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***Spannung ab der ersten Seite*** Das Leben der 16jährigen, in Kalifornien lebenden, Melanie Heighvore wird komplett auf den Kopf gestellt, als sie sich eines Tages mit einem blutigen Messer in der Hand vor der Leiche ihres Nachbarn Richards wiederfindet. Sam, der Sohn des Opfers, betritt in diesem Augenblick das Haus und Melanie flieht panisch. Bei ihrer besten Freundin Verena findet sie Unterschlupf, doch die Polizei und Sam sind ihnen dicht auf den Fersen. Melanie selbst hat keine Erinnerungen an die Tat, ist sich aber sicher, dass sie in diesem furchtbaren Moment ihren Körper nicht selbst gesteuert hat. Doch wie soll sie beweisen, was sie selbst nicht versteht? Schnell merkt sie, dass Richards Mörder nun sie verfolgt. Sie wird in eine Intrige ungeahnten Ausmaßes verwickelt, die bis in die höchsten politischen Instanzen des Landes reicht und sowohl ihr Leben wie auch ihre neu gewonnene Liebe bedroht.
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Seitenzahl: 370
digi:tales
Ein Imprint der Arena Verlag GmbH
Digitale Originalausgabe
© Arena Verlag GmbH, Würzburg 2017
Covergestaltung: Andrei Bat
Alle Rechte vorbehalten
E-Book-Herstellung: KCS GmbH, Stelle | www.schriftsetzerei.de
ISBN: 978-3-401-84012-3
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Für meine wunderbare Großmutter Elisabeth. Danke für alles.
Die ersten Sonnenstrahlen zerschnitten den Nebel, der sich wie ein düsterer Vorhang über die Stadt legte. Er spürte den kühlen Griff des Messers in seiner Hand. Leise setzte er den Weg fort. Niemand würde ihn bemerken. Er folgte dem Netz aus engen Gassen, die durch das Viertel führten.
Es war gut, dass er diese frühe Stunde gewählt hatte; die Stadt wirkte wie ausgestorben, niemand begegnete ihm. Die Häuser wirkten modern, in den Fenstern spiegelten sich die Erinnerungen an ein normales Leben, das er längst zu vergessen versuchte. Schnell lief er weiter, um die Gefühle zu bezwingen, die in ihm aufkeimten. Er durfte sich nicht ablenken lassen, dazu war sein Vorhaben zu wichtig. Seine Bewegungen waren wie die einer Katze – schnell und fließend. Jede einzelne perfekt optimiert, um ihm einen Vorteil zu bieten. Das hatte ihn harte Arbeit und viele qualvolle Stunden gekostet.
Der Nebel legte sich als feuchter Schleier auf seine Haut, aber er ließ sich nicht ablenken. Wichtig war nur der Plan! Doch er würde nicht erwischt werden.
Er hatte seinen erschlafften Körper in den frühen Morgenstunden in einer abgelegenen Gasse zurückgelassen, gut versteckt hinter einigen alten Containern und in ausreichender Nähe.
Niemand konnte auf die Idee kommen, dass er es war. Falls er überhaupt auffiel, würde jeder nur den Wirtskörper sehen, mit dem er unterwegs war. Nur das Mädchen!
Sie hieß Melanie, und er hatte sie ausgewählt, weil sie ihm klein und flink erschien und weil sie irgendwie … anders war. Ihr langes hellblondes Haar gefiel ihm und ihre Augen, die so blau waren wie die Nacht. Die vollen Lippen und die Sommersprossen, die auf ihrem Gesicht tanzten. Das Einzige, was störte, war die Narbe, die über ihren rechten Wangenknochen verlief. Sie war schön, auf eine exotische Art, und stach sicherlich aus der Menge heraus, aber ihr Aussehen war nicht der Hauptgrund gewesen, warum er sie ausgewählt hatte. Melanie hatte ihn schon seit dem Moment, als er sie das erste Mal zufällig auf der Straße gesehen hatte, fasziniert. Ihre wachsamen, klugen Augen mit denen sie die Welt um sich herum aufmerksam betrachtete, hatten ihn in ihren Bann gezogen. In ihnen lag ein Hauch von Melancholie und Trauer, doch hatte er das Gefühl gehabt, dass sich hinter ihrer blauen Tiefe ein Geheimnis verbarg. Und es gab nichts, was ihn mehr reizte als Geheimnisse. Aber das war nicht wichtig für das, was er mit ihr vorhatte.
Das Schild, auf dem in verblichenen Buchstaben Elm Avenue stand, wies ihn darauf hin, dass es nicht mehr weit war. Zufriedenheit breitete sich in ihm aus; bald war er seinem Ziel einen Schritt näher. Beruhigt war er dennoch nicht. Je weiter er ging, umso mehr füllte sich die Gasse mit Menschen, die ihm auf ihrem Weg jedoch keine Beachtung schenkten. Sie sahen nur das Mädchen – seinen Wirtskörper. Wenn sie wüssten!
Als er rechts in einen schmalen Weg einbog, traf ihn der Blick eines kleinen Mädchens, das ein tropfendes Eis in der Hand hielt und ihn unentwegt musterte. Die Intensität, mit der sie ihn betrachtete, jagte ihm einen Schauder über den Rücken. Er hatte zwar keine Angst, erkannt zu werden, aber wenn die Kleine die Wölbung unter seinem Shirt entdecken sollte, wo er das Messer versteckte …
So schnell wie möglich lief er weiter.
Nachdem er noch ein paar weitere Straßen passiert hatte, ohne dass irgendetwas Auffälliges geschehen war, bog er in die East 8th Street ein. Hier irgendwo musste es ein. Vor einem Haus mit weißer Holzvertäfelung blieb er stehen. In dem Garten, der von einem ebenfalls weißen Zaun begrenzt wurde, blühten bunte Sommerblumen.
Ihr zurückhaltender Duft erfüllte die feuchtwarme Luft, und es gelang ihm nur mit Mühe, sich wieder ganz auf sein Vorhaben zu konzentrieren. Er wandte sich um und suchte nach einem Hinweis darauf, ob jemand ihm unbemerkt gefolgt war, doch wie es aussah, hatte er Glück. Er spürte das Vibrieren seines Herzens in der Brust. Das irritierte ihn etwas, denn normalerweise gelang es ihm problemlos, seine Gefühle zu unterdrücken.
Sie manipulieren dich, hörte er Logans eindringliche Stimme neben seinem Ohr. Vernarbte, raue Lippen, die seine Haut kitzelten.
Er stieß die Luft aus und schüttelte entschlossen den Kopf, nein, er würde nicht versagen. Niemals. All die Jahre war ihm nichts anderes beigebracht worden, als dass jedes Versagen Schmerzen unvorstellbarer Art mit sich bringen würde und so war er besser geworden. Aus Angst.
Der Hintereingang wirkte wenig benutzt, Dornensträucher versperrten den Weg zur Tür und zeichneten feine Kratzer in die fremde Haut seiner Arme.
Als er sich durchgeschlagen hatte, legte er vorsichtig ein Ohr an die Tür und lauschte.
