpullover mit einem rosafarbenen Herzen darauf und ihre Lieblingssneakers von Nike. Sie wirkte nicht gerade wie jemand, der zu der Gesellschaft passte, die sich im Inneren des Hotels gerade aufhielt.„Ich … ich habe keine. Ich muss nur ganz kurz zu David Holloway. Ich bleibe nicht.“„Klar. Sie alle müssen zu David Holloway“, sagte der Türsteher ernst. „Ich weiß, dass er gerade in Scheidung lebt. Aber glauben Sie nicht, ich wäre so blöd und würde nicht schnallen, dass Sie versuchen, an ihn heranzukommen.“

„Ich muss ihn etwas Wichtiges fragen. Ich bin seine Anwältin“, versuchte es Kaye, doch der Türsteher blieb hart.

„Natürlich. Sie sind seine Anwältin. Und ich bin der Kaiser von China und verdiene mir hier nur ein paar Dollar Trinkgeld dazu. Netter Versuch.“

„Was soll das denn jetzt heißen?“ Sie sah an sich hinunter. Okay. Vielleicht gab sie in ihren legeren Klamotten nicht gerade ein Paradebeispiel einer Anwältin ab. Aber das war noch lange kein Grund, sie von oben herab zu behandeln.

„Es geht … um seine Scheidung“, log sie.

„Ma’am, wenn Sie wirklich seine Anwältin sind – was ich mir, mit Verlaub, nicht vorstellen kann –, warum sagen Sie ihm das, was Sie ihm zu sagen haben, nicht morgen? Am besten in Ihrem Büro? Was für eine Anwältin belästigt ihren Mandanten an einem Abend, an dem er zum Feiern hierherkommt, mit irgendwelchem Scheidungskram?“„Weil ich dann nicht mehr den Mumm dazu habe“, sagte Kaye sich selbst in Gedanken. Sie war sich sicher, dass es nur diese eine Chance für sie gab. Sie war so mit Adrenalin und Endorphinen aufgepusht, dass sie David an diesem Abend fragen musste. An diesem Abend … oder gar nicht.

„Ich …“, wollte sie beginnen, doch der Türsteher fiel ihr ins Wort.

„Hören Sie, Frau ‚Anwältin‘, egal, was für eine rührselige Geschichte Sie mir auftischen, Sie kommen an mir nicht vorbei. Also haben Sie entweder die Wahl, dort drüben unter der Eiche darauf zu warten, dass Mr. Holloway in einigen Stunden nach Hause fährt, oder aber gleich die Biege zu machen und zurück nach Hause zu fahren, wo Sie darüber nachdenken können, wie idiotisch es war, einfach so hier aufzukreuzen und zu erwarten, dass Sie zu unseren Gästen vorgelassen werden.“

Kaye seufzte. Es hatte keinen Sinn, mit diesem Wachhund hier weiter zu diskutieren. Offenbar hatte er noch nie etwas davon gehört, dass die Menschen an Weihnachten etwas netter zueinander waren. Sie warf ihm einen abschätzigen Blick zu und drehte auf dem Absatz um.

 

Es hatte wieder zu schneien begonnen, als Kaye den Bürgersteig entlang schlenderte und nach einem Taxi Ausschau hielt. Sie überquerte die Straße und lehnte sich an eine halbhohe Mauer, die einen kleinen Park eingrenzte. Es war bitterkalt hier draußen und Kaye ärgerte sich über sich selbst. Ein Mal hatte sie sich dazu durchgerungen, etwas völlig Verrücktes zu tun, und dann scheiterte sie gleich an einem bissigen Türsteher. Wäre das hier ein Film gewesen, dann hätte sie sich bestimmt durch irgendeine Hintertür eingeschlichen. Oder sich als Dienstmädchen verkleidet und wäre ohne Probleme an dem Wachhund vorbeispaziert.

 

„Kein guter Tag heute?“

Kaye sah auf und blickte in das Gesicht eines Weihnachtsmannes. Sie schmunzelte. Obwohl sie seit der Sache mit Burke so ziemlich mit Weihnachten abgeschlossen hatte, lösten Weihnachtsmänner in ihr immer noch ein Gefühl der Freude aus. Sie konnte nicht abstreiten, ein absoluter Weihnachtsjunkie zu sein, auch wenn sie diese Euphorie im Moment eher unter Verschluss hielt. Dieser Weihnachtsmann hier sah auch unglaublich authentisch aus. Er trug ein schweres Kostüm aus rotem Samt, schwere schwarze Stiefel und eine goldene Gürtelschnalle. Es musste sich bei ihm um einen dieser Männer handeln, die die Sache mit dem Weihnachtsmann ziemlich ernst nahmen. Sein Bart – so hatte es zumindest den Anschein – war nämlich echt und keiner dieser Plastikbärte, die man sich mit einem Gummiband um den Mund machte. Er hatte einen kleinen Topf bei sich, mit dem er wohl Spenden gesammelt hatte.

„Kann man wohl sagen“, sagte sie und kramte in ihrer Jackentasche nach Geld. Sie warf einen Zehn-Dollar-Schein und etliche Münzen hinein.

„Manchmal sind Rückschritte nötig, um den richtigen Anlauf zu nehmen“, sagte der Weihnachtsmann. Er lehnte sich neben Kaye und betrachtete – wie sie – den Eingang des Waldorf Astoria.

„Mit all den Rückschritten, die ich in letzter Zeit gemacht habe, sollte ich Anlauf nehmen können, der reicht, um auf den Mond zu springen“, sagte Kaye.

„Du solltest wieder anfangen, Weihnachten zu feiern, Kayleigh“, sagte der Weihnachtsmann neben ihr. Sie wollte ihn gerade fragen, woher er ihren Namen kannte, doch im nächsten Moment schrak sie auf. Sie hörte Reifen quietschen und die Hupe eines Autos. Als sie den Weihnachtsmann überrascht danach fragen wollte, woher er wusste, wie sie hieß, war er bereits verschwunden.

 

Kaye wusste nicht, wie lange sie unter der alten Eiche gegenüber des Waldorf Astoria gestanden hatte. Und ob sie wirklich darauf hoffte, dass David Holloway so einfach herauskam und ihr aus der Patsche half. Aber nachdem ihre Füße wirklich halb erfroren waren, war es für sie an der Zeit, nach Hause zu gehen und ihre Mutter anzurufen. Sie würde ihr von ihrer kleinen Notlüge erzählen und sich dann dazu breitschlagen lassen, nach Colorado zu fliegen. Maggie würde ohnehin keine Ruhe geben, ehe Kaye zugesagt hatte. Sie überquerte die Straße, um sich ein Taxi zu rufen. Der grimmig dreinblickende Türsteher war längst verschwunden, und jetzt kamen auch keine neuen Gäste mehr, um an der Charityveranstaltung im Hotel teilzunehmen. Sie überlegte kurz, ob sie noch einen Anlauf wagen sollte, doch dann wurde ihr bewusst, dass ihre Chance verstrichen und die Endorphine längst aus ihrem Körper gespült worden waren. Drinnen feierte man bestimmt schon ausgelassen. Und David Holloway hatte sich längst eine neue Frau ausgesucht, die ihn etwas tröstete.

 

„Miss Bradshaw, was machen Sie denn hier?“ Kaye sah auf und traute ihren Augen nicht. David Holloway stand vor ihr. In einem Smoking. Und sah glänzend aus. So überragend, dass Kayes Herz für einen Augenblick aussetzte. Nie im Leben würde sie wagen, diesen Mann danach zu fragen, ob er über Weihnachten ihren Freund spielen würde. Das war ja lachhaft. Sie beide lebten in völlig verschiedenen Welten. Hatte sie denn wirklich geglaubt, sie und David würden tatsächlich als Paar durchgehen?

„Ich … war einfach so hier in der Gegend“, brachte sie gerade mal so heraus. David sah sie an. Kaye überlegte, ob sie ihren Plan durchziehen oder doch lieber nichts sagen sollte. Das hier war die einzige Chance, die sie bekommen würde, David zu fragen, ihren Freund zu spielen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie lächerlich diese Idee war. Nein. Sie konnte ihm diese Frage nicht stellen. Sie würde sich in Grund und Boden blamieren.

„Geht es Ihnen gut?“, fragte David. Wieder warf er ihr einen skeptischen Blick zu.

„Klar, alles bestens. Ich … wollte grad nach Hause fahren.“„Soll ich Sie bringen? Meine Limousine steht da vorne.“ Er deutete auf einen schwarzen Bentley, der neben dem Bürgersteig parkte.