Schritte näherten sich. Kurz bevor sie die Tür erreicht hatten, stockten sie. Das einzige Geräusch, das nun blieb, war das wilde Pochen seines Herzschlags, der wie ein Presslufthammer in seiner Brust dröhnte. Wenn Richard Black jetzt die Tür öffnete, wäre sein Plan gescheitert. Einen Moment lang hielt die Stille noch an, dann hörte er das immer leiser werdende Knarren der Dielen, als sich die Schritte wieder entfernten. Er atmete erleichtert aus.
Das Radio wurde eingeschaltet, ein weiteres knarzendes Geräusch ertönte. Mr. Black saß nun vermutlich in seinem großen Sessel, lauschte der Musik und las – wie so oft. Zumindest hoffte er das. Behutsam drückte er die Klinke hinunter und spähte in den Vorraum, dann schlich er weiter zum geräumigen Esszimmer.
Ein alter Eichentisch stand in der Mitte, daneben ein Regal mit Gläsern. Niemand war zu sehen. Er blickte auf die zarte Hand des Mädchens, die jetzt die seine war und das Messer umschloss. Das Gefühl des kühlen Metalls ließ ihn lächeln. Bald ist es vorbei, Black. Wie bei all den anderen auch.
Das Zimmer mündete in eine Küche, die so vollgestellt war, dass man meinen konnte, es hätte eine Riesenparty stattgefunden. Benutzte Teller, Gläser und anderes Geschirr waren auf der kleinen Anrichte gestapelt. Der Geruch von Lasagne hing in der Luft. Er blieb an einer Plastikschüssel hängen, die mit einem Scheppern zu Boden fiel. Innerlich fluchte er und sah sich hektisch nach einem Versteck um. Da war eine kleine Tür, die vermutlich hinunter in den Keller führte. Er zog sie auf, schlüpfte hinein und versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Eine schmale Treppe führte hinab in die Dunkelheit. Ein paar Sekunden später hörte er das Klappern von Geschirr und das saugende Geräusch der Spülmaschine, die geschlossen wurde. Er wartete noch eine Weile, und als er annahm, dass Black wieder verschwunden war, schlüpfte er hinaus und setzte seinen Weg fort. Doch etwas hatte sich verändert: Ein Gefühl von Benommenheit schlich sich in seinen Geist. Als läge er im Wasser und etwas drücke ihn hinunter in die Tiefen der See. Er kannte dieses Gefühl. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen und war in ein helles Licht getaucht. Und er spürte noch etwas anderes. Sie! Ihre Finger zuckten, wollten sich bewegen. Er erschrak. Nein! Sie war zurück.
Mit aller Gewalt konzentrierte er sich, und dieser unbeschreibliche Schmerz, als ihre Seele versuchte, sich auszudehnen, zerriss ihn fast. Am liebsten hätte er vor Qual geschrien. Für den Bruchteil einer Sekunde verschmolz ihr Geist mit seinem. Wirre Bilder zogen an ihm vorbei: Ein Mädchen mit haselnussbraunem Haar, das sich tränenüberströmt über sie beugte. Augen, dunkel und doch voller Licht. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass ihm diese junge Frau in Melanies Gedanken begegnet war. Er fühlte eine enge Bindung, spürte Melanies Liebe zu dieser Person, fühlte die Wärme und Stärke die sie mit ihr verband. Die Ähnlichkeiten und die Unterschiede. Es war ihre Schwester. Ein Name formte sich in seinem Kopf. Lucy.
Dann, plötzlich, war es vorbei, sie war weg. Endlich hatte er die Kontrolle zurück. Wut stieg in ihm hoch; das hätte nicht passieren dürfen! Er hatte sich so gut vorbereitet. Und jetzt … Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und gönnte sich Ruhe, um sich zu sammeln.
Dann betrat er entschlossen den hintersten Raum.
Das Zimmer wirkte klein und vollgestopft. Zwischen Regalen, überfüllt mit Büchern, stand eingequetscht ein kleiner Schreibtisch aus Eichenholz. Gegenüber sah er die Rückseite des großen Ohrensessels, dessen Polsterbezug so dünn und fadenscheinig war, dass das ursprüngliche Rot nur noch an wenigen Stellen zu sehen war. Das Feuer im Kamin warf lange Schatten an die kahle Wand und tauchte den Raum in eine düstere Atmosphäre. Durch ein winziges Fenster fielen ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen hinein, die die trostlose Dunkelheit jedoch augenblicklich verschluckte.
Er entdeckte einen alten Globus, auf dessen Oberfläche sich Staub angesammelt hatte. In einem Spiegel, der so aussah, als hätte er schon ein paar Jahrhunderte hinter sich, spiegelte sich Melanies Gesicht. Ihre nachtblauen Augen starrten ihm entgegen und verfolgten jeden seiner Schritte. Schnell wandte er sich ab. Es roch nach Rauch und Holz, passend dazu spielte das Radio I see fire von Ed Sheeran. Der Song erinnerte ihn an Marie. Es war ihr Lieblingslied gewesen, oft hatte sie es abends angehört, mit ihrem Feuerzeug gespielt und dazu gesungen. Sie hatte Richard Black gemocht, warum auch immer.
Wäre sie hier, hätte sie ihn jetzt in diesem Augenblick sicher zurückgehalten. Aber Marie war tot, und sie waren schuld daran.
Er zögerte, sollte er wirklich …? Ja! Er würde nicht von seinem Plan abweichen. Die Einsamkeit des Raumes rief ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend hervor, das er nicht genau beschreiben konnte.
Auf dem Schreibtisch standen gerahmte Fotos. Auf einem der Bilder hatte der junge Mr. Black die Arme um eine hübsche Frau gelegt, die etwa Mitte zwanzig sein musste. Ihr dunkles Haar fiel in sanften Wellen über die schmalen Schultern, als wolle es sie umarmen. Auf ihren geschwungenen Lippen tanzte ein fröhliches Lächeln. Um die Augen bildeten sich kleine Fältchen, was sie sehr sympathisch wirken ließ. Ihr zarter Körper steckte in einem rotgeblümten Kleid, in dem ihre braunen Augen besonders gut zur Geltung kamen. Eingewickelt in eine weiße Decke lag ein winziges Baby in ihrem Arm. Richard hatte ein breites Grinsen aufgesetzt, er wirkte jünger und glücklich. Das war noch nicht der Mann, den er gesehen hatte, als er sich auf dem harten Metall der stählernen Liege wiederfand. Und auch nicht der, in dessen Augen er all seine Albträume hatte lesen müssen.
Die Wahrheit.
Sein Blick wanderte weiter zum nächsten Bild. Er erkannte dieselbe Frau, aber sie wirkte noch jünger, trug ein prachtvolles, besticktes weißes Kleid. Ihre Hand hielt eine Rose. Stattlich angezogen stand daneben ein gut aussehender, strahlender Mann, der ihr tief in die Augen sah. Die Hochzeit also. Beide blickten voll Vorfreude einem perfekten Leben entgegen. Das dachten sie damals zumindest.