„Schon gut, ich nehme ein Taxi“, winkte Kaye ab. Sie wollte nur noch nach Hause. Was hatte sie eigentlich wirklich geritten, sich diese Schnapsidee hier auszudenken und dann noch hierherzukommen und tatsächlich darüber nachzudenken, David anzusprechen.

„Okay. Haben Sie noch einen schönen Abend, Miss Bradshaw.“

„Danke. Sie auch.“ Kaye wandte sich von David ab und ging ein paar Schritte. Sie war eine Idiotin, wie sie im Buche stand. Hatten den halben Abend hier draußen in der Kälte verbracht, um David abzupassen, und als sie dann tatsächlich mehr Glück als Verstand hatte, ihm über den Weg zu laufen, brachte sie es nicht fertig, ihn nach ihrem Anliegen zu fragen. Bevor sie selbst überhaupt darüber nachdenken konnte, drehte sie sich auf dem Absatz um. Ein kühler Windhauch blies ihr ins Gesicht.

„Wollen Sie über Weihnachten meinen neuen Freund spielen?“

 

Drei

 

 

„Herrgott, Kaye, wie kommen Sie denn auf diese Idee?“ David sah sie ungläubig an, und sie konnte ebenfalls nicht glauben, was sie gerade eben getan hatte. Jetzt saß sie ihm gegenüber in einem kleinen Café an der Straßenecke und trank eine große Tasse Kakao, die ihre tiefgefrorenen Finger angenehm wärmte, während sie sie in der Hand hielt. David hatte ziemlich überrascht aus der Wäsche geguckt, als sie ihn danach gefragt hatte, ob er ihren Freund spielen wollte, und eigentlich hatte Kaye geglaubt, er würde so schnell wie möglich das Weite suchen. Stattdessen hatte er sie angesehen. „Ich denke, wir sollten uns unterhalten“, hatte er gesagt und sie in das Café eingeladen.

„Es tut mir leid, dass ich Sie so damit überfalle“ sagte Kaye. Sie hatte David alles gebeichtet und natürlich hatte er ihr abgesagt. „Und es ist mir auch unglaublich peinlich. Ich meine … es … es tut mir wirklich leid.“„Ich fühle mich zwar ziemlich geschmeichelt und muss zugeben, dass das Ganze unglaublich interessant klingt, Kaye, aber ich bin nicht in der Position, mich auf so etwas einzulassen. Ich stecke mitten in einer hässlichen Scheidung, bin Vorstand eines weltweit bekannten Unternehmens und … ich bin mental auch gar nicht in der Lage, den Freund von jemandem zu spielen. Noch nicht einmal, wenn es nur Fake ist, um Ihre Familie hinters Licht zu führen.“Kaye sah ihn etwas enttäuscht an. „Das verstehe ich. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie belästigt habe. Ich hätte Sie gar nicht erst mit meiner Schnapsidee behelligen dürfen.“„Ich bitte Sie, das ist völlig in Ordnung. Und lassen Sie sich eines gesagt sein: Würden die Voraussetzungen andere sein – das heißt, wäre ich jünger, unbekannter, ungebunden –, dann hätte ich den besten Fake-Freund abgegeben, den Sie sich nur hätten vorstellen können.“ Er lächelte und prostete ihr mit seinem Kakao zu.

 

Zwei Stunden später konnte Kaye nicht glauben, was sie an diesem Abend getan hatte. Sie hatte David Holloway wirklich danach gefragt, ob er ihr Fake-Freund sein würde, und obwohl er ihre Bitte ausgeschlagen hatte, schlug ihr Herz selbst jetzt immer noch schneller als gewöhnlich. Er war schon ein außergewöhnlicher Mann. Und so nett und unkompliziert. Bislang hatte sie ja nur beruflich Kontakt mit ihm gehabt, doch bei dem Kakao, den sie an diesem Abend getrunken hatten, hatte sie zumindest ein kleines bisschen hinter seine Fassade blicken können. Wenn er nicht gerade deprimiert war, weil seine verrückte Ex ihn in die Wüste schickte, musste er ein spannender, humorvoller, charmanter und netter Kerl sein. Nachdem sie zurück nach Hause gekommen war – David hatte keine Widerrede geduldet und sie tatsächlich mit seiner Limousine nach Hause gebracht –, hatte sie Lilly angerufen und ihr von den Vorkommnissen des Abends erzählt. Auch ihre beste Freundin war ziemlich enttäuscht, dass David nicht auf den Deal eingegangen war.