Leise wie eine Katze schlich er weiter. Gut drei Meter trennten ihn noch von dem Sessel, in dem er Black vermutete. Er spürte seine Anwesenheit und musste die in ihm aufwallenden Gefühle bekämpfen, hielt kurz inne, bevor er sich lautlos weiter auf den Sessel zubewegte.
Zwei Meter. Er spürte das Adrenalin durch seine Adern rauschen und die Wucht, mit der es sein Herz pulsieren ließ. Der Moment, nach dem er sich gesehnt hatte, war gekommen.
Nur noch ein Meter.
Einen brillanten Agenten hält nichts auf. Nicht seine Gefühle, nicht seine Vergangenheit, rief er sich Logans Worte ins Gedächtnis. Dieses Arschloch.
Doch er hatte recht.
›Sag mir, dass du bereit bist.‹
Ich bin bereit.
Er trat hinter den Sessel, umklammerte krampfhaft den Griff des Messers. Dann beugte er sich vor und stieß die Klinge nach unten.
Kein Schrei. Er ist tot, zuckte durch seinen Kopf, doch in der nächsten Sekunde stand Richard Black vor ihm. Ein roter Fleck breitete sich auf seiner Brust aus. Er zögerte nicht, sondern warf sich auf Black. Der versuchte, das Messer hinunter zu drücken und ihm zu entwenden, was ihm fast gelang. Der Mann war viel stärker als er. Jetzt steckte er in der Klemme. Es war schwer, sich mit ihrem zarten Körper zu wehren. Mit ihren dünnen Armen stemmte er sich gegen Black. Dann holte er aus und traf mit der Faust seine Schläfe. Black sackte in sich zusammen.
Viel Zeit zur Flucht würde ihm nicht bleiben. Er musste gehen, musste sie loslassen und in seinen eigenen Körper zurückkehren, bevor man ihn fand.
Es dauerte einen Moment, bis sich Melanies Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ihr Blick wanderte zu dem kleinen Fenster, durch das einsam ein milchiger Lichtstrahl auf den Parkettboden fiel und den kleinen Raum beleuchtete. Die Umgebung kam ihr bekannt vor, doch die Erinnerung war nicht sofort greifbar. Benommen blickte sie sich um und bemerkte den kühlen Gegenstand in ihrer Hand. Ein Messer.
Blut lief an seinen scharfen Kanten hinunter. Es tropfte auf ihr Handgelenk und hinterließ rote Spuren wie Adern auf ihrer hellen Haut.
Vor Schreck ließ sie die Waffe fallen und blickte sich hektisch in dem winzigen Zimmer um.
Wo bin ich?
Dann senkte sie den Blick und sah aus den Augenwinkeln ihren Nachbarn Richard Black, der nur wenige Schritte von ihr entfernt auf dem Boden lag. Auf seiner Brust breiteten sich Blutflecken aus, sie tauchten das graue Shirt mit der Aufschrift ›unbelievable‹ in ein schmutziges Rot. Eine Wunde, ungefähr so groß wie ihre Faust, klaffte wie ein Loch in seiner Brust, das Shirt war an der Stelle zerfetzt, Richards dunkelblondes Haar klebte an seiner Stirn und seine grünen Augen starrten ins Leere. Seine Lippen waren fest zusammengepresst, sein Kiefer wirkte verkrampft, was ihm einen wütenden, verbissenen Ausdruck gab, den Melanie noch nie bei ihm gesehen hatte. Sein ansonsten schlaffer Körper machte Melanie Angst. Die bleichen Finger waren zusammengekrampft und erstarrt. Verzweifelt hoffend, er würde dennoch jeden Moment wieder aufstehen, bückte sich Mel zu ihm hinunter, auch wenn sie ahnte, dass es vergebens war. Sie legte ihre Finger an seinen Hals, doch das erhoffte Pochen des Pulses blieb aus.
Das Messer.
Sie hatte es in der Hand gehalten!
Oh Gott, das kann nicht sein. Das war ich nicht. Ich kann das nicht getan haben. Verzweifelt versuchte sie, sich zu erinnern. Nichts. Nur Schwärze.
Streng dich an, Melanie. Du musst dich erinnern!
Aber hier war niemand außer ihr. Und wieso sonst hätte sie das Messer in der Hand halten sollen? In Gedanken ging sie noch einmal die vergangenen Stunden durch.
Sie war gestern Abend zu Becky gegangen und hatte bei ihr übernachtet, wie so oft am Wochenende, … sie hatten zusammen Kekse für Richard gebacken, da er ja so lange in Kanada gewesen war. So viel wusste sie noch, aber dann …?
Warum konnte sie sich nicht erinnern?
Krampfhaft kniff sie die Augen zusammen und versuchte, die aufwallende Panik niederzukämpfen. Doch, da war noch etwas. Keine wirkliche Erinnerung, nur ein Gefühl, ganz undeutlich. Sie hatte auf Beckys riesigem Boxspringbett gesessen, als ihr Arm auf einmal anfing heftig zu schmerzen. Zunächst hatte sie es ignoriert, dann war plötzlich alles verschwommen und sie konnte sich nicht erinnern, was seither passiert war. Das nächste Bild, das auftauchte, war ihre Hand, die das blutige Messer umklammert hielt.
Das Knarren der Tür riss sie aus den Gedanken.
Ein Junge stand dort, er war vielleicht ein paar Jahre älter als sie selbst. Melanies Sinne schärften sich und sie nahm jede Einzelheit an ihm überdeutlich wahr.
Sein Haar war dunkelblond und schien dennoch jede mögliche Schattierung zu enthalten. Er trug ein schwarzes Shirt, unter dem sich seine trainierte Figur abzeichnete, und ausgeblichene Jeans.
Seine im Schock weit aufgerissenen, grauen Augen hatten zunächst die Leiche fixiert und richteten sich nun auf Melanie.
»Was …?«
Sie musste hier weg. Jetzt oder nie, dachte sie und rannte los. Mit langen Schritten stürmte sie an dem Jungen vorbei. Eine Sekunde zu spät versuchte er, sie aufzuhalten, seine Hände verfehlten sie nur knapp.
Die einzelnen Räume zogen schemenhaft an Melanie vorbei, doch sie hörte, dass der Typ sie verfolgte, seine Schritte, sein Keuchen direkt hinter ihr.
Im Flur riss sie absichtlich einen Garderobenständer um, der ihrem Verfolger mit einem lauten Scheppern in den Weg fiel und ihr ein paar wertvolle Sekunden Vorsprung verschaffte.
Ihr Herzschlag hämmerte und sie fühlte das Adrenalin durch ihre Adern strömen, während sie auf die Tür zuhielt.
»Verdammt, bleib stehen«, brüllte der Junge.
Aber sie schaffte es und war endlich draußen auf der Straße.
Ohne zu zögern und sich umzublicken rannte sie, bis sie vor einem kleinen weißen Haus langsamer wurde, stehenblieb und angestrengt versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Wohin konnte sie jetzt gehen? Sollte sie zu ihrem Haus zurückkehren?
Nein! Wenn man sie suchte, würde man sie dort vermuten.
Suchend wandte Melanie sich um und erstarrte. Der Junge war wieder hinter ihr, nur ein paar Meter trennten sie noch voneinander. Sie sprintete los und bog in die nächste Straße ein.
Wohin? Wem kann ich vertrauen? Becky? Nein, sie würde mir nicht glauben. Ich verstehe ja selbst nicht, was gerade passiert ist. Sie und Becky hatten sich schließlich erst kürzlich angefreundet und ihre Tante Amy … sie war gerade mit einer Freundin auf die Bahamas vereist und außerdem wäre es keine gute Idee, sie damit zu konfrontieren. Sie liebte Mel, ohne jede Frage, aber sie war auch ein sehr vernünftiger Mensch und würde wollen, dass sich Melanie der Polizei stellte. Was sie ganz bestimmt nicht vorhatte. Schließlich sprachen alle Beweise gegen sie. Nein, sie musste selbst erst einmal herausfinden, was da geschehen war.
Während Sie einfach ziellos weiterlief, um Abstand zwischen sich und den Fremden zu bringen, überlegte sie weiter fieberhaft, an wen sie sich wenden könnte. Nachhause konnte sie nicht. Amanda war zwar gerade unterwegs, aber dort würden sie natürlich zuerst nach ihr suchen.
Vina vielleicht? Sie ist meine beste Freundin und kennt mich schon seit Jahren. Verena kennt jedes meiner Geheimnisse. Ich vertraue ihr. Sie muss mir einfach helfen. Was, wenn nicht? Nicht darüber nachdenken …
Gebäude zogen an ihr vorbei. Fensterläden wurden geöffnet, verschlafene Gesichter blickten ihr entgegen. Alles wirkte so normal, und doch war nichts mehr wie zuvor. Während um sie herum alles den gewohnten Gang nahm, war ihre eigene Welt auf den Kopf gestellt worden. Sie spürte, dass sie verwunderte Blicke auf sich zogen, die Verfolgungsjagd erregte Aufsehen. Allmählich erwachte die Stadt, sie musste sich beeilen.
Sie hörte kurz hinter sich die Flüche des Jungen und hatte das Gefühl, ihre Lunge würde in Brand stehen. Der Herzschlag dröhnte in ihren Ohren und vermischte sich mit ihren heftigen Atemzügen. Ihr Verfolger wurde zunehmend schneller, sein keuchender Atem, der dicht an ihr Ohr drang, trieb sie voran.
Obwohl Melanie noch einmal das Tempo steigerte, gelang es ihr nicht, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Da, eine kleine Seitengasse. Vielleicht könnte sie ihn im Gewirr der Straßen, die in den Nebel führten, abhängen. Es war erstaunlich kalt an diesem Morgen, eigentlich zu kalt für Juli. Ein Schauer überlief ihren Rücken. Auf einmal packte sie von hinten eine Hand und riss sie zu Boden. Der raue Asphalt schürfte ihr die Arme auf. Mit Wucht wurde sie nach unten gedrückt und rang keuchend nach Luft. Das erhitzte Gesicht des Jungen schwebte gefährlich nah über dem ihren, seine blonden Strähnen berührten ihre Wangen. Atemlos hob und senkte sich seine Brust. Sein Atem zeichnete weiße Wolken in die Morgenluft. Die grauen Augen erinnerten Melanie an das Meer bei Sturm, so aufgewühlt waren sie. Gerade öffnete er den Mund, als sie ihm die Faust mitten ins Gesicht rammte. Verzweifelt versuchte sie, sich aus den festen Griffen des Jungen zu lösen, aber er war stärker. Einen Moment lang lagen sie so da, wild miteinander ringend. Sein Schlag traf sie hart auf dem Wangenknochen, aber Mel biss die Zähne zusammen und kämpfte weiter. Sie hatte Glück, es gelang ihr, ihn an der Schläfe zu treffen, sodass er benommen zurückwich. Sie nutzte den winzigen Moment, der ihre einzige Chance war, riss sich los und rannte davon. Gehetzt von der Angst, die sie jagte.
Als Mel es bis zum Ende der Straße geschafft hatte, schickte sie Stoßgebete zum Himmel. Sie brauchte ein Taxi!
Ihre Lunge pumpte, trotzdem fühlte es sich so an, als bekäme sie keinen Sauerstoff. Ihre Beine wurden zunehmend langsamer. Der bleierne Himmel über ihr drehte sich wie nach fünf Fahrten Achterbahn.
Ich … muss … es schaffen … oh Gott.
Schon von Weitem erkannte sie, dass sich ein gelbes Gefährt näherte. Mels Gedanken überschlugen sich. Das war ihre einzige Chance. Sie sprintete los. Mit verzweifelten Handzeichen gab sie dem Fahrer zu verstehen, dass er das Taxi anhalten sollte. Tatsächlich wurde es langsamer. Noch bevor der Wagen zum Stehen gekommen war, riss sie hektisch die Tür auf, sprang hinein und rief dem Fahrer zu, loszufahren.
Durch die verdunkelte Scheibe sah sie, dass der Junge stehengeblieben war, dem Wagen nachstarrte und schließlich zu einem immer kleiner werdenden Punkt verschwamm.
Melanie atmete erleichtert aus und lehnte den Kopf gegen das Polster. Der Innenraum roch nach Rauch und Leder.
Der Fahrer, der ob ihrer Ungeduld leicht die Stirn gerunzelt hatte, blickte inzwischen wieder nach vorne, im Rückspiegel sah sie eine Zigarette in seinem Mundwinkel. Er zog einmal kräftig daran und stieß Rauchringe in die Luft. Der unangenehme Qualm biss sich in ihrer Nase fest.
»Wohin soll's denn so eilig gehen, junge Lady?« Es klang unfreundlich.
»Paloma Avenue.«
Sie wollte sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht streichen, dabei blieb ihr Blick an ihrer blutverschmierten Hand hängen. Erschrocken verbarg sie sie in der Hosentasche.
Der Fahrer fädelte sich wortlos in den Verkehr ein, doch Melanie entgingen die verstohlenen, prüfenden Blicke, die er ihr im Spiegel zuwarf, nicht. Sein schulterlanges Haar war blond, fettig und klebte an seinem Hals. Als er an einer Ampel halten musste, wandte er sich zu ihr um. Seine verkniffenen grünen Augen schienen sie förmlich zu durchbohren.
Nachdenklich fuhr er sich über den stoppeligen Bart. Hatte er doch etwas gesehen? Eine unangenehme Stille erfüllte den Wagen. Der Fahrer beugte sich vor, um das Radio anzuschalten, und stieß erneut energisch Zigarettenqualm aus. Um sich abzulenken, wandte sich Mel der Straße zu.
Autos reihten sich wie Perlen an einer Kette auf, es ging nur schleichend voran. Fluchend ordnete der Fahrer sich hinter einem schwarzen Jeep ein.