„Das heißt, du fährst nach Colorado?“„Ja. Ich werde morgen meine Mutter anrufen und ihr sagen, dass ich alleine komme. Und dass ich nicht die neue Freundin von David Holloway bin. Und dann … werde ich das erste Weihnachtsfest seit Jahren im Kreise meiner Familie verbringen, obwohl ich dazu überhaupt keine Lust habe. Herrgott, es wird eine Tortur werden, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und so zu tun, als wäre ich bester Laune, obwohl ich keine Lust auf den ganzen Krempel habe.“

„Sei froh. Ich bin in diesem Jahr ganz alleine, und das, obwohl ich lieber mit meiner Familie gefeiert hätte.“„Ich dachte, du wolltest nach London zu deiner Schwester fliegen? Du hast doch den Flug schon gebucht?“„Ja. Nur hat meine Chefin mir heute Nachmittag eröffnet, dass mein Urlaub gestrichen ist. Ich muss am 27. wieder hier in New York sein, weil eine meiner Kolleginnen gekündigt hat. Sie hat mir angeboten, meinen Weihnachtsurlaub schon jetzt zu nehmen, um dann am 27. wieder hier zu sein, aber das ist doch völlig idiotisch. Ich meine, ich wollte am 25. in London sein. Wenn ich da anreise und am 27. arbeiten muss, dann bin ich doch gerade mal fünf Stunden da, ehe ich schon wieder zurück zum Flughafen muss.“„O nein, Lilly, das tut mir so leid.“ Die ganzen letzten Wochen hatten sie und Lilly über Lillys Trip nach London gesprochen. Und Lilly war Feuer und Flamme gewesen. „Gibt es denn gar keine andere Möglichkeit? Kannst du nicht vielleicht … mit jemandem Dienst tauschen? Oder … zwei Tage später zurück zur Arbeit kommen?“„Nein. Ich muss am 27. wieder im Büro sein. Wir haben eine wichtige Präsentation vor einem neuen Kunden, und Amanda will, dass ich diese Präsentation halte, weil ich den Kunden auch an Land gezogen habe.“„Verdammter Mist. Das tut mir so leid.“„Ja. Mir auch. Ich sitze jetzt über die Feiertage ganz alleine hier, während meine Familie in London ist. Und du … in Colorado.“„Warum kommst du nicht einfach mit mir mit?“Für eine Weile war es still in der Leitung. „Lilly? Bist du noch dran?“

„Ich … ich soll mit dir über die Feiertage zur Blockhütte deiner Eltern fahren?“„Ja. Wieso denn nicht. Du bist meine beste Freundin und die Hütte ist supergroß. Wir haben genug Platz. Und wenn ich schon nicht mit David Holloway dort auftauche, dann würde ich mich freuen, wenn du an meiner Seite wärst.“Lilly schien eine Weile darüber nachzudenken, ehe sie sich wieder zu Wort meldete. „Na dann … der Deal steht. Auf nach Colorado.“

„Super. Dann sehen wir uns morgen, ja?“„Ja. Morgen. Bis dann. Und träum schon – von David Holloway.“

 

Am nächsten Morgen erwachte Kaye ausgeruht in ihrem Bett. Es war ihr erster Urlaubstag, und jetzt, wo sie wusste, dass Lilly mit nach Colorado kommen würde, freute sie sich zumindest ein klitzekleines bisschen darauf. Bevor sie sich aber in die Feiertagsvorbereitungen stürzen konnte, ging es erst einmal daran, ihrer Mutter zu beichten, dass sie geschwindelt hatte. Kaye tappte in ihrem Schlafanzug durch ihr Appartement und machte sich eine Tasse Kakao. Sie checkte ihre E-Mails, beantwortete zwei kurze Nachrichten und klinkte sich dann offiziell aus dem Büroalltag aus. Mr. Donaldson war völlig aus dem Häuschen gewesen, als sie ihn am Vorabend angerufen und gebeten hatte, ihr einige Tage freizugeben. Vor den Feiertagen standen keine Gerichtstermine mehr an, und alles, was sie zu tun hatte, konnte sie auch vom Homeoffice beziehungsweise von Colorado aus erledigen. Sie kramte ihren Koffer aus dem Wandschrank im Flur heraus und warf ihn geöffnet aufs Bett. Sobald sie diese Angelegenheit mit ihrer Mutter geklärt hatte, würde sie sich ans Packen machen. Und sobald Lilly hier war, würden sie einen Last-Minute-Flug buchen und sich auf den Weg nach Colorado machen.