Eine Zeit lang lauschte Mel einfach nur den uralten Songs im Radio und warf hin und wieder einen verzweifelten Blick auf ihre Uhr. Warum mussten ausgerechnet jetzt alle genau in ihre Richtung fahren? Schon über dreißig Minuten waren vergangen. Schließlich wurden die Beatles von der Radiosprecherin Anne Conelly abgelöst.
»Und jetzt die Nachrichten, es ist 09:15 Uhr … Nach langen Diskussionen wurde nun beschlossen, dass unsere wunderbare Shopping Mall …« Wie immer schwang in ihrer Stimme der Sarkasmus mit, »… nicht geschlossen wird.« Unaufmerksam lauschte Mel den Nachrichten. Es war das Übliche: die Mall in Long Beach, Gelder für den Umweltschutz, geänderte Verkehrsführung, Proteste gegen Politiker, Wahlkampf.
»Ich empfange gerade eine Eilmeldung: Ein Zweiundvierzigjähriger wurde heute Morgen tot in seinem Haus in West Side Long Beach aufgefunden. Offenbar wurde er erstochen. Nach der vermutlich weiblichen Täterin wird gefahndet. Bei weiteren Hinweisen zur Identität der Täterin oder zum Tathergang wird gebeten, sich an die Polizei von Long Beach zu wenden …«
Mel hatte das Gefühl, sich augenblicklich übergeben zu müssen.
Sie suchen nach mir!
»Alles in Ordnung, Miss?«, fragte der Fahrer mit bedrohlichem Unterton. Oder kam es ihr nur so vor? Auf einmal schienen all die Menschen auf der Straße dem Taxi hinterher zu starren. Immerhin begann der Stau, sich langsam aufzulösen, und sie konnten wieder fast normal weiterfahren.
»Ja … alles bestens …« Das klang jetzt aber gar nicht überzeugend, sie hört es selbst. Er zog eine Augenbraue nach oben. Mist, sie durfte ihn nicht misstrauisch machen! »Es ist nur … mein Onkel ist zweiundvierzig und wohnt in West Side, ich mache mir Sorgen«, log sie.
»Ihr Onkel?« Nun blitzte Mitgefühl in seinen Augen auf. »Machen Sie sich keine Sorgen, Miss. Ich bin mir sicher er ist unversehrt.«
»Ja, hoffentlich …«
Mit der Antwort anscheinend zufrieden und den Kopf sorgenvoll schüttelnd angesichts der schlimmen Zustände in der Stadt, wandte er sich wieder seiner Zigarette zu. Erleichtert atmete sie aus. Anne Conelly diskutierte weiter mit ein paar Leuten über die Shopping Mall. Die meisten waren der Ansicht, man solle das Grundstück lieber nutzen, um etwas Sinnvolles darauf zu bauen. Eine ältere Frau trieb es so weit, dass Anne ihr wütend die Meinung sagte: »Eine Shopping Mall …« Sie holte hörbar Luft, »… ist nicht sinnlos! Viele Touristen gehen gerne dort einkaufen!«
Der Diskussion zuzuhören, lenkte Melanie ab. Wahrscheinlich zählte Anne zu der shoppingsüchtigen Art von Frauen, oder sie liebte es einfach, mit anderen darüber zu streiten. Immerhin war sie nicht eine der Sorte von Moderatorinnen, die nur langweiliges Zeug von sich gaben und nie für ihre Meinung einstanden.
Als das Streitgespräch vorbei war, kam die Moderatorin erneut auf den Mord an Black zurück. Im Stillen betete Melanie, dass der Fahrer ihr nicht abermals Fragen stellen würde.
»Es ist noch nicht klar, um wen es sich bei dem Täter handelt, man vermutet jedoch, dass ein circa sechzehn Jahre altes Mädchen dafür verantwortlich ist, wie die Polizei vor ein paar Minuten preisgegeben hat. Es wird gebeten sich bei weiteren Hinweisen sofort an die zuständige Dienststelle zu wenden.«
Melanie sah in Richtung des Fahrers, um sich zu vergewissern, dass er keinen Verdacht schöpfte. Dieser war allerdings viel zu sehr mit der telefonierenden Fahrerin im Auto vor ihnen beschäftigt. Er fluchte leise.
Mels Hände wurden feucht, doch sie ignorierte es, während ihre Blicke hektisch die Straße nach Verenas Haus absuchten.
Schließlich hielt das Taxi neben dem Schild Paloma Avenue an.
»Okay, danke.« Vielleicht etwas zu erleichtert öffnete Melanie die Tür und wollte gerade aussteigen, als ihr die Bezahlung einfiel. Sie kramte in ihrer Jeans und fand zum Glück noch etwas Geld.
Ehe er weitere Fragen stellen konnte, drückte sie dem Fahrer den Fünfzig-Dollar-Schein in die Hand. Kurz hielt sie inne und blickte dem Auto hinterher, um sich zu vergewissern, dass der Fahrer nicht sehen konnte, wohin sie gehen würde. Erst als der Wagen um die Straßenecke verschwunden war ging Mel los.
Verenas Haus erkannte sie schon von Weitem an seiner grauen Fassade, den weißen Fensterläden und der schwarzen Eingangstür. Es war in einem sehr modernen Stil gebaut, mit großen Fenstern und einem Pool auf dem Flachdach. Es war riesig, mehr eine Villa als ein normales Wohnhaus. Das war nicht weiter verwunderlich, denn Verenas Eltern hatten nun wirklich keine Geldprobleme, was man deutlich sah. Das Viertel, in dem sie wohnten, lag am unteren Ende der Stadt, nicht weit entfernt von den langen Sandstränden – eine reiche und schöne Wohngegend, auch wenn Verena sie immer gerne als Spießerversammlung bezeichnete.
Glücklicherweise deutete nichts darauf hin, dass ihre Eltern zuhause waren, der silberne Mercedes parkte jedenfalls nicht auf der Straße. Es war zwar Samstag, aber sie erinnerte sich, wie Verena ihr erzählt hatte, dass ihre Eltern schon früh morgens zu einem Event nach Los Angeles fahren würden.
Die Sonne hatte sich nun endlich durch den Nebel gekämpft und die riesigen Bäume im Garten der Deems warfen lange Schatten auf den perfekt gepflegten Rasen. Das gesamte Anwesen wirkte so spießig wie der Rest der Gegend, mit dem kurz gehaltenen englischen Rasen, dem kleinen Häuschen, in dem allerlei Werkzeug verstaut war, und den polierten Bodenplatten des Weges, der zur Terrasse führte.
Melanie öffnete das kleine Metalltor und trat vor die Tür. Einen Moment lang verharrten ihre Finger über der Klingel. Dann drückte sie auf den Knopf. Ein paar Minuten verstrichen und sie wurde zunehmend nervöser. Sicherheitshalber drehte sie sich noch einmal um und vergewisserte sich, dass niemand sie sah.
Mit einem kräftigen Ruck wurde die Tür aufgerissen und ein Mädchen mit langem, kastanienfarbenen Haar und sanftem Lächeln stand auf der Schwelle. Erleichterung überkam Mel.
»Melanie!« Verena zog sie an ihre schmale Brust.
»Hey, sind deine Eltern oder Shane da?«, flüsterte Mel.
»Nein … ist was passiert?«
Stumm nickte Melanie. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Verenas Augenbrauen zogen sich zusammen und sie deutete nickend in das Innere des Hauses.
Im Wohnzimmer ließ Mel sich auf der weißen Ledercouch nieder. Vor ihr auf einem kleinen Tischchen hatte jemand eine Vase mit prachtvollen Blumen platziert, ihr Geruch verbreitete sich bis in alle Ecken des geräumigen Zimmers. An den Wänden standen weiße Lackregale, in denen eine Menge Gartenbücher standen. In der ganzen Wohnung war der Perfektionismus von Mrs. und Mr. Deem unverkennbar.
»Sag schon, was ist passiert?« Verena setzte sich neben sie.
»Du kennst doch Richard Black …«, begann Melanie.
»Ja, dein Nachbar, oder? Wieso, was ist mit ihm?«
Mel holte tief Luft und wappnete sich innerlich für das, was nun kommen würde. »Er ist tot. Ich … ich bin heute Morgen neben seiner Leiche zu mir gekommen. Gott Verena, ich hatte ein Messer in der Hand … Ich hab’ keine Ahnung, was passiert ist, ich kann mich an nichts erinnern. Vielleicht … vielleicht habe ich ihn ermordet.«
Ganz genau beobachtete Mel die Reaktion ihrer Freundin, während sie die ungeheuerlichen Worte aussprach. Verenas Ausdruck wechselte von entsetzt zu ungläubig. Immer wieder fuhr sie sich durch das dunkle Haar und schüttelte dabei den Kopf. Ihre Lippen bebten.
»Oh … mein … Gott«, flüsterte sie schließlich. »Mel! Das … das kann nicht sein.«
»Ich hatte das Messer in der Hand, seine Leiche lag vor mir auf dem Boden. Und da war überall Blut. Aber ich kann mich wirklich an gar nichts erinnern. Es ist wie ein totaler Filmriss, obwohl ich keinen Tropfen getrunken habe. Ich war doch gestern bei Becky, wir haben Plätzchen gebacken, ich hab’ bei ihr geschlafen und wollte sie ihm heute Morgen als Begrüßungsgeschenk vorbeibringen, da er ja nun endlich von seiner monatelangen Geschäftsreise nach Long Beach zurückgekommen ist.« Die ganze Ungeheuerlichkeit der Situation prasselte auf sie ein, das gewaltige Ausmaß der Katastrophe. Richard war tot und sie wurde des Mordes beschuldigt. Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Ich könnte so etwas doch niemals! Vina, du weißt, wie sehr ich Richard mag. Ich war das nicht! Auch wenn ich keine Ahnung habe, was da passiert ist.« Melanie schlug die Hände vors Gesicht. Sie wollte nicht darüber reden, wollte nur in Ruhe gelassen werden. Andererseits sehnte sie sich nach Trost, danach, dass ihr jemand sagte, dass sie sich all das nur eingebildet hätte. Nun wurde sie doch von heftigem Schluchzen geschüttelt, das sie nicht länger zurückhalten konnte.
Langsam schien Verena aus ihrer Schockstarre zu erwachen, sie fuhr sich durch die Haare. Auch in ihrem Blick lagen Schock und Unsicherheit, doch sie schien angestrengt nachzudenken, während sie ihre aufgelöste Freundin nachdenklich betrachtete.
»Wenn du sagst, du kannst dich nicht daran erinnern … dann muss es dafür ja irgendeine Erklärung geben. Niemand hat einfach so ohne Grund einen Filmriss. Du schon gar nicht. Überleg noch mal, was genau passiert ist.«
Melanie nickte und schniefte. »Ich weiß. Nur kann ich dir nicht viel mehr sagen. Eben war ich noch bei Becky und dann ist da ein großes Loch. Ich war plötzlich in Richards Haus und stand vor seiner Leiche. Überall war Blut. Das Messer in meiner Hand … was dazwischen passiert ist, kann ich nicht sagen. Da ist … nichts. – Absolut nichts, woran ich mich erinnere. Aber irgendwie weiß ich einfach, dass ich das nicht war. Irgendetwas hat mich übernommen und mich dazu gebracht!«
Es war die einzig logische Erklärung, die Melanie dafür finden konnte, auch wenn sie noch so unglaubwürdig und weit hergeholt klang.
Außerdem kam ihr etwas in den Sinn. Vor ein paar Wochen war sie bei Verena gewesen. Sie hatten bis spät in die Nacht Filme geschaut, als etwas Ähnliches passiert war, wie bei Becky. Ihr Arm hatte plötzlich angefangen zu schmerzen und sie hatte Krämpfe in den Fingern bekommen. Ihr Kopf hatte schrecklich gepocht, Punkte hatten vor ihren Augen getanzt, bis es auf einmal schwarz um sie geworden war. Als Mel jedoch wieder zu sich gekommen und Verena gefragt hatte, was geschehen war, hatte diese sie nur verwundert angeschaut.
Denn Melanie war anscheinend weder umgefallen noch hatte sie einen Kreislaufzusammenbruch erlitten. Im Gegenteil, sie hatte mit Verena auf der Couch gesessen, Chips gegessen und über Jungs geredet. Verena hatte überhaupt nichts von ihrem merkwürdigen Anfall mitbekommen und Mel hatte nicht sagen können, wie lange sie weg gewesen war. Es war ihr peinlich gewesen und sie hatte das Thema daher nicht weiter vertieft.
Und dann war der Vorfall in Vergessenheit geraten, sie hatte keinen weiteren Gedanken daran verloren. Bis heute.
Flehend sah Melanie ihre Freundin an. »Erinnerst du dich noch, als wir einmal zusammen Filme geschaut haben und ich gedacht habe, ich wäre in Ohnmacht gefallen, obwohl ich in Wirklichkeit aber die ganze Zeit ruhig neben dir gesessen habe? So war es auch jetzt. Ich weiß, das klingt wie ein schlechter Film, aber bitte glaub mir.« Ihre Stimme versagte. Sie konnte nicht verhindern, dass weiter eine Träne nach der anderen über ihre Wangen rollte.
Verena zog Mel an sich. »Okay, das ist echt krass. Ja, ich erinnere mich, das war total strange. Ach Süße, es tut mir so leid,« flüsterte sie. »Ich weiß doch, wie sehr du Richard mochtest und dass du zu so etwas nicht fähig wärst. Ich glaube dir.«
Erleichterung durchflutete Mel, während sie Verenas Umarmung erwiderte. Sie glaubte ihr! Obwohl sie die ganze Geschichte ja selbst kaum glauben konnte. Verena war einfach die Beste! Mel wischte sich die Tränen weg und atmete tief durch.