 

„Hallo, Mum, ich bin’s“, sagte Kaye, als sie sich schließlich dazu durchgerungen hatte, den unvermeidlichen Anruf zu machen. Ein mulmiges Gefühl hatte sich in ihrer Magengegend ausgebreitet, und sie fühlte sich wieder wie damals, als sie ein kleines Mädchen war und etwas ausgefressen hatte. „Kaye. Was ist denn los? Lass mich raten, ihr kommt nun doch nicht?“

Kaye war etwas enttäuscht, dass ihre Mutter sie offenbar bereits so durchschaut hatte. Sie hatte tatsächlich für einen Augenblick überlegt, ganz abzusagen. Nachdem Lilly jetzt ja ebenfalls verfügbar war, konnten sie beide irgendwohin fliegen. Die ganze Welt gehörte ihnen, solange sie nur am 27. wieder in Manhattan waren. Sie wollte immer schon einen Trip nach Hawaii machen oder auf die Malediven. Irgendwohin, wo es heiß und sommerlich und möglichst wenig weihnachtlich war. Doch dann hatte sie beschlossen, Wort zu halten. Ihre Mutter wünschte sich so sehr, dass sie das Fest in Colorado verbrachte, als würde sie dieses Mal in den sauren Apfel beißen.

„Nein, Mum, wir kommen. Ich meine, ich komme. Ich meine, wir kommen.“„Was?“„Mum, ich muss dir ein Geständnis machen“, begann Kaye.

„Ein Geständnis.“„Ja. Es geht um David. Es ist so, dass wir … nicht wirklich … also, Mum, wir sind gar kein Paar.“„Was?“ Maggie Bradshaw war für einige Augenblicke still. Während sie am Telefon versuchte, sich zu fassen, und Kaye nicht wusste, was sie sagen sollte, klingelte es an ihrer Tür. Das musste Lilly sein.

„Mum, es ist jemand an meiner Tür. Ich rufe dich gleich wieder an und erkläre dir alles, ja?“„In Ordnung“, sagte Maggie und klang enttäuscht. Kaye legte auf und fühlte sich verletzt. Sie hätte ihre Mutter nicht anlügen sollen, auch wenn diese Lüge aus einer Notsituation heraus geboren worden war. Jetzt würde sie eben dafür geradestehen müssen. Sie lief durch den Flur zur Eingangstür und öffnete sie.

„Du kommst genau richtig“, sagte sie, als sie die Tür aufzog. „Ich bin gerade dabei, meiner Mutter die Wahrheit zu beichten“, hatte sie noch hinzufügen wollen, doch die Worte blieben ihr im Halse stecken. Das war nicht Lilly, die da vor ihrer Tür stand, das war David Holloway.

 

Tausend Fragen rauschten durch Kayes Kopf. Was machte David hier? Und woher wusste er, wo sie wohnte? Und: Was zur Hölle machte er wirklich hier?

„David?“, fragte sie und sah ihn an. Er sah großartig aus in dem anthrazitfarbenen Anzug, den er trug. Bei dem weißen Hemd hatte er leger die obersten Knöpfe geöffnet. Kaye musste sich zusammennehmen, um nicht in ein „Wow“ auszubrechen. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch keinen Mann gesehen, der heißer ausgesehen hatte als David in diesem Moment. Er hätte der attraktivere Bruder von Chris Hemsworth sein können, so, wie er im Moment hier vor ihrer Tür stand.

„Ich mach’s“, sagte er.

„Wie bitte?“„Ich mach es. Ich spiele Ihren Freund, wenn Sie das immer noch wollen.“ 

Kaye konnte es nicht glauben, als sie wenige Augenblicke später an ihrem Küchentisch gegenüber von David Holloway saß und in diese grenzgenialen grünen Augen blickte.

„Wie … kommt es zu dem Sinneswandel?“, fragte sie. Sie hatte für sie beide eine Tasse Kakao gemacht und einige Marshmallows hineingeworfen. Sie fand es unglaublich sympathisch, dass auch David Kakao Kaffee vorzog.

„Als wir gestern Abend in diesem Café gewesen sind“, begann David, „da hat uns ein Paparazzo durch die Fensterscheibe fotografiert.“

Kaye sah ihn aufmerksam an, konnte mit dieser Info aber nicht wirklich viel anfangen. „Okay“, sagte sie.

„Die Bilder sind heute Morgen auf jeder Website eines jeden Klatschmagazines, das etwas auf sich hält. Sie werden bereits als meine neue Freundin gehandelt und alle schreiben darüber.“„O verdammt … das tut mir leid.“ Kaye hoffte inständig, dass sie dadurch nicht Probleme in der Kanzlei bekam. War sich aber sicher, dass sich dieses Missverständnis problemlos würde aufklären lassen.

„Nein, dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen. Das ist gut. Meine Ex … also … Erin hat die Artikel auch gelesen. Sie ist fuchsteufelswild.“

Kaye sah David an. Sie verstand überhaupt nichts und hatte keine Ahnung, warum es offenbar eine gute Sache war, dass Davids Ex darüber aufgebracht war, dass er augenscheinlich eine neue Frau an seiner Seite hatte – auch wenn das gar nicht wirklich stimmte.

„Hören Sie, Kaye, wenn Erin darüber sauer ist, dass ich eine neue Freundin habe, dann bedeutet das, dass sie immer noch etwas für mich empfindet. Und wenn ich dieses Spiel lange genug spiele, bekomme ich sie vielleicht so weit, dass sie wieder zu mir zurückwill und die Scheidung abbläst.“„Ähm … das ist vielleicht nicht die beste Sache der Welt“, sagte Kaye. Das, was sie bisher von Erin Holloway wusste, war, dass sie eine oberflächliche, berechnende und materialistische Zimtzicke sein musste. Warum dieses Bild von einem Mann so extrem versessen darauf war, dieses Weib zurückzuerlangen, konnte sie nicht nachvollziehen. Aber sie hatte sich schon oft gefragt, was ein Mann, der sympathisch, nett und weltmännisch war, oft mit einer Frau an seiner Seite wollte, die kein Stück zu ihm passte.

„O doch, das ist sie. Die beste Sache überhaupt. Ich dachte schon, ich hätte keine Chance mehr, Erin zurückzubekommen, und wenn Sie nicht gewesen wären … lassen Sie uns die Sache durchziehen. Ich spiele Ihren Freund. Und komme meinetwegen gerne mit Ihnen nach Colorado, solange es für Sie in Ordnung ist, wenn wir gemeinsame Fotos auf Facebook und Instagram posten und uns dort als Pärchen zu erkennen geben. Auf diese Weise bekommt jeder von uns, was er will. Ich verspreche Ihnen, bis Neujahr offiziell der neue Mann an Ihrer Seite zu sein, und treibe damit gleichzeitig Erin zur Weißglut. Wenn wir wieder aus Colorado zurück sind, wird sie mir bestimmt zu Füßen liegen, das weiß ich. Wir ‚trennen‘ uns daraufhin einfach wieder und sagen, es habe eben nicht gepasst und wir hätten uns von der Feiertagsromantik einlullen lassen. Jeder gewinnt dabei, Kaye.“Kaye hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Obwohl sie eigentlich hätte überglücklich sein müssen, dass David nicht nur über die Feiertage ihren Freund spielte, sondern auch noch der ganzen Öffentlichkeit von ihrer „Beziehung“ erzählen wollte, so fühlte sie jetzt, dass sie im Begriff war, vielleicht doch einen Fehler zu machen. Andererseits konnte sie ihn ihrer Familie nun doch als ihren neuen Freund vorstellen. Sie hatte ein einziges Mal in ihrem Leben die Gelegenheit, etwas Tolles zu haben. Sie hatte – wenn auch nur gefakt – einen großartigen Mann an ihrer Seite. Und auch wenn sie ihrer besten Freundin tunlichst davon abgeraten hätte, sich auf diesen Deal einzulassen, so konnte sie in diesem Moment nicht anders, als sich auszumalen, wie es sein würde, Davids Freundin zu sein. Und so, wie David im Moment drauf war, würde er sich bestimmt ordentlich ins Zeug legen, um einen Traumschwiegersohn abzugeben. Sie wäre verrückt, wenn sie jetzt nicht zustimmen würde, die Sache durchzuziehen.

„Also, was sagen Sie, Kaye, wollen Sie die nächsten beiden Wochen meine Freundin sein? In guten wie in schlechten Tagen? Bis das Neujahr und meine ‚Vielleicht-dann-doch-nicht-mehr-Exfrau‘ uns scheiden?“ Er grinste sie an und entblößte dabei eine makellose Reihe weißer Zähne. Kaye wurde bewusst, dass sie David bis zu diesem Moment noch nie hatte lächeln sehen. Sie würde es durchziehen. Auch wenn die Sache vermutlich ein großer Fehler war, sie würde mit ihm als ihr neuer Freund nach Colorado reisen.