»Aber … wie konnte das geschehen? Was ist da bloß passiert?« Angestrengt zogen sich Verenas Augenbrauen zusammen. Sie schien die Frage mehr an sich selbst gerichtet zu haben. »Sag mir, woran du dich erinnerst. Jede Kleinigkeit, auch wenn sie noch so unbedeutend ist.«
»Ok. Heute Morgen war ich wie gesagt bei Becky und wollte von ihr zu Richard gehen, um ihm die Kekse zu bringen, die wir gebacken hatten. Dann war ich auf einmal in seinem Haus mit einem Messer in der Hand. Alles war voller Blut, er lag vor mir auf dem Boden, mit einer Stichverletzung in der Brust. Seine Augen, sie …« Ihr brach die Stimme und Verena drückte ihre Hand, ermunterte sie stumm, weiterzusprechen. »Und dann … ist jemand reingekommen, ein Junge ungefähr so alt wie wir.«
»Wie sah er aus?«
So gut sie konnte, beschrieb sie ihn ihrer Freundin. Nachdenklich rieb sich Verena die Stirn.
»Hast du eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte? Er wird bestimmt gegen mich aussagen. Sicher sitzt er gerade bei der Polizei. Sie bringen es sogar schon im Radio!«
Verena kannte alles und jeden. Wenn man eine Telefonnummer von irgendjemand brauchte konnte man sicher sein, dass Verena sie hatte. Nicht umsonst nannte Melanie sie manchmal zum Spaß ›Long Beachs beste Stalkerin‹.
»Na ja, ich kann mir vorstellen, dass es Samuel, Richards Sohn, gewesen sein könnte. Welcher Junge sollte sonst so früh am Morgen zu Richard gehen? Sam und seine Mutter sind nach der Trennung aus Long Beach weggezogen. Mein Bruder kennt ihn aber. Richard und Sam haben allerdings wohl seit Jahren keinen Kontakt mehr. Keine Ahnung, warum er jetzt so plötzlich hier auftauchen könnte … Hast du was mitbekommen? Von Amanda vielleicht?«
Melanie zuckte mit den Schultern, während sie angestrengt nachdachte. »Ich weiß nicht.«
»Warte, du hast gesagt, die Meldung wurde schon im Radio gesendet? Dann müsste es ja eigentlich auch im Fernsehen kommen.«
»Ja, verdammt.« Vermutlich hatte Verena recht. Ihre Chance, nicht gefunden zu werden, wurde zunehmend schlechter und Verzweiflung machte sich erneut in ihr breit.
Verena stand auf und schaltete den Fernseher ein. Sie zappte ein wenig durch die Kanäle, bis sie einen Nachrichtensender gefunden hatte.
»Oh mein Gott.« Geschockt starrten beide auf den Bildschirm. Gerade wurde ein Foto von Melanie eingeblendet; sie konnte sich noch genau erinnern, wann es aufgenommen worden war. Es war ein Schulfoto, vielleicht ein halbes Jahr alt. Ihr langes, helles Haar fiel glatt über ihre Schultern und obwohl sie es hasste, fotografiert zu werden, hatte sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen verirrt. Eigentlich fand sie das Foto sogar recht hübsch. Dennoch, das Bild in diesem Zusammenhang zu sehen … Es wurde bereits offiziell nach ihr gefahndet. Sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
Ihr Blick wanderte zu Verena, ihr schien es ähnlich zu ergehen, sie hielt sich die Hand vor den Mund und verfolgte wortlos die Nachrichten. Es wurde darum gebeten, Hinweise an die Polizei zu geben.
Endlich löste sich Verena aus ihrer Schockstarre. »Komm, wir gehen hoch«, forderte sie Melanie auf und zog sie mit sich.
In Verenas Zimmer sah es aus wie immer. Als sie die Tür öffnete, wurden sie beinahe vom Chaos erschlagen. Klamotten lagen unordentlich aufeinander, Bücher und Zeitschriften waren überall im Raum verteilt. Achtlos warf Verena ein paar T-Shirts zur Seite, irgendwo darunter vergraben steckte ihr weißer Laptop. Endlich hatte sie ihn gefunden und klappte ihn auf.
»Sag mal, was genau weißt du noch über Richard, was wichtig sein könnte? Er war ein paar Jahre in Kanada, was hat er dort gemacht?« Nachdenklich fixierte sie den Bildschirm.
»Hm, er ist Arzt soweit ich weiß. Obwohl er glaube ich nie eine eigene Praxis hatte. Und ja, er war eine Zeit lang in Vancouver, beruflich. Er hat mir nur erzählt, dass er an irgendeinem Projekt mitgearbeitet hat, aber um was es dabei ging wollte er mir nicht verraten. Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht genau, wo er jetzt gerade geschäftlich unterwegs war.«
»Warte mal.« Verena tippte 'Vancouver medizinische Projekte' in die Suchmaschine ein, die sofort ein paar Treffer ausspuckte: Bauprojekte, Kinderhilfen, Krankenhäuser und Hilfsorganisationen sprangen ihnen entgegen. Sie scrollten weiter, suchten endlos, folgten Berichten verschiedener Internetseiten. Melanie wurde zunehmend verzweifelter. Das hatte doch alles keinen Sinn. Erneut versuchte sie krampfhaft, sich an irgendetwas zu erinnern. Nur Schwärze. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen, irgendetwas in diesem undurchdringlichen Nichts zu erkennen, das sofort in ihr aufstieg, wenn sie an die letzten Stunden dachte.
Dann kehrten plötzlich Erinnerungsfetzen zurück, sie währten nur ein paar Sekunden. Da war etwas in ihrem Ohr. Wie ein Flüstern. Hatte Richard das gesagt oder war es jemand anderes gewesen? Fallen Swan. Richards Zimmer tauchte vor ihr auf. Verschwommen, als hätte man mit einem Schwamm das Bild verwischt. Die Umrisse des roten Ohrensessels, die Flammen im Kamin.
Aber da war noch etwas Anderes gewesen. Sie konnte es kaum beschreiben. Etwas Lebendiges, das sie weder sehen, festhalten noch berühren konnte, und doch füllte es den ganzen Raum. Sie spürte seinen Ruf und dass es über ihre Arme strich wie ein sanfter Windhauch. Dann setzte der Schmerz ein, noch nie hatte sie so etwas Brennendes und Furchtbares gespürt. Es zog sie weg. Riss sie heraus. Das Letzte, was sie wahrnahm, war das helle Licht des kleinen Fensters, das als winziger Punkt verschwand und schließlich erlosch. Um sie herum wurde es schwarz.
»Melanie?« Zwei panisch aufgerissene Augen schoben sich vor das Bild, das sich wieder langsam zusammensetze. Keuchend rang Mel nach Luft.
»Ist alles in Ordnung?«
»Ja«, antwortete sie, um Verena nicht noch weiter zu beunruhigen. »Sicher nur der Schock.«
Erst als sie sich vergewissert hatte, dass es ihrer Freundin wieder gut ging, wandte sich Verena erneut dem Laptop zu.
»Gib mal bitte ›Fallen Swan‹ als Suchbegriff ein«, bat Mel und spürte diesem Gedanken nach.