Sie sah ihn einige Augenblicke lang an und versuchte, sich nicht in seinen sensationellen Augen zu verlieren. „Ich will“, sagte sie dann.

 

 

***

 

Eine Stunde später saßen Kaye und David immer noch am Küchentisch und unterhielten sich angeregt. Kaye hatte ihre Mutter zurückgerufen und das Ruder gerade noch herumreißen können. Sie sagte, sie hätte angenommen, dass David einen Geschäftstermin hatte und nicht mit nach Colorado kommen könnte, und Maggie hatte ihr dies abgekauft. Dann hatte sie darum gebeten, ihren „zukünftigen Schwiegersohn“ einmal sprechen zu können, und nachdem sie David am Telefon „Hallo“ gesagt hatte, war sie völlig aus dem Häuschen. David spielte seine Rolle – am Telefon zunächst – ebenfalls perfekt. Er plauderte mit Kayes Mutter, als kannten sie sich schon ewig, und sagte ihr, dass er sich unglaublich freute, sie und den Rest der Familie in den nächsten Tagen kennenzulernen.

 

Es klingelte an der Tür, als die beiden sich gerade darüber unterhielten, wo sie aufs College gegangen waren. David hatte Kaye davon erzählt, wie er eigentlich mehr zufällig in der IT-Branche gelandet war und am Anfang geglaubt hatte, er würde eher in die Medizin gehen. Kaye öffnete und Lilly stand – mit einer übergroßen, olivfarbenen Reisetasche – vor der Tür, die so aussah, als würde sie die nächsten drei Monate durch Sibirien trampen.

„Ich bin so weit“, sagte sie und trat ein. Über das plötzliche Auftauchen von David hatte Kaye völlig vergessen, dass auch Lilly mit von der Partie war, was Colorado betraf. Kaye versuchte, Lilly wortlos auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen, was ihr natürlich nicht gelang. Und so fiel ihre beste Freundin fast aus allen Wolken, als David Holloway in voller Größe und lebensecht in Kayes Küche vor ihr stand.

„Lilly, das ist David, mein ‚neuer Freund‘ für die nächsten paar Wochen.“ Lilly riss die Augen auf und geriet fast ins Starren.

„David, das ist Lilly, meine beste Freundin, die in unseren Plan überdies eingeweiht ist.“

„Freut mich, dich kennenzulernen, Lilly“, sagte David, stand auf und reichte Lilly seine Hand. Die sah fast entsetzt von ihm zu Kaye und wieder zurück.

„Ich … Kaye, ich hab unten noch … Ich … Kannst du mir helfen, was aus dem Auto zu holen?“, fragte sie so unauffällig, dass selbst ein Blinder mit dem Krückstock verstanden hätte, dass Kaye jetzt Rede und Antwort würde stehen müssen.

„Klar. David, wir sind gleich wieder da, fühl dich … wie zu Hause.“

 

Lilly zog Kaye auf den Flur und einige Schritte weg von ihrer Appartementtür. „Wie ist das denn nun passiert?“, fragte sie. „Ich meine, gestern Nacht warst du doch völlig down, weil er dir einen Korb gegeben hat.“„Ich weiß. Aber als ich heute Morgen meine Mum anrufen wollte, um ihr zu sagen, dass das mit mir und David Holloway eine Lüge war, hat er plötzlich vor meiner Tür gestanden und hatte sich umentschieden. Offenbar hat seine Exfrau spitzgekriegt, dass er eine neue Freundin hat. Gestern Abend in diesem Café hat uns jemand fotografiert, und jetzt wird behauptet, wir wären ein Paar. Jedenfalls, er glaubt, wenn seine Ex annimmt, wir wären zusammen, dass sie ihn wieder zurückhaben möchte.“„Was? Was ist das denn für eine blöde Idee?“, fragte Lilly.

„Ich weiß. Andererseits hilft er mir, meine Notlüge durchzuboxen, also kann es mir nur recht sein, dass er diese Verrückte zurückhaben möchte.“Lilly sagte eine Weile nichts. „Er sieht unglaublich heiß aus.“ Sie grinste. Kaye stimmte mit ein. „Das tut er.“

 

Vier