»Was hat denn ein gefallener Schwan mit dem Mord zu tun?« Verenas Stimme klang skeptisch.
Melanie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Es war … nur so ein Gedanke.«
Die Suchmaschine spuckte über 300.000 Treffer aus. Bei ›Fallen Swan or Vancouver‹ waren es erheblich weniger. Die Mädchen scrollten sich durch Tierschutzseiten, Bilder von Schwänen, deren Gefieder durch eine Ölpest pechschwarz glänzte, und waren kurz davor aufzugeben.
Fast hätten sie die winzige Anzeige überlesen, auf der ›Fallen Swan‹ stand. Als sie auf den Treffer klickten, baute sich eine Internetseite auf, die komplett weiß blieb, nur ein einziger Satz war darauf zu sehen. Nichts weiter. Nur dieser eine Satz.
›Forschungsprojekt Vancouver zur Steigerung mentaler Fähigkeiten.‹
»Seltsam«, sagte Mel.
Erfolglos klickten sie auf der Internetseite herum, in der Hoffnung, dass sich irgendetwas tun würde. Fehlanzeige.
Einen Moment lang herrschte Stille im Raum, bis Melanie schließlich in der Ferne das Heulen von Polizeisirenen vernahm. Verena schien sie ebenfalls gehört zu haben, denn sie sprang mit einem lauten »Shit« auf und rannte zu ihrem Schrank.
»Hier.« Sie warf Melanie einen schwarzen Rucksack zu und reichte ihr ein schwarzes Tablet. »Pack das ein, damit können wir ins Internet.« Verena zog wahllos einen Stapel Klamotten aus dem Schrank. »Wer weiß, wozu wir das noch brauchen werden, ich hole noch Vorräte, warte hier.«
»Ich glaube nicht, dass Shane das für eine gute Idee halten würde. Das ist doch seins, oder?«, gab Mel zurück.
Verena lächelte und winkte ab. »Er hält grundsätzlich nichts von dem, was ich tue, für eine gute Idee. Bin gleich wieder da.«
Mel stopfte alles in den Rucksack, der wie gemacht für übereilte Fluchten schien. Allmählich waren die Sirenen deutlicher zu vernehmen, zwar noch weit genug weg, aber viel Zeit würde ihnen nicht bleiben. Kurz fragte sie sich, wie die Polizei auf Verena gekommen war. Das musste heißen, dass die Polizei sie inzwischen identifiziert hatte. Wahrscheinlich mit Hilfe von Samuels Beschreibung. Denn dann … Amanda war nicht zuhause und Verena ihre engste Freundin. Also die naheliegendste Option. Ihre Finger schwitzten und zitterten. Die Cops waren wirklich verdammt schnell.
Wenn sie mich jetzt finden …
Endlich erschien Verena am Treppenaufgang, unter ihrem Arm klemmten zwei Perücken, eine schwarzhaarige und eine hellbraune. Sie hatte sich eine Reisetasche umgehängt, die ziemlich schwer zu sein schien.
»Okay, das wär’s.« Melanie nickte, sie konnte gar nicht in Worte fassen wie dankbar sie Verena war.
»Schnell, die Cops sind fast da! Wir sollten lieber hinten raus.« Mit dem Kopf deutete Verena in Richtung Fenster, öffnete es und kletterte an der Regenrinne hinunter. Melanie tat es ihr nach und folgte Verena ums Haus bis zum Garagentor. Sie hatte sich schon öfters gefragt, warum die Garage nicht vorn an der Straße war, heute war sie dankbar dafür.
Und Verena konnte scheinbar mal wieder Gedanken lesen: »Meine Eltern. Manchmal doch gut, dass bei ihnen immer alles außergewöhnlich sein muss!« Grinsend zuckte ihre Freundin mit den Schultern. Nachdem sie einen komplizierten Code in das Tastenfeld eingegeben hatte, öffnete sich das Tor. Ein nagelneuer schwarzer Mazda stand darin. Er war klein, Lack und Felgen glänzten.
»Sag bloß, das ist deiner!«
»Schön wär's. Der gehört Shane. Wahrscheinlich bringt er mich anschließend um, aber das ist unsere einzige Fluchtmöglichkeit.«
Mel nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Sie zog eine Augenbraue hoch. »Hast du das schon mal gemacht?«
»Na ja, ich hatte ein paar Fahrstunden bei meinem Dad.« Verena zuckte mit den Schultern und schoss im nächsten Moment mit Vollgas aus der Garage. Mel blickte sich noch um und entdeckte die Polizeiautos gerade wie sie in die Straße einbogen. Mit leicht zusammengekniffenen Augen nahm Verena die Kurve und lenkte das Gefährt in die Nachbarstraße. Ihren Fahrstil konnte man wirklich nicht als sanft bezeichnen; sie fuhr viel zu schnell und nahm die Wendungen zu eng. Aber immerhin brachten sie etwas Abstand zwischen sich und die Polizeisirenen. Das war knapp gewesen. Sehr knapp.
Mel wandte den Kopf nach links. »Was machen wir jetzt?«
»In der Stadt zu bleiben wäre zu gefährlich.«
»Den Hafen werden sie bestimmt sperren und die Straßen, die aus der Stadt rausführen, kontrollieren sie sicherlich auch.« Melanie überlegte fieberhaft. Im Geist ging sie alle Möglichkeiten durch, aber keine schien geeignet zu sein. Da fiel es ihr ein: »Warte mal, ich kenne ein verlassenes Haus vor der Stadt, gar nicht so weit weg, über den Klippen. Da es schon lange verlassen ist, findet es garantiert keiner, es führt nur ein schmaler Weg dorthin, den werden sie nicht kontrollieren.«
Verena warf ihr einen skeptischen Blick zu. Aber Mel war davon überzeugt, dass das die beste Idee war.
Die Sirenen waren verstummt, seit sie das Haus der Deems hinter sich gelassen hatten. Wahrscheinlich standen die Polizisten genau in diesem Moment vor der Haustür und warteten, dass ihnen jemand öffnete.
Auf den Straßen herrschte ein reges Treiben, aber sie kamen gut durch den Verkehr. Beunruhigt blickte Mel durch die verdunkelten Scheiben und beobachtete die Menschen am Straßenrand. Für sie war es ein ganz normaler Tag, nichts Aufregendes.
Ich wünschte, ich wäre jetzt einer von ihnen, dachte sie wehmütig. Oft hatte sie sich an solchen Tagen gelangweilt und gehofft, sie wären bald vorüber. In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als einen dieser normalen, langweiligen Tage.
Seit sie vor dreieinhalb Jahren aus Kansas weg und zu ihrer Tante Amanda gezogen war, hatte sich alles verändert. Melanie war froh über diese Veränderung, aber die Schatten der Vergangenheit und ihres alten Lebens ließen sich nicht ausradieren. Noch immer schmerzten die Gedanken an Mom und Cedric. Oft ließ sie die Erinnerungen an sich vorbeiziehen und sah sie sich an wie alte Fotos. Sie waren verschwommen, aber stets präsent